Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, Miszellen, S. 352 |
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BÜCHERSCHAU.
Bücherschau
Maschinen-Elemente. Von Georg Lindner. Stuttgart 1910. Deutsche
Verlagsanstalt.
Das Buch stellt im wesentlichen einen zusammenstellenden Sonderabdruck dar aus den
entsprechenden Artikeln in Luegers Lexikon der gesamten
Technik. Diesen Umstand muß man bei der Beurteilung des Buches im Auge behalten,
weil sich hieraus die nicht ganz systematische Einteilung erklärt und entschuldigt.
Ueber die Anordnung des Inhaltes unter Berücksichtigung des genannten Umstandes gibt
es immerhin verschiedene Auffassungen. Ich hätte z.B. die Konstruktion der Lager aus
der Zapfenreibungsarbeit abgeleitet, also die Zapfen vor den Lagern behandelt.
Der Inhalt selbst ist mit außerordentlichem Fleiß gesammelt, gesichtet und in knapper
Form wissenschaftlich verarbeitet. Ueberall sind die wirklichen Ausführungsformen,
die Herstellbarkeit und andere praktische Gesichtspunkte hervorgehoben. Unterstützt
wird diese Absicht durch die übersichtliche Verteilung der meist sehr klar
gezeichneten, ab und zu etwas zu kleinen, aber sehr sauber gedruckten Figuren. Die
Angabe der Verwendungsgebiete der einzelnen Maschinenteile ist willkommen, im
allgemeinen gut, jedoch nicht überall in dem Umfange durchgeführt, den ich wünschen
würde. Die textliche Darstellung ist kurz und klar. Die Gleichartigkeit der
Behandlung des Stoffes ist nicht durchaus gelungen, insoweit, als die Berechnung der
meisten Maschinenteile nur kurz angedeutet ist, während andere Maschinenteile einer
ausführlichen wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden, z.B. die
Schwungräder. Die Behandlung von Maschinenteilen, deren Konstruktion von der
Arbeitsweise der Maschinen in so weitgehendem Maße abhängig ist, wie die der
Pumpenventile, würde ich im Rahmen des Buches vermieden haben. Hierzu würde die
Theorie der Pumpen gehören. Im übrigen ist anzuerkennen, daß in knappem Raum ein
sehr reiches Material und viele Anregungen geboten sind. Zu den einzelnen
Kapiteln möchte ich folgende, den Wert des Buches nicht berührende Bemerkungen
machen:
Der Berechnung der Vernietungen ist die Annahme zugrunde gelegt, daß die Nieten
abgeschoren werden. Die neueren Versuche gestatten in ausreichender Weise diese
Annahme aus der Rechnung auszuschalten. Für wechselnde Kraftrichtung darf nur die
Blechreibung zugrunde gelegt werden.
Keile mit dem Anzug 1 : 20 müssen gesichert werden. Zum Kapitel Bolzen wäre zu
bemerken, daß es mir nicht richtig erscheint, in einem Buch, welches eine allgemeine
Uebersicht und allgemeine Grundsätze geben will, die Normalien eines
Spezialbetriebes aufzunehmen, noch dazu ohne Andeutung der Sonderzwecke.
Gußeisenansammlungen, wie in Fig. 69 gezeichnet, können nicht als vorbildlich
bezeichnet werden. Das Kapitel Achsen und Wellen deutet nur die älteren
Rechnungsmethoden an und läßt den Hinweis auf die Wichtigkeit der Durchbiegung und
der Schrägstellung in den Lagern vermissen. Bei den Kupplungen fehlt vielfach die
Angabe der zulässigen Umdrehzahlen. Bei der Berechnung der Kurbelzapfen vermisse ich
die Berücksichtigung der Reibungsarbeit.
Bei den Zahnrädern werden vielfach Verhältniszahlen ohne Begründung angegeben,
dagegen fehlt der Hinweis auf die Möglichkeit der Herstellung guter und dem Betriebe
angepaßter Verzahnungen durch Abgehen von den früheren landläufigen Werten.
Verzahnungen nach Fig. 402 sollte man in Lehrbüchern überhaupt nicht aufnehmen. Da
die Verzahnung heute vielfach nach der Möglichkeit genauester Herstellung gewählt
wird, hätte das Notwendigste in dieser Richtung erwähnt werden müssen. Bei den Hanf-
und Drahtseiltrieben würden Angaben über die Wirkungsgrade von Nutzen gewesen
sein.
Einer Reihe von weiteren kleinen Wünschen, die beim Studium des Buches unbefriedigt
bleiben, stehen verschiedene Vorzüge gegenüber, zu denen ich die Beispiele für das
Einformen von Maschinenteilen zähle. Im großen und ganzen zeigt es sich, daß die Aufgabe,
ein Lehrbuch für technische Hochschulen und Mittelschulen zugleich brauchbar zu
machen, besser nicht gestellt wird, da keiner der beiden Teile hierbei auf seine
Rechnung kommt. Auch stand der Lösung dieser Aufgabe der zulässige Umfang der
Behandlung der einzelnen Teile entgegen.
Ich beschließe meine Besprechung mit einem Vorzug des Buches, nämlich mit dem Hinweis
auf die außerordentlich sorgfältigen Literaturangaben.
Heinel.
Bautechnische Physik. Von P. Himmel. Zweite Auflage. VI + 246 Seiten mit 417 Figuren.
Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner. Preis geb. M 3,80.
Wenn auch dieses Buch dasselbe Gebiet und in ungefähr demselben Umfang behandelt wie
die gebräuchlichen Schulbücher der Physik, so finden doch im einzelnen vielfache
Abweichungen mit Rücksicht auf die praktischen Bedürfnisse des Bautechnikers statt.
So werden die Wirkungen der Schornsteine und der Schornsteinaufsätze, die
Luxferprismen zur Erhellung dunkler Räume und die praktischen Verwendungen des
galvanischen Stromes ausführlich behandelt, während die Akustik auf wenige Seiten
zusammengedrängt ist.
Das Buch kann zur Benutzung an bautechnischen Schulen durchaus empfohlen werden.
Berlin.
P. Schafheitlin.
Leitfaden der bautechnischen
Algebra. Von M. Girndt. Vierte Auflage. 88
Seiten mit 29 Figuren und 2 Tafeln. Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner. Preis
kart. M 1,50.
Der Vorzug dieses Leitfadens ist, daß er nicht den Bedürfnissen vieler Schulgattungen
dienen will oder zum Selbststudium bestimmt ist, sondern in engster Fühlung mit den
praktischen Zielen der Baugewerkschule steht. Es werden nach leicht faßlicher
Ableitung der Regeln für die sieben Rechnungsarten eingehend die Benutzung der
technischen Tabellen, die graphischen Rechenmethoden und die Benutzung des
Rechenschiebers erörtert.
Ohne Zweifel wird das Buch seinen Zweck durchaus erfüllen.
Berlin.
P. Schafheitlin.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
LesEncres. Von François Margival.
Paris. Masson & Cie. Preis geh. Frcs. 2,50, geb. Frcs. 3,–.
Diagramme für eiserne Stützen. Von Oberingenieur Joh. Schmidt, Dortmund und Ingenieur Walter Schmidt, Leipzig-Gohlis. Mit 18 Tafeln. Leipzig
1912. Otto Spamer. Preis geb. M 4,–.
Maschinen und Apparate der Starkstromtechnik, ihre
Wirkungsweise und Konstruktion. Ein Lehrbuch für den Gebrauch an
Technischen Lehranstalten, zum Selbststudium und für den in der Praxis stehenden
Ingenieur. Von Gustav W. Meyer, beratender Ingenieur für
Elektrotechnik. Mit 772 Figuren. Leipzig und Berlin 1912. B. G. Teubner. Preis geh.
M 15,–, geb. M 16, –,
Anleitung zur Ausführung und Ausarbeitung von
Festpunktnivellements. Bearbeitet vom K. B. Hydrotechnischen Bureau in
München. München. Pilot & Loehle.
Die Wasserversorgung der Städte und Ortschaften, ihre
wirtschaftliche Entwicklung und Analyse. Von Dr. Philipp Steuer, Diplom-Ingenieur. Berlin 1912. Franz Siemenroth. Preis
geh. M 4,50, geb. M 5,50.
Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik und
Meteorologie. In vier Bänden. Zehnte, umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Von Leop. Pfaundler, Professor der Physik an der
Universität Graz. Vierter Band. Fünftes Buch. Magnetismus und
Elektrizität. Von Walter Kaufmann, Alfred Coehn
und Alfred Nippoldt. Zweite Abteilung. Mit 412 Figuren.
Braunschweig 1912. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis M 9,–.
Statische Tabellen, Belastungsangaben und Formeln zur
Aufstellung von Berechnungen für Baukonstruktionen.
Gesammelt und berechnet von Franz Boerner. Vierte, nach
den neuesten Bestimmungen bearbeitete Auflage. Mit 357 Figuren. Berlin 1912. Wilhelm
Ernst & Sohn. Preis geb. M 4,20.
Brücken in Eisenbeton. Ein Leitfaden für Schule und
Praxis Von C Kersten, Bauingenieur und Kgl. Oberlehrer a.
D. Teil I: Platten- und Balkenbrücken. Mit 640 Figuren. Dritte, neubearbeitete und
stark erweiterte Auflage. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 6,20,
geb. M 7,–.
EINGESANDT.
Oeffentliche Prüfungsanstalt für Maschinen und Apparate.
Der Arbeitsausschuß für die ständige Maschinen-Lehrausstellung in Dresden hat seit
dem Sommer 1911 eine öffentliche Prüfungsanstalt für Maschinen und Apparate
eingerichtet, die den Zweck verfolgt, in gänzlich unparteiischer Weise
technologische Untersuchungen an Maschinen und Apparaten aller Art durchzuführen und
die technischen Wertziffern der Objekte einwandfrei festzustellen. Diese
Untersuchungen werden von speziell für die Prüfungszwecke ausgebildeten Ingenieuren,
die gänzlich außerhalb der geschäftlichen Interessen stehen, ausgeführt und es sind
deshalb die Resultate der Prüfungen als durchaus unbeeinflußt und unparteiisch zu
bezeichnen. Durch diese Prüfungsanstalt ist insbesondere den mittleren und kleineren
Maschinenbauanstalten und verwandten Betrieben die Möglichkeit geboten, ihre
Erzeugnisse einer eingehenden technologischen Prüfung unterwerfen zulassen, so daß
auch die kleineren Betriebe sich dieser Einrichtung in derselben Weise bedienen
können, wie es in den Großbetrieben der Maschinenindustrie mit den eigenen
Prüffeldern geschieht, nur mit dem Unterschiede, daß die oben erwähnte öffentliche
Prüfanstalt von keinerlei geschäftlichen Rücksichten beeinflußt ist. Da bei der
Dresdener Prüfungsanstalt jede Art von Geschäftsgewinn ausgeschlossen ist, so
stellen sich die Gebühren für vorzunehmende Prüfungen außerordentlich niedrig und
kommen für die Kalkulation der Selbstkosten im Maschinenbau kaum in Betracht. Von
Wichtigkeit ist es ferner, daß die Prüfungen von Maschinen und Apparaten in der
Dresdener Anstalt in kürzester Frist erledigt werden, so daß durch die
Untersuchungen kein wesentlicher Zeitverlust entsteht. Auf Verlangen wird den
beteiligten Maschinenfabriken ein Beleg über die Resultate der vorgenommenen
Prüfungen ausgefertigt, so daß die Maschinenfabriken in der Lage sind, ihren
Abnehmern gegenüber einen durchaus unparteiischen Nachweis über die Wertziffern
ihrer Erzeugnisse zu erbringen. Selbst von sehr maßgeblichen Seiten aus der
Großindustrie ist anerkannt worden, daß eine derartige öffentliche Prüfungsanstalt
für alle solche Betriebe, die nicht über ein eigenes Prüffeld verfügen, von größtem
Nutzen sowohl in bezug auf den weiteren technischen Fortschritt als auch auf die
kommerzielle Verwertung ihrer Fabrikate sei. Wir glauben deshalb, den Interessen der
Maschinenindustrie dienlich zu sein, wenn wir auf die Vorteile hinweisen, die
derselben durch dauernde Benutzung der Dresdener Prüfungsanstalt erwachsen werden.
Anträge auf Prüfungen von Maschinen und Apparaten sind an den Arbeitsausschuß für
die ständige Maschinenlehrausstellung in Dresden, Helmholtzstraße 5, zu richten.
WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
Schienen-Erzeugung der Vereinigten Staaten von
Amerika 1911.
In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden im Jahre 1911 insgesamt 2822790
Tons Schienen hergestellt gegenüber 3636031 Tons im Vorjahr; es trat also ein
Rückgang um 813241 Tons oder reichlich 22,3 v. H. ein. Aus gekauften Blooms und
Schienenenden gewalzte sowie aufgearbeitete alte Schienen sind mitgerechnet. Die
Summe enthält u.a. 205409 Tons Trägerschienen und hohe T-Schienen für
elektrische und Straßenbahnen.
Auf die verschiedenen Sorten verteilte sich die Erzeugung in folgender Weise:
Staaten
Bessemerstahl Martinstahl Andere
Summe
Mengen in Tons von 1016 kg
Pennsylvanien
362435
477228
–
839663
Andere Staaten
776198
1199695
7234
1983127
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe:
1138633
1676923
7234
2822790
Die Herstellung von Bessemerstahlschienen nahm gegenüber dem Vorjahr um 745809
Tons oder 39,5 v. H. ab. Im Jahre 1911 wurden 1053420 Tons dieser Schienen aus
selbst gewonnenen Ingots und 85213 Tons aus gekauftem Stahle gefertigt.
An Martinstahlschienen wurden 74436 Tons oder 4,2 v. H. weniger als 1910 gewalzt.
Fast alle wurden aus basischem und alle aus selbst gewonnenem Flammherdstahle
angefertigt. Auf die verschiedenen Staatengruppen entfielen 1911 (und 1910)
folgende Mengen in Tons: New York, New Jersey und Pennsylvanien 579924 (445139),
Maryland, Alabama, Ohio, Indiana, Illinois, Colorado und Californien 587049
(735342).
Nach der Schwere verteilen sich die hergestellten Stahlschienen
folgendermaßen:
Schwere auf das Yard
Arten
unter45 Pfund
45 bis unter85 Pfund
85 Pfundund mehr
Summe
Mengen in Tons von 1016 kg
Bessemerstahl- schienen
111231
606300
421102
1138633
Martinstahlschienen
100755
461387
1114781
1676923
Andere
6772
9
453
7234
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe 1911:
218758
1067696
1536336
2822790
Summe 1910:
260709
1275339
2099983
3636031
(Nach Bulletin of the American Iron and Steel
Association.)
Vom Stabeisenmarkte.
(Nachdruck verboten.)
Stabeisen gehört zu den B-Produkten, deren Syndizierung im neuen
Stahlwerksverband unterblieben ist. In langwierigen Verhandlungen über die
Verbandserneuerung ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die Bildung von
Sonderverbänden für die einzelnen B-Produkte durchaus möglich und erstrebenswert
sei. Aber die Erfahrungen, die man früher gerade mit Kartellierungsversuchen
für
Textabbildung Bd. 327
Stabeisen machte, lassen die Aussicht auf zukünftigen
Erfolg recht gering erscheinen. Dennoch ist kaum zu erwarten, daß die Preise auf
dem Markt der B-Produkte vorläufig von ihrer Höhe herabsinken; die
Absatzmöglichkeiten sind gegenwärtig noch so günstig, daß selbst bei erhöhter
Produktion die aufwärtsstrebende Preisentwickelung kaum gehemmt werden dürfte.
Setzt man die gegenwärtigen Preisnotierungen für
Stabeisen an der Düsseldorfer Börse in Vergleich zu den Preisen in den
Jahren seit 1893, so ergibt sich folgendes Bild der Preisbewegungen. Es kostete
1 Tonne ab Werk in Mark:
Jahr
Fluß-stabeisen
Schweiß-stabeisen
Jahr
Fluß-stabeisen
Schweiß-stabeisen
1898
119,38
126,88
Jan. 1910
108,50
125,–
1899
165,83
189,–
April 1910
110,–
130,–
1900
183,75
203,75
Juli 1910
110–112
130,–
1901
110,–
–
Okt. 1910
110–112
130–133
1902
106,88
120,-
Jan. 1911
112–115
130–133
1903
107,50
119,38
April 1911
105–108
130–133
1904
109,12
123,75
Juli 1911
99–105
130–133
1905
109,–
127,50
Okt. 1911
100–105
132–135
1906
130,31
149, –
Jan. 1912
112–115
132–135
1907
142,50
163,75
April 1912
115–120
135–138
1908
106,25
130,75
Mai 1912
117,50–122,50
140–143
1909
101,75
123,75
Beim Vergleich der Preise fällt besonders auf, wie die Spannung zwischen
Flußstabeisen und Schweißstabeisen, die noch im Jahre 1898 sehr niedrig gewesen
war, anwuchs und in den letzten Jahren meist über 20 M hinausging. Im Mai 1912
betrug sie durchschnittlich 21,50 M. Die Mehrausfuhr
von Stabeisen, die sich durch Abzug des Imports
vom Export ergibt, ist im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres auf 2837275 dz
gestiegen gegen 2709357 dz in der gleichen Zeit des Vorjahres. Von der
Ausfuhrmenge entfielen auf Träger 936335 dz gegen 764687 dz in der vorjährigen
Vergleichsperiode, auf Formeisen, Stabeisen zum Umschmelzen usw. 1900940 dz
gegen 1944670 dz des vergangenen Jahres. Der Wert des ausgeführten Stabeisens
stieg in derselben Zeit von 27,02 auf 33,38 Mill. M. Davon entfallen auf Träger
7,45 Mill. M im Jahre 1911 und 9,45 Mill. M in 1912. Für die Beurteilung der
gegenwärtigen Lage des Stabeisenmarktes fällt einmal ins Gewicht, daß die Preise
für Kohle und Koks in der letzten Zeit erheblich gestiegen sind. An der
Düsseldorfer Börse wurden Mitte Mai folgende Kohlenpreise notiert, in Vergleich
gesetzt mit den Märznotierungen: Flammförderkohle 11,50–12,50 M pro Tonne gegen
11,25 M, Fettkohle 11,25–12,00 M gegen 10,75 M., magere Kohle 10,50–12,00 M
gegen 10,00 M pro Tonne. Gießereikohle wurde in Mai mit 18,00–20,00 M bezahlt
gegen 17,00 bis 19,00 M pro Tonne im März. Endlich kommen für den Geschäftsgang
der Stabeisenwerke die Schwankungen der Roheisenpreise in Betracht. Diese stellten sich Mitte Mai nach den
amtlichen Notierungen an der Düsseldorfer Börse pro Tonne in Mark wie folgt:
Mai
1909
1910
1911
1912
Deutsches Giessereieisen I
59–60
63–65
66
73,50
„ „ III
57–59
62–64
64
70,00
„ Bessemereisen
59–61
63–65
70
77,50
Spiegeleisen 10–12% Mangan
63–66
63–65
63–65
77,00
Textabbildung Bd. 327
Mit einem weiteren Steigen der Eisenpreise muß angesichts der günstigen
Marktlage noch immer gerechnet werden.
Personalien.
Von befreundeter Seite wird uns mitgeteilt, dass der bekannte Grossindustrielle
und Bergwerksbesitzer Herr Hugo Sachs in München, Vorsitzender Aufsichtsrat der Alpine
Zerkleinerungsmaschinen – Fabrik in Augsburg, zum Kgl. Norwegischen Vice-Konsul
ernannt wurde.
Ausschreibungen und Projekte.
Mineralien. Metalle.
Maschinen.
Türkei. Lieferung von 650 bis 1000 Tonnen Stacheldraht
nach Muster. Kriegsministerium in Konstantinopel. Vorläufiger Zuschlag am 30.
Mai, endgültiger am 5. Juni 1912. Angebote an die Generalinspektion der
befestigten Plätze bei dem genannten Ministerium, woselbst Näheres.
Aegypten. Lieferung eines Kessels für den Khedivial-Kreuzer
„Sarcea“. Verwaltung der Küstenwache (Director of Stores,
Coast Guard Administration) in Alexandrien, 1. August 1912, 12 Uhr mittags.
Näheres in englischer Sprache beim Reichsanzeiger.
Transvaal. Lieferung von Stahlkonstruktionen für das neue
Rathaus in Johannesburg. Der Stadtrat von Johannesburg hat zur
Einsendung von Offerten bis zum 14. Juni d. J. für die Lieferung und Errichtung
von Stahlkonstruktionen in Fußböden, Dächern usw. für das neue Rathaus in
Johannesburg aufgefordert. Man vermutet indessen, daß in der Spezifikation
des Architekten Material britischen Ursprungs vorgeschrieben ist. (Bericht des
Kaiserlichen Konsulats in Johannesburg.)
Türkei. Verkauf an den Meistbietenden von 132203 kg
Kupfer aus der Mine Erghana, lagernd in Samsun. Ministerium für Handel
und Landwirtschaft in Konstantinopel. Angebote in versiegeltem Umschlag bis zum
5. Juni 1912 an die Generaldirektion der Minen bei dem genannten Ministerium,
woselbst Näheres.
Britisch-Indien. Lieferung von Dampfpumpen. Nach einer
Mitteilung der „Calcutta Exchange Gazette“ vom 25. April 1912 wünscht der
Magistrat von Hooghly-Chinsurah hiernach Lieferungsofferten zu erhalten auf:
1. Two Horizontal triple expansion steam pumps capable of
pumping 50000 gallons an hour to a height of 185 feet.
2. Two vertical Single or compound high speed steam engines
and direct coupled centrifugal pumps capable of pumping 60000 gallons an
hour to a height of 55 feet.
3. Three Lancashire, Cornish or Watertube Boilers together
with all accessories.
Eventuelle Angebote sind hierfür bis zum 23. Juli d. J. an den Vorstand des
Magistrats einzureichen.
Die Spezifikation, sowie die für die Offerte zu verwendenden Formulare sind gegen
Zahlung von 75/ – Rs. (5/ – £) vom Municipal Office in Hooghly oder von dem
Sanitary Engineer, Bengal, Norton's Buildings, Calcutta, erhältlich. Der hierfür
geforderte Betrag wird bei Einreichung von Offerten zurückvergütet.
Textabbildung Bd. 327
Da für deutsche Interessenten der Termin bis zum 23. Juli d. J. für die
Beschaffung der Spezifikation und der fraglichen Formulare recht kurz bemessen
ist, wird deutschen Fabrikanten anheimgestellt, dem Handelssachverständigen bei
dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Calcutta durch Kabeltelegramm um die
Uebersendung der Papiere zu ersuchen. Die Kosten von 75/ – Rs. würden ihm dann
gleichzeitig in einem Scheck auf Calcutta zu übersenden sein, welcher Betrag
dann später dem Auftraggeber wieder vergütet werden wird.
Die Telegrammadresse des Handelssachverständigen ist: „Attache Calcutta“
und würde es genügen, das Codewort „Ihaldi“ = Sendet schnellstens
Spezifikation und Formulare für Lieferungsofferte Hooghly-Chinsurah. Betrag von
75/ – Rs. (5/ – £) für Kosten ist abgesandt, zu drahten. Für sonstige Anfragen
kann auch Liebers Standard Telegraphic Code benutzt werden.
Es sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß Hooghly am Flusse gleichen Namens
ungefähr 24 engl. Meilen stromaufwärts von Calcutta entfernt liegt. (Bericht des
Handelssachverständigen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Calcutta.)
Belgien. Lieferung einer Vorrichtung zum Entladen von
Kohlen auf der Gasanstalt. 15. Juli 1912, 11 Uhr. Hotel de Ville in
Gent. Sicherheitsleistung 10 v. H. des Angebots. Eingeschriebene Angebote zum
13. Juli. Bedingungen vom Stadtsekretariat.
Belgien. Lieferung von Ersatzstücken für Lokomotiven und
Tender für die Staatsbahnen (u.a. Stahlringe, Lokomotiven-Zylinder,
Heizröhren aus Stahl, Lokomotivenachsen). Demnächst. Börse in Brüssel. 6 Lose.
Anlieferungen an verschiedene Stationen.
Belgien. Lieferung 1. eines Kraftlastwagens mit Wasserpumpe und 2. einer auf einem Kraftwagen
befestigten drehbaren Leiter für die Feuerwehr.
Demnächst. Maison communal in Ixelles bei Brüssel. Sicherheitsleistung zu 1.
2000 Frcs., zu 2. 2500 Frcs. Bedingungen vom Stadtsekretariat.
Belgien. Lieferung von 15 Wiegebrücken in 3 Losen zu
je 5 Stück für die Staatsbahnen. Demnächst. Börse in Brüssel.
Sicherheitsleistung 900 Frcs. für jedes Los.
Belgien. Lieferung von 700 kg chemisch reinen
Quecksilbers für die Staatsbahnen. Demnächst. Börse in Brüssel.
Sicherheitsleistung 600 Frcs.
Elektrotechnische Industrie.
Belgien. Bau von elektrischen Hochleitungen usw. 5.
Juni 1912, 11 Uhr. Société nationale des chemins de fer vicinaux in Brüssel, rue
de la Science 14. 1. Bau der elektrischen Hochleitung der Kleinbahn
Brüssel-Haecht. 2. Verlegung der unterirdischen Kabel zur Speisung der
Kleinbahnen der Gruppe Namur. Eingeschriebene Angebote bis 4. Juni an dem
Generaldirektor. Lastenhefte zum Preise von 1 Fr. von der Gesellschaft.
12. Juni 1912, 11 Uhr. Ebenda. Bau der elektrischen Hochleitung des Teiles „La
Roue-Zuen“ der Kleinbahn Brüssel-Hal. Eingeschriebene Angebote zum 11.
Juni an den Generaldirektor. Lastenhefte zum Preise von 1 Fr. von der
Gesellschaft.
Türkei. Vergebung der Lieferung von telegraphischen
Apparaten, sowie dem nötigen Material zur Erbauung telegraphischer
Leitungen. Kriegsministerium in Konstantinopel. Angebote an die
Generalinspektion der befestigten Plätze bei dem genannten Ministerium, woselbst
Näheres. Sicherheitsleistung von 400 Ltq. erforderlich.
Eisenbahnmaterial.
Chile. Lieferung von 22 Lokomotivkesseln. Direktion
der Chilenischen Staatseisenbahnen in Santiago. Eröffnung der Angebote in
Santiago am 8. Juni d. J. Näheres beim Reichsanzeiger.
Verschiedenes.
Wasserbauten in den Niederlanden. Die Gemeinden
Zaandam, Wormerveer, Koog aan de Zaan, Zaandyk und Wormer haben gemeinschaftlich
beschlossen, das Fahrwasser der Achterzaan (Hinterzaan) für die
Binnenschifffahrt auszutiefen. Die hierdurch entstehenden Kosten werden auf
203000 Gulden veranschlagt. Ein Betrag von wenigstens 20000 Gulden ist von
Interessenten der Handelskammer des Zaangebietes für die Durchführung des Planes
zugesagt; im übrigen sollen die Kosten durch Zuschuß von der Reichsregierung,
von der provinzialen Regierung und von den vorgenannten Gemeinden bestritten
werden, welch letztere im Verhältnisse von 40 v. H., 40 v. H., 12 v. H., 4 v. H.
und 4 v. H. zu dem Fehlbetrage beitragen. Es ist wohl mit ziemlicher Sicherheit
anzunehmen, daß dieser Plan bald zur Ausführung gelangt. (Bericht des
Kaiserlichen Vizekonsuls in Zaandam.)
Rußland. Bahnbau. Der russische Finanz- und der
Verkehrsminister haben dem Ministerrat eine Vorlage gemacht, betreffend den Bau
einer Bahn von Czenstochow nach Sdunska Wolja mit einer Zweiglinie nach
Weruschow und auch die Garantie für die auszugebenden Obligationen beantragt.
(Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in St. Petersburg.)
––––––––––
Den beigefügten Prospekt der Firma A. L. G. Dehne in
Halle a. S. empfehlen wir der geneigten Beachtung
unserer Leser bestens.
Textabbildung Bd. 327