Titel: BÜCHERSCHAU.
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, Miszellen, S. 800
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BÜCHERSCHAU. BÜCHERSCHAU. Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre auf dogmengeschichtlicher Grundlage. Von Dr. Othmar Spann. 8°, VIII und 132 Seiten (Wissenschaft und Bildung, Bd. 95). Leipzig 1911. Quelle & Meyer. Preis geb. M 1,25. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahrzehnte mit den ihn begleitenden sozialen Umwälzungen hat das Interesse weitester Kreise an volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Problemen aufgerufen. Die Ingenieure nicht zuletzt haben begonnen, sich der hier vorliegenden, mit ihrem Berufsleben aufs engste zusammenhängenden Aufgaben bewußt zu werden. Soweit sie nicht schon während ihres Ausbildungsganges Gelegenheit zu volkswirtschaftlicher Belehrung gefunden hatten, mußten sie durch nachträgliche Studien eine Befriedigung der neu auftauchenden Bedürfnisse anstreben. Die Veranstaltung wirtschaftlicher Kurse für in der Praxis stehende Ingenieure durch den „Verein deutscher Ingenieure“ und andere Korporationen, die Begründung besonderer Zeitschriften zur Pflege der Beziehungen zwischen „Technik und Wirtschaft“, die Aufnahme ständiger wirtschaftlicher Rubriken in die fachtechnischen Organe aller Art u.a.m. legen für diese Bewegung Zeugnis ab. Daneben hat sich eine für weitere Kreise bestimmte volkswirtschaftliche Literatur in Buchform entwickelt, die noch in ständiger Vermehrung begriffen ist. Zu den erfreulichsten neueren Erscheinungen auf diesem Gebiet zählt das vorliegende Büchlein des Professors der Volkswirtschaftslehre und Statistik an der Deutschen Technischen Hochschule in Brunn, Othmar Spann. Es bildet eine wertvolle Ergänzung zu der vor einigen Jahren erschienenen, von ähnlichen Voraussetzungen ausgehenden „Volkswirtschaftslehre“ von Prof. C. J. Fuchs (Sammlung Göschen Nr. 138). Während Fuchs eine knappe Einführung in den Werdegang und die Theorie der heutigen Volkswirtschaft gibt, bietet Spann eine konzentrierte Darstellung und Kritik der großen volkswirtschaftlichen Theorien- und Systeme in der wechselnden Beleuchtung historischer Entwicklung. Stets schließt sich an die kurze Darstellung der einzelnen Systeme eine kritische Erörterung ihrer Hauptlehren, die bis zu dem heutigen Erkenntnisstande der nationalökonomischen Wissenschaft fortgeführt werden. So wird beim Merkantilismus die heutige Lehre vom Geld und von der Handels- bezw. Zahlungsbilanz, beim Naturrecht das Grundproblem der Sozialphilosophie (Individualismus – Universalismus), beim physiokratischen System die Lehre von der Produktivität und vom wirtschaftlichen Gute erörtert. An die Systeme der englischen Klassiker (Smith, Malthus, Ricardo) und ihrer Nachfolger schließt sich ungezwungen die Darstellung der Methodenfrage, der Bevölkerungslehre, der Lehre vom abnehmenden Bodenertrag, von der Grundrente und vom Werte. Die deutschen Nationalökonomen, insonderheit Thünen und Fried r. List, geben Gelegenheit zur Darstellung der Lehre vom Standort der Produktion und von Freihandel und Schutzzoll usw. Der einem besonderen Bändchen der Sammlung vorbehaltene Sozialismus wird mit Ausnahme des Marxismus nur kurz gestreift. Indem der Leser die Probleme sowohl als ihre jeweiligen Lösungen in ihrem genetischen Zusammenhange kennen lernt, wird ihm einmal die gewaltige geistige Arbeit, die hinter den so überaus abstrakt erscheinenden und doch alle Gebiete des Lebens und der historischen Wirklichkeit berührenden sozialökonomischen Lehren steckt, verdeutlicht und dann auch das Verständnis für die relative Berechtigung der einzelnen Standpunkte geweckt: Denn hier wie überall gilt es, immer wieder von der Wirklichkeit und ihren Problemen selbst auszugehen, das immerwährende Zurückgreifen auf die Tatsachen als den wahren Weg der Forschung zu erkennen. Die Darstellung des Büchleins ist flüssig, die Auswahl des Stoffes wohl abgewogen, überall merkt man die sichere Hand des mit den Quellen vertrauten Forschers. Zu bedauern bleibt vielleicht, daß der Verfasser an keiner Stelle die bedeutsame und gerade auch für mathematisch-naturwissenschaftlich geschulte Leser wertvolle neueste Leistung Franz Oppenheimers (Theorie der reinen und politischen Oekonomie, Berlin 1910) erwähnt. In einer Literaturübersicht der systematischen Hand- und Lehrbücher der Nationalökonomie darf dieses Werk nicht fehlen. Berlin. C. Walther. BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER. Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Von Dr. Freiherr v. Röll, Sektionschef im K. K. Oesterreichischen Eisenbahnministerium, in Verbindung mit zahlreichen Eisenbahnfachmännern. Zweite, vollständig neubearbeitete Auflage. Mit zahlreichen Figuren und Tafeln. Berlin und Wien 1911. Urban & Schwarzenberg. Preis der Lieferung M 1,60, K 1,90, Preis des Bandes geb. M 18,50, K 22,–. (2. Lieferung.) Die Kinematographie, ihre Grundlagen und ihre Anwendungen. Von Dr. H. Lehmann, Physiker am Zeißwerk in Jena. Mit 69 Figuren. Leipzig 1911. B. G. Teubner. Preis geh. M 1,–, geb. M 1,25. Güldner-Kalender 1912 für Betriebsleitung und praktischen Maschinenbau. XX. Jahrgang. Hand- und Hilfsbuch für Besitzer und Leiter maschineller Anlagen, Betriebsbeamte, Techniker, Monteure und solche, die es werden wollen. Begründet von Hugo Güldner, Maschineningenieur und Fabrikdirektor, gerichtlich vereideter Sachverständiger für allgem. Fabrikbetrieb und Wärmekraftmaschinenbau. Unter Mitwirkung erfahrener Betriebsleiter herausgegeben von Ingenieur Alfred Freund, Leipzig. In zwei Teilen. Mit 500 Figuren. Leipzig 1911. H. A. Ludwig Degener. Preis I. Teil geb, II. Teil geh. in Leinenband M 3,–, in Brieftaschenlederband M 5,–. EINGESANDT. Preisausschreiben des Vereins Deutscher Gießereifachleute. Der Verein Deutscher Gießereifachleute setzt für die besten Bearbeitungen der Aufgabe „Sind in den letzten 20 Jahren wirklich Fortschritte im Kupolofenbau und -betrieb gemacht worden?“ drei Preise in Höhe von 1000, 500 und 300 Mark aus. Bei der Behandlung der Preisfrage wird besonderer Wert auf den Nachweis gelegt, welche Fortschritte bezüglich der Wirtschaftlichkeit und hinsichtlich der Qualitätsverbesserung des erschmolzenen Materials gemacht sind. Auch eine Beleuchtung der hygienischen Seite des Ofenbetriebes soll stattfinden. Zur Beurteilung der einlaufenden Arbeiten ist ein Preisrichterkollegium gebildet, das aus folgenden Herren besteht: Geh. Regierungsrat Prof Dr. Ing. F. Wüst, Aachen; Kais. Regierungsrat W. Schlenker, Berlin; Prof. Dr. Ing. A. Nachtweh, Hannover; Direktor C. Gilles, Berlin; Direktor F. Meyer, Winterthur; Direktor C. Henning, Mannheim; Dipl.-Ing. H. Adämmer. Hengelo; Oberingenieur C. Humperdinck, Durlach; Direktor H. Dahl, Berlin; Gießerei-Ingenieur F. Bock, Berlin. Die näheren Bedingungen sind von der Geschäftsstelle des Vereins Deutscher Gießereifachleute, Berlin-Charlottenburg, Sybelstraße 60, zu beziehen.