Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 767 |
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BÜCHERSCHAU.
BÜCHERSCHAU.
Die Technologie des
Maschinentechnikers. Von Ingenieur Karl Meyer, Professor, Oberlehrer an den
Kgl. Vereinigten Maschinenbauschulen zu Cöln. Berlin. Julius Springer. Preis M
8–.
Die zweite Auflage des vorliegenden Buches ist der ersten schon nach drei Jahren
gefolgt und zeigt dadurch, daß das Buch guten Anklang gefunden hat. Wie der Herr
Verfasser schon im Vorwort sagt, ist das Buch in erster Linie für die preußischen
höheren und niederen Maschinenbauschulen bestimmt und soll den Anfänger in das weitverzweigte Gebiet der mechanischen
Technologie einführen. Eine große Anzahl von Abbildungen,
über die unten noch mehr gesagt werden wird, erleichtert das Verständnis des Textes.
In der Anordnung des Stoffes verfolgt der Herr Verfasser den Gang der Fabrikation
und beginnt im ersten Abschnitt mit der Darstellung und mit den Eigenschaften der im
Maschinenbau gebräuchlichsten Materialien. Es folgt im zweiten Abschnitt die
Herstellung der Gußstücke, im dritten Abschnitt die Herstellung der Schmiedestücke
und schließlich im vierten Abschnitt die Bearbeitung derselben durch
Werkzeugmaschinen. Leider fehlt ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis, das in jedem
Lehrbuch enthalten sein sollte.
Bevor ich auf die einzelnen Kapitel näher eingehe, möchte ich kurz über die Abbildungen bemerken, daß sie im allgemeinen mustergültig
ausgeführt sind, in manchen Fällen jedoch ihren Zweck nur unvollkommen erfüllen. Das
liegt daran, daß viele Abbildungen keine einzige Bezeichnung enthalten, auf die im
Text hätte Bezug genommen werden müssen. Wie soll der Leser z.B. die einzelnen Teile
eines Hochofens (Fig. 4) oder eines Puddelofens (Fig. 6) erkennen, wie soll er die
Wirkung eines Bradley-Hammers (Fig. 115) oder gar einer
Spiralbohrerschleifmaschine (Fig. 326) verstehen, wenn die Figuren keine
Bezeichnungen tragen? Wie wohltuend wirken dagegen andere Abbildungen, die in
ausgiebiger Weise mit Buchstaben oder wörtlichen Erklärungen versehen sind wie z.B.
Fig. 143 bis 145 über die Herstellung schmiedeeiserner Rohre, Fig. 337
Hobelmaschinensupport, oder Fig. 365, 369, 370, 371 über die
Holzbearbeitungsmaschinen. Andere Abbildungen dagegen sind mit Bezeichnungeu
versehen, von denen aber im Text kein Gebrauch gemacht wird, z.B. Fig. 281,
Patent-Gewindeschneid Vorrichtung, Fig. 288, Bickfordgetriebe und andere.
Im ersten Abschnitt des vorliegenden Buches ist in kurzer und treffender Form die
Darstellung des Eisens beschrieben. Nur vermisse ich hierbei eine Tabelle der
Eiseneinteilung, in der die einzelnen Eisensorten mit ihren wichtigsten
Eigenschaften in übersichtlicher Weise zusammengestellt sind. Nächst der
Eisengewinnung werden die wichtigsten Metalle und Legierungen besprochen, dann
folgen einige Kapitel über Holz, über Schmieröle und deren Prüfung, über Leder,
Gummi und zum Schluß über Asbest und Schleifmittel.
Der zweite Abschnitt bringt in übersichtlicher Anordnung die Verarbeitung der Metalle
auf Grund ihrer Schmelzbarkeit. Die Herstellung der Modelle und der Gußformen, das
Gießen und Putzen wird unter Benutzung zahlreicher Abbildungen anschaulich erklärt.
Das Kapitel über das Schwinden und über die Entstehung der Gußspannungen hätte aber
mehr zur Bedeutung gelangen sollen, denn gerade für den Maschinentechniker sind
diese Kenntnisse von größter Wichtigkeit. Was nützen ihm alle
Festigkeitsberechnungen, wenn er nicht gelernt hat, seine Gußstücke so zu
konstruieren, daß sie wenigstens annähernd spannungsfrei gegossen werden können.
Ebenso wichtig ist es für den Konstrukteur, sich genau Klarheit über den Gang der
Herstellung einer Gußform zu verschaffen. Das würde ihm an Hand der guten
Abbildungen noch leichter gelingen, wenn die wichtig sten Operationen des Einformens
fortlaufend durch Zahlen bezeichnet wären. Gerade bei verwickelten Einformungen mit
mehr als zwei Kästen, ferner bei der hier viel zu kurz behandelten
Schablonenformerei und bei den Formmaschinen ist diese Melhode der Beschreibung sehr
zu empfehlen. Bei dem Kapitel Hartguß vermisse ich die Begründung, warum das an
der Kokillenwand abgeschreckte Eisen hart ist. Im Anschluß an die Eisengießerei
hätte wohl noch einiges über die Herstellung der Stahlformgußstücke gesagt werden können, insbesondere über die Regeln, die
sich für den Konstrukteur ergeben.
Der dritte Abschnitt befaßt sich mit der Verarbeitung der Metalle auf Grund ihrer
Dehnbarkeit. Das Schmieden, Pressen, Walzen und Ziehen einschließlich der
Herstellung schmiedeeiserner Rohre gelangt in einer dem Umfang des Buches
entsprechenden Form zur Darstellung. In dem Kapitel über Maschinenhämmer ist jedoch
die Steuerung des Friktionshammers (Fig. 111) absolut unverständlich gezeichnet. Den
Schmiedepressen, die jetzt fast überall die großen Dampfhämmer verdrängt haben,
hätte man aber mehr als nur eine Seite Text einraumen sollen. Da in dem einzigen
vorhandenen Bilde einer Schmiedepresse (Dampfhämmer sind sechs abgebildet!) sogar
die wichtigsten Maße angegeben sind, hätte ich sie wenigstens dazu benutzt, den
Lesern durch eine einfache Rechnung einen Begriff von der Riesenstärke einer solchen
Presse zu geben. Ueber Schmiedemaschinen, über autogenes Schweißen und Schneiden
über elektrische und aluminothermische Schweißung habe ich weder hier noch an
anderer Stelle des Buches etwas gefunden.
In dem umfangreichsten vierten Abschnitt wird das schwierige Gebiet der
Werkzeugmaschinen in anerkennenswerter Weise behandelt. An vielen vollständig
durchgerechneten Zahlenbeispielen wird bei dem Leser ein reges Interesse für diesen
wichtigen Zweig der Technologie erweckt. Die Elemente des Werkzeugmaschinenbaues
sind mit besonderer Sorgfalt bearbeitet. Auf manche veraltete Konstruktion (z.B.
Fig. 274–276, 291 bis 292, 304) hätte man dagegen zugunsten einer ausführlicheren
Beschreibung der Werkzeuge verzichten sollen. Die so
wichtigen Kapitel des Härtens und Schleifens der
Werkzeugstähle sind sehr siefmütterlich behandelt worden. Richtig gehärtete und
geschliffene Werkzeuge bilden doch die Grundlage für einen wirthschaftlich gut
geleiteten Betrieb. Es wäre gewiß eine dankbare Aufgabe gewesen, den Leser über die
Vorgänge beim Härten des Stahls näher aufzuklären als
es geschehen ist und ihm die wesentlichen Unterschiede zwischen den
Kohlenstoffstählen und Schnellstählen zu begründen. Auch
auf die Umwälzung, die die Schnellstähle in der Konstruktion der Werkzeugmaschinen
bisher gebracht haben, sollte in einem Lehrbuch hingewiesen werden.
Die vorstehend genannten Mängel sind aber nicht so erheblich, daß sie den Wert des
Buches in Frage stellen könnten. Es ist hier mit großem Fleiß eine Fülle von
Material zusammengetragen und übersichtlich geordnet, und ich zweifle keinen
Augenblick daran, daß das Buch den vom Herrn Verfasser im Vorwort bezeichneten Zweck
auch ferner erfüllen wird. Entschließt sich jedoch der Herr Verfasser zu den oben
vorgeschlagenen Aenderungen, so glaube ich wohl, daß das Werk auch in weiteren
Kreisen noch viele Anhänger finden wird.
A. Kessner, Charlottenburg.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Gestaltungslehre. Leitfaden für den Unterricht an
Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten von Otto Frick, Architekt und Oberlehrer an der Königl. Baugewerkschule zu
Königsberg i. Pr. Erster Teil: Die Gestaltung freistehender Landhausbauten. Mit 109
Figuren. Preis geh. M 2,–. Zweiter Teil: Die Gestaltung eingebauter Wohnhäuser.
Raumausbildung. Mit 140 Figuren. Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner. Preis geh.
M 2,20.
Der elektrische Strom. Technische Plaudereien von Hans
Günther. Band I: Elemente und Elektrochemie. Mit 40 Figuren. Stuttgart. Franckh.
Preis geh. M 1,–, geb. M 1,80.
Die Bearbeitung des Glases auf dem Blasetisch. Von D. Djakonow und W. Lermantoff, Laboranten der Kaiserl. Universität St.
Petersburg. Zweite Auflage. Durchgesehen von E. K. Schneider. Mit 34 Figuren. Berlin 1911. R. Friedländer & Sohn. Preis
geh. M 6,–.
Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Von Dr. von Röll Sektionschef im K. K. österreichischen
Eisenhahnministerium. Zweite, vollständig neubearbeitete Auflage. Mit zahlreichen
Figuren und Tafeln. Berlin und Wien. Urban & Schwarzenberg. Preis geb. M 18,50.
Vollständig in etwa acht Bänden.