Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 688 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Theorie der
Wasserturbinen. Von Prof. R. Escher. Berlin
1908. Julius Springer. Preis geb. M. 8,–.
Zahlreiche Neuerscheinungen hat die Literatur über Wasserturbinen in den letzten
Jahren gebracht. Das vorliegende Werk ist nach Umfang und Darstellungsart
bemerkenswert. Es will ein „kurzes“ Lehrbuch
sein und „ist in erster Linie dazu bestimmt, den Anfänger in den Stoff einzuführen“. Der Verfasser hofft, daß
„auch der erfahrene Ingenieur, der über den ihm sonst ferne liegenden
Gegenstand sich belehren will, das Buch mit Vorteil benutzen, und daß selbst der
Fachmann es nicht unbefriedigt aus der Hand legen wird“. Man muß sagen, daß
das Werk genau in der gleichen Abstufung den genannten Leserkreisen gerecht
wird.
Wer auf diesem Gebiete noch nicht Unterricht erteilt hat, den mag es befremden, in
einem Werke von nur 267 Seiten über ein so großes Gebiet etwa 60 Seiten allein der
allgemeinen Hydraulik gewidmet zu sehen, ja selbst dabei noch die Grundbegriffe der
Mechanik erläutert zu finden. Doch hat dabei der Verfasser mit vollstem Rechte
„den Standpunkt der Studierenden im Auge gehabt, die sich in das Wesen der
Turbinen hineinarbeiten wollen, nachdem sie zwar ihren Kurs über Mechanik gehört
haben, aber noch im vollen Ringen mit deren Grundsätzen begriffen sind, ein
Zustand, der sich zumeist noch längere Zeit hinzieht“. Die Selbsttäuschung
der Studierenden, die fest überzeugt sind, alles prächtig verstanden zu haben, was
sie in der Vorlesung über Mechanik gehört haben, deren Wissen und Können aber bei
der ersten rechnerischen und praktischen Aufgabe scheitert, gibt der langen
Einleitung des Buches vollste Berechtigung, um so mehr, als der praktische Blick des
erfahrenen Fachmannes ebenso so lehrreiche wie fachlich interessante
Anwendungsbeispiele dazu gewählt hat. Vergl. u.a. die Beispiele über Spannungen und
Reibungen in Rohrleitungen mit einer sehr praktischen Druckverlusttafel für
gußeiserne Rohre.
Die verschiedenen Turbinenarten werden mit Hilfe schematischer Figuren kurz
erläutert, worauf die Grundgleichungen, der Zusammenhang zwischen den
Geschwindigkeiten und den Schaufelwinkeln und die Energie- und Wasserverluste in den
Turbinen abgeleitet bezw. besprochen werden. Darauf wird nochmals getrennt für die
einzelnen Turbinenarten der Berechnungsvorgang durchgeführt, aus pädagogischen
Gründen auch unter Berücksichtigung von Turbinenarten, die heute keine praktische
Bedeutung mehr besitzen. Dabei bemerkt man mit Vergnügen, wie der Verfasser es
versteht auf immer wieder anderem Wege das Wesentliche nach allen Seiten hin
klarzustellen. Die eigene praktische Tätigkeit des Verfassers zeigt sich ganz
besonders in dem Abschnitte über Tangentialräder, der, so kurz er auch in diesem
Buche sein muß, doch alles das bringt, was man über Tangentialräder, deren Bemessung
und besonders deren Verschaufelung lehren kann. Die
Durchsicht dieses Abschnittes gibt auch dem praktischen Konstrukteur einen guten
Ueberblick über bewährte Abmessungen und Winkel. Die etwas summarische Behandlung
der Verschaufelung von Francis-Turbinen würde einem
modernen Schaufelkonstrukteur wohl kaum genügen, dürfte vielleicht auch den Anfänger
zu leicht über die Schwierigkeiten einer guten Verschaufelung, insbesondere bei
raschlaufenden Turbinen, hinwegtäuschen. Schwer ist allerdings gerade hier die
Grenze zu bestimmen, bis zu welcher dieses Gebiet eindringlich und doch noch
verständlich genug für den Anfänger zu behandeln ist.
Der Abschnitt über das Regulieren bringt in gedrängtester Form die Grundelemente
in klarer Behandlung dem Anfänger nahe.
Das Verhalten der Turbinen bei unverändertem Gefälle und wechselnder Belastung füllt
einen auch für den Fachmann interessanten Abschnitt. Die Besprechung des Verhaltens
ähnlicher Turbinen bei verschiedenem Gefälle führt zur Aufstellung der spezifischen
Größen eines Modelles. Die Einführung einer Wassermenge von 100 l i. d. Sekunde bei
1 m Gefälle an Stelle der Leistung von 1 PS bei 1 m Gefälle soll den Einfluß
verschiedenen Wirkungsgrades ausschalten, benimmt aber gerade dadurch den
spezifischen Größen ihren Wert als Vergleichsmaßstab, da es ja praktisch nicht
darauf ankommen kann, wie viel Wasser eine Turbine bei bestimmter Drehzahl (und
Gefälle) schluckt, sondern gerade auf die dabei gewonnene Leistung.
Die Vergleichung der verschiedenen Bauarten zeigt die Ursachen des heutigen
Vorherrschens der Francis-Turbinen und der
Tangentialräder.
Einem kurzen Abschnitt über den Spurzapfen folgt noch eine Besprechung der
experimentellen Untersuchung von Turbinen, die wieder in ihrer geschickten Abfassung
die praktische Erfahrung des Verfassers erkennen läßt.
Die neuere Wasserturbinenliteratur ist berücksichtigt und an geeigneten Stellen
darauf verwiesen.
Dem Buche ist keine Tafelsammlung beigegeben, es enthält keine photographischen
Wiedergaben ausgeführter Maschinen, die Abbildungen sind fast nur schematisch oder
Diagramme. Das soll aber nicht als Nachteil hervorgehoben sein. Ist es doch oft
recht fraglich, ob solche Tafeln dem Anfänger wirklich viel nützen. Der geforderte
kleine Maßstab der Wiedergabe von Konstruktionszeichnungen zwingt dazu, Einzelheiten
wegzulassen, die gerade für die Konstruktionsformen maßgebend waren. Außerdem sind
bei Veröffentlichungen der Konstruktionszeichnungen ausgeführter Maschinen oft
Rücksichten gegenüber den betr. Firmen zu nehmen, die sich nicht immer mit dem
Lehrzweck ganz vereinbaren lassen. Für den Unterricht von Anfängern, für Studierende
dürften gute Wandtafeln in den Zeichensälen den Zweck ungleich besser erreichen
lassen. Schließlich erhöhen gute Tafelwerke den Preis für ein Lehrbuch, das große
Verbreitung gewinnen soll, zu sehr.
Nach Inhalt, Ausstattung und Preis wird vorliegendes Werk seinem Zweck vollkommen
gerecht und kann man nur wünschen, es bei den Studierenden recht verbreitet zu
sehen.
Scheuer.
Der Werdegang einer Wissenschaft.
Sieben gemeinverständliche Vorträge aus der Geschichte der Chemie von Wilhelm Ostwald. Zweite vermehrte und verbesserte
Auflage der Leitlinien der Chemie“. Leipzig 1908. Akadem.
Verlagsgesellschaft.
In der vorliegenden Sammlung von Vorträgen, die W.
Ostwald in Amerika gehalten hat, zeigt sich die glänzende Begabung des
Verfassers, schwierige wissenschaftliche Fragen von grundlegender Bedeutung durch
anmutige, klare Darstellung dem gemeinen Verständnis zu erschließen, im hellsten
Lichte. Indem er die einzelnen Dinge durch das Band der geschichtlichen Entwicklung
in fesselnder Weise verbindet, plaudert Ostwald über
Elemente, Verbindungsgewichte, Affinität, Katalyse und vieles andere. Seinen eigenen
ablehnenden Standpunkt gegenüber dem inneren Wert der Atomhypothese bringt er in
durchaus maßvoller Weise zum Ausdruck; aber über die kinetische Gastheorie urteilt
er nach meiner Meinung zu schroff.
Arndt.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
G. C. Young & W. H. Young. Der kleine
Geometer. Deutsche Ausgabe besorgt von S. u. F. Bernstein. Mit 127 Abb. und 3 bunten Tafeln. Leipzig
u. Berlin 1908. B. G. Teubner. Preis geb. M. 3,–.
Uhlands Kalender für Maschineningenieure 1909.
Begründet von Wilhelm Heinrich Uhland.
Fünfunddreißigster Jahrgang. Bearbeitet von F. Wilcke,
Ingenieur, Lehrer a. d. Baugewerke-, der Heizer- und Maschinistenschule in Leipzig.
In zwei Teilen. Erster Teil: Taschenbuch. Zweiter Teil: Für den Konstruktionstisch.
Leipzig. Alfred Kröner. Preis in Leinenband M. 3,–, in Lederband M. 4,–, in
Brieftaschenband M. 5,–.
Studien über Stuckgips, totgebrannten und
Estrichgips. Von Prof. M. v. Glasenapp.
Mitteilung aus dem chemisch-technischen Laboratorium des Polytechnikum zu Riga. Mit
20 mikrophotographischen Abb. Berlin 1908. Tonindustrie-Zeitung G. m. b. H. Preis
geh. M. 2,50.
Forscherarbeiten auf dem Gebiete des Eisenbetons.
Berechnung der gekreuzt armierten Eisenbetonplatte und deren Aufnahmeträger unter
Berücksichtigung der Kraftwirkungen nach zwei Richtungen. Von Dr.-Ing. Joh. Bapt. Bosch, städt. Bauamtmann in München. Mit 32
Abb. Berlin 1908. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geb. M. 3,60.