Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 286 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Kohlenpumpen.
Ueber das Project, welches dahin geht, Städte, selbst in grösseren Entfernungen, von
der Kohlenmine aus durch Rohrleitungen billig mit Kohlen zu versorgen, wurde
kürzlich im Technischen Verein zu Philadelphia Folgendes mitgetheilt. Die Kohlen
sollen in den Gruben fein gemahlen werden, zur Hälfte etwa mit Wasser gemischt und
dann durch Rohrleitung von den Kohlenbezirken nach den Grosstädten – New York,
Philadelphia u.s.w. – gepumpt werden. Pumpstationen entlang den Linien würden
ungefähr alle 25 Meilen nothwendig sein. Der Transport der Kohlen in dieser
Weise soll sich auf eine Entfernung von 300 bis 400 Meilen auf 10 Cents für 1 t
stellen. Für diese Entfernungen berechnen die Bahnen einen Frachtsatz von
durchschnittlich 2 Doll. für 1 t. Der gepumpte Kohlenstaub soll in grossen
Sammelbecken ausserhalb der Städte angesammelt werden, daneben sollen grosse
Fabriken für Gas, Dampferzeugung, Briquettes u. dgl. errichtet werden. Die
Ausführung sei nur eine financielle Frage. (Kraft und
Licht.)
Nickelstahl als Constructionsmaterial.
Zur Entscheidung der Frage, ob Nickelstahl wirklich die ihm von mancher Seite
nachgerühmte Ueberlegenheit gegenüber dem bisher zur Verwendung gekommenen
Constructionsmaterial besitze, hat die Pennsylvania Steel
Company vergleichende Untersuchungen angestellt, über welche H. Campbell in den Transactions der American Society of Civil
Engineers, 1895 S. 285 bis 293, berichtet. Auf dem genannten Werk wurde im
sauren Martinofen ein Satz von 4 t Nickelstahl hergestellt, der folgende
Zusammensetzung besass: C = 0,24 Proc., Mn = 0,78 Proc., S = 0,027 Proc., P = 0,032
Proc., Ni = 3,25 Proc. Aus diesem Material wurden zwei Blöcke gegossen, von denen
der eine einen Querschnitt von 457 × 508 mm und der andere 406 × 508 mm besass. Der
erstere wurde zunächst in vier Kolben von 406 × 127 mm Querschnitt ausgewalzt, die
dann wieder auf Bleche von 9½ nun bezieh. 12,7 mm Dicke weiter verwalzt wurden.
Der kleinere Block wurde zunächst auf Kolben und Knüppel und dann auf Winkeleisen
bezieh. Nieteisen verwalzt.
Zum Vergleich wurde saurer Martinstahl (I) von folgender Zusammensetzung verwendet: C
= 0,30 bis 0,35, Mn = 0,6 bis 1,0, S = 0,03 bis 0,05, P = 0,03 bis 0,05. Die Blöcke
besassen Querschnitte von 406 × 508 mm bis 610 × 813 mm. Als ferneres
Vergleichmaterial diente saurer Martinstahl (11) mit C = 0,25 bis 0,3 Proc., Mn =
0,6 bis 0,8 Proc., S = 0,03 bis 0,07 Proc., P = 0,03 bis 0,06 Proc. und Cu = 0,2 bis
0,4 Proc. Dieses Material wurde zum Bau grosser Schleusenthore für den
Cascaden-Kanal in Oregon verwendet. Die Thore bestanden aus je zwei Flügeln von 15½
m Breite und 11,3 bezieh. 16,7 m Höhe.
In folgender Tabelle sind die Durchschnittswerthe aus einer grossen Versuchsreihe
übersichtlich zusammengestellt.
Sorte
Material
Festigkeitk/qmm
Elasticitäts-grenze k/qmm
Dehnungin Proc.
ContractionProc.
bei 203 mmLänge
bei 51 mmLänge
Rundeisen
NickelstahlMartinstahl I „ II
60,4761,6354,88
44,6940,8136,41
20,1916,7023,94
34,0024,44–
46,330,352,0
Winkeleisen
NickelstahlMartinstahl I „ II
61,1361,7454,11
41,1630,0734,83
21,7519,25–
39,6734,83–
50,543,349,6
Bleche, Längs-proben
NickelstahlMartinstahl I „ II
60,3058,1955,53
41,0635,2632,80
21,0820,5026,78
39,2537,67–
52,047,052,1
Bleche, Quer-proben
NickelstahlMartinstahl I „ II
60,7559,88–
40,92(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
werden.–
16,5018,83–
28,9223,17–
36,127,4–
BeschnitteneBleche,Längsproben
NickelstahlMartinstahl I „ II
59,9959,7655,48
40,89(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
werden.34,54
19,0022,1022,03
35,5039,40–
48,348,450,8
BeschnitteneBleche,Querproben
NickelstahlMartinstahl I „ II
59,3159,28–
40,25(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
werden.–
17,1321,71–
32,5037,00–
43,441,3–
Die vorstehende Zusammenstellung zeigt, dass die Ueberlegenheit des Nickelstahls
keineswegs so gross ist, als man von vornherein erwartet hätte, und es erscheint
daher sehr zweifelhaft, ob derselbe mit Rücksicht auf seinen viel höheren Preis
wirklich berufen ist, als Constructionsmaterial erfolgreich in den Wettbewerb zu
treten. (Stahl und Eisen vom 1. December 1895.)
Metallcement.
Hauser und Co. in Zürich bringen, wie die Eisenzeitung mittheilt, eine leichtflüssige
Metallcomposition unter dem Namen „Patentmetallcement“ in den Handel. Dieser
Metallcement schmilzt bei etwa 250° wie Blei und soll sich in die zartesten Formen
giessen lassen; dabei haftet er gleich dem Kitt an allen Stoffen, wie Stein,
Mauerwerk, Metall und Holz. Gegen die Einwirkung von Wasser, Säure und Oelen ist er
fast indifferent, so dass er geeignet erscheint, Behälter für Oele und Säuren damit
zu repariren und Rohrleitungen abzudichten. In gleicher Weise eignet er sich zum
Vergiessen von einzelnen Stäben in Stein u. dgl. Da er sich beim Abkühlen etwas
ausdehnt, so ist die Adhäsionskraft sehr gross und ein Verstemmen des Gusses
unnöthig. Ein weiterer Vortheil des neuen Metalles würde dessen geringes
specifisches Gewicht von 1,5 sein. Zwecks Benutzung werden die Platten in Stücke
zerschlagen und in einem eisernen Kessel auf gelindem Feuer unter zeitweisem
Umrühren geschmolzen, bis die Masse gut dünnflüssig wird. Zum Abformen kleiner
Gegenstände benutzt man Formen aus Gyps, Thon oder Formsand.
Schmelzversuche im elektrischen Lichtbogen.
Die Temperaturen, welche im elektrischen Lichtbogen herrschen, sind die höchsten,
welche uns zugänglich sind. Der französische Chemiker Moissan hat in einem geeigneten Apparat, der aus dem schwerschmelzbarsten
Körper, reinem Kalk, bestand, Substanzen einer Temperatur von etwa 3000° aussetzen
und die bei solchen Temperaturen stattfindenden Reactionen studiren können. Von zwei
anderen Franzosen, Ducretet und Lejeune, ist im letzten Jahre ein Apparat beschrieben worden, der es
erlaubt, mit geringeren Stromstärken kleine Substanzproben der im elektrischen
Lichtbogen herrschenden Temperatur auszusetzen. Ein ähnlicher Apparat ist von der
technischen Abtheilung der Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M.
angefertigt worden und wurden damit die verschiedenartigsten Schmelzversuche
ausgeführt. Im Zeitraum von einer Minute wurde eine Anzahl schmiedeeiserner Nägel
geschmolzen und durch Zugeben von Nickel in einer weiteren Minute eine
Eisennickellegirung dargestellt. Ferner wurden Platin, Kieselsäure und Chromoxyd
geschmolzen und gezeigt, wie bei diesen Temperaturen fast alle Oxyde der Reduction
durch Kohle zugänglich sind. Zum Beweis dafür wurde Molybdänsäure mit Kohle erhitzt
und daraus ein geschmolzener Metallregulus erhalten. (Jahresbericht des Frankfurter
physikalischen Vereins, Vortrag von Dr. Neufville.)
Elektricität für Koch- und Heizzwecke.
In einer Sitzung des hannoverschen Elektrotechnischen Vereins hielt Ingenieur Dr. Hartmann aus Berlin nach der Elektrotechnischen Zeitschrift nachstehenden Vortrag über die Verwendung
des elektrischen Stromes zu Koch- und Heizzwecken im Haushalt und in der
Industrie.
„Die grosse Inanspruchnahme der Elektrotechnik für die Lieferung von Licht und
Kraft hat die Ausnutzung derjenigen Wirkung des elektrischen Stromes hintan
gehalten, welche eigentlich die nächstliegende und einfachste ist: die
Wärmewirkung. Es ist allgemein bekannt, dass ein stromführender Leitungsdraht,
beispielsweise der Glühfaden einer Glühlampe, erwärmt wird, – und im Lichtbogen
der Bogenlampe besitzen wir eine Wärmequelle, welche die höchsten Temperaturen
erreichen lässt, die man bisher künstlich erzeugen konnte. Bis vor Kurzem
bildete diese Benutzung auch fast die einzige technische Anwendung der
Stromwärme; die elektrischen Schweissverfahren von Lagrange und Hoho, Benardos u.a. gehören
hierher. Vor ungefähr 20 Jahren hatten die Amerikaner Lane Fox und Carpenter die ersten
Versuche zur technischen Ausbeutung der in einem continuirlichen,
stromdurchflossenen Leitungsdraht erzeugten Wärme gemacht, sie umwickelten
diesen Draht mit isolirendem, die Luft abschliessendem Material, wie Asbest, und
schickten einen möglichst starken Strom hindurch. Die Grenze der anzuwendenden
Stromstärke wird durch den Querschnitt und das Material des Drahtes gegeben; von
zwei Drähten desselben Materials, aber von verschiedenem Durchmesser, wird der
dünnere stärker von demselben Strome erwärmt und bei zwei solchen verschiedenen
Materials und gleichen Querschnitten ist dasselbe bei demjenigen der Fall,
welcher, wie im vorigen Beispiel, dem Strom den grösseren Widerstand
entgegensetzt. Ein frei in der Luft erhitzter Draht würde bald der
oxydirenden Wirkung des Sauerstoffs erliegen, und um dies zu verhindern und um
gleichzeitig dem Apparat eine grössere Stabilität zu verleihen, sowie zur
Vermeidung der directen Berührung zweier heisser Drahtstellen umgeben die
Genannten die Drähte mit isolirender Substanz.
Jetzt stellt man die elektrischen Heizkörper gewöhnlich auf folgende Weise her:
Auf eine gusseiserne Platte wird eine Emailleschicht ausgebreitet, welche als
Träger des stromführenden Drahtes dient. Dieser ist in möglichst engen Windungen
aufgelegt, um auf möglichst kleiner Oberfläche eine starke Erwärmung erreichen
zu können. Als Leitungsmaterialien empfehlen sich Neusilber oder die als
Rheotan, Manganin u.s.w. bekannten Legirungen mit hohem specifischem Widerstand,
sowie die aus Nickel und Stahl. Auf den Draht kommt wieder eine Emailleschicht
als Decke und nun lässt man den Draht gut mit den Emaillen zusammenschmelzen.
Die Einzelheiten der nicht einfachen Fabrikation können hier übergangen werden;
die hauptsächliche Schwierigkeit besteht darin, die Emaille so zu wählen, dass
sie von der Wärme gleich stark ausgedehnt wird, wie der Draht und die
Grundplatten. Ist das nicht der Fall, so würde bei jeder Erhitzung der starr
verbundenen Masse die Emaille sich anders dehnen als der Draht und diesen als
den weniger widerstandsfähigen Körper zerren und bald im Gefüge lockern.
Diese Heizkörper werden nun in jeder beliebigen Form und Grösse hergestellt und
können mit Einrichtungen versehen werden, um bei derselben Spannung einen
stärkeren oder schwächeren Strom hindurchzuschicken. Dadurch hat man es in der
Hand, eine bestimmte Temperatur erreichen und innehalten zu können. Da man einen
stärkeren Strom gebraucht, um einen Körper erst einmal zum Schmelzen zu bringen,
als den, der ihn nachher auf der Schmelztemperatur erhält, so ist eine derartige
Vorrichtung gelegentlich nöthig. Der elektrische Heizapparat lässt somit eine
Regulirung der Wärmezufuhr zu, wie in dieser Bequemlichkeit und Sicherheit kein
anderes Heizmittel. Da er ausserdem wenig Raum beansprucht, kann er überall da
angebracht werden, wohin man noch mit der Stromzuführung zu gelangen vermag, und
er kann also Räume heizen, bei denen ein anderes Verfahren, welches grössere
Heizkörper voraussetzt, ausgeschlossen ist. Ein weiterer, wesentlicher Vortheil
ist der, dass er ohne Flamme heizt, also keine Luftverschlechterung durch
Verbrennungsgase oder eine Feuersgefahr herbeiführt und dass er aus beliebiger
Entfernung in Betrieb gesetzt werden kann.
Da fast momentan bei Stromschluss sich die Wärme vom Heizkörper ausbreitet, ist
keine Vorheizung nöthig und die Wärmeproduction erfolgt nur während der Zeit des
Bedarfs. Die Apparate werden für jede beliebige Spannung und Stromstärke gebaut
und sind für Gleich- und Wechselstrom natürlich gleich gut brauchbar.
Was nun den Preis des elektrischen Heiz- und Kochverfahrens angeht, so richtet
dieser sich selbstverständlich nach dem Grundpreise des Stromes. Bei der
günstigsten Wärmeausnutzung, also da, bei welcher die Heizplatten in directer
Berührung mit dem zu erwärmenden Körper stehen, gehen nur wenige Procent für die
Umsetzung der elektrischen Energie in Wärme verloren; ein Versuch zeigt, dass
man 1,5 l Wasser von etwa 20° in etwa 7 Minuten mit einem Strom von 11,7 Ampère
und 109 Volt zum Kochen bringt, d.h. nur etwa 4 Proc. der theoretisch möglichen
Wärmemenge gehen verloren. Nach Berliner Preisen – 1 Kilowattstunde 16 Pf. –
würde der zu diesem Kochprocess nöthige Strom etwa 2 Pf. kosten. Steht aber die
elektrische Kraft billiger zur Verfügung, so kann auch in Bezug auf den Preis
das elektrische Heiz verfahren die übrigen Methoden aus dem Felde schlagen. Da
wir nun in der Lage sind, genau angeben zu können, welcher Betrag an
elektrischer Energie und damit an Wärmemenge zu einem bestimmten Kochprocess
erforderlich ist, so lässt sich ein Vergleich mit den gewöhnlich angewendeten
Verfahren leicht durchführen. Dieser zeigt nun, dass in den meisten Fällen nur
wenige Procent der aus der Kohle zu gewinnenden Wärmemenge zum Kochen der
Speisen selbst verwendet werden. In grossen Hotelküchen, beim Grillfeuer u.s.w.
sinkt dieser Betrag gewöhnlich auf 2 Proc; der übrige Theil geht in den
Schornstein, wird in die Küche gestrahlt oder wird auf dem relativ weiten Wege
von der Feuerung bis zur Speise verloren. Andererseits bleibt für den
elektrischen Strom auf dem Wege über Dampf- und Dynamomaschine nur etwa 6 Proc.
der in der Kohle enthaltenen Energie als elektrische zur Verfügung, und von
dieser werden rund 90 Proc. wieder als Wärme durch den elektrischen Heizapparat
ausgenutzt. Danach ergibt sich, dass für diese Fälle das elektrische Verfahren
noch mehr als doppelt so ökonomisch ist. Dass es heute noch vielfach theurer
ist, liegt, wie erwähnt, am Grundpreise des Stromes. Dafür ist eine elektrische
Küche vom
hygienischen und ästhetischen Standpunkt aus von allen den Unannehmlichkeiten
frei, welche die gewöhnliche Küche wegen der Ueberhitzung des Raumes zu einem so
ungesunden und unangenehmen Aufenthalt machen. Auch beansprucht der elektrische
Kochherd einen bedeutend geringeren Raum und weniger complicirten Aufbau als der
gewöhnliche Herd.
Die Zahl der Anwendungen des elektrischen Koch- und Heizverfahrens ist bereits
eine ausserordentlich grosse und fortdauernd steigende. Ueberall da, wo eine
directe Feuerung ausgeschlossen ist, kann man mit einfachen Mitteln elektrisch
intensiv heizen und kochen, und wo es darauf ankommt, eine sichere Regulirung
der Wärme zu haben, ist man auf dieses Verfahren geradezu angewiesen. Es seien
nun im Folgenden einige Anwendungen im Haushalt und in der Industrie angeführt,
für welche die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft
in Berlin die Apparate liefert. Für Heizzwecke werden Oefen hergestellt,
entweder in flacher Form, ähnlich einem Kaminvorsetzer, oder mit Rippenkörpern
ausgestattet. Beide Typen sind zur Erzielung verschiedener Heizeffecte mit
mehreren Schaltungen eingerichtet. Für Tischlereien und Lackirwerkstätten werden
Wärmeschränke gebaut, die einen Rauminhalt von 2 cbm haben, und deren Temperatur
sich auf 150° steigern lässt. Mit einer 8fachen Regulirung lässt sich der
Wattverbrauch dabei von 1100 bis 8800 Watt steigern. Aehnliche Schränke werden
als Speisen- und Tellerwärmer für den Speisesaal geliefert, ebenso Bratöfen
u.s.w. Für viele industrielle Zwecke haben Kochkessel und Leimkocher Eingang
gefunden. Theekocher und Kaffeemaschinen, Fleischröster und Eierkocher, Platt-
und Bügeleisen, Brennscheren und Schminkewärmer treffen wir unter den Fabrikaten
an, desgleichen Cigarrenanzünder und Löthkolben u.s.w. Bei allen diesen
Heizapparaten sind die Heizplatten so angeordnet, dass möglichst direct die
ausgestrahlte Wärme zu dem zu erhitzenden Gegenstand gelangt.
Die chemische Industrie macht sich besonders die Regulirfähigkeit der elektrisch
entwickelten Wärme, z.B. bei der fractionirten Destillation, zu Nutze. Bei
Röstprocessen, zum Trocknen der Farben, bei Exsiccatoren sind elektrische
Heizapparate im Betrieb. Der Bakteriologe sterilisirt in einem elektrischen
Ofen.
Den Verkehrsinteressen dienen die Heizkörper in Amerika bereits bei den
Strassenbahnwagen, in grossen Hotelanlagen, einigen Theatern u.s.w. Siegellack
wärmer treffen wir in Lagerräumen, Bureaus u.s.w. an; Champagnerfabriken wenden
mit Vorliebe Schmelzapparate zum Flaschenlacken an, weil sie keine directe
Flamme haben, also keine Verbrennungsgase liefern. Zum Brennen von Korkstöpseln
auf elektrischem Wege sind Maschinen im Betrieb, welche bis zu 10000 Stück
täglich zeichnen. In Tuchfabriken befinden sich zwischen den einzelnen Tuchlagen
elektrische Heizplatten und die Textilindustrie bedient sich ihrer in
Bastspinnereien. In Papiermachefabriken haben sie gleichfalls Eingang gefunden
und die Linoleumindustrie verwendet sie zum Oxydiren des Leinöls. In den
Buchdruckereien werden z.B. die Wachswalzen bei der Stereotypie elektrisch
gewärmt u.s.w.
Die Anwendung grössten Stils hat aber die mit reicher Wasserkraft versehene Stadt
Ottawa in Canada gemacht. Daselbst steht eine Turbine von 600 nur für
Heizzwecke zur Verfügung. Diese treibt eine Wechselstrommaschine, welche einen
Strom von 150 Ampère bei 1100 Volt liefert. Von den Heizapparaten erfolgt eine
Transformirung auf 50 Volt und nun macht man in der ganzen Stadt von dieser
bequemen Heizkraft einen ausgedehnten Gebrauch.
Die Zeit ist nicht mehr fern, in der das elektrische Koch- und Heizverfahren im
wirthschaftlichen Leben der Culturvölker eine bedeutende Rolle spielen
wird.“
An den Vortrag schloss sich eine längere Debatte an, in der mehrfach darauf
hingewiesen wurde, dass zur Beurtheilung der elektrischen Heizung vor allem die
Preisfrage in Betracht zu ziehen sei und bezügliche Zahlen bekannt zu geben
seien.
Schienenanlagen für elektrische Strassenbahnen.
Schienen mit unterirdischer Stromzuführung wurden vom Hörder Bergwerks- und
Hüttenverein im Friedrichsstädtischen Casino in Berlin einem Kreise von
Sachverständigen in drei Modellen vorgeführt, von denen das eine den Neubau einer
elektrischen Strassenbahn darstellte, während die beiden anderen die Umwandlung von
Pferde- u.s.w. Bahnen in elektrische veranschaulichen. Zugleich zeigten die Modelle
zwei Arten des Kanalverschlusses, und zwar durch gerillte Eisenplatten bezieh. durch
Eisenkästen mit Cementfüllung. In beiden Fällen lässt sich der Kanaldeckel leicht
abheben, so dass man zu jeder Stelle des Stromleiters heran kann, ohne das Pflaster
aufreissen zu müssen. Die aus Gusstahl bestehenden, besonders imprägnirten Kanäle
des System es „Horde“ werden in Stücken von 1½ m Länge hergestellt,
welche beim Verlegen mit einander verbunden und durch eiserne Böcke gestützt werden.
Bei einer Belastungsprobe von 4000 k hat sich keinerlei Deformation gezeigt, so dass
diesem System der Vorzug vor dem Betonunterbau gebührt. Das Gewicht des laufenden
Meters des Kanales beträgt 160 k, der Preis gegen 35 M. Sinnreich construirt ist der
Hörder Strom entnehmer, welcher für Rollcontact mit Führungsrolle eingerichtet ist;
ein Schiffchen unterhalb der Contactrollen verhindert, dass diese im Wasser laufen,
falls die Entwässerung nach den Kanalisationsrohren stocken sollte.
Einen zweiten von ihm erfundenen Stromentnehmer demonstrirte Regierungsbaumeister Birnbaum. Der Apparat beruht auf dem System des
Schleifcontacts und besteht aus einer Holzscheibe, an welcher sich seitlich zwei
Federn befinden. Die letzteren legen sich während der Fahrt an die im Kanal
befindliche Leitung und können durch eine einfache Hebelvorrichtung mit Sperrklinke
ausser Contact gesetzt werden, so dass der Uebergang von der unterirdischen zur
oberirdischen Stromzuführung sich leichter bewerkstelligen lässt, als bei dem Hörder
Stromentnehmer, welch letzterer freilich auch dauerhafter ist. (Eisenzeitung.)
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Die Blitzableiter in ihrer
Construction und Anlage. Zum Gebrauche für Baubehörden,
Feuerversicherungsanstalten, Bauherren, Architekten u.s.w. von L. Klasen. 2. Auflage. Dresden. G. Kühtmann. 108 S.
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Eine empfehlenswerte Schrift, die nach einer kurzen, aber genügenden Einleitung alle
praktischen Seiten der Blitzableitereinrichtungen in verständlicher Weise beschreibt
und erklärt.
Elektrometallurgie. Die Gewinnung
der Metalle unter Vermittelung des elektrischen Stromes von Dr. W. Borchers. 2. Auflage, erste Abtheilung (S. 1 bis
160). Braunschweig. Verlag von Harald Brunn.
Das bereits 1892 284 192 lobend erwähnte Werk erscheint hier in ganz neuer, den
erheblichen Fortschritten der Elektrometallurgie entsprechend erweiterter
Bearbeitung. Manche für die Praxis wichtige Verfahren sind mitgetheilt, bezüglich
deren der Verfasser früher gebunden war. In der vorliegenden ersten Abtheilung (die
zweite wird binnen kurzer Frist erscheinen) wird, nach einer kurzen Einleitung – die
Erklärung des Wesens der Elektrometallurgie enthaltend – die Gewinnung der Alkali-
und Erdalkalimetalle erörtert. Hervorzuheben ist, dass auch die Erdalkalicarbide
hier ausführlichere Besprechung finden. Bei der Besprechung der Erdmetalle theilt
der Verfasser die Gewinnung des Aluminiums in die Niederschlagsarbeit, die
Reductionsarbeit und die Elektrolyse.
Die mitgetheilten Methoden beruhen auf eigenen Erfahrungen und Versuchen des
Verfassers; sie werden an der Hand guter Abbildungen erläutert. Für den Hüttenmann
wird der noch folgende zweite Theil, der die Gewinnung der Schwermetalle behandeln
wird, von noch hervorragenderem Interesse sein.
Spinnradtypen. Eine Sammlung von
Handspinngeräthen, zusammengestellt von Hugo Edlen von
Rettich, Professor der Staatsgewerbeschule in Wien. Herausgegeben vom k. k.
Ackerbauministerium. Wien. Verlag des k. k. Ackerbauministeriums.
Jahrhunderte lang hat das Spinnrad als das Sinnbild des häuslichen Fleisses gegolten
und das Rad hat auch heute noch seine Daseinsberechtigung, wenn auch nicht immer und
überall. Das Spinnen mit dem Rade gewerbsmässig zu
betreiben, mit der hundertfach leistungsfähigeren Maschine in Wettbewerb zu treten,
das wäre freilich ein aussichtsloses Beginnen. Anders aber liegt die Sache, wenn es
sich darum handelt, nur. den eigenen Hausbedarf an Gespinnst und Gewebe durch
Spinnen mit der Hand zu decken, wie dies heute noch vielfach im Bauernhause der Fall
ist. Dies wird um so eher erreicht, je vollkommener die Spinnräder hergestellt
werden. Hierzu will diese interessante und schön ausgestattete Monographie einen
Beitrag liefern.