Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 71 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber die Fabrikation biegsamer Metallröhren.Vgl. 1893 287 *
13.
In neuerer Zeit wird der Herstellung biegsamer Metallröhren besondere Aufmerksamkeit
zugewendet und es ist deren Anfertigungsprocess schon so weit vervollkommnet, dass
man ganz dichte Röhren von grosser Festigkeit, für hohen Druck, sowie für die
verschiedensten Flüssigkeiten verwendbar, erhält. Ueber den Gegenstand hat Gilbert R. Redgrave in der Society of Arts einen
Vortrag gehalten, dem wir im Folgenden das Wichtigste entnehmen.
Die vor Auffindung des Kautschuks verwendeten biegsamen Röhren bestanden aus Leder
mit Nieten aus Kupfer oder Bronze, ferner aus Leinwand, welche mit Gummi oder
Firniss getränkt und über einen Dorn aufgewunden wurde; auch hat man Schläuche ohne
Naht gewebt. Erst Anfangs der vierziger Jahre kam das Kautschuk zu grösserer
Bedeutung und wurde seither auch als Material für biegsame Schläuche benutzt. Die
Fabrikation von biegsamen Röhren aus Metallen wurde schon lange angestrebt, wie dies
die verschiedenen darauf ertheilten Patente zeigen. So hat man dieselben aus
flachen, dünnen Ringen zusammengesetzt, bei welchen abwechselnd die äusseren und
inneren Ränder zusammengelöthet sind; sie werden dabei sehr biegsam, aber nicht sehr
fest und sind kostspielig. Eine andere Construction besteht darin, lange
Metallstreifen nach einer Schraubenlinie zu krümmen, so dass die Windungen sich
berühren und in ihrer Gesammtheit die cylindrische Röhrenwand bilden. Man verwendet
dazu dickeren Draht, zwischen dessen Windungen an der Innenseite dünnerer Draht oder
ein Streifen von anderem, z.B. dreieckigem Querschnitt herumläuft; ferner hat man
U-Eisen, dessen Windungen sich über einander legen und behufs Dichtung einen
Kautschukstreifen zwischen sich aufnehmen, der in der Höhlung des U liegt, dann
Draht, zu zwei Cylindern gewunden, zwischen welchen sich ein Kautschukschlauch
befindet. Röhren von den angeführten Arten sind aber entweder nicht fest oder dicht
genug, oder sie erfordern einen grösseren Materialaufwand und das Kautschuk geht
bald zu Grunde.
Soll ein Metallrohr biegsam sein, so muss es aus einer grossen Zahl kleiner Theile
bestehen, welche eine gegenseitige Drehung zulassen, und da anzunehmen ist, dass der
Querschnitt dieser Theile bei der Biegung des Rohres seine Form nicht ändern könne,
so muss ein Spielraum für die genannte Drehung vorhanden sein. Ein aus
abgesonderten, drehbar verbundenen Stücken bestehendes Rohr wird aber zu
kostspielig, daher die gestellte Aufgabe am besten durch ein schraubenförmig
gewundenes Band erfüllt wird. Mit der Herstellung solcher Röhren hat sich Levavasseur durch lange Zeit beschäftigt und
schliesslich eine wesentlich verbesserte Construction eingeführt. In ihren Anfängen
erscheint dieselbe bei Uhrketten und anderen Schmuckgegenständen, welche aus
schraubenförmig gewundenen Metallstreifen bestehen. Diese enthalten vorspringende,
der Länge nach fortlaufende Rippen, die auf der anderen Seite des Metallstreifens
als Vertiefungen erscheinen, welche die Rippe der vorhergehenden Windung aufnehmen.
Die Uhrketten erhielten dadurch die Form dünner biegsamer Röhren. So wurden z.B.
Streifen von S-förmigem Querschnitt derart gewickelt, dass die Haken an deren
Rändern in einander greifen. In ähnlicher Art lassen sich solche Ketten in
beliebigen, gefälligen Formen erzeugen.
Dieser Grundgedanke wurde später auf Herstellung grösserer Röhren zur Fortleitung von
Gasen oder Flüssigkeiten ausgedehnt, für welchen Zweck es sich um eine gute Dichtung
handelt. Man legte ursprünglich wieder Kautschukstreifen zwischen die Windungen des
Metallbandes, welches verschiedenartige Querschnitte erhielt, so den obigen
S-förmigen, dann u.a. einen solchen in der Gestalt ∞, wobei der Metallstreifen an
beiden Rändern verdickt ist und die eine dieser Verdickungen sich in die Vertiefung
in Mitte der vorhergehenden Windung einlegt. Nach vielfachen weiteren Versuchen kam
Levavasseur darauf, dem Bande die beistehende
Querschnittsform zu geben, bei welcher an beiden Rändern Kanäle von
ungleicher Grosse fortlaufen; der grössere Kanal überdeckt stets den kleineren der
vorhergehenden Windung und es ist genügender Spielraum für die gegenseitige
Verschiebung der Windungen in der Richtung der Achse des Rohres vorhanden, um eine
starke Biegung des letzteren zu gestatten. Anfangs war dabei auch noch eine Dichtung
angebracht, welche aus Hanf-, Wolle- oder Asbestfasern bestand und in eine an der
Aussenwand des kleineren Kanales befindliche Nuth zu liegen kam; endlich wurde eine
künstliche Dichtung ganz weggelassen, so dass die Metallflächen sich direct
berühren.
Obgleich die grössere Breite der Berührungsfläche den Abschluss begünstigt, erscheint
es doch auf den ersten Blick kaum möglich, dass ein so ausgeführtes Rohr auch nur
bei massiger, und um so weniger, dass es bei 14 at und noch viel höherer Pressung
vollkommen dicht bleibe; dies ist jedoch Thatsache und wäre dadurch zu begründen,
dass bei grösserem Druck auch die Windungen an den Berührungsstellen stärker gegen
einander gepresst werden, bis endlich eine Deformation eintritt; diese Grenze wird
bei einem 19 mm weiten Rohr, welches aus einem 14 mm breiten und 0,6 mm dicken
Metallband gewunden ist, dann erreicht, wenn die innere Pressung ungefähr 140 at
beträgt. Schwieriger ist die Erklärung, warum die Röhren auch bei einem Ueberdruck
von aussen dicht bleiben; schliesslich lasst sich jedoch auch dieser Umstand darauf
zurückführen, dass die Windungen stärker gegen einander gedrängt werden. Einer
zufälligen Belastung an einzelnen Stellen, z.B. durch Auftreten mit dem Fusse,
setzen die Röhren einen bedeutenden Widerstand entgegen, was in einigen Fällen
Vortheil gewährt.
Die Grösse der möglichen Biegung hängt von dem Durchmesser ab; Röhren von 0,8 und 2,5
cm Weite lassen sich zu Kreisen von bezieh. 20 und 30 cm Durchmesser biegen. Die
Herstellung erfolgt durch einen continuirlichen Process und eine einzige Maschine
aus dem Band, das von einer Rolle abläuft, eine Reihe von Walzenpaaren, welche
demselben den erforderlichen Querschnitt geben, passirt und endlich von einem sich
drehenden Dorn aufgewunden wird. Die Rohre lassen sich mit beliebiger Weite
ausführen, welche nur durch die erforderliche grössere Stärke der Betriebsmaschine
beschränkt wird: übrigens dürften nur selten Durchmesser von mehr als 20 bis 30 cm
benöthigt werden. Sie sind durch Schraubenkuppelung leicht zu verbinden, bei deren
Construction jedoch darauf zu achten ist, dass die Rohrenden beim Anziehen nicht
gedreht werden müssen, da sonst die Windungen sich lockern und nicht mehr dicht
schliessen.
Die bei der Fabrikation in einem einzigen Processe zu überwindenden Schwierigkeiten
sind allerdings nicht gering. Die Bänder, welche einen vollkommen gleichförmigen und
bei dünnen Röhren sehr kleinen Querschnitt erfordern, können nicht in sehr grosser
Länge hergestellt werden, und da zu 1 m Rohr ungefähr 10 m Band nothwendig sind,
lassen sich sehr lange Röhren nicht aus einem einzigen Band zusammenwinden. Doch
können mehrere Bänder mittels elektrischer Schweissung so gut verbunden werden, dass
man doch beliebig lange Röhren zu erzeugen vermag. Um den angegebenen Querschnitt
der Bänder zu erhalten, müssen dieselben ihrer ganzen Länge nach an sechs Stellen
rechtwinkelig gebogen werden, wozu sich nur ein sehr dehnbares Material, wie das
beste weiche Eisen, dann Kupfer und Messing eignen. Auch erfordert das Aufwinden der
Streifen auf einen Dorn eine genaue Regulirung der Spannung, das dichte
Zusammenpassen der Windungen und das schliessliche Herausziehen des Dornes aus dem
fertigen Rohr eine besondere Aufmerksamkeit.
Bei den folgenden Durchmessern hat 1 m Röhre das beigesetzte Gewicht in
Kilogramm:
Durchmesser cm
0,8
1,0
1,3
1,6
1,9
2,5
3,2
3,8
Gewicht kg
0,25
0,31
0,41
0,66
0,78
1,1
1,5
1,7
Der Durchmesser 0,8 cm ist der kleinste, mit welchem die Röhren ausgeführt werden.
Die ersten beiden Sorten vertragen nach Proben eine Spannung von 190, die dritte
(von 1,8 cm Durchmesser) 140 at und die folgenden einen bis auf 105 at (bei der
Röhre von 2,5 cm Durchmesser) abnehmenden Druck. In Bezug auf Anschaffungspreis
können die Metallrohre mit denen aus Kautschuk erfolgreich concurriren und die
ersteren werden sich mit Rücksicht auf ihre längere Dauer jedenfalls billiger
stellen.
Zum Schlusse sei eine andere kürzlich erdachte Construction biegsamer Röhren erwähnt,
bei welcher die Windungen des Bandes zusammengelöthet sind und in der Mitte
desselben eine Rippe von V-förmigem Querschnitt fortläuft, welche die Biegung des
Rohres ermöglicht, indem der Winkel zwischen den beiden Schenkeln des V sich ändert.
Es fehlt jedoch noch eine Angabe, wie diese Construction sich bewährt. (Julius v. Hauer in der Gesten:
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.)
E. Gray's Telautograph.
Der vor einigen Jahren von Elisha Gray unter dem Namen
Telautograph vorgeführte, neuerdings verbesserte Telegraph gehört zu derjenigen
Klasse von Copirtelegraphen, welche – wie die von Lacoine,
Hasler, Cowper (vgl. 1879 232 413. 1881 239 414) u.a. – die Schriftzüge des Originals im
Empfänger als einen zusammenhängenden Zug dadurch wieder erzeugen, dass über
die Züge des Originals ein Stift hinweggeführt wird, welcher bei seinen Bewegungen
in zwei Leitungen elektrische Ströme entsendet, die einen Schreibstift oder eine
Schreibfeder im Empfänger zu einer mit der Bewegung jenes Stiftes völlig
übereinstimmenden Bewegung über dem zu beschreibenden Papiere veranlassen. Ausserdem
ist noch eine dritte vom gebenden Amte nach dem empfangenden führende Leitung
vorhanden, in welche ein Strom entsendet wird, während jener Stift auf dem Originale
aufruht, wogegen beim Abheben dieses Stiftes vom Original der Strom unterbrochen
wird; dem entsprechend drückt ein in diese dritte Leitung eingeschalteter
Elektromagnet den Schreibstift auf das Papier nieder oder nicht, lässt ihn also
schreiben oder nicht.
Wolff und Ricks' Hörapparat für Telephonanlagen.
Die Deutschen Elektricitätswerke von Wolff und Ricks in Berlin kündigen einen Hörapparat für
Telephone an, welcher es ermöglichen soll, dass bei dem Gebrauche des Telephons
nicht beide Hände unausgesetzt in Anspruch genommen sind, um die schweren Hörrohre
zu halten.
Dieser Hörapparat sieht einem oben gegabelten Hörrohre ähnlich, wie es bei
Schwerhörigen angewendet zu werden pflegt und wird am Telephon durch eine dessen
Mundstück überdeckende Kapsel und eine einfache Verschlussvorrichtung befestigt. Die
Verlängerung der Kapsel bildet ein elastisches Hörrohr, dessen gegabelte Ausläufer
sich von selbst an die Ohrmuschel andrücken. Durch Anwendung des Apparates wird das
Gesprochene deutlicher gehört als sonst, da das Ohr gegen Nebengeräusche
abgeschlossen wird. Bei Telephonen mit zwei Hörrohren wird die Wirkung bedeutend
verstärkt, wenn auf jedes der beiden Hörrohre eine Kapsel aufgesetzt wird. Die von
beiden Kapseln ausgehenden Schläuche vereinigen sich dann und haben oben wieder die
gleiche Form wie der einfache Apparat. (Nach Uhland's
Rundschau.)
Bücher-Anzeigen.
Die elektrischen Einrichtungen der
Eisenbahnen. Eine Anleitung zum Selbststudium der Telegraphen-, Telephon-
und elektrischen Signaleinrichtungen von R. Bauer, A.
Prasch und O. Wehr. Hartleben's Verlag. Wien.
455 S. Geb. 6 M.
Wie der Titel besagt, ist das Werk zum Selbststudium bestimmt, musste sich deshalb
der grössten Klarheit befleissigen und sich auf das Wesentliche des weiten Gebietes
beschränken. Beides ist in anerkennenswerther Weise erreicht worden. Das Werk
zerfällt in fünf Hauptabtheilungen, welche folgende Gegenstände behandeln: I. Die
Grundgesetze der magnetischen und elektrischen Erscheinungen. II. Die Telegraphie.
III. Die elektrischen Eisenbahnsignale. IV. Die Telephonie oder das Fernsprechwesen.
V. Die Behandlung der Einrichtungen und das Aufsuchen und Beheben von Fehlern. –
Elektrische Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, das Nöthige wird in sehr
elementarer Weise in der ersten Abtheilung gegeben. Ein ausführliches Register lässt
das Buch auch als Nachsehlagebuch geeignet erscheinen.
Statik und Festigkeitslehre in ihrer
Anwendung auf Bauconstructionen, analytisch und graphisch behandelt von E. Claussen. R. Oppenheim. Berlin. 285 S. br. 7,50
M.
Das Buch enthält die Lehren der Festigkeit nach der in technischen Hochschulen
üblichen Lehrweise, und zwar, worauf der Verfasser besonders Werth legt, mit
Heranziehung der höheren Rechnungsarten. Ob das Lehrbuch dadurch wissenschaftlicher
wird, lassen wir dahingestellt; der Praktiker wird in entscheidenden Fällen ein
elementares Berechnungsverfahren vorziehen, das ihm meistens controlirbarer sein
wird. Uebrigens hat der Verfasser von der Verwendung höherer Mathematik nur
bescheidenen Gebrauch gemacht, so dass das Werk auch dem in den höheren
Rechnungsarten nur wenig Geübten empfohlen werden kann. Die Uebungsaufgaben sind gut
ausgewählt und werden das Selbststudium wesentlich fördern.