Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 313 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Anthon's Maschine zur Herstellung sogen. Holzwolle.
Die von Anthon und Söhne in Flensburg (* D. R. P. Kl. 38
Nr. 35166 vom 1. September 1885) angegebene Maschine zur Erzeugung von Holzwolle
(vgl. Baumann 1885 257 *
177) arbeitet beim Vorwärts- und Rückwärtsgange. Hierbei können verschieden breite
Holzfasern erzeugt werden, ohne daſs es nöthig ist, die zur Verwendung kommenden
Ritzmesser für jeden einzelnen Grad von Feinheit auswechseln und durch dickere oder
dünnere ersetzen zu müssen.
Textabbildung Bd. 261, S. 313
Um dies zu erreichen, sind zwei oder mehrere Reihen Ritzmesser
r hinter einander, aber seitlich etwas versetzt
angeordnet. Demgemäſs werden diese Messer je nach ihrem parallelen Abstande von
einander mehr oder weniger feine Fasern abtheilen. Die Stellung der Messer und damit
die Faserbreite ist durch Schrauben zu regeln. Die Hobelmesser m bewirken das Abschneiden der getheilten Fasern und
zwar arbeitet das eine dieser Messer beim Vorgange, das andere beim Rückgange des
Messerschlittens. Das Holz liegt auf dem Arbeitstische fest.
Schutz von Holz gegen Feuchtigkeit.
Um Holz, z.B. Messergriffe, Stöcke u. dgl., gegen Feuchtigkeit zu schützen, werden
nach J. Leiter in Wien (D. R. P. Kl. 38 Nr. 35832 vom
28. November 1885) die fertig gestellten, gut getrockneten Holzgegenstände mit dem
zur Herstellung von Hartgummi dienenden Gemenge
überzogen und dieses dann hornisirt.
Herstellung gelochter Glasscheiben und deren Verwendung zu
Lüftungszwecken u. dgl.
Die Glashütte der Gebrüder Appert liefert nach den Annales industrielles, 1886 Bd. 2 S. 27 gelochte
Glasscheiben in zwei Mustern, von denen das eine 3,2 bis 3mm,5 dick und mit 5000 Löchern auf 1qm versehen ist, während das zweite 5mm Dicke hat und auf 1qm 2900 Löcher enthält; letztere sind kegelförmig von 3mm und 6mm
bezieh. von 4mm und 7mm,5 Durchmesser. Diese Scheiben werden zum Zwecke
stetiger Lüftung als Einsätze in Fenster empfohlen (vgl. A.
Müller 1883 250 352. Wintour 1885 257 488); es sollen dabei die
gröſseren Oeffnungen der Löcher nach innen kommen, damit die einziehende Luft sich
in feinen Strahlen auflöst und Zugbelästigungen vermieden werden. Für Räume, welche
nicht stetige Lüftung erhalten sollen, wird empfohlen, entweder hinter der gelochten
Scheibe eine Glasklappscheibe oder eine zweite gelochte Scheibe anzubringen, welche
gegen die erste feststehende etwas verstellt werden kann, so daſs die Löcher sich
mehr oder weniger decken.
Die Herstellung erfolgt nach einem von der Société Appert
Frères in Clichy-la-Garenne und der Société Geneste
Herscher et Co. in Paris (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 35848 vom 23. April 1885)
angegebenen Verfahren derart, daſs man die flüssige Glasmasse oder eine noch warme
teigige Glasscheibe auf einer Platte ausbreitet, welche mit der beabsichtigten
Lochform entsprechenden Stiften versehen ist. Wird dann über die Platte eine glatte
Walze gerollt, so pressen sich diese Stifte in die Glasschicht ein. Umgekehrt kann
auch die Platte glatt sein und die Walze die Stifte erhalten.
Solche gelochte Glasscheiben dürften auch Anwendung als Siebplatten bei chemischen Apparaten u. dgl. finden.
Kohlenhalterspitze für elektrische Bogenlampen.
L. Scharnweber in Kiel (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35395 vom
12. Juli 1885) will gefunden haben, daſs Osmiumiridium
das einzige Metall sei, welches der Hitze des elektrischen Lichtbogens einigermaſsen
zu widerstehen vermag. Da dieses Metall nur in kleinen Körnern erhältlich ist, so
wird ein solches Körnchen in Platin oder Platiniridium gefaſst und durch dieses an
einem Kupferstücke befestigt, um einen sehr widerstandsfähigen Aufhalter für die
Verschiebung der Kohlenspitzen bei seinen elektrischen Bogenlampen (vgl. 1886 259 * 168. * 268) herzustellen.
Pollak und v. Nawrocki's galvanische Batterie.
Behuſs Raumersparniſs und zu gröſserer Bequemlichkeit beim Füllen und Entleeren
ordnen K. Pollak in Sanok, Galizien, und G. W. v. Nawrocki in Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
36003 vom 6. Mai 1885) in ihrer Tauchbatterie eine entsprechende Anzahl von
Elementen radial um einen runden oder vielkantigen,
unten durch einen Stöpsel verschlossenen Schacht an. Aus jeder der durch radiale
Scheidewände zwischen dem Schachte und dem äuſseren Mantel des Gefäſses gebildeten
Zellen führt nahe am Boden ein kleiner Kanal nach dem Schachte; die Kanäle sind
durch den Stöpsel verschlossen. In jeder Zelle befinden sich parallel zu den beiden
Scheidewänden zwei Zinkplatten und jede derselben hat zu ihren beiden Seiten zwei
Kupferplatten. Die Elektrodenplatten werden von einem auf dem oberen Ende des
Gefäſses aufliegenden Roste getragen, welcher an der das Gefäſs umgebenden
metallischen Hülle befestigt ist. Die Zinkplatten sind mit der früher geschützten
Umhüllung (vgl. 1886 260 143) versehen. Das Füllen und
Nachfüllen der Elemente geschieht dadurch, daſs Kupfervitriol mit etwa 5 Proc.
Weinsteinsäure in. Form von prismatischen Stäben gepreſst und in die Prismen
eingestellt werden, welche die nach dem Inneren der Zellen hin liegenden
Kupferplatten bilden.
Edson's Verfahren zur Herstellung künstlichen
Elfenbeines.
Eine Nachahmung geäderten Elfenbeines will J. B. Edson
in Brooklyn (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 39 vom 13. Mai 1886) durch
Aufeinanderlegen zweier oder mehrerer dünner Lagen verschieden gefärbter Xylonite
oder anderen aus Schieſswolle bereiteten Stoffen herstellen.
Vor Allem muſs das hörn artig durchscheinende Xylonit undurchsichtig gemacht werden,
wozu man vor oder nach dem Walzen der Masse (vgl. 1884 254 231) dem heller zu haltenden Theile 2 bis 55 Gew.-Proc. und dem
dunkler zu haltenden Theile 2,5 bis 60 Proc. Zinkweiſs beigefügt. Auſserdem setzt
man jedem Theile 0,02 bis 0,005 Proc. gelben Farbstoff zu, welcher aus sog.
Mediumchrom, Chromorange, hellem Zinnober oder Mackinaw-Zinnober bestehen kann,
wobei man durch Beimengung ganz kleiner Dosen von Kobaltblau einen grünlichen Stich erzielen kann. Die
Menge des Zinkweiſszusatzes, sowie die Wahl des Farbstoffes richtet sich nach der
Sorte Elfenbein, welche man nachmachen will. Nachdem jede Masse für sich zwischen
Walzen so lange verarbeitet worden, bis sie die geeignete Zähigkeit angenommen hat,
was etwa 30 Minuten erfordert, werden die Walzen auf eine Entfernung von etwa 1mm,5 eingestellt und die noch warme Xylonitmasse
auf dünne Platten ausgewalzt. Eine gröſsere Anzahl solcher Platten aus beiden Massen
wird abwechselnd über einander gelegt und durch Pressen oder Walzen unter Beihilfe
von Wärme zu einem Blocke vereinigt, aus welchem man dann, wie aus Elfenbein, die
verschiedenartigsten Gegenstände erzeugen kann.
Herstellung von Asphaltmastix.
Zur Herstellung von Asphaltmastix werden nach A. L.
Barber in Washington (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 80 vom 7. März
1886) 70 bis 80 Th. fein gemahlener trockener Kalkstein mit 30 bis 20 Th. eines
Gemisches von 80 Th. gereinigtem Trinidad-Asphalt und 20 Th. Erdölrückständen
gemengt. (Vgl. Lortzing 1884 251 231. 1885 256 95.)
Verfahren zum Entzinnen von Weiſsblechabfallen.
Nach Angabe des Vereins chemischer Fabriken in Mannheim
(D. R. P. Kl. 40 Nr. 36205 vom 25. August 1885) werden die Weiſsblechabfälle bei
etwa 400° mit wasserfreier gasförmiger Salzsäure behandelt. Es entsteht hierbei
Zinnchlorür und Wasserstoff nach der Gleichung: Sn + 2HCl = SnCl2 + 2H. Das gebildete Zinnchlorür destillirt bei
dieser Temperatur ab und wird weiter verarbeitet.
Verfahren zur Darstellung von Blutdünger.
Nach v. Stein in Gr.-Kochberg bei Rudolstadt (D. R. P.
Kl. 16 Nr. 36094 vom 11. Juli 1885) wird eine durch Mischen von frischem
Schlachtblut, saurem Kaliumphosphat, Kaliumcarbonat, Chilisalpeter und Blutmehl
erhaltene Masse mit Mischungen, bestehend aus Dextrin und Kaliummagnesiumsulfat
einerseits und wasserlöslichem Natriumsilicat andererseits innig vermengt,
getrocknet und vermählen. (Vgl. A. Müller 1886 259 55.)
Ueber die Gährung des Zellstoffes.
F. Hoppe-Seyler (Zeitschrift für
physiologische Chemie, 1886 S. 201) findet, daſs die Entwicklung von Methan
und Kohlensäure in feuchtem Erdboden, welcher Pflanzenreste enthält, namentlich bei
Temperaturen über 18° lebhaft ist, während unter 8° keine Gasentwickelung mehr
beobachtet wurde. Da die Gasentwickelung durch Erhitzen über 60° und durch Zusatz
gährungsfähiger Stoffe dauernd verhütet wird, so liegen hier Gährungserscheinungen
vor.
Hoppe-Seyler erwähnt, daſs das Vorhandensein
entzündbarer Luft in Steinkohlenflötzen und ihr
Ausströmen bei der Gewinnung der Steinkohle, sowie das Ausströmen entzündlicher Gase
aus Sümpfen, Seen u. dgl. bereits im vorigen Jahrhunderte in weiteren Kreisen
bekannt war, schon vor dem Briefe von Alexander Volta
an seinen Freund, den Pater Campi, vom 14. November
1776, welcher diesen Gegenstand behandelt; doch ist Volta als der eigentliche Entdecker dieser Naturerscheinung anzusehen, um
so mehr, als er zum ersten Male die chemischen Eigenschaften des entwickelten Gases
untersucht und dabei gefunden hat, daſs dasselbe in bestimmten Volumenverhältnissen
mit atmosphärischer Luft gemischt werden muſs, um eine möglichst starke Explosion
bei der Entzündung der Mischung zu bewirken. Auch hat Volta festgestellt, daſs diese entzündbare Luft nicht bloſs in unter
Wasser stehendem Lande, sondern auch in solchem Boden sich entwickelt, welcher nur
sehr wenig vermodernde Pflanzenstoffe enthält; er erkannte ihr Fehlen in solchem
Boden, der keine organischen Stoffe einschlieſst, und ihr reichliches Vorkommen in
jeder Erde, welche an pflanzlichen und thierischen Resten reich ist.
Ueber die Herstellung von fester kaustischer Soda.
Nach Mittheilungen von G. E. Davis im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S.
351 wurden gleichzeitig mit den von P. Hart erwähnten
Versuchen in Ardwick
Bridge (vgl. S. 183 d. Bd.) auch kleinere Mengen fester kaustischer Soda in den St.
Rollox-Werken bei Glasgow hergestellt. Das Verdienst, kaustische Soda zuerst im
groſsen Maſsstabe hergestellt zu haben, gebührt Gamble
in St. Helens, welcher das von Gossage patentirte
Verfahren in seiner Fabrik ausarbeitete. Weiſse kaustische Soda wurde jedenfalls
zuerst von Pauli und Evans
und M. Bryde in St. Helens ums J. 1862 im groſsen
Maſsstabe hergestellt. Auch Roberts, Dale und Comp. in
Manchester gehören zu den ersten Fabrikanten von weiſsem Aetznatron.
Verfahren zur Darstellung von Pepton.
Als Nucleoproteїne bezeichnet E. Merck in Darmstadt (D.
R. P. Kl. 53 Nr. 35724 vom 6. Oktober 1885) solche Stoffe, welche beim Kochen mit
Wasser unter Druck, sowie durch Säuren, Alkalien oder Fermente in Nucleїn und in
Eiweiſs bezieh. Pepton zerfallen, z.B. das Vitellin des Eigelb oder das Caseїn der
Milch.
Zur Herstellung von Pepton werden diese Stoffe mit Wasser unter Druck bei 150 bis
170° so lange behandelt, bis die Menge des abgespaltenen Nucleїns sich nicht mehr
vermehrt. Hierfür sind z.B. bei Anwendung von 100g
Caseїn und 1l destillirten Wassers etwa 10 Stunden
nöthig. Das ausgeschiedene Nucleїn wird durch Filtration entfernt, die Peptonlösung
noch weiter mit Wasser unter Druck bei 150 bis 170° digerirt, falls noch gröſsere
Mengen unverändertes Eiweiſs in der Lösung enthalten sein sollten. Die zuletzt
erhaltene Lösung enthält Caseїnpepton, welches in bekannter Weise abgeschieden
wird.
Nach einem anderen Verfahren wird das Nucleoproteїn mit 0,1 procentiger Natronlauge
so lange bei 80 bis 90° behandelt, bis der nach Neutralisation mit Säure auftretende
Nucleїnniederschlag sich nicht weiter vermehrt. Hierzu sind bei Anwendung von 100g Caseїn und 1l
der verdünnten Natronlauge etwa 8 Stunden nöthig. Die alkalische Lösung wird
neutralisirt, filtrirt und das Pepton ausgeschieden. Oder das Nucleoproteїn wird in
destillirtem Wasser mit oder ohne Zusatz von etwa 1 Proc. Aetzkali vertheilt, einige
Zeit bei 40° behandelt, dann mit einem Fermente, welches in alkalischer Lösung
peptonisirend wirkt, z.B. mit Trypsin (Pankreas-Ferment), versetzt und so lange bei
40° gehalten, bis sich der bei der Neutralisation auftretende Nucleїnniederschlag
nicht mehr vermehrt.
Verfahren zur Herstellung von trockenem Alizarin.
Nach L. Heffter in Moskau (D. R. P. Kl. 22 Nr. 36289 vom
2. December 1885) erhält man ein Präparat, welches nach dem Trocknen bei der
Zertheilung in Wasser die Färbekraft und die sonstigen Eigenschaften des „Alizarin en pâte“ hat, wenn man das 20 bis 30 procentige Alizarin
so, wie es aus der Filterpresse kommt, zur Neutralisation der vorhandenen Säure mit
Natronlauge versetzt, bis der gelbe Stich ins Bräunliche übergeht. Alsdann fügt man
Essigsäure bis zum Wiedererscheinen der gelben Farbe des Alizarins hinzu und noch 2
bis 8 Procent (auf das Gewicht des trockenen 100 procentigen Alizarins berechnet)
eines in Wasser löslichen Salzes, z.B. Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorammonium,
schwefelsaures Kali u. dgl. Die Wirkung beginnt schon, wenn 2 Procent dieser fremden
Bestandtheile im trockenen Alizarin enthalten sind; sie ist vollendet und am
schnellsten bei 8 Procent. Sobald nämlich Essigsäure und diese Salze dem Alizarin
zugefügt worden sind, wird letzteres eine viel dickere Paste, als es war. In diesem
Zustande wird es am besten bei nicht über 70° getrocknet.
Das so getrocknete Alizarin, eine sehr leichte, poröse, stückige Masse bildend, hat
die Eigenschaft, von selbst, ohne gepulvert zu sein, mit Wasser benetzt zu Brei zu
zerfallen, und ist, nachdem man es mit einem weichen Pinsel durch ein geeignetes
Sieb gebracht hat, unmittelbar zum Färben und Drucken zu gebrauchen.