Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 308 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Ueber Schachtseile und Seilkosten.
Wenderoth in Saarbrücken berichtet in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1882
S. 77 über die vom kgl. Oberbergamt zu Dortmund und der kgl. Bergwergsdirektion zu
Saarbrücken an Förderseilen gesammelten statistischen Erhebungen.
Im Zeitraum von 1877 bis 1880 wurden im Dortmunder Bezirk 722 Stück, im Saarbrückner
Bezirk 286 Stück Seile beobachtet. Die Seilkosten für 1 Meter-Tonne stellen sich im
Saarbrückner Bezirk fast überall höher als im Dortmunder, weil in ersterem die Seile
auch zur Seilfahrt benutzt, daher bald abgelegt werden. Die plötzlichen Seilbrüche
betrugen im Bezirk:
Dortmund
Saarbrücken
Im J.
1877
8,98 Proc.
7,96 Proc.
1878
9,40
1,80
1879
5,23
6,89
1880
4,70
3,13
Die durchschnittliche Nutzleistung eines Seiles betrug im Dortmunder Bezirk mehr wie
das doppelte als im Saarbrückner. Die Kosten für jede geförderte Meter-Tonne sind
fast durchwegs von Jahr zu Jahr abnehmend. Die Bandseile aus Guſsstahl oder Eisen
stellen sich viel höher im Preise als Rundseile aus gleichem Material. Bandseile aus
Aloefaser zeigten sich im Dortmunder Bezirk billiger als Guſsstahlrundseile.
Trotzdem sind sie auf den Gruben der beiden erwähnten Bezirke nur ausnahmsweise im
Gebrauch, während sie in Belgien und Frankreich auf fast allen Gruben angewendet
werden und den Vortheil der Ausgleichung der Seillast gewähren. Bei den
Guſsstahlseilen werden die gemachten ungünstigen Erfahrungen wohl ihren Grund in der
nicht entsprechenden Qualität des Drahtes haben und dürfte ein Draht, welcher bei
der Bruchbelastung eine gröſsere Dehnung als 2 Proc. zeigt, wesentlich günstigere
Resultate liefern.
Eisenrundseile zeigen sich bei gutem Material und nicht allzu groſser Förderteufe
noch immer als die ökonomischesten. Gute Behandlung der Seile übt einen sehr
wesentlichen Einfluſs auf deren Dauer aus. Zum Aufbewahren der Reserveförderseile
sollen nur trockene, gegen Witterungseinflüsse geschützte Räumlichkeiten verwendet
werden. Die Seile müssen in gewissen Zeiträumen geschmiert werden (vgl. 1882 244 280). Bei nassen Schächten kann das Schmieren alle 8 bis 14 Tage
nöthig sein. Die Schmiere darf nicht hart werden, da sich unter derselben in den
Vertiefungen zwischen den Litzen Rost bilden würde.
Neuerer Zeit wurden mittels einer Presse auf der kgl. Grube Friedrichsthal bei Saarbrücken von Ingenieur F.
Baumann Zerreiſsversuche an Drahtseilen in der Absicht angestellt, die
verschiedenen gebräuchlichen Befestigungsweisen der Kabel zu studiren, über welche
in der Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1881 S.
57 berichtet wird. Wenn in dieser* Presse der Maximaldruck von 200at angewendet wird, so kann eine Spannung von
141t hervorgerufen werden. Die stärksten in
der Anwendung vorkommenden Seile reiſsen aber schon bei 30t. Es wurden zuerst drei Stahlseile untersucht,
eines von 28mm Durchmesser mit 7 × 7 Drähten und
Hanfseelen, mit 250qmm Drahtquerschnitt; eines von
29mm Durchmesser mit 6 × 11 Drähten und
Hanfseelen, mit 200qmm Drahtquerschnitt und ein
Bandseil von 60mm Breite, 13mm Dicke aus 6 Strängen, jeder aus 4 Litzen mit
Hanfseelen und 6 Drähten, mit 238qmm
Drahtquerschnitt. Der Riſs erfolgte bei 127, 133 bez. 127k für 1qmm
Drahtquerschnitt, Als beste Befestigungsweise ergibt sich die Baumann'sche (vgl. 1881 239
* 21), bei welcher das Ende des runden Kabels in einen konischen Muff mit 3 Keilen
befestigt ist und wo die Spannung mittels einer eingegossenen, die Oberfläche des
Seiles genau umgebenden Metalllegirung gleichmäſsig vertheilt ist, oder statt des
Metalles Keile angewendet sind, welche mit gezahnten Flächen direkt an dem Seile
sitzen.
M.
Groſse Drehbank.
Nach Stahl und Eisen, 1882 S. 271 befindet sich eine der
gröſsten, wenn nicht die gröſste, Drehbank des Continentes seit etwa ½ Jahre in den
Werkstätten der Firma Haniel-Lueg in Düsseldorf in
Betrieb und wurde von der Chemnitzer
Werkzeugmaschinenfabrik, vormals Joh. Zimmermann in Chemnitz geliefert,
Dieselbe dient zur Bearbeitung schwerer Kurbelwellen, sowie sonstiger Guſs- und
Schmiedestücke von auſserordentlichen Abmessungen. Die Spitzenhöhe beträgt 1200mm, eine freie Länge zwischen den Spitzen von
12m,7 bei 18m Gesammtlänge des Bettes, auf welchem auſser dem äuſserst kräftig
construirten Spindelkasten und dem Reitstock noch vier von einander unabhängige, auf
dem Bette einstellbare und beliebig ein- und ausrückbare Supporte stehen. Von diesen
befinden sich je zwei auf einer Seite des Bettes und werden durch je eine besondere
Transportwelle selbstthätig bewegt. Der Spindelstock und der Reitstock sind seitlich
verstellbar und die zum Drehen eines genauen Cylinders erforderliche Stellung wird
durch federnde Druckstifte bezeichnet. Zur Führung je zweier Supporte dienen je zwei
Prismen, so daſs deren im Ganzen vier vorhanden sind. Die Breite über diesen
gemessen beträgt 2350, die Betthöhe 650mm. Die
Bank ist so eingerichtet, daſs mit 3fächern, doppeltem oder ohne Rädervorgelege
gearbeitet werden kann und liegt die Antriebstufenscheibe daher direkt auf der
Hauptspindel, welche aus Stahl besteht, im Lager an der Planscheibe 320mm Durchmesser hat und 0,7 bis 272 Umdrehungen in
der Minute machen kann.
Zur Bearbeitung der Kurbeln und Kurbelzapfen an den gekröpften Wellen ist ein
besonderer Apparat vorhanden, welcher, wie der ganze Bewegungs- und
Arbeitsmechanismus dieses kolossalen Werkzeuges, sehr zweckmäſsig construirt
ist.
Die Leistungsfähigkeit dieser Bank ist ihren Abmessungen entsprechend eine ganz
auſserordentliche; sie schneidet Späne von 40mm
Breite bei 3mm Anzug, so daſs diese sich bis zu
9mm Dicke aufstauchen. In einzelnen Fällen
Wurden groſse Kurbelwellen mittels dieses Werkzeuges in ⅓ der Zeit fertig gestellt,
welche früher bei den bereits vorhandenen schweren Bänken beansprucht wurde; der
Kraftbedarf für dasselbe beträgt 3 bis 4e.
Falzziegel von W. Ludowici in Ludwigshafen.
Es kommt häufig vor, daſs bei anstoſsenden Dächern, Hauben u. dgl. aas Wasser in
gröſseren Mengen direkt in die Fuge und dann in die Falze dringt, was ein
Ueberlaufen nach innen zur Folge hat. Um die Falze gegen dieses direkte Wasser zu
schützen, braucht nur in dem unteren Falz ein Stab a
seitlich und der ganzen Länge nach angebracht zu werden, von solcher Breite wie der Spielraum der
Ziegel, und dem entsprechend an dem oberen Falz ein Stab b, welcher diesen überdeckt. Hierdurch wird, auch wenn die Ziegel aus
einander gerückt sind, ein doppelter Schlafs der Falze erzielt und das Eindringen
von Wasser verhindert. (Vgl. * D. R. P. Kl. 37 Nr. 17940 vom 4. September 1881 als
Zusatz zu * Nr. 16757.)
Textabbildung Bd. 245, S. 310
Kraftbedarf der Holländer.
Nach einer Mittheilung im Paper Trade Journal bezieh. in
der Papier Zeitung, 1882 S. 589 ergab sich durch
praktische Versuche beim Mahlen von Lumpen im Ganzholländer, also beim Feinmahlen,
folgender Kraftbedarf für Holländer von:
115k
oder
250
Pfund
engl.
Stoffgehalt
16,25e
180
„
400
„
„
„
21,30
225
„
500
„
„
„
24,35
360
„
800
„
„
„
30,45
455
„
1000
„
„
„
34,50
Holländer von 455k (1000
Pfund) und mehr werden jedoch zum Feinmahlen als zu groſs gehalten.
Die aus obiger Aufstellung ersichtliche Kraftersparniſs bei Anwendung groſser
Holländer stimmt auch mit unseren Beobachtungen überein. Es ist unbegreiflich, daſs
Fabrikanten, welche dies wissen und auſserdem im Stande sind, die ungeheure
Ersparniſs an Anlage- und Betriebskosten, welche man mit groſsen Holländern
(gegenüber den kleinen) erzielt, zu ermöglichen, mit Neuanlagen häufig noch beim
Alten bleiben.
Der Durchmesser der Walzen wächst, nach derselben Quelle, mit der Gröſse der
Holländer folgendermaſsen:
115k
Gehalt
75cm
180
„
85
225
„
90
360
„
105
455
„
115
Walzendurchmesser.
Ueber die Zerstörung des Eisens durch Wasser.
R. Cowper (Chemical News,
1882 Bd. 45 S. 105) untersuchte einen grauen Absatz, welcher
sich im Condensator des Schiffes „Spartan“ gebildet hatte. Die
leicht zerreibliche Masse besaſs 2,63 sp. G. und bestand aus:
Unlösliches
31,84
KohlenstoffWasserstoffAsche
12,570,2417,54
SiO2Fe2O3Al2O3CaOMgO
16,980,120,060,150,02
Kupferoxyd
0,38
Eisenoxyd
2,21
Eisenoxydul
42,33
Thonerde
0,16
Manganoxyd
1,02
Kobaltoxyd
0,05
Natron
0,11
Phosphorsäure
5,24
Schwefelsäure
0,31
Chlor
2,08
Vanadinsäure
0,11
Wasser
16,71
–––––
102,55
Bemerkenswerth ist der hohe Gehalt dieses Absatzes an
Eisenoxydul, während metallisches Eisen fehlte.
J. Farquharson (Iron, 1882
Bd. 20 S. 47) hat zur Prüfung der Einwirkung von Salzwasser
auf Eisen und Stahl je 6 Platten von Eisen und Stahl parallel und 25mm von einander entfernt in eine mit
entsprechenden Rinnen versehene Holzkiste eingesetzt und die ganze Vorrichtung im
Hafen von Portsmouth ins Wasser gesetzt, nachdem 3 Plattenpaare unter sich durch
Eisenstreifen verbunden waren, während bei den 3 übrigen Plattenpaaren die
Eisenplatte nicht mit dem Stahl verbunden wurde. Nach 6 Monaten hatten die nicht
verbundenen Eisen- und Stahlplatten fast gleichviel an Gewicht verloren. Von den 3
verbundenen Paaren waren die Stahlplatten nur sehr wenig angegriffen, die
Eisenplatten hatten aber etwa doppelt so viel verloren als die nichtverbundenen, so
daſs Stahl durch damit leitend verbundenes Eisen gegen die Einwirkung von Seewasser
geschützt wird. Der Gewichtsverlust der Platten war folgender:
Unzen
Gran
StahlEisen
verbunden
07
427417
Stahl
3
340
Eisen
3
327
StahlEisen
verbunden
07
297 77
Stahl
4
0
Eisen
3
190
StahlEisen
verbunden
26
337 0
Stahl
4
157
Eisen
4
57
Zusammensetzung der Blätter des Kautschukbaumes.
Der Gummibaum, Ficus elastica, bildet in Uruguay sehr
schöne Bäume bis zu 20m Höhe. Die groſsen ovalen
Blätter haben nach Sacc (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 1256) folgende Zusammensetzung:
Kautschuk
0,30
Zucker
1,10
Rother Gerbstoff
1,00
Fibrin
1,80
Grünlichblaues Wachs
0,43
Stärke
5,37
Holzsubstanz
17,00
Asche
0,27
Wasser
72,73
––––––
100,00.
Ueber die Bildung des Zuckers in den Pflanzen.
A. Perrey (Comptes rendus,
1882 Bd. 94 S. 1124) hat Blätter und Stengel von Bohnen auf ihren Gehalt an Glycose,
welche Fehling'sche Lösung direkt reducirt, und an
Saccharose, welche dies erst nach der Inversion thut, untersucht:
Glycose
Saccharose
Blätter
Stengel
Blätter
Stengel
29.
Juni
0
0
56
38
7.
Juli
0
36
41
51
15.
„
0
20
8
50
29.
„
0
11
22
64
13.
August
0
9
Spur
30
26.
„
10
14
24
28
11.
September
12
23
42
30
23.
„
14
15
42
27
Perrey schlieſst daraus, daſs die
Glycose nicht durch Einwirkung des Chlorophylls gebildet wird, sondern durch
Hydratation der Saccharose, welche direkt von der grünen Zelle gebildet wird. Die
Stärke bildet sich durch Vereinigung gleicher Molecüle dieser beiden Zucker nach der
Berthelot'schen Formel: C12H20C10 +
C6H12C6 = C18H30O15+H2O.
Ueber das Reifen der Trauben.
Nach Versuchen von C. Amthor ist der Extractgehalt der
aus unreifen Beeren gekelterten Weine höher als der aus reifen Trauben
hergestellten. Weine aus unreifen Trauben haben einen höheren Phosphorsäuregehalt,
da einerseits schon im Moste eine ungewöhnlich groſse Menge von Phosphaten enthalten
ist, andererseits bei der Gährung eines solchen unreifen, an Zucker armen Mostes
weniger Phosphorsäure zur Hefenbildung gebraucht wird.
Da in den Samen das Verhältniſs der Phosphorsäure zur Asche 1 : 3,5 bleibt, obgleich
Asche und Phosphorsäure bei der Reife fortwährend zunehmen, da ferner im Moste das
Verhältniſs der Phosphorsäure zur Asche, obgleich letztere bei der Reife beständig
abnimmt, doch immer 1 : 9,5 bleibt, so muſs eine gewisse Menge der Asche des Mostes,
welche sich nicht mehr im Samen und auch nicht mehr im Moste findet, hinweg und
wahrscheinlich in den Stamm hinüberwandern. (Zeitschrift für
physiologische Chemie, 1882 S. 227.)
Verfahren zum Paraffiniren von Kautschukwaaren.
Nach dem Vorschlage von U. Kreusler in Bonn (D. R. P.
Kl. 39 Nr. 18 740 vom 26. August 1881) werden die fertigen Kautschukwaaren, um sie
vor dem Hart- und Rissigwerden zu schützen, in ein 100° warmes Bad von Paraffin
getaucht, dann in einen auf etwa 100° erwärmten Trockenraum gebracht.
Ueber die Destillation roher Fettsäuren.
Bei der Destillation roher Fettsäuren mit überhitztem Wasserdampf haben A. Cahours und E. Demarçay
als Zersetzungsprodukte Kohlenwasserstoffe der Sumpfgasreihe und Säuren der
Essigsäurereihe, sowie die Bildung der zweibasischen Sebacinsäure und Suberinsäure
nachgewiesen. (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 610.)
Zur Herstellung von Magnesia.
Nach C. Scheibler in Berlin (D. R. P. Kl. 75 Nr. 16575
vom 17. April 1881) wird gebrannter Dolomit mit einer Lösung von schwefelsaurem
Magnesium behandelt: MgO.CaO + MgSO4 = 2MgO +
CaSO4. Man läſst den Niederschlag absitzen,
gieſst die Flüssigkeit ab und trennt den gebildeten Gyps von dem leichteren
Magnesiumhydrat mittels Schleudern.
A. Wünsche in Hamburg (D. R. P. Kl. 75 Nr. 18722 vom 29.
Juli 1881) will die Chlormagnesiumlaugen der Kalisalzfabriken oder sonstige
Magnesiasalze mit Salmiak und Ammoniak versetzen und dann Kohlensäure einleiten. Das
ausgeschiedene Ammoniummagnesiumcarbonat wird in einer Schleuder durch Decken mit
Ammoniakflüssigkeit gereinigt und feucht mit Magnesia vermischt: Mg(NH4)2(CO3)2 + MgO = 2MgCO3 + 2NH3 + H2O. Das so gewonnene kohlensaure Magnesium wird
geglüht, Kohlensäure und Ammoniak werden zu einer folgenden Zersetzung
verwendet.
Herstellung von Oxalsäure.
Nach V. Merz (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1513) erhält man durch rasches
Erhitzen von ameisensaurem Natrium bis über 400° unter möglichstem Ausschluſs der
Luft eine Salzmasse, welche neben Carbonat 70 Proc. und mehr Oxalat enthält. Bei
niedriger Temperatur wird mehr Carbonat gebildet. Ameisensaures Kalium verhält sich
ähnlich, ameisensaures Calcium, Barium und Magnesium geben nur Carbonat. Es ist sehr
wohl möglich, daſs die synthetische Herstellung von ameisensaurem Natrium mittels
Kohlenoxyd (vgl. 1880 236 263) und die Ueberführung
desselben in Oxalat zur Herstellung von Oxalsäure vortheilhafter ist als die
bisherige aus Sägespänen und Aetzkali.