Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 185 |
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Miscellen.
Miscellen.
Chambon's Rechenknechte für Geldwechsler und Kaufleute.
Chambon's mechanische Rechenknechte (barêmes mécaniques) bilden eine Reihe von Instrumenten,
vom einfachsten bis zum complicirtesten, mit denen man im Stande ist, verschiedene
Probleme, von der Multiplication bis zur Zinsrechnung, zu lösen. Das Princip beruht
auf der Abwicklung von Tabellen, welche, wie die Multiplicationstafeln, in Felder
getheilt und auf zwei mittels Knöpfen drehbare Cylinder gewickelt sind. Die
Resultate kommen in entsprechend angeordneten Schlitzen zum Vorschein. Es genügt,
zwei dieser Instrumente zu beschreiben, um alle übrigen zu verstehen.
Das einfachste derselben ist ein für Kinder bestimmter Multiplicator. Er besteht aus
einem ungefähr 15cm langen Kästchen, worin der
Länge nach zwei Schlitze angebracht sind, in denen das Product der Factoren zum
Vorschein kommt. Der eine Factor erscheint in dem runden Loch am Kopf der
Ziffernreihe und kann durch Abwicklung von den Cylindern beliebig mit einem andern
vertauscht werden. Die andern Factoren sind auf der Fläche des Kästchens selbst
verzeichnet. Die auf der linken Seite des letzteren stehenden Zahlen von 2 bis 25
werden mit den Factoren 2 bis 25 multiplicirt, die man der Reihe nach in die
Schlitze auf der linken Seite führt. Um zu den Multiplicatoren von 26 bis 50
aufzusteigen, muſs man sich der Ziffern bedienen, welche man in den am Kopfe der
Ziffernreihen befindlichen Löchern sieht; sie multipliciren die auf den beiden
Reihen rechts markirten Factoren von 26 bis 50 und das Resultat kommt gleichfalls
durch Drehung der Knöpfe zum Vorschein. – Die Function des Multiplicators von 2 bis
100 ist vollkommen die gleiche, die Hantirung ebenso einfach; wenn sie etwas länger
dauert, so rührt dies lediglich davon her, daſs man etwas länger abwickeln muſs, um
von einer Ziffer zur andern zu gelangen.
Der Apparat zur Zinsenberechnung besteht aus einer ebenfalls mittels Knöpfen
bewegbaren Walzenreihe und läſst die gesuchten Resultate in einem horizontalen
Einschnitte erscheinen. Die Summe, welche die Interessen darstellen soll, ist
nämlich in der linken Reihe aus den über einander stehenden Ziffern gebildet, welche
die Einheiten verschiedenen Ranges von 1 bis zu 1 Million darstellen. Man stellt in
dieser Reihe die das Capital darstellende Summe zusammen und erhält durch einfache
Addition die gesuchten Interessen in derjenigen Verticalreihe, welche an ihrem Kopf
die in Betracht kommende Zahl der Tage enthält.
Man weiſs zwar, daſs die bei der Bank angewendeten Methoden, möge es die Methode der
aliquoten Theile oder die der festen Divisoren sein, zur sichern Ausführung aller
Operationen genügen; demungeachtet nimmt man in vielen Fällen zum Rechenknecht seine
Zuflucht, indem dieser bei erhöhter Zuverlässigkeit der Rechnung Zeit und Arbeit
spart. (Nach dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, 1878 Bd. 5 S. 88.)
A. P.
Webschützenspindeln.
Ein Hauptübelstand unserer gewöhnlichen Webschützen (vgl. S. 23 d. Bd.) ist, daſs die
Spindelfeder die Spule nur in der Mitte ihrer Länge festhält. Damit letztere während
des Verwebens nicht locker wird, muſs die Feder ziemlich stark gespannt sein, was
sehr leicht dazu führt, daſs der Weber während des Spulenaufsteckens die gleichmäſsig gewundene
Spulenfüllung verdrückt und in solcher Weise schädigt, daſs der Schuſsfaden bei dem
nachfolgenden Abweben reiſst. Hierzu kommt noch, daſs es dem Weber oftmals nicht
möglich ist, das Aufstecken der Spulen langsam und vorsichtig vorzunehmen, da er ja
oft nur 1 bis 2 Minuten Zeit hat für die Auswechslung der Schützen und nicht selten
auch für die Beseitigung anderer Störungen im Webstuhle. Ebenso sind zumeist die
Spindeln und Federn der Webschützen insofern nicht richtig geformt, als sie die
Kötzerhohlung nicht vollständig cylindrisch und glatt ausfüllen, so daſs, wenn man
Garnkötzer abwebt, der Schuſsfaden an der unrunden Oberfläche der Spindel leicht
hängen bleibt und reiſst; es tritt dies namentlich gegen Ende des Schuſsabwebens
ein.
Diese Uebelstände beseitigen Butterworth und Brooks (Textile
Manufacturer, 1877 S. 341) durch eine Schützenzunge mit Feder, welche die
aufzunehmende Spule oder den Kötzer der ganzen Länge nach flach drücken und sich
leicht in die Spule einschieben lassen, weil die Feder nur in niedergeschlagenem
Zustande gespannt ist.
Verwendung von Mangan-Siliciumlegirungen zur
Stahlfabrikation.
S. Kern (Metallurgical
Review, 1877 Bd. 1 S. 93) führt aus, daſs die Bildung von Kohlenoxyd im
Guſsstahl (1878 227 271) nach folgenden Gleichungen vor
sich gehe: Fe2O3 + 3
C = 3 CO + 2 Fe oder 2 FeO + 2 C = 2 CO + 2 Fe. Zur Verhütung der Blasenbildung
empfiehlt er Zusatz einer Legirung von Mangan, Eisen und Silicium, dargestellt durch
Zusammenschmelzen von:
Ferromangan (mit 60 bis 70 Proc. Mangan und 6 bis 7
Proc. Kohle)
44
Eisenstückchen
5
Quarz
20
Fluſsspath
31
––––
100.
Der Fluſsspath vermittelt die Bildung einer leicht flüssigen Schlacke, welche die
Legirung vor Oxydation schützt.
Gaspuddelöfen.
Die Qualität des den einzelnen österreichisch-ungarischen Hütten zur Verfügung
stehenden Brennmaterials hat hier mehr wie anderswo zur Aufnahme der
Regenerator-Gasöfen geführt. In letzterer Zeit wurde die Aufmerksamkeit der
Fachkreise auf Erfolge gelenkt, welche in Ungarn von der Salgo-Tarjaner Eisenraffnerie-Gesellschaft mit Regenerativ-Gaspuddelöfen
erlangt wurden, denen theilweise eine eigene, in letzterer Zeit patentirte
Construction eigen ist. Die Eigenthümlichkeiten dieser Construction beziehen sich
besonders auf die innere Gliederung des Ofens, auf die Ausführung der Feuerbrücken,
auf das Detail der Wandtheile und die damit zusammenhängende Ofenkühlung, endlich
auf die Zuführungsweise der Flamme in den Herd. Die Erfolge, die man mit diesen
Verbesserungen erzielte, können danach beurtheilt werden, daſs die Production der in
Salgo-Tarjan ausgeführten Regenerativöfen bei einem Einsatze von 600k und bei 6 bis 7 Chargen für die 12stündige
Schicht 3500 bis 4100k Millbars beträgt, daſs der
Abbrand höchstens 3 Proc. daſs der Kohlenverbrauch 5 Proc. weniger als früher und
die Ersparung an Arbeitslöhnen gegen früher 8 Proc. beträgt. Das Product soll von
vorzüglicher Qualität sein. (Nach der Zeitschrift des Berg –
und hüttenmännischen Vereines für Steiermark und Kärnten, 1878 S. 29.)
Whitwell's Winderhitzungsapparat.
Die Winderhitzungsapparate nach dem System Whitwell
(*1870 197 315) *1872 205 98)
bürgern sich in den Vereinigten Staaten Nordamerikas immer mehr ein. Nach der Metallurgical Review, 1877 Bd. 1 S. 162 sind in den
Districten Hanging Rock und Hocking Valley von Ohio und Kentucky augenblicklich 19
dieser Apparate im Bau und zwar auf den Hohofenanlagen von Moss und Marshall, Winona, Ogden, Ashland je 3 Stück, Norton 4 und II. Campbell and
Sons 3 Stück. Die Akron-Hütte beabsichtigt
ebenfalls, diese Winderhitzer zu bauen. Ein Apparat von 4,6 × 8m,7 kostet ohne Patentgebühren ungefähr 4000
Dollars.
Schutz des Eisens durch Verzinkung.
Nach einer Notiz im Archiv für Post und Telegraphie ist
auf die von einem englischen Elektriker bei sämmtlichen Telegraphen-Verwaltungen
Europas gestellte Anfrage wegen der Haltbarkeit des Eisendrahtes von allen
Verwaltungen, deren Aeuſserung bis jetzt gedruckt vorliegt, übereinstimmend die
Antwort erfolgt, daſs besonders aus Rücksichten der Oekonomie dem verzinkten Draht
der Vorzug gegeben werde. Unverzinktem Eisendraht wird eine Dauer von 15 bis 20
Jahren zugeschrieben; verzinkter Draht, welcher sich seit 25 Jahren in der Linie
befindet, läſst erst sehr geringe Spuren von Verschlechterung erkennen. – Da bei
allen unter Wasser oder im feuchten Zustande befindlichen eisernen Bautheilen die
Verzinkung sich längst bewährt hat, und da die Ausführung der Verzinkung überaus
einfach und sehr wenig kostspielig sich gestaltet, so ist es beinahe unerklärlich,
weshalb man dieselbe im Bauwesen bis jetzt noch verhältniſsmäſsig selten anwendet.
(Deutsche Bauzeitung, 1878 S. 134.)
Verfahren zur Zugutemachung der silberhaltigen Oxyde, welche
bei der Zersetzung des silberhaltigen Zinkstaubes von der Werkblei-Entsilberung
entstehen.
Bergassessor Carl Schnabel in Lauthenthal i. Harz hat
folgendes Verfahren in Deutschland (D. R. P. Nr. 318 vom 7. August 1877) patentirt.
Bei der Zersetzung des Zinkstaubes durch Wasserdampf erhält man auſser dem zum
Abtreiben gelangenden Reichblei eine gewisse Menge silberhaltiger Oxyde, welche
auſser Zinkoxyd, Bleioxyd und Werkbleitheilchen auch noch unzersetzten Zinkstaub
enthalten; letzterer wird durch Absieben getrennt und geht zur Zersetzung zurück.
Die Oxyde werden in bleiernen Gefäſsen mit einer concentrirten Lösung von
kohlensaurem Ammoniak in Ammoniakwasser behandelt, wobei Zinkoxyd und etwa
vorhandenes Kupferoxyd gelöst wird, während alle übrigen Bestandtheile unverändert
bleiben. Die ammoniakalische Lösung wird von dem Rückstande abgegossen, welcher
gehörig mit Ammoniak und zuletzt mit Wasser ausgewaschen wird. Die Rückstände, die
durch die Entfernung des Zinkes viel leichtschmelziger geworden, gelangen entweder
für sich oder mit dem Reichblei zusammen zum Abtreiben.
Die ammoniakalische Lösung wird zur Wiedergewinnung des Ammoniaks abdestillirt, wobei
sich kohlensaures basisches Zinkoxyd in der Retorte abscheidet. Durch Glühen wird
letzteres in Zinkoxyd übergeführt, welches als Farbe verwendet wird, wenn es auch
meist einen kleinen Stich ins Gelbliche zeigt. In die Vorlage geht der gesammte
Gehalt der Lösung an Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak über und wird von neuem
zugleich mit den Waschwässern, welche sich zuletzt wieder mit Ammoniak gesättigt
kaben, zur Lösung verwendet. Da die sämmtlichen Operationen in geschlossenen
Gefäſsen ausgeführt werden, so ist der Verlust an Ammoniak sehr gering. Ist Kupfer
in den Oxyden enthalten, wodurch das Zinkoxyd eine graue Farbe erhalten würde, so
läſst man die ammoniakalische Zinklösung vor der Destillation auf metallisches Zink
einwirken, wodurch das Kupfer metallisch ausgefällt wird. Da das kohlensaure
Ammoniak, welches hauptsächlich zur Lösung des Zinkoxydes geeignet ist, allmälig
seine Kohlensäure verliert, so wird durch Auflösen von festem kohlensaurem Ammoniak
in der Flüssigkeit oder Einleiten von Kohlensäure in dieselbe dieser Verlust
ersetzt.
Telephonisches.
Das neueste Heft der Annales télégraphiques (1878 Bd. 5)
bringt eine Reihe verschiedenen Quellen entnommener Notizen über das Telephon, denen
wir nachstehend Einiges entnehmen.
Garnier- und Pollard in
Cherbourg stellten der Mitte einer kleinen Weiſsblechplatte einen gewöhnlichen
Bleistift so gegenüber, daſs seine Spitze einen leichten Druck auf die Mitte der
Platte ausübte; Platte und Stift wurden mit 10 Leclanché-Elementen in einen Stromkreis mit einem Bell'schen Telephon gelegt, dessen Stabmagnet durch einen weichen
Eisenstab ersetzt war; beim Sprechen gegen die Weiſsblechplatte änderten die
Schwingungen derselben, ohne den Contact zu unterbrechen, den Widerstand an der
Contactstelle (vgl. auch 1877 225 515) und die dadurch
veranlaſsten Schwankungen in der Stromstärke lieſsen den Elektromagnet im Telephon
die Platte in Schwingungen versetzen und so die gesprochenen Worte wiedergeben.
Demoget in Nantes schloſs die primären und secundären
Windungen eines Rhümkorff'schen Inductors durch je ein
Telephon; beim Sprechen in das eine Telephon war das Gesprochene im andern zu hören.
Wurde der inducirte feine Draht dieser 30cm langen
Spule unmittelbar als Widerstand in die Linie eingeschaltet, so wurde das Sprechen
unmöglich.
Blyth fand, daſs ein Telephon noch als Empfänger
arbeitete, wenn seine Eisenplatte durch eine Scheibe aus Kupfer, Holz, Papier oder
Kautschuk ersetzt wurde; doch waren die Töne viel schwächer. Auch im sendenden
Telephon darf man anstatt der Eisenplatte eine nichtleitende Scheibe nehmen, muſs
dann aber als Empfänger ein gewöhnliches Telephon verwenden. Die Wirksamkeit der
Kupferscheibe erklärt sich aus der Induction von Strömen in derselben seitens der
Spule und der anziehenden Wirkung der Ströme auf einander; dem entsprechend wurde
der Ton der Kupferscheibe nicht sehr geschwächt durch Herausnehmen des Magnetes. Die
Kautschukscheibe darf nicht gespannt sein, sondern muſs einfach auf den Magnetpol
gelegt und an das Ohr gedrückt werden.
Nach Brough brauchen die in Indien verwendeten Relais
zum Arbeiten einen 400000 Mal so starken Strom, als das Bell'sche Telephon.
E–e.
Nachahmung von Elfenbein, Schildpatt und Perlmutter.
Unter der Bezeichnug „Ivoirit“ fertigt E. Sieger
in Wien Nachahmungen, welche dazu dienen, die bisher nur mit groſsem Kostenaufwande
hergestellten Intarsien oder echten Elfenbein-Einlagen in Ebenholz durch ein
billiges Material zu ersetzen, ohne der Dauerhaftigkeit und Schönheit der damit
verzierten Gegenstände Abbruch zu thun. Die Masse, welche vollständig wasserdicht
sowie gegen Temperatureinflüsse jeder Art ganz unempfindlich ist, kann sowohl in
mattem wie in hellem Glänze erzeugt werden und verleiht den damit überzogenen
Gegenständen eine hornartige Feste und Dauerhaftigkeit.
Wird nun eine auf beliebige Weise mit Farbe grundirte, bedruckte oder bemalte Fläche
damit überzogen, so erhält dieselbe je nach der angewendeten Farbe täuschende
Aehnlichkeit mit farbigem oder schwarzem Holze und die weiſsen Stellen das Aussehen
von Elfenbein. Nach erfolgter Abnutzung wird die Masse wie echtes Elfenbein
abgeschliffen und neu polirt.
Von Paris aus werden nach Deutschland Mengen von Schildpatt- und
Perlmutternachahmungen eingeführt; dieselben werden auch bei Wien in folgender Weise
hergestellt. Künstliches Schildpatt wird dadurch hergestellt, daſs man auf einer
Schicht reiner Gelatine die charakteristischen Flecken des Schildpatts erzeugt,
indem man sie mit einer concentrirten Lösung von Vesuvin, einer Anilinfarbe, der man
mit Fuchsin einen röthlichen Ton geben kann, betupft, oder die Lösung aufspritzt und
die Tropfen verrinnen läſst. Nach dem Trocknen wird das Ganze mit Leimmasse
übergössen.
Die Perlmutternachahmung erhält auf die erste Gelatineschicht einen Aufguſs einer
concentrirten Salzlösung. Man kann hierzu verschiedene Salze wählen, so Zinkvitriol,
Bittersalz u.a. Nach dem Krystallisiren und Trocknen dieser Salzlösung trägt man mit
einem feinen Pinsel Perlessenz auf, die man erhält, indem man die feinen
silberglänzenden Bauchschuppen der Weiſsfische abschabt und rein auswäscht. Diese
Schicht wird dann mit einer Leimlösung überzogen.
Die unserer Quelle (Ackermann's illustrirte
Gewerbezeitung, 1877 S. 278. 1878 S. 5) beigefügten Proben dieser
Imitationen sind recht hübsch.
Ueber den Pollucit und Petalit von Elba.
Vor 30 Jahren nannte Breithaupt zwei äuſserlich
quarzähnliche Mineralien von Elba „Kastor“ und „Pollux“. Jener wurde
dann von G. Rose und von Des
Cloizeaux als „Petalit“ erkannt, der Pollux jedoch, den man besser
Pollucit nennt, sollte nach Plattner's Untersuchung,
die indessen unvollständig blieb, ein Silicat von Thonerde., Kali und Natron sein.
Nach C. Rammeisberg (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 194) ist der Pollucit, wie
nachfolgende Analyse (I) zeigt, ein sehr reiches Cäsiummineral; der Petalit hatte
dagegen die Zusammensetzung (II):
I
II
Kieselsäure
48,15
Kieselsäure
78,07
Thonerde
16,31
Thonerde
17,35
Casiumoxyd
30,00
Lithion
2,77
Kali
0,47
Natron
1,04
Natron
2,48
Kali
0,43
Wasser
2,59
Gluhverlust
0,34
––––––
––––––
100,00.
100,00.
Einige Constanten des Erdkörpers.
J. B. Listing (Nachrichten von
der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, 1877 S. 749) macht folgende
Angaben über die neuesten Berechnungen der wichtigsten geometrischen und dynamischen
Constanten:
Die groſse Achse des Rotations-Ellipsoids, welche der
wirklichen Gestalt des Erdkörpers am nächsten kommt, ist
6377377m
Die kleine Achse
6355270m
Der Radius einer der Erde gleichen Kugel
6370000m
Die geographische Meile
7420m,415
Die Länge des Secundenpendels am Aequator
990mm,9948
„ „ „ „ unter 45°
Breite
993mm,5721
„ „ „ „ am Pol
996mm,1495
Die Schwerkraft am Aequator
9m,780728
„ „ unter 45° Breite
9m,806165
„ „ am Pol
9m,831603.
Die Centrifugalkraft am Aequator, welche, aus der Rotation der Erde entspringend,
daselbst der Schwere entgegen in der Lothlinie von unten nach oben wirkt, ist 33mm,9117.
Temperatur im St. Gotthardtunnel.
Nach den Beobachtungen an dem 1269m tiefen
Bohrloche in Sperenberg beträgt die Wärmezunahme für 100m bekanntlich 2,97°, die geothermische Tiefenstufe ist also 33m,7. Nach M. F.
Stapff (Zeitschrift für Meteorologie, 1878 Bd.
13 S. 17) beträgt die Zunahme im St. Gotthard 2,16° für 100m, die Tiefenstufe ist also hier 46m. Im Mont-Cenis-Tunnel betrug die höchste
Gesteinstemperatur in 1607m Tiefe unter der
Oberfläche 29,5°, im St. Gotthard bei 1075m Tiefe
27,4°.
Daſs die isothermen Flächen im Innern des St. Gotthard wie des Mont Cenis schwächer
ansteigen als die Oberfläche des Gebirges, ergibt sich aus folgenden
Beobachtungsergebnissen für die Zunahme der Gesteinstemperatur in der Richtung der
Normalen im:
St. Gotthard
Tiefe des Tunnels unter der OberflächeTiefenstufe
für 1°
301 24,0
558 42,3
1026 51,8
1165m 52,5
Mont Cenis
Tiefe des TunnelsTiefenstufe
520 20
910 36
1370 46
1528 50.
Die Vergröſserung der Tiefenstufen für 10 Wärmezunahme von der Oberfläche des Berges
nach innen mit zunehmender Entfernung vom Tunneleingange ist der Gestalt der
isothermen Flächen im Innern des Gebirges zuzuschreiben und beweist nicht eine
Verlangsamung der Wärmezunahme mit wachsender Tiefe in der Erde überhaupt.
Ueber die in Cementen vorkommenden
Schwefelverbindungen.
Nach Kämmerer (Notizblatt des
Vereines für Fabrikation von Ziegeln, 1877 S. 304) können in den Cementen
folgende Schwefelverbindungen vorkommen: Schwefelsaures, schwefligsaures,
unterschwefligsaures und unterschwefelsaures Calcium, Calciumsulfid, Eisensulfid und
Eisenbisulfid (Schwefelkies). Als schädliche
Vorkommnisse müssen angesehen werden: Schwefelsaures und schwefligsaures Calcium,
Schwefelcalcium, Eisensulfid und Eisenbisulfid; als unschädlich: Unterschwefligsaures und unterschwefelsaures Calcium.
Das Calciumsulfid verdankt seine Entstehung auſser der Reduction des Gypses durch
organische Substanzen wesentlich dem reducirenden Einflüsse des Schwefels auf
schwefelsaures Calcium.
Zur Conservirung von Holz mittels antiseptischer
Dämpfe.
L. de Paradies (Wochenschrift
des österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1878 S. 73) hält
zur Conservirung des Holzes die Verwendung von Stoffen, welche denselben verwandt
sind, für besonders empfehlenswerth, glaubt daher auch, daſs Holzkohlentheer zu
diesem Zweck besser sei als Steinkohlentheer. Auf seinen Vorschlag wird das Holz mit
Dämpfen von Kreosot, Phenol oder Naphtalin behandelt, um so eine die ganze Masse
durchdringende Imprägnirung zu erreichen. So behandelte Hölzer verlieren ihre
hygroskopischen Eigenschaften, schwellen durch Feuchtigkeit nicht an, zeigen sich
günstiger für die Haftung eines Anstriches oder der Politur. Ein mit keiner anderen
Methode verbundener Vortheil liegt nach Ansicht des Verfassers in der Möglichkeit,
überständige oder selbst in der Zersetzung begriffene Hölzer noch conserviren zu
können.
Jahresringe des Holzes.
Bekanntlich wird allgemein angenommen, daſs die Jahresringe des Holzes durch das
periodische jährliche Dickenwachsthum unter dem Einfluſs der Jahreszeiten
hervorgebracht werden. Ch. B. Warring (American Journal of Science, 1877 S. 394) sucht dagegen
nachzuweisen, daſs diese Ringe ihren Ursprung in Perioden der Thätigkeit und Ruhe
haben, welche der Pflanze an sich eigenthümlich, von dem Wechsel der Jahreszeiten
aber unabhängig sind. Verfasser stützt sich darauf, daſs Bäume in der gleichmäſsigen
Temperatur der Gewächshäuser ebenso regelmäſsige Jahresringe zeigen wie im Freien,
daſs an einzelnen Arten in nicht tropischen Klimen keine, an anderen in tropischen
Klimen sehr deutliche Jahresringe vorhanden sind, daſs endlich einzelne weit
weniger, andere mehr Zeit als ein Jahr brauchen, um einen Ring zu bilden.
Der Aschengehalt der Zuckerrübe.
H. Briem (Organ für
Rübenzucker-Industrie der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1878 S. 16)
hat den Aschengehalt von 49 Rübensäften bestimmt und faſst die gewonnenen Resultate
in folgenden Sätzen zusammen.
1) Mit dem steigenden Nichtzuckerquotienten steigt auch der Aschengehalt des
Rübensaftes.
2) Als Folge: Mit dem steigenden Aschenquotienten steigt der Nichtzuckerquotient.
3) Dem steigenden Reinheitsquotienten des Rübensaftes entspricht eine Abnahme des
Aschengehaltes.
4) Als Folge: Je höher der Aschenquotient, desto schlechter der
Reinheitsquotient.
Durchschnittspreise des Wiener Zuckermarktes.
Einer gröſseren Zusammenstellung des Marktberichtes
(1878 Nr. 4) entnehmen wir folgende Angaben über die Durchschnittspreise von 100k Zucker in Gulden o. W. i. J. 1877 verglichen mit
den letzten 10 Jahren:
1877
1876
18751
1874
1873
1872
1871
1870
1869
1868
1867
A
57,69
48,72
46,47
49,41
51,92
57,20
60,30
58,77
63,40
62,00
58,04
B
57,08
48,08
45,79
48,75
50,10
56,48
59,16
57,98
62,14
61,09
57,16
C
56,50
47,46
45,15
48,00
48,30
55,43
57,94
56,77
61,00
60,27
56,25
D
55,88
47,00
44,75
47,10
47,40
54,50
56,80
55,68
59,80
59,00
55,78
E
55,38
46,30
44,28
46,75
46,75
53,75
56,10
55,09
59,13
58,11
54,75
F
54,79
45,80
43,82
46,25
45,90
52,75
55,50
54,09
58,39
57,23
54,04
G
54,29
44,30
43,25
45,59
44,92
52,30
54,60
53,20
58,04
55,68
53,34
H
41,46
32,92
31,87
33,20
34,70
39,05
45,40
42,26
41,97
38,42
46,14
I
4,54
2,96
3,88
5,25
5,40
4,92
3,86
–
–
–
–
A Raffinat extrafein. B Raffinat fein. C Raffinat mittel. D Melis
fein. E Melis mittelfein. F Melis fein ordinär. G Melis ordinär. H Pilé Ia. I
Rübenmelasse 42 Proc. ab böhmische Station.
Analysen getrockneter Früchte.
J. Bertram (Biedermann's
Centralblatt, 1878 Bd. 1 S. 59) hat getrocknete Pflaumen, Birnen und Aepfel
auf ihre Bestandtheile untersucht.
100 Th. Pflaumen, von denen 140 Stück 1k wogen,
enthielten:
Steine
13,70
Fruchtfleisch
86,30, hierin
WasserEiweiſsRohfaserStickstofffreie ExtractstoffeAsche
30,03 1,31 1,3452,44 1,18
TraubenzuckerRohrzuckerStärkeFreie
SäurePektinstoffeRest
42,28 0,22 0,22 1,74 4,22 3,76.
100 Th. Birnen, von denen 142 Stück 1k wogen,
enthielten:
Stengel
1,37
Fruchtfleisch
98,63, hierin
WasserEiweiſsRohfaserStickstofffreie ExtractstoffeAsche
29,61 1,69 7,1858,35 1,80
TraubenzuckerRohrzuckerStärkeFreie
SäurePektinstoffeRest
29,39 4,9810,31 0,84 4,16 8,37.
100 Th. geschälte und zerschnittene Aepfel bestanden aus:
WasserEiweiſsRohfaserStickstofffreie ExtractstoffeAsche
32,12 1,06 5,5958,97 1,96
TraubenzuckerRohrzuckerStärkeFreie
SäurePektinstoffeRest
39,71 3,90 5,22 2,68 4,54 2,92.
Zur Weinfälschung.
Dem Finanzausschuſs des ungarischen Reichstages ist nachstehender Gesetzentwurf zur
Verhinderung von Miſsbräuchen beim Weingeschäft vorgelegt worden: § 1. Wer über die
Natur, Eigenschaft oder den Ursprung auf dem ungarischen Krongebiet erzeugter Weine
den Käufer irreführt, wird, insofern diese Handlung nicht einer Ahndung durch das
Strafgesetz unterliegt, mit Gefängniſs bis zur Dauer eines Jahres bestraft. Bei
mildernden Umständen kann statt der Gefängniſsstrafe eine Geldstrafe bis zur Höhe
von 1000 Gulden in Anwendung kommen. § 2. Mit der im vorangehenden Paragraphen
festgesetzten Strafe wird speciell jener Verkäufer belegt, der 1) dem Weine der
Sorte nach eine Qualität zuschreibt, die er nicht besitzt; 2) den Wein hinsichtlich
der durch die Praxis festgestellten Weingegenden für den einer Gegend ausgibt, in
welcher er nicht gewachsen ist; 3) den nachgemachten Wein für echt erklärt; 4) den
Wein mit einem fremden Namen oder einer fremden Firma bezeichnet oder unter solcher
verkauft.
Bestimmung des Glycerins im Bier.
Aus den Versuchen von Weyl (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1878 S. 74)
geht hervor, daſs nach dem Pasteur'schen Verfahren der
Glyceringehalt des Bieres nicht mit Sicherheit zu ermitteln ist, denn einmal ist den
groſsen Extractmassen 50 bis 60g (vom Liter)
infolge ihrer physischen Beschaffenheit das Glycerin überhaupt nicht vollständig zu
entziehen, und dann ist das zur Wägung gebrachte Glycerin noch unrein. Aber auch
wenn es gelänge, durch passende Abänderung mit diesem Verfahren zu genauen
Resultaten zu gelangen, so würde dasselbe doch kaum zu einer für technische
Controlversuche geeigneten, rasch zum Ziele führenden Methode auszubilden sein, weil
die langwierigen, nur langsam zu führenden Verdampfungsprocesse, sowie die
schlieſslich ebenfalls mehrere Tage währende Trocknung des Glycerins im Vacuum einen
für technische Zwecke viel zu groſsen Zeitaufwand erheischen.
Verunreinigung der Brunnen durch undichte Senkgruben und
Jauchenbehälter.
Im Gewerbeblatt für das Groſsherzogthum Hessen, 1878 S.
112 wird auf die mangelhafte Beschaffenheit der Abort- und Jauchengruben aufmerksam
gemacht. Einsender hatte Gelegenheit, in drei Fällen, in denen Klage geführt worden
war über Verderben der Brunnen durch solche Anlagen, als Experte für das Gericht
Untersuchungen durch Aufgrabungen anzustellen. Es kam hierbei vor, daſs aus einer
erst im J. 1877 angelegten Senkgrube die Jauche 2m,5 tief durch speckigen Lehmboden gedrungen, auf die wasserführende Schicht
gelangt war und danach den 6 bis 8m entfernten
Brunnen so stark inficirt hatte, daſs das Wasser des Brunnens vollständig
unbrauchbar und ungenieſsbar geworden war; ganz ähnlich verhielt es sich in den
beiden anderen Fällen. – Es kann eben nicht oft genug daran erinnert werden, daſs
Abortgruben den Anforderungen der öffentlichen Gesundheitspflege in keiner Weise
entsprechen, daſs daher für gröſsere Städte nur das Schwemmsystem, für kleine Orte
entweder dieses oder Tonnenabfuhr übrig bleibt.
Conservirung von Gypsabgüssen.
Dr. v. Deckend (Verhandlungen
des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1878 S. 78) empfiehlt zur
Conservirung von Gypsabgüssen (vgl. 1878 227 414)
folgendes Verfahren: Man lasse die Gypsabgüsse nach völligem Trocknen 24 Stunden
lang in einer kalten Barytauflösung, wasche sie nach der Herausnahme sorgfältig mit
kaltem Wasser ab, so daſs der anhängende Baryt vollständig beseitigt wird, und lasse
sie dann 3 bis 4 Tage bei gewöhnlicher Zimmertemperatur trocknen. Dann bringe man
sie auf kurze Zeit, etwa ½ Stunde, in eine heiſse Auflösung von 1 Th. Kernseife in 15 bis 20 Th. Wasser und
trockne sie endlich, nachdem die anhängenden Seifentheilchen durch Wasser entfernt
worden sind, in geeigneten Trockenräumen.
Ueber die Beständigkeit des Ozons.
Nach Versuchen von Berthelot (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 76) enthielt ozonisirter Sauerstoff, bei
120 in Glasflaschen aufbewahrt, anfangs 2,2 Proc.
Ozon, nach 1 Tage 2,1, nach 5 Tagen 1,2, nach 14 Tagen 0,4 Proc. und nach 60 Tagen
nicht die Spur Ozon mehr. Das Ozon wird um so rascher zerstört, je reicher das Gas
ist, wodurch die Schwierigkeit, bestimmte Grenzen zu überschreiten, erklärlich ist.
Irgend welche Elektricität konnte in dem organisirten Sauerstoff nicht nachgewiesen
werden.
Zur Anwendung der Spectralanalyse.
K. Vierordt (Annahn der Chemie
und Physik, 1878 Bd. 3 S. 357) macht ausführliche Mittheilungen über
quantitative Spectralanalyse; indem hier nur auf dieselben verwiesen werden kann,
mag besonders hervorgehoben werden, daſs er als Lichteinheit diejenige kleinste
Menge objectiven spectralen Lichtes annimmt, bei welcher die Empfindung einer eben
noch merklichen Farbe möglich ist.
Zur Anwendung der Photographie.
S. Th. Stein gibt in einer kleinen (bei E. Schweizerbart in Stuttgart erschienenen) Schrift
einen beachtenswerthen Ueberblick über die Lichtbildkunst im Dienste der
wissenschaftlichen Forschung. Er bespricht hier ein photographisches Teleskop,
Apparate zur Photographie des Barometerstandes, der Schwingungen gesungener Töne,
des Pulsschlages, Auges, Trommelfelles, Kehlkopfes u. dgl., auf welches wir hier nur
verweisen können.
Zur Kenntniſs des Alizarins.
Th. Diehl (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 187) zeigt, daſs
Trichloranthrachinon und Tribromanthrachinon in der Natronschmelze in Purpurin
übergehen. Schmelzendes Kali führt dieses in Oxypurpurin über. Alizarin wird von
Chlor und Brom sowohl in Lösungsmitteln, als auch direct angegriffen; die so
erhaltenen Derivate sind sämmtlich gefärbte Körper, das Färbevermögen desselben
nimmt mit der Ersetzung der Wasserstoffatome zu bis zu den disubstituirten
Alizarinen, welche Beizen lebhaft orange bezieh. braun färben. Mit dem Eintritt
weiterer Halogenatome sinkt und erlischt das Färbevermögen.
Neues Aetzweiſs auf Küpenblau; von O. Scheurer.
Die neue Aetzfarbe auf Mittelindigoblau enthält nach dem Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 736 auf 1l
400g Minium. Wird ein indigoblau gefärbtes
Gewebe in eine Mischung von Mennige und schwacher Salzsäure getaucht, so entfärbt es
sich augenblicklich. Mennige ist das einzige Bleioxyd, welches diese Wirkung auf
Küpenblau ausübt. Mangansuperoxyd, in Salzsäure von 1,0069 bis 1,0139 sp. G.
vertheilt, ist ebenfalls ohne Wirkung auf Indigoblau.
Kl.
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Berichtigung. In Kathreiner's Abhandlung über Gerbstoffbestimmungsmethoden, S. 58 Z. 6 v. o. lies „Lösung“ statt
„Filtrat“.