Titel: | Die wirtschaftliche Ausnutzung des Flieger-Lichtbildes. |
Autor: | Alex Büttner |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 215 |
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Die wirtschaftliche Ausnutzung des
Flieger-Lichtbildes.
Betrachtungen und Vorschläge von Ing. Alex Büttner, Berlin.
BÜTTNER, Die wirtschaftliche Ausnutzung des
Flieger-Lichtbildes
Mutet es nicht an wie ein tragisches Verhängnis des Menschen, daß fast alle
seine Erfindungen ihre Feuerprobe in zerstörendem Menschenkrieg bestehen müssen? –
Die Geschichte der Technik beweist auf fast jeder Seite, daß es der Krieg war, der
die Notwendigkeit zu technischen Fortschritten erwies und Erfindungen zur Geltung
brachte. Die größten Errungenschaften der Neuzeit, Eisenbahn, Fahrrad, Kraftwagen
und Flugzeug machen darin keine Ausnahme. Gerade diese Verkehrsmittel haben dem
Krieg ein neues Ansehen gegeben und ihn zu dem Massenvölkerkampf gemacht, als den
wir ihn in den vergangenen Jahren kennen gelernt haben. Es würde dem alles
überschauenden Menschengeist aber nicht anstehen, wenn er die Erfahrungen des
Krieges nicht für friedliche Zwecke hinüberretten wollte.
Eines der wichtigsten Erkundungsmittel des Krieges war das
Lichtbild aus der Luft. Der lange Stellungskrieg mit seinem hin- und
herwogenden Kampf machte die genaueste Erkundung des feindlichen Geländes notwendig,
und nur das Fliegerbild ermöglichte dies. Diese Bedeutung des Lichtbildwesens in
Verbindung mit dem Luftfahrzeuge hat für Deutschland, dessen optische Industrie die
aller Länder übertrifft, während der vergangenen Kriegsjahre einen derartig großen
Umfang angenommen, daß für die Zukunft eine weitere ausgiebige Anwendung der
Photographie aus Luftfahrzeugen für friedliche und kulturelle Zwecke angestrebt
wird. Da das Luftbild in den kriegerischen Anwendungsarten ausschließlich
militärischen Zwecken gedient hat, so waren auch die hierbei zur Verwendung
gebrachten Arbeitsgeräte, Arbeitsweisen und Anwendungsverfahren im Heeresdienste
immer mit einem geheimnisvollen Schleier verdeckt worden, der jetzt erst allmählich
gelüftet wird. Um für die außerordentlich vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten ein
richtiges Verständnis zu bekommen, braucht man nur die ungeheure Leistungsfähigkeit
der Luftbildnerei während der vergangenen Kriegsjahre kennen zu lernen. Hier
seien zu diesem Zwecke kurz ein paar Zahlen genannt, die für sich selbst sprechen:
Im Jahre 1914, also zu Kriegsbeginn, waren in ganz Deutschland nur etwa 100
Flugzeugkameras vorhanden, und zwar mit einem Plattenformat von 9 × 12 cm und einer
Brennweite von 25 cm. 1918 arbeiteten etwa 2000 Kameras an der deutschen Front,
Apparate verschiedenster Fabrikate und Bauarten mit Brennweiten bis zu 120 cm,
Bildgrößen bis zu 24 × 30 cm und den verschiedensten Kassettenarten. Hierzu kamen
noch etwa 100 Reihenbildgeräte, das sind Filmaufnahmeapparate, bei denen durch
Kupplung mit einem Motor fortlaufend selbsttätig Aufnahmen des unter dem Flugzeug
vorbeiziehenden Geländes gemacht werden, und von denen beispielsweise der Meßtersche Reihenbildner bei einem Fluge in 3000 m Höhe
mit 30 cm Brennweite Aufnahmen eines Geländestreifens von 240 km Länge und 2 km
Breite in einem fortlaufenden Stück liefert. Als Tagesdurchschnitt an Aufnahmen
wurden berechnet:
im
Mai
1915
etwa
400
Aufnahmen,
„
„
1917
„
1500
„ ,
„
„
1918
„
4000
„ .
Im Jahre 1918 wurde nach vorsichtiger Schätzung wöchentlich allein an der Westfront
eine Fläche von 24000 km2 gedeckt, d.h.
luftphotographisch aufgenommen. Man kann also ohne Ueberschätzung annehmen, daß die
luftphotographierte Bodenfläche während des Krieges etwa sechsmal das Areal
Deutschlands oder rund 3¼ Mill. km2 ausmacht. In
welcher vielseitigen Weise das Luftbild für strategische Zwecke von
ausschlaggebender Bedeutung war, ist hinreichend bekannt. Daß es für Friedenszwecke,
wenn auch andersartige, aber ebenso wichtige und bedeutungsvolle Aufgaben zu lösen
berufen ist, erhellt sofort, wenn man sich die zahlreichen friedlichen
Anwendungsgebiete der Flugzeugphotographie vor Augen hält.
Die Verwendung des Luftbildes für den zukünftigen Luftverkehr
selbst liegt besonders nahe. Schon während des Krieges zu diesem Zweck
benutzt, hat das Fliegerbild gegenüber der Landkarte den großen Vorteil des
Anschaulichen und Lebendigen. Es gibt die Landschaft wie sie ist wieder und zeigt
alle Merkmale des Geländes, alle Höhenzüge und Tiefen, Feldergrenzen, jedes Gehölz,
jede Siedlung, Wasserläufe mit ihren Krümmungen, Straßen, Wege, kurz alle
Kennzeichen, die auf der Landkarte gleich deutlich niemals hervortreten können. Der
Luftfahrer gibt deshalb dem Fliegerbild als Richtmittel gegenüber der Landkarte ohne
weiteres den Vorzug, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir gute
luftbildnerische Uebersichtskarten herstellen. Es ließen sich auch Karten denken,
die nur eine Anzahl Einzelaufnahmen auffallender Landschaftsteile, Bauwerke usw.
eines bestimmten Luftweges vereinigen; in diesem Falle müßte aber besonderes Gewicht
auf den Start- und Landeplatz gelegt werden. Ueberhaupt dürfte die luftbildnerische
Wiedergabe der Haupt-, Neben- und Notlande-Flughäfen für die Sicherheit des
Luftverkehrs notwendig sein. Durch Zusammenstellung oder einheitliche Bearbeitung
werden wir auf diese Weise mit der Zeit zu Luftverkehrsbüchern kommen, die ein
Verfliegen unmöglich machen oder aber ein schnelles Zurechtfinden nach dem
Hervortauchen aus Wolkenmassen ohne weiteres ermöglichen.
Wie für den Luftverkehr selbst, so kann das Luftbild auch für den Land- und Stadtverkehr ausgenutzt werden. Denn das Luftbild ist unter
allen Umständen viel anschaulicher und unmittelbarer als die Landkarte. Das Erkennen
des Wegezustandes, das Unterscheiden fester Straßen von Feldwegen wird durch das
Luftbild schnell und deutlich möglich sein. Außerdem gibt es jede Besonderheit des
Geländes in der natürlichen Lage wieder und macht dem Reisenden die Landschaft ganz
anders vertraut als es die Karte vermag. Ohne Zweifel hat die Luftreisekarte deshalb
eine große Zukunft; denn es ist nicht schwer, in einheitlichem Maßstab
wiedergegebene senkrechte Aufnahmen beliebter Wanderungsgebiete in Massenauflagen zu
vervielfältigen.
In ebenso zweckmäßiger Weise kann das Luftbild in den Dienst des Stadtverkehrs gestellt werden. Die heutigen Verkehrspläne
der Städte lassen allenthalben jede „Situation“, die für den Benutzer von
sehr großem Interesse ist, vermissen. Das Luftbild dagegen bringt alle gewünschten
Einzelheiten, gibt jedes Grundstück in seiner Umzäunung wieder, zeigt jedes Bauwerk
und wenn es nur ein Zeitungskiosk oder eine armselige Bretterbude ist, ja selbst die
Straßenbahngleise u.a.m. Die für die Anfertigung eines ganzen Stadtplanes
erforderlichen Luftaufnahmen können in ein oder zwei Tagen hergestellt werden, wobei
sich der Maßstab durch Wahl der Aufnahmehöhe und der Brennweite der Kamera beliebig
wählen und durch Verwendung des Vergrößerungsapparates auch jeder bestimmte, für den
praktischen Gebrauch bequemste Maßstab erreichen läßt. Durch einfaches
Aetzungsverfahren kann hierbei schließlich auf den Druckplatten alles unwesentliche,
das die Klarheit des Bildes beeinträchtigt, zurückgehalten werden, so daß das
Fliegerbild tatsächlich zur Anwendung für Stadtverkehrspläne ideal geeignet ist.
Das Luftbild zeigt uns indes nicht allein die aufgenommene Stadt selbst, es gibt uns
in vielen Fällen auch einen guten Einblick in ihre Entwicklungsgeschichte. Es läßt beispielsweise erkennen, wie eine Stadt
aufgebaut worden ist, wie ihre Häuser um ein größeres Bauwerk ein Schloß, eine
Kirche oder ein Kloster als Mittelpunkt oder in Anlehnung daran entstanden sind. Oft
zeigt das Fliegerbild auch deutlich, wie für die Straßenanlagen und Ausführungen ein
großer Verkehr oder ein naher Hafen maßgebend gewesen ist, und ebenso umgekehrt
bei kleinstädtischen Verhältnissen die winzigen Fußwege von Haus zu Haus in einem
Gewirr willkürlich entstandener Wohnstraßen.
Wie das Fliegerbild einer Stadt aber auf ihre geschichtliche Entstehung Schlüsse
ziehen läßt, so läßt sich aus dem Landschaftsbild in vielen Fällen herauslesen, wie
die Entwicklung von Siedlungen auf Grund der jeweiligen
Eigenheiten des Landes, der Stammesart, infolge von Handel und Verkehr sowie der
politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse vor sich gegangen ist. In diesem Sinne
kann das Luftbild des Landes also auch in weitem Maße zur Landeskenntnis und zur
Förderung der Heimats- und Siedlungskultur herbeigezogen werden, und zwar praktisch
etwa dadurch, daß man die gesamte Literatur über Geographie und Heimatkunde mit
Flugzeugaufnahmen ausstattet, die ohne Zweifel einen wertvollen Ersatz für die meist
schlechten Zeichnungen aus der Vogelperspektive darstellen. Auch für dieses
Anwendungsgebiet der Luftbilder kommen sowohl Einzelbilder in Schräg- und
Senkrechtaufnahmen von charakteristischen Besonderheiten der Landschaft, Bergkuppen,
Felspartien, Tälern, Schluchten, Seen oder auch von Städten und einzelnen Bauwerken,
dann aber auch wiederum ganze Kartenzusammenstellungen in Betracht. Diese
Geländebilddarstellungen vermitteln die Kenntnis des Landes besonders deutlich. Die
Landschaft zeigt sich auf ihnen mit ihrer verschiedenfarbigen Fluraufteilung, mit
ihren Verkehrswegen und -netzen von Eisenbahnen, Wasserläufen und Landstraßen
hervorragend naturgetreu in Lage und Aussehen. Das Fliegerbild läßt mühelos das
planmäßig gebildete Straßendorf, wie es in den gebirgigen Flußtälern der Landschaft,
im weiten Kolonisationsgebiet der planmäßigen Siedlung durch die Grundherrschaft
seine Bildung verdankt, von dem Haufendorf unterscheiden, dessen Häuser sich
zwanglos an die sich hindurchwindende Straße anlehnen.
Mit eines der wertvollsten Anwendungsgebiete des Luftbildes für zukünftige
Kulturzwecke dürfte aber seine Ausnutzung für die Berichtigung der Kartendarstellung
sein, eine Aufgabe, für die es sich schon im Kriege vortrefflich bewährt hat. Zu
diesem Zwecke eignet sich vor allem das Reihenbildgerät, mit dessen Hilfe sich
während eines Fluges Geländestreifen von über 100 km Ausdehnung und mehreren km
Breite aufnehmen lassen, und das für diese Zwecke vortrefflich maßstabs- und
winkeltreue Grundrisse liefert. Es ist bereits vorgeschlagen worden, die ganze Erde
durch Zuhilfenahme der Fliegerphotographie zu vermessen, doch scheint dieser Plan
zunächst noch unausführbar, weil die Photographie aus der Luft durch ihre
technischen Eigenschaften in der Optik, dem Negativmaterial und den Druckverfahren
zahlreiche Fehlerquellen besitzt, die einen vollgültigen Ersatz der Erdvermessung
vorderhand nicht ermöglichen. Trotzdem ist das Fliegerbild, wie die Erfahrung
gezeigt hat, berufen, ein wichtiges Hilfsmittel im künftigen Vermessungswesen zu werden; besonders die topographisch noch unerforschten
Gebiete schaffen ihr ein reiches und lohnendes Arbeitsgebiet. Aber auch für die
künftige Friedensvermessung wird das Luftbild vorzugsweise zur Berichtigung und
Neuanfertigung des Kartenmaterials hinzugezogen werden, so daß der Topograph nicht
mehr in mühevoller Kleinarbeit im Gelände die Karte aufnehmen, sondern dort nur das
ergänzen muß, was er im Fliegerbild nicht findet, wie z.B. Namen und andere Dinge,
über die nur der persönliche Augenschein Aufschluß geben kann. So wird die
Luftbildmessung gewiß ihre Bedeutung für die Landesaufnahme im Dienste des Staates
erlangen, und sobald das Verfahren sich bewährt und bekannt wird, werden sich große
Gemeinden dem staatlichen Auftraggeber
anschließen und Neumessungen ihrer Stadtgebiete mittels der
Flugzeugphotographie vornehmen lassen. Es ist anzunehmen, daß sich auch
Stadtverwaltungen sowie andere Unternehmungen, also Eisenbahnen, Domänen, Güter usw.
der Luftbildnerei zu Neumessungen bedienen, wenn solche bei Straßenbauten,
Durchbrüchen, Kanalisationen, Schaffung von Fluchtlinienplänen usw. notwendig sind.
Das Luftbild vermag auch für Flußkorrekturen, für Waldwirtschaft, Moorkultur usw.
gute Dienste zu leisten.
Ein weiteres großes Arbeitsfeld für den Luftphotographen wird auch die Herstellung
von Luftbildern zu Illustrations- und Reklamezwecken
sein. Luftbilder großer Industrieanlagen, Bäder und Kurorte als Schrägaufnahmen aus
geringer Höhe sind vortrefflich geeignet, die heutigen vielfach unkünstlerischen und
geschmacklosen Abbildungen in Prospekten und Broschüren zu verdrängen. Sie können
sogar in bedeutend vergrößertem Maßstabe vorzugsweise an Stelle der häufig
marktschreierisch aufgemachten Reklamebilder in Wartesälen usw. treten und werden
ohne Zweifel in lebendiger Weise die Kenntnis des Landes und seine Schönheiten
vermitteln und vielleicht erfolgreicher zum Besuche einladen, als die bunten Bilder,
bei denen der Beschauer nicht unterscheiden kann, was darauf Phantasie und was
Wirklichkeit ist. Auch für die Zwecke der Postkartenindustrie wird sich die Flugzeugphotographie günstig ausnutzen
lassen, denn gelungene Schrägaufnahmen von Städten, Stadtteilen oder Einzelbauten
auf Postkarten gedruckt finden bestimmt schnell die Gunst der Käufer.
Da das Lichtbild auf unbewegter See tief ins Meer hineinsieht, so harren seiner an den Küsten ebenfalls wichtige Aufgaben, so zum
Feststellen gesunkener Wracke, von Sandbänken, Untiefen u.s.f. Durch planmäßige
Senkrecht-Aufnahmen aus geringen Höhen können vollständige Uebersichtsbilder des
Wattenmeeres geschaffen und zu Karten zusammengestellt werden. Bei öfterer
zeitlicher Wiederholung derselben Luftaufnahmen lassen sich die Umformungen von
Dünen, Sandbänken usw. erkennen und die Breite der Wasserstraßen sowie die Bagger-
und Räumungsarbeiten nachprüfen. Im Laufe der Zeit lassen sich so gewisse
Gesetzmäßigkeiten in dem Ablagern von Sand- und Schlickmassen bei Flußmündungen,
Hafeneingängen und Kanälen festhalten, woraus sich die Grundlagen für Schutz- und
Gegenmaßregeln von selbst herleiten. Auch im Dienste der Seefischerei durch
Aufnahmen von Muschelbänken, Heringschwärmen usw. kann die Luftbildnerei nützliche
Arbeit leisten.
Abgesehen von diesen besonderen Anwendungsarten des Luftbildwesens an der Küste wird
die Herstellung zusammenhängender Uebersichtsbilder von Küsten und Inseln durch
Zusammenstellung von Schräg- und Senkrechtaufnahmen aus der Luft eine wichtige und
notwendige Aufgabe werden. Hierdurch können die Begrenzungslinien an Küsten bei Ebbe
und Flut festgelegt und Ansteuerungsbilder gewonnen werden, so daß sich für die
Küstenschiffahrt ebenfalls Kartenreihen und, in Handbüchern gesammelt, gedruckte
Luftaufnahmen herstellen ließen, die besser als alle gezeichneten Karten die
Hafeneinfahrten, Anlagen, Becken, Schleusen, Laderampen, Güterschuppen und
Eisenbahnanschlüsse, also alles deutlich zeigen, was für den Seeverkehr von
Bedeutung ist.
Die Zukunftsaufgaben im Lichtbildwesen umfassen eine Reihe weiterer Arbeitsgebiete,
wenn man auch noch den Kinoaufnahmeapparat mit dem beweglichen Film dafür
hinzuzieht. Dann wird die Herstellung von Landschafts- und Städtefilms für die
Aufführung in Lichtspieltheatern, zur Erläuterung wissenschaftlicher Vorträge und
zum Anschauungsunterricht in den Schulen ebenso sehr in Frage kommen wie etwa die
Aufnahme von Filmen aus dem Flugwesen selbst für wissenschaftliche, militärische,
flugtechnische und unterhaltende Darbietungen.
Es dürfte also an Arbeitsgebieten für das zukünftige Luftbildwesen nicht fehlen. Und
wenn eine zweckmäßige Durchführungsmöglichkeit geschaffen werden soll, so ist das
hier nur durch eine staatliche Behörde möglich, denn das Gebiet der
Flugzeugphotographie ist zur Monopolisierung und Sozialisierung ganz besonders
geeignet. Heute beschränkt sich die Tätigkeit des deutschen Reichsluftamtes, das zu
seiner Ausnutzung eine besondere Stelle geschaffen hat, notgedrungen noch auf eine
vermittelnde und beratende Tätigkeit. Es hat eine Umfrage bei allen Städten,
Verkehrsvereinen, Flugunternehmungen usw. veranstaltet, um zunächst einmal das
Interesse für Aufnahmen aus der Luft festzustellen und allen Kreisen vor Augen zu
führen, auf welchen Gebieten das Flugbild nach Ansicht der gekennzeichneten Behörden
bestimmt eine bedeutende Rolle spielen wird. Zweifellos wird die optische Industrie
Deutschlands, die ja vor dem Kriege nahezu konkurrenzlos dastand, durch eine
derartige Ausnutzung ihrer Erzeugnisse von einem allzugroßen Rückschlag verschont
werden und einen weiteren Aufschwung erfahren. Denn der deutsche Arbeiter hätte hier
keinen Wettbewerb zu befürchten, weil das Ausland in dieser Hinsicht auf Deutschland
angewiesen ist und ein guter Abnehmer sein wird. Auf jeden Fall ist hier ein Feld zu
beackern, auf dem reiche Frucht gedeihen wird; es handelt sich um einen während des
Krieges errungenen Kulturfortschritt, der nicht uns allein, sondern allen Völkern
Zinsen bringen wird. Es ist Pflicht des Staates, das Geschaffene festzuhalten und
für die Allgemeinheit weiter auszubauen. Gerade durch den Ausbau des Luftbildwesens
bietet sich ihm die Möglichkeit, für Viele neue Arbeitsgelegenheit zu schaffen, und
es entspricht vor allem dem sozialen Empfinden, daß die Errungenschaften des
Krieges, für die das ganze Volk die Opfer gebracht hat, auch wieder der
Allgemeinheit zugute kommen. Und es ist schließlich nicht ausgeschlossen, daß hier
eine der erfolgversprechenden Möglichkeiten zur Anknüpfung internationaler
Beziehungen vorliegen; es kommt nur darauf an, daß der Staat sie zu nützen versteht,
ehe es zu spät ist.