Titel: | DIE ELEKTRIZITÄT IN LANDWIRTSCHAFTLICHEN BETRIEBEN. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 381 |
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DIE ELEKTRIZITÄT IN LANDWIRTSCHAFTLICHEN
BETRIEBEN.
Die Elektrizität in landwirtschaftlichen Betrieben.
Inhaltsübersicht.
Uebersicht über die Wirtschaftlichkeit einer Reihe von
Spezialanwendungen der Elektrizität in der Landwirtschaft.
––––––––––
Zu der ausgedehnten Anwendung der Elektrizität auf allen möglichen Gebieten tritt
neuerdings eine sehr ausgedehnte Anwendung derselben zur Erzeugung von Licht und
Kraft in landwirtschaftlichen Betrieben. Selbst da, wo die Strompreise noch
verhältnismäßig hoch sind, rechtfertigt sich in vielen Fällen aus Gründen der
Einfachheit und Zweckmäßigkeit die Verwendung von Elektrizität.
Für den Landwirt, der seinen Bedarf an Licht und Kraft einer elektrischen Zentrale zu
entnehmen beabsichtigt, ist es natürlich von Interesse, die Betriebskosten vorher
annähernd zu kennen. Um dies zu ermöglichen, seien zunächst in einer kurzen
Zusammenstellung die Angaben unserer bedeutendsten Elektrizitätsfirmen, der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft und der Siemens-Schuckertwerke über Stromverbrauch, Anlage- und
Betriebskosten verschiedener elektrischer Einrichtungen wiedergegeben. Die A. E. G.
gelangt unter Zugrundelegung eines Strompreises von 40 Pf. f. d. KW/Std. für
Lichtstrom und von 20 Pf. f. d. KW/Std. für Kraftstrom, ferner unter Annahme
mittlerer landwirtschaftlicher Verhältnisse mit 2/3 Halmfruchtbau, 2 Pferden, 4 bis
7 Haupt Großvieh und 6 bis 8 Haupt Kleinvieh für je 100 Morgen, zu folgender
Aufstellung:
1. Elektrische Beleuchtung.
Stündlicher Stromverbrauch:
Kohlenfadenlampe
etwa
3
W/Std.
f. d.
Kerze
Metallisierte Kohlenfadenlampe
„
2,2
„
„
„
Nernstlampe
„
1,7
„
„
„
Metallfadenlampe
„
1
„
„
„
also etwa ⅓ des Stromverbrauchs der Kohlenfadenlampe.
Brennkosten einer 25 kerzigen Lampe f. d. Std.:
Petroleumlampe
etwa
1,8 Pf.
Metallfadenlampe
„
1–1,2 Pf.
Durchschnittliche Stromkosten für 100 Morgen im Jahr:
für die Hausbeleuchtung
15 bis 25 M
für die Hof- und Stallbeleuchtung
10 bis 15 M.
2. Dreschmaschinen.
Getreideart
Der Stromverbrauch f. d. Zentner
markt-fertig gereinigten Getreides beträgt
mindestensKW/Std.
durchschnittl.KW/Std.
höchstensKW/Std.
Roggen
0,43
0,50
0,60
Weizen
0,37
0,45
0,52
Hafer
0,30
0,38
0,47
Gerste
0,33
0,42
0,53
Durch Anwendung einer Strohpresse wird der Stromverbrauch durchschnittlich um 0,1
KW/Std. f. d. Zentner Getreide erhöht.
Im Mittel erfordert das Ausdreschen von ein Zentner Korn an Stromkosten 8 bis 10 Pf.
Für den Morgen sind etwa 8 bis 12 Zentner auszudreschen, also Stromkosten für 100
Morgen Ackerland im Jahre 53 bis 80 M.
Wahl der Motorengröße.
Die nachfolgende Tabelle gibt die Belastung des Motors an. Es ist ratsam, die
Leistungen der Motoren für größere Maschinen wegen der vorkommenden Ueberlastungen
um 10 bis 15 v. H. größer zu wählen.
Art der Maschine
Trommel-durch-messerin mm
LeistungKornf. d. Tagin Zentner
Belastungdes Elektro-motorsin PS
Stiftmaschine
300–350
40–60
3
Breitdreschermit einfacher
Reinigung
400450
60–8080–100
3–44–5
Breitdreschermit doppelter
Reinigung
450
80–120
5–7
Großenormale
Dreschmaschinenmit dreifacher Reinigung
470520535560610
150–200180–220200–250250–350300–400
10–1213–1514–1718–2121–25
Bei dem Antrieb einer Strohpresse können etwa 4 bis 6 PS, bei Verwendung eines
Kurzstrohbläsers etwa 4 PS, für die Benutzung eines Spreubläsers etwa 2 PS Mehrleistung für den
Elektromotor gerechnet werden. Die Motoren von 3 bis 7 PS werden auf Motorschleifen
verwendet oder in die Dreschmaschine eingebaut. Motoren von 10 bis 30 PS bringt man
in Motorwagen unter.
3. Häckselmaschinen.
Der tatsächliche Stromverbrauch der Häckselmaschinen hängt in hohem Maße von dem
Zustande der Messer ab. Durchschnittlich kann mit 0,1 bis 0,2 KW/Std. f. d. Ztr.
Pferdehäcksel von 7 bis 8 mm Schnittlänge gerechnet werden, entsprechend etwa 3 Pf.
Betriebskosten. Ein Arbeitspferd erhält für den Tag etwa 3 bis 4 kg Häcksel. Für die
durchschnittlich für 100 Morgen erforderlichen zwei Pferde entstehen also jährliche
Stromkosten für Häckselschneiden 1,50 bis 2,– M.
Wahl der Motorengröße.
In einigen Fällen wird zum Häckselschneiden der Dreschmotor verwendet, der zu diesem
Zweck transportabel eingerichtet ist. Wird ein besonderer Motor benutzt, so kann
dessen Größe nach der folgenden Tabelle bestimmt werden.
Leistung f. d. Std. in Zentner Pferdehäcksel
8–10
10–15
16–30
30–50
50–70
Belastung des Elektromotors in PS
0,5–1
2–3
3–5
5–8
8–10
Motoren bis 3 PS baut man in die Maschine ein, um sie ortsveränderlich zu machen.
4. Schrotmühlen.
Für den Stromverbrauch sind die Getreideart und die Feinheit des Schrotes maßgebend;
durchschnittlich kann gerechnet werden: Für den Zentner Feinschrot mit 0,4 bis 0,7
KW/Std., Stromkosten im Mittel 11 Pf.; für den Zentner Grobschrot mit 0,3 bis 0,6
KW/Std., Stromkosten im Mittel 9 Pf. Bei einer Futtermenge von täglich 1 bis 1,5 kg
Schrot für den Kopf Großvieh beträgt die Jahresmenge für die auf 100 Morgen
kommenden fünf Köpfe etwa 45 Ztr., demnach betragen die jährlichen Stromkosten 4,50
M.
Wahl der Motorengröße.
Der Kraftverbrauch ist besonders bei Schrotmühlen nicht zu unterschätzen, man wähle
für
Walzenschrotmühlen miteiner
Studenleistung von
Scheibenschrotmühlen miteiner
Studenleistung von
die Dauer-leistungdes Motorszu
PS
Ztr.Feinschrot
Ztr.Grobschrot
Ztr.Feinschrot
Ztr.Grobschrot
4
7
3
5
3
6
11
5
7
4
8
14
–
–
5
10
17
7
10
6
13
22
10
14
7,5
17
29
14
18
10
Motoren bis 6 PS baut man in die Maschine ein, um sie unbeschränkt beweglich zu
machen. Größere Motoren finden meist fest montiert Anwendung.
5. Rübenschneider.
Stromverbrauch f. d. Ztr. etwa 1/80 KW/Std., also Stromkosten ¼ Pf. Für den Kopf
Rindvieh sind zu rechnen etwa 10 bis 12 kg Rüben f. d. Tag, demnach beträgt für 100
Morgen bei fünf Köpfen die jährliche Futtermenge = 550 Ztr. und der Stromkonsum für
das Jahr 1,40 M.
Wahl der Motorengröße
Leistung etwa 30 bis 40 Ztr. i. d. Std. Belastung des Elektromotors ¼ bis ½ PS. Der
Motor wird an die Maschine angebaut, oder es wird ein Tragemotor verwendet.
6. Oelkuchenbrecher.
Stromverbrauch, um einen Zentner Oelkuchen zu brechen, etwa 1/30 KW/Std.,
demnach Stromkosten ⅔ Pf. Bei einer Futtermenge von täglich 1 bis 1,5 kg Oelkuchen
für den Kopf Großvieh berechnet sich der jährliche Oelkuchenverbrauch für 100 Morgen
bei fünf Köpfen Großvieh zu 45 Ztr., demnach jährliche Stromkosten etwa 0,34 M.
Wahl der Motorengröße.
Leistung etwa 20 bis 30 Ztr. i. d. Std. Elektromotor: 2 PS (auf Motorschleife
montiert).
7. Düngermühlen.
Stromverbrauch f. d. Ztr. etwa 1/40 KW/Std., also Stromkosten ½ Pf. Für den Morgen
unter dem Pfluge sind durchschnittlich jährlich zu vermählen 0,3 bis 0,8 Ztr.,
jährliche Stromkosten für 100 Morgen durchschnittlich 0,30 M.
Wahl der Motorengröße.
Leistung etwa 50 bis 60 Ztr. i. d. Std. Elektromotor: etwa 2 PS (auf Motorschleife
montiert).
(Fortsetzung folgt.)