Titel: | EINE UMKEHRWALZE FÜR BLEIBLECHFABRIKATION. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 286 |
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EINE UMKEHRWALZE FÜR
BLEIBLECHFABRIKATION.
Eine Umkehrwalze für Bleiblechfabrikation.
Inhaltsübersicht.
Beschreibung des Umbaues einer Wakenstraße mit Dampfbetrieb in
eine solche mit elektrischem Drehstromantrieb.
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Die Gewerkschaft G. von Gieschens Erben besitzt in
Schoppinitz eine Reihe von Hüttenwerken, welche die in der Bleischarleygrube bei
Beuthen gewonnenen Zink- und Bleierze verhütten und daraus Zink- und Bleibarren
sowie eine Reihe von weiter verfeinerten Produkten gewinnen. Unter diesen Produkten
spielt die Erzeugung von Bleiblech eine wichtige Rolle. Das Bleiblech wird aus
gegossenen Platten von je 7 t Gewicht in zwei Walzwerken ausgewalzt, die bis vor
kurzem Dampfantrieb hatten. Die Dampfmaschinen waren veraltet und zu schwach für die
allmählich vergrößerten Dimensionen des Walzgutes geworden und sollten durch
elektrische Antriebe ersetzt werden. Um bezüglich des Kraftbedarfs dieser Walzwerke
ein Urteil zu erlangen, wurde zuerst das kleine Walzwerk mit elektrischem Antrieb
bestellt, dessen Leistung aus den Zylinderdimensionen der Dampfmaschine bestimmt
wurde. Der Moter ist ein Drehstrommotor von 20 PS Dauerleistung, 345 Touren i. d.
Min., der mittels doppelten Zahnradvorgeleges die Walzen von 3000 mm Länge, 500 mm ∅
mit 5 Touren i. d. Min. antreibt. Der Motor wird mittels normalen Kontrollers mit
Kupferkontakten umgesteuert.
Nach Inbetriebsetzung dieses Antriebs, der vom ersten Tage an anstandslos
arbeitete, wurden mittels registrierenden Wattmeters Messungen vorgenommen, welche
die Beziehung zwischen Kraftbedarf, Plattenbreite und Pressung zeigen sollten.
Die Messungen wurden für den Bau des Antriebs der großen Straße verwertet.
Textabbildung Bd. 327, S. 285
Fig. 1.
Diese Straße wurde vollständig umgebaut, und zwar wurden die Gerüste, Walztische und
Steuerbühnen von der Donnersmarckhütte, Zabrze, bezogen, während die A. E. G. den
kompletten Antrieb mit Vorgelege lieferte und auch die Garantie für den Kraftbedarf
auf sich nahm.
Die Straße besteht aus einem Gerüst mit einem Walzenpaar von 3250 mm Länge, 650 mm ∅,
die mit 7 Umdr. i. d. Min. laufen. Als Antriebsmotor wurde ein Motor für 60 PS
Dauerleistung und 345 Umdr; i. d. Min. gewählt, der bis 150 PS kurzzeitig überlastet
werden kann. Um von dieser hohen Umdrehungszahl auf 7 Umdrehungen zu kommen und den
Antrieb auf den zur Verfügung stehenden schmalen Raum zwischen den beiden Walzwerken
unterbringen zu können, wurde ein Schneckenvorgelege, kombiniert mit einem
Zahnradvorgelege, eingeschaltet (Fig. 1). Dieses
Vorgelege bezog die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft
von der Firma Wilhelm Hegenscheidt, G. m. b. H., Ratibor
O.-S., die es in mustergültiger Weise durchkonstruierte. Der Motor arbeitet direkt
mit 2000 Volt Spannung und wird mittels eines Kontrollers, dessen Schaltwalzen unter
Oel liegen, umgesteuert.
Textabbildung Bd. 327, S. 286
Fig. 2.
Die Disposition des Walzwerkes ist aus Fig. 2 zu
ersehen. Der Kraftbedarf beim Auswalzen einer noch etwa 100°C warmen Bleiplatte von
7000 kg Gewicht, 150 mm Stärke und 1800 mm Breite erfordert bei einem Druck von 3 mm
65 PS. Unebenheiten der Platte bedingen stoßweise Belastung von 75 PS. Ist die
Platte auf eine Länge von 7 m bei 45 mm Stärke ausgewalzt, so wird sie geteilt und
dann auf 15 mm heruntergewalzt, wobei einzelne Teile quer mit 3000 mm Breite und 2
mm Druck gewalzt werden. Der Antrieb wird hierbei ebenfalls mit 65 PS belastet. Auch
dieser zweite Antrieb ist in allen Teilen gut gelungen.