Titel: NEUERE ROHÖLMOTOREN.
Autor: Ch. Pöhlmann
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, S. 193
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NEUERE ROHÖLMOTOREN. Von Dipl.-Ing. Ch. Pöhlmann, Charlottenburg. (Fortsetzung von S. 167 d. Bd.) POEHLMANN: Neuere Rohölmotoren. Textabbildung Bd. 327, S. 193 Fig. 109. Schnitt A-B. Textabbildung Bd. 327, S. 193 Fig. 110. In den Fig. 109 bis 113 ist der Zylinderdeckel der Breslauer Maschine dargestellt. Einsaug-, Brennstoff- und Auspuffventil sind in der Mittelebene der Maschine angeordnet, während das Anlaßventil sich etwas rechts vorwärts befindet. Die Einsaug- und Auspuffkanäle münden nebeneinander nach der hinteren Zylinderseite (Fig. 110), während die Anlaßleitung parallel zur Maschinenachse quer durch den Zylinder hindurchgelegt ist, wodurch eine einfache Verbindung der Anlaßleitungen benachbarter Zylinder ermöglicht wird. Der Zylinderdeckel ist mit einer Anzahl im Wasserraum liegender senkrechter Rippen versehen, welche sowohl den Zweck haben, den flachen Boden des Deckels genügend abzusteifen, als auch eine gute Führung des Kühlwassers an den Ventilen vorbei zu gewährleisten. Das Ueberführen des Kühlwassers aus dem Zylindermantel nach dem Zylinderkopf erfolgt durch besondere außenliegende Kühlwasserübertritte von der in Fig. 114 und 115 dargestellten Form. An die Einsaugkanäle schließen sich kurze Rohrkrümmer an, welche an einem in halber Zylinderhöhe hinter der Maschine entlanglaufenden Einsaugeluftzubringer angeschlossen sind. Die Auspuffkanäle dagegen münden in wassergekühlte, nach oben gekrümmte Stutzen, welche zu einem senkrecht über dem Luftzubringer angeordneten Auspuffsammler führen. Textabbildung Bd. 327, S. 193 In interessanter Weise ist bei einzelnen Breslauer Maschinen (Fig. 116 bis 119) der Kompressor durchgebildet. Niederdruck- und Hochdruckzylinder sind in der üblichen Weise aus einem Stück gegossen. Auch die Kühlmäntel beider Stufen bilden mit dem Zylinder ein einziges Gußstück. Der Kühlwassermantel des Hochdruckzylinders trägt auf seiner Außenseite ringsherumlaufende scharfkantige Rippen, welche in Verbindung mit einer über sie gestülpten Glocke, welche auf den Niederdruckzylindermantel fest aufgedichtet ist, den Niederdruckzwischenkühler und Oelabscheider bilden. Der Niederdruckteil ist nicht wie bei den normalen Breslauer Maschinen Textabbildung Bd. 327, S. 194 mit Saugschlitzen versehen, sondern besitzt je zwei Saug- und zwei Druckventile von der in den Fig. 120 und 121 gezeichneten Art. Textabbildung Bd. 327, S. 195 Fig. 120. Saugventil. Textabbildung Bd. 327, S. 195 Fig. 121. Druckventil. Textabbildung Bd. 327, S. 195 Fig. 122. DruckventilSaugventil. Das Saugventil besteht aus einem dünnen, kugelförmig gewölbten Ventilkegel aus Nickelstahl mit einem rohrförmigen Schaft, welcher an seinem oberen Ende als Federteller ausgebildet ist und in halber Höhe einen dünnen Pufferkolben trägt, welcher ein sanftes Aufsetzen des Ventilkegels bewirkt. Als Ventilsitz dient eine zweiteilige Führungsmutter aus Bronze, welche in dem gußeisernen Ventileinsatz eingeschraubt ist. Das Niederdruck-Druckventil besteht aus einem breiten, rohrförmigen Körper mit konischen Sitzflächen, welcher am Ende ebenfalls mit Luftpufferkolben versehen und innen an einen kräftigen Einsatzzylinder geführt ist. In der Konstruktion dieser Ventile tritt überall das Bestreben zutage, die bei ungesteuertem Ventil besonders schädlichen Massenkräfte auf ein sehr geringes Maß zu reduzieren, um auch noch bei der sehr hohen Tourenzahl ein sicheres Funktionieren derselben zu erzielen. Textabbildung Bd. 327, S. 195 Fig. 123. Schnitt A-B.Kühlwasserabschluß Zweiteilig. Textabbildung Bd. 327, S. 195 Fig. 124. Druckleitung H. D. Die Fig. 122 bis 124 zeigen den Hochdruckzylinderdeckel mit den Hochdruckventilen. Die letzteren sind nach demselben Prinzip konstruiert wie das Niederdrucksaugventil. Sie besitzen ebenfalls rohrförmige Spindeln, Pufferkolben und zweiteilige Führungsmuttern. Der Hochdruckzylinderdeckel ist unten vollständig offen ausgeführt, wobei die Abdichtung der Preßluft gegen den Hochdruckzylinder mittels einer ringförmigen Liderungsnut und diejenige des Kühlwassers gegen den oben erwähnten glockenförmigen Ueberwurf des Hochdruckzylinders mittels eines weichen Gummiringes erfolgt. Diese Konstruktion ermöglicht es, den Luftzwischenkühler für die Hochdruckstufe in Form einer Rohrspirale direkt in den Kühlwasserraum des Hochdruckdeckels zu legen. Bei den Augsburger Schnelläufern, welche einen unten geschlossenen Deckel besitzen, wird die Luft nach dem Austritt aus dem Hochdruck-Druckventil zunächst in eine vom Kühlwasser umflossene Kammer des Zylinderdeckels geleitet, wo sie sich etwas abkühlt, dann den Zylinderdeckel verläßt, um schließlich in einem besonderen Zwischenkühler noch weiter heruntergekühlt zu werden. Es ist klar, daß die Konstruktion der Breslauer Maschinenfabrik eine einfachere, schönere und billigere Lösung darstellt, bei der die Wände des Hochdruckzylinderdeckels viel weniger beansprucht werden wie bei der erwähnten Augsburger Ausführung. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Fig. 125. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Fig. 126. Die Fig. 125 und 126 zeigen das Armaturenschema des Kompressors in übersichtlicher Darstellung. Da derartige Maschinen, die mit einem ununterbrochenen kräftigen Oelstrom geschmiert werden, ziemlich große Oelpumpen erfordern, so werden die Modelle für Kühlwasser und Schmierölpumpe meistens gleich ausgeführt, und die Schmierölpumpe erhält nur eine etwas geringere Bohrung. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Fig. 127. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Fig. 128. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Fig. 129. Textabbildung Bd. 327, S. 196 Die Pumpen werden bei der Breslauer Maschine mittels eines Lenkers, einer Schwinge und einer an der Vorderwand des Kastengestells entlanglaufenden Welle (welche auch zum Indizieren dient), von der Pleuelstange aus angetrieben. In den Fig. 127 bis 131 ist dieser Antrieb dargestellt. Das Urteil über die eben besprochene Breslauer Maschine läßt sich dahin zusammenfassen, daß man es hier mit einer in den Einzelheiten sehr schön durchgebildeten, den zur Verfügung stehenden Raum aufs knappste ausnutzenden, übersichtlich zusammengebauten und leicht zu montierenden Maschine zu tun hat, die sich namentlich als Schiffshilfsmaschine und für ähnliche Zwecke bald ihr Feld erobern dürfte. (Schluß folgt.)