Titel: | ÜBER EINE NEUE BAUART DES KERPELY-GASERZEUGERS. |
Autor: | Hubert Hermanns |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 150 |
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ÜBER EINE NEUE BAUART DES
KERPELY-GASERZEUGERS.
Von Ingenieur Hubert Hermanns.
HERMANNS: Ueber eine neue Bauart des
Kerpely-Gaserzeugers.
Inhaltsübersicht.
Von der Gesellschaft für
Gasfeuerungstechnik G. m. b. H. wird neuerdings ein Gasgenerator zur
Erzeugung von Kraftgas ausgeführt, der zur Vergasung geringwertiger Brennstoffe
dient. Die überschüssige Wärmemenge des erzeugten Gases wird zur Dampferzeugung
ausgenutzt. Es werden eine Reihe von Versuchsergebnissen dieser Bauart
mitgeteilt.
––––––––––
Es ist bekannt, daß der Kerpely-Gaserzeuger vor gar noch
nicht langer Zeit die besondere Beachtung der beteiligten technischen Kreise auf
sich zog, weil er einerseits eine sehr bemerkenswerte Weiterbildung und Verbesserung
des dem System nach von Morgan erfundenen stetig
arbeitenden Generators mit Wasserabschluß darstellte, anderseits aber auch bei der
Vergasung der verschiedensten Kohlen sehr günstige Ergebnisse aufwies. Dieser
Generator wurde später auf Grund der Erfahrungen im Steinkohlenbetrieb umgeändert,
und hat seitdem in allen Ländern und Industrien Eingang gefunden. Heute stehen über
600 Apparate bereits im Betriebe. Der Kerpely-Generator
war somit eigentlich die Ursache dafür, daß der deutsche Gaserzeugerbau die
beherrschende Stellung errang, die er heute in der Tat unbestritten einnimmt.
Neuerdings ist nun von der Gesellschaft für
Gasfeuerungstechnik G. m. b. H., welche die Kerpely-Patente ausführt, ein Generator zur Erzeugung von Kraftgas
konstruiert und ausgeführt worden, der eine sehr beachtenswerte Weiterbildung der
Generatorkonstruktionen darstellt. Es soll nachstehend dieser Generator kurz
beschrieben und einige Versuchsergebnisse mitgeteilt werden, die mit demselben
erzielt wurden.
In der Hauptsache verfolgte man bei der Konstruktion des in Fig. 1 dargestellten Generators den Zweck, die hohe Gastemperatur, die
insbesondere bei der Vergasung von Koksabfall und Anthrazit entsteht, nutzbringend
zu verwerten. Bei Kraftgasgeneratoren war es schon bisher üblich, in die
Gasleitung Verdampfer oder Ueberhitzer einzubauen, die die Ausnutzung des
Temperaturüberschusses des Gases gestatteten. Jedoch weisen diese Konstruktionen
beträchtliche Mängel auf, die zu beseitigen das Ziel bei der Konstruktion des
vorliegenden Gaserzeugers war. Ohne auf die bekannten Konstruktionseinzelheiten des
Kerpely-Gaserzeugers, wie Beschickungsvorrichtung,
Entschlackung, Anordnung und Ausbildung des Rostes usw., einzugehen, sei bemerkt,
daß der Mantel des neuen Gaserzeugers als Dampfkessel ausgebildet ist, in dem die
überschüssige Wärmemenge des Gases ausgenutzt wird. Um einerseits einen geeigneten
Abzug des Gases zu erzielen, anderseits aber auch die überschüssige Wärmemenge
möglichst voll ausnutzen zu können, ist der Dampferzeuger in einen oberen und
unteren Teil getrennt, die durch Rohre miteinander verbunden sind. Zur
Gewährleistung einer guten Zugänglichkeit der Rohre zwecks Reinigung derselben sind
in dem äußeren Gasmantel in Höhe der Rohre Oeffnungen vorgesehen. Der Dampferzeuger
ist ferner mit einem weiteren Mantel versehen, der an seinem unteren Ende den
Gasabzugstutzen trägt, so daß der untere Teil des Dampfkessels, in dem die
Dampferzeugung vor sich geht, sehr weitgehend von den heißen Gasen umspült wird,
woraus sich eine gute Ausnutzung der überschüssigen Wärme ergibt. Der obere Teil des
Dampfkessels trägt die erforderliche Armatur, wie Sicherheitsventil und
Wasserstandsmesser usw.
Der erzeugte Dampf wird zum Teil für den Betrieb des Gaserzeugers selbst verwendet,
da bekanntlich die Koksvergasung einen höheren Dampfzusatz verlangt als die
Vergasung von Steinkohlen. Daß die mit einem Generator dieser Bauart erzeugte
Dampfmenge nicht gering ist, geht aus den Betriebsergebnissen der Wiener Gaswerke
hervor, die 20 dieser Gaserzeuger in Betrieb haben. Mit dem überschüssigen Rest des
Dampfes werden dort
Dampfmaschinen angetrieben, die ihrerseits sämtliche Exhaustoren, Ventilatoren, die
Pumpen der Reinigeranlage und die Generatoren selbst antreiben. Das Ergebnis eines
Dauerversuches, der dort vorgenommen wurde, soll nachstehend mitgeteilt werden.
Es wurden in den drei Generatoren in 24 Stunden zusammen 31610 kg Koksabfall
durchgesetzt, der folgende Zusammensetzung aufwies:
C
H
N
O
S
Wasser
Asche
61,5
0,3
0,7
1,0
9
11,7
15,8
v. H.
Textabbildung Bd. 327, S. 150
Fig. 1.
Aus dieser Zusammensetzung ergibt sich ein unterer Heizwert für den Koks von 5636
Kal., so daß in der Gesamtmenge des vergasten Koks 178153960 Kal. enthalten waren.
In derselben Zeit wurden in den Generatormänteln 43061 l Wasser verdampft. Die
durchschnittliche Dampfspannung betrug 5,36 at, die Temperatur des Speisewassers
45,9° C. Von der Gesamtwassermenge wurden für die Dampferzeugung 26347402 Kal.
aufgewendet. Die Temperatur des erzeugten Gases wurde 94 mal gemessen; es ergab sich
hierbei eine Höchsttemperatur von 360° C, eine niedrigste Temperatur von 133°C und
eine Durchschnittstemperatur von 284,4° C. Das Gas zeigte folgende
Zusammensetzung:
CO2
O
CO
H
N
2,6
0,4
26,8
6,8
63,4
v. H.
und besaß demnach einen Heizwert von 981 Kal. f. d. cbm. Aus
der Gesamtkoksmenge wurden 139753 cbm Gas erzeugt, die einen Heizwert von zusammen
137097693 Kalorien ergeben. Die Vergasung erforderte einen Dampfzusatz von 18 kg für
100 kg Koks (gemessen mit dem Gehreschen Dampfmesser), so
daß dem Generator durch den Dampf 3729323 Kal. zugefühlt wurden, Die spez. Wärme von
1 cbm Gas rechnet sich zu 0,31, so daß durch das heiße Gas 12321183 Kal. entführt
wurden, die als verloren zu bezeichnen sind, da das Gas gereinigt wird und somit auf
Lufttemperatur abgekühlt werden muß. Die Bilanz des Gaserzeugerbetriebes ergibt
sonach folgende Zahlen:
Es werden zugeführt
im Koks
178153960
Kal.
durch den Dampf
3729323
„
––––––––––––––
zusammen
181883283
Kal.
Für Dampferzeugung werden verbr.
26247402
Kal.
Der Heizwert des Gases beträgt
137097693
„
Die verlorene Eigenwärme ist
12321183
„
––––––––––––––
Zusammen also
175666278
Kal.
Die gesamte Nutzwirkung berechnet sich also zu 96,58 v. H., wovon 14,43 v. H. für die
Dampferzeugung und 75,38 v. H. als Heizwert des Gases verwertet wird, während 6,77
v. H. durch die Kühlung verloren geht. Die praktische Nutzwirkung beträgt also nach
Abzug des letztgenannten Betrages 89,81 v. H. Die gesamte Heizfläche der drei
Generatordampfkessel mißt 180 qm. Es wurden demnach für 1 qm Heizfläche und Stunde
9,97 kg, für 1 kg Koks 1,36 kg Dampf erzeugt. Für asche- und wasserfreien Koks
ergibt sich also eine Verdampfungszahl von 1,88 kg.
Ein weiterer sehr interessanter Versuch wurde für das Gaswerk Budapest mit
Pilis-Vörösvarer Braunkohle vorgenommen, die, auf den Heizwert bezogen, billiger ist
als Abfallkoks. Andererseits ist die Reinigung von teerhaltigem Braunkohlen- und
Steinkohlengas wegen der kostspieligen Apparatur bedeutend teuerer als diejenige von
Koksgas, wozu noch kommt, daß Braunkohlenteer ein fast wertloses Nebenerzeugnis
darstellt.
Um deshalb eine größere Wirtschaftlichkeit der Gasreinigung zu gewährleisten, wurden
die Vergasungsversuche unter dem Gesichtspunkte weitergeführt, eine möglichst hohe
Ammoniakausbeute zu erzielen. Diese Bestrebungen haben ein überraschend günstiges
Ergebnis gezeitigt.
Die Braunkohle von Pilis-Vörösvar hat folgende Zusammensetzung:
C
H
O
N
S
Asche
Wasser
49,5
3,4
12,79
1,01
4,5
12,8
16,0
v. H.
Der Heizwert der Kohle berechnet sich zu 4550 Kal. Die
Destillation von 1 kg Braunkohle ergibt 0,143 cbm Gas folgender Zusammensetzung:
CO2
CO
CH4
H
O
N
H2S
Heizwert
18,4
11,0
31,4
26,5
0,6
3,0
5,6 v. H.
4429 Kal.
Die Versuche mit der Braunkohle wurden unter drei verschiedenen Gesichtspunkten
durchgeführt:
1. Normale Vergasung.
2. Vergasung unter gesteigertem Dampfzusatz.
3. Vergasung mit Kalkzusatz.
Nachstehend die Versuchsergebnisse:
1. Normale Vergasung.
Durchsatz i. d. Std. 850 kg Kohlen.
Windpressung unter dem Rost 100 bis 120 mm Wassersäule.
Dampfzusatz 0,3 kg f. d. kg vergaste Kohle.
Dampf überhitzt auf 225° C.
Durchschnittliche Gasanalyse
CO2
CO
CH4
H
Heizwert
4,5
29,7
2,4
14,7 v. H.
1440 Kal.
Feuchtigkeitsgehalt des Gases 150 g f. d. cbm.
Teer- und Staubgehalt des Gases 43 g f. d. cbm.
Ammoniakgehalt des Gases 0,95 g f. d. cbm.
Aus 1 kg Kohle werden 2,52 cbm Gas erzeugt.
Ausbeute des Kohlen-Stickstoffes im Gas 19,5 v. H. 2.
2. Vergasung unter gesteigertem
Dampfzusatz.
Durchsatz i. d. Std. 850 kg Kohlen.
Windpressung unter dem Rost 100 bis 130 mm Wassersäule.
Dampfzusatz 0,58 kg f. 1 kg vergaste Kohle.
Durchschnittliche Gasanalyse
CO2
CO
CH4
H
Heizwert
9,1
23,9
3,0
19,1 v. H.
1420 Kal.
Teer- und Staubgehalt des Gases 49 g f. d. cbm.
Feuchtigkeitsgehalt des Gases 199 g f. d. cbm.
Ammoniakgehalt des Gases 2,22 g f. d. cbm.
Gasausbeute 2,56 cbm Gas f. 1 kg vergaste Kohle.
Ausbeute des Kohlen-Stickstoffes als Ammoniak im Gas 45,5 v.
H.
Aschenanalyse 17 v. H. brennbare Bestandteile, 2 v. H. Verluste
an vergaster Kohle.
Gastemperatur im Durchschnitt 200° C.
3. Vergasung mit Kalkzusatz.
Durchsatz i. d. Std. 800 kg Kohlen.
Windpressung unter dem Rost 100 bis 130 mm Wassersäule.
Dampfzusatz 0,62 kg für 1 kg vergaste Kohle.
Kalkzusatz rund 4 v. H. Jede Gicht von 500 kg erhielt einen
Zusatz von 20 kg gebranntem Kalk. Der Kalkzusatz i. d. Std. betrug also rund 34
kg.
Durchschnittliche Gasanalyse
CO2
CO
CH4
H
Heizwert
9,1
22,1
3,0
18,7 v. H.
1360 Kal.
Feuchtigkeitsgehalt des Gases 223 g f. d. cbm.
Teer- und Staubgehalt des Gases 43 g f. d. cbm,
Ammoniakgehalt des Gases 2,41 g f. d. cbm.
Gasausbeute 2,7 cbm Gas f. 1 kg vergaste Kohle.
Ausbeute des Kohlen-Stickstoffes als Ammoniak im Gas 53 v.
H.
Durchschnittlicher Kohlenverlust 1,25 v. H.
Mittlere Gastemperatur 200° C.