Titel: | EIN BACKENSTEINBRECHER VON GROSSER LEISTUNGSFÄHIGKEIT. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 74 |
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EIN BACKENSTEINBRECHER VON GROSSER
LEISTUNGSFÄHIGKEIT.
Ein Backensteinbrecher von großer Leistungsfähigkeit.
Inhaltsübersicht.
Es wird ein Backensteinbrecher beschrieben, der nach einem
wesentlich rationelleren Verfahren arbeitet als die bisherigen Konstruktionen. Die
neue Arbeitsweise wird durch Diagramme erläutert.
––––––––––
Fig. 1 veranschaulicht einen Schnitt durch den von
der Firma Max Friedrich & Co., Leipzig-Plagwitz,
gebauten Backensteinbrecher. In einem entsprechend der großen Beanspruchung äußerst
stark gebauten Gehäuse i aus Gußeisen ist eine geriefte
Brechbacke g aus bestem Coquillenhartguß befestigt,
gegen welche eine ebenfalls geriefte Coquillenhartgußbrechbacke h arbeitet. Die beiden Brechbacken g und h bilden das sogen.
Brechmaul, das seitlich durch äußerst stabile Hartgußkeile nach den Seitenwänden des
Gehäuses zu abgegrenzt ist. Das Gehäuse unterliegt also keiner Abnutzung beim
Brechen. Je nach der gewünschten Feinheit kann die Spaltweite im unteren Teil des
Brechmaules verstellt werden, was auch während des Betriebes der Maschine geschehen
kann. Nach Art der Brecharbeit werden sich die Brechbacken am unteren Ende des
Brechmaules eher abnutzen als am oberen, weswegen die Brechbacken zum Umkehren
eingerichtet sind, so daß eine ausgiebigere Abnutzung derselben möglich ist. Aus
demselben Grunde werden auf Wunsch die Seitenkeile in zwei Teilen hergestellt.
Die Brechbacke h, allgemein die schwingende Brechbacke
genannt, liegt in einer Schwinge f und wird
festgehalten durch einen Keil, der durch seine praktische Formgebung die Brecharbeit
ganz bedeutend unterstützt. Schwinge f wird durch ein
dahinter liegendes Exzenter e mittels zweier
Druckplatten in Bewegung gesetzt, wobei eine Feder dafür sorgt, daß die Schwinge und
das Exzenter stets an den Druckplatten anliegen. Die Druckplatten selbst sind so
dimensioniert, daß sie bei Ueberlastung des Brechers, z.B. bei Einfallen von Eisen,
entzweispringen und so Brüche an der Maschine tunlichst verhindern. Sie liegen in
stählernen Druckpfannen, die nach Abnutzung leicht auswechselbar sind.
Textabbildung Bd. 327, S. 75
Fig. 1.
Bei den gewöhnlichen Steinbrechern resp. Backenbrechern nach Fig. 2 ist der Hauptteil des Brechers, die Schwinge
f mit der Brechbacke h
oben auf einer Stahlwelle aufgehängt und wird durch das dahinter liegende Exzenter
e in eine zu der festen Brechbacke g pendelnde Bewegung in Form einer etwas geschweiften
Linie nach dem Diagramm der Fig. 3 versetzt. Nur der
untere Teil der schwingenden Brechbacke nähert und entfernt sich also der
feststehenden Brechbacke. In das Brechmaul eingeworfene Steine werden demnach nur
zwischen die Backen gequetscht und springen so, wie die Struktur der Steine es
gerade erlaubt. Das Resultat sind lange, sogenannte Fadenstücke, die bei der
Schotterfabrikation außerordentlich störend sind und von Hand nachgeschlagen werden
müssen. Ein gleichmäßiger kubischer Schotter ist unmöglich. Dieser Uebelstand tritt
um so mehr zutage, je zäher das Brechgut ist und je abgearbeiteter die Brechbacken
sind. Dabei ist es das Verkehrteste, das Brechprodukt durch feinere Riffelung der
Brechbacken verbessern zu wollen, denn jeder Fachmann weiß, daß diese kleinen
Riffelzähne nur gar zu bald weggearbeitet sind. Auch haben alle die gewöhnlichen
Stein resp. Backenbrecher noch den enormen Nachteil, daß sie nasse und klebende oder
zähe Materialien schlecht oder gar nicht verarbeiten können; ferner kann man mit
gewöhnlichen Backenbrechern rationell nicht feiner als Walnußgröße untermischt mit
feinerem Grieß brechen.
Textabbildung Bd. 327, S. 75
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 327, S. 75
Fig. 3.
Eine andere Konstruktion nach Fig. 4 arbeitet ohne
Antriebsexzenter, indem die Schwinge direkt angetrieben wird. Diese Schwinge macht
aus dem geschweiften Strichdiagramm des soeben beschriebenen Backenbrechers eine
Ellipse, wie das darunter angegebene Diagramm (Fig.
5) zeigt. Dieser Brecher schabt und reißt mehr als er bricht.
Außerdem kommen bei diesem direkten Antrieb der Schwinge ohne Exzenterantrieb die
Schwungräder direkt links und rechts neben das Brechmaul zu liegen, wodurch die
Aufgabe des Materials auf jeden Fall unbequem, wenn nicht direkt gefahrvoll wird.
Die patentierten Steinbrecher von Max Friedrich & Co.
führen im Gegensatz zu den oben beschriebenen Konstruktionen eine kurze schlagende
Schwingenbewegung aus.
Die Schwinge f ist mit der Brechbacke h oben anstatt auf einer Welle auf einem Exzenter
aufgehängt, welches von der Antriebswelle a durch
Zahnräder cd angetrieben wird (s. Fig. 1). Hierdurch erhält die schwingende Brechbacke
neben der einfachen pendelnden Bewegung noch eine doppelseitig schwingende und
schlagende, und zwar so, daß die schwingende Brechbacke im oberen Teil, wo sie also
bei den gewöhnlichen Brechern ruhig gehangen hat, entsprechend der Tourenzahl
fortwährend nach vorwärts, also nach der feststehenden Brechbacke zu, drückt, dann
in der vollen Länge der Brechbacke nach unten drückt resp. reißt und sich dann
wieder von unten nach hinten und oben bewegt. Durch das Vorwärtsdrücken faßt die
Brechbacke h den vollkommen unvorzerkleinerten Stein
und drückt ihn gegen die feststehende Brechbacke g,
wodurch derselbe nach allen Richtungen hin platzt. In dem Augenblick, oder besser
gesagt, sofort nach dem Zusammenquetschen drückt resp. reißt der Steinbrecher die
ganz zusammengedrückte Masse in sich scharf, aber dabei nur ganz kurz nach unten.
Hierdurch erhellt klar, daß jeder Stein, und sei er noch so zäh, vollkommen
entzweibrechen muß; und damit ist ein schöner gleichmäßiger, würfliger Schotter
garantiert.
Textabbildung Bd. 327, S. 75
Fig. 4.
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Fig. 5.
Textabbildung Bd. 327, S. 76
Fig. 6. 1 Secunde.
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Fig. 7. 3 Secunden.
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Fig. 8. 5 Secunden.
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Fig. 9. 15 Secunden.
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Fig. 10. 20 Secunden.
Durch das Vorwärtsdrücken des oberen Teiles der Schwinge h wird das eingeworfene Brechgut schnell vorgebrochen, so daß es viel
schneller nach dem unteren Spalt gelangt und damit viel schneller in die gewünschte
Feinheit gebrochen werden kann; hierzu kommt noch, daß durch das kurze schlagende
Nachuntendrücken der Patentschwinge ein direktes Stopfen resp. Nachunterdrängen der
Masse stattfindet. Beide Faktoren erhöhen die Leistung des Steinbrechers ganz
ungeheuer. Durch das Stopfen verarbeitet der Steinbrecher ferner nasse, klebende
sowie zähe Materialien noch mit gutem Erfolg, während die gewöhnlichen Brecher
versagen würden.
Textabbildung Bd. 327, S. 76
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 327, S. 76
Fig. 12.
Textabbildung Bd. 327, S. 76
Fig. 13.
Das Brechgut ist als Masse stets in Bewegung, so daß selbst scharfe Steinarten, die
sich gern im Brechmaul festklemmen, glatt gefaßt und sofort so gelegt werden, daß
sie, ohne das Brechmaul zu verstopfen oder die Brechung zu beeinträchtigen,
gebrochen werden.
Durch die stopfende und schlagende Wirkung der Schwinge ist man ferner in der Lage,
mit einer größeren Spaltweite zu arbeiten als bei einem gewöhnlichen
Backenbrecher, um trotzdem dieselbe Bruchgröße zu erhalten; auch dieses wirkt wieder
bedeutend erhöhend auf die
Leistung. Hierbei folgt weiter, daß bei enger resp. engster Stellung der hier
beschriebene Steinbrecher feiner brechen muß als der gewöhnliche Backenbrecher; die
Feinheit wird noch ganz enorm durch das Nachuntenstopfen der Schwinge erhöht.
Bei den gewöhnlichen Backenbrechern wurde die Hauptarbeit im unteren Teil des
Brechgehäuses besorgt, daher ergab sich einseitige Beanspruchung aller Teile und
einseitig großer Kraftaufwand. Der neue Friedrichsche
Steinbrecher verteilt die Brecharbeit von oben bis unten auf das ganze Gehäuse, so
daß dieses sowie alle sonstigen arbeitenden Teile viel gleichmäßiger beansprucht
sind. Er steht infolgedessen auch ruhiger, was namentlich bei Aufstellung auf
Holzgestell und schließlich bei Aufmontieren auf irgendwelche Fahrgestelle von
besonderem Wert ist.
Die Höhe des Kraftbedarfs selbst wird bei jedem Backenbrecher ungefähr dieselbe sein.
Zum Brechen einer gewissen Steinsorte oder eines gewissen Materials gehört je nach
der Härte desselben bei dem einen Brecher genau so viel Kraft wie bei dem anderen.
Dadurch, daß der Kraftverbrauch bei dem beschriebenen Steinbrecher äußerst
gleichmäßig ist, arbeitet derselbe auch rationell. Man hat auch das Gefühl der
Gleichmäßigkeit sofort, wenn man den Steinbrecher in Betrieb sieht; derselbe hat
mehrere nacheinander folgende Arbeitsphasen resp. Arbeitstakte in derselben Zeit, wo
die gewöhnlichen Backenbrecher nur einen Arbeitstakt ausführen, also die übrigen
Takte leergehen. Die Bewegung der Brecherschwinge wird illustriert durch die am
unteren Ende der Schwinge gewonnenen Diagramme (Fig.
6–10).
Fig. 11 zeigt den Friedrichschen Steinbrecher in Vorderansicht. Die Fig. 12 und 13 zeigen
je eine ortsfeste und fahrbare Schotteranlage bestehend aus je einem Steinbrecher
der eben beschriebenen Konstruktion und einen Gesteinsortierzylinder. Bemerkt möge
hier noch werden, daß der Friedrichsche Steinbrecher
nicht nur im Inland zur Beschotterung von Wegen eine weitgehende Verwendung gefunden
hat, sondern auch im Ausland gegen eine scharfe internationale Konkurrenz fast
überall siegreich geblieben ist. So hat eine große Anzahl russischer Festungs- und
Eisenbahnverwaltungen dem deutschen Fabrikat den Vorzug gegeben. Die Festung
Wladiwostok allein hat 24 große Schotteranlagen bei der Firma bestellt.