Titel: NEUERE ROHÖLMOTOREN.
Autor: Ch. Pöhlmann
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 785
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NEUERE ROHÖLMOTOREN. Von Dipl.-Ing. Ch. Pöhlmann, Charlottenburg. (Fortsetzung von S. 693 d. Bd.) POEHLMANN: Neuere Rohölmotoren. Textabbildung Bd. 326, S. 785 Fig. 51. Der stationäre stehende Viertaktmotor der Aktiebolaget Diesels-Motorer, Stockholm, zeigt zwar auf den ersten Blick ein sehr schwerfälliges Aussehen (welches ja überhaupt den meisten skandinavischen Maschinen eigen ist), gehört aber zu den am besten durchstudierten und am wirthschaftlichsten arbeitenden Maschinen dieser Art. Das Charakteristische dieser Bauart besteht in der eigenthümlichen Verschmelzung der Maschinenständer mit dem Zylindermantel (Fig. 51). Die beiden Balken des A-Gestells sind nämlich von der Grundplatte aus geradlinig bis an den oberen Rand des Zylindermantels emporgeführt, wodurch die übliche Gliederung in Grundplatte, Gestell, Zylinder und Zylinderkopf fast ganz verloren geht. Es muß aber gesagt werden, daß diese Formgebung, so unschön sie ist, eine ausgezeichnete Ueberträgung der Gestellkräfte gewährleistet. Die Grundplatte (Fig. 52) zeigt eine sehr einfache Bauart, da der Konstrukteur davon abgesehen hat, eines der Außenlager zur Aufnahme des Schraubenradantriebes für die senkrechte Steuerwelle in der üblichen Weise zu teilen. Der Räderkasten ist vielmehr an einem der Außenlager besonders angebracht (Fig. 51). Die Folge davon ist freilich, daß der äußere Steuerwellensupport, der den oberen Steuerräderkasten trägt, sehr weit in der Längsrichtung der Maschine ausladen muß (Fig. 5355). Textabbildung Bd. 326, S. 785 Fig. 52. Von höchst eigenartiger, aber auch sehr zweckentsprechender Form ist der Zylinderdeckel der Maschine, wie aus den Fig. 56 und 57 hervorgeht. Er ist nämlich an seiner unteren Seite vollständig offen, so daß das Kühlwasser direkt aus dem Zylindermantel in den Deckel übertreten kann. Den Abschluß des Kompressionsraumes nach oben bildet lediglich ein plattenförmiger Teil des Zylinderkopfes, der durch Rippen und die Wände der Ventilkammern sowie am Rande durch die Augen der Zylinderdeckelbefestigungsschrauben versteift ist und mittels Feder und Nut gegen die Zylinderbüchse dichtet. Am Umfang des Deckels ist natürlich dann noch eine weitere Abdichtung des Kühlwasserraumes mittels Weichpackung erforderlich. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt vor allem in dem Fortfall der Kernlöcher und besonderer Reinigungslöcher, in der leichten Kontrollierbarkeit des Deckelinnern und in der Vermeidung größerer Gußspannungen. Textabbildung Bd. 326, S. 786 Fig. 53. Textabbildung Bd. 326, S. 786 Fig. 54. Textabbildung Bd. 326, S. 786 Fig. 55. Die Saugstutzen für die Einsaugventile sind bei den kleineren Typen direkt nach oben geführt, wodurch ein besonderer Einsaugkrümmer entbehrlich wurde. Die Ventile sind, wie aus dem Grundriß (Fig. 55) zu ersehen, in der üblichen Weise angeordnet. Da der Kompressionsraum bei Diesel-Motoren in der Regel niedriger ist als der Hub der Einsaug- und Auspuffventile, und da letztere gewöhnlich so groß sind, daß siemit ihrem Umfang fast den Umfang der Zylinderbüchse berühren, werden in der Regel größere Ausfräsungen in den Zylinderbüchsen vorgesehen, um den nötigen Durchgangsquerschnitt für die Gase bei geöffnetem Ventil sicherzustellen. Da hier aber die Versatzung des Zylinderdeckels und der Büchse ziemlich nahe an den inneren Zylinderumfang heranreicht, mußte hiervon abgesehen werden. Dafür erhielt der Arbeitskolben die in Fig. 56 und 58 erkennbaren Ausfräsungen. Die Oberkante des Kolbens konnte dadurch im oberen Totpunkt ziemlich nahe an die Unterkante des Deckels herangelegt und der Verbrennungsraum halbkugelig ausgestaltet werden, was bekanntlich die beste Verbrennung ergibt. Textabbildung Bd. 326, S. 786 Fig. 56. Die Steuerwellenlager sind als einfache Stehlager ausgebildet, welche auf den wagerechten Sitzflächen der an die Zylindermäntel angegossenen Supporte befestigt sind (Fig. 53, 54 und 56). Textabbildung Bd. 326, S. 787 Fig. 57. Sehr bemerkenswert ist die außerordentliche Einfachheit der Anlaßvorrichtung. Die Brennstoff- und Anlaßhebel sind in der üblichen Weise exzentrisch auf der Hebelwelle gelagert. Das Verstellen derselben erfolgt aber nicht mittels einer eigenen Umstellwelle, sondern nur mittels einer am Rollenende des Anlaßhebels befestigten Schiene (Fig. 53 und 57), und zwar einfach von Hand. Textabbildung Bd. 326, S. 787 Fig. 58. Diese Art der Verstellung ist möglich, da der Hebelarm, an dem die Schiene angreift, außerordentlich groß ist im Vergleich zu der geringen Exzentrizität der Hebellagerung. (Fortsetzung folgt.)