Titel: | Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. |
Autor: | Fritz L. Richter |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 725 |
Download: | XML |
Kondensations-Einrichtungen auf der
Weltausstellung in Brüssel 1910.
Von Dipl.-Ing. Fritz L. Richter in
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 708 d. Bd.)
Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel
1910.
Die Bergmann-Elektrizitätswerke Akt.-Ges. haben in
Verbindung mit ihrer 2500 PS-Turbine für 3000 minutliche Umdrehungen eine
Oberflächenkondensation eigenen neuen Systems mit rotierender Pumpmaschine
ausgestellt, deren Anordnung aus Fig. 11 ersichtlich
ist.
Eine Kreiselpumpe saugt aus dem Kühlturmbassin das benötigte Wasser an und drückt den
größten Teil durch den Oberflächenkondensator hindurch auf die Wasserverteilung des
Kühlturmes zurück. Diese Pumpe muß also für das Wasser den Druck herstellen, der für
die Förderung auf den Turm erforderlich ist und etwa 7 m Ueberdruck an dem
Druckstutzen der Pumpe beträgt. Ein Teil des von der Pumpe geförderten Wassers wird
einer besonderen Schleuderpumpe zugeleitet, die mit der Hauptkühlwasserpumpe in
einheitlichem Gehäuse untergebracht ist. Diese Schleuderpumpe dient zum Absaugen der
Luft unter Vermittlung des Schleuderwassers. Irgendwelche nähere Angaben über die
innere Ausgestaltung der Pumpe stellt die Firma nicht zur Verfügung. Da die Firma
indessen angibt, daß die Luft durch einzelne Wassergarben oder Wasserkolben erfaßt
wird, nehme ich an, daß es sich um eine Pumpe handelt, die der Schleuderpumpe von
Westinghouse Leblanc gemäß Fig. 7 und 8 dieses
Berichtes ähnlich ist, zumal auch das tangential nach unten führende Abfallrohr
Uebereinstimmung aufweist.
Textabbildung Bd. 325, S. 724
Fig. 11. Gesamtanordnung von Turbinen- und Kondensationsanlage.
Die äußere Gestalt der Doppelpumpe ist aus Fig. 12
ersichtlich. Die Schleuderpumpe liegt vorn, die Hauptkühlwasserpumpe hinten. Man
erkennt an der vorderen Stirnseite zwei Handräder, die zweifellos zur Regelung der
Schleuderpumpe dienen. Nach Angabe des Vertreters der Firma in der Ausstellung dient
das eine zum Verändern des Zuflußquerschnittes zur Schleuderpumpe, während
durch das andere die Schaufelwinkel in derselben verändert werden können. Auf Grund
solcher Angaben stelle ich mir das Innere der Pumpe etwa nach Fig. 13 und 14 vor.
Hierzu muß ich indes ausdrücklich bemerken, daß mir zeichnerische Unterlagen über
das Innere der Pumpe von der Firma nicht zur Verfügung gestellt sind, daß es mir
auch nicht vergönnt war, einen Blick in das Innere der Pumpe zu werfen. Gleichwohl
wird die Schnittzeichnung, die ich auf Grund der äußeren Gestalt und meiner
Erkundigungen entwerfe, das Verständnis der Kondensation wesentlich erleichtern
können. Durch Vermittelung des Handrades a kann der
Schieber b verdreht und damit der Zuflußquerschnitt zum
Schleuderrad f verändert werden. Durch das Handrad c, welches ich in Fig.
12 rechts annehme, kann der Ring d verdreht
und damit die Leitschaufeln e wie bei der
Turbinenregelung mit Finkscher Drehschaufel verdreht
werden. Daß in der konstruktiven Durchbildung wesentliche Abweichungen vorliegen,
unterliegt keinem Zweifel; die konstruktive Durchbildung tritt aber für die
Bedeutung des Wesens der Pumpe zurück.
Da der Schleuderpumpe das Betriebswasser bereits unter Druck zufließt, sind besondere
Vorrichtungen für das Anlassen überflüssig. Nachdem die Hauptkühlwasserpumpe als
gewöhnliche Kreiselpumpe in Betrieb genommen ist, hat man nur den Zuflußschieber zur
Schleuderpumpe zu öffnen, Worauf sich ohne weiteres das Vakuum unter Leersaugung des
Kondensators ausbildet. Um beim Anlassen des Aggregates dem Bedienungspersonal die
Aufgabe weitergehend zu erleichtern, ist die Doppelpumpe nicht im Keller, sondern
auf dem Maschinenhausflur aufgestellt. Dadurch wird beim Anlassen dem Maschinisten
das Hinabgehen in den Keller erspart Die Aufstellung auf dem Maschinenflur ist bei
Rückkühlung leicht möglich, da das Kühlturmbassin fast stets so hoch zu liegen
kommt, daß sich eine für das Anlassen unbequeme Saugehöhe für die Kreiselpumpe nicht
ergibt. Der Antrieb der Doppelpumpe erfolgt elektrisch. Die Kondensatpumpe muß
notwendig im Keller möglichst tief unter dem Oberflächenkondensator aufgestellt
werden. Bei Anordnung einer stehenden Welle wäre es möglich, den Motor über Flur
anzuordnen; es bereitet indessen keine Schwierigkeit, die im Keller aufgestellte
Pumpe von oben anzulassen.
Textabbildung Bd. 325, S. 725
Fig. 12. Vereinigte Kühlwasser-Luftpumpe, angetrieben durch
Gleichstrom-Elektromotor.
Textabbildung Bd. 325, S. 725
Fig. 13.
Diese Kondensatkreiselpumpe ist dreistufig und wird durch
einen besonderen Elektromotor angetrieben. Sie ist so reichlich bemessen, daß sie
nicht immer in Betrieb ist, sondern nur zeitweise angesetzt wird, um den Kondensator
leer zu pumpen. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß die Turbine auf der
Ausstellung nur mit verhältnismäßig kleiner Last läuft. Der Saugraum der
Kondensatkreiselpumpe ist durch eine Entlüftungsleitung mit dem höchsten Punkt des
Kondensators verbunden. Dies wird allgemein ausgeführt, so daß anzunehmen ist, daß
die Kreiselpumpen sofort versagen, wenn sie eine von dem Kondensat mitgeführte
Luftmenge bewältigen sollen.
Textabbildung Bd. 325, S. 725
Fig. 14.
Die Wirkung der Kondensation sei an Hand der vollständigen Zeichnung Fig. 15 betrachtet, die zu diesem Zwecke teilweise
nur schematisch gehalten ist. Für die Luftverdichtung ist hier beispielsweise
einfach eine Wasserstrahlluftpumpe gewöhnlicher Bauart gesetzt, die das
Betriebswasser von
einer Kreiselpumpe empfängt, welche als zweite Stufe zur Kühlwasserpumpe arbeitet.
Diese leichter übersichtliche Anordnung ergibt nur konstruktive Abweichung, dem
Wesen nach aber das gleiche wie die wirkliche Ausführung.
Textabbildung Bd. 325, S. 726
Fig. 15.
Aus dem Kühlturmbassin a saugt die Kreiselpumpe b das benötigte Wasser an und drückt einen Teil durch
das Röhrensystem des Oberflächenkondensators c auf die
hoch gelegene Verteilungsrinne d des Kühlturmes.
Dadurch wird bereits in der Kreiselpumpe b ein gewisser
Ueberdruck hergestellt, der durch den Schieber e
geregelt werden kann. Aus dem Druckraum der Pumpe b
zweigt die Leitung f ab, die einen Teil des geförderten
Wassers der zweiten Pumpe g als Schleuderwasser
zuführt. In dieser zweiten Pumpe wird der Energieinhalt des Wassers erhöht; im
vorliegenden Falle durch Erhöhung der Spannung, während bei der Ausführung nach Fig. 13 und 14 eine
unmittelbare Erhöhung der Geschwindigkeit vorliegt. Von dieser Pumpe g fließt dann dieses Schleuderwasser zur
Strahlvorrichtung h, in der die Ansaugung der Luft aus
dem Oberflächenkondensator c erfolgt. Die Verdichtung
erfolgt dann in der Diffusorröhre i, an deren Mündung
das Wasserluftgemisch unter atmosphärischer Spannung in das Gefäß k übertritt. Hier kann die Luft sich scheiden und das
Schleuderwasser fließt durch die Leitung l in das
Kühlturmbassin a zurück. Abgesehen davon, daß dieses
Gefäß abermals zur Luftabscheidung dient, gelangt damit das Scleuderwasser zur
Saugeleitung der Kreiselpumpe b zurück. Denn da es den
Kühlturmprozeß nicht durchmacht, ist es für dieses Schleuderwasser gleichgültig, daß
das Gefäß a unter einem Kühlturm gelegen ist. Es wird
also aus der Druckleitung der Kühlwasserpumpe zum Zwecke des Luftschleuderns ein
Wasserbetrag abgezweigt und nach erfolgter Luftverdichtung in die Saugeleitung
dieser Kreiselpumpe zurückgeleitet.
Die durch den Kondensator fließende Kühlwassermenge sei W. Sie überfließt auch das Rieselsystem des Kühlturmes und werde hier von
der Temperatur tw auf tk abgekühlt. Ursächlich der Abkühlung der Luft beim Schleudern fließt
dem Kühlturmbassin a das Schleuderwasser w mit der höheren Temperatur t3 zu. Durch die Mischung beider
Wasserbeträge stellt sich in dem Bassin eine höhere Temperatur als tk ein, die
zunächst mit t2
bezeichnet sei. Mit dieser Temperatur t2 fließt das gesamte Wasser W + w der Kreiselpumpe b
zu, so daß auch das Schleuderwasser w mit dieser
Temperatur t2
in die Strahlpumpe gelangt. Durch Abkühlung der dieser Strahlpumpe aus dem
Oberflächenkondensator zufließenden Luft und durch Niederschlagen des in ihr
enthaltenen Wasserdampfes werde die Wärmemenge q in der
Strahlpumpe aufgenommen. Dann gilt für die Erwärmung des Wassers auf t3 in dieser
Strahlpumpe die Gleichung
w (t3 – t2) = q.
Ist im Kondensator b die
Wärmemenge Q durch das Kühlwasser aufzunehmen, so gilt
unter Beachtung der Tatsache, daß nur die Wassermenge W
den Kondensator durchfließt, für die Erwärmung desselben die Beziehung
W (tw – t2) = Q.
Im Kühlturm wird diese Wassermenge W wieder auf tk abgekühlt, und durch Mischung in dem
Bassin erfolgt dann Erwärmung auf t2. Für diesen Mischungsvorgang gilt folgende
Beziehung:
W ∙ tk
+ w ∙ t3
= (W + w) ∙ t2,
da Wärmeabfuhr und -Zufuhr nicht eintritt.
Hieraus wird
w ∙ t
3
– w ∙ t
2
=
W ∙ t2
– W ∙ tk
w (t3
– t2)
=
W (t2
– tk)
q
=
W (t
2
– t
k
)
Die Temperaturerhöhung des Kühlwassers W von tk auf t2 ist also genau so groß, als ob die von der Luft abzuführende Wärme q von dem Wasser W
unmittelbar aufzunehmen wäre, ehe es zur Kühlwirkung benutzt wird. Damit ist die
Wirkung so, als ob überhaupt nur das Wasser W arbeitet,
erst die Wärme q aus der Luft aufnimmt, sich hierbei
von tk auf t2 erwärmt,
dann die Abwärme des Dampfes Q im Kondensator aufnimmt
unter weitergehender Erwärmung von t2 auf tw. Das heißt, die Anlage ergibt voll und
ganz das Wesen einer Gegenstromkondensation, das darin besteht, daß mit dem
verfügbaren Kühlwasser erst die Kühlwirkung der Luft besorgt und dann die
Kondensation des Dampfes vorgenommen wird. Im Kühlturm müssen naturgemäß beide
Wärmebeträge W + w aus dem Wasser entfernt werden. Das
erfolgt auch, indem die Wassermenge W von der
Temperatur tw
auf die Temperatur tk abgekühlt wird. Nämlich durch Abkühlung auf t2 wird zunächst der Wärmebestand
Q beseitigt, der im Kondensator aufgenommen ist,
und durch die Fortsetzung der Abkühlung von t2 auf tk wird die Wärmemenge q beseitigt, die in dem Strahlapparat gelegentlich der
Mischung mit der Luft aufgenommen ist.
Diese vollkommene Wirkung einer Gegenstromkondensation wird man zunächst bei
einer flüchtigen Betrachtung der Anlage nicht erwarten, sondern geneigt sein, es als
nachteilig anzusehen, daß das durch Luftkühlung erwärmte Wasser unmittelbar in das
Kühlwasserbassin zurückgeleitet wird. Streng genommen gilt die Betrachtung
allerdings nur so lange, als die Kondensation selbständig für sich mit einem
Kühlturm zusammenarbeitet. Man kann aber auch in den Fällen, bei denen
Kondensationen ganz verschiedener Ausführung gemeinsam mit einem Kühlturm arbeiten,
die unbedingte Gültigkeit der vorstehenden Ausführungen, also eine in sich
geschlossene selbständige Gegenstromkondensation leicht herstellen, indem man das
Schleuderwasser nicht in das gemeinsame Kühlturmbassin zurückleitet, sondern sich
mit der Luftabscheidung im Gefäß k begnügt bezw. dieses
Gefäß zu einem vollkommenen Luftabschneider ausbildet und dann das Wasser
unmittelbar in den Saugraum der Kreiselpumpe zurückkehren läßt.
Wesentlich einfacher ist zweifellos die Gegenstrom-Oberflächenkondensation mit
rotierender Maschine, die von der Firma Louis Schwarz
& Co. in Dortmund ausgestellt ist. Dieselbe ist in
Fig. 16 dargestellt. Eine normale
Niederdruckkreiselpumpe a entnimmt das Kühlwasser dem
Kühlturmbassin und fördert es zur Strahlpumpe b. In
dieser werden unter Herstellung der erforderlichen Geschwindigkeit die Luft und
unkondensierbaren Gase aus dem Oberflächenkondensator abgesaugt und unter Umsetzung
der Geschwindigkeitsenergie, mit der das Kühlwasser zugeführt ist, auf
atmosphärische Spannung gefördert. Nachdem das durch die Pumpe a geförderte Wasser diese Aufgabe verrichtet hat,
durchfließt es die Kühlrohre des Kondensators in bekannter Weise, kondensiert den
Dampf und fließt dann erwärmt fort. Die Kondensation ist demzufolge nach dem D. R.
P. 195 526 von Paul H. Müller in Hannover
ausgeführt.
Das Kühlwasser bewirkt die Luftverdichtung, ehe es durch die Kondensation des Dampfes
erwärmt ist. Die Luft wird demgemäß vor ihrer Verdichtung auf die Temperatur des
kalten Wassers abgekühlt, die Anlage arbeitet in vollkommener Weise als
Gegenstromkondensation, obwohl eine besondere Pumpe für die Luftverdichtung
überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Der benutzte Strahlapparat wird allerdings auch
Pumpe genannt, ist aber keine besondere Maschine, sondern nur ein Apparat.
Obwohl die Firma auch in diesem Falle Schnittzeichnungen der Ausführung nicht zur
Verfügung stellt, habe ich solche angefertigt, da eine solche das Verständnis
außerordentlich erleichtert. Von der benutzten besonderen Wasserstrahlluftpumpe kann
die Zeichnung dabei in Ermangelung zur Verfügung gestellter Unterlagen nur
schematisch gelten. Dies gilt um so mehr, als bei einer Wasserstrahlpumpe alles von
richtiger Bemessung abhängt und im vorliegenden Falle außergewöhnliche
Arbeitsbedingungen vorliegen. Hieraus erklärt es sich auch, daß die Firma den
Schnitt der wirklich ausgeführten Pumpe geheimhält. Aus der Zeichnung ist
ersichtlich, daß die Strahlpumpe gegenüber dem einfachen Rohrstrang für die Führung
des Kühlwassers keinerlei Komplikationen ergibt und daß die Kondensation mit Recht
als solche ohne besondere Luftpumpe bezeichnet werden kann.
Zufolge des Einbaues der Strahlpumpe in den Kondensator verwendet Louis Schwarz & Co.
die Strahlpumpe in wagerechter Lage. Von anderen Firmen wird die senkrechte
Anordnung außerhalb des Kondensators bevorzugt, um bei der Herstellung des
Kondensators unabhängig zu sein und um bei dem Strahl der Gefahr vorzubeugen, daß er
innerhalb der freifließenden Länge, die für den Luftzutritt nötig ist, durch
die Schwerkraft seitlich abgelenkt wird und dann nicht auf die Mitte der
Diffusorröhre trifft. Dies erscheint vor allem für größere Ausführungen der
Strahlpumpe und damit überhaupt für größere Anlagen wichtig.
Es ist bedauerlich, daß diese Ausführung, die mit unübertroffener Einfachheit
weitgehende Vollkommenheit einer Gegenstromkondensation vereint, nicht in Verbindung
mit einer Dampfturbine aufgestellt ist, sondern den Abdampf der Drehkolbenmaschine
der Internationalen Maschinenbaugesellschaft m. b. H.
in Hannover niederzuschlagen hat. Während bei einer Dampfturbine die
Vakuumstopfbüchsen durch Dampf gesperrt werden, um dem Kondensator die Luft
fernzuhalten, ist bei dieser Maschine gerade der entgegengesetzte Weg beschritten.
Die Maschine ist als Verbundmaschine ausgeführt und hat als solche vier Stopfbüchsen
für die umlaufende Welle. Zwei von ihnen stehen ständig unter Vakuum und haben keine
Sperrung durch Wasser oder Dampf erhalten; bei den Stopfbüchsen des Hochdruckteiles
kann Ueberdruck vorliegen. Da die Internationale
Maschinenbaugesellschaft in Hannover offenbar fürchtet, daß ein starkes
Blasen dieser Stopfbüchsen der Beurteilung ihrer Maschine nachteilig sein kann, wird
eine Zwischenkammer mit dem Kondensator verbunden und damit unter Vakuum gesetzt.
Hierdurch werden gewaltsam zwei weitere Stopfbüchsen geschaffen, die gegen das
Vakuum zu dichten haben und in keiner Weise gesperrt sind. Ungesperrte
Vakuumstopfbüchsen sind bei der Maschine also vier vorhanden und lassen zweifellos
so viel Luft eintreten, daß der Zustand für die Kondensation als unmaßgeblich
anzusehen ist. Denn die Maßnahme, daß auch die Hochdruckstopfbüchsen unter Vakuum
gesetzt sind, verrät es deutlich, daß die Ausführung einen dichten Zustand nicht
gewährleistet. Dieser unzulässig starken Luftzufuhr gegenüber können für die
Kondensation dadurch, daß die Maschine leer läuft und nur wenig Abdampf bringt,
keine günstigeren Bedingungen geschaffen werden.
Das Warmwasser, das den Kondensator verläßt, gelangt nicht unmittelbar auf die
Wasserverteilung des Kühlturmes, sondern fließt, wie ein angebrachtes Manometer
erkennen läßt, etwa in der Höhe des Warmwasserstutzens am Kondensator frei ab. Der
Aufschlagsdruck vor der Strahlpumpe beträgt dabei 9 m Wassersäule und der
Stromverbrauch des Motors, der die Kühlwasserpumpe und Kondensatpumpe gemeinsam
antreibt, 5 KW. Das ergibt etwa 5 PS Kraftverbrauch der gesamten Pumpe und damit nur
etwa 1,7 v. H. der Leistung, für die die Kondensation bestimmt ist.
Im Zusammenhang hiermit ist zu erwähnen, daß von der Firma Louis Schwarz & Co. eine Kondensation
gleichen Systems (D. R. P. 195 526) auf Zeche Neumühl bei Duisburg ausgeführt ist,
bei der das vom Kondensator abfließende Warmwasser unmittelbar auf die
Verteilungsrinne des Kühlturmes fließt, so daß die einfache Kreiselpumpe a unmittelbar die durch die Rückkühlung des Wassers
beanspruchte Förderung mit übernimmt. Die Anordnung der Kondensation bleibt
unverändert, die Pumpe hat nur eine entsprechend größere Förderhöhe herzustellen,
und der Strahlapparat ist so auszuführen, daß er für die sich ergebende größere
Druckhöhe die Umsetzung der Energie übernehmen kann.
Bei einer Besichtigung dieser Anlage fand ich bei einem Gegendruck von 6 m hinter der
Strahlpumpe einen Aufschlagsdruck von 17 m vor der Strahlpumpe, so daß sich hier ein
Kraftverbrauch von nur 1,7\,.\,\frac{19}{11}=2,9\mbox{ v.H.}
ergibt, wenn man in beiden Fällen gleiches Wasserverhältnis und 2 m Saughöhe
annimmt. Dies ist einschließlich der Förderarbeit für die Rückkühlung ein zweifellos
geringer Kraft verbrauch. Bei 746 mm Barometerstand zeigte das
Quecksilbervakuummeter 680 mm Unterdruck. Das ergibt eine absolute
Kondensatorspannung von 0,09 kg/qcm. Dem entspricht eine Sättigungstemperatur von
43,5 °C. Das Warmwasser wurde auf 40° erwärmt, so daß nur ein Temperaturunterschied
von 3,5° besteht, der erkennen läßt, daß unter den vorliegenden Verhältnissen durch
den Strahlapparat das bestmögliche Vakuum erzeugt wird, da der Kendensator zum
Niederschlagen des Dampfes die der Spannung entsprechende Temperatur des Abdampfes
benötigt.
Textabbildung Bd. 325, S. 728
Fig. 16.
Textabbildung Bd. 325, S. 728
Fig. 17.
Die Anlage auf der Ausstellung in Brüssel ist für eine Abdampfmenge von 1800 kg/St.
ausgeführt, der Oberflächenkondensator hat eine Baulänge zwischen den Fohrböden von
etwa 2,8 m und einen lichten Durchmesser von etwa 900 mm. Das Kühlwasser durchströmt
das Kühlrohrsystem zweimal, übereinstimmend finden sich Rührungswände für den Dampf
im Kondensator.
Textabbildung Bd. 325, S. 728
Fig. 18.
Die von der Firma Louis Schwarz & Co. ausgeführte
Abdichtung der Kühlrohre in den Rohrböden unter Verwendung von Weichgummiringen ist
aus Fig. 17 ersichtlich. Fig. 16 läßt den Wassersack erkennen, der für die Ansammlung des
Kondensates vorgesehen ist, damit für die engere Kondensatleitung zur Kondensatpumpe
bereits eine Druckhöhe verfügbar ist.
Der Pumpensatz ergibt sich lediglich als eine Zusammenstellung normaler Kreiselpumpen
und ist von der bekannten Firma C. H. Jaeger & Co. in Leipzig-Plagwitz ausgeführt. Die gesamte
Pumpmaschine ist in Fig. 18 dargestellt und läßt
erkennen, daß Jaeger & Co ohne Verwendung abnormaler Pumpenmodelle die Anordnung auf gemeinsamer
Welle verwirklichen konnte. Die Kondensatpumpe erscheint als ein vierstufiges
Hochdruckmodell in der bekannten und vielseitig bewährten Ausführung; die
Kühlwasserpumpe ist ein einfaches Niederdruckmodell mit schaufellosem Diffusor. Bei
der Kondensatpumpe ist die Entlüftung des Saugraumes durch eine dünne
Verbindungsleitung mit dem Kondensator angegeben.
Die Einfügung der Luftverdichtung in die Kühlwasserleitung ergibt für die
Kühlwasserkreiselpumpe außerordentliche Vorteile. Der Arbeitsaufwand für die
Luftförderung äußert sich in einer Erhöhung der Förderhöhe für das Kühlwasser.
Dadurch werden die Bedingungen günstiger für die Anwendung hoher Drehzahlen. Dies
macht sich bereits bei elektrischem Antrieb günstig bemerkbar und wird
außerordentlich wesentlich beim Uebergang auf den Antrieb durch eine Dampfturbine,
wie dies weiter oben ausführlich angegeben ist. In allen Fällen ist es bereits
erwünscht für unmittelbare Kupplung mit der Kondensat-Kreiselpumpe. Jede
Unterteilung der Kühlwasserpumpe ist überflüssig.
Für die Kreiselpumpe mit höher Drehzahl läßt sich die Förderung bei entsprechend
hoher Förderhöhe auch mit besserem Wirkungsgrad erzielen als bei den unbequem
niedrigen Förderhöhen. Hieran läßt sich nichts ändern durch Ausbildung der besonderen Pumpenformen.
Deshalb wird weitergehend Leistungsaufwand gespart. Diese Leistungsersparnis bei der
Kühlwasserpumpe kommt aber auch noch durch andere Bedingungen zustande. Beim
Arbeiten mit Frischwasser liegt in vielen Fällen der Kondensator in dem Scheitel
einer Heberleitung, die auf den Ansaugewasserspiegel zurückgeführt ist. Beim Betrieb
ergibt sich keine statische Förderhöhe, sondern nur die Bewegungswiderstände treten
als Förderhöhe auf. Beim Anlassen muß aber damit gerechnet werden, daß das Heberrohr
leer gelaufen ist. Zur Vermeidung weitgehender Schwierigkeiten beim Anlassen der
Anlage muß deshalb die Kreiselpumpe den statischen Gegendruck überwinden können, der
sich bis zum höchsten Punkt des Heberrohres ergibt. Diese Förderhöhe ist aber oft
wesentlich größer als sie sich hernach im Betrieb aus den Reibungswiderständen
ergibt. Die Kreiselpumpe stellt nach wie vor den hohen Druck her, für den sie
notwendigerweise ausgeführt sein muß, wenn man sie nicht unzweckmäßig viel Wasser
fördern und mit einem dadurch gegebenen unzulässig hohen Leistungsbedarf laufen
lassen will. Es muß ein entsprechender Widerstand gewaltsam durch Drosselung
hergestellt werden, und der Anlage wird eine unnötig große Förderhöhe für das
Kühlwasser und damit ein unnötig hoher Leistungsbedarf aufgezwungen. Auch diese
Erscheinung wird nach der hier vorliegenden Kondensation beseitigt, da der
Ueberschuß an Förderhöhe beim Betrieb mit für die Bedienung des Strahlapparates
benutzt wird.
Da das Betriebswasser dem Strahlapparat unter Ueberdruck zugeführt wird, sind
keinerlei besondere Anlaßvorrichtungen erforderlich. Sobald die Kreiselpumpe in
allgemein üblicher Weise durch Anfüllen angelassen ist, stellt sich ohne weiteres
das Vakuum und damit der regelrechte Betrieb her. Dieses ist nicht nur für das
Anlassen, sondern auch für den Betrieb wichtig, da sich die Anlage stets selbst
erholt, gleichgültig, wie weit durch irgendwelche störende Einflüsse das Vakuum
gesunken sein sollte.
(Fortsetzung folgt.)