Der Spannungszustand von Schwungrädern bei
gleichförmiger Rotation.Von Otto Mies,Charlottenburg.(Schluß von S. 695 d. Bd.)Der Spannungszustand von Schwungrädern bei gleichförmiger
Rotation.6. Die Spannungen in den Armen. Sowohl die vom
Kranz auf die Arme übertragenen Kräfte Z als auch die
Zentrifugalkräfte der Armmassen, die bei der Rotation des abgeschnittenen Armkreuzes
entstehen, rufen in den Armen Zugspannungen hervor, von denen die ersteren bei
prismatischen Armen in jedem Armquerschnitt gleich groß sind, bei verjüngten Armen
nach innen abnehmen, während die letzteren am äußeren Armende gleich Null, am
inneren Armende am größten sind. Die größte Gesamtspannung rntsteht bei den
schwachen Verjüngungen, die bei Schwungeadarmen üblich sind, wohl immer im inneren
Armquerschnitt. Wird die Größe dieses Querschnittes mit fi und die durch die Zugkraft Z in
diesem Querschnitt hervorgerufenen Spannung mit σz bezeichnet, so ist ohne weiteres . . . . . . . . 28)Die auf den inneren Armquerschnitt wirkende Zentrifugalkraft C ist, wennM die Masse des Armes undρ den Abstand seines Schwerpunktes von der
Rotationsachse bedeutenC = M ∙ ρ ∙
ω2,also die dadurch im inneren Armquerschnitt entstehende
Spannung, die mit < jc bezeichnet werde: . .
. . . . . 29)Mit den Bezeichnungen für die Höhen- und Breitendimensionen der Arme, die in
Abschnitt 3 angeführt sind, so wie nach den Erklärungen des erwähnten Aufsatzes über
die Dehnungen verjüngter Arme6)s. S. 694, Anm.
5. gilt für keilförmige Armefi = aibi,wenn der Rechnung ein rechteckiger Armquerschnitt zugrunde
gelegt wird. Mit diesen Werten geht Gleichung 29 über in
. . . . . 30)Für konische Arme ist
; daraus folgt
. . . . . 30a)Für prismatische Arme endlich wird mit
. . . . . 30b)Allgemein läßt sich die Gleichung für σc also schreiben
. . . . . 31)wo sich die Koeffizienten μ und
ν, die für prismatische Arme gleich 1 sind, für
verschiedene Verjüngungsverhältnisse den Tab. 2 und 3 entnehmen lassen.Gleichung 31 gilt auch für Arme mit elliptischem Querschnitt, sowie für alle
Querschnitte, die man in Rechtecke zerlegen kann, und deren sämtliche Dimensionen
von den Symmetrieachsen aus gemessen in gleichen Richtungen gleiche
Verjüngungsverhältnisse besitzen.Die Gesamtspannung σ1 im
inneren Armquerschnitt ist demnach gemäß den Gleichungen 28 und 31
. . . . . . . 32)Tabelle 2.Werte der Koeffizienten μ
bzw.
19/10⅞6/7⅚⅘¾110,950,940,930,920,900,889/100,900,890,880,870,860,83⅞0,890,870,860,850,826/70,870,860,840,82⅚0,840,830,81⅘0,820,79¾0,77
7. Ueber den Einfluß der Kranzverbindungen. Bei
Mehrteiligen Rädern beeinflussen die Verbindungskonstruktionen des Kranzes den
Spannungszustand in zweifacher Weise, indem sie einerseits durch ihre Massen selbst
Zentrifugalkräfte erzeugen, und andererseits die Deformierbarkeit des Kranzes an der
Verbindungsstelle verändern. Bisher veröffentlichte Untersuchungen beschäftigten
sich nur mit dem ersteren Einfluß, der verschieden ist, je nachdem die Trennung des
Kranzes in den Armmittelebenen oder zwischen zwei Armen liegt.Bei Teilung im Arm ändert sich der Spannungszustand nicht, wenn alle Arme, auch
diejenigen, an deren Enden die Zentrifugalkraft einer Verbindungskonstruktion
angreift, gleiche Verlängerung erleiden. WennCv die Zentrifugalkraft der Kranzverbindung,f den Querschnitt der ungeteilten,fo den Querschnitt der geteilten Arme,εz und εzo die Verjüngungskoeffizienten für
ungeteilte und geteilte Armebedeuten, ist das der Fall, wennoder
. . . . . . 33)Bei Teilung zwischen den Armen ist die genaue Rechnung ziemlich umständlich,
weil die Symmetrie des Spannungs- und Deformationszustandes der zwischen zwei Armen
liegenden Segmente dadurch gestört wird. Die Rechnungen von Göbel und Tolle7)s. Einleitung S. 692 d. Bd. gehen
stillschweigend davon aus, daß sich eine Kranzverbindung zwischen je zwei Armen, und
zwar in der Mitte dazwischen, befindet, wodurch die Symmetrie in den Segmenten
erhalten bleibt. Es leuchtet aber ohne weiteres ein, daß dadurch der Einfluß der
durch die Kranzverbindungen hervorgerufenen Zentrifugalkräfte leicht überschätzt
werden kann. Um den vorliegenden Aufsatz nicht mit diesem speziellen Problem über
Gebühr zu belasten, werde ich dasselbe demnächst in einem besonderen Aufsatz
behandeln.8. Beispiel: Die praktische Verwendung der gewonnenen
Ergebnisse soll durch die Berechnung von zwei Beispielen mit Hilfe des
Rechenschiebers gezeigt werden. Als erstes diene das in Fig. 4 S. 360 d. Bd. dargestellte Seilscheibenschwungrad einer
Dampfmaschine mit gußeisernen, verjüngten Armen und gußeisernem Kranz, dessen zur
Berechnung nötige Zahlengrößen in folgender Zusammenstellung enthalten sind:
Normale Umdrehungszahln =100 i. d. Min.Schwerpunktsradius des Kranzesr =218,25 cmUmfangsgeschwindigkeit im Schwer- punktsradiusv =22,85 m/Stk.KranzquerschnittF =540 qcmTrägheitsmoment des Kranzquerschn.J =29700 cm4Schwerpunktsabstand der inneren Kranzfaserηi =16 cmSchwerpunktsabstand der äußeren Kranzfaserηa =9 cmWiderstandsmomente des Kranzquer- schnittsMissing or unrecognized delimiter for \right1856 cm33300 „Spezifisches Gewicht d. Kranzmaterialsγ1 =7,25 kg/cdm Elastizitätsmodul „E1 =750000 kg/qcmAeußerer Radius der Nabern =39,25 cmArmlängel =162,7 5 cmArmquerschnitt an der Nabefi =265 qcmVerjüngungsverhältnisse der ArmeMissing or unrecognized delimiter for \rightReduktionskoeffizientenMissing or unrecognized delimiter for \right0,8561,25Spezifisches Gewicht des Armmaterialsγ =7,25 kg/cdmElastizitätsmodul des ArmmaterialsE =750000 kg/qcmAnzahl der Arme8Koeffizienten gemäß der Tab. 1Missing or unrecognized delimiter for \right0,00069061,2739
Zunächst werde untersucht, wie sich die Kranzspannungen σa und σm zu der im freien Schwungkranz
entsprechenden Zugspannung σ1 verhalten. Nach Gleichung 1 istFür die in den Beziehungen 24 und 24a vorkommenden Winkelfunktionen findet sich aus
Tab. 1 für ein Rad mit acht Armen
und Ferner wirdEs ist alsoDaraus ist zu schließen, daß die Gesamtspannung σa an den
Armstellen größer als σ1 ist, während die Spannung σm mitten
zwischen zwei Armen ungefähr gleich σ1 sogar noch etwas kleiner als σ1 wird. Bei
der praktischen Berechnung wäre es somit nur nötig, σa zu berechnen. Zum Vergleich
soll hier jedoch auch σm bestimmt werden. Dazu muß zunächst die
Armzugkraft Z nach der für Räder mit gleichem Arm- und
Kranzmaterial geltenden Gleichung 20a berechnet werden. Nach Gleichung 19 istZ1 = 38,6 ∙ 540 = 20830 kg.Nach den Gleichungen 18 istFerner findet sichso daß sich nach Gleichung 20a ergibtFür die Spannungen findet sich nach den Gleichungen 23 und 23a
mit Hilfe der in der Tab. 1 enthaltenen Werte der Winkelfunktionen$$\left\{{{\sigma_{2a}=-\frac{4630}{2}\,.\,\frac{2,4142}{540}=-10,4\mbox{
kg/qcm,}\ \ \ \ \ \
}\atop{\sigma_{3a}=\frac{4630}{2}\,.\,\frac{218,25}{1856}\,.\,0,1323=36,1\mbox{
kg/qcm,}}\right$$$$\left\{{{\sigma_{2m}=-\frac{4630}{2}\,.\,\frac{2,6131}{540}=-11,2\mbox{
kg/qcm,}\ \ \ \ \ \
}\atop{\sigma_{3m}=\frac{4630}{2}\,.\,\frac{218,25}{3300}\,.\,0,0666=10,2\mbox{
kg/qcm,}}\right$$und endlich nach Gleichung 22,$$\left\{{{\sigma_a=38,5-10,4+36,1=64,3\mbox{
kg/qcm,}}\atop{\sigma_m=38,6-11,2+10,2=37,6\mbox{ kg/qcm,}}\right$$In der Tat ist σm, wie eingangs ermittelt, ungefähr gleich
σ1 während
σa
erheblich größer ist.Es erübrigt noch, die in dem inneren Armquerschnitt auftretenden Zugspannungen zu
bestimmen. Nach Gleichung 28 istwährend nach Gleichung 31 mitund den aus den Tab. 2 und 3 sich findenden Wertenμ = 0,82, v = 0,75sich findetund demnachσi = 17,5 + 12,3 = 29,8 kg/qcm.Als zweites Beispiel soll das in Fig. 4 dargestellte Seilscheibenschwungrad mit
schmiedeeisernen Armen einer Großgaßmaschine zum Antrieb eines Drahtwalzwerkes
berechnet werden, wozu die nötigen Zahlengrößen in folgender Zusammenstellung
enthalten sind:
Normale Umdrehungszahln =115 i. d. Min.Schwerpunktsradius des Kranzesr =231,2 cmUmfangsgeschwindigkeit im Schwer- punktsradiusv =27,8 m/Sek.KranzquerschnittF =2375 qcmTrägheitsmoment d. KranzquerschnittsJ =675000 cm4Schwerpunktsabstand der inneren Kranzfaserηi =30 cmSchwerpunktsabstand der äußeren Kranzfaserηa =17 cmWiderstandsmomente des Kranz- querschnittsMissing or unrecognized delimiter for \right22500 cm339700 „Spezifisches Gewicht d. Kranzmaterialsγ1 =7,25 kg/cdmElastizitätsmodul „ „E1 =750000 kg/qcmAeußerer Radius der Nabern =90 cmArmlängel =111 cmArmquerschnitt (senkrecht zur Richtung der Kraft Z gemessen)f =283 qcmSpezifisches Gewicht des Armmaterialsγ =7,85 kg/cdm Elastizitätsmodul des ArmmaterialsE =2,15 ∙ 106 kg/qcmAnzahl der Arme8Koeffizienten gemäß der Tab. 1Missing or unrecognized delimiter for \right0,00069061,2739
[Textabbildung Bd. 325, S. 710]
Fig. 4.Der Gang der Berechnung ist kurz folgender: Nach Gleichung 1
findet sichFerner ist nach Tab. 1 für ein Rad mit acht Armen
und undMan erkennt, daß σa > σ1, σm
< σ1, es genügte also σa zu berechnen; der Vollständigkeit halber soll hier
auch σm bestimmt werden. Nach Gleichung 19 ist Z1 = 57,1 ∙ 2375 = 135700 kg. Nach
Gleichung 20 folgt für die Glieder des Ausdrucks für Z mit εc = 1 und εz = 1, wegen
des konstanten Armquerschnittesund damit für ZZ = 46700 kg.Hiernach ergibt sich für die KranzspannungenMissing or unrecognized delimiter for \rightMissing or unrecognized delimiter for \rightFür die Spannungen in den unteren Armquerschnitten findet sich
nach den Gleichungen 28 und 31 mit μ = 1 und v = 1,