Titel: | Die Arbeitsmaschinen der Malztennen. |
Autor: | C. Guillery |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 436 |
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Die Arbeitsmaschinen der Malztennen.
Von C. Guillery, königl. Baurat.
Die Arbeitsmaschinen der Malztennen.
Auf der im Oktober 1909 in München veranstalteten reich beschickten
Brauerei-Ausstellung waren die Fortschritte im Bau und in der Verwendung von
Arbeitsmaschinen auf den Tennen der Malzfabriken und Brauereien aufs beste
veranschaulicht. Selbst in großen Brauereien und Malzfabriken wird wohl heute noch
vielfach an der Handarbeit zum Wenden des Grünmalzes zwecks Durchlüftung desselben
festgehalten, es läßt sich indessen mit Sicherheit übersehen, daß die Zukunft den
weit leistungsfähigeren und zuverlässigeren mechanischen Einrichtungen gehört. Als
von Hand bedientes Werkzeug wird, außer und neben der Schaufel, der Ewertsche doppelscharige Malzpflug verwendet, mittels dessen beider Schareisen das Keimgut alle
vier bis fünf Stunden durchgeackert und umgearbeitet wird.
Die elektrisch angetriebenen Grünmalz- oder Keimgutwender ähneln in ihrer äußeren Erscheinung meist
Laufkranen und bewegen sich wie solche auf Schienen. Durch sorgfältigen
Massenausgleich der bewegten Teile der Wender ist es bei den schon in vielfacher
Ausführung bewährten Maffeischen Anlagen nach Patent
Eisner-Wörz möglich geworden glatte Laufschienen,
statt der früher üblichen kostspieligen gezahnten Schienen, zu verwenden.
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Fig. 1. Längsschnitt und Grundriß der mehrstöckigen Mälzereianlage von J. A.
Maffei (Patent Eisner-Wörz).
Es werden hier ferner eiserne Wagen zur Beförderung der
ausgeweichten Gerste mittels mechanisch bewegter Schiebebühnen und Aufzüge auf die
Tenne benutzt. Auch die Keimgutwender selbst werden nach Bedarf mittels besonderer
einfacher Schiebebühnen oder mit Rollen versehener Stützvorrichtungen, nach und nach in
verschiedene, auf gleicher Höhe nebeneinander angeordnete Tennenräume geschafft und
dort in Betrieb gesetzt, oder sie werden, wie bei der von J.
A. Maffei gelieferten Mälzereianlage in Gothenburg, Schweden, mit einer
gesamten Tennenfläche von 2500 qm (vergl. den Grundriß und Längsschnitt in Fig. 1), mittels eines Aufzuges aus einem Stockwerk
in das andere befördert.
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Fig. 2. Mälzereianlage nach Eisner-Wörz (J. A. Maffei).
Das Wenden des Keimgutes geschieht durch mechanisch bewegte Schaufeln, die, ähnlich
wie bei den bekannten Heuwendemaschinen, schräg in das Keimgut eingreifen und
dasselbe, je nach der Bewegungsgeschwindigkeit der Schaufeln, entweder nur langsam
umlegen oder 0,5–1,0 m weit zerstreuend aufwerfen, so daß ein vollständiges
Durchlüften der Masse stattfindet.
Fig. 2 zeigt den von J. A.
Maffei ausgestellten vollständigen Mälzereibetrieb neuester Anordnung
mit zwei gepflasterten Malztennen und mit Gleiseinbauten für den Keimgutwender, den
Ausweichwagen und die Schiebebühne. Der zur Aufnahme der geweichten, zur
Malzbereitung dienenden Gerste verwendete Wagen wird entweder während der Füllung
des Kastens mittels der Schiebebühne allmählich unter dem Füllrohr fortbewegt, oder
das Weichgut wird in dem Wagenkasten durch eine Schnecke gleichmäßig verteilt, wenn
das Weichgut auf der Tenne selbst in den Kasten eingefüllt wird. Die Füllung des 45
Hektoliter fassenden Behälters des ausgestellten eisernen Ausweichwagens beansprucht
nur etwa 2½ Minuten.
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Fig. 3. Mälzereianlage mit Ausweichwagen und Malzwender im Hintergrunde und
mit der leeren Schiebebühne im Vordergrunde.
Die ausgeweichte Gerste wird alsdann mittels des Ausweichwagens (Fig. 3 und 4) bei
einer Bewegungsgeschwindigkeit desselben von 25 m/Min. auf dem gepflasterten Boden der
Tennen „ausgesät“ und mittels an dem Wagen selbst angebrachter quer zur
Fahrrichtung des Wagens sich bewegender Streichschaufeln ganz gleichmäßig
ausgebreitet, und zwar wird der gesamte Inhalt des Wagens mit einer Hinfahrt über die ganze Länge und Breite der
Tenne verteilt (siehe Fig. 5). Derselbe Vorgang wird
dann noch zwei oder drei Mal wiederholt, so daß schließlich etwa 200 Hektoliter
Weichgut auf der Tenne ausgebreitet sind. Die ganze Arbeit wird durch nur einen Mann
in etwa 45 Minuten erledigt, die erforderliche Motorleistung beträgt 1 PS.
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Fig. 4. Schiebebühne mit dem Ausweichwagen nach J. A. Maffei
(Eisner-Wörz).
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Fig. 5. Aussäen des Weichguts (J. A. Maffei).
Durch die Ausbreitung des Haufens auf der Tenne wird schon eine gute, dem
gleichmäßigen Wachstum der keimenden Gerste förderliche Mischung erzielt. In
höherem Grade findet dies noch, nebst einer gründlichen Durchlüftung des
Keimgutes, unter der Einwirkung des alsdann in angemessenen Zwischenräumen von
einigen Stunden in Tätigkeit tretenden Wenders (Fig.
6) statt. Der Wender arbeitet, nachdem er einmal eingeschaltet ist,
vollständig selbsttätig und schaltet sich ebenso nach der Ankunft am Ende der Tenne
wieder aus. Der Bedienungsmann hat deshalb weiter nichts zu tun als an den Enden der
Tenne die Haufen aufzurichten. Die Leistung des Motors beträgt hier 1 ½ PS. Der
ausgestellte Wender wies die Neuerung auf, daß die Vorrichtung zum Ausbreiten des
Junghaufens an dem Wender, statt, wie bisher üblich, an dem Ausweichwagen angebracht
war. Durch die Vereinigung des Ausbreitens und des Wendens in derselben Maschine
wird eine erhebliche Zeitersparnis erzielt indem das Ausbringen des Weichgutes auf die Tenne
beschleunigt werden kann, während eine Verlangsamung des Ganges der Wendemaschine
dadurch nicht eintritt.
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Fig. 6. Malzwender von J. A. Maffei (Eisner-Worz).
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Fig. 7. Abschieben des Althaufens nach J. A. Maffei (Eisner-Wörz).
Die nach Vollendung des Keimvorganges zum „Althaufen“ oder Grünmalz gewordene
Keimgutmasse wird schließlich mittels des Ausweichwagens, nach Herunterklappen des
daran angebrachten Rechens, in Teilhaufen von je 4–6 m Tennenlänge nach der im
Schiebebühnengange an einem Ende der Tennenräume angebrachten Förderschnecke zu
abgeschoben. Das Grünmalz verfilzt sich hierbei so mit den Keimwurzeln ineinander,
daß trotz des großen Abstandes der Stäbe des Rechens nichts dazwischen
hindurchfällt. Das sich gegen den Rechen anstauende Grünmalz gleitet auf dem
glatt geschliffenen Tennenboden ohne Verletzung der Keime hin. Eine Menge von 200
Zentnern kann auf diese Weise in Zeit von 40 Min. vom Tennenboden weggefegt werden.
Die Reibung der Triebräder des Ausweichwagens genügt bei dieser Arbeitsleistung
nicht mehr zur Fortbewegung des Ausweichwagens, so daß Drahtseile mit Windetrommeln
zu Hilfe genommen werden müssen (Fig. 7).
An Stelle der Förderschnecken, Förderbänder und Aufzüge zur Hinaufschaffung des
Grünmalzes auf die Darrböden wird in neuerer Zeit, vor allen von der Maschinenfabrik vorm. F. A. Hartmann & Co. in
Offenbach a. M. und von J. A. Topf & Söhne in
Erfurt, mit bestem Erfolg Saugluft verwendet.
(Schluß folgt.)