Titel: | Neuerungen in der Ziegelindustrie. |
Autor: | G. Benfey |
Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 412 |
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Neuerungen in der Ziegelindustrie.
Von G. Benfey,
Lauban.
(Fortsetzung von S. 395 d. Bd.)
Neuerungen in der Ziegelindustrie.
Textabbildung Bd. 325, S. 411
Fig. 5. Tonreiniger von Bohn & Cie.
In ähnlicher Weise wie der von mir früher geschilderte Diesener Homogenisator und Tonreiniger, s. D. p. J. Bd. 322, Heft 28, soll
sich der Tonreiniger von M. Bohn & Co. in
Nagykikinda, Ungarn, bewähren. Derselbe zeigt, wie in Fig.
5 dargestellt, das Bild einer hegenden Ziegelpresse. In ihrem Innern dreht
sich eine Schneckenwelle, der Zylindermantel ist mit etwa 20000 Löchern von je
1½–2 mm Durchmesser versehen, durch die der gereinigte Ton von der Schneckenwelle
hinausgedrückt wird. Die Verunreinigungen schieben sich dagegen weiter bis zum
entgegengesetzten Ende des Tonreinigers, wo eine durch einen Hebel verschließbare
Oeffnung ihren Austritt gestattet.
Trotzdem die Schneckenpresse mit ihrer enormen Leistungsfähigkeit und den
wesentlichen Verbesserungen, die einen völlig strukturfreien Ziegel gewährleisten,
heute auf den meisten Ziegeleien mit Erfolg arbeitet, ist es ihr doch nicht möglich
gewesen, die handgestrichenen Ziegel zu verdrängen. Im Gegenteil gibt es noch eine
ganze Reihe von Gegenden, wo der Handstrichziegel fast ausschließlich hergestellt und verwendet
wird. Die Begründung dafür ist, daß die zur Ziegelherstellung dort verwendeten Tone
keine Strangbildung gestatten und daß anderseits die dortigen Bauunternehmer den
handgestrichenen Ziegel, weil er sich bequem nach allen Richtungen behauen läßt, dem
mit der Maschine hergestellten Strangziegel vorziehen. Da nun aber die mit der
Herstellung dieser Ziegel vertrauten Ziegelschläger ihre Ansprüche ständig erhöhten,
so erscheint es selbstverständlich, daß die Besitzer derartiger Handstrichziegeleien
eine Maschine erstrebten, welche möglichst dasselbe qualitativ und erheblich mehr an
Menge leistete, als die Hand des Ziegelschlägers. Schon in meinen früheren Arbeiten
in dieser Zeitschrift habe ich zunächst eine amerikanische Ziegelstreichmaschine,
dann die von Dornbusch in Oderberg-Bralitz geschildert,
s. D. p. J. Bd. 323, Heft 36, welche Maschinen jenem Bestreben entsprachen.
Textabbildung Bd. 325, S. 412
Fig. 6 und 7. Sandstreichmaschine von Schoepke.
Textabbildung Bd. 325, S. 412
Fig. 8. Sandstreichmaschine von Schoepke.
Besonders die letztgenannte hat sich rasch eingeführt, leidet
aber an dem Uebelstand, daß sie nur sog. Wasserstrichziegel liefert, während die
Fabrikanten im allgemeinen die Herstellung der Sandstrichziegel vorziehen, da sie
den Witterungseinflüssen beim Trocknen besser widerstehen und auch von den
Bauunternehmern lieber verwendet werden. Diesem Bestreben nach der Herstellung
von Sandstrichziegel auf maschinellem Wege entspricht auf sehr einfache aber geniale
Weise die Sandstrichmaschine „S und S“ der Firma
Schmelzer & Schoepke in Magdeburg und
Wien. (Fig.
6 und 7.)
Textabbildung Bd. 325, S. 412
Fig. 9. Ziegelstreichmaschine von Smidth & Cie.
Ebenso wie die Schnecken- und Walzenpresse als auch die erwähnten Streichmaschinen
soll diese Maschine lediglich die Formgebung bewirken, weshalb ihr das fertige
Gemenge zugeführt werden muß. Es wird von dem oberen Trichter aufgenommen, der unten
in einem kastenförmigen Teil endet, in dem sich ein zweiter, oben offener Kasten
senkrecht unter engem, seitlichen Verschluß bewegen kann. Dieser zweite Kasten ist
auf einen Fallkolben befestigt, der wieder auf einen Hebedaumen ruht. Bei dem
unteren Kasten sind zwei gegenüber liegende Wände am Boden zur Aufnahme der Form
durchbrochen. (Fig. 7.) Die Form ist aus Holz mit Eisenbeschlag mit zwei oder drei
Abteilen für eben so viele Ziegel. Der vorhin erwähnte Hebedaumen wird durch eine
wagerecht liegende Welle angetrieben und hebt den Fallkolben mit dem darüber
befindlichen unteren Kasten samt der darin stehenden Form. Die letztere schiebt sich
etwas in die darüber stehende Materialsäule und nachdem der Fallkolben den höchsten
Punkt des Hebedaumens passiert hat, fällt der erstere mit der Form in die
Anfangsstellung resp. tiefste Lage zurück. Durch diesen der Handarbeit nachgeahmten
Fall wird die Form vollkommen gefüllt und zwar ohne Pressung und ohne Reibung. Im
übertragenen Sinne gesprochen bekommt jedes Tonteilchen seinen bequemen Platz, wird
nicht gedrängt und es entstehen dementsprechend beim Trocknen und Brennen keine
Risse und Sprünge. Der Hebelmechanismus mit dem daran hängenden Gewicht dient zum
Einschieben der leeren vorher mit Sand bestreuten Form und zum Ausschieben der
gefüllten Form, wobei die leere Form einfach auf die frei liegenden Führungsschienen
gelegt wird. Das weitere besorgt die Maschine. Die ganze Arbeit besteht also darin,
daß die Form gehoben und ein- bezw. ausgeschoben wird, wozu höchstens 1–2 PS
notwendig sind, während in der Minute ein zehnmaliger Hub stattfindet, was bei einer dreiteiligen
Form einer theoretischen Leistung von 1800 Ziegel stündlich entspricht. Fig. 8 zeigt das Bild der vollständigen Maschine.
Eine andere Art Ziegelstreichmaschine bringt uns die
Firma F. L. Smidth & Co. in Kopenhagen und Berlin.
Wie aus Fig. 9 ersichtlich, besteht die
Ziegelstreichmaschine aus einem aufrecht stehenden Tonschneider, in welchem der
weiche Naturton oder Schlämmton einer durchgreifenden Mischung und Knetung
ausgesetzt wird. Am Boden des Tonschneiders ist die Welle mit Flügeln versehen, die
durch eine regulierbare Oeffnung an der Vorderseite des Tonschneiders die für die
Füllung nötige Tonmenge herausschieben. Das vollständige Füllen der Formen durch
Auspressen des Tones in sie hinein, wodurch die Verwendbarkeit der Ziegel auch als
Fassadenziegel ermöglicht wird, geschieht durch einen Kolben. Seine Bewegung sowie
die Austrittöffnung des Tones werden durch den seitlich des Tonschneiders
angebrachten Sperrradmechanismus reguliert, so daß zu jeder Zeit das Füllen der
Formen geregelt werden kann. Die gefüllten Formen werden selbsttätig unter den
Kolben hingeführt, dessen Abmessungen den Formen genau angepaßt sind. Dann werden
durch einen einfachen Mechanismus die Formen, die je vier Ziegel enthalten,
senkrecht in die Höhe gehoben, indem gleichzeitig die Ziegel von dem Kolben
herausgedrückt werden. Sie gelangen hierbei zu zweien auf einen eisernen
Transporteur. Mit diesem werden die Ziegel seitwärts herausgeführt und dann
paarweise nach beiden Seiten des Transporteurs mit Hilfe einer besonderen
Vorrichtung auf die für die Trocknung bestimmten Brettchen gelegt. Nachdem die
Formen von den Ziegeln befreit worden sind, werden sie in den unter dem Tonstreicher
befindlichen Wasserbehälter getaucht. In diesem werden die Formen allmählich
abgespült und sind, wenn sie zum Füllen wieder aufgehoben werden, mit so viel Wasser
bedeckt, als notwendig ist, um den Ziegeln den Charakter des Handstriches zu geben
und sie zu befähigen, sich von den Formen loszulösen. Durch Verbindung mit einem
selbsttätigen Vortonschneider kann die Speisung der Maschine nebst der Vorbehandlung
des Tones, wenn erforderlich, durch einen Mann besorgt werden. Im übrigen werden nur
zwei Mann bei der Maschine verwendet, und zwar für das Wegnehmen der Bretter mit den
Ziegeln.
(Schluß folgt.)