Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 700 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Vergleich zwischen Hochofen und elektrischem Ofen.
Aus sehr interessanten Berechnungen von R. Catani und
von B. Neumann folgt, daß der elektrische Ofen mit dem
Hochofen in Wettbewerb treten kann, wenn der Preis der Jahres-PS höchstens 22 M. und
der Preis von 1 t Hochofenkoks mindestens 21 M. beträgt. Dabei ist angenommen, daß
24 elektrische PS/St. 6 kg Eisen ergeben. J.W. Richards
berechnet 6,5 kg Roheisen auf 1 PS Tag; unter günstigen Umständen kann man 8 kg
gewinnenIn demselben Heft
der Electroch. a. Met. Ind. S. 612, berechnet F.
Louvrier, daß für die Herstellung von Tiegelstahl 1 elektr. PS Jahr
gleichwertig ist 18 t Koks, bei der Zinngewinnung gleich 3,6 t Koks und bei
der Zinkgewinnung gleich 8 t Kohle.. [Electrochemical and
Metallurgical Industry 1909; S. 153.]
A.
Oelmaschinen für den Antrieb von Schiffen.
Für den Antrieb von kleineren Schiffen hat sich neben den namentlich bei den
schnellgehenden Motorbooten
angewendeten Automobilmotoren auch noch eine andere Bauart von
Verbrennungsmaschinen eingeführt, die sich für den Betrieb mit schweren, nicht so
leicht wie Benzin flüchtig werdenden flüssigen Brennstoffen eignet, aber billiger im
Betriebe ist und auch unter der Feuersgefahr nicht so leicht zu leiden hat. In Frage
kommen solche Maschinen insbesondere bei Motorbooten, wo man mit Leistungen bis zu
500 PS und mehr zu rechnen hat, Leistungen, welche mit Automobilmotoren nur mit
unzulässig großer Vermehrung der Zylinder zu erreichen wären. Solche Maschinen
kommen aber auch in immer steigendem Maße für Fischereiboote in Betracht, bei denen
der Dampfbetrieb, namentlich wenn er nur als Aushilfe für den Segelbetrieb gelten
soll, an Betriebsbereitschaft zu wünschen übrig läßt, ganz abgesehen von den höheren
Anlagekosten.
Textabbildung Bd. 324, S. 700
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 700
Fig. 2.
Eine für diese Gruppe von Maschinenkennzeichnende Ausführung von Richard Hornsby and Sons in Grantham, die nebenbei auch
wegen der großen Gleichförmigkeit ihres Ganges für den Antrieb von Dynamomaschinen
verwendet werden kann, ist in den Fig. 1 und 2 abgebildet. Die Maschine hat drei Zylinder von 305
mm und 305 mm Hub, welche zusammengegossen sind und auf welche die zwei
senkrechte Ventile enthaltenden Ventilköpfe besonders aufgeschraubt werden. Auch die
mit Wasser gefüllten Kühlmäntel sind nicht an die Zylinder angegossen, sondern
bestehen aus Blech und werden von entsprechenden Flanschender Zylinder getragen. Die
Zylinder sitzen auf einem geräumigen Kurbelgehäuse, in welchem die zwischen je zwei
Kurbelzapfen angeordneten Lager der aus Nickelstahl geschmiedeten Kurbelwelle auf
kräftigen Zwischenträgern ruhen. Aus einer Zentralschmierung, deren Druckpumpe A das Oel aus einer im Kurbelgehäuse ausgesparten
Sammelrinne aufnimmt, wird jedem Lager der Kurbelwelle sowie von hier aus durch
Bohrungen der Welle auch jedem Kurbelzapfen und den Kolbenenden der Zugstangen
Schmieröl unter Druck zugeführt. Die Oelpumpe wird von der Kurbelwelle angetrieben:
sie erhält das von den Lagern und Zapfen abgespritzte Oel, nachdem es vorher in
einem Filter gereinigt worden ist.
Die Anordnung der Steuerungsteile der Maschine auf einer Seite ermöglicht, das
Kurbelgehäuse von der anderen Seite durch Handöffnungen bequem zugänglich zu
machen, was beim Nachziehen der Stangenköpfe und Lager sehr wichtig ist.
Der Betrieb der Maschine mit schweren Brennstoffen wird durch einen Verdampfer D ermöglicht, welcher in dauernder Verbindung mit dem
Zylinder steht und durch die Hitze der Explosionen geheizt wird. In diesen
Verdampfer wird der Brennstoff durch eine Preßpumpe G
Fig. 3 eingespritzt, während der Kolben seinen
Saughub ausführt. Bei der Rückkehr drückt der Kolben die vorher angesaugte frische
Luft in den Verdampfer, wobei mit Zunahme der Verdichtung das Mischungsverhältnis
zwischen Luft und Brennstoffdämpfen immer näher an diejenige Grenze herankommt, bei
welcher die Selbstzündung eintritt. Es bedarf also nur einer kleinen Regelung um,
entsprechend dem gerade verwendeten Brennstoff die Verhältnisse so einzurichten, daß
die Zündung ein wenig vor dem oberen Totpunkt aus wirklicheintritt.
Textabbildung Bd. 324, S. 700
Fig. 3.
Die Maschine ist ferner mit einem Regulator E
ausgerüstet, welcher von der durch Schraubenräder C von
der Kurbelwelle angetriebenen Steuerwelle B angetrieben
wird, und dessen Bewegungen die Zufuhr des flüssigen Brennstoffes beeinflussen (s.
Fig. 3). Beim Steigen der Regulatormuffe wird
eine Stelze verschoben, welche den Antrieb der Brennstoffpumpe G von dem gebogenen Ende F
des Einlaßventilhebels abnimmt, und dadurch wird der Hub der Pumpe beeinflußt. Zum
Bewegen des Kühlwassers dient die ebenfalls von der Steuerwelle angetriebene Pumpe
I. Die Maschinekann mit gewöhnlichem Rohöl oder Lampenpetroleum betrieben werden und
verbraucht davon bei voller Belastung je nach der Art des Brennstoffes zwischen 440
und 360 g für 1 PS/St. Beim Anlassen muß der Verdampfer mit einer Lampe angeheizt
werden. Engineering 1909.
H.
Lebensdauer der wesentlichsten Teile von
Straßenbahnwagen.
Vergleicht man bei Straßenbahnwagen die Abnutzung- der Einzelteile, so ergibt sich
ein großer Nachteil der Schmalspur, da infolge der gedrängten Bauart alle Teile aus
Raummangel Idein gehalten und dementsprechend hoch beansprucht sind. Beispielsweise
überwiegen bei den Bahnen mit Meterspur die Achsbrüche. Allerdings sind auch
derartige Betriebe vorhanden, die keine Achsbrüche aufzuweisen haben, so daß vor
allem wohl ungenügende Querschnitte sowie fehlerhafte Form und Lage der Keilnute des
Antriebszahnrades die Ursache sein dürften. Als Material für Achsen genügt Bessemer- oder Siemens-Martinstahl, der 60–70 kg Festigkeit, 20 v.H. Dehnung und 45 v.H.
Kontraktion besitzen und nicht nur gewalzt, sondern auch unter Dampfhämmern
bearbeitet sein muß. Zweckmäßig ist es, bei Motorwagen und Anhängewagen Achsen mit
entsprechend gleichen Abmessungen zu verwenden, damit solche Achsen, die unter
Motorwagen abgenutzt sind, unter Anhängewagen weiter verbraucht werden können. Bei
den meist verwendeten Speichenrädern wird der Radstern mit einem Konus von 1 : 200
aufgepreßt. Für die Befestigung der Bandagen genügt einfaches Abschrumpfen mit 0,75
bis 1,5 mm Schrumpfmaß. Als Material ist gleichfalls Siemens-Martinstahl empfehlenswert, der mindestens 75 kg Festigkeit, 12–15
v.H. Dehnung und 25–30 v.H. Kontraktion besitzt und dessen Härte nicht viel höher
als die der Schienen ist, um die letzteren, deren Ersatz wesentlich kostspieliger
ist, zu schonen. Die Lebensdauer der Bandagen bei normalspurigen Bahnen beträgt im
Mittel 99000, bei schmalspurigen Bahnen nur 85000 km und zwar bei 60–70 mm Stärke.
50 mm Bandagen sind nicht zu empfehlen, da sich bei ihnen der Wagenkilometer um etwa
55 v.H. teurer stellt als bei 60 mm Bandagen. Damit die Laufflächen eines Radsatzes
dauernd möglichst gleiche Durchmesser behalten, empfiehlt es sich, nach etwa 35000
km die Bandagen nachzudrehen.
Für Achslager, die nur mit gutem dünnflüssigen Oel geschmiert werden sollten und
deren wichtigster Konstruktionsteil die Abdichtung ist, kann als Lagermetall
Hartblei mit 59 Pb, 10 Sb, 30 Sn, 1 Cu empfohlen werden. Rollenlager sollen bis 25
v.H. Stromersparnis liefern; dem stehen jedoch die hohen Anschaffungskosten und die
leichte Zerstörbarkeit gegenüber. Da eine Stromersparnis von 20 v.H. bei einer
Million Wagenkilometern 5000 M. darstellt, so empfiehlt es sich, die Versuche mit
derartigen Lagern fortzusetzen. Die meisten Kosten verursachen die Zahnräder. Sie
sind möglichst breit auszuführen, damit Flächenpressung und Abnutzung gering werden.
Auch das Geräusch ist hiervon, sowie von der Teilung abhängig und wird kleiner mit
Vergrößerung der Zähnezahl. Von wesentlichem Einfluß auf die Lebensdauer der
Getriebe ist ferner die richtige Bemessung und gute Ueberwachung der Lager.
Besonders bei den großen Zahnrädern zeigt sich der ungünstige Einfluß der
Schmalspur, da für letztere 166000 km, für Normalspur dagegen 236000 km als
Lebensdauer der großen Zahnräder erzielt wurden; allerdings bei Bahnen, deren Gleise
zu 75 v.H. ihrer Länge in der Wagerechten liegen. Als Material für große Räder ist
Stahlguß von 50 kg Festigkeit und 13 v.H. Dehnung am besten. Die kleinen Zahnräder
(Ritzel) sollten aus geschmiedetem Siemens-Martinstahl
hergestellt werden, der 65–70 kg Festigkeit und 15–18 v.H. Dehnung besitzt. Durch
Härtung wird überdies eine wesentliche Vergrößerung der Lebensdauer erhalten.
Wird die Kurzschlußbremse als Betriebsbremse gebraucht, so vergrößert sich die
Abnutzung des Getriebes um etwa 8–10 v.H. Bei vierachsigen Wagen beträgt sie
gleichfalls etwa 10 v.H. mehr als bei zweiachsigen Wagen infolge des größeren
Gewichtes. (Stahl) (Deutsche Straßen- und
Kleinbahnzeitung 1909. S. 452–454.)
Pr.
KettenlinienaufhängungS.a.D. P. J. 1909. S. 124–174..
Bei der London-Brighton and Southcoast Railway ist jeder
Fahrdraht an zwei in einigem Abstande von einander parallel laufenden Tragseilen aus
verzinktem Stahldraht von etwa 10 mm aufgehängt. Die hierzu verwendeten
Hilfsdrähte bestehen aus massivem Stahldraht und zwar sind die kürzeren an beiden
Enden mit Oesen zur gelenkigen Verbindung mit dem Fahrdraht und Tragseil versehen;
die längeren bestehen aus zwei Teilen, die miteinander durch Oesen gelenkig
verbunden sind. Die Enden jeder Spannweite des Tragseiles sind unter
Zwischenschaltung eines Spannschlosses an einem besonderen Isolator befestigt.
Benachbarte Isolatoren sind durch Zwischenstücke miteinander verbunden, die auf den
Hauptisolatoren gelagert sind. Dieser Hauptisolator hat ein Gewicht von etwa 385 kg
zu tragen.
Alle Isolatoren, für die bestes Porzellan verwendet ist, sind elektrisch geprüft: die
Hauptisolatoren mit 65000 V., die anderen mit 25000 V je eine halbe Stunde lang. 10
v.H. sind überdies einer mechanischen Probe unterworfen worden. Sämtliche Teile der
Kettenlinienaufhängung sind mit zehnfacher Sicherheitbemessen. Der Fahrdraht besitzt
einen runden Querschnitt mit scharfen Nuten an den Seiten, in die die
Befestigungsklemmen eingreifen. Der Querschnitt beträgt 0,197 Quadratzoll. Um die
Abnutzung an den Aufhängepunkten des Fahrdrahtes, die sich bei der New Havenlinie besonders bemerkbar gemacht hat,
möglichst zu vermindern, sind die Befestigungsklemmen und die Hängedrähte so leicht
wie möglich hergestellt. Die größte Spannweite beträgt etwa 60 m. Entgegen der bei
festländischen Bahnen geübten Praxis ist der Fahrdraht an beiden Enden fest
verankert unter Berücksichtigung, daß bei der größten Kälte die Elastizitätsgrenze
des Drahtes nicht überschritten wird. Er ist ferner im Zickzack verlegt und weicht
nach beiden Seiten bis zu 230 mm, stellenweise sogar 330 mm von der Gleismitte ab.
Die gewöhnliche Fahrdrahthöhe beträgt 4900 bis 5200 mm; sie steigt in den beiden
Endstationen bis auf 6400 mm und vermindert sich unter den niedrigsten Brücken bis
auf etwa 4200 mm.
Der auf den Wagen verwendete Stromabnehmer besteht aus einem Rohrgestell, das einen
zweiteiligen Bügel trägt. Er liegt gegen die Fahrleitung mit einem Druck von 5,5 bis
7 kg an und trägt auf der Oberseite einen U-förmigen, auswechselbaren
Aluminiumbelag, durch den eine Abnutzung des Fahrdrahtes praktisch vermieden wird.
Ueberdies dürfte bei dem geringen Anpressungsdrucke auch die Abnutzung des
Aluminiumbelages nur gering sein.
Zurzeit handelt es sich auf der Bahnstrecke nur um Vorortverkehr, so daß als höchste
Fahrgeschwindigkeit etwa 70 km/Std. erreicht wird. Nach weiterem Ausbau der Bahn
soll sie jedoch auch mit noch höheren Geschwindigkeiten befahren werden. (Dawson) (Electric Railway Journal 1909. Bd. 1, S.
839–840.)
Pr.
Einiges über Normalisierung von Werkzeugen.
Die Normalisierung von gewissen bearbeiteten Teilen ist in allen gut geleiteten
Fabriken eingeführt, doch vermißt man fast überall die Normalisierung der Werkzeuge
und der Hilfsmittel zum Einspannen des Werkstückes trotz ihrer großen
Wichtigkeit.
Die Annahmen von Normalformen und Größen für für Drehstähle, Bohrmesser und sogar
Meißel ist jetzt in Amerika allgemein üblich, auch das Schmieden und Härten der
Werkzeuge geschieht nach bewährten Normalmethoden. Es ist auch praktischer und sogar
für kleinere Werkstätten billiger, einen Mann nur zum Schleifen der Stähle zu
halten, da dies dann sachgemäßer besorgt wird, als wenn jeder Arbeiter mit seinem
stumpfen Stahl selbst an den Schleifstein geht.
Dasselbe was für Werkzeugstähle gilt, gilt auch für die Hilfsmittel zum Einspannen
des Arbeitsstückes. Alle Einspannbolzen und Holzblöcke sollten normalisiert sein,
und in gewissen Fällen ist es jetzt üblich, immer mit einem Satz Bolzen einen
Normalschraubenschlüssel auszugeben der genau auf die Muttern paßt. Wenn diese
Bolzen dann in die Werkzeugausgabe zurückkommen, wird jeder einzelne untersucht, ob
er nicht beschädigt ist, ob die Mutter sich von Hand drehen läßt usw. Nur tadellose
Bolzen werden ins Werkzeugregal zurückgelegt, die übrigen aber erst repariert. Das
alte System, daß jeder Arbeiter sich persönlich von der Werkzeugausgabe nach seinem
Ermessen Werkzeuge u.a. mehr holt, wird immer mehr durch die neue Methode ersetzt,
wonach im Voraus für jeden Arbeiter alle zu seiner Arbeit nötigen Werkzeuge und
Hilfsmittel ausgesucht werden. Der Vorteil dieser Methode ist so groß, daß sie in
gewissem Grade in fast allen großen Fabriken befolgt wird.
Es ist in großen Maschinenfabriken üblich, die Werkzeugausgabe nur zu Lagerzwecken zu
benutzen, das Werkzeugmachen und Anschleifen aber in einer besonderen Abteilung
vorzunehmen. Diese, sowie manche andere Einrichtung, die in modernen Fabriken
getroffen werden, hängen in beträchtlichem Maße von der Zahl der beschäftigten Leute
und der Art der Arbeit ab. Die Funktion der Werkzeugausgabe ist jedoch immer
dieselbe, und man muß deshalb eine scharfe Grenze ziehen zwischen dem Anfertigen,
Instandhalten und der Ausgabe der Werkzeuge.
Aus obigem läßt sich schließen, daß die moderne Praxis immer mehr in eine allgemeine
Normalisierung ausläuft; ein interessantes Beispiel der Normalisierung von Dreh- und
Hobelstählen u.s. f. in großem Maßstabe ist die Zentralwerkzeuganlage der
Philadelphia Marinewerft. Diese versieht alle Werften der Atlantischen Küste mit
Schnelldreh- und Hobelstählen, die in Philadelphia geschmiedet, gehärtet und auf
Normalgröße geschliffen werden. Jede der verschiedenen Werften ist mit automatischem
Schleifapparat versehen, um die Stähle wieder anzuschleifen, bis sie abgenutzt sind,
worauf sie nach Philadelphia zum Härten, Neuherrichten zurückgeschickt und durch
neugerichtete ersetzt werden. Die großen Vorzüge dieses Systems sind, daß alle
Werften mit Werkzeugen von Normalformen und Größen und gleichförmig hoher Qualität
ausgerüstet sind, und daß das Schmieden, Härten und Schleifen durch geübte
Spezialarbeiter in großen Mengen geschieht, wodurch die Herstellungskosten
beträchtlich reduziert werden.
Dieses System wurde von K.A. Hathaway mit großem Erfolge
eingeführt und wird wahrscheinlich von Eisenbahnwerkstätten und ähnlichen großen
Anlagen ebenfalls angenommen werden. (The Engineering Magazine, Juli 1909,
Seite 647–658.)
Renold.
Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Rio de Janeiro Tramway, Light and Power
Company.
Diese größte Wasserkraftanlage Brasiliens, welche für die Versorgung der etwa 811000
Einwohner zählenden Stadt Rio de Janeiro bestimmt ist, ist vor kurzem in Betrieb
genommen worden. Zur Ausnutzung gelangt die Wasserkraft des Rio das Lages, dessen
Niederschlagsmengen aus einem Gebiete von 500 qkm oberhalb der ausgenutzten Fälle in
einem Talsperrenbecken von 204460000 cbm Inhalt gesammelt werden. Zu diesem Zwecke
ist ein Damm von 42 m Höhe und 200 m Kronenlänge, der etwas gekrümmt ist, angelegt
worden, der in 404 m Höhe über dem Meere einen Ueberlauf von etwa 132 m Länge
aufweist. Aus der Höhe der Einlauföffnung, deren tiefste Stelle 385 m über dem Meere
liegt, ergibt sich eine Absenkung des Spiegels der Talsperre um 19 m zwischen
höchstem und niedrigstem Wasserstand, entsprechend einer Aenderung des insgesamt
verfügbaren Rohgefälles um 6 v.H. Die Gesamtfläche des Sammelbeckens beträgt 18,6
qkm, seine mittlere Tiefe bei Vollfüllung 11,34 m. Das Rohgefälle setzt sich
zusammen aus der Höhe des 305 m flußabwärts liegenden größten Falles von 85 m Höhe,
aus einer Reihe von Stromschnellen, die auf 1824 m Länge des Flußlaufes insgesamt
183 m Gefälle liefern, sowie aus dem durch die Talsperrenmauer gewonnenen, zwischen
21 und 40 m schwankenden Gefälle, es beträgt somit insgesamt zwischen 289 und 308 m.
Aus den gemessenen dauernden Abflußmengen ist eine Gesamtleistung der Anlagen von
40000 PS selbst bei Belastungsziffern von 50 bis 75 v.H. zu erwarten. Für den Fall,
daß sich später ein größerer Kraftbedarf ergeben sollte, ist beabsichtigt, in das
Talsperrenbecken das Wasser des Rio di Pirahy einzuleiten, eines Nebenflusses des
nördlich von Rio de Janeiro gelegenen Parahybaflusses, an welchem die Gesellschaft
bereits 161 km entfernt von der Stadt ein Wasserkraftwerk angelegt hat.
Dem Talsperrenbecken wird das Wasser durch zwei 2438 mm weite, auf Eisenbetonpfeilern
gestützte, genietete Stahlrohre von je 1683,8 m Länge entnommen, die teilweise auch
durch Tunnel geführt sind, und in getrennte Kammern eines Wasserschlosses einmünden.
Von hier aus führen je drei Hochdruckleitungen von 914 mm zum
Maschinenhause. Die Absperrventile dieser Leitungen werden durch Pelton-Turbinen betätigt, die aus dem Wasserschloß mit
Wasser von etwa 46,5 m Gefälle gespeist werden können. Das Einschalten dieser
Turbinen wird auf elektrischem Wege vom Kraftwerk aus bewirkt, so daß im Falle der
Notwendigkeit das Absperren der Leitungen schnell und ohne wesentliche
Wasserverluste vor sich gehen kann. Für die Erregerturbinen ist noch eine besondere
300 mm weite Leitung an das Wasserschloß angeschlossen. Von der Höhe des
Wasserschlosses über dem Meere (347,22 m) bis zum unteren Ende der Druckleitungen
(92,78 m) ergibt sich bei einer Gesamtlänge der Druckrohre von 670 m ein
Gefällsunterschied von 254,44 m, wovon noch 1,19 m abzuziehen sind, da die
Düsenenden der Turbinen um soviel höher liegen. Aus diesen Angaben ist ersichtlich,
daß ein ganz ansehnlicher Teil des Rohgefälles in der Oberwasserleitung enthalten
ist und daß das Wasserschloß selbst bereits einen Druck von etwa 57 m auszuhalten
hat.
Das Maschinenhaus der Anlage befindet sich unmittelbar am Ufer des Flusses. Es ruht
auf einem kräftigen
Betonunterbau und hat 72 m Gesamtlänge bei 29 m Breite und 24 m Höhe, gemessen vom
Turbinenflur bis zum Dach. Es ist der Länge nach in zwei annähernd gleich breite
Hälften geteilt, von denen eine die Maschinen mit einem Laufkran von 40 t
Tragfähigkeit, die andere die elektrischen Geräte aufnimmt. Vorhanden sind sechs
Turbinen, deren senkrechte Wellen mit den obertage angeordneten Stromerzeugern
unmittelbar gekuppelt sind. Die nach der Pelton-Bauart
konstruierten Turbinen haben nur je ein Laufrad, welches von vier unter 90°
gegeneinander gestellten Düsen beaufschlagt wird. Diese Laufräder, welche aus
Gußstahlscheiben mit je 18 angenieteten Peltonschaufeln
bestehen, haben 2120 mm und laufen mit 300 Umdrehungen i.d. Minute. Alle
vier Düsen werden von einem gemeinsamen einfach wirkenden Servomotor eingestellt,
der so wirkt, daß der Wasserdruck die Düsen zu schließen trachtet. Ein Durchgehen
der Turbinen beim Versagen der Regulatoren ist demnach ausgeschlossen. Die
Regulatoren werden von den Hauptturbinen selbst, ihre Druckölpumpen aber von
besonderen kleinen Peltonturbinen angetrieben. Sobald
die Regulatoren eine Verengung der Düsenquerschnitte um 20 v.H. eingestellt haben,
öffnet sich ein Sicherheitsventil, welches das überschüssige Druckwasser ablaufen
läßt. Hierdurch wird eine Erhöhung des Druckes in den Leitungen um mehr als 10 v.H.
verhindert. Die Druckölpumpen liefern auch das zum Schmieren der Spurlager der
Turbinen erforderliche Oel von 8,4 kg/qcm Pressung. Die Turbinen haben einen
garantierten Wirkungsgrad von 80 bis 75 v.H. je nach der Leistung; ihre
Geschwindigkeitsänderung soll bei Belastungsänderungen von 100 v.H. der
Normalleistung 10 v.H. nicht überschreiten. Mit den Turbinen sind 20polige
Drehstromerzeuger mit feststehendem Anker gekuppelt, die Strom von 6000 V Spannung
liefern. Sie sind für eine Normalleistung von je 4000 KW bemessen, können aber auch
zwei Stunden lang mit 6250 KW belastet werden, ohne daß ihre Erwärmung mehr als 55°
C beträgt. Für Erregerzwecke sind ferner zwei von Pelton-Turbinen angetriebene Maschinen von je 200 KW bei 500 Umdrehungen
i.d. Minute vorhanden, deren Wellen gleichzeitig auch durch 400 pferdige
Induktionsmotoren von 6000 V Stromspannung angetrieben werden können, sowie ein
ähnlicher Umformer ohne Turbine. Der erzeugte Strom wird in sechs Reihen von
Drehstromumformern, bestehend aus je drei 1700 KW-Einphasentransformatoren, je nach
der Schaltung auf 44000, 76120 oder 88000 V gebracht und auf vier Leitungen nach Rio
de Janeiro übertragen. Im Ganzen beträgt die Leistung des Kraftwerkes 40000 PS, die
Leistung jeder Maschineneinheit 8700 PS, so daß eine von ihnen stets als Reserve
dienen kann. Perry. (Electrical World 1909 I, S. 1153
bis 1160.)
H.
Schutz von Dampfkesseln gegen Rosten.
W.H. Walker besprach in einem Vortrage vor der American
Electrochemical Society 4 Mittel, um das Rosten von Dampfkesseln zu hindern. Erstens
schützt eine dünne Schicht von Kesselstein die Innenwand des Kessels und die
Siederohre. In Kessel von Seeschiffen, die mit destilliertem Wasser gespeist werden,
bringt man eine genügende Menge harten Wassers, um die Kesselsteinhaut zu erzeugen, absichtlich hinein. Zweitens kann man den im
Wasser gelösten Sauerstoff austreiben, indem man das
Wasser vor dem Gebrauch im Vakuum erhitzt. Dieses Mittel ist in einigen der größten
Kesselanlagen mit bestem Erfolge angewandt worden. Statt im Vakuum zu erwärmen, kann
man das Speisewasser in einem offenen Gefäß aufkochen bevor man es in den
Kessel überführt. Dieses Verfahren wurde in den Kraftwerken einiger großen
amerikanischen Straßenbahnen sehr wirksam gefunden.
Drittens kann man dem Speisewasser den Sauerstoff chemisch entziehen, indem man es
über Eisenabfälle leitet. Das entstandene Eisenhydroxyd
wird von Zeit zu Zeit entfernt und die Eisenabfälle erneuert. Besonders wenn man
diese Reinigung mit einem offenen Vorwärmer verbindet, hat man ein sparsames und
wirksames Schutzmittel. Schließlich kann man auch chemische Schutzmittel in den Kessel selbst einführen, z.B. Zinkstückchen,
die aber guten elektrischen Kontakt mit dem Eisen haben müssen, damit wirklich statt
des Eisens das Zink oxydiert wird. Zum Schütze von Kondensatormänteln arbeitet
dieses sehr alte Mittel durchaus befriedigend und ganz zuverlässig.
Von sonstigen chemischen Mitteln sind Soda und gerbstoffhaltige Substanzen zu nennen.
Die Soda vermindert als Alkali die Wasserstoffionen des Wassers und infolgedessen
die Geschwindigkeit des Röstens; aber da ein großer Teil der Soda mit den
kesselsteinbildenden Salzen des Wassers ausfällt, so ist Soda als Rostschutz meist
wenig wirksam. Alkalische Lösungen von tanninhaltigen Gerbstoffen zersetzen sich in
der Hitze zu Gallus- und Pyrogallussäuren, die begierig Sauerstoff binden und so den
Kessel schützen. [Electrochemical and Metallurgical Industry 1909, S. 150.]
A.
Schriftschablonen.
Die neuen Schriftschablonen der Bonner Schreibwaren-Fabrik von Soennecken sind vorzügliche Hilfsmittel um das Zeichnen
von Schriften in lateinischen Großbuchstaben wesentlich zu vereinfachen und dabei
die Arbeit schnell und einheitlich schön ausführen zu können.
Diese Schablonen sind durchsichtige Platten aus feinem, glashellen Zelluloid mit zwei
Reihen rechteckiger Ausschnitte in der Größe der zu zeichnenden Buchstaben. Da Höhe,
Breite und Abstände der Buchstaben feststehen, so wird die Schrift, die in
Bleistift, Farbe, Tinte oder Tusche hergestellt werden kann, stets klar und deutlich
und erhält große Regelmäßigkeit, was für eine gute Gesamtwirkung notwendig ist.
Zugleich ist die Gruppierung der Schrift sehr einfach, weil die Schablonen
durchsichtig sind und die Raumeinnahme der einzelnen Wörter vorher berechnet werden
kann. Der vollständige Schablonensatz No. 950 umfaßt 5 Schablonen für 12
verschiedene Schriftgrößen und zwar für Scheifthöhen von 3 mm bis 12 mm.
Ihm sind beigefügt ein Schablonenhalter, 3 Vorlageblätter mit 21 Schriftproben und
die notwendigen Schreibröhrchen aus Glas. Die Schablonen können indessen auch
einzeln bezogen werden.
ε.
Unterhaltung und Ausbesserung elektrischer Fahrzeuge
amerikanischer Bahnen,
erörterte W. Domnick in der
Versammlung des Vereins deutscher Maschinen-Ingenieure am 28. September 1909. Der
Vortragende zeigte, wie die Betriebsleiter amerikanischer elektrischer Bahnen durch
eine geordnete Berichterstattung und eine bis ins kleinste geregelte Untersuchung
und Ausbesserung die Unterhaltungskosten der Fahrzeuge herabzumindern suchen. Der
Betriebsleiter hat davon auszugehen, daß der Wagenpark eine Geldsumme verkörpert,
die täglich zu Arbeiten hat, damit sie sich verzinst; sie ist auf das wirtschaftlich
zulässige kleinste Maß einzuschränken und darf nur mit einem möglichst einfachen, billigen
Verwaltungsapparat bewirtschaftet werden. Jeder überflüssige Ballast, in der
Geschäftsführung, jede überflüssige Schreibarbeit ist durch Einführung
zweckentsprechender vorgedruckter Muster auszumerzen. Durch schnelle zeitgemäße
Untersuchung und Ausbesserung sucht man es zu vermeiden, daß die Fahrzeuge oder
vielmehr Geldsummen in Höhe von 20 bis 80000 Mark längere Zeit dem Verkehr entzogen
sind und keine Zinsen bringen. An Hand von 26 Vordrucken, die auf deutsche
Verhältnisse übertragen waren, wurde sehr eingehend erläutert, wie jeder am Fahrzeug
auftretende Schaden verfolgt, jede Minute Verzögerung besonders vermerkt wird und
Aufschreibungen über Lohn- und Materialkosten gemacht werden. Den Ausgang des ganzen
Berichtsystems bilden die Führerberichte. Auf diesen bauen sich die Berichte der
Dienststellen an die Zentralstelle auf, die das ganze Material verarbeitet,
Vergleiche zwischen den einzelnen Dienststellen anstellt und durch ihr Eingreifen
die Unterhaltungskosten zu mindern um den Zustand des Wagenparks zu bessern sucht.
Einen breiten Raum nehmen die Ausführungen über die Art und Weise der Untersuchung
der Wagen ein. Nicht nach Zeitinterwallen werden die Wagen regelmäßig unsersucht,
sondern nachdem sie eine bestimmte Anzahl Kilometer zurückgelegt haben. Dies
hat den Vorteil, daß zwischen den einzelnen Untersuchungen die Wagen und ihre
Ausrüstungsteile stets gleiche Inanspruchnahme erleiden. In der sich anschließenden
Diskussion wurde dem Vortragenden entgegengehalten, daß diese bis ins kleinste
gehende Berichterstattung und Aufschreibung doch eine bedeutende Vermehrung des
Beamtenpersonals zur Folge haben müßte. Dem entgegnete der Vortragende, daß gerade
die vorgedruckten Formulare die Schreibarbeit auf ein Minimum einschränken. Zu
schreiben ist fast nichts, nur Zahlen sind in Listen einzutragen oder an den
Fahrzeugen gefundene Schäden in den Vordrucken kenntlich zu machen. Auf den Einwand,
daß die Unterstellen bei den vielen kleinen Reparaturen die Reparatur- und
Kostenberichte leicht zu ihren Gunsten färben können, führte der Vortragende aus,
daß sich die einzelnen Berichte gegenseitig kontrollieren und daß die Vorstände der
Dienststellen nicht die Uebersicht haben, ob sie in den bestimmten Gebieten
Ersparnisse oder Mehrausgaben gemacht haben, weil ja nicht bei ihnen sondern in der
Zentralstelle sich die Berichte sammeln und vergleichend gegenübergestellt werden.
Der Vortrag erscheint demnächst im Wortlaut in Glasers
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.