Titel: | Die bei der Turbinenregulierung auftretenden sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des zufließenden Arbeitswassers. |
Autor: | A. Utard |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 457 |
Download: | XML |
Die bei der Turbinenregulierung auftretenden
sekundären Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit des zufließenden
Arbeitswassers.
Von Dipl.-Ing. A. Utard,
Straßburg i.E.
(Fortsetzung von S. 438 d. Bd.)
Die bei der Turbinenregulierung auftretenden sekundären
Erscheinungen, bedingt durch die Massenträgheit usw.
III. Die Schwankungserscheinungen unter Berücksichtigung
der Elastizität.
1. Kurze Entwicklung der Methode von
Alliévi.
a. Prinzip dieser Methode, ihr
Ausgangspunkt und allgemeine Gleichungen.
Alliévi faßt die Erscheinungen der
Wasserträgheit von ganz anderer Seite an als Pfarr; er betrachtet dieselben als Schwingungsphänomena,
zieht somit voll und ganz die Elastizität der Rohrwandungen und die
Zusammendrückbarkeit des Wassers in Betracht.
In dem Zuleitungsrohre, welches er horizontalliegend annimmt, denkt sich Alliévi die Wassersäule in Stückchen von der
Länge dx zerschnitten.
Entsteht nun aus irgend einem Grunde ein Druck an dem unteren Ende
der Wassersäule, so kann derselbe in direkter Weise nur an dem zu unterst
befindlichen Teil dx der Wassersäule seine
Wirkung- ausüben. Dagegen greift derselbe an den weiter oben gelegenen
Schichten nur indirekt durch Vermittlung der dazwischen liegenden Schichten
an. Nun kann aber auf die Bewegung eines jeden Massenteilchens bloß dann
eingewirkt werden (beschleunigend oder verzögernd), wenn ein
Druckunterschied zwischen zwei gegenüberliegenden Begrenzungsflächen
desselben besteht. Sobald also die ganze Wassersäule in ihrer Bewegung
beeinflußt wird, muß sich ein Ueberdruck auf die ganze Länge dieser Säule
irgendwie verteilen und zwar wird, wie leicht einzusehen, diese Verteilung
linear vor sich gehen müssen, sobald eine gleichmäßige Beschleunigung aller
Massenteilchen vor sich geht; aber nur in diesem ganz speziellen Falle.
Es möge nun irgendeine Wasserscheibe einen Ueberdruck erhalten, d.h. es
herrsche auf der einen Seite derselben noch der Druck H, während er auf der anderen Seite (H + dH) beträgt.
Dieser Ueberdruck hat eine doppelte Wirkung zur Folge: Zunächst wird er
infolge der Kompressibilität des Wassers und der Elastizität der
Rohrwandungen das Stückchen von der Breite dx
zusammendrücken; ferner wird er das Massenteilchen beschleunigen.
Es muß somit bei diesen Erscheinungen von der Gleichung der Massenwirkung
ausgegangen werden, jedoch nicht in ihrer gewöhnlichen einfachen Form
d\,H=M\,\frac{dc}{dt}, sondern in einer solchen,
welche den durch das ständige Abfließen des Wassers bedingten Einfluß in
Rechnung zieht. Während nämlich der durch das Schließen der Leitschaufeln an
der Mündungsstelle erzeugte Ueberdruck rohraufwärts weiterschreitet und
nacheinander, die einzelnen Wasserscheiben dx
der in solche zerlegt gedachten Wassersäule beschleunigt, bewegt sich die
ganze Wassermasse mit der Geschwindigkeit c der
Mündung zu. Es tritt somit während der Zeit dt
ein Stück c . dt der Wassersäule in
komprimiertem Zustande ins Freie und die auf deren Beschleunigung verwandte
Kraft
=\frac{c \cdot dt}{g} \cdot \frac{dc}{dt}=\frac{c \cdot
dc}{g}
ist wirkungslos für die Bewegung der
Gesamtwassersäule.
Die hier in Betracht kommende Gleichung der Massenwirkung lautet also:
d\,H=\frac{dx}{g} \cdot \frac{dc}{dt}-\frac{c \cdot
dc}{g}
oder:
\frac{g \cdot d\,H}{dx}=\frac{dc}{dt}-\frac{c
\cdot dc}{dx} . . . . . (36)
Dieser allgemeinen Differentialgleichung (36) stellt Alliévi eine zweite gegenüber, welche die Zusammenziehung einer
Wasserscheibe dx um das Stück dc . dt infolge
einer Druckverminderung dH berücksichtigt.
Diese lautet:
dc \cdot dt=d\,H \cdot \gamma \cdot
dx\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E} \cdot
\frac{d}{e}\right] . . . (37a)
oder:
\frac{dc}{dx}=\gamma\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E}\,\frac{d}{e}\right]\,\frac{d\,H}{dt}
. . . . . (37)
Hierin bedeutet:
ε = . . .
Kompressibilitätsmodul des Wassers,
E = . . . Elastizitätsmodul
des Rohrmaterials,
d = . . . Durchmesser des
Zuleitungsrohres,
e = . . . Blechstärke des
Zuleitungsrohres.
Für den Faktor
\gamma\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E} \cdot
\frac{d}{e}\right]
welcher in Gl. (37) den kombinierten Einfluß der
Kompressibilität des Wassers und der Elastizität der Rohrwandungen in
Hinsicht auf die Zusammenziehung der Wasserscheibe dx zum Ausdruck bringt, schreibt Alliévi den Ausdruck \frac{1}{i^2} \cdot g. Es
ist somit \frac{1}{i^2} identisch gesetzt mit
\frac{1}{i^2}=\frac{\gamma}{g}\,\left[\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E}
\cdot \frac{d}{e}\right] . . . . (39)
die neue vereinfachte Schreibweise der Gleichungen
(37a) und (37) lautet also:
dc \cdot dt=\frac{g}{i^2}\,d\,H \cdot dx
. . . . (38a)
und ferner:
\frac{dc}{dx}=\frac{g}{i^2} \cdot
\frac{d\,H}{dt} . . . . . . . . . . (38)
Aus der Verbindung dieser beiden Gleichungen (36) u.
(38) lassen sich bereits eine Reihe wichtiger Erkenntnisse gewinnen. Man
kann vor allem ersehen, daß ein Ueberdruck an einer beliebigen Stelle im
Rohr mit einer gewissen Fortpflanzungsgeschwindigkeit fortschreitet, wie
nachstehend entwickelt. Setze \frac{dc}{dx} aus Gl. (38)
in Gl. (36) ein und erhalte:
\frac{dc}{dt}=g \cdot
\frac{dH}{dx}+c\,\frac{g}{i^2} \cdot \frac{dH}{dt}=g \cdot
\frac{dH}{dx}\,\left(1+\frac{c}{i^2}\,\frac{dx}{dt}\right) .
(40)
Anderseits kann Gl. (36) auch geschrieben werden:
\frac{dc}{dt}\,\left(1-c \cdot
\frac{dt}{dx}\right)=g\,\frac{dH}{dx}
oder:
\frac{dc}{dt}=g \cdot \frac{dH}{dx} \cdot
\frac{1}{1-c\,\frac{dt}{dx}} . . . (41)
Durch Gleichsetzen von Gl. (41) mit obigem Ausdruck
von \frac{dc}{dt} aus Gl. (40) erhält man:
\frac{1}{1-c\,\frac{dt}{dx}}=1+\frac{c}{i^2}\,\frac{dx}{dt}
oder
1=1+\frac{c}{i^2}\,\frac{dx}{dt}-c\,\frac{dt}{dx}-\frac{c^2}{i^2}
somit ergibt sich:
\frac{c}{i}=\frac{dx}{i \cdot
dt}-i\,\frac{dt}{dx} . . . . . (42)
Multipliziere mit dx .
idt
dx2 – cdt · dx – (idt)2 = 0 . .
. (43)
Die Wurzel dieser quadratischen Gleichung lautet:
\begin{array}{rcl}dx&=&\frac{c \cdot
dt\,\pm\,\sqrt{c^2\,dt^2+4\,i^2\,dt^2}}{2}\\
&=&\frac{c\,d\,t}{2}\,\left[1\,\pm\,\sqrt{1+4\,\left(\frac{i}{c}\right)^2}\right]
\end{array}\ .\ .\ .\ (44)
oder:
\begin{array}{rcl}\frac{dx}{dt}&=&\frac{c\,\pm\,\sqrt{c^2+4\,i^2}}{2}\\
&=&i\,\left(\frac{c}{2\,i}\,\pm\,\sqrt{\frac{c^2}{4\,i^2}+1}\right)
\end{array}\ .\ .\ .\ .\ .\ (44a)
Wäre c = 0, so würde
sein nach Gl. (44a):
dx=i \cdot dt oder:
\frac{dx}{dt}=i\equiv\sqrt{\frac{g}{\gamma} \cdot
\frac{1}{\frac{1}{\varepsilon}+\frac{1}{E} \cdot \frac{d}{e}}}
(45)
Dieser Ausdruck von i
bedeutet also der Dimension I nach eine Geschwindigkeit und zwar ist i die sich durch die Elastizitäten ergebende
Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Druckwelle in der ruhenden
Wassersäule.
Zahlenbeispiel. Die Größe von i wird für verschiedenene Fälle verschieden
ausfallen, wie uns die j zur Errechnung von i
dienende Gl. (39) sofort belehrt. Um welche Zahlenwerte es sich jedoch im
Durchschnitt hier handelt, soll uns ein Zahlenbeispiel zeigen.
Es möge das Gefälle H0 = 100 m betragen; somit beläuft sich der innere Druck P, dem die schweißeisernen Rohre ausgesetzt
sind, bei geschlossenem Leitapparat auf 10 kg/qcm. Allgemein ist
P=\gamma \cdot H_0=\frac{1}{10} \cdot H_0, wenn P in kg und H0 in Meter eingesetzt wird, somit ist
\gamma=\frac{1}{10} zu setzen.
Der Kompressibilitätsmodul des Wassers beträgt ε = 20700 kg/qcm und der
Elastizitätsmodul für Schweißeisen sei gesetzt E
= 2000000 kg/qcm. Somit geht Gl. (39) über in:
\frac{1}{i^2}=\frac{1}{9,81 \cdot 10} \cdot
\left[\frac{1}{20700}+\frac{1}{2000000} \cdot
\frac{d}{e}\right]
Die Blechstärke e ergibt
sich nach der Gleichung:
e=d \cdot \frac{P}{2 \cdot kz}=\frac{d \cdot H_0
\cdot \gamma}{2 \cdot kz}; setze kz = 500 kg/qcm
Dann ist:
\frac{d}{e}=\frac{2\,kz}{H_0 \cdot \gamma}=\frac{2 \cdot 500 \cdot
10}{H_0}
Unter Berücksichtigung dieser Beziehung geht obige
Gleichung über in:
\begin{array}{rcl}\frac{1}{i^2}&=&\frac{1}{98,1}\,\left[\frac{1}{20700}+\frac{1}{200
\cdot H_0}\right]=\frac{1}{2030000}+\frac{1}{19620 \cdot H_0}\\
&=&0,000000489+\frac{0,000051}{H_0} \end{array}
Für H0 = 100 m ist somit
\frac{1}{i^2}=0,000000999 also i ≌ 1000 m
Dadurch, daß Alliévi zur Ermittlung von
\frac{1}{i^2} in Gl. (39) für die verschiedensten
Fälle die Werte von ε, E, d und e einsetzt, ermittelt er einen Mittelwert
gleich 1000 m/Sek. für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit i der Druckwelle. Dieser Wert gewährleistet für
den Durchschnitt der im Betrieb befindlichen Leitungen eine genügende
Annäherung. Ueberraschenderweise spielt für diese Fortschreitgeschwindigkeit
i die Zusammendrückbarkeit des Wassers in
vielen Fällen eine größere Rolle als die Elastizität der Wandungen.
Da nun die gewöhnlichen Rohrgeschwindigkeiten c
im Vergleich zur Größe i sehr klein sind, kann
man allgemein in Gl. (44a) den Wert c gegenüber
i vernachlässigen. Demnach ist dann die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit eines Ueberdruckes als konstant gleich i anzunehmen. Im letzten Ende kommt dies der
Vernachlässigung des Gliedes c \cdot \frac{dc}{dx} in Gl.
(36) gleich. Die Gl. (36 u. 38) lauten in dieser neuen Form:
\frac{dc}{dt}=g \cdot \frac{dH}{dx} . .
. . . (46)
Weiter ist:
\frac{dc}{dx}=\frac{g}{i^2} \cdot
\frac{dH}{dt} . . . . . . . . . . (38)
Durch Division von Gl. (46) durch Gl. (38) erhält man
hierbei sofort \frac{dx}{dt}=i (vergl. Gl. (45)).
Die beiden obigen Gleichungen lassen sich auch schreiben:
\frac{dx}{dt}=g \cdot \frac{dH}{dc}
und:
\frac{dx}{dt}=\frac{i^2}{g} \cdot \frac{dc}{dH}
Durch Gleichsetzen dieser beiden Ausdrücke für
\frac{dx}{dt} erhält man:
g \cdot \frac{dH}{dc}=\frac{i^2}{g} \cdot \frac{dc}{dH}
oder:
dH=\frac{i}{g} \cdot dc . . . . . . . .
. . (47)
Die Integration ergibt für die Grenzen c = ca und c = cb:
H=H_0+\frac{i}{g}\,(c_a-c_b) . . . . . .
. . . . (48)
Bei völligem Schluß (wo dann cb = 0) erhalten wir nach Gl. (48)
einen Wert von H, welcher die von L unabhängige maximale Druckhöhe angibt, bei
dem also der druckerniedrigende Einfluß der Elastizität bei äußerst großer,
also speziell bei unendlicher Rohrlänge oder bei plötzlichem Schluß
berücksichtigt ist. Dieser Wert wird im folgenden konsequent mit
\frakfamily{H} bezeichnet werden. Für ca = a . c1 und cb = 0 geht Gl (48) über in:
\frakfamily{H}=H_0+\frac{i}{g} \cdot
c_a=H_0+\frac{i}{g} \cdot a \cdot c_1 . . (49)
Durch Integration von Gl. (46) und Gl. (38) erhält man nun allgemeine
Gleichungen, gültig sowohl für den Schließvorgang als für den
Oeffnungsvorgang, nämlich (s. Anmerkung 14):
H=H_0+\Phi\,\left(t-\frac{x}{i}\right)-\varphi\,\left(t+\frac{x}{i}\right)
. . (50)
c=c_a-\frac{g}{i} \cdot
\left[\Phi\,\left(t-\frac{x}{i}\right)+\varphi\,\left(t+\frac{x}{i}\right)\right]
. . (51)
Hierin bedeutet
\Phi\,\left(t-\frac{x}{i}\right) oder kurz Φ den
Ueberdruck, der infolge des Verstell Vorganges bei den Leitschaufeln, also
meist an der untersten Stelle im Rohr entsteht. Van unten beginnend,
schreitet er der Elastizitäten halber rohraufwärts weiter und dies sei die
positive Fortschreitrichtung. Für den Austrittsquerschnitt hat
\varphi\,\left(t+\frac{x}{i}\right) oder kurz ϕ, wie
wir gleich noch sehen werden, denselben Wert, den Φ vor
\frac{2\,L}{i} Sek. innehatte. Dabei bewegt sich aber
ϕ von der Einströmstelle nach der Mündung hin, hat also negative
Fortschreitrichtung.
Betrachten wir nun den Schließvorgang selbst. Durch Schließen der
Leitschaufeln, also durch Verengen des Austrittsquerschnittes entsteht, ein
Ueberdruck Φ, der sich mit der Geschwindigkeit i von der Ausströmstelle aus nach oben bewegt. Nach Ablauf von
t=\frac{L}{i} Sek. ist diese als Longitudinalwelle
aufzufassende Bewegung am oberen Rohrende angelangt, kann hier keinen
Ueberdruck hervorrufen und muß somit als reflektierte Welle ϕ nach der
Rohrmündung zurückkehren. Hierbei subtrahiert sich in jedem Augenblick die
Druckhöhe negativer Fortschreitrichtung von der positiven. Nach abermals
\frac{L}{i} Sek., also im ganzen nach
Textabbildung Bd. 324, S. 459
Fig. 13. Der Schließvorgang und dessen Nachwirkung nach der Methode
von Alliévi. (L 200 m, H0 100 m,
T 2 Sek., c1 2 m/Sek.)
t=\frac{2\,L}{i}\mbox{ Sek.} . . . . . .
. . . . (52)
wird die Druckwelle Φ die Mündungsebene wieder
erreichen und zwar bildet sie dann den Betrag von ϕ. Bis zu diesem Zeitpunkt
war nämlich ϕ = 0. Es vereinfachen sich somit für diese erste
Druckschwankungsperiode nämlich für die ersten
\frac{2\,L}{i} Sek. die Gl. (50) und (51) aufAus diesen
zwei Gleichungen erhält man wieder Gl. (46), wenn man Gl. (53) nach
dx differentiert und Gl. (54) nach
dt differentiert und dann die
erstere durch die zweite dividiert. Entsprechend ergibt sich Gl.
(38) durch Differentierung der Gl. (53) nach dt und der Gl. (54) nach dx
und nachherige Divison beider
Differentialgleichungen.:
Textabbildung Bd. 324, S. 459
Fig. 14. Der Oeffnungsvorgang und dessen Nachwirkung nach der Methode
von Alliévi, (L 100 m, H0 100 m,
T 2 Sek., c1 2 m/Sek.)
H=H_0+\Phi\,\left(t-\frac{x}{i}\right) .
. . . . (53)
c=c_a-\frac{g}{i} \cdot
\Phi\,\left(t-\frac{x}{i}\right) . . . . . (54)
Von da ab beginnt jedoch eine zweite völlig verschiedene Phase, die Phase der Druckruckwirkung. Die durch das
ständige Schließen sich stets vergrößernden Druckimpulse werden durch
Entgegenwirken von ϕ, d.h. des jeweils um die Zeit
\frac{2\,L}{i} Sek. voraufgegangenen Ueberdruckes
stark heruntergedrückt, so daß nach Ablauf von
\frac{2\,L}{i} Sek. ein Knick in der H-Kurve eintritt (s. Fig. 13 u. 14). Es kann somit nur
noch eine verminderte Drucksteigerung eintreten; oft findet sogar wieder
starke Druckabnahme statt mit nachherigem allmählichen Uebergang zu einem
mehr horizontalen Verlauf.
Das bisher Gesagte gilt speziell für die unterste Stelle im Rohr, d.h. für
den Ausströmquerschnitt Doch läßt sich, sobald Φ bekannt ist, der Druck an
einer beliebigen, um die Strecke x von der
Mündung entfernten Stelle sofort ermitteln. Man braucht bloß der veränderten
Lage entsprechend den Wert von ϕ in Gl. (50) gleich zu setzen dem Betrage,
den Φ um eine Zeit t vorher hatte, die bestimmt
ist durch:
t=\frac{2\,(L-x)}{i} . . . . . (55)
Dieses ist nämlich die Zeitdauer, die eine Druckwelle braucht, um von
diesem Punkte nach der Einströmstelle hin- und zurück nach x zu wandern.
Die endgültige Formel zur Ermittlung der H-Kurve
ergibt sich, wenn man neben den beiden Gl. (50) u. (51) noch Gl. (49) und
die angenäherte Gleichung für die Ausströmverhältnisse nämlich v2 = 2gH berücksichtigt.
Ferner ist noch die Kontinuitätsgleichung anzuwenden (Gl. 7) zwischen dem
Querschnitt F direkt vor der Verengung des
Rohres nach dem Leitapparate hin, und dem eng damit benachbarten Querschnitt
f des Leitapparates selbst; wegen der Kürze
der Strecke zwischen F und f kann hierbei von der Zusammendrückbarkeit der
Wasserzwischenlage abgesehen werden, da für diese kleine Strecke die
Elastizität ohne beachtenswerte Wirkung bleibt. Nach Gl. (7) verhält sich in
jedem Augenblick für jede beliebige aber konstant bleibende Beaufschlagung
p die Fließgeschwindigkeit im Rohre c zur Austrittsgeschwindigkeit v wie \frac{p \cdot f_1}{F},
ganz unabhängig davon, ob der Druck seinen anfänglichen Wert H0 auf einen
anderen Wert H geändert hat. Es ist also:
\frac{p\,f_1}{F}=\frac{pc_1}{v_0}=\frac{c}{v} . . .
. . (7a)
Sobald wir somit den Verstellvorgang bei einer
Füllung b abbrechen, ist
c=b\,c_1\,\frac{v}{v_0}=b \cdot
c_1\,\sqrt{\frac{H}{H_0}} . . . (7b)
Aus den oben genannten Gleichungen nebst Gl. (7b)
erhält man die allgemeine Gleichung der Druckschwankungen für die Phase der
Druckrückwirkung, d.h. für t\,\geq\,\frac{2\,L}{i}. Diese
Gleichung lautet:
H^2-2\,H\,\left[\frakfamily{H}-2\,\varphi+\frac{i^2}{g^2}
\cdot
\frac{(b\,c_1)^2}{2\,H_0}\right]+(\frakfamily{H}-2\,\varphi)^2=0
. . (56)
oder
h=\frakfamily{H}-2\,\varphi+\frac{i^2}{g^2} \cdot
\frac{(bc_1)^2}{2\,H_0}-\sqrt{\frac{i^2}{4g^4} \cdot
\frac{(bc_1)^4}{H_0^2}+\frac{i^2}{g^2}\,\frac{(b \cdot c_1)^2}{H_0}
\cdot (\frakfamily{H}-2\,\varphi)} (57)
Für die erste Phase ist ϕ = 0, also vereinfacht sich Gl. (56) zu:
\frakfamily{H}^2-2\,H\,\left[\frakfamily{H}+\frac{i^2}{g^2}
\cdot \frac{(bc_1)^2}{2\,H_0}\right]+\frakfamily{H}^2=0 . . .
(58)
wobei \frakfamily{H} den durch Gl.
(49) angegebenen Wert bezeichnet.
(Fortsetzung folgt.)