Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 125 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Fahrleitung mit Kettenlinienaufhängung.
Die Fahrleitung der Denver und Interurban Railroad besitzt Kettenlinienaufhängung und ist auf Holzmasten
mit Auslegern gelagert, die in der Geraden 36,5 m voneinander und in Krümmungen in
Abständen bis zu 15 m herabgesetzt sind. Für die geringen Mastabstände in den Kurven
wird geltend gemacht, daß sich durch Aenderung der Schienenüberhöhung um 25 mm der
Stromabnehmer um 115 mm seitlich verschiebt. Berücksichtigt man außerdem das
Abweichen der Fahrleitung aus der Gleismitte, so kann durch eine Unebenheit in einer
Schiene und entsprechendes Schwanken des Fahrzeuges leicht der Stromabnehmer
entgleisen. Ueberdies sind bei geringerer Mastenfernung die Winkel des Polygonzuges
stumpfer und die Seitenzüge geringer, so daß Verschiebungen der Fahrleitung nicht zu
befürchten sind, wie bei stärkeren Seitenzügen. Bemerkenswert ist ferner die
Verlegung eines 11 mm starken verzinkten Eisenseiles auf den Mastspitzen neben der
ganzen Strecke. Mit diesem Seil sind die Ausleger und Querdrähte leitend verbunden
und außerdem ist das Seil selbst an jedem fünften Mast an die Schienen
angeschlossen. Da dieses Seil leitend mit Erde verbunden ist und überdies höher als
der Fahrdraht liegt, so bildet es gleichzeitig einen sehr wirksamen Blitzschutz.
Angeblich ist diese Anordung billiger als die Erdung jedes einzelnen Auslegers und
die außerdem nötige Anbringung von Blitzableitern. Die Fahrschienen sind mit
einander in mäßigen Abständen leitend verbunden und mit Erdplatten versehen.
Der Bau der für eine Fahrdrahtspannung von 11000 Volt bestimmten 71 km langen
Fahrleitung geschah in sehr kurzer Zeit unter Verwendung von Dampfzügen. Eine
Mannschaft von 26 Arbeitern mit einem Arbeitszuge setzte täglich 117 Mäste, und hob
auch die erforderlichen Löcher dafür aus. Ein weiterer Arbeitszug bestand aus fünf
geschlossenen Güterwagen, auf deren Dächern Arbeitsbühnen errichtet waren. Von
diesem Wagen aus konnten an vier oder fünf Masten gleichzeitig die Ausleger
befestigt werden, so daß 18 Arbeiter täglich 150 Ausleger anbrachten. Zum Auflegen
des Tragseiles diente ein Kranwagen, auf dem die Seiltrommeln befestigt waren und
von dem das Seil über am Ausleger gelagerte Rollen ablief. Die beste Tagesleistung
im Verlegen und Befestigen des Tragseiles war 11,3 km und wurde von zwei Dampfzügen
und 17 Arbeitern geleistet. Dieselbe Länge Fahrdraht wurde in einem Tage von 12
Arbeitern mit einem Dampfzuge gespannt, während zur Aufhängung dieser Länge an dem
Tragdrahte 13 Arbeiter mit einem Hilfszuge zwei Tage Zeit gebrauchten. (Lyford.) (Electric Railway Journal 1908, Bd. II. S.
595–597.)
Pr.
Meßvorrichtungen für Wasserturbinen.
Zur Untersuchung von Niederdruckturbinen besitzt die Versuchsanstalt für Wassermotoren in Charlottenburg eine hervorragend
leistungsfähige Meßanlage: Die Versuchsdauer in Sekunden, die Zahl der ausgeführten
Umdrehungen der Turbine, die Ober- und Unterwasserstände, und die mittlere
Geschwindigkeit im Unterwasserkanal werden durch Präzisionseinrichtungen, zusammen
auf einem Blatt, fortlaufend selbsttätig aufgezeichnet. Hieraus wird sofort durch
Vergleich der zurückgelegten Umdrehungen mit der verflossenen Zeit die Tourenzahl
n der Turbine, aus den Kurven der Wasserstandshöhen
die mittlere Gefällshöhe H, durch Multiplikation der
mittleren Geschwindigkeit mit der Wassertiefe und der Breite des Unterwasserkanals
die sekundliche Wassermenge Q bestimmt, und die
indizierten Pferdestärken. Aus dem zugehörigen Belastungsgewicht am Hebelarm der
selbsttätig regulierenden Reibungsbremse an der Turbine ergibt sich mit n die effektive Leistung und somit auch sofort der
Wirkungsgrad. Zur sofortigen Kontrolle der Zuverlässigkeit der einzelnen Messungen
werden diese Rechnungen gleichzeitig mit dem Versuch ausgeführt. Die Zeitdauer eines
derartig genauen Versuches ist 10 Minuten, einschließlich der Rechnungen.
Die Einrichtung selbst ist folgende: Auf einem mit konstanter Geschwindigkeit
bewegten Papierblatt zeichnen Schreibstifte die erwähnten Messungen auf. Die
Schreibstifte der Ober- und Unterwasserstände sind durch dünne, über leichtdrehbare
Rollen geführte, Bronzedrähte mit den Schwimmern verbunden. Die Drähte werden in
Spannung erhalten durch ein unterhalb des Schreibstiftes hängendes Gewichtsstück,
das etwas leichter ist als der Schwimmer. Die Schwimmer sind außerhalb der Ober- und
Unterwasserkanäle in Nischen untergebracht, die mit diesen kommunizieren. Mit
Rücksicht auf die Größe des Blattes werden nur die Schwankungen der Wasserspiegel
über oder unter eine bekannte Normalhöhe hinaus, in natürlicher Größe,
aufgezeichnet.
Die übrigen Schreibstifte werden durch Elektromagnete in zweckmäßig gewählten Zeit-
oder Wegabschnitten momentan betätigt. Da sie ständig am Papier anliegen, zeichnen
sie bei dessen Bewegung eine gerade Linie, die nur von Zeit zu Zeit durch diese
kleinen Ausschläge des Schreibstiftes unterbrochen wird. So wird die Versuchszeit
alle ⅔ Sekunden durch einen Kontakt, von dem Pendel einer Uhr, angedeutet; die
zurückgelegten Umdrehungen der Welle der Turbine durch einen Kontakt bei jeder
einzelnen Umdrehung.
Die Messung der Wassermenge, die sonst bei Turbinenuntersuchungen immer sehr viel
Zeit in Anspruch nimmt, wird in folgender Weise ausgeführt. Der Unterwasserkanal der
Versuchsanstalt verläuft geradlinig, ist 10 m lang und von rechteckigem Querschnitt.
Auf beiden Seitenmauern sind sorgfältig horizontal als Schienen Winkeleisen mit
hochgestelltem und gehobeltem Steg befestigt. Auf 4 Rädern leicht verschiebbar,
überbrückt ein Gestell aus leichten Stahlrohren den Kanal. 2 Stahlrohre reichen an
den Seitenwänden in das Unterwasser hinab. Sie dienen als Führungsstücke für ein
rahmenartiges Gleitstück, das auf und ab mittels zweier Drahtseile bewegt werden
kann. In der Strömungsrichtung hinter diesem Gleitstück befindet sich ein Schirm aus
geölter Leinwand, die über einen Rahmen aus Winkeleisen gespannt ist. Dieser Schirm
ist mit seinem oberen Rande drehbar an jenem Gleitstück befestigt. Durch eine
Sperrklinke kann diese Drehbarkeit aufgehoben werden.
Das Unterwassergerinne ist glatt mit Zement verputzt worden, wobei der herabgelassene
Schirm, mit dem Wagen fortbewegt, als Lehre diente. Zwischen Schirmrand und
Wandfläche blieben dabei 5 bis 7 mm Spielraum.
Am Anfang des 10 m langen Kanals wird das Gleitstück mit dem Schirm, bei versperrter
Drehbarkeit, fallen gelassen, wobei die Geschwindigkeit durch eine Handbremse so
weit ermäßigt wird, daß es sich sanft auf die, an den Führungsstahlrohren
vorgesehenen, Gummipuffer auflegt. Beim Eintauchen setzt sich der Wagen sofort in
Bewegung. Nach einer Wegstrecke von 2 m ist die Bewegung des Schirmwagens vollkommen
gleichförmig geworden. Sie stimmt überein mit der mittleren Geschwindigkeit des
Unterwassers. Am Ende des Kanals wird der Wagen durch einen Anschlag angehalten und
gleichzeitig die Sperrklinke gelöst. Der Schirm wird infolgedessen vom fließenden
Wasser zum Ausschwingen, in Richtung der Strömung, gebracht; gestattet dem Wasser
freien Durchtritt und wird sofort von Hand mit dem Gleitstück hochgezogen. Der ganze
10 m lange Weg wird in wenigen Sekunden zurückgelegt und kann deshalb bei jeder
einzelnen Turbinenmessung 2 bis 3 mal wiederholt werden.
Der Höhenunterschied des Wassers vor und hinter dem Schirm beträgt noch nicht 2 mm.
Die Stauwelle beim Eintauchen des Schirms ist sehr gering und beeinträchtigt nicht
im geringsten die Genauigkeit der Turbinenmessung. Zur Aufzeichnung der so
gemessenen mittleren Wassergeschwindigkeit berührt der Wagen, in Abständen von ½
anfangs und weiterhin im, ein Kontaktstück und bringt so durch den Elektromagneten
den Schreibstift zum Ausschlag. Die Anzahl der so in der Sekunde gemachten Kontakte
ändert sich hierbei mit der Wassergeschwindigkeit im Kanal.
Bei Untersuchungen außerhalb der Versuchsanstalt wurde eine ähnliche
selbstaufzeichnende Vorrichtung mit gutem Erfolge benutzt. Anstatt der Schirmmessung
muß in solchen Fällen meist die Geschwindigkeit in einer Reihe von einzelnen Punkten
eines Kanalquerschnitts mit Drehflügeln bestimmt werden. Bei einem Querschnitt von
6,3 mal 2,8 qm wurde dabei mit 5 übereinander in entsprechenden Abständen an einer
gemeinsamen Stange befestigten geeichten Flügeln die Geschwindigkeit nacheinander an
9 lotrechten Schnitten des Meßquerschnitts gemessen. Auf diese Weise wurde die
Geschwindigkeit an den 45 Punkten in 8 Minuten bestimmt. Jede Umdrehung der
einzelnen Flügel wurde durch Elektromagnete auf die Schreibstifte übertragen.
Aus diesen Aufzeichnungen wurde dann die Geschwindigkeit in jedem einzelnen Punkte
und daraus die mittlere Geschwindigkeit berechnet. (Reichel) Zeitschrift d.V.d. Ing. Seite 1835–41.
Schn.
Einiges über Dampfturbinen für geringe Leistung.
Die Vorteile der Dampfturbine gegenüber der Kolbenmaschines. D. P. J. 1908, Bd. 323, S. 812.:
billige Herstellung, geringer Platzbedarf, günstiger Dampfverbrauch, einfache und
geringe Wartung machen sich erst bei größeren Einheiten in vollem Maße geltend.
Deshalb hat die Großdampfturbine in großen elektrischen Zentralen, wie jetzt auch
auf Schiffen zum Antrieb der Schrauben sich rasch das Feld erobert, während für
kleinere Leistungen die Kolbendampfmaschine nach wie vor ihre Vorherrschaft
behauptet. Für die Turbine kleinerer Leistung liegen eben die Verhältnisse sehr
ungünstig. Um die Umdrehungszahlen zu verringern, teilt man entweder das
Druckgefälle auf eine Reihe von Rädern auf, oder aber man nutzt die
Dampfgeschwindigkeit in mehreren Stufen aus. Oft werden auch beide Verfahren
vereinigt. In allen Fällen wird die Turbine bei mehrstufiger Ausführung
komplizierter und teuerer und namentlich die Turbinen mit axial aneinander gereihten
Rädern. Die Herstellungskosten wachsen nun nur wenig mit der Leistung. Es sind
deshalb gerade die kleinen Turbinen, welche verhältnismäßig teuer werden und nicht
immer den Wettbewerb mit Kolbendampfmaschinen gleicher Leistung aushalten können.
Bei Turbinen mit Druckstufen, besonders bei den nach dem Ueberdrucksystem
arbeitenden, macht sich dies in höherem Maße geltend, wegen der größeren Zahl von
Stufen, als bei Turbinen mit Geschwindigkeitsstufen. Nur wenn man die
Geschwindigkeit erhöhen und damit die Maschine selbst verkleinern würde, könnten
auch Dampfturbinen mit Druckstufen für kleinere Leistungen in erfolgreichen
Wettbewerb mit der Dampfmaschine treten; in der Regel verbietet es aber die
Rücksicht auf die direkt gekuppelte Dynamomaschine, bei welcher zu hohe Tourenzahl
große Schwierigkeiten macht. Bei Drehstrommaschinen kann man zudem bei uns nicht
über 3000 Umdrehungen in der Minute hinausgehen.
Es bleibt für die Turbine kleiner Leistung nur die Turbine von de Laval, ferner die Turbine mit Geschwindigkeitsabstufung
übrig, deren Hauptvertreterinnen die Curtisturbine und
die Elektraturbine sind. Die Elektraturbine hat die
Besonderheit, daß nur 1 Rad verwendet wird, das aber mehrmals vom Dampf durchströmt
wird. Der Dampf hat beim aufeinanderfolgenden Durchgang durch das Rad jedesmal eine
geringere Geschwindigkeit als vorher, weil er immer einen Teil seiner
Bewegungsenergie abgibt. Da nun die Umfanggeschwindigkeit des Rades in allen
Geschwindigkeitsstufen dieselbe ist, so müßten die Schaufelwinkel für jede Stufe
andere sein, wenn der Dampf immer stoßfrei auf das Rad treffen soll. Bei einem
einzigen Rad ist aber nur eine Schaufelform möglich, die dann so gewählt wird, daß
sie etwa gleichviel von der für die verschiedenen Geschwindigkeiten erforderlichen
Form abweicht. Werden wie bei der Curtisturbine mehrere
Schaufelkränze nebeneinander angeordnet, so können natürlich die Schaufelwinkel der
Geschwindigkeit in jeder Stufe angepaßt werden.
Werden zwei Druckstufen angewendet, so wird die Dampfausnutzung bei mehrmals
beaufschlagten Rädern günstiger, einmal wegen der geringeren Dampfgeschwindigkeiten
in jeder Stufe und dann deshalb, weil die Schaufelwinkel des zweiten Rades anders ausgeführt
und den Dampfgeschwindigkeiten der zweiten Druckstufe angepaßt werden können.
Wenn es möglich wäre, eine einkränzige. Turbine mit reinen Druckstufen zu bauen, so
könnte die Geschwindigkeit in allen Stufen gleich gemacht werden. Die Schaufelwinkel
würden dann in allen Fällen den Dampfgeschwindigkeiten entsprechen. Die in jeder
Stufe in Arbeit umgesetzte Dampfenergie kann annähernd gleichgemacht werden, während
sie bei Geschwindigkeitsstufen mit dem Quadrat der Geschwindigkeiten abnimmt. Die
ersten Stufen leisten also die Hauptarbeit und ihr Wirkungsgrad ist für die
Oekonomie der Maschine entscheidend. Bei den Turbinen von kleiner Leistung mit
Geschwindigkeitsstufen beträgt das Verhältnis von Umfangsgeschwindigkeit zur
Dampfgeschwindigkeit etwa 0,12, selten 0,2. Dabei wird aber bei einem Düsenwinkel
von 20° und einem Schaufelwinkel von 30° und 20 v.H. Geschwindigkeitsverlust in den
Schaufeln der hydraulische Wirkungsgrad der ersten Geschwindigkeitsstufe 35–50
v.H.
Anders bei Druckstufen. Dort beträgt unter den gleichen Verhältnissen wie bei
Geschwindigkeitsstufen das Verhältnis von Umfangs- zu Dampfgeschwindigkeit
mindestens = 0,2; im Mittel etwa 0,35; es kann bei 200 m Umfangsgeschwindigkeit 0,5
betragen. Für 20 v.H. Geschwindigkeitsverlust in den Schaufeln werden hier
hydraulische Wirkungsgrade von 67 bis 77 v.H. erreicht. Es würde sich also
empfehlen, auch kleine Turbinen mit Druckstufen zu bauen, wenn sie billig genug
hergestellt werden könnten, wenn es z.B. gelänge, die einkränzige Turbine mit
Druckstufen so auszuführen, daß keine zu großen Spaltverluste auftreten. Ein Mittel
dagegen wäre ein radialer Verlauf der Dampfströmung durch die einzelnen konzentrisch
angeordneten Schaufelkränze von der Nähe des Radmittels ausgehend nach außen.
Anderseits geht bei Druckstufen eine Reihe von Vorteilen verloren, welche die
Turbine mit Geschwindigkeitsstufen besitzt; das sind die einfachere Abdichtung und
die geringere Radreibung. (R. Roskowetz.) [Zeitschrift
für das ges. Turbinenwesen S. 485–488 und 507–511.]
M.
Selbsttätige Vorrichtung zum Speisen von Dampfkesseln.
Die Lösung der Aufgabe, den Wasserstand eines Dampferzeugers auf unveränderlicher
Hohe zu erhalten, ist schon vielfach unternommen worden. Sie ist von besonderer
Wichtigkeit dort, wo es sich um stark wechselnde Beanspruchungen von Dampfkesseln,
um Wasserrohrkessel oder solche Dampferzeuger handelt, deren Wasserinhalt
verhältnismäßig beschränkt ist und welche deshalb der Gefahr des Ausglühens um so
leichter ausgesetzt sind. Das Bedürfnis nach Vorrichtungen, welche unabhängig vom
Kesselwärter für die Erhaltung eines genügend hohen Wasserstandes im Kessel sorgen,
ist aber auch bei den großen Betriebsdampfkesseln sehr dringend, was allein schon
der Umstand beweist, daß weitaus der größte Teil von Unfällen an Dampfkesseln durch
Wassermangel herbeigeführt wird.
Textabbildung Bd. 324, S. 126
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 126
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 324, S. 126
Fig. 3.
Gegenüber den bis jetzt bekannten Einrichtungen dieser Art dürfte die nachstehend
beschriebene Speisevorrichtung des Lever Spring Suspension
and Engineering Syndicate in London, welche auf der letzten
Olympia-Ausstellung an einem Wasserröhrenkessel vorgeführt worden ist, trotz ihrer
vielen Teile den Eindruck großer Zuverlässigkeit hervorrufen. Die Vorrichtung, deren
Gesamtanordnung in Fig. 1 dargestellt ist,
kennzeichnet sich im wesentlichen als eine kleine, ununterbrochen im Betrieb
befindliche Dampfpumpe, die annähernd in der Höhe des normalen Wasserstandes
angeordnet ist, und welche, sobald der Wasserstand im Kessel sinkt, Wasser in einen
Druckwasserzylinder fördert, mit dessen Kolbenstange das Dampfventil der Kesselspeisepumpe so
verstellt wird, daß Speisewasser in den Kessel gelangt, während beim Erreichen des
normalen Wasserstandes das Dampfventil wieder geschlossen wird.
Die erwähnte Dampfpumpe, deren Dampfzylinder mit Steuerdrehschieber o im übrigen auch durch irgend einen anderen
verfügbaren Antrieb ersetzt werden kann, ist in Fig.
2 und 3 dargestellt. Ihre beiden Zylinder
a und b ruhen auf
gemeinsamer Grundplatte c in der Höhe des
Normalwasserstandes des Dampfkessels und der den Pumpenzylinder a umgebende Ringraum ist durch dünne Kupferrohre f und g mit dem Dampf- und
dem Wasserraum des Wasserstand-Stutzens so verbunden (s. Fig. 1), daß das Wasser im Zylinder a stets
die gleiche Höhe mit dem im Dampfkessel einnimmt. Angenommen, die Speisepumpe s (Fig. 1) sei im
Betrieb, d.h. der Wasserstand des Kessels sei im Steigen begriffen. Der in ständiger
Bewegung begriffene Kolben der kleinen Dampfpumpe führt daher bei jedem Druckhube in
seiner Aushöhlung h eine geringe Wassermenge mit sich
und drückt sie in den Raum i des Zylinders a, von wo aus sie durch das Druckventil h und die angeschlossene Leitung e (s. Fig. 4) in den
Druckwasserzylinder d gelangt. Da zwischen Dampfkolben
m und Pumpenkolben der kleinen Dampfpumpe Federn
p eingeschaltet sind, so vollendet hierbei der
Pumpenkolben seinen Hub nicht ganz, da er durch das im Raume i eingeschlossene Wasser daran gehindert wird.
Textabbildung Bd. 324, S. 127
Fig. 4.
Nach einigten Hüben der kleinen Dampfpumpe ist genügend Wasser in den Druckzylinder
d gelangt, so daß eine merkliche Verschiebung
seines Kolbens stattgefunden hat, wodurch das Dampfventil t (Fig. 1) verstellt und entweder
geringere Leistung oder Stillstand der Kesselspeisepumpe erzielt worden ist. Bei
Transmissionsspeisepumpen kann statt des Dampfventiles ein Umlaufventil verstellt
werden, welches die Leistung der Pumpe zwischen Null und einem Höchstwert zu regeln
gestattet.
Sinkt dann der Wasserstand im Kessel, so wird die Förderung von Druckwasser im
Zylinder a immer geringer, der Hub des Kolbens aber
immer größer, bis endlich, wenn kein Wasser im Zylinder a mehr, vorhanden ist, der Kolben seinen vollen Hub zurückfegen und mit
seiner Stange gegen den Winkelhebel r schlagen kann,
welcher mit seinem zweiten Arm das Druckventil h anhebt
und hierdurch das Druckwasser aus dem unter dem Druck von Federn u, v stehenden Zylinder d
in den Zylinder a und von diesem aus zum Teil
durch den Rohranschluß bei y in den Kessel zurücktreten
läßt. Der im Zylinder a verbleibende Teil des Wassers
genügt, um abermalige Oeffnung des Dampfventiles t
einzuleiten, wodurch die Speisepumpe wieder in Tätigkeit gesetzt wird.
Aus der erläuterten Wirkungsweise der Vorrichtung ist ersichtlich, daß bei richtiger
Einstellung der Teile der Wasserstand im Kessel nur verhältnismäßig geringe
Schwankungen erfahren kann. (Engineering 1908, II, S. 51 bis 52.)
H.
Knickfestigkeit von Mannesmann-Röhren mit Betonfüllung.
Gessner hat Mannesmann-Stahlrohre von 3 verschiedenen
Querschnitten je in drei Längen (s. Zahlentafel I) auf ihre Knickfestigkeit
untersucht. Von je vier Säulen mit gleicher Abmessung waren zwei mit Beton gefüllt,
zwei leer.
Zahlentafel I.
Rohrart
Längelo. cm.
Äuß.Durch-messerD cm.
Wand-stärked cm
Eisen-quer-schnittfe qm.
Betonquer-schnittfb qm
\frac{f\,c}{f\,b}
Träg-heits-radiusi cm
\frac{l\,c}{i}
123
200300400
10,8
0,4
13,1
78,5
\frac{1}{6}
3,68
54,481,5108,7
456
200400600
15,2
0,45
20,9
160,6
\frac{1}{7,7}
5,22
38,357,5114,9
789
200400600
20,3
0,50
31,1
292,6
\frac{1}{9,4}
7,00
28,657,185,7
Die Kopfplatte war viereckig, die Fußplatte kreisrund. Der Beton bestand aus 1 Tl.
Portlandzement und 3 Tl. gesiebtem Donausand. Der Zement hatte nach 7 Tagen 184,5
kg/qcm, nach 28 Tagen 270 kg/qcm Druckfestigkeit.
Aus den Versuchsergebnissen (Zahlentafel II) folgt, daß die Zunahme der Knicklast
durch das Ausbetonieren mit dem Betonquerschnitt zunimmt und bei gleichem
Querschnitt mit der Länge der Probe abnimmt. Gessner
leitet aus den Versuchen die empirische Formel
\Delta\,P_t=0,22\,F_{qcm}-\frac{1}{1000}\cdot O_{qcm}
ab in der bedeuten ΔP die Zunahme
der Knicklast durch Ausbetonierung, F den Querschnitt
und O den Mantel des Betonkernes. Die berechneten Werke
stimmen mit den beobachteten gut überein.
Die gemessenen Ausknickungen betrugen bei den ausbetonierten Säulen im Mittel nur
0,53 des entsprechenden Werkes bei leeren Säulen.
Da der Betonkern in Fällen der Praxis mindestens 25 v.H. der Knicklast, also bei
vierfacher Sicherheit und kalter Säule die ganze Nutzlast zu tragen vermag, so wird
im Falle einer Erwärmung eine ausbetonierte Säule bedeutend tragfähiger sein als
eine leere Säule. (Gessner.) [Beton u. Eisen 1908 St.
333–335.]
Zahlentafel II.
Rohrart
Mittlere Knicklasten
Zunahmeder Knick-last
durchAusbe-tonierung
Leere Säulen
Ausbetonierte Säulen
DurchVersuchemittelt
berechnetnachTetmajer
DurchVersuchermittelt
berechnet
1
49,5
42
55
53
11,1
2
42
40
49
48
16,7
3
39
39
44,5
44
14,1
4
66
67
90
93
36,4
5
63
65
79
82
25,4
6
59
57
68
65
15,3
7
103
101
164
153
59,2
8
100
99
141
139
41,0
9
95
95
132
123
39,0
Dr.-Ing. P. Weiske.
Die Wasseraufnahmefähigkeit des Koks.
Um die Wasseraufnahme des Koks infolge Regenfällen während eines Eisenbahntransportes
kennen zu lernen, wurden trockne Koksstücke von bekanntem Gewicht und verschiedener
Stückgröße in kaltes Wasser gelegt und nach bestimmten Zeiten herausgenommen.
Nach Abtupfung- des anhaftenden Wassers mit einem Tuche wurden die Stücke gewogen.
Die Ergebnisse zeigen, daß eine bedeutende Wasseraufnahme des Koks während einer
Eisenbahnfahrt sehr unwahrscheinlich ist. Koks mit einem Wassergehalt von 5% mußte
rund 40 Stunden lang andauernd mit überschüssigem Wasser in Berührung sein, um noch
10% Feuchtigkeit aufzunehmen. Selbst wenn durch außergewöhnliche Regenfälle die
hierzu erforderliche Niederschlagshöhe von 68 mm während einer Fahrzeit erreicht
würde, würde die eine Schutzdecke bildende oberste Koksschicht die darunter
liegenden Stücke schützen. Bei höheren Temperaturen ist die Wasseraufnahmefähigkeit
des Koks dagegen eine weit größere. Glühender, unmittelbar aus dem Ofen in das
Wasser geworfener Koks wurde nach dem Abkühlen und Abtupfen mit einem Tuche gewogen,
sodann bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, und hierbei eine Aufnahme von 45–51%
Wasser festgestellt. Diese verschiedene Wasseraufnahmefähigkeit des kalten und
warmen Koks erinnert an das Verhalten von Kapillarröhren, bei denen in der Kälte die
eingeschlossene Luft auch kein Wasser eindringen läßt, die dagegen nach Austreibung
der Luft durch Erwärmen mit großer Begierde Wasser aufnehmen. Von Wichtigkeit für
das Wasseraufnahmevermögen des Koks ist endlich auch seine Struktur. (Glückauf, 44.
Jahrgang, No. 45, Seite 1601.)
J.