Titel: | Ueber Schaufelbagger deutscher Bauart. |
Autor: | M. Buhle |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 100 |
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Ueber Schaufelbagger deutscher
Bauart.
Von Professor M. Buhle in
Dresden.
(Schluß von S. 89 d. Bd.)
Ueber Schaufelbagger deutscher Bauart.
Seitenentnahme.
Weit einfacher gestalten sich die Gleisanlagen bei Seitenentnahme; die üblichen Anordnungen sind in Fig. 9 und 10 dargestellt und
ohne weiteres verständlich. Der Unterschied besteht hauptsächlich in der
Anordnung des Baggergleises.
Textabbildung Bd. 324, S. 100
Fig. 9. u. 10. Gleisanordnungen bei Seitenentnahme. (Abfuhr- und
Baggergleise in gleicher Höhe).
Fig. 9 stellt ein
kurzes Baggergleis dar, wie es auch bei
Schlitzarbeit verwendet wird, bei dieser Anordnung muß der zu beladende Zug
durch eine Lokomotive langsam am Bagger vorbeibewegt werden (vergl. auch Fig. 11). Bei Fig. 10 ist das
nicht nötig; bei dieser Anordnung kann der Bagger selbst verfahren werden und
dabei alle Wagen des Zuges beschütten. Durch das Vorrücken des Baggers entsteht
eine, wenn auch nicht bedeutende, so doch nicht zu unterschätzende
Minderleistung des Baggers. Beim Beladen von Eisenbahnzügen empfiehlt sich, wenn
die Bahnverwaltung nur die Wagen stellt, und keine Lokomotive zum Rangieren
vorhanden ist, meist die Anordnung nach Fig. 10. Letzere
hat auch dort Vorteile, wo der Boden sehr weich ist, weil sich das durchgehende Baggergleis nicht so leicht in den Boden
eindrückt, wie das kurze Baggergleis nach Fig. 9. Allerdings
erfordert das Vorrücken des langen Gleises mehr Leute als das Vorbauen des
kurzen Baggergleises. Wenn diese Leute in der Zeit, in welcher das durchgehende
Gleis nicht verschoben wird, mit andern Arbeiten beschäftigt werden können, so
fällt dieser Nachteil fort; andernfalls wird das Arbeiten auf durchgehendem
Gleis teurer als auf kurzem Gleis. Ersteres ist im allgemeinen betriebssicherer
als letzteres, weil es bei Rutschungen und Sprengungen leichter ist, den Bagger
in Sicherheit zu bringen. Es hängt daher vornehmlich von den
Betriebsverhältnissen ab, welche Anordnung vorzuziehen ist.
Fig. 11 zeigt einen Bagger bei Seitenarbeit auf
kurzem Gleise. Der Boden war so schwer, daß er durch Sprengschüsse gelockert
werden mußte. Die Sprenglöcher wurden von oben bis auf die Sohle getrieben, ohne
daß der Bagger in seiner Arbeit gestört wurde. Bemerkenswert bei dieser
Baustelle sind die großen Blöcke, die der Bagger zu lösen vermag. Im Vordergrund
des Bildes ist ein solcher vom Bagger losgebrochener Block zu sehen. Derartige
Blöcke werden, falls sie nicht zerkleinert werden sollen, mittels einer
dreischwänzigen Kette, die am Löffel befestigt wird, und an ihren drei Enden
Haken trägt, von dem Bagger hochgenommen und auf Plattform wagen verladen.
Ein Beispiel für einen Bagger bei Seitenarbeit auf durchgehendem Gleis zeigt Fig. 12. Gleichzeitig gibt das Bild eine durch
die Höhe des Berges bemerkenswerte Arbeitsstelle wieder. Dieser Berg bestand aus
Sandstein
und wurde gesprengt. Die maschinell angetriebenen Bohrmaschinen liefen auf dem
Baggergleis und bohrten Löcher von 8 bis 10 m Tiefe in den Berg. Beim Sprengen
lösten sich dann mehrere 1000 cbm, welche oftmals das ganze Baggergleis
verchütteten. Der Bagger arbeitete nach dem Schuß zuerst sein Gleis frei und
grub dann so viel ab, wie im Bereich seines Löffels war.
Fig. 13 veranschaulicht eine Baustelle, bei
welcher der Löffelbagger unmittelbar in Eisenbahnwagen schüttet. Das Bild zeigt
deutlich, welch breite Streifen man infolge der großen Löffelverschiebung ohne
Gleisverrückung abgraben kann. Der Bagger vermag sowohl in Niederbordwagen als
auch in Wagen mit hohen Seitenwänden zu schütten. Bemerkenswert ist auch Fig. 14; der Bagger beladet mit Hilfe einer
Schüttvorrichtung gleichzeitig 3 Grubenwagen von je 0,8 cbm Inhalt. In die
Schüttvorrichtung ist oben ein weitmaschiger Rost eingebaut, auf welchem die
großen Stücke liegen bleiben und dort durch Leute so weit zerkleinert werden,
daß die Steinbrecher die Stücke fassen können. Große, von der Halde
herunterrollende Stücke werden vor dem Aufladen durch Aufsetzen
Textabbildung Bd. 324, S. 101
Fig. 11. Bagger bei Seitenarbeit auf kurzem Geleis in schwerem
Boden.
Textabbildung Bd. 324, S. 101
Fig. 12. Bagger auf durchgehendem Gleis bei Seitenarbeit an sehr hohem
Sand- und Sandsteinberg.
des Löffels auf die Stücke und durch Nachdrücken
mittels der Auslegermaschine zerkleinert.
Textabbildung Bd. 324, S. 102
Fig. 13. Bagger auf durchgehendem Gleis beim Abgraben breiter
Streifen.
Textabbildung Bd. 324, S. 102
Fig. 14. Bagger auf kurzem Gleis beim Abtragen einer
Hochofen-Schlackenhalde zur Gewinnung von Spülversatzmaterial ohne Beihilfe
durch Sprengungen.
II. Abfuhrgleis höher liegend als das Baggergleis.
1. Schlitzarbeit.
Die Gleisanlagen für Schlitzbaggerung (Fig. 15 bis 17) gestalten sich wesentlich einfacher als bei
der nämlichen unter I beschriebenen Anordnung der Abfuhrgleise im
Einschnitt selbst. Ebenso ist das Rangieren bequemer, und die Leistung des
Betriebes ist von der Wagen-An- und Abfuhr viel unabhängiger. Der Bagger steht
auf kurzem Gleis (wie stets bei der Schlitzarbeit). Das Abfuhrgleis wird oben
dicht am Rande des Einschnittes verlegt; der zu beladende Zug wird durch eine
Lokomotive an dem Bagger langsam vorbeigezogen. Bezgl. der Vorteile,
die sich ergeben, wenn der Boden „geschossen“ werden muß usw., s.
oben.
2. Seitenentnahme.
Hierfür wird man die erhöhte Anordnung der Abfuhrgleise vor allem dort anwenden,
wo dadurch bessere Steigungsverhältnisse für die Fortschaffung des gewonnenen
Baggergutes erzielt werden können.
Fig. 18 u. 19 zeigen ein
kurzes Gleis, wie es auch bei Fig. 9 ersichtlich
war. Bagger auf durchgehendem Gleis kommen bei hochliegendem Abfuhrgleis nicht
vor.
Textabbildung Bd. 324, S. 103
Fig. 15–16 u. 18–19. Bagger bei Seitenentnahme mit hochliegenden
Abfuhrgleisen.
Textabbildung Bd. 324, S. 103
Fig. 17. Bagger bei Schlitzarbeit mit hochliegenden Abfuhrgleisen.
B. Spezial-LöffelbaggerDem
Vernehmen nach hat die bekannte Firma A. Bleichert
& Co., Leipzig-Gohlis, bei der zeitweise die Absicht bestanden
hat, solche Maschinen von der Bucyrus Co. in
Milwankee zu beziehen bezw. in Gemeinschaft mit ihr zu bauen, diesen Plan
aufgegeben, sodaß m.W. gegenwärtig nur die Firma Menck & Hambrock solche Bagger in Deutschland
herstellt..
Außer den bisher besprochenen Universal-Löffelbaggern bauen Mench & Hambrock G.m.b.H., Altona-Ottensen, auch die vielfach in
England und Amerika (s. oben) gebräuchlichen „Dampfschaufeln“ (bezw.
allgemeiner gesprochen, da auch diese Maschinen für elektrischen Antrieb gebaut
werden) „Schaufelbagger,“ die entweder mit breitspurigen Straßenfahrzeugen
(Fig. 20 bis 22) geliefert oder zur
Einstellung in Eisenbahnzüge auf normale Eisenbahnwagen-Untergestelle montiert
werden. Dazu ist allerdings nötig damit das Normalprofil nicht überschritten wird,
daß der Ausleger, dessen Stützbock sowie der Schornstein niederlegbar bezw. teilbar
konstruiert, und daß die zur seitlichen Stabilität am vorderen Ende des Baggers
notwendigen Seitenstützen zum Abnehmen eingerichtet werden. (Fig. 23–26.)
Im Gegensatz zu den Universal-Schaufelbaggern drehen sich die Spezial-Löffelbagger
nicht im vollen Kreise, sondern nur um etwa 180°. Ihre Verwendung bei Schlitzarbeit
ist daher auf die Fälle beschränkt, wo die Abfuhrgleise höher liegen können als das
Baggergleis (Fig. 15
u. 16). Wegen ihrer
geringeren Reichweite vermögen sie aber nur verhältnismäßig schmale Schlitze herzustellen; auch
können sie nicht ganz so hoch ausschütten wie die unter A behandelten Maschinen, so
daß man sich mit etwas kleinerer Einschnittiefe begnügen muß.
Bei Seitenentnahme sind sie dort, wo Rutschungen zu befürchten sind, oder wo
Sprengungen vorgenommen werden müssen, gegenüber den Universal-Löffelbaggern etwas
im Nachteil, da sie nicht nach den in Fig. 10 dargestellten
Gleisanordnungen arbeiten können. Auch wo es darauf ankommt, die Transportgleise
möglichst wenig zu verschieben, sind sie den Universal-Schaufelbaggern nicht ganz
gleichwertig, da letztere vermöge ihrer größeren Reichweite und vollen Kreisdrehung
entfernter stehende Transportwagen erreichen können.
Textabbildung Bd. 324, S. 104
Dampfschaufel von Menck & Hambrock, G.m.b.H.
Textabbildung Bd. 324, S. 104
Spezial-Löffelbagger von Menck & Hambrock, G m b.H.
Aber für Seitenentnahme auf weiträumigen Arbeitsplätzen, bei denen die Wagen rangiert
werden, und für solche Schlitzarbeiten, bei denen die Wagen hoch stehen können, sind
sie gute Werkzeuge und geben bessere Leistungen als gleich schwere
Universal-Löffelbagger. Für Bauzwecke, wo mit den verschiedensten
Arbeitsverhältnissen gerechnet werden muß, können im allgemeinen
Spezial-Schaufelbagger nur dann empfohlen werden, wenn sie dauernd für die für sie
in Betracht kommenden Gebiete verwendet werden können.
Schlußbemerkungen.
Was die besonderen Eigenschaften und die daraus sich ergebenden besonderen Verwendungsgebiete des Löffelbaggers betrifft, so ist er
im allgemeinen etwas beweglicher und anpassungsfähiger als der Eimerketten-HochbaggerVgl. des
Verfassers Abschnitt in der „Hütte,“ 20. Aufl. (1908), S. 527 ff. im
II. Band..
Will man z.B. mit letzterem einen Schlitz herstellen, so muß man in den meisten
Fällen erst von hand bis auf die Sohle durchschlitzen, ehe man den
Eimerketten-Hochbagger verwenden kann; dann wird aber meist die Aufstellung eines Bauers
überhaupt nicht mehr rationell.
Bei Abgrabung eines niedrigen Berges ist ferner ein auf durchgehendem Gleis
betriebener Löffelbagger bei großer Löffelverschiebung imstande, auch bei Gleisen,
die zur Abgrabungsfläche nicht sehr genau liegen, einen ziemlich breiten Streifen
fortzunehmen, ohne daß seine Gleislage verändert zu werden brauchte. Der
Löffelbagger ergibt in manchen Fällen bei geringeren Betriebskosten Leistungen,
welche die des Eimerketten-Hochbaggers übertreffen. Weiter eignet sich der
Universal-Löffelbagger, wie bereits erwähnt, vorzüglich zur Abgrabung hoher Berge,
bei denen Gleisverschüttungen vorkommen können.
Textabbildung Bd. 324, S. 105
Fig. 26 Spezial-Löffelbagger von Menck & Hambrock, G. m b.H.
Dieselben Eigenschaften, die dem Universal-Löffelbagger sein Anwendungsgebiet im
Wettbewerb gegen den Eimerketten-Hochbagger zuweisen,
sichern ihm auch eine Verwendung bei Arbeiten, die an sich von dem Eimerketten-TiefbaggerVgl. Fußnote
4) S. 104. ausgeführt werden könnten, sofern die Arbeit überhaupt
von der Sohle aus in Angriff genommen zu werden vermag. Derartige Arbeiten finden
sich hauptsächlich dort, wo die Bodenmenge gering ist, und wo sich deshalb die
Aufstellung eines Eimerketten-Tiefbaggers nicht lohnt, oder dort, wo der Bauplatz
ungeeignet ist, sei es, daß es an Ausdehnung für die Entwicklung der Gleise fehlt,
sei es, daß die Steigungsverhältnisse der Fördergleise bei Anwendung eines
Eimerketten-Tiefbaggers zu ungünstig werden, oder daß das Gelände zu uneben ist und
infolgedessen bei Verwendung des letzteren große Einebnungsarbeiten erforderlich
sein würden. Schließlich wird der Löffelbagger mit Erfolg dort angewendet, wo für
Eimerbagger der Boden bzw. das Gut sich nicht eignet, was besonders bei zerklüftetem
Gestein und ähnlichen harten Bodenarten, sowie bei Erzhaufenlagern, Schlackenhalden
usw. der Fall ist.
Da Löffelbagger eine außerordentlich große Grabkraft besitzen, sind sie imstande,
sehr schwere Bodenarten abzuheben. Man kann mit Löffelbaggern faulen Fels oder
Felsen, welcher in dünnen Schichten mit Ton usw. abwechselt,. meist ohne
Zuhilfenahme von Sprengungen abgraben.
Ist der Fels zu fest oder zu kompakt, als daß der Bagger ihn rationell allein zu
lösen vermag, so nimmt man einige Lockerungsschüsse zu Hilfe. Es ist im allgemeinen
nicht erforderlich, so viele Schüsse vorzunehmen, daß der Fels vollkommen
zerschossen ist, es genügt vielmehr, daß das Gestein in sich erschüttert wird. Ist
das geschehen, so wird der Löffelbagger meist das Abgraben mit Erfolg besorgen
können. Hierdurch wird gegenüber dem Handbetrieb nicht nur an Ladekosten für die
grobstückigen Massen gespart, sondern man kommt auch mit weit geringeren
Sprengkosten aus.
Handelt es sich um sehr festen und vollkommen kompakten Fels, so muß natürlich in
größerem Maßstabe gesprengt werden; doch ist auch dann bei genügender Sprengung das
Aufladen mittels Löffelbaggers billiger als vonhand.
Zu beachten bleibt, daß für ein erfolgreiches Arbeiten mit Löffelbaggern eine zu
geringe Wandhöhe ungünstig ist. Im allgemeinen sollte die Wand nicht unter 4 m hoch
sein, doch kann bei weichem Boden auch bei niedriger Wand ein Schaufelbagger noch
mit Erfolg arbeiten. Wandhöhen von 6 bis 10 m sind für Löffelbagger sehr
vorteilhaft, doch kann auch noch an höheren Wänden gearbeitet werden (Fig. 11 und 12). Es
sind hierfür allerdings nur Bagger mit besonders großer Löffelverschiebung geeignet,
da man diese so weit vom Stoß abstellen kann, daß die Gefahr einer Verschüttung
durch Abstürzen größerer Mengen von der hohen Wand nur gering ist.