Titel: | Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 58 |
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Neuere
Einzylinder-Stufenkompressoren.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
Neuere Einzylinder-Stufenkompressoren.
Durch die Einführung der zweistufigen Verdichtung
bei Kompressoren für größere Leistungen ist ein so wesentlicher Fortschritt
hinsichtlich des Kraftbedarfes und der Betriebssicherheit solcher Maschinen erzielt
worden, daß es angezeigt erschien, dieses Prinzip auch bei Kompressoren für kleinere
Leistungen durchzuführen.
Textabbildung Bd. 324, S. 57
Fig. 1. Stehender Einzylinder-Stufenkompressor von Freundlich.
Da aber in solchen Fällen die Verdichtung- in zwei getrennten Zylindern
verhältnismäßig teuer und teilweise unausführbar wird, hat man dieselbe durch
Anordnung eines Stufenkolbens in einem einzigen Zylinder zu erreichen gesucht und
dadurch ein Kompressor Modell geschaffen, das bei geringster Raumbeanspruchung- die
Verdichtungen höchst ökonomischer Weise auszuführen imstande ist; derartige kleinere
schnellaufende Einzylinder-Stufenkompressoren für Luftpressungen von 6 bis 30
at und für Liefermengen von 0,2 bis 30 cbm/Min. mit Riemen-, elektrischem Antrieb,
event. durch Zahnräder- oder auch mit Dampfantrieb, haben in der Neuzeit zur
Lieferung von Druckluft für alle möglichen Zwecke der Industrie eine große
Verbreitung gefunden.
Fig. 1 zeigt einen solchen Kompressor stehender
Anordnung- der Maschinenfabrik A. Freundlich in
Düsseldorf für Riemenantrieb.
Wie bei allen Einzylinder-Stufenkompressoren sind auch hier die zur Wirkung kommenden
beiden Kolbenflächen ungleich ausgeführt; die größere Kolbenseite stellt die erste
Stufe – den Niederdruckzylinder –, die kleinere Kolbenseite die zweite Stufe – den
Hochdruckzylinder – dar.
Der Kompressor zeichnet sich insbesondere durch die Anordnung- der Saugventile aus,
die sowohl auf der Hochdruck- wie auf der Niederdruckseite so untergebracht sind,
daß die Ventilbewegung der Kolbenbewegung entspricht, die Trägheitskräfte demnach im
Sinne der Ventilschluß- bezw. Oeffnungsbewegung ausgenutzt werden. Der Eintritt der
Saugluft in den Zylinder erfolgt durch die auf den Stirnseiten des Kolbens sitzenden
Saugventile, ohne eigentliche Richtungsänderung der Luft, wodurch Saugwiderstände
nahezu in Wegfall kommen und ein hoher volumetrischer Wirkungsgrad des Kompressors
erreicht wird.
Die gleichzeitig die Zylinderdeckel bildenden Ventilsitze sind elastisch gelagert und
heben sich beim Eindringen großer Schmutzmengen (verbranntes Oel oder dergl.) ab,
ohne zu gefährlichen Triebwerksstößen zu führen; sie werden zu dem Zwecke unter
Wirkung mehrerer Schraubenfedern gegen den Zylinder gepreßt, deren als Führung-
dienende Bolzen verstellbar und mit Widerlagern für die Federn versehen sind, so daß
bei einer Verstellung der ersteren die letzteren mehr oder weniger gespannt werden.
(D.R.P. No. 184867.)
Die Ventile sind als freiliegende leichte Stahlplatten ausgeführt.
Textabbildung Bd. 324, S. 57
Fig. 2. Stehender einfachwirkender Kompressor.
Die Abmessungen des Triebwerkes sind derart gehalten, daß vorzeitige Abnutzungen
trotz der verhältnismäßig hohen Umlaufzahlen, mit denen diese Kompressoren arbeiten,
nicht eintreten
können. Die Schmierung sämtlicher Teile erfolgt selbsttätig mittels einer direkt
gekuppelten Rotationspumpe, die das Oel aus einem Sammelraum saugt und durch drei
stellbare Regulierventile nach den verschiedenen Gebrauchsstellen drückt.
Der mechanische Wirkungsgrad des vollkommen geräuschlos arbeitenden Kompressors soll
bis 95 v.H. betragen.
Die Firma baut auch einfach- und doppeltwirkende Einstufenkompressoren.
Fig. 2 läßt die äußere Ansicht eines derartigen, mit
einem Gleichstrom-Elektromotor direkt gekuppelten einfach wirkenden Kompressors
erkennen.
Bei dem aus Fig. 3 und
4 ersichtlichen
liegenden Einzylinder-Stufenkompressor mit Riemen-Antrieb von Pokorny & Wittekind, Maschinenbau-A.-G. in
Frankfurt a.M., bildet die hintere Seite den Niederdruck-, der vordere ringförmige
Raum den Hochdruck-Zylinder. Die hintere Kolbenseite saugt Luft an und verdichtet
dieselbe auf ∾ 2 at, drückt sie dann in den auf dem Zylinder angeordneten
Zwischenkühler und von hier aus geht die Luft in den Hochdruck-Zylinder, in dem sie
bis auf die End-Spannung verdichtet wird. Der Zylinder hat Mantel- u. Dekkelkühlung.
Die Steuerung, Patent Köster (eine mit einem
selbsttätigen Rückschlagventil vereinigte Kolbenschieber-Steuerung) ist in dem
geteilten Schieberkasten untergebracht, dessen vordere Seite für Hochdruck, die
hintere Seite für Niederdruck dient. Der Antrieb des Kolbenschiebers d1d2
erfolgt mittels eines auf der Kurbelwelle befestigten Exzenters. Zwischen den
beiden Steuerkolben d1d2 sitzt auf
der gemeinsamen Kolbenstange, zur Steuerung der Niederdruck von der Hochdruckseite,
ein dritter Kolben d3.
Die kegelförmige Form des Luftventiles l ist gewählt
worden, um sein Gewicht bei genügender Festigkeit möglichst niedrig zu erhalten und
bei den vorliegenden hohen Umlaufzahlen ein möglichst rasches Oeffnen desselben
erzielen zu können.
Textabbildung Bd. 324, S. 58
Fig. 3. u. 4. Liegender Einzylinder-Stufenkompressor der Maschinenbau-A.-G.
Pokorny & Wittekind.
Die Kompressoren sind für Liefermengen von 1,1 bis 30 cbm/Min. bei 250 bis 130
Uml./Min. gebaut worden; sie werden für dieselben Liefermengen und Umlaufzahlen auch
in direkter Verbindung mit einer Antriebsdampfmaschine und für Liefermengen vom
1600–11500 cbm/Std. bei 110 bis 65 Uml./Min. in direkter Verbindung mit einer
Tandem-Verbunddampfmaschine ausgeführt.
(Fortsetzung folgt.)