Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 28 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Einen neuzeitlichen Regler für
Wasserkraftmaschinen
mit mittelbarer hydraulischer Uebertragung zeigt Fig.
1. Jeder Belastung im Beharrungszustand entspricht eine bestimmte
Umdrehungszahl. Sobald die Geschwindigkeit der Turbine von derjenigen Größe
abweicht, welche bei dieser Belastung dem Beharrungszustand entspricht, bewegt sich
die Muffe m des Regulators a, und der mit ihr verbundene Regulator-Stellhebel mc macht eine Drehbewegung um den Zapfen c. Hierbei wird der
entlastete Kolbenschieber k des hydraulischen
Triebwerkes aus seiner Mittellage verschoben und läßt nun Druckflüssigkeit sinngemäß
in den vorderen oder hinteren Zylinderraum d oder d1 gelangen, wodurch
die Regulierwelle r der Turbine gedreht wird.
Gleichzeitig wird aber durch den Kolben des Druckwasserzylinders mit Hilfe des
Hebels g und der Stange i
der Kolbenschieber k in entgegengesetztem Sinne wie
vorher verstellt und in die Mittellage zurückgeführt, so daß der Zutritt von
weiterer Druckflüssigkeit zum Zylinder verhindert wird. Um eine empfindliche
Regulierung zu erzielen, muß auch die Kraft zum Betätigen des Kolbenschiebers vom
Regulatorpendel aus so klein wie möglich gehalten werden. Zu diesem Zweck kann man
diesen Kolbenschieber nach Fig. 2 ausbilden. Die
Druckflüssigkeit, welche entweder der Druckleitung der Turbine entnommen oder von
einer besonders hierfür aufgestellten Pumpe geliefert werden kann, tritt durch die
Oeffnung a gegen die Ringfläche b und gleichzeitig in den Raum c. Der Druck
auf die Fläche b bleibt immer gleich groß, während der
zwei- bis dreimal größere Druck auf die Fläche c durch
den Stift s derart verändert werden kann, daß der
Kolbenschieber jeder Bewegung des Stiftes s folgt, und
zwar mit Verspätungen, welche durch richtige Wahl der Querschnitte beliebig klein
gehalten werden können. Der Kolben Schieber k hat nun
den Zufluß des Druckwassers zum Zylinder des Servomotors zu regeln, und sein
Widerstand wird ausschließlich vom Druckwasser überwunden, während auf den Regulator
nur der geringfügige Widerstand entfällt, welchen der Stift s aufweist.
Textabbildung Bd. 324, S. 29
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 29
Fig. 2.
Aus Fig. 1 ist zu ersehen, daß man mit Hilfe des bei
c angebrachten Handrades die bestimmte, jeder
Belastung der Turbine im Beharrungszustande entsprechende Umdrehungszahl ändern
kann. Zum Beispiel kann man, wenn die Turbine auf Leerlauf gestellt ist, also der
Zapfen c ganz unten steht und die Turbine mit ihrer
größten Geschwindigkeit läuft, durch Heraufschrauben des Zapfens in seine mittlere
Lage, was mit einer unbedeutenden Füllungsverkleinerung der Turbine verbunden
ist, die Turbine auf eine Geschwindigkeit bringen, welche der Mittelstellung der
Regulatormuffe, also der halben Belastung, entspricht. Umgekehrt kann man auch die
Turbine, welche vollbelastet ist, also am langsamsten läuft, auf die Geschwindigkeit
der halben Belastung bringen, wenn man den Zapfen c aus
seiner Höchstlage, in welcher er sich dann befindet, in die Mittellage
hinunterschraubt Denkt man sich die beschriebenen Verstellungen durch den Regulator
selbsttätig ausgeführt, so erhält man die sogenannte Turbinenregulierung mit
nachgiebiger Rückführung, welche bei Anlagen mit hohem Gefälle und langer
Druckleitung eine große Rolle spielt, weil sie es ermöglicht, die bei Veränderung
der Turbinenbeaufschlagung in der Rohrleitung auftretenden dynamischen Wirkungen für
den Reguliervorgang unmittelbar auszunutzen. Das Schema einer solchen Regulieranlage
zeigt Fig. 3. Bei jeder infolge einer Aenderung der
Turbinenbelastung auftretenden Bewegung des Regulators wird zunächst mit Hilfe des
Oelkataraktes o eine Rückführung in der bekannten Weise
bewerkstelligt, wobei aber der Regulierhebel langsamer zur Ruhe kommt, als wenn er
starr mit der Regulierwelle verbunden wäre. Hierauf ziehen die Federn f den Regulierhebel in die Mittelstellung, so daß die
Turbine bei jeder Belastung mit der gleichen Geschwindigkeit läuft; das ist hier
auch zulässig, weil durch den Oelkatarakt und die Federn ein bleibender Unterschied
der Umdrehungszahlen bei verschiedenen Belastungen ausgeschaltet wird und daher ein
stark statischer Regulator verwendet werden kann. Man kann endlich auch den Bügel
b steuern, um jeden beliebigen
Ungleichförmigkeitsgrad in die Regulierung einzuschalten. (Körner.) (Zeitschr. d Vereines deutscher Ingenieure, 1908, S. 1288 bis
1290.)
Textabbildung Bd. 324, S. 29
Fig. 3.
H.
Maschine zum Ausfräsen des Glimmers zwischen
Kommutatorlamellen.
Da die Glimmerzwischenlagen bei den Kommutatoren elektrischer Maschinen meist härter
sind als die kupfernen Lamellen, nutzen sich diese langsamer ab und geben
infolgedessen zu Funken am Kommutator Veranlassung. Diese Erscheinung läßt sich am
einfachsten dadurch beheben, daß der Glimmer bis zu einer Tiefe von 1–2 mm unter die
Lamellenoberkante entfernt wird. Bei einer amerikanischen Straßenbahn ist zu diesem
Zwecke eine kleine Maschine im Gebrauch, bei der die Anker auf einem Gestell
gelagert werden und eine auf einem schwingenden Rahmen angeordnete Fräs Vorrichtung
mittels in die Achskörner eingreifender Spitzenschrauben in der Arbeitslage
festgehalten wird. Der Fräser, eine kleine Kreissäge von etwa 20 mm , die
1500 Umdrehungen in der Min. macht, ist auf einem Support gelagert, der je nach dem des
Kommutators mittels einer Schraube senkrecht und zur Führung in Richtung der Achse
mittels eines Hebels seitlich beweglich ist. Der Support kann überdies vermöge einer
entsprechenden Lagerung- durch eine Schraube um einen geringen Winkel gegenüber der
Achsrichtung gedreht werden, falls die Lamellen eines Kommutators in dieser Weise
verschoben sein sollten. Mit einer derartigen Maschine können beispielsweise die
Glimmerzwischenlagen eines Kommutators mit 135 Lamellen etwa 2 mm tief in 10–25
Minuten je nach der Härte des Glimmers ausgefräst werden. (Electric Railway Journal
1908, Bd. II, S. 432.)
Pr.
Berechnung der Luftschrauben.
Vorausgesetzt wird die meist gebräuchliche Schaufelflächenform, nämlich diejenige,
bei der die Ganghöhe h für alle zur Schraubenachse
konzentrisch gedachten Zylinderschnittflächen ein und dieselbe ist. Bei n Umdrehungen in der Minute wäre
\frac{n}{60}\,.\,h=c diejenige Geschwindigkeit, mit der die
Schraube in achsialer Richtung fortschreiten würde, wenn sie sich, wie eine
Schraubenspindel in der Schraubenmutter, durch die Luft fortwinden würde. Um aber
eine achsiale Schubkraft zu liefern, muß die Schraube ständig die von ihren Flügeln
getroffene Luftmasse in achsialer Richtung beschleunigen. Bewegt sie sich infolge
dieser Schubkraft mit ihrem Fahrzeug in achsialer Richtung mit der Geschwindigkeit
v, so müßte theoretisch der Unterschied der
Weglängen in der Sekunde (c – v) die von ihr der Luft
erteilte Geschwindigkeit sein. Hätte die in der Sekunde so von 0 auf (c – v) beschleunigte Luftmenge die Masse m, so wäre die theoretische Schubkraft der Schraube in
kg P=m\,.\,\frac{(c-v)}{t}, woraus mit t = 1 wird P = m (c –
v).
Ist hierin v = 0, so bewegt die Schraube ihr Fahrzeug
nicht. Dieser Fall kommt nur für Schrauben mit vertikaler Achse, die Trag- oder
Hebeschrauben, in Betracht. Sie dienen zur Ueberwindung des Fahrzeuggewichtes, zur
Schaffung des Schwebezustandes. Hat dagegen v einen
anderen Wert als 0, so dient die Schraube zur Fortbewegung, sie ist
Treibschraube.
Die von der Schraube bei ihrer fortschreitenden Bewegung geleistete Arbeit in mkg/sek
ist P . v. Zu ihrer
Drehung sei eine effektive Motorleistung N in PS erforderlich. Dann ist
\eta=\frac{P\,.\,v}{75\,N} der Gesamtwirkungsgrad von
Schraube und Kraftübertragung zwischen Motor und Schraube.
Für Tragschrauben wäre, wegen v = 0, auch dieser Wert η
= 0. Um aber auch den Gütegrad der Tragschrauben vergleichen zu können, führt man
statt v den Wert
c=\frac{n}{60}\,.\,h ein und erhält so einen ideellen
Gütegrad
\eta_0=\frac{P\,.\,n\,.\,h}{75\,.\,N\,.\,60}.
Bei mittleren Verhältnissen ist η0 = 0,9.
Beziehungen zur Bestimmung des Eigengewichtes der Schrauben und der effektiven
Schubkraft aus den Abmessungen und der Motorleistung wurden auf Grund sorgfältiger
praktischer und zugleich theoretischer Untersuchungen aufgestellt.
Für das Eigengewicht G in kg wurde die Beziehung G = 1,2D3 in guter Uebereinstimmung mit Ausführungen
gefunden.
Für die Schubkraft P in kg hat die Beziehung P = (a . D . N)⅔ sehr genau zutreffende Werte geliefert.
Hierin ist D der Schraubendurchmesser in m von Flügelspitze bis Flügelspitze; a ist ein Zahlenkoeffizient.
Naturgemäß gelten diese Formeln nur für bestimmte Konstruktionsverhältnisse, und wenn
bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Diese Bedingungen sind:
Zweiflügelige Bauart der Schrauben, mit ovalen löffelförmigen Schaufelblättern;
Ausmaß der zwei Flügelflächen gleich ⅙ bis ⅛ der Fläche
D^2\,\frac{\pi}{4}; mittlerer Neigungswinkel im
Druckmittelpunkt der Flügelfläche mit tg α = ⅙;
Umdrehungsgeschwindigkeit an derselben Stelle ungefähr 80 m/sek; mittlere Werte von
D zwischen 1,5 und 2,5 m; Umdrehungszahlen zwischen
1800 und 1000. Naben aus Gußstahl; Annspeichen aus Mannesmannrohr, nach außen hin
aufgespalten und die Flügelblätter aus Aluminiumblech umfassend, und mit diesen
vernietet. Achsialkraft für 1 qm Flügelfläche zwischen 160 und 320 kg.
Bei der Aufstellung der Beziehung P = (aDN)⅔ ist η = 0,8 und
für Treibschrauben das Verhältnis \frac{v}{c}=\frac{2}{3}
eingeführt. Damit ist für Treibschrauben a = 9 und für
Tragschrauben a = 18. Beispielsweise ergeben sich
folgende Treib- resp. Hebekräfte:
für Treibschrauben:
für Tragschrauben:
bei
mit
D =
2
m
2,5
m
mit
D =
2
m
2,5
m
N = 10 PS
„
P =
32
kg
37
kg
„
P =
51
kg
59
kg
40 PS
„
80
„
93
„
„
127
„
148
„
Die für 1 Pferdekraft erhaltene Schubkraft in kg ist:
\frac{P}{N}=\sqrt[3]{\sqrt{a^2\,D^2}{N}}. Sie wird also bei
ein und derselben Schraube kleiner mit zunehmender Motorleistung. (Prof. Wellner). Illstr. äron. Mitteilungen. Heft 8.
Schn.
Luftreibungswiderstand an ebenen Flächen.
Eine Anzahl 0,56 mm starker Blechplatten von 500 mm Länge und 300 mm Höhe wurden
lotrecht nebeneinander und parallel durch 4 dünne Stahlstangen mit übergeschobenen
Distanzhülsen zusammengehalten und mittelst 4 sehr dünnen Stahldrähten an 2
koachsialen ca. 1100 mm voneinander entfernten Fahrradnaben so aufgehängt, daß das
Ganze ein Pendel bildete und alle Platten genau in ihrer eigenen Ebene schwangen.
Der Schwerpunktsabstand der Bleche von der Drehachse war R1 = 12,6 m. Der Winkel von der
Lotstellung ab war in der Anfangslage 30°. Aus dieser Stellung wurde das Pendel ohne
Anstoß durch Abbrennen des Haltefadens losgelassen. Infolge der Luftreibung an den
Blechflächen, des Luftwiderstandes der Drähte und der Reibung in den Kugellagern
nimmt der Winkel α von 30° stetig ab, und der Pendelschwerpunkt erreicht beim
Richtungswechsel nicht mehr die Anfangshöhe. Bei α = ∾ 20° wurde der Versuch
jedesmal abgebrochen. Die Höchstgeschwindigkeiten der Scheiben beim Durchgang durch
die Mittellage waren also ungefähr 1,8 bis 1,5 m/sek. Je nach der Anordnung der
Blechscheiben erfolgten bei jedem Versuch 14 bis 24 Doppelschwingungen. In dieser
Zeit hat der Pendelschwerpunkt eine lotrechte Höhe R1 . (cos 20° – cos 30°) langsam durchfallen. Fallhöhe mal
Pendelgewicht ergibt den Betrag der ausgegebenen Arbeit.
Das Reibungsmoment der Kugellager bei der vorliegenden Belastung wurde direkt
gemessen durch das zur Erhaltung gleichförmiger Drehbewegung anzubringende Moment.
Hieraus berechnet sich eine Umfangskraft am Pendelschwerpunktsradius, und ihr Produkt mit dem
zurückgelegten Schwingungsbogenweg gibt den Arbeitsverbrauch für jede Schwingung.
Solchem Arbeitsverbrauch, für die Doppelschwingung, entspricht ein Produkt aus dem
ganzen Pendelgewicht und einem Teilstück der für die Doppelschwingung zurückgelegten
Fallhöhe. Das andere Teilstück dieser Fallhöhe multipliziert mit dem ganzen
Pendelgewicht, dient zur Ueberwindung aller übrigen Verlustarbeiten. Wegen der
Kleinheit der Differenz der Ausschlagwinkel für die Doppelschwingung kann auch das
zu dieser Fallhöhe gehörige und durch Beobachtung bestimmbare Schwingungsbogenstück
in entsprechende Teile zerlegt gedacht werden, und zwar sind diese Teilfallhöhen
gleich dem Teilbogenstück mal dem Sinus des Ausschlagwinkels von der Lotstellung
aus. Hiernach läßt sich berechnen, wie groß das durch die Kugellagerreibung für die
Doppelschwingung verlorene Bogenwegstück sein muß. Dazu wurde jedesmal in der
Wechsellage des Pendels der Ausschlagwinkel auf einem feststehenden, zur Pendelbahn
parallelen Kreisbogen mit Millimeterteilung beobachtet. Die Summe dieser berechneten
Werte nach x Doppelschwingungen, subtrahiert von dem
wirklichen, eingebüßten Schwingungsbogenstück, entspricht demjenigen Bogenstück, um
welches das Pendelgewicht sinkt infolge der Widerstandsarbeiten an den Blechflächen
und den Drähten. Aus diesem Bogenstück berechnet sich sofort auch die lotrechte
Fallhöhe.
Die Abhängigkeit des Luftreibungswiderstandes W in kg an
den Blechflächen wurde, wie üblich, proportional dem spezifischen Gewicht der Luft
γ, der Gesamtfläche F und dem Quadrat der
Schwingungsgeschwindigkeit v angenommen:
W=\lambda\,.\,F\,.\,\frac{\gamma}{g}\,v^2. Hierin ist g die Erdbeschleunigung. Festgestellt werden sollte
durch die Versuche der einzuführende Zahlenkoeffizient λ.
Wie die Geschwindigkeiten sich innerhalb des Weges von einer äußersten Lage bis zur
Mittellage ändern, ist bekannt für das widerstandsfreischwingende mathematische
Pendel, wo die Schwingungsweiten immer dieselben bleiben. Hierfür kann durch
Integration des Produktes W mal dem
Bogenwegdifferential R1
. dα die Formel des Arbeitsverbrauches A infolge von W
festgestellt werden. Der vierfache Wert dieses Ausdrucks gilt dann für eine ganze
Doppelschwingung, bei unverändert gebliebener Schwingungsweite.
In Wirklichkeit werden nun durch die Luftwiderstände die Schwingungsweiten stetig
kleiner, und sie sind rechts und links der Mittellage bei ein und derselben
Schwingung verschieden groß; unsymmetrisch. Diese wirkliche Pendelbewegung wurde nun
durch eine Reihe aufeinanderfolgender symmetrischer Doppelschwingungen mit von
Doppelschwingung zu Doppelschwingung kleiner werdenden Schwingungsweiten ersetzt
gedacht, und zwar so, daß jedesmal die Widerstandsarbeit die gleiche war wie bei der
entsprechenden wirklichen Doppelschwingung. Der Ausschlagwinkel jeder Schwingung
wurde auf dem Kreisbogen mit Millimeterteilung beobachtet. Dann wurde nach der
Formel für A der Arbeitsverbrauch berechnet. Aus der
Reihe dieser Widerstandsarbeiten für die Doppelschwingung ergibt sich als Summe der
Betrag der Widerstandsarbeit durch Oberflächenreibung während der Fallhöhe R1 . (cos 20° – cos 30°).
Ebenso wurde die Luftwiderstandsarbeit an den Drähten berechnet, durch Integration
der nach dem Widerstandsgesetz für, in Luft senkrecht zu ihrer Achse bewegte,
Zylinderflächen aufgestellten Beziehung. Der hierfür einzuführende
Zahlenkoeffizient wurde aus anderweitigen Versuchen übernommen.
Die Summe der so berechneten Widerstandsarbeiten von Oberflächenreibung und
Drahtwiderstand wird gleichgesetzt der Arbeit, die das Pendelgewicht leistet, wenn
es die bereits weiter oben gekennzeichnete Teilfallhöhe zurücklegt. Aus dieser
Gleichung berechnet sich der Koeffizient λ, wenn die Schwingungsbögen und die Zahl
der Doppel Schwingungen festgestellt werden.
Durch Vorversuche wurde der Widerstand der Stirnflächen der sehr dünnen Bleche und
Distanzhülsen bestimmt.
Der lichte Abstand zwischen den Platten war nacheinander 3, 6, 9 und 12 mm. Es fand
sich, daß λ am größten war für 12 mm lichte Weite; es war hier λ = 0,00224, wenn W in kg, die Längen in m, und γ in kg/cbm in die Formel
W=\lambda\,.\,F\,.\,\frac{\lambda}{g}\,.\,v^2 eingesetzt
werden.
Für 6 mm Spaltweite war λ = 0,002 t . Wurde die Spaltweite noch über 12 mm
vergrößert, so ließ sich keine Zunahme von λ mehr erkennen. Nimmt man an, daß der
Reibungswiderstand für die Flächeneinheit einer bewegten Fläche unter gleichen
Umständen abhängt von der seitlich in Bewegung gesetzten Luftmenge, so muß man nach
der beobachteten Veränderung von λ mit der Spaltweite annehmen, daß bei den 0,5 m
langen Versuchsflächen seitlich die Luft nur bis 6 mm Abstand in Bewegung geriet;
das ist bis zu ca.
\frac{1}{80} der Flächenlänge.
Nacheinander wurden Scheiben aus Weißblech, Zinkblech und Eisenblech benutzt. Ein
Einfluß der verschiedenen Oberflächenbeschaffenheit war nicht erkennbar. Ob der
Koeffizient λ für die Seitenflächen bei verschieden dicken Platten verschieden ist,
ließ sich nicht feststellen.
Der Ballonkörper des Zeppelinschen Luftschiffes Modell IV hatte 13 m und 136
m Länge. Nimmt man die Länge des zylindrischen Teiles mit 100 m an, so ergibt sich
bei Windstille mit λ = 0,00244 bei einer Fahrgeschwindigkeit von 50 km/Stunde, also
v = 13,9 m/sek, und mit γ = 1,16 an dem
zylindrischen Teil ein Luftreibungswiderstand W = 228
kg, und eine Widerstandsarbeit N=\frac{W\,.\,v}{75}=42\mbox{
PS}.
Hinzugefügt werde noch, daß, wenn das Widerstandsgesetz für senkrecht zu ihrer
Bewegungsrichtung gestellte Flächen und Körper, das an kleinen Versuchsmodellen
festgestellt ist, auch für sehr große Flächen angewendet werden dürfte, sich für
die, als Abschluß an den Enden des zylindrischen Teiles, tangential angeschlossenen
ellsipoidähnlichen Rotationsflächen, mit dem Koeffizienten k
= 0,23 für ein Verhältnis 1,4 der großen Ellipsenhalbachse zum
Zylinderdurchmesser, aus der Beziehung
P=k\,.\,d^2\,\frac{\pi}{4}\,.\,frac\{\gamma}{g}\,.\,v^2 eine
Widerstandskraft P = 695 kg ergibt und eine
Widerstandsarbeit von 129 PS. Insgesamt wären hiernach
171 effektive Pferdestärken nötig, um den Ballonkörper mit 50 km/Stde.
Geschwindigkeit durch windstille Luft zu treiben. In der Tat war die Dauerleistung
der beiden Motore, an der Kurbelwelle gemessen, insgesamt 228 PSe. (Prof. Frank.)
Zeitschrift d.V.d. Ing. Seite 1522–1528.
Schn.
Mikrographische Zementuntersuchungen.
Die mikrographische Zementuntersuchung hat sich als ein brauchbares Hilfsmittel für
die praktische Zementuntersuchung erwiesen, da es möglich ist, einen Portlandzement
von einem Eisenportlandzement mikrographisch zu unterscheiden, ferner aber auch die
Abbinde- und Erhärtungsvorgänge zu klären. Die Herstellung eines Zementschliffes
bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Besondere Sorgfalt erfordert nur die
schließliche Entwicklung des Zementgefüges durch Polieren auf einer Tuchscheibe, was
zur Erhaltung klarer Gefügebilder unbedingt nötig ist.
Bei der Untersuchung des Portlandzementes im auffallenden Lichte wurde festgestellt,
daß jeder normal beschaffene Portlandzement, unabhängig von der Dauer der Erhärtung,
aus 2 Gefügebestandteilen, einem primären und einem sekundären, besteht, von denen
letzterer mit dem Alter auf Kosten der ersteren zunimmt. Durch Aetzungen ließ sich
der primäre Gefügebestandteil teilweise in Kristallaggregate auflösen. Die einzelnen
Kristalle hatten einen 4- oder 6seitigen Umriß und sind hiernach zu urteilen Alite
Törnebohms. Als sehr geeignetes Aetzmittel erwies sich alkoholische Salzsäure.
Besonders kennzeichnend ist für den Portlandzement die Flußsäureätzung.
Eisenportlandzement ist im Schliff an den Schlackenresten meist leicht zu erkennen.
Einen weiteren Anhaltspunkt für die Anwesenheit von Schlacke erhält man durch
Behandlung mit Wasser; der Schliff erscheint in kurzer Zeit bis auf die
Schlackenreste mit flockigen Niederschlägen überzogen. In zweifelhaften Fällen
gewährt eine sichere Entscheidung die Flußsäure-Reaktion; die unveränderten
Schlackenreste sind an prachtvollen Interferenzfarben zu erkennen, die auf den
oberflächlichen Angriff der Schlacke durch Fluorwasserstoffsäure zurückzuführen
sind. Durch Vergleich der Interferenzbilder für bekannte Mischungen mit denen für zu
untersuchende Zemente ist es gelungen, noch 1 bis 2% Schlacke mit Sicherheit
nachzuweisen. Unsicher wird die Bestimmung, wenn die äußerst feinkörnige Schlacke
mehr oder weniger vollständig hydratisiert ist. Um ferner den Beweis zu erbringen,
daß die in den Portlandzementschliffen festgestellten Kristallbildungen tatsächlich
Alite sind, wurden Zementschliffe bis auf 200° im elektrischen Ofen nach Heräus eine Stunde lang erhitzt. Die Alitgruppen traten
deutlich hervor. Wären die Kristalle Kalkhydrat gewesen, so wären sie zerstört
worden. (Stern, Stahl und Eisen, 1908, S. 1542 bis
1546.)
J.