Titel: | Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 17 |
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Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und
Erz.
Von Ingenieur K. Drews,
Posen.
(Fortsetzung von S. 3 d. Bd.)
Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz.
Es liegt ja nun nahe, die Auslegerkatze zu einem Drehkran weiter auszubilden.
Man gewinnt dadurch den großen Vorteil, daß man einen Streifen des Lagerplatzes von
der Breite der doppelten Ausladung mit dem Lasthaken beherrscht, und daß man aus
mehreren Schiffsluken fördern kann, ohne die Verladebrücke selbst verfahren zu
müssen.
Textabbildung Bd. 324, S. 17
Fig. 5. Kohlenverladebrücken von Mohr & Federhaff im Hafen von
Genua.
Fig. 5 zeigt eine photographische Aufnahme der 8 von
Mohr und Federhaff in Mannheim für den Hafen von
Genua gelieferten Kohlenverladebrücken, von denen auch ein schönes Modell auf der
vorjährigen Schiffbau-Ausstellung in Berlin vorhanden war.
Auf dem Obergurt des Brückenträgers fährt ein elektrischer Drehkran von 41 Tragkraft
normaler Konstruktion mit Selbstgreifer. Die Steuerung und die Bremsmethode der Mohrschen Drehkrane sind in D. P. J. 1908, S. 339 von
mir besprochen worden.
Um die Betriebssicherheit zu erhöhen, sind bei den neueren Selbstgreifern von Mohr und Federhaff doppelte Lastseile vorgesehen, so
daß beim Bruch des einen der Greifer noch an dem andern hängen bleibt.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten und die Motorgrößen sind folgende:
Dreh-kran
HebenDrehenFahren
v = 0,7 m/Sek.v = 2,4 m/Sek.v = 2,6 m/Sek.
Motor„„
507,524
PS.„„
Das Verfahren der Brücke selbst geschieht von Hand mittels Kurbel.
Die garantierte Durchschnittsleistung jeder Verladebrücke soll 50 t in der Stunde
betragen; erreicht wurden beim Probebetrieb 130 t in der Stunde.
Fig. 6 stellt eine der 8 Verladebrücken im Hafen von
Genua dar. Genua schlägt im Jahre ungefähr 2000000 t Kohle um.Zeitschrift des Oesterreich. Ingenieur- und
Architekten-Vereins 1908. Früher wurden die Kohlen aus den
Schiffen erst in Barken gelöscht und von dort in Waggons oder nach dem Lagerplatz
umgeladen. Dies geschah von Hand mittels Körbe, die ungefähr 55 kg Kohle faßten. Die Kosten stellten
sich dabei für 1 t vom Schiff in die Waggons umgeladene Kohle auf 1,32 M.
einschließlich Abwäge. Für den Transport vom Schiff auf den Lagerplatz auf eine
Entfernung von 40 m vom Ufer und nicht höher als 4 m zahlte man 1,60 M. und für
jedes Meter Mehrentfernung etwa 2,4 Pf.
Leider gibt die in der Fußnote angegebene Quelle nur den Energieverbrauch der
Verladebrücken, nämlich 0,4 KW St. für 1 t Kohle vom Schiff in den Waggon an, nicht
aber die gesamten Betriebskosten gegenüber dem Handbetrieb.
Textabbildung Bd. 324, S. 18
Fig. 6. Verladebrücke mit Drehkran von Mohr & Federholl für den Hafen von
Genua.
Eine der umfangreichsten und leistungsfähigsten Kohlenverladeanlagen Deutschlands
befindet sich in dem Gaswerk in Mariendorf bei Berlin und ist von der Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig erbaut worden. Sie
besteht aus 3 Teilen, den Hafenkranen, der Hängebahn und den Lagerplatzkranen. Die
Kohle kommt in Schiffen auf dem neuerbauten Teltow-Kanal an, wird durch die
Hafenkrane gelöscht, von denen sie die Hängebahn übernimmt. Diese schafft sie
entweder unmittelbar ins Retortenhaus oder zum Lagerplatz. Der Lagerplatz wird von
mehreren Verladebrücken mit Drehkranen beherrscht. Diese nehmen die Kohle dort auf
und übergeben sie den Hängebahnwagen zum Weitertransport ins Retortenhaus.
Textabbildung Bd. 324, S. 18
Fig. 7. Lageplan des Kohlenlagerplatzes im Mariendorfer Gaswerk am
Teltowkanal.
Fig. 7 zeigt den Lageplan der Mariendorfer Anlage und
Fig. 8 und 9
einen der Hafenkrane zum Löschen der Kohle. Auf einem fahrbaren Portal befinden sich
2 Ausleger, die um einen Winkel von etwa 18° geschwenkt werden können, um, ohne das
Portal zu verfahren, mit dem Greifer einen gewissen Abschnitt des Laderaumes zu
beherrschen. Auf den Auslegern läuft eine Katze, die, wie aus Fig. 8 ersichtlich, aus 2 starr miteinander
verbundenen Wagen besteht. In dem wasserseitigen Wagenrahmen sind die Rollen
für die Greiferseile gelagert; auf dem hinteren Wagen sind das Hub- und
Katzenfahrwerk untergebracht. Das Führerhaus hängt an dem gemeinsamen Rahmen
zwischen beiden Wagen. Die Motoren zum Schwenken der Ausleger, sowie für das
Verfahren des ganzen Kranes befinden sich auf dem Portal. Sie werden von dem in Fig. 8 und 9 unten
sichtbaren Führerstand aus gesteuert. Es sind mithin für jeden Kran drei Führer
erforderlich; auf jeder der beiden Katzen je ein Führer zur Betätigung des Greifers
und zum Katzefahren, so dann ein Führer im unteren Führerhaus zum Schwenken der
Ausleger und zum Kranfahren.
Textabbildung Bd. 324, S. 18
Fig. 8. Hafenkran von Bleichert & Co. für das Gaswerk Mariendorf bei
Berlin.
Der Greifer faßt 3 cbm Kohle. Man kann etwa bis 30 Hübe in der Stunde ausführen, was
einer stündlichen Leistung von zusammen 100 t Kohle für beide Greifer eines Kranes
entspricht. Jeder Hubmotor leistet etwa 100 PS, eine für deutsche Verhältnisse recht
hohe Zahl. Die Katzenfahrmotoren leisten je 5 PS, die Schwenkmotoren je 8 FS und die beiden
Kranfahrmotoren je 12 PS, so daß auf jedem Kran 8 Motoren von der Gesamtleistung von
250 PS vereinigt sind.
Textabbildung Bd. 324, S. 19
Fig. 9. Hafenkran von Bleichert & Co. für das Gaswerk Mariendorf bei
Berlin.
Die Greifer fördern nun je in einen Füllrumpf, aus denen die Kohle mittels Schurren
in die Förderkübel der Hängebahn wagen abgezogen wird.
Den Transport der Kohle von dem Lagerplatz zum Retortenhaus vermitteln zwei fahrbare
Verladebrücken, deren Lage aus der Fig. 7
ersichtlich ist.
(Fortsetzung folgt.)