Titel: | Neuerungen an Papiermaschinen. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 745 |
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Neuerungen an Papiermaschinen.
Von Professor Alfred Haussner,
Brunn.
(Fortsetzung von S. 732 d. Bd.)
Neuerungen an Papiermaschinen.
IX. Trocknen des
Papiers.
In der Papiermaschine verdienen nach wie vor die Trockenzylinder aus Gußeisen die größte Beachtung. Wie schon in
vorangegangenen Berichten betont ist, verursacht das übliche Rohmaterial, Gußeisen,
im Verein mit der Größe des Durchmessers der Trockentrommeln und der Heizung durch
Dampf nicht nur manche Bedenken, sondern unter Umständen auch ernstliche Gefahren.
Ja, vereinzelt vorgekommene Explosionen der Trockenzylinder veranlaßten höchst
bedauerliche Unfälle. Trotzdem konnte ein Ausschuß, welcher vom Verein deutscher
Papier- und Zellstoffabrikanten eingesetzt worden ist, um die einschlägigen
Verhältnisse und auch die Stichhaltigkeit für die Notwendigkeit von „Grundsätzen
für die Aufstellung, den Bau und Betrieb der Dampftrocken- und
Schlichtzylinder“zu prüfen, nicht dazu gelangen, ernstliche
Abänderungen mit Rücksicht auf die bisherigen Erfahrungen mit Trockenzylindern zu
empfehlen. Es ist eben bei sachgemäßem Bau und Betrieb
der üblichen gußeisernen Trockenzylinder keineswegs eine ernstliche Gefahr
vorhanden. Deren Ursache ist ja nur in hohen Dampfdrücken zu suchen. Diese sind aber
durch hinreichend sicher wirkende Reduzierventile auf einen geringen Ueberdruck
herabzumindern, wobei allerdings nicht zu leugnen ist, daß tatsächlich Versagen der
Wirkung der Reduzierventile vorkommen kann. Dies erscheint aber dann ausgeschlossen,
wenn man sie überhaupt nicht benötigt, indem man nur solchen Dampf zu Heizzwecken
benutzt, welcher nur wenig Pressung über die Spannung der Atmosphäre besitzt, wie
der Abdampf einer die Papiermaschine betreibenden besonderen Dampfmaschine, so daß
hiernach sich
diese besser als ganz moderner elektrischer AntriebObzwar dem Berichterstatter ein vollständig
moderner Betrieb bekannt ist, wo jüngst ausdrücklich eine
Auspuffdampfmaschine wegen des Heizens der Trockenzylinder als Betriebsmotor
für die Papiermaschine in Aussicht genommen worden ist.
empfiehlt, wobei aber durchaus diesem seine sonstigen Vorteile nicht abgesprochen
werden sollen, wie Einfachheit in der Möglichkeit sehr weitgehender Regulierung der
Geschwindigkeit, Einfachheit in der Aufstellung, geringer Raumbedarf und dergl. Die
Dampfmaschine, zum Antriebe der Papiermaschine verwendet, benutzt eben ganz
ausgezeichnet die sonst durch Reduzierventile zu vernichtende Energie hochgespannten
Kesseldampfes, um mit dem für die Heizung der Trockenzylinder nicht nur nicht
erforderlichen, sondern schädlichen Spannungs- und Temperaturüberschuß motorische
Energie zu schaffen und den Dampf, als Abdampf nur mit geringem, zur Heizung aber
vollständig ausreichendem Ueberdruck zu entlassen, so daß also nach einem
glücklichen Ausdrucke des altbewährten Papierfachmannes Carl
Hofmann die Dampfmaschine sich hier als glücklichstes und verläßlichstes
Mittel zur Reduzierung der Dampfspannung zeigtAllerdings der Gedanke von Andrews &
Loewenthal nach amerikan. Patent 775717,
wonach der Dampf vorerst in eine in den Trockenzylinder eingebaute
Dampfturbine tritt, um durch diese den Trockenzylinder zu drehen und dann
noch als Abdampf zu heizen, scheint dem Berichterstatter nicht glücklich zu
sein.. Man darf eben nicht vergessen, daß es hauptsächlich die
gebundene, bei der Verflüssigung des Dampfes während des Heizens aber frei werdende
Wärme ist, welche den größten heiztechnischen Effekt veranlaßt. Jene gebundene Wärme
überwiegt bekanntlich so sehr denjenigen Wärmeanteil, welcher dem Dampf noch für
höhere Spannungen zuzuführen ist, daß es sich unbedingt als unrationell erweist,
solche höhere Spannungen für Trocknungszwecke in den Zylindern zu gebrauchen,
abgesehen davon, daß sehr hohe Temperaturen der Trockenfläche die Eigenschaften des
Papiers erfahrungsgemäß beeinträchtigen. Selbstredend ist aber auch bei niedrigen
Dampfspannungen auf gute Ausführung der Trockenzylinder zu sehen.
Nach dieser Richtung vermögen ungeeignete Deckelkonstruktionen, wie auch bereits in
vorangegangenen Berichten hervorgehoben und Abhilfe angedeutet worden ist, wegen des
hohen Druckes, welchen die ganze Deckelfläche bei großen Trockenzylindern
aufzunehmen hat, Sorge zu verursachen. Man hat deshalb auch davon gesprochen, solche
Deckel aus Stahlguß zu erzeugen, aber hervorragende Firmen, wie Krupp und Borsig lehnten
es ab, Zylinderböden aus Stahlformguß in den verlangten Abmessungen unter den
üblichen Garantien zu liefern. Darnach will man bei gußeisernen Deckeln bleiben und
diese, wie die Trockenzylinder überhaupt, vor der Inbetriebsetzung einer
Wasserdruckerprobung, die ausreichende Sicherheit erwarten läßt, aber nicht durch
unvernünftige Höhe den Zylinder von vornherein schädigt, unterwerfen.
Eine wesentlich höhere Sicherheit als Volldeckel besitzen jene, welche bei
Trockenzylindern mit Ringheizraum angewendet werdenVergl. D. p. J. Bd. 310, S. 137 und Bd. 318, S. 666 Sehr
ausgebildet ist z.B. die Konstruktion von Banning
& Setz (Seybold) nach D. R. P.
112852., weil dabei die Fläche, welche den Dampfdruck aufzunehmen
hat, ganz bedeutend verringert wird. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß solche
Trockenzylinder teuerer werden, aber gegenüber den Gesamtkosten der Papiermaschine
fällt dies bei den sonstigen Vorteilen kaum so sehr ins Gewicht.
Daß man dann, wenn man mit der nach dem Vorgesagten zu empfehlenden niedrigen
Heizdampfspannung arbeitet, große Trockenfläche, also mehr Trockenzylinder braucht,
ist klar, ebenso wie der hierfür erforderliche große Platzbedarf und die
höheren Anlagekosten, welche aber durch bessere, hiermit zu erzielende
Papierbeschaffenheit als sehr nützliche Anlage sich zeigen.
Wichtig für den ordnungsmäßigen Betrieb der Trockenzylinder ist die richtige
Dampfzufuhr, wofür insbesonders genügend weite Rohrleitungen vorzusehen sind, und
die Ableitung des Kondenswassers, um hierdurch insbesonders Wasserschläge
hintanzuhalten. Auch hierfür sind ja schon viele Ausführungen, anschließend die
Anwendung von Kondenstöpfen, um Dampfverluste zu vermeiden, und dergleichen bekannt.
Auch letzter Zeit sind verschiedene Schöpfeinrichtungen angegeben worden, um das
Kondensat aus dem Trommelinneren durch einen der hohlen Zapfen regelmäßig zu
entfernen, Harleman (amerikan. Pat. 680040) wendet eine
Schnecke, deren äußerer Umfang dem inneren des Trockenzylinders entspricht, in der
Nähe des Ableitungs-Hohlzapfens an, um das Kondenswasser hinauszudrängen. Chadwig (amerikan. Pat. 693233) ordnet ein einfach oder
doppel – spiralig gekrümmtes Schöpfrohr bei dem Auslaßzapfen an; Savery (amerikan. Pat. 705305) sorgt für ausreichende
Entlüftung des Inneren bei dem Dampfeinlaß durch ein achsiales Zentralrohr, in
welches Zweigrohre nach dem Halbmesser münden; Margatroid (amerikan. Pat. 727822) führt im Innern einen nach der ganzen
Zylinderlänge sich erstreckenden dreieckigen Hohlkörper aus, welcher das
Kondenswasser schöpft und auf eine gegen die Zylinderachse schief liegende Fläche
gegen den Auslaßzapfen leitet; Smith (amerikan. Pat.
739 354), ähnlich Butterworth (amerikan. Pat. 755354)
benutzt ein durch ein Gewicht im Zylinderinnern beständig lotrecht gehaltenes Rohr,
um das Kondenswasser ununterbrochen durch den Dampfdruck hinaus zu befördern; Connely (amerikan. Pat. 745482) zeigt eine hübsche
Kugellagerung für den Anschluß des Heizdampfrohres an den hohlen Zapfen; White (amerikan. Pat. 784821) gestattet, um
Dampfverluste tunlichst hintanzuhalten, nur zeitweise nach Eröffnung eines Ventiles
durch einen mit dem Trockenzylinder sich drehenden Hebedaumen auf kurze Zeit den
Abfluß des Kondensates. Insbesonders in dem letzterwähnten Falle, aber auch bei den
bestgedachten anderen Ableitungen ist vielfach die Sorge berechtigt, daß sich irgend
etwas verlegt und trotz aller Vorkehrungen das Kondensat nicht abgeleitet wird, der
Zylinder sich immer mehr füllt und solcherart den ganzen Gang beeinträchtigt. Daher
ist es zu empfehlen, wenn in dem Deckel Mannlöcher angebracht werden, um, ohne jene
abnehmen zu müssen, doch in das Zylinderinnere gelangen, allenfalls Ordnung schaffen
zu können.
Die Explosionsgefahr kann ganz beseitigt werden, wenn man von der Dampfheizung
absieht, wie auch schon in früheren Berichten erwähnt worden ist. Doch hat dies bis
jetzt für die praktische Ausführung noch immer mißliches gegen sich. Die elektrische
Heizung scheint noch immer entschieden zu teuer zu sein. Anderes ist noch unerprobt.
Dr. E. Fues (D. R. P. 127035) schlägt Heizschlangen
vor, in welchen der Dampf sich bewegt und seine Wärme durch die dünnen Wände der
Heizschlangen an ein wärmeübertragendes Mittel, z.B. Paraffin, Sand und dergl.
abgibt, welches das Trockenzylinderinnere erfüllt und an die Wände des
Trockenzylinders die Wärme weitergeben soll, ein gewiß nicht ganz einfacher und
kurzer Weg. Deguercy (französ. Pat. 328134) greift auf
die Gasheizung des Zylinderinneren zurück. Ob da aber ausreichend Gewähr gegen die
Gefahr der Ueberhitzung des Papieres gegeben ist, muß sehr bezweifelt werden.
Ueblich ist es, das Papier während des Laufes um den Trockenzylinder an die Umfläche
desselben zu pressen, um raschere Trocknung zu erzielen. Dies geschieht durch
endlose Tücher, Filze, Baumwolltücher, Siebe und dergl. Man erreicht wohl dadurch
recht sicher gleichmäßiges Anliegen der Papierbahn, aber nicht so unbedingt
gleichmäßige Trocknung. Insbesonders an den Seitenrändern trocknet die Bahn leicht
vorzeitig, früher als weiter innen, wodurch leicht Runzelbildungen veranlaßt werden.
Man hat es deshalb sogar mit dem Nachfeuchten der Papierbahnränder versucht, dies
aber, weil es doch vollständig zweckentsprechend kaum auszuführen ist, wieder
aufgegeben. Eine andere Frage ist es, wohin die Wasserdämpfe aus der Papierbahn
dann, wenn sie das Tuch umgibt, entweichen. Meist muß dies durch die Poren des
Filzes geschehen, dieser nimmt selbst einen Teil des Wassers auf und muß daher
häufig durch besondere Trommeln getrocknet werden, welche in die Trockenpartie der
Papiermaschine eingeschaltet sind. In dieser Richtung wären dünne Tücher, welche die
Wasserdämpfe leichter durchdringen lassen, vorteilhafter; Siebe machen das
Entweichen der Dämpfe noch leichter; am leichtesten wird dies, wenn gar keine
Anpreßtücher gebraucht werden, wie es auch vorgeschlagen worden ist, wenigstens für
die ersten der Trockenzylinder, an welchen das Papier noch sehr feucht liegt und
daher viel Wasser abgibt; dickere Filze pressen aber erfahrungsgemäß das Papier am
besten, ihrer Beschaffenheit halber auch einigermaßen nachgiebig an die
Trockenfläche, was erfahrungsgemäß für schöne Beschaffenheit des fertigen Papiers
vorteilhaft ist.
Textabbildung Bd. 323, S. 747
Fig. 16.
Filzlose Trocknung kommt ja darnach vor, erweckt aber
doch trotz der unleugbaren Vorteile hinsichtlich der Dampfableitung aus der
Papierbahn vielseitig Bedenken, das Papier wird manchmal blasig, runzelig und dergl.
Alan hat nun versucht, die Papieroberfläche durch eine besondere Art des Andruckes
an die Heizfläche befriedigend zu gestalten und doch nicht auf die Vorteile des
freien Dampfabzuges zu verzichten, indem man statt der Anpreßtücher Andrückwalzen,
etwa mit Filz überzogen, anwendet, in verschieden großer Zahl je nach den Umständen.
Diesen Gedanken vertritt Postl im D. R. P. 138335.
Weil aber auf eine dieser Arten doch die Bahn nicht allseits angedrückt wird, kommt
man immer wieder auf die Tuchbegleitung zurück, allenfalls durch Siebe ausgeführt.
Diese haben manche Anhänger, (die Siebe müssen nicht getrocknet werden) aber im
Betrieb machen sie, ihrer Natur entsprechend, doch allerlei Anstände, vielfach
unangenehmer als Filze. Vermerkt sei ein neuer Vorschlag von Tailfer, D. R. P. 164407, wonach ein Sieb als Begleiter der Papierbahn
gewählt wird, und zwar unter Umständen nicht außen liegend und die Papierbahn an die
Zylindermantelfläche pressend, sondern selbst an derselben liegend und die
Papierbahn nur mitnehmend, um dadurch diese tunlichst zart bei dem Trocknen zu
behandeln.
Ob Sieb, ob Filz als Papierbegleiter gewählt wird, so kommt es doch immer wieder auf
geschickte Leitung der endlosen Tücher an, insbesondere auch auf Fernhalten,
allenfalls auch durch Schaber, Walzen und dergl. geschützter gefährlicher Winkel
insbesondere beim Ablauf der Tücher, um die Hände des die Bahn einführenden
Arbeiters von den gefährlichen keilartigen Stellen fernzuhalten. Eine tischartige
durch geeignet gelegte Leitwalzen bewirkte Anlaufstelle des Filzes empfiehlt sich
darnach von selbst, weil man auf sie die Bahn nur aufzulegen hat, um sie ohne Zutun
der menschlichen Bedienung selbsttätig weiter an die Zylindermantelfläche führen zu
lassen. Fig. 16, welche einem Berichte des
technischen Aufsichtsbeamten in Sachsen Hermann
Holtzhausen entnommen ist, spricht für sich selbst, bedarf keiner weiteren
Erläuterung. Es ist diese Vorkehrung so natürlich, so leicht anzubringen, und zwar
ohne nennenswerte Kosten, daß dagegen ein sonst ganz gut gemeinter Vorschlag von Witham (amerikan. Pat. 704607) sehr abfällt. Witham schlägt vor, einen Führer, Pilot genannt, aus
federndem Blech und ziemlich lang ausgestaltet, zu gebrauchen. Der Arbeiter soll das
schräg abgegrenzte Ende der Papierbahn an den Pilot hängen und diesen samt dem
Papier in den keilförmigen Spalt zwischen Führungstuch und Trommelmantelfläche
aufgeben. Der Pilot wird dann mit der Papierbahn um alle Zylinder mitgenommen und
fällt schließlich nach dem letzten Trockenzylinder von selbst ab. Ob aber dieser,
wenn auch dünn, federnd ausgeführte „Pilot“ nicht doch recht ungünstig auf
die Begleittücher, seien es Siebe, oder seien es auch recht dicke Filze, welch
letztere das Papier gegen außen, gegen allzu große Temperaturunterschiede schützen,
einwirkt, mag dahingestellt bleiben.
Immer hat man damit zu rechnen, daß die Papierbahn bald etwas mehr, bald etwas
weniger während des Trocknens schrumpft, oder doch infolge dieser Tendenz sich
verschieden spannt. Zur Schonung des Papiers empfiehlt sich daher langsame
Trocknung, deren Vorteile schon hervorgehoben worden sind und auch Einschaltung
nachgiebiger Leitwalzen. Solche ordnet z.B. Reardon
(amerikan. Pat. 717274) beim Uebergang der Bahn vom letzten Trockenzylinder zum
Glättwerk an.
Bekannt und bereits wiederholt berührt ist, daß man die unmittelbare Einwirkung der
dampfgeheizten Trockentrommeln zur Schonung des Papiers als nicht einwandfrei
betrachtet und sie, um die denkbar größte Annäherung an den Zustand der alten
luftgetrockneten Papiere zu erreichen, auch durch andere Trockenmethoden im Zuge der
Papiermaschine zu ersetzen versucht hat. Auch diesmal sind einige dahin zielende
Vorschläge zu verzeichnen.
PitzleVergl. D. p.
J. Bd. 310, S. 138; Bd. 318, S. 667 versuchte seine Lufttrocknung mit
Lufthaspeln zu verbessern (D. R. P. 160340). Damit nämlich die Luftströme, welche er
konzentrisch zu dem Haspel an die zu trocknende Papierbahn leitet, nicht fern von
derselben sich fortbewegen, daher wenig von der Papierfeuchtigkeit mitnehmen, zwingt
er die bei d herangeblasene Trockenluft (Fig. 17) durch radiale, am Gehäuse f angebrachte Wände oder Klappen a e, welche, wie etwa e
auch unter beliebigen Winkeln schief gegen den Halbmesser gestellt werden können,
gegen die um den Haspel h geführte Papierbahn p anzuschlagen, in der Nähe der Papieroberfläche Wirbel
zu bilden und so die verdunstende Feuchtigkeit besser zu entfernen. Auch durch
Schlitze in der hohlen Achse i austretende Luft soll
wertvolle Dienste beim Trocknen leisten.
Textabbildung Bd. 323, S. 748
Fig. 17.
Textabbildung Bd. 323, S. 748
Fig. 18.
Textabbildung Bd. 323, S. 748
Fig. 19.
Eine Lufttrocknung, welche sehr an solche in der Textilindustrie gebräuchliche und
erprobte erinnert, ist jene von Zeyen nach den D. R. P.
156426 und 158806 (Fig. 18 und 19). Das Papier l wird
durch Siebe d durch einen Trockenraum geleitet. Die
Siebe d laufen hierbei endlos um Leitwalzen c, welche an den beiden Endständern a, die selbst durch Querteile miteinander verbunden
werden, so gelagert sind, daß die Unterseite des einen mit der Oberseite des anderen
Siebes d zusammenlaufen, die von der letzten Naßpresse
kommende Papierbahn l zwischen sich nehmen und im
Zickzackweg allmählich von unten gegen oben leiten, so daß sie oben rechts (Fig. 19) getrocknet austreten kann. Getrocknet wird
durch Luft, welche von Heizkörpern e mit nur nach oben
gerichteten Rippen f erwärmt wird. Die oberen dieser
Heizkörper sind etwa dampfgeheizt sich vorzustellen, während die unteren Heizkörper
mit der warmen und feuchten Luft der oberen Teile des Trockenraumes gespeist werden
könnten, wie es Zeyen vorschlägt. Der geregelte
Zu- und Abfluß der Luft wird einerseits durch die wagerechten Leitflächen t, andererseits durch die Verbindungskappen h, i, k, m und den Saugventilator p veranlaßt, so daß die kalte Luft unten bei n ein–, die mit Feuchtigkeit beladene Luft oben bei o gegen den Ventilator p
austritt. Abänderungen in den Einzelheiten sind leicht vorzunehmen, ohne das Prinzip
zu stören.
Kück (D. R. P. 153071) schlägt hohe, längliche, von
parallelen lotrechten Wänden begrenzte, ziemlich nahe aneinander liegende Heizkörper
a (Fig. 20) vor,
zwischen welchen die nasse Papierbahn um Leitwalzen d
auf und ab sehr nahe an den heizenden Wänden, doch ohne diese zu berühren, geleitet
wird, um sie bei d oben rechts getrocknet zu verlassen.
Anfänglich, für die Einführung der Bahn um die Walze d
wird durch Riemen f, f1
unten um Rollen g, h, g1
h1 gelegt, die ganze
Walzenleitung d aktiv getrieben, um das Papier mit
Hilfe des Lineales l an den Riemen f, f1 durch den Apparat
selbsttätig zu bringen, worauf, wenn dies gelungen ist, das Lineal l abgenommen, der Antrieb der Riemen f, f1 von der Welle g1 bezw.
Antriebsscheibe i und Riemen h abgekuppelt und die Bewegung der Leitwalzen d der Papierbahn selbst überlassen wird.
Eine ähnliche Papierführung wendet auch W. M. Barger (D.
R. P. 153314) an, um tierisch nachgeleimtes Papier zu trocknen. Doch wird hierfür
nicht die strahlende Wärme von Heizkörpern benutzt, sondern Barger bläst zwischen die lotrecht auf- und absteigenden Bahnenteile
Luftströme und zwar anfänglich kalte, um den Leim erstarren zu lassen, und hierauf
warme, um die noch vorhandene Feuchtigkeit zu entfernen.
Textabbildung Bd. 323, S. 748
Fig. 20.
Ganz eigentümlich nimmt sich die Vorrichtung von Ch. H.
Crowell (D. R. P. 152959) aus. Die zu trocknende Bahn wandert über
zahlreiche Leitwalzen im Innern eines spiralförmig gestalteten Gehäuses und ist dort
von der Trockenluft umgeben. Dadurch, daß sämtliche Leitwalzen angetrieben werden,
wobei sich allerdings infolge der Anwendung von Zahnrädern viel Lärm ergeben dürfte,
wird die trocknende
und schrumpfende Papierbahn so zart als wie irgend möglich behandelt.
Textabbildung Bd. 323, S. 749
Fig. 21.
Textabbildung Bd. 323, S. 749
Fig. 22.
Von Trockenvorrichtungen für Bogen sei jener von B.
Schilde (D. R. P. 142354) gedacht (Fig.
21). Zwei endlose Transportketten a wandern um
Kettenscheiben b periodisch in dem niedrigen durch
Klappen c abschließbaren Kanal d, während die Pappebogen im Raume e des
Gesamttrockenkanals A durch Luft, welche von einem
Ventilator eingeblasen und durch die Heizung f erwärmt
wird, getrocknet werden. An den Kettengliedern g
befinden sich Doppelzapfen h, unter diesen Rollen i, welche auf entsprechenden Bahnen laufen und die
eigentlichen Träger des Trockengutes sind, indem sie in der Richtung senkrecht zur
Zeichnungsfläche Trägereisen zwischen sich nehmen, an welche die Pappebogen in
bekannter Weise zu klammern sind. Die Klappen c sind so
eingestellt, daß sie diese Trägereisen durchlassen, sich dann also selbsttätig
schließen. Der untere Trockenraum e, welcher durch die
wagerechte Wand k von d
geschieden ist, steht mit diesem aber doch durch Schlitze in Verbindung, welche die
Doppelzapfen h nach unten treten lassen. Der Raum e ist durch gleichzeitig stellbare Schieber l nach den Seiten abschließbar. Gearbeitet wird nun in
der Weise, daß man während eines Stillstandes rechts bei m nasse Bogen aufhängt, links bei n trockene
Bogen abnimmt. Sind diese zwei Tätigkeiten beendet, so senkt man die Schieber l, setzt mittels eines Vorgeleges die Transportkette in
Bewegung, so daß m in den Trockenraum und eine andere
Gruppe von Pappebogen links aus demselben gelangt, worauf die Schieber l wieder hochgezogen werden und den Trockenraum um so
vollkommener abschließen, weil sie zwischen je einen Doppelzapfen h zu stehen kommen und oben an die wagerechte Wand k stoßen. Damit sind aber rechts wieder zwei
Trägereisen zur Beschickung m mit nassen Bogen frei
geworden, während links ein Paar von Trägern der Entleerung von den getrockneten
Pappen harrt. Im Inneren sind Scheidewände o bald oben,
bald unten angebracht, um die Trockenluft zu zwingen, geschlängelt den Trockenraum
e zu durcheilen und schließlich bei p abzuziehen. Um diese gute Luftleitung zu erreichen,
wird abwechselnd Kanal q1 oder q2
(durch Stellen der Klappe n von der Transportkette aus)
zum Einblasen der warmen Trockenluft benutzt, je nachdem ob bei q1 oder q2 eine Wand o unten steht, welche als Leitungsbleche bei dem
Aufhängen der Ware mitgegeben werden. Recht gut gedacht scheint die Einrichtung,
doch dürfte sie nur ziemlich langsame Arbeit gestatten und ziemlich viel und
aufmerksame Bedienung erfordern.
Textabbildung Bd. 323, S. 749
Fig. 23.
Textabbildung Bd. 323, S. 749
Fig. 24.
Fig. 22 und 23 zeigen
übrigens in einer damit verwandten Anordnung von Krüger
(D. R. P. 132944) deutlicher die Art der Pappenaufhängung und die des Transportes
durch den Trockenraum. Die Klammerschienen b werden auf
Schienen a gelegt, welche auf Leitrollen d liegen. Die Schienen a
bestehen aus einzelnen Teilen, welche mit Haken und Oesen aneinander geschlossen und
nach Bedarf ein- und ausgehängt werden können, sobald die Transportkette vorgezogen
wird, um eine neue nasse Pappengruppe an den Klammern e
hängend aufzugeben und eine andere Pappengruppe abzunehmen. Fig. 24 zeigt das Prinzip der Krüger sehen Trocknung im Ganzen (D. R. P. 157023). Man erkennt zwei übereinander
befindliche Trockenkanäle, die aber beide zum Trocknen von Pappe benutzt werden. Die
aus den Kanälen nach Eröffnung der abschließenden Schieber durch Drehen der
Kettenscheiben A, A1
vorgezogenen Pappen werden bei a und a1 nicht weitergeführt,
sondern gleich abgenommen, dafür aber bei b und b1 nasse Pappen wieder
aufgegeben. Die Trockenluft strömt in die, durch die nach Bedarf zu öffnenden, mit
Schieber c, c1
abgegrenzten Kammern bei d und d1 bezüglich in die Trockenräume, zieht
unter den Leitungsblechen e, e1 gegen je ein Kanalende, also gegen f und f1, um die Pappen im Gegenstrom zu umspülen und bei
g, g1 abzuziehen.
Die Klammerschienen h erhalten Endzapfen mit
Laufrollen, oder man legt die Klammerschienen einfach auf die durch Laufrollen
geführten Kettenglieder i.
Auch hier erkennt man die Vorliebe für das anscheinend natürliche Gegenstromsystem
bei der Trocknung. Im Gegensatz hierzu steht das schon erwähnte Hiorthsche TurmsystemVergl. D. p. J. 1903, 318, S. 668 (D. R. P. 120992), wobei absichtlich, um zu
weitgehende Trocknung, ja unter Umständen direkt Feuersgefahr zu vermeiden, von dem
Gegenstrom abgegangen wird. Müssen doch künstlich getrocknete Pappen sogar
nachgefeuchtet werden.
(Fortsetzung folgt.)