Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 677 |
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Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
(Fortsetzung von S. 669 d. Bd.)
Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
Betrieb.
Wannenkühlungen. Die Lebensfähigkeit aller
Glasschmelzwannenöfen liegt in der geeigneten Bodenkühlung, die bei jeder Wanne
unentbehrlich ist. Durch eine nicht sachgemäße Kühlung des Bodens ist in den meisten
Fällen Auslaufen der Glasmasse zu befürchten. Ein solches Auslaufen der Wanne
beschränkt sich nicht allein auf den Verlust der Glasmasse, sondern veranlaßt auch
Zerstörung der Unterwanne, weil das Glas in alle Winkel fließt, erstarrt, sich
festsetzt und mit großen Mühen die viele Waggons fassenden Glasmengen losgebrochen
werden müssen. Der Schaden erstreckt sich in solchen Fällen auf viele Tausende Mark
und bedingt nicht selten die Einstellung des Fabrikunternehmens.
Die Bodenkühlung der Wanne, in Fig. 6 und 8 mit M bezeichnet, nimmt das ganze Bankplattenfeld N ein, welches den Grund des inneren Wannenraumes
bildet und auf dem der glühende Glasfluß lagert. Die Bodenplatten sind 250 mm stark;
vielfach zieht man 200 mm starke Banksteine vor, um die Kühlung inniger
durchzuführen. Aber schwächere Platten absorbieren wiederum leichter die strahlende
Wärme des geschmolzenen Glases und werden schneller abgenutzt. Die Bodenkühlung soll
genügend hoch gewählt werden, damit die hereinströmende Luft vorteilhafter kühlen
kann. Gewöhnlich rechnet man die Bodenkühlung mit 250 mm Höhe, ratsamer jedoch ist
das Maß mit 300 mm. Die Pfeiler oder Stützen P, auf
denen die Bodenplatten ruhen, sind derart zu stellen, daß sie gleiche Zwischenräume
von- und zueinander bilden. Das Meiste über die Herstellung des Wannenbodens ist
bereits oben gesagt, so daß wir uns hier kurz fassen können.
Die atmosphärische Kühlungsluft tritt in der Brennergegend ein, durchströmt den
Brennerkühlapparat T und dann die ganze Bodenkühlfläche
M (Fig. 6 und 8). Alle
diese Bodenkühlkanälchen münden in einen der vorderen Wannenrundung angepaßten
Sammelkanal der mitten seine Verbindung durch den Vertikalschacht Q (Fig. 6) erhält, Die
Ableitung erfolgt durch den Essenkanal S, der direkt
zum Hauptschornstein oder zu einem größeren Nebenkamin führt. Zur
Kühlluftregulierung dient der Schieber R. Wie wichtig
für die Wanne die Bodenkühlung ist, geht auch daraus hervor, daß man den Gang der
Wanne damit regulieren kann, ohne den Stand der Gas- und Luftventile abzuändern. Ist
das Glas zum Verarbeiten zu dünnflüssig, so gibt man einfach mehr Bodenkühlung, ist
das Glas zu steif, dann weniger. Ist der ganze Betrieb einmal Unregelmäßigkeiten
unterworfen und verzögert sich der Schmelzprozeß des Glases, so kann man den
Zeitverlust insofern einholen, als man den Bodenkühlungsschieber drückt,
wodurch die Bodenkühlung nicht so scharf geht und das auf der Wannenbank lagernde
Glas weichflüssiger wird. Der Schmelzvorgang wird sich sodann lebhafter
gestalten.
Wiewohl von der genauen Führung des Wannenbodenkühlungsschiebers der Nutzen und Zweck
der Kühlung abhängt, so soll man bestrebt sein, die Kühlung des Wannenbodens nach
Möglichkeit zweckentsprechend und leistungfähig anzulegen und gilt dies besonders
bei den größeren Wannenbassins mit 50 und noch mehr cbm Fassung. Ist der Glasstand
ein nicht zu hoher, so kommt es vor, daß das Glas bis zum Boden dünnflüssig wird, um
so eher, je weniger das Wannenbecken mit dem Glasrohgut beschickt wird. Durch diese
Dünnflüssigkeit des Glases und hohe Temperatur ist leicht ein Laufen des Glases zu
befürchten, zumal wenn die Schieberstellung der Bodenkühlung verpaßt wird. Da die
Kammern selbst eine ungeheure Hitze ausstrahlen und die Bodenkühlung in der
Brenner-, sowie Kammer- und Schmelzwannengegend stets rotglühend ist, empfiehlt
Verfasser, über dem Kammernfeld eine Kühlung für sich zu legen, wie Fig. 7 und 8 zeigen.
Durch diese Doppelkühlungsanordnung wird die Gefahr des Glasauslaufens mehr in den
Hintergrund gestellt.
Während die Wannenbodenkühlungskanäle in direkter Verbindung zur Esse stehen und
keine Abzweigungen erhalten sollen, kann man die Luft, die die Kammerkühlung
passiert und sich erwärmt, zur Speisung der mit Gas betriebenen Nebenöfen, wie
Trommel-, Temperöfen usw. verwenden.
Der Unterbau der Wanne wird von dem Kammersystem eingenommen und zwar bis ungefähr
zur Mitte. Die andere Souterrainhälfte ist überwölbt und durch Tore L (Fig. 6) bequem
zugänglich. Das nicht beengt liegende Wannenkellergeschoß bietet freie Zugänge zu
den Kammern, was bei vorkommenden Kammerreparaturen von hohem Werte ist.
Wannenofenverankerung. Wie jeder Glasschmelzofen eine
feste Verankerung besitzen soll, so ist dies bei den Wannenöfen mit ihren großen
Glasmassen und Abmessungen erst recht erforderlich, umsomehr, wenn die Wanne
freitragende, also hängende Kuppe besitzt. Die Dauerhaftigkeit des Ofens wird in
hervorragenden Maßen durch die Verankerung bedingt und je zweckentsprechender diese
ist desto länger ist auch die Lebensfähigkeit des Ofens.
Die Verwendung alter Eisenbahnschienen zu den Traversen V (Fig.
6–8) ist verfehlt. Sie erfolgt zwar hier und da aus
Sparsamkeitsrücksichten, doch geschieht dies irrtümlicher Weise. Zu empfehlen ist die Herstellung
der Verankerung aus ⌶-Trägern, die sich meist sogar billiger stellen. Ihre Stärken
sind dem Ofendruck anzupassen.
Den Hauptdruck haben die ⌶-Träger an der Stirnseite der Schmelzwanne auszuhalten und
sind daher (Fig.
7) sechs Träger Normal-Profil-Nr. 26 angeordnet. An den Seiten der
Schmelzwanne mit ihrer Kappenhängekonstruktion sind doppelte Traversen gruppiert,
hier befinden sich in jeder Reihe 16 Träger, Profil 22. Das gleiche Profil haben die
9 Traversen an der Arbeitswanne. Die 16 Träger für die Brenner können schwächer
gewählt werden und genügt hierbei vollkommen das Normal Profil 15. Die Traversenfüße
sollen derart sicher eingemauert sein, daß sie nicht ausweichen können. Vor allen
Dingen sollen sie tief genug ins Erdreich eingelassen sein. Die Ummauerung der
Traversenfüße hat mit Bruchsteinen oder fest gebrannten Ziegeln, am besten
Schamotteziegeln, nicht aber gewöhnlichen roten Mauerziegeln zu erfolgen, weil
letztere bei dem Treiben des Ofens und Spannen der Verankerung zersprengt werden, so
daß dann Nachgeben der Traversenfüße eintritt. Besondere Aufmerksamkeit ist auch der
Verbindung der Ankerträger miteinander zu schenken. Die an der Stirnseite der
Schmelzwanne stehenden sechs Traversen sind mit den neun Arbeitswannentraversen
verbunden, indem an die ersteren 45 mm starke, an die letzteren 30 mm starke
Zuganker gelegt sind, die sich in einem 50 mm starken Eisenring vereinigen. Die an
der Brennerstirn befindlichen vier Träger sind mit den Schmelzwannenstirntraversen
durch 25 mm starke Zuganker verbunden.
Textabbildung Bd. 323, S. 678
Maßstab 1 : 20.
Alle Traversen dieser Wanne sind eingemauert; die Traversen der
Schmelzwannenseitenträger sind an den Füßen ebenso wie an den Köpfen durch Zuganker
verbunden.
In Fig. 9,
10 und
12 ist
das Zugankersystem der Schmelzwannenverankerung dargestellt. Die 40 mm starken
Zuganker führen durch einen Eisenarm W, der je zwei
Traversen V verbindet. Die Enden der Zuganker sind zum
Nachspannen mit Schraubengewinden versehen.
Wie bereits gesagt, ruht das Gewölbe der Schmelzwanne auf Hängekonstruktion und ist
freitragend, d.h. die Widerlager der Ofenkuppe sind direkt an die Traversenlinien
geschoben. Hieraus resultiert der Vorteil, daß bei einer gründlichen Reparatur
der Glaswanne das Ofengewölbe unbeschadet stehen bleiben kann und nicht
niedergerissen werden braucht. Das Widerlager der Hängekappe ist ein eisernes Konsol
a (Fig. 11), dessen
beiden Schenkel an die Traversen V angeschraubt sind.
Auf den Konsolen ruhen zwei Eisenbahnschienen; ihre Köpfe hängen auf dem eisernen
Konsolrücken 1, um eine gleiche Steglage der Schienen
herbeizuführen. Damit keine Rutschung derselben stattfindet, ist die Nase 2 vorgesehen. An die Eisenbahnschienen schließt sich
das Wannenofengewölbe an.
Alle zum Anschluß der Hängekappe bestimmten Traversen stehen, wie Fig. 12 und 13 zeigen,
auf Eisen b, damit eine gleichmäßige Belastung
des Grundmauerwerkes erzielt wird. Für jede Traversenreihe ist ein solches
Eisen vorgesehen, an das die Traversen V durch Laschen
c angeschlossen sind.
Gaserzeuger. Bei der Anlage eines Generators ist
Rücksicht zu nehmen auf die Kohle, die zur Verbrennung gelangen soll, da nicht jede
Kohle den gleichen Rostgaserzeuger verlangt. Für großstückige Kohle bleiben die
Planroste die im Betriebe bestbewährten, gleichzeitig auch für Holz und besonders
für böhmische Braunkohle. Klare Kohlen, von wenig schlackendem Charakter stellen
sich bei der Verbrennung in Trepgenrosten günstig, während Hängeroste Stückkohlen
erfordern und für zum Backen geneigte Kohlen vorteilhaft sind.
Fig. 14 veranschaulicht die Anordnung eines
Treppenrostgaserzeugers. Für eine größere Wannenanlage mit Kühlöfen kann man
einschl. Reservegeneratoren sechs solcher Gaserzeuger rechnen. Es ist ratsamer,
lieber einen Generator mehr zu besitzen als einen zu wenig, um Betriebsstockungen zu
vermeiden.
Textabbildung Bd. 323, S. 678
Fig. 14.Vertikalschnitt.
Maßstab 1 : 100.
Der Gaserzeuger besitzt ein doppeltes Rostenfeld und zwar gewöhnliche Planroste a und Treppenroste b. Die
Planroste ruhen auf den runden Rostbalken 1 und 2. Die runde Form ist empfehlenswerter als die
viereckige, weil derartige Rostbalken gern schweißen. Der Durchmesser des
Rostbalkens 1 beträgt 150 mm, der des anderen 120 mm.
Die Rostenstäbe sind 40 mm starke, quadratische Eisen. Der Treppenrost besteht aus
fünf mit Rippen versehenen 175 mm breiten Hängeplatten, zwischen die die einzelnen
eisernen Roste geschoben werden und oben an dem Rundeisen 3 befestigt sind. Die eisernen Roste sind 20 mm stark und 50 mm
voneinander entfernt. Diese Treppenroste sind insofern sehr bequem, als der Schürer
es an der Hand hat, bei außerordentlicher Schlackenbildung durch Ausheben der Roste
eine gründliche Reinigung vorzunehmen. An den Treppenrost schließt das Plattenfeld
c an, das von den beiden Eisenbahnschienen I und II gehalten wird und
unten die Nase c1 zur
Sicherung der Schamotteauflage d trägt.
Dort, wo das Innere des Gaserzeugers mit der Feuerglut in Berührung kommt, ist
dasselbe mit einem Schamottefutter ausgekleidet. Die Füllung des Generators wird durch
den bekannten Kohlenfülltrichter e besorgt, von denen
jeder Gaserzeuger zwei besitzt. Zur Verteilung des Brennstoffes dienen zwei
Stoßlöcher f mit Eisenplatteneinlage und
Kugelverschluß. Vier weitere, auf der Figur nicht sichtbare Stoßlöcher befinden sich
auf dem Generatorplateau. Das Fundament des Aschenfalles wird durch eine
Schamottevollage gebildet, die an der Eckenkante ein eingelassenes, quadratisches
Eisen g besitzt, um beim Aschenkrücken ein Herausreißen
der Schamottestücke zu vermeiden. Zwecks lebhafterer Verbrennung und Kühlung der
Rosten dient der durchgehende Luftkanal h, welcher
durch Zugänge i Abzweigungen zu den Generatoren hat und
mit einem Luftschacht in Verbindung steht.
Die sich bildenden Gase steigen in die Höhe und werden durch den Ueberführungsbogen
k in den Gassammelkanal l und von hier durch einen Kanal zur Gasregulier- und Gaswechseltrommel
übergeführt. So ein Ueberführungsbogen ist höchst praktisch und verschlußsicher. Die
hier und da auf Hütten sich findenden Verschlußschieber sind sehr umständlich und
geben niemals eine so innige Verdichtung als die Gasüberführungsbögen, die sämtlich
Wasserverschlüsse n besitzen. Will man die
Gasüberführung unterbrechen, so hebt man den Ueberführungsbogen, den man in der
Hüttensprache origineller Weise auch „Hengst“, „Elefant“,
„Schwein“ nennt, ab und wirft Verschlußdeckel auf.
Die Breite der Gaserzeuger beträgt 2 m; sie werden durch eine 0,5 m starke
Schamottezwischenmauer voneinander getrennt.
Beim Inbetriebsetzen des Gaserzeugers ist zur Erzielung gleichmäßiger Gasentwickelung
zunächst unter der Kohlenschüttung auf dem Rost ein gleichmäßiges, schwaches
Holzfeuer zu entfachen. Zuerst entfaltet sich ein starker Qualm, den man durch
Oeffnen der Fülltrichter und Stoßlöcher entweichen lassen muß. Trotzdem ist das Gas
mit toten Stoffen und stark von Rauchgasen geschwängert. Um „reifes“ Gas zu
erhalten, muß man längere Zeit und zwar so lange warten, bis das Gas leicht
entzündbar ist, wovon man sich durch Anhalten eines brennenden Strohwisches
überzeugt, indem man das „Stoß“- oder Schauloch öffnet. Brennt der Gasstrom
der aus der Oeffnung zieht gleichmäßig stark ohne Zurückschlagen oder plötzliches
Ausgehen der Flamme, so ist die Zeit des Gaseinlassens als günstig anzusehen. Auf
vielen Hütten ist es Brauch, durch Einatmungen oder durch Geruch die Reife des Gases
zu konstatieren, doch erfüllen solche Versuche wenig den Zweck. Dagegen kann man
nach dem Farbaussehen des strömenden Gases auf die wirkliche Reife des Gases
schließen; die sich in den Generatoren schwefelgelb oder bläulich entwickelnde Gase
sind brennbar, während nebelgraue Gasmassen viele tote, unbrennbare Stoffe
mitführen.
Zum Gaseinlassen soll man trachten, einen überaus starken Gasdruck herzustellen, da
er die Möglichkeit einer Explosion vollständig nimmt, sogar beim Undichtsein der
Mauerungen. Eine starke Gasströmung drängt die Luft hinaus, ohne daß ein explosibles
Gemisch entsteht. Dabei sind anfänglich die Ausströmventile keineswegs zu schließen,
was gar oft fälschlich des kräftigeren Sammelns der Gase halber geschieht; vielmehr
soll man zuerst der Luft möglichst leichten Austritt schaffen. Nachdem einhalb
Stunde lang der Gasstrom durch die offenen Kanäle gejagt worden ist, schließt man
letztere und läßt das Gas zwecks kräftigeren Druckes ansammeln. Entsprechend der
Gasentwicklung kann man nach Ablauf von vier Stunden mit Sicherheit und ohne
Befürchtung eines Zurückschlagens des Gases, das nur vom Gasmangel herrührt, den
kräftigen und reifen Gasstrom zur Speisung des Glasschmelzofens hineinführen.
Gasbildung und Generatorgang. Der Brennvorgang in
den Gaserzeugern spielt sich bekanntlich wie folgt ab: Durch die Rostspaltenfläche
strömt atmosphärische Luft, deren Sauerstoff O den
Kohlenstoff C in den untersten Schichten zu Kohlensäure
CO2 verbrennt. Dieselbe dringt durch die
höheren, glühenden Kohlenschichten, gibt ihnen Sauerstoff ab und reduziert sich zu
Kohlenoxyd CO als brennbaren Gasbestandteil. Nebenhei
bilden sich noch brennbare Produkte, wie Kohlenwasserstoffe aus den entgasenden
Brennstoffschichten. Der Vergasungsprozeß entwickelt sich in den Generatorräumen in
drei Stadien, die durch eine bestimmte Brennstoffschütthöhe bedingt werden. Die
unterste Brennstofflage nächst den Rosten ist stets im Verbrennen begriffen und
findet ihren Abgang durch die Rostspalten als Aschenbestandteile, Kokspartikelchen
usw., die mittlere Kohlenlage nimmt den Entgasungsraum ein und die höchste
Brennstoffschicht endlich ist die Vorwärmzone. Hier werden die Materialien für den
Gebrauch vorgewärmt, zugleich werden die flüchtigen Bestandteile, wie Wasser,
Stickstoff usw. ausgetrieben. Hält man die Brennstoffschicht des Generators
übermäßig hoch, tritt also eine Ueberfüllung ein, so werden die Gase wild und kalt
und kohlensäurereich, indem durch den fortwährend eingeschickten, kalten, eine
beträchtliche Wärmemenge verzehrenden Brennstoff der Generator eine gewisse Zeit
lang abkühlt, was eine schwache Verbrennung zur Folge hat. Ist dagegen die Gluthöhe
zu gering, so erhält man ebenfalls kohlensäurereiche Gase, die im Schmelzofenraum
bei erhöhtem Brennstoffverbrauch eine nur ungenügende Temperatur entwickeln.
Bei Wasserdampfvergasung ist auf jeden Fall die glühende Koksschicht, d.h. die
Verbrennungslage hoch zu halten, da sonst die Wasserstoff gase zu stark abgekühlt
dem Ofen zugeführt werden. Der chemische Wasserdampfvergasungsprozeß gestaltet sich
wie folgt: Der hineingeleitete Wasserdampf wird von der glühenden Kohlenlage in
Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt, indem letzterer gleichzeitig den glühenden
Kohlenstoff zu Kohlensäure, zum Teil auch nur zu Kohlenoxyd verbrennt. Je fester und
je mehr hitzeentwickelnd die Kohlen sind, desto reichlicher ist das brennbare
Wasserstoff- und Kohlenoxydgemisch; im anderen Fall bringt Wasserdampfvergasung
größere Mengen von nicht mehr verbrennbarer Kohlensäure und kondensiertem
Wasserdampf.
Sehr oft begegnet man in den Hüttenkreisen der Ansicht, daß Wasserdampf direkt
schädlich auf die Vergasung einwirkt, und es wird dies mit dem kohlenoxydarmen Gase
begründet, Allerdings erzeugen die Dampfstrahl-Gebläsegeneratoren Gas mit weniger
Kohlenoxydbestandteilen, haben aber den Vorteil, einem leicht mit Explosionen
verbundenen Gasmangel aus dem Wege zu gehen. Als weiterer Vorteil wäre der zu
nennen, daß man mit gutem Erfolge in der Lage ist, minderwertige und feinkörnige
Kohlen zu verwenden. Eine Brennstoffersparnis erzielt man mit Dampfstrahlgebläsen
keineswegs. Nachteilig sind solche Generatoren den Ofenkammern, die so stark von dem
fortgerissenen Flugstaub, Aschenpartien usw. versetzt werden, daß sich jede Woche
eine Reinigung der Regeneratoren mit Ausspritzen nötig macht. Dagegen wird der
Einwand, daß die Generatorgase kohlenoxydärmer sind, dadurch eingeschränkt, daß die
Wasserdampfvergasung noch ein wertvolles brennbares Produkt, den Wasserstoff bildet.
Derselbe wird um so reichlicher erzeugt, je mehr Glut die Brennstofflage entwickelt.
Feste, kalorienreiche Kohlen, wie Steinkohlen und Anthrazit, werden stets
reichlichere Wasserstoffbildung verursachen. Wohl zu bemerken ist, daß das
Wasserdampfquantum in dem richtigen Verhältnis zur glühenden Kohlenschicht stehen
muß, da man sonst bis zu einer gewissen Grenze ein wasserstoffreiches Gas erhält,
dessen Bildung auf Kosten des brennbaren Kohlenoxyds geschieht. Ein Uebermaß von Wasserdampf
kann von der glühenden Kohlenschicht nicht zersetzt werden. Der Ueberschuß zieht als
unzersetzter Wasserdampf, die Temperatur niederhaltend, in den Ofen. Lange Kanäle
sind daher bei der Wasserdampfvergasung vorteilhaft. So lange man eine wasserhaltige
oder geringe Kohlensorte, wie schlechte, erdige Braunkohlen zum Betriebe heranzieht,
sind die Dampfstrahlgebläse-Generatoren zu verwerfen, weil dann das Gas wenig
brennbare Produkte enthält und stark zu Abkühlungen neigt. In diesem Falle sind
entschieden die gewöhnlichen Rostgaserzeuger vorteilhafter. Recht unangenehm auf den
Ofen und Nebenbetrieb macht sich ein Gasmangel, verknüpft mit Explosionen leichterer
oder schwererer Natur und längerer Schmelzdauer bemerkbar; derselbe entsteht, wenn
die Gaserzeuger stark verschlackt sind. Auch ungünstige Witterung, wie Wind oder
recht heißes, schwüles Wetter beeinflußt ungünstig den Gang des Gaserzeugers. Bei
Gebläsegeneratoren kann man nach dieser oder jener Seite mit Erfolg einem Gasmangel
begegnen, doch sind Dampfgebläse durchaus nicht nötig und läßt sich die Anlage
bedeutend verbilligen, indem man statt dieser Einrichtung ein einfaches, mit
Ausströmventilen versehenes Rohrwerk zwischen die Seitenmauerungen der Generatoren
legt, dessen Rohrmündungen seitlich nach der glühenden Kohlenschicht düsenartig
auslaufen. Die Rohrleitung steht mit dem Dampfkessel in Verbindung und man kann
beliebig den Gaserzeugern Dampf zuführen, hauptsächlich dann, wenn die Gaserzeuger
zu tot gehen und sich Gasmangel einstellt. Periodenweise zugeführter Dampf stellt
sich bei der Gasanalyse günstiger, als wenn der Dampf ständig, ohne Unterbrechung
eingeblasen wird. Auch die Ofenkammern leiden dann lange nicht so stark durch den
Flugstaub. Mit angedeuteter Dampfzuführung, die vorteilhaft alle drei Stunden oder
auch früher mit der Glutkohlenschicht in den Generatoren in Verbindung gebracht
werden soll, wird man nicht nur die Verbrennung anregen, sondern auch das Gas wird
wirksamer und reiner; ferner ist man in der Lage, die unliebsame Schlackenbildung zu
vermindern und die Abnutzung und das Verziehen der Rostbalken zu verhüten.
Sachgemäßer Generatorgang kennzeichnet sich durch das gleichmäßige, beständige, nicht
zu rasche Fallen der verbrannten Kohle. Zu rasches Stürzen der verbrannten
Kohlenteilchen aus den Rostspalten deutet auf zu reichliche Luftzufuhr hin, eine
Folge zu großer Rostspalten oder zu starken Essenzuges. Der Kamin soll zwar bis auf
den Generator wirken, aber das Gas soll auch noch den eigenen Auftrieb zur Geltung
bringen können und selbst zum Ofen drücken, um Explosionen durch Ansaugen von Luft
zu vermeiden. Daher ist es ratsam, die Generatoren tief zu legen, damit der
natürliche Auftrieb der Gase begünstigt wird. Ist die Luftzufuhr zu gering, was
auf eine geringe, freie Rostfläche zurückzuführen ist, so wird die Geschwindigkeit
der zuströmenden Luft erhöht, die Folge ist eine Erhitzung der oberen Rostenfläche,
es tritt eine den Betrieb störende Verschlackung, Zusammenschmelzen der
Aschenbestandteile ein, die noch befördert wird, wenn Kohlen auf erdigem,
steinreichem Terrain lagern, so daß beim Einschütten desselben Erd- und Steinstoffe
in den Generatorraum gelangen. Eine saubere Abpflasterung der Kohlenlagerstätten
sollte sich jede Hütte zur Aufgabe machen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Generatorgases ist stets der unverbrennbare
Stickstoff, der allein fast ⅔, im Verein mit dem anderen toten Gase, der
Kohlensäure, sogar fast ¾ des Gasvolumens ausmachen kann. Kohlenoxyd bildet den
brennbaren Hauptbestandteil; die vorhandene Menge desselben beträgt bei den
trockenen Koksgasen ein gutes Drittel der Zusammensetzung, bei den Kohlengasen knapp
ein Viertel. Jedoch bergen letztere noch etwa 4 v. H. Kohlenwasserstoff, 3. v. H.
Wasserstoff und ungefähr ½ v. H. Sauerstoff als bei der Verbrennung in Betracht
kommende wirksame Stoffe. Wasserdampfgase können bis etwa 20 v. H. Wasserstoff
enthalten, während gleichzeitig der Kohlenoxydgehalt zurückgeht. Die
Wasserdampfvergasung zeigt ferner bisweilen eine 10prozentige Verminderung des
Stickstoffes, der gerade am meisten den Brennwert des Gases herabdrückt und das Gas
verdünnt. Dagegen tritt bei der Wasserdampfvergasung mit der zunehmenden
Wasserstoffbildung eine steigende, die Brennkraft mindernde Kohlensäureentwicklung,
bis 16 v. H. ungefähr, auf.
Für den Luftzug maßgebend ist die freie Rostenfläche; die Rostspaltenbreite nimmt man
bei backenden Steinkohlen 20–22, auch 25 mm, bei Braunkohlen gewöhnlich je nach dem
Brenncharakter 18, 20 und 22 mm, bei Torf 16–20 mm und endlich bei Holz 12–16 mm.
Bei normaler Feuerung verbrennt man auf 1 qm Rostenfläche etwa 60 kg Steinkohle, 70
kg Braunkohle, 100 kg Holz oder 50 kg Koks f. d. Stunde, d.h. wenn die Generatoren
sich im guten Gange befinden. Sonst rechnet man für gewöhnlich eine Vergasung von 50
kg Stein-, 60 kg Braunkohle und 90 kg Holz i. d. Stunde und qm Rostfläche.
Gebläsegeneratoren vergasen etwa 80 kg Steinkohle.
Es ist bereits erwähnt worden, daß die Schütthöhe des Brennstoffes in den Generatoren
von besonderem Einfluß auf die Güte des Gases ist. Als Durchschnittsnorm für die
Brennstoffschütthöhe in den Gaserzeugern gilt bei Steinkohle 1,3 bis 1,5 m, bei
Braunkohle 1,4 bis 1,6 m, bei Torf 1,5 bis 1,7 m und bei Holz 1,6 bis 1,8 m.
(Fortsetzung folgt.)