Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Hg. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 300 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Schreib- und Addiermaschine.
Mit der Maschine der Elliot-Fisher Company, London, kann
die Niederschrift beliebiger Schriftsätze und die gleichzeitige selbsttätige
Addition ausgeworfener Zahlenreihen erfolgen. Sie dient also zur Anfertigung
umfangreicher Rechnungen und ähnlicher Ausarbeitungen, wie sie ja im Geschäftsleben
sehr häufig gebraucht werden. Aeußerlich sieht die Maschine den bekannten
Buchschreibmaschinen ähnlich, bei denen das Papier festliegt und der
Schreibmechanismus sich bewegt; doch können natürlich auch lose Blätter mit
Durchschlägen angefertigt werden. So vermag man z.B. die Seite eines Hauptbuches
herzustellen und gleichzeitig zu addieren; das Ergebnis dieser Rechnung wird auf
einem kleinen Zähler sichtbar.
Die Einrichtung zum Summieren (Fig. 1 und 2) ist von der übrigen Maschine ganz getrennt und
ähnelt sehr einem gewöhnlichen Umdrehungszähler. Jedes von seinen Rädern kann sich
jedoch unabhängig von den rechts von ihm liegenden drehen; dabei geht aber die
Uebertragung auf die links liegenden in der gewöhnlichen Weise vor sich und durch
Bewegung eines kleinen Hebels kann eine vollständige Nullstellung herbeigeführt
werden.
Der Zähler wird durch ein Zahnrad, das sogen. Hauptrad, betätigt. Dieses dreht sich
bei jedem Niederdrücken einer Nummerntaste um so viel Zähne, wie der auf der Taste
wiedergegebenen Zahl entsprechen. Dabei ist die Einrichtung so getroffen, daß, wenn
man z.B. die Zahl 231 schreiben will, und die Hunderter niedergeschrieben sind, beim
Wiederhochgehen der Taste 2 das Hauptrad außer Eingriff
mit dem Hunderter-Rad des Zählers kommt und in das Zehner-Rad eingreift, wobei
gleichzeitig der Schreibmechanismus um eine Stelle nach rechts weiterrückt.
Textabbildung Bd. 323, S. 300
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 323, S. 300
Fig. 2.
Erreicht wird die geschilderte Arbeitsweise durch ein Klinkradgetriebe. Auf der
Hauptradwelle sitzen neun Klinkräder mit je einer besonderen Klinke. Beim
Niederdrücken einer Nummerntaste schwingen die Klinkräder A und damit natürlich auch Welle und Hauptrad P um einen Winkel, dessen Größe der auf der betreffenden Taste angegebenen
Nummer entspricht. Lose um die Welle bewegt sich der Sektor B, der einerseits mit dem schwingenden, einarmigen Hebel D in Eingriff steht, andererseits die Klinke
trägt, durch welche das Rad A gedreht wird. Die
Bewegung von D wird durch einen Zapfen herbeigeführt,
der seinerseits in einem Schlitze des Hebels E sich
verschieben kann, und dieser Hebel E wird unter
Zwischenschaltung der Gabel F mit dem Vorsprung G von der Taste H aus
betätigt. Durch die Kurbel N kann die Gabel zur Seite
geschoben und damit ihre Verbindung mit der Taste H
gelöst werden; dann dreht sich das Hauptrad beim Niederdrücken der Taste natürlich
nicht mit und es kann, ohne daß der Zähler dadurch irgend wie beeinflußt wird, das
von ihm angegebene Ergebnis der Summierung niedergeschrieben werden. Alle Kurbeln
N sitzen auf einer gemeinsamen Achse, die durch
eine besondere, für diesen Zweck vorgesehene Taste gedreht werden kann, um wie
beschrieben die Verbindung zwischen F und H für alle Stellen gleichzeitig zu lösen.
Während die Tasten naturgemäß alle denselben Hub haben, müssen, wie gezeigt, die
Klinkenträger B verschieden große Bewegungen machen;
das ist dudurchdadurch erreicht, daß die Uebertragungszapfen zwischen D und E in verschiedene Entfernung von dem
Drehpunkte von D gelegt sind.
Schließlich sind noch einige Vorrichtungen zu erwähnen, durch die ein fehlerhaftes
Arbeiten der Maschine in verschiedener Hinsicht verhindert werden soll. Zunächst muß
dafür gesorgt werden, daß das Hauptrad nicht zu weit gedreht wird, wie es ja bei
seinem Antrieb durch Klinkenmechanismus infolge der Trägheit der Masse nur zu leicht
kommen kann. Zu diesem Zwecke ist die Welle J mit den
Sperren K vorgesehen, die im allgemeinen außer Eingriff
mit dem Hauptrade stehen. Ist aber der Klinkenträger B
am Ende seines Hubes angelangt, so dreht er die Welle J
etwas und hemmt die Bewegung des Hauptrades, indem er K
mit diesem zum Eingriff bringt. Sodann kann dadurch ein Fehler entstehen, daß die
Tasten nicht vollkommen niedergedrückt werden. Dann würde sich das Hauptrad nicht um
den vollen Betrag drehen und der Zähler natürlich falsch zeigen. Um dies zu
verhindern ist an der einen Seite jedes Klinkenrades ein vorstehendes Kurvenstück
L angebracht, unter dem ein an der Klinke sitzender
Vorsprung M hergleitet. So lange dieses der Fall ist, kann
der Klinkenträger sich nicht rückwärts bewegen, die Taste bleibt also niedergedrückt
und kann aus dieser Lage nur durch Vollendung ihres Hubes befreit werden. Dabei wird
nämlich M so weit vorwärts geschoben, daß das
Kurvenstück L ganz frei wird und bei der Rückkehr legt
sich dann der Klinkenträger oben auf L, wodurch Klinke
und Klinkenrad von einander getrennt werden. Sollte aber der Schreiber versehentlich
dieselbe Taste nochmals niederzudrücken versuchen, ehe sie in ihre Ruhelage
zurückgekehrt ist, so wird er daran gehindert, indem sich der Vorsprung M in die Zähne klemmt, die auf dem Rücken von L sichtbar sind. [Engineering 1907, II, S. 867.]
F. Mbg.
Behandlung von Leclanché-Batterien.
Bei den Leclanché-Batterien wird nach den ursprünglichen
Angaben eine gesättigte Salmoniak-Lösung verwendet,
wobei die porösen Gefäße bis zur Hälfte gefüllt werden.
Als Grund für die teilweise Füllung der Becher wird eine weniger stark auftretende
Polarisation angegeben.
Eine Untersuchung über die beste Beschaffenheit und Höhe der Füllung wurde mit Bechem
von den üblichen Abmessungen mit rechteckigem Querschnitt 9 × 9 cm vorgenommen, bei
denen die Einschnürung in etwa 12 cm Höhe anfängt. Eine gesättigte Lösung enthält
bei 20° C 27 v. H. Salmoniak. Einige Elemente wurden der Reihe nach mit Lösungen von
sprungweise zunehmender Stärke gefüllt, bis die Lösung gesättigt war. Bei jeder
Stärke wurden Spannung und Widerstand der verschiedenen Elemente gemessen. Bei einem
weiteren Versuche wurden einige Elemente mit einer Lösung konstanter Stärke (etwa 15
v. H.) in regelmäßig zunehmender Höhe gefüllt und wurde bei jedem Zentimeter höherer
Füllung der Widerstand gemessen. Schließlich wurden ein paar Elemente, zuerst halb
und dann ganz gefüllt mit einer Lösung der gleichen Stärke (15 v. H.), durch einen
Widerstand von 10 Ω geschlossen und die gelieferte
Stromstärke in gewissen Zeitabschnitten abgelesen. Die Versuche wurden sowohl mit
porösen Gefäßen wie mit gepreßten Kohlenbraunsteinplatten ausgeführt.
Die Ergebnisse waren folgende: Bei einer verhältnismäßig dünnen Lösung erreichen die
Elemente schon fast ihre volle Spannung, während auch der Widerstand bei größerer
Verstärkung nicht viel sinkt. Eine Niedrigststärke von 15 v. H. ist sehr wohl
zulässig. Bei gesättigter Lösung besteht die Gefahr, daß bei Temperaturabnahme oder
Verdampfung Kristalle abgesetzt werden, wodurch eine baldige Verunreinigung der
Elemente eintritt. Setzt man voraus, daß die Temperatur nicht unter 0° C sinkt, so
kann 22 v. H. als Höchststärke angenommen werden.
Die geringste Füllhöhe soll im gegebenen Falle nicht unter 8 cm, also ⅔ der
Becherhöhe unterhalb der Einschnürung betragen.
Der Einfluß der Füllhöhe auf die Polarisation läßt sich dadurch beurteilen, daß die
Abnahme der Stromstärke bei Schluß durch einen konstanten Widerstand unter der
Voraussetzung einer konstanten E. M. K. des Elements ein Maß für die Zunähme der
durch die Polarisation verursachten Gegen-E. M. K. gibt. Es zeigt sich, daß die
halbgefüllten Elemente mit porösem Gefäß zwar schneller eine nahezu konstante
Stromstärke erreichen, daß diese Stromstärke aber geringer ist als bei den ganz
gefüllten Elementen. Auch die gesamte E. M. K. bleibt bei den ganz gefüllten
Elementen schließlich großen Bei den Elementen mit gepreßten Platten tritt der
Unterschied weniger klar zu Tage, obwohl auch hier ein ähnliches Verhalten
beobachtet wurde.
Bei den gebräuchlichen Bechem in den oben angegebenen Abmessungen ist es daher
empfehlenswert, die Elemente bis etwa 7 cm über den Boden mit gesättigter
Lösung zu füllen und reines Wasser bis zum Beginn der Einschnürung beizugeben,
wodurch eine Lösung von 175 Gramm Salmoniak auf 1 l Wasser entsteht. Durch
regelmäßiges Nachfüllen mit reinem Wasser wird dafür gesorgt, daß die Höhe der
Flüssigkeit nie weniger wie 8 ½ cm beträgt. Bei Verunreinigung oder Erschöpfung der
Elemente soll die Lösung ganz fortgeworfen und durch neue ersetzt werden. (De Vos.) [De Ingenieur 1908, S. 165–166.]
Ky.
Dritte Schiene.
In dem kürzlich von der Hudson and Manhattan Railroad
Company in Betrieb genommenen Tunnel unter dem Hudson-Fluß ist eine dritte Schiene von V-förmigem Querschnitt in Längen von 18 m verlegt. Ihr Gewicht beträgt etwa 37
kg/m. Der verwendete Stahl hat einen Kohlenstoffgehalt von 0,10 und enthält ferner
Mangan 0,55, Phosphor 0,10, Schwefel 0,08 und Silizium 0,03. Die Leitfähigkeit im
Vergleich zum Kupfer beträgt infolgedessen 1 : 8,5. Die Stöße sind elektrisch durch
zwei kupferne Schienenverbindungen und mechanisch durch ein Winkellaschenpaar
verbunden, welches durch zwei ¾-zöllige Bolzen zusammengepreßt wird. Zur Isolierung
der dritten Schiene dienen Glockenisolatoren aus Porzellan von 190 mm Durchm. und 90
m Höhe. Sie sind auf Stiften aus Temperguß gelagert und mit einer Tempergußkappe
versehen. Die Isolatoren sind in Entfernung von je 2,7 m angebracht, und zwar
mittels Armen aus schmiedbarem Guß, die an den Schwellen des Gleises befestigt sind.
Jede Schiene ist in der Mitte mit Hilfe einer Tempergußkappe besonderer Form
verankert. Ueber der dritten Schiene ist ein Schutzbrett angebracht, das 50 m dick
und 230 m breit ist. Alle 900 mm wird es durch Bügel gehalten, die gleichfalls an
den Schwellen des Gleises befestigt sind. [Street Railway Journal 1908, I, S. 329
bis 332.]
Pr.
Fabriklokomotive.
Nach mehrjähriger Verwendung in den eigenen Betrieben bringt die Westinghouse Machine Company kleine zweiachsige
Akkumulatorenlokomotiven von besonders einfacher Bauart auf den Markt. Der kräftig
gebaute Rahmen ruht auf zwei Radsätzen, deren Zapfen in Rollenlagern laufen. Je nach
der Größe und Leistung sind ein oder zwei Motoren eingebaut, die wie die üblichen
Straßenbahnmotoren mittels eines Vorgeleges die Laufräder antreiben. Die
Batteriekästen sind zwischen den Rahmenträgern mittels einer federnd gelagerten
Wiege angeordnet. An jedem Ende des Fahrzeuges sind Zug- und Stoßvorrichtungen,
sowie ein nur wenig über den Schienen liegender Tritt für mitfahrende Arbeiter
angebracht. Auch der Führer hat auf diesem Tritt an einem Ende seinen Platz, wo
Brems- und Fahrhebel, Ladedose, Ausschalter, sowie Volt- und Amperemeter angebracht
sind. Sämtliche Teile liegen unter der Oberkante des Rahmens, der mit einer
kräftigen abnehmbaren Holzdecke versehen ist. Da das Fahrzeug, wie genaue
Beobachtungen ergeben haben, nur während des dritten Teiles der Betriebszeit
tatsächlich fährt, ist häufig Zeit zum Wiederaufladen und die Batterie kann
infolgedessen klein gewählt werden. Die Lokomotiven werden für sechs verschiedene
Spurweiten hergestellt, Sind Drehscheiben vorhanden, so werden beide Laufachsen
festgelagert; andernfalls wird bei Spurweiten von 900 mm an eine Achse drehbar
gelagert, so daß Krümmungen von 4 m Radius durchfahren werden können. [Street
Railway Journal 1908, I, S. 23.]
Pr.
Der Dampfgeschwindigkeitsmesser von Hallwachs &
Co.
in Malstatt (St. Johann) stützt sich in seiner Wirkungsweise
auf den Druckunterschied, welcher beim Ausströmen von Dampf vor und hinter der
Ausströmöffnung entsteht. In die Rohrleitung, welche die zu messende Dampfmenge
durchströmt, wird zwischen zwei Flanschen ein Meßflansch eingebaut, dessen Bohrung
nur ungefähr halb so groß ist, als die Lichtweite der betr. Leitung. Dieser
Meßflansch besitzt innerhalb der Rohrleitung sowohl an der dem Dampfstrom
entgegenstehenden Stirnseite als auf seiner Rückseite Oeffnungen zu Kanälen, welche
im Inneren des Flansches zu zwei an ihm befestigten schmiedeeisernen Stutzen und von
diesen durch absperrbare Hahnen zu Kupferspiralen führen. Die Kupferröhrchen, welche
dazu dienen den Dampf durch Abkühlung zu kondensieren, führen zu der eigentlichen,
aus zwei kommunizierenden Röhren bestehenden Meßvorrichtung und übertragen den an
den Kanalöffnungen im Meßflansch herrschenden Dampfdruck durch das kondensierte
Wasser auf das in den Röhren der Meßvorrichtung befindliche Quecksilber, welches im
Ruhezustand auf der Nullmarke der einen aus Glas bestehenden wesentlich engeren
Röhre einspielt. Je nach der Menge des durch die Oeffnung des Meßflansches
strömenden Dampfes ist der Druckunterschied des Dampfes vor und hinter dem
Meßflansch größer oder kleiner, was an dem Stand der Quecksilbersäule in der
Glasröhre abgelesen werden kann. Die tatsächliche Dampfmenge x kg/Sek. berechnet sich aus der Gleichung:
x=c\,F\,\sqrt{\frac{(P-p)\,\cdot\,p}{v\,\cdot\,P}},
worin F den Querschnitt der
Ausflußöffnung in qm, P die absolute Spannung vor, p diejenige hinter dem Meßflansch in kg/qcm, v das entsprechende spezifische Volumen in cbm/kg, c einen von dem Querschnitt und der Form der Oeffnung
abhängigen Koeffizienten bedeutet. Der durch die Drosselung hervorgerufene
Spannungsabfall P – p beträgt im Mittel 0,05–0,1
at.
Bei dem registrierenden Apparat sind in die Glasröhre Platindrähte an mehreren
Stellen eingeschmolzen, welche mit Erregerspulen von Elektromagneten, einer Batterie
und dem Quecksilber der Glasröhre Verbindung haben. Je nach dem Stand des
Quecksilbers in der Glasröhre schließt dieses nun den Stromkreis von einer
bestimmten Anzahl von Erregerspulen und betätigt dadurch die entsprechende Anzahl
Schreibstifte auf einem mit einem Vorschub von 2 mm bis 2 m i. d. Min. bewegten
Papierstreifen, auf welchem daher auch die in kürzester Zeit stattgehabten
Schwankungen der Dampfgeschwindigkeit abgelesen werden können, worauf die
Dampfmengen einer nach obiger Formel berechneten Tabelle entnommen werden
können.
Bei einer Kontrolle des Apparates durch Wägen des Speisewassers ergaben sich für
Dampfabgaben von 622, 785, 1104, 866 kg i. d. Std. Fehler von 0,4, 1,2, 2,8, 3,3 v.
H. [Zeitschr. f. Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1908, S. 49–51.]
Z.
Zugmesser für Kesselfeuerungen.
Ein von der Cambridge Scientific Instrument Company
hergestellter Zugmesser für Kesselfeuerungen besteht aus einer Wage, an deren einen
Arm eine Glocke aufgehängt ist, deren Inneres mit dem Fuchs in Verbindung steht,
während der zweite Arm durch eine Spiralfeder belastet ist. Die nach unten offene
Glocke taucht in einen Oelbehälter, so daß ihr Inneres gegen die Luft abgeschlossen
ist. Die Bewegungen des Hebels der Wage, die durch die Schwankungen des
Schornsteinzuges und damit der Saugwirkung unter der Glocke veranlaßt werden,
überträgt eine Stange auf den Schreibstift, der sie auf eine durch eine Uhr bewegte
Papierrolle verzeichnet. Da die Rolle für 14 Tage ausreicht und auch die Uhr für
einmaliges Aufwinden in der gleichen Zeitdauer eingerichtet ist, braucht der Apparat
sehr wenig Wartung.
Für eine Schwankung des Zuges um 2,5 cm Wasserdruck beträgt der Ausschlag des
Schreibstiftes etwa 2,5 cm. Der Apparat ist für ein Intervall von 7,5 cm Wasserdruck
bei 10 cm Höchstdruck eingerichtet, indem man das mit der Feder verbundene Hebelende
je nach Umständen noch durch eins der beigegebenen Gewichte belasten kann.
[Engineering 1908, S. 336.]
Ky.
Kalköfen mit Gasfeuerung.
Nach Entwürfen von E. Schmatolla werden seit einiger
Zeit Kalköfen mit Gasfeuerung ausgeführt, bei denen das Gas aus einem oder zwei
Generatoren unten in die Mitte des Ofenschachtes eingeführt wird. Die ebenfalls
unten eintretende Luft für die Verbrennung streicht zuerst über das fertige Produkt
und bewirkt dessen Abkühlung. Das kennzeichnende des Systems liegt hauptsächlich in
einer sekundären Luftzufuhr, die etwa in halber Höhe des Schachtes stattfindet.
Diese Luft wird durch eine Aussparung zwischen dem Hauptkörper des Schachtes und der
Fütterung aus feuerbeständigen Steinen durchgeführt, wodurch eine gute Abkühlung und
damit eine längere Lebensdauer des Ofens erreicht wird. Die sekundäre Luftzufuhr
besorgt die Verbrennung derjenigen Gasmenge, die besonders längs den Seiten durch
die Füllmasse aufgestiegen ist, bevor sie Gelegenheit gefunden hat sich mit der
unten eintretenden Luft zu mischen und zur Verbrennung zu gelangen.
Für die Möglichkeit einer genauen Einstellung der Gas- und Luftzufuhr ist Sorge
getragen, so daß der Ofen nötigenfalls auf mehrere Tage hintereinander abgestellt
werden kann, fast ohne Brennstoff zu verbrauchen.
Die Oefen werden oben von einer Bühne aus beschickt, während der durch die
Verbrennungsluft gekühlte Kalk unten ausgenommen wird. Bei kleineren Ausführungen
haben die Oefen runden, bei größeren länglich runden Querschnitt. [Engineering 1908,
S. 271–272.]
Ky.
Entnebelungs-Einrichtung.
In Färbereien, Wäschereien und Bleichereien, also überall da, wo mit heißen
Flüssigkeiten in offenen Apparaten gearbeitet wird, bietet die Verhinderung bezw.
Entfernung der entstehenden Dämpfe Schwierigkeiten, besonders in der kalten
Jahreszeit, wo die den Apparaten entsteigenden Dämpfe sich infolge der großen
Temperaturdifferenz schnell verdichten und in den Arbeitsräumen Nebel bilden, die
nicht nur das Hantieren erschweren, sondern auch eine Quelle von Gefahr für die
Arbeiter darstellen. Letzteres trifft besonders für solche Betriebe zu, wo die Kufen
in den Fußboden eingelassen sind.
Das Vorhandensein von sogen. Laternenaufsätzen auf den Dächern, die ein Entweichen
der Dunstmassen im Sommer wohl gestatten, hat in der kalten Jahreszeit gerade das
Gegenteil zur Folge, da alsdann die kalte Außenluft in großen Mengen in den Raum
eintreten kann und durch die hervorgerufene Abkühlung eine Verdichtung der Dämpfe
begünstigt. Die Anwendung von Exhaustoren zum Absaugen der Dämpfe verursacht
erhebliche Kosten, da es sich hier um Fortschaffung ziemlich bedeutender Luftmengen
handelt; auch wird die entstehende Zugluft von den Arbeitern oft unangenehm
empfunden.
Bisher hat sich für diese Zwecke eine ausreichende Erwärmung der zu entnebelnden
Räume noch am besten bewährt. Sie kann der Kosten wegen natürlich nur für geschlossene Räume oder
solche, bei denen die etwa vorhandenen Laternen festgeschlossen werden können, in
Betracht kommen.
Wenn in der Nähe dieser Räume überflüssige Wärme von Trockenräumen, Dampfkesselräumen
u.a. vorhanden ist, so läßt sich diese vorteilhaft zu Entnebelungszwecken verwenden,
indem man die warme Luft mittels Ventilators in die zu entnebelnden Räume einführt.
Die warme Luft verhindert die Dämpfe am Kondensieren, sie saugt sie gewissermaßen
auf, da sie imstande ist, entsprechend ihrer Wärme, Feuchtigkeit aufzunehmen, und
entweicht zusammen mit den Dämpfen durch die an geeigneter Stelle anzubringenden
Dunstabzüge.
Eine zweckmäßige Einrichtung dieser Art nach den eben besprochenen Grundsätzen wird
neuerdings angegeben.
Die Deckenkonstruktion besteht hier aus einer geraden Decke und einer darunter
angeordneten, nach der Mitte hin geneigten, zweiten Decke, die beide durch Streben
verbunden sind. In den Hohlraum zwischen den beiden Decken wird durch ein in der
Mitte angeordnetes Rohr erwärmte Luft hineingedrückt, wodurch zunächst die nach dem
Arbeitsraum zu liegende schräge Decke erwärmt und damit, wie oben angeführt, der
Verdichtung der Dämpfe schon in einigem Maße vorgebeugt wird. Außerdem tritt aber
die warme Luft durch Oeffnungen, die an dem tiefsten Punkt, also in der Mitte der
Decke, angebracht sind, in den Raum, trifft dort auf Prallschirme, durch welche sie
nach beiden Seiten hin abgelenkt wird und nimmt dann ihren Weg längs der Decke bis
zu den an der Seite des Raumes angeordneten Abzugsschächten, wo sie mit den bis
dahin aufgenommenen Dämpfen entweicht. [Deutsches Wollengewerbe 1908, No. 7.]
Hg.
Herstellung von Garn aus Asbest und Metalldraht.
Garne aus Asbest, die zur Erhöhung der Festigkeit eine dünne Metalldrahtseele
besitzen und zur Erzeugung feuersicherer Gewebe wie z. β. zu Theaterschutzvorhängen
u. ä. verwendet werden, wurden bisher hergestellt, indem ein feiner Kupfer- oder
Messingdraht mit einem oder mehreren fertiggesponnenen Asbestfäden zusammengezwirnt
wurde. Hierbei wird der Draht nicht vollkommen von den Asbestfasern eingehüllt,
sondern er liegt stellenweise offen an der Oberfläche des gebildeten Garns. Bei dem
neuen Verfahren ist eine vorläufige Verspinnung des Asbestes nicht notwendig; das
Spinnen und die Vereinigung mit dem Metalldraht geschieht vielmehr gleichzeitig in
einem Arbeitsvorgang unter Ersparnis an Material und Zeit.
Das Vorgarn wird, wie es von der Vorspinnkrempel kommt, zusammen mit dem
Verstärkungsdraht in die Zwirnmaschine, eingeführt. Der Metalldraht wird hierbei
durch den Druck der Lieferwalzen in das weiche Vorgespinnst hineingepreßt und bei
der nun folgenden Drallgebung das Asbestmaterial fest um den Draht herumgewickelt,
der somit überall im Innern des Fadens liegt und infolge der Drehung eine schwach
schraubenförmige Gestalt annimmt, die für den Zusammenhalt des Fadens von Vorteil
ist. [Spinner und Weber 1907, Nr. 42.]
Hg.
Zentrifuge zur Entölung von Putzfäden, Putzlappen und öligen
Abfällen.
Die Zentrifuge besitzt einen dampfdicht verschließbaren Schleuderkorb und
Dampfturbinenantrieb. Nachdem die öligen Materialien in den Korb eingebracht sind,
wird derselbe geschlossen und Dampf bis etwa 2 at eingelassen. Durch die heißen
Wasserdämpfe wird das Oel in kurzer Zeit herausgelöst und in dem kondensierten
Wasser emulgiert. Hierauf wird die Zentrifuge mittels der eingebauten
Dampfturbine in Betrieb gesetzt und die abgeschiedene Flüssigkeit
herausgeschleudert, von der man das Oel durch Absetzenlassen trennen und nach
Filtrierung wieder benutzen kann, ebenso wie die entölten Fäden, denen nur noch
wenig Feuchtigkeit anhaftet. Die Zentrifuge, welche für einen Fassungsraum von 25–30
t Material gebaut ist, eignet sich sehr für Fabrikbetriebe, die einen größeren
Verbrauch von Putzmaterial haben. [Oesterreichs Wollen- und Leinenindustrie 1908 Nr.
5.]
Hg.
Neuerungen an Schuß-Spulmaschinen.
Durch eine neuartige Aufwindung des Fadens soll größere Festigkeit bezw. Dichtigkeit
der Schuß-Spulen erreicht werden. Auf diese Eigenschaften legt der Weber größten
Wert, denn die Festigkeit der Spulen ist nötig, um Abfallen des Garnes bei der
heftigen, ruckweisen Bewegung des Schützens während des Webens zu vermeiden, und
möglichst dichte Wicklung der Spulen bezweckt möglichst viel Material auf eine Spule
zu bringen und dadurch den Zeitverlust durch Spulenwechsel und Stillstand des
Webstuhles zu verringern. Bei der neuen Vorrichtung sollen die eben erwähnten
Eigenschaften in erhöhtem Maße dadurch erreicht werden, daß dem aufzuwickelnden
Faden außer der bekannten, die Kreuzlagen des Konus bildenden Auf- und Abbewegung
noch eine weitere, innerhalb dieser erfolgende, schnellere Auf- und Abbewegung
erteilt wird. Zu diesem Zweck ist auf einem in senkrechter Richtung verschiebbarem
Schlitten, durch dessen Bewegung die bekannten Kreuzwindungen des Spulenkonus
hervorgebracht werden, eine wagerecht umlaufende Rolle angebracht, die durch
Federdruck an die sich drehende Spule angedrückt und dadurch in rasche Umdrehung
versetzt wird. Die Rolle trägt an ihrem Umfang eine in sich zurückkehrende,
schrägverlaufende Nut. Der Faden wird der Rolle durch eine auf dem gleichen
Schlitten sitzende Oese zugeführt, durchläuft einen Teil der Nut und wird dann von
der Spule aufgewickelt. Infolge der raschen Umdrehung der Rolle, die dem Faden als
Führungsorgan dient, wird derselbe durch die Wirkung der schrägliegenden Nut in
wellenförmigen Linien auf der Spule gelagert, zum Unterschied von der bisherigen
Wicklungsweise, bei der die Kreuzlage des Fadens eine geradlinige ist. Damit die
Vorteile der neuen Wicklungsart zu voller Geltung kommen können, ist es notwendig,
daß die wellenförmigen Fadenlagen auf der Spule sich in einer gewissen Spannung
befinden. Dies ist der Fall, wenn die einem Umfang der Rollennut entsprechende
Wellenlinie des Fadens sich über mindestens einen Umfang des Kötzers erstreckt, was
auch für den größten Durchmesser des Konus, die Basis, zutreffen muß. Der
Durchmesser der Rolle ist deshalb so groß gewählt, wie derjenige der Konusbasis.
Eine zweite Neuerung betrifft die Ausbildung des den Spulenkonus bildenden Organes
und zwar die Verlegung der Fadenführung in den Friktionskegel. Bei den bekannten
Spulmaschinen dieser Art wird das untere, kegelförmige Ende des in seiner
Längsrichtung wachsenden Kötzers durch den Umfang einer kegelförmigen Rolle oder
Scheibe gestützt, während ein besonders angeordneter Fadenführer bei auf- und
abgehender Bewegung die Kreuzlagerung des Fadens besorgt. Bei der neuen Konstruktion
dient zwar ebenfalls eine Kegelstumpfförmige Scheibe zur Stützung und Führung des
konischen Spulenendes, sie übernimmt aber gleichzeitig auch die Fadenführung, so daß
die Anordnung eines besonderen Fadenführers überflüssig ist. Die Scheibe trägt
hierzu an ihrer kegelstumpfförmigen Fläche eine Nut in Form einer exzentrisch
angeordneten, in sich zurücklaufenden Herzkurve, deren Hub der Höhe des Spulenkonus
entspricht. Der Faden läuft in dieser Nut und wird durch die Führung in derselben in Kreuzlagen auf
die Spule aufgewickelt. Die so bewirkte Kreuzwicklung kann der Art des in Frage
kommenden Garnes durch veränderte Formgebung der Führungsrille angepaßt werden. Die
eine wesentliche Vereinfachung bedeutende Vorrichtung eignet sich auch zur
Fadenführung in der Wirkerei beim Spulen der großen Copse mit konischer Aufwicklung.
[Oesterr. Wollen- u. Leinenindustrie 1908, Nr. 5.]
Hg.