Titel: | Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen Hebezeugtechnik. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 275 |
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Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
Hebezeugtechnik.
Von K. Drews, Oberlehrer an der
Königl. höheren Maschinenbauschule in
Posen.
(Fortsetzung von S. 266 d. Bd.)
Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
Hebezeugtechnik.
Blockabstreif- oder Stripperkrane.
Nachdem nun die gegossenen Blöcke erstarrt sind, werden die Kokillen von den Blöcken
abgestreift. Dies geschieht in älteren Stahlwerken vielfach durch feststehende
hydraul. Blockabstreifer. In neueren Werken werden hierzu jedoch fahrbare Krane,
meist Laufkrane, verwandt.
Fig. 60 zeigt einen solchen Blockabstreif- oder
Stripperkran dei Firma Ludwig Stuckenholz. An der Katze
hängt ein festes Gerüst, das als Führung für den Zangenträger dient. Dieser ist ein
aus vier Quadranteisen zusammengenietetes Rohr, das unten ein Gußstück zur Aufnahme
der Drehbolzen für die beiden Zangenhälften trägt und konachsial den Preßstempel zum
Ausdrücken der Blöcke umschließt. Der Vorschub des letzteren wird durch den in Fig. 60 sichtbaren, an dem Zangenträger montierten
Motor mit senkrechter Achse mittels Stirnräder und Schraubenspindel bewirkt.
Zangenträger nebst Stempel hängen an einer Traverse, die ihrerseits mittels zweier
Seile an den auf der Katze gelagerten Trommeln hängt. In neuerer Zeit wendet man Gallsche Ketten anstatt der Seile an.
Um beim Erfassen der Kokille nicht an eine bestimmte Aufstellung gebunden zu sein,
ist der Zahnträger drehbar eingebaut. Das Drehen geschieht in dem vorliegenden
Beispiel von Hand; eine Kette überträgt den Antrieb auf die in Fig. 60 links sichtbare senkrechte Welle, auf der ein
Trieb sitzt, das mit dem Stirnrade auf dem Zangenträger kämmt. Dieses nimmt
letzteren bei der Drehbewegung wohl mit, beteiligt sich aber nicht an der achsialen
Verschiebung.
Manche Stripperkrane haben auch motorischen Antrieb für die Drehbewegung; der
Handantrieb dürfte jedoch in den meisten Fällen genügen, da es sich ja nur um ein
Einstellen der Zange handelt.
Fig. 61 zeigt die Zange, die sowohl zum Abstreichen
der Kokillen wie zum Transport der Blöcke dient. Beim Niedergehen des Stempels
c werden die Zangen durch die Laschen e nach außen bewegt, bis die drei Punkte 1, 2, 3 in einer Geraden liegen. Bei weiterem Vorschub
des Stempels schließen sich wieder die Zangen unter der Wirkung ihres Eigengewichtes
und des Belastungsgewichtes g; ihre Aussparungen h legen sich dann über entsprechende Nasen an den
Kokillen.
Die Laschen e liegen nur mit einem Ausschnitte lose auf
dem Stift 3 des Stempels. Der Stempel kann nun den
Block aus der Kokille drücken, indem diese von der Zange festgehalten wird. Beim
Hochgehen des Stempels öffnet sich wieder die Zange. Soll nun der Block
fortgeschafft werden, so wird der Stempel so weit eingezogen, daß sein unteres
verdicktes Ende sich gegen die Nasen der Zangen legt, sie nach innen bewegt, worauf
die Stahlspitzen der Zange den Block fassen (Fig.
60).
Tiefofenkrane.
Die glühenden Blöcke werden, wenn sie nicht sofort ins Walzwerk kommen, gewöhnlich in
Tieföfen, die sogen. Gjersschen Gruben, eingesetzt.
Das Einsetzen geschieht mittels Zangenkrane, die in diesem Falle auch Tiefofenkrane
genannt werden. Fig. 51 S. 197 zeigt wieder die
Situation.
Jeder normale Laufkran kann ja als Zangenkran benutzt werden, wenn man an den
Lasthaken eine Zange nach Art der bekannten Faßzangen hängt. Die Zange muß dann von
Arbeitern über den Block gelegt werden; beim Hochziehen des Hakens schließt sie
sich.
Wenn die glühenden Blöcke aus den Tieföfen herausgezogen werden sollen, so ist das
Ueberwerfen der Zange eine sehr harte Arbeit, bei geheizten Gruben fast unmöglich.
Eine vom Kranführer gesteuerte Zange erwies sich hier als notwendig.
Fig. 62 stellt eine gesteuerte Zange der Firma Ludwig Stuckenholz dar. Die
Zangen haben ihre Drehpunkte in dreieckigen Blechwangen, die an einer durch eine
Bohrung des Hakenschaftes geführten Stange befestigt sind. An ihrem oberen Ende
trägt die Stange eine Rolle, von der aus das Steuerseil zu einer Trommel auf der
Katze geht. Soll der Block gefaßt werden, so werden die Hubseile festgehalten,
während das Steuerseil nachgelassen wird, wodurch die Zange sich schließt.
Textabbildung Bd. 323, S. 276
Fig. 60.Blockabstreifkran von Stuckenholz.
Textabbildung Bd. 323, S. 276
Fig. 61.Blockzange mit Preßstempel.
Textabbildung Bd. 323, S. 276
Fig. 62.Blockzange.
Da Zangenkrane in der Regel mit großen Fahrgeschwindigkeiten arbeiten – zuweilen 200
m/Min. und mehr –, so ist das Pendeln des Blockes beim Anhalten recht lästig, und es
geht auch Zeit verloren. Neuere Zangenkrane besitzen daher ein steifes
Führungsgerüst, das soweit heruntergeführt ist, daß Pendeln selbst in tiefster
Stellung des Zangenträgers ausgeschlossen ist.
Fig. 63 zeigt einen solchen Zangenkran von Ludwig Stuckenholz;Stahl
und Eisen 1907, S. 1012. er gleicht in seinem Aufbau völlig einem
Stripperkran. Eine drehbare Königssäule aus Quadranteisen hängt mittels Seilen an
der Hubtrommel; unten trägt sie zwei Blechwangen mit schrägen Schlitzen, die
als Führungen für die oberen Enden der beiden Zangen dienen. Die Drehachsen der
letzteren sitzen in einer Traverse; diese hängt an dem Steuerseil, das oben auf der
Katze von einer Trommel aufgenommen wird und dessen freies Ende durch ein die
Traverse nebst Zange ausgleichendes Gewicht a belastet
ist. Fig. 64 zeigt die Zange in größerem Maßstabe.
Die Zange schließt sich, wenn die Steuertrommel festgebremst und die Königssäule mit
den Schlitzschildern angehoben wird. Das Drehen der Königssäule bewirkt der
Elektromotor b (Fig.
63).
Textabbildung Bd. 323, S. 276
Fig. 63.Tiefofenkran mit Deckelabhebevorrichtung von Stuckenholz.
Textabbildung Bd. 323, S. 276
Fig. 64.Blockzange.
Die Deckel der Tieföfen werden vielfach von besonderen feststehenden oder fahrbaren
Deckelkranen abgehoben.
Fig. 65 zeigt einen Tiefofenkran in Verbindung mit
einer Deckelabhebevorrichtung der Firma Bechem &
Keetman. Die Deckelabhebevorrichtung ist ein auf
Flur fahrender Laufkran, dessen Katze mit der Abhebevorrichtung versehen ist.
Tiefofen- und Deckelkran arbeiten stets zusammen.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten dieses Tiefofenkranes sind folgende:
Heben
v = 22
m/Min.
Katzefahren
v = 80
„
Kranfahren
v = 210 „
Tragfähigkeit
5 t
Der Gedanke, dem Tiefofenkran selbst das Deckelabheben zu übertragen, liegt ja recht
nahe.
Das Einfachste ist natürlich, die Blockzange dazu zu benutzen. Alsdann muß aber,
bevor die Zange den Deckel faßt, der einzusetzende Block auf Flur abgelegt werden,
um dann von neuem aufgenommen und eingesetzt zu werden. Dasselbe Spiel in
umgekehrter Folge würde sich auch beim Herausholen des Blockes aus dem Tiefofen
wiederholen. Bei flottem Betriebe kann man allerdings eine der Durchweichungsgruben
für kürzere Zeit bis zum Einsetzen des Blockes offen halten. Die Zange erfaßt dann
einen Deckel der benachbarten Gruben und setzt ihn auf die Grube mit dem eben
eingesetzten Block.
Diese, der Firma Bechem & Keetman patentierte Anordnung vermeidet ja eine
besondere Deckelhebevorrichtung, aber mir erscheint doch das dabei notwendige Hin-
und Herfahren der Katze oder auch des Kranes selbst lästig.
Textabbildung Bd. 323, S. 277
Fig. 65.Tiefofenkran und Deckelabhebekran von Bechem &
Keetman.
Der in Fig. 63 dargestellte Tiefofenkran von Stuckenholz ist mit einer Deckelhebevorrichtung
versehen. Die Oese des Deckels wird von einem Arm erfaßt, der an einer Stange
befestigt ist. Die mit dem Gerüst verbundene Kurvenführung c bewirkt, daß beim Anheben der Stange diese zugleich mit dem Deckel eine
seitliche Bewegung ausführt, so daß der Block eingesetzt oder herausgenommen werden
kann, ohne den Kran oder die Katze verfahren zu müssen. In neuerer Zeit wendet Ludwig Stuckenholz auch einen Elektromagneten zum
Deckelabheben an; der Kran braucht dann nicht so genau eingestellt zu werden als bei
dem Einführen des Greifhebels in die Deckelöse; im übrigen ist dabei an der
Vorrichtung in Fig. 64 nichts geändert worden.
(Fortsetzung folgt.)