Titel: | Neuere Pumpen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 218 |
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Neuere Pumpen.
Von Fr. Freytag in
Chemnitz.
(Fortsetzung des Berichtes S. 193 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Pumpen.
3) Bergwerkspumpen.
Wegen der durchweg unreinen, oft sehr wenig geklärten Grubenwässer kommen im
Bergwerksbetrieb fast ausschliesslich Pumpen mit Plungerkolben zur Verwendung, deren
Undichtheiten unmittelbar ersichtlich und leicht zu beseitigen sind.
Zur Uebertragung der Kraft auf die Pumpen und zwar unmittelbar oder mittels Gestänges
dienen feste, flüssige und luftförmige Körper, auch die Elektricität wird zur
Uebertragung verwendet.
In neuerer Zeit werden zum grossen Theil unterirdische Wasserhaltungsmaschinen
gebaut, bei denen kein Pumpengestänge nothwendig ist; doch gebietet die Vorsicht,
trotz mancher Vortheile, welche dieses System oberirdischen Wasserhaltungen
gegenüber bietet, letztere nicht fallen zu lassen, da bei plötzlichen
Wasserdurchbrüchen die unterirdischen Maschinen mit den Sohlen unter Wasser gesetzt
werden, während die oberirdischen Maschinen ruhig fortarbeiten können, wenn sonst
die unter Wasser stehenden Pumpentheile in betriebsfähigem Zustande verbleiben.
Die Vor- und Nachtheile der beiden angeführten Systeme hier ausführlicher klar zu
legen würde zu weit führen, doch sollen einige im Laufe der letzten Jahre an ober-
und unterirdischen Wasserhaltungen getroffene allgemeine Neuerungen nicht unerwähnt
bleiben.
An Stelle der in früheren Zeiten grösstentheils aus Holz mit Eisenbeschlag
hergestellten und versperrten Pumpengestänge der oberirdischen Maschinen wurden nach
einem Aufsatz von Jul. Sprenger in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1889, in
Deutschland im Anfang der 60er Jahre für grössere Drucksätze eiserne Gestänge von
verschiedenen Querschnittsformen eingeführt. Die Gestänge wurden in einzelnen
Theilen von 7 bis 8 m Länge zusammengenietet und diese Theile im Schachte durch
Keile und Schrauben verbunden. Die genieteten Gestänge zeigten aber nach längerer
Zeit bedeutende Mängel, indem durch den immerwährenden Bewegungswechsel die
Nietlöcher sich, wie bei den hölzernen Gestängen die Schraubenlöcher, nur in weniger
grossem Maasstabe, ausleierten und die Nietlöcher lose wurden, wodurch Stösse im
Gestänge und geringe Hubverluste hervorgerufen wurden. Man sah sich daher genöthigt,
die Nieten auszuhauen, die Nietlöcher nachzureiben und stärkere Nieten einzuziehen,
auch dieselben stellenweise zu vermehren; als auch diese Nachhilfe nicht auf die
Dauer ausreichte, setzte man Stahlschrauben mit konischem Schafte anstatt der Nieten
ein, bei denen man nur nöthig hatte, beim Losschlottern die Muttern fester
anzuziehen. Doch half auch dieses nicht genügend, da sich die Löcher nun nach der
Längsrichtung ausleierten, also elliptisch wurden. Die Gestänge erforderten viele
und kostspielige Reparaturen. – Man kam daher auf die Idee, statt der genieteten
Pumpengestänge solche aus Rundeisen oder Stahl in einzelnen vorsichtig verbundenen
Stücken herzustellen, doch fanden derartige Versuche wohl des damaligen hohen
Preises des Gusstahls halber wenig Nachahmung.
Erst mit dem Fortschreiten der Hüttentechnik fand man in dem Flusseisen ein Material,
welches die Widerstandsfähigkeit des Gusstahls mit der Zähigkeit und Schweissbarkeit
des Schmiedeeisens einigermaassen vereinigte.
Ein aus diesem Material hergestelltes Gestänge hat von Oberkante der Scherenstangen
bis Oberkante Plunger eine Gesammtlänge von etwa 58,8 m und besteht aus zehn runden
Gestängestangen von je 90 mm Dicke mit ausgewalzten Köpfen, Wülsten und Ansätzen,
zwei Scherenkrummsen, aus je vier Theilen bestehend, einem Fanghornkrumms, sieben
Gestängeschlössern und einem Plungeranschlusstück im Gesammtgewicht von 11300 k. Die
Maschine, durch welche das Gestänge betrieben wird, ist eine direct wirkende
Wasserhaltungsmaschine von 300 mit Condensation und Expansion; die
zugehörige Pumpe ist eine Druckpumpe von 600 mm Plungerdurchmesser und einem Hube
von 2,8 m.
Trotz aller Vorsicht beim Anfertigen der Pumpengestänge sind doch Fälle vorgekommen,
dass ein Gestänge durch irgend welche Zufälligkeiten zum Reissen kam und die ganze
Pumpe durch das niederfallende untere Gestängestück zertrümmert wurde.
Um derartigen Zerstörungen zu begegnen, hat man nach der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1888 S. 205, in den Pumpenschächten
starke Fangelager angebracht, auf welche sich am Gestänge befestigte Krummse beim
tiefsten Stande des Gestänges aufsetzen und den weiteren Durchschlag desselben
verhindern bezieh. den durch den Fall des Gestänges hervorgerufenen Stoss hemmen.
Auch nach der Maschine hin sind dergleichen Fangvorrichtungen angebracht, um einem
Durchschlagen in Richtung der Dampfwirkung vorzubeugen.
Selbstverständlich müssen diese Fanglager für den ungünstigsten Fall vorgesehen sein
und bedingt daher die Anlage eines solchen Lagers im Schachte die Anhäufung einer
grossen Masse von Holz und Eisen, wodurch der grösstentheils schon an sich
beschränkte Raum im Schachte noch mehr beengt wird.
Bezüglich unterirdischer Wasserhaltungsmaschinen im Allgemeinen ist anzuführen, dass
dieselben im Laufe der letzten Jahre immer weitere Vervollkommnungen erfahren haben
und zur Zeit unstreitig die erste Stelle unter den verschiedenen Systemen von
Maschinen einnehmen, welche zur Bewältigung der in Bergwerken auftretenden Wasser
dienen. Vorzüglich construirte Pumpenventile gestatten derartigen Maschinen einen
schnellen Gang und damit, im Vergleich zum Raumbedarf, eine bedeutende
Leistungsfähigkeit.
Die Herstellung und Lüftung der unterirdischen Maschinenkammern verursacht allerdings
zuweilen grosse Kosten, und auch die schlimmste Zugabe – die Dampfleitung – wirkt
oft ungünstig auf Schachtzimmerung und Wetterführung ein.
Trotzdem kommen diese Maschinen in der Neuzeit immer häufiger in Anwendung.
Die nachstehend beschriebenen Bergwerkspumpen sind nach ihrer Kraftquelle in
Dampfpumpen, Wassersäulenpumpen und elektrische Pumpen zergliedert.
a) Dampfpumpen.
Die unmittelbare Uebertragung der Arbeit des Dampfkolbens auf den Plunger ist
unstreitig das beste, was zu erreichen ist. Derartige Anlagen arbeiten mit
vollkommenster Dampfausnutzung und grösstem Nutzeffect.
Textabbildung Bd. 296, S. 218
Dampfpumpe der Grube Leopold I.
In der Grube Leopold I. der Kohlenwerke La Louvière in Belgien wurde, nachdem die
früher bestehende Wasserhebung mit Förderseil nicht mehr entsprach, nach den von
Director Prosper Vanhassel in Revue universelle des mines, 1891 Bd. 15 S. 1,
gegebenen Mittheilungen eine unterirdische Wasserhaltungsmaschine aufgestellt,
deren Doppelpumpe die bisher noch nicht erreichte Druckhöhe von 576 m aufweist.
Zu der einen Schwierigkeit einer so grossen Förderhöhe kam die andere, dass der
Dampf durch das angesaugte Wasser condensirt werden sollte, welches sich dabei
voraussichtlich bis auf 50° C. erwärmen und durch Dampfbildung das Spiel
der Ventile, sowie den Effect der Pumpe benachtheiligen konnte. Dieser
Uebelstand wird um so merklicher, je grösser die Förderhöhe ist, weil mit
letzterer die verbrauchte und zu condensirende Dampfmenge wächst. Da nur eine
Maschine aufgestellt werden sollte, war dieselbe zur Vermeidung von
Betriebsstörungen thunlichst solid und einfach zu construiren.
Wie in Fig. 71 und
72 ersichtlich,
bewegt der Kolben des liegenden Dampfcylinders von 570 mm Durchmesser für 800 mm
Hub mittels eines Rahmens zwei hinter einander liegende Plungerkolben, welche in
zwei mit den Böden zusammenstossenden Cylindern arbeiten, derart, dass das Ganze
die Stelle einer einzigen doppelt wirkenden Pumpe vertritt. Durch Schubstangen
ist der Rahmen mit zwei auf gemeinschaftlicher Welle befestigten Kurbelscheiben
verbunden; auf der Welle sind ferner zwei Schwungräder aufgekeilt.
Die von Ch. Beer in Jemeppe erbaute Maschine hat
Meyer'sche Expansionssteuerung und arbeitet mit 4- bis 5facher Expansion des
Dampfes von 2½ bis 3¾ at Spannung (effect.). Das zu hebende Wasser wird durch
eine Pumpe einem Condensator, in welchen der Dampf ausströmt, zugeführt, sodann
in einen Behälter ausgegossen, aus welchem die Schachtpumpen saugen. Die
Pumpenkolben haben 110 mm Durchmesser. Der Condensator mit Luftpumpe von 260 mm
Durchmesser liegt seitlich vor den Pumpen auf einem consolartigen Anguss des
Maschinenrahmens. Die Maschine förderte bei angestellten Versuchen mit 44 bis 68
minutlichen Umdrehungen eine stündliche Wassermenge von 35,650 bis 59,550 cbm,
d.h. 89 bis 96 Proc. der theoretischen. Die Temperatur des Wassers vor dem
Eintritt in den Condensator betrug dabei im Mittel 31°, am Ausgang desselben im
Mittel 50° C. Der Nutzeffect der Maschine, d.h. das Verhältniss der wirklichen
zur indicirten Leistung wurde zu 0,71 bis 0,77 ermittelt.
Diese mit Rücksicht auf die hohe Temperatur und die Verunreinigung des
angesaugten Wassers sehr befriedigenden Resultate sind namentlich den
zweckmässig construirten Ventilen (Patent Beer) zu
verdanken. Der Ventilsitz hat, wie Fig. 73
erkennen lässt, zwei Etagen, auf denen Ringventile liegen; dieselben bestehen je
aus einem unteren, aus Stahl gefertigten Theil, einem oberen aus Phosphorbronze
und einem zwischenliegenden Lederstulp. Die zur Verbindung beider Theile
dienenden Bolzen sind im Muttergewinde des unteren Theils eingeschraubt
und oben mit Gegenmuttern versehen. Jedes Ventil wird durch radial einwärts
gerichtete Kippen seines oberen Ringes geführt und liegt auf einem im Ventilsitz
eingelassenen Ring aus Phosphorbronze auf, dessen concentrische Theile durch
radiale Stege mit einander verbunden sind. Zur Hubbegrenzung dienen vier Flügel,
welche in der Mitte zu einer Nabe zusammenlaufen, die an einer inmitten des
Ventilsitzes festgeschraubten Stange zwischen einem unten durchgesteckten Keil,
sowie einer Schraubenmutter festgehalten ist und daher behufs Regulirung des
Ventilhubes in die entsprechende Höhe gebracht werden kann. Stange und
Ventilsitz werden durch einen in eine Traverse geschraubten Bolzen mit
Gegenmutter niedergehalten.
Textabbildung Bd. 296, S. 219
Fig. 73.Ventil von Beer.
Der Vortheil der Ventile besteht darin, dass der untere Stahlring auf dem Sitz
ruht und an diesen den auf die Ventiloberfläche wirkenden Wasserdruck überträgt.
Die wagerechten Randtheile des Lederstulpes werden daher nur durch den Druck,
welcher auf deren eigene Oberfläche wirkt, angepresst, wodurch eine genügende
Dichtung ohne besondere Beanspruchung des Stulpes erreicht wird. Eine
Auswechselung der Stulpe soll selbst nach fünfmonatlichem Betrieb noch nicht
nothwendig geworden sein. Aus Diagrammen, welche am Pumpencylinder abgenommen
wurden, ergab sich, dass die Ventile regelmässig functioniren und der grösste
Wasserdruck den mittleren von etwa 57 at nur um den geringen Betrag von 4 bis 5
at übersteigt.
Eine andere Eigenthümlichkeit der Maschine besteht in dem Ersatz der sonst
erforderlichen Windkessel durch Accumulatoren; erstere erfordern ein beständiges
Nachsehen, da sie um so öfter mit Luft nachgespeist weiden müssen, je grösser
der Druck ist, weil das Wasser dann um so mehr Luft absorbirt.
Von den seitlich gelegenen Druckventilen der beiden Pumpen strömt das Wasser
durch zwei Stutzen (Fig.
71 und 72) in ein wagerechtes Rohr, von hier weiter in das Steigrohr. Das
wagerechte Rohr hat vier Aufsätze mit Stopfbüchsen, in welche kleine Plunger
tauchen, die durch Federn abwärts gedrückt werden. Wegen leichterer Herstellung
sind letztere in fünf Abtheilungen angebracht, deren jede drei concentrische
Spiralfedern enthält; diese liegen zwischen Scheiben, welche längs zweier an
'jeder Stopfbüchse befestigten Stangen verschiebbar sind. Die unterste Scheibe
ist an dem Plunger befestigt, die oberste wirkt gegen Schraubenmuttern. So
lange die Kolbengeschwindigkeit der Pumpe während jedes Hubes eine festgesetzte
mittlere Kolbengeschwindigkeit übersteigt, bewegen sich die Accumulatorkolben
nach aufwärts, im entgegengesetzten Falle nach abwärts. Der Wasserdruck ändert
sich dabei nur um so viel, als zur Ueberwindung der Trägheit und der Reibungen
der Accumulatortheile nothwendig ist. Auch dieses Ergebniss wurde durch
abgenommene Diagramme, die nicht mehr als 6 bis 7 at Druckänderung im
Accumulator ergaben, bestätigt.
Die Volumenänderung, welche der Accumulator zulässt, d. i. das vierfache Product
aus Querschnitt und Hub eines jeden Plungers, muss dem grössten Werth
entsprechen, welchen die Differenz der vom Anfang eines Hubes der Pumpenkolben
an zuströmenden und der gleichzeitig mit constanter Geschwindigkeit abströmenden
Wassermenge annimmt. Im vorliegenden Falle wurde der Durchmesser der
Accumulatorenplunger zu 80 mm angenommen, womit sich der Hub derselben zu 40 mm
ergab. Beim Betrieb steigt der Hub bis auf 43 mm, wenn die Maschine weniger als
50 minutliche Umdrehungen ausführt.
Die Druckröhren haben 150 mm Durchmesser, 3 m Länge und 12 bis 33 mm Wandstärke;
alle 60 m sind darin Compensationen, aus Stopfbüchsen bestehend, angebracht. Die
Röhrendichtung ist durch Kautschukringe mit trapezförmigem Querschnitt gebildet,
welche durch Rippen an den aufliegenden Flanschen gegen Hinausdrücken gesichert
sind. Um bei einem Bruch der Pumpe das Wasser in den Steigröhren zurückzuhalten,
ist in diesen ein nach oben sich öffnendes Ventil eingeschaltet.
Die Dampfleitung besteht aus 3 m langen, 195 mm weiten und 12 mm starken Röhren;
die Compensationen sind wie bei den Steigröhren angebracht, ausserdem ist die
Leitung in Abständen von 20 m an Einstrichen durch Bügel befestigt, welche
ebenfalls eine Längsverschiebung der Röhren zulassen. Am unteren Ende der
Leitung befindet sich ein Condensationswasserableiter, am oberen Ende ein
Apparat, welcher beim Bruch eines Dampfrohres die Leitung selbsthätig
abschliesst. Zum Schutz gegen Abkühlung dient eine Umhüllung aus gut
getrocknetem Fichtenholz mit Holztheeranstrich.
Ein auf der Dampfleitung sitzender Regulator, System Beer, verhütet das Durchgehen der Maschine im Falle der Zerstörung
eines Steigrohres.
Die unterirdischen Wasserhaltungsmaschinen der Grube d'Arsimont zu Auvelais
beschreibt F. Tonneau in Revue universelle des mines, 1891 Bd. 15 S. 14.
Die im J. 1888 aufgestellten Maschinen haben nach den Bedingungen, welche ihrer
Construction zu Grunde lagen, Wassermengen im Betrage von 1800 bis zu 5000 cbm
in 24 Stunden und zwar vorerst, sowie noch 3 bis 4 Jahre nach der
Betriebsaufnahme zum Theil aus einer Tiefe von 203 m, zum Theil aus einer
solchen von 260 m zu heben; nach weiteren 5 oder 6 Jahren würde die Hebung des
gesammten Wassers aus einer Tiefe von 260 m und nach abermals 10 oder 12 Jahren
aus einer solchen von 350 m nothwendig werden, doch wird ein Theil des Wassers
auch im letzteren Falle nur 260 m hoch zu heben sein.
Man entschloss sich, zwei liegende, mit Condensation arbeitende
Verbund-Pumpmaschinen auf einer 260 m unter Tage liegenden Sohle aufzustellen;
diesen Maschinen wird während der ersten Betriebsjahre das Wasser aus dem 203 m tiefen
Stollen mittels natürlichen Gefälles zufliessen, während die spätere
Wasserhebung aus einer Tiefe von 350 m ohne Ortsveränderung der Maschinen
mittels Pumpengestänge bewerkstelligt werden soll. Die beiden in ihren
Abmessungen vollkommen übereinstimmenden Maschinen sind in einer seitlich vom
Förderschacht liegenden Kammer von 31 m Länge, 6 m Breite und 4,20 m Höhe
untergebracht.
Der Condensator liegt zwischen den beiden Cylindern jeder Maschine und die
zugehörige Luftpumpe wird von einem auf der Kurbelwelle befestigten Excenter
bethätigt. Zu jeder Maschine gehören vier Pumpen, welche, zu je zwei hinter
einander liegend, von den Kolbenstangen der Dampfcylinder betrieben werden und
das Wasser in einen beiden Maschinen gemeinschaftlichen grossen Windkessel aus
Gusseisen drücken, von wo es direct zu Tage gelangt. Die im Windkessel
absorbirte Luft wird durch eine kleine Luftpumpe ersetzt.
Inmitten der Maschinenkammer mündet ein mit dem tiefsten Punkte des
Förderschachtes durch einen Querstollen in Verbindung stehender Blindschacht von
rechteckigem Querschnitt (4000 mm × 1500 mm), in welchem zwei Rittinger-Pumpen
eingebaut sind. Zum Betreiben derselben sitzt auf der Schwungradwelle jeder
Maschine ein Getriebe, welches mit einem auf einer Vorgelegswelle befestigten
Rad (1 : 3) im Eingriff steht; letzteres trägt einen Zapfen, an welchen das nach
den Rittinger-Saug- und Druckpumpen führende Gestänge angreift.
Zur Zeit saugt jede Rittinger-Pumpe das Wasser auf eine Höhe von 17 m unter das
Niveau der Maschinenkammer und drückt es von da in einen Reinigungsbehälter, aus
welchem es in den Condensator, schliesslich in einen Behälter fliesst, welcher
mit den vier wagerechten Maschinenpumpen communicirt.
Die Zahnrädervorgelege, das Gestänge, die Rittinger-Pumpen, die im Blindschacht
liegenden Steigrohre u.s.w. sind für die spätere Teufe von 350 in berechnet. Es
genügt in diesem Falle den Blindschacht weiter auszutiefen, die Rittinger-Pumpen
im Schacht entsprechend zu verlegen und das Gestänge, sowie die Steigrohre im
Blindschacht um 90 m zu verlängern.
Die zu Tage führenden Wasserdruck- und Dampfleitungen liegen im Wetterschacht;
sie werden in drei Hauptlagen von genieteten Trägern, in Zwischenlagen von
gewöhnlichen Holzbalken gestützt.
Die Druckröhren besitzen je nach ihrer Höhenlage verschiedene Wandstärken. Damit
das Wasser bei zu hohem Druck in den Luftschacht entweichen kann, sind am
unteren Ende der Druckleitung ein Sicherheits-, ausserdem zwei Rückschlagventile
angebracht. Die Verbindung der einzelnen Rohre geschieht mittels Muffen und
Kautschukringes; letzterer wird durch vier Bolzen zusammengepresst. In die mit
einer Wärmeschutzmasse umkleidete Dampfleitung sind drei Compensationsrohre
eingeschaltet; die Verbindung der Röhren geschieht mittels
Flanschenverschraubung. Am unteren Ende der Dampfleitung ist ein
Condensationswasserableiter angeordnet, aus welchem der trockene Dampf nach den
beiden Maschinen strömt.
Im Falle irgend welcher Unfälle an den Condensatoren gestattet eine besondere
Leitung das Ausströmen des Abdampfes in die Atmosphäre.
Die von den Ateliers de la Meuse in Lüttich erbauten
Maschinen heben bei 30 minutlichen Umdrehungen, entsprechend zehn
Doppelhüben der Rittinger-Pumpen, mindestens 2500 cbm Wasser und arbeiten nach
angestellten Untersuchungen auch mit 50 und 55 Umdrehungen in der Minute
tadellos.
Die Hauptabmessungen der Maschinen sind folgende:
a) Pumpen im Blindschacht:
Durchmesser der Plunger
495
mm
Kolbenhub
1200
mm
Verdrängtes Volumen für den Hub
0,230
cbm
Durchmesser der Saugrohre
500
mm
„ „ Druckrohre
600
mm
Geschwindigkeit des Wassers in den Druck- rohren
bei 30 Umdrehungen der Maschine oder 10 Hüben der Pumpe in der
Minute
0,85
m
b) Dampfmaschine:
Durchmesser des kleinen Dampfcylinders
600
mm
„ „ grossen „
1000
mm
Hub der Kolben
800
mm
Länge des Receivers
2150
mm
Durchmesser des Receivers
400
mm
Schwungraddurchmesser
3500
mm
Durchmesser der Dampfzuführungsrohre
200
mm
Wandstärke „ „
14
mm
Durchmesser der Rohre für event.
Dampf- ausströmung
95
mm
c) Condensator:
Durchmesser der Luftpumpe
500
mm
Hub der Luftpumpe
320
mm
Verdrängtes Volumen für die Umdrehung
0,080
cbm
d) Wagerechte Druckpumpen:
Druckhöhe über Maschinenmitte
250
m
Eintrittsöffnung des Wassers in dem
Blind- schacht
268
m
Durchmesser der Plunger
180
mm
„ „ Stangen
85
mm
Kolbenhub
800
mm
Theoretische Wassermenge, welche von
jeder Maschine bei 30 minutlichen Umdrehungen in 24
Stunden gehoben wird
2733
cbm
e) Druckrohrleitung:
Durchmesser der Rohre (für jede Maschine
be- sonders) in der Maschinenkammer
200
mm
Geschwindigkeit des Wassers bei 30
minutlichen Umdrehungen der Maschine
0,97
m
Durchmesser des grossen cylindrischen
Wind- kessels
700
mm
Höhe des grossen cylindrischen Windkessels
6100
mm
Stärke der gusseisernen Wandung
40
mm
Durchmesser der Druckrohre im Luftschacht 280,
290 und
300
mm
Wandstärke der Druckrohre im Luftschacht 30, 25
und
20
mm
Geschwindigkeit des Wassers in dem
beiden Maschinen gemeinschaftlichen Druckrohr bei 30
minutlichen Umdrehungen
0,26
m
Versuchsergebnisse beim Arbeiten der Maschinen mit 30 minutlichen
Umdrehungen:
Nutzeffect der wagerechten Druckpumpen
97,5
Proc.
Geförderte Wassermenge in 24 Stunden
5318
cbm
Totaler Dampfverbrauch im Kessel für Stunde und
Nutzpferd
16,2
k
Condensationswasser (incl. desjenigen in
den Wasserableitern) für die Stunde 450 l, d. i.
12
Proc.
Spannung des Kesseldampfes
5
at
„ „ Dampfes am Ende der Leitung
4¾
bis 5
at
Luftleere im Condensator
760
Eine einfache und kräftig gebaute unterirdische Zwillingspumpmaschine, welche von
Hulme and Lund in Manchester für die Dynevor Coal Company in Newton Abbey erbaut wurde,
veranschaulicht die The Engineer vom 23. November
1888 entnommene Abbildung (Fig. 74). Die
Dampfcylinder haben 635 mm Durchmesser für 610 mm Kolbenhub; die Kurbeln sind
gegenseitig um 90° versetzt. Die beiden doppelt wirkenden Plungerpumpen sind
durch kräftige Zwischenstücke mit den Dampfcylindern verbunden; der Durchmesser
der Plunger beträgt 260 mm für den nämlichen Hub wie oben. Kurbelwelle,
Kolbenstangen, Ventilspindeln und Kurbelzapfen sind aus weichem Bessemerstahl
gefertigt. Die Pleuelstangen sind aus durchgeschweisstem Schmiedeeisen
hergestellt.
Textabbildung Bd. 296, S. 221
Fig. 74.Zwillingspumpe von Hulme and Lund.
Alle Lager haben reichliche Abmessungen und nachstellbare Schalen aus
Kanonenmetall. Pumpenkörper und Ventilkasten bilden besondere, durch Schrauben
verbolzte Gusstücke, so dass sie bei einer etwaigen Zerstörung leicht und
schnell ersetzt werden können. Die Ventile mit reichlichem Durchgangsquerschnitt
haben doppelte Sitze; Ventile und Sitze sind aus harter Phosphorbronze
gefertigt. Die Maschine hebt 270 cbm Wasser in der Stunde etwa 146 m hoch. Zur
Geschwindigkeitsregulirung dient ein auf ein Drosselventil wirkender
Kugelregulator. Die Pumpen sind vierfach wirkend und jede ist, um einen
beständigen und regelmässigen Wasserausguss zu erhalten, mit einem geräumigen
Windkessel versehen. Das totale Gewicht der Maschine beträgt ungefähr 20,300
t.
Aehnliche Maschinen sind von der Firma nach Iron,
19. Februar 1892 S. 157, für Förderhöhen bis zu 640 m gebaut worden.
Eine senkrecht an Ketten hängende Schachtdampfpumpe von W. H. Bailey und G. Lindemann in Salford, Manchester, beschreiben Industries vom 13. Februar 1891, S. 167.
Textabbildung Bd. 296, S. 221
An Ketten hängende Schachtdampfpumpe von Bailey und Lindemann.
Wie Fig. 75 bis 77 erkennen lassen,
ist mit A der Dampfcylinder bezeichnet, in welchem
die mit cylindrischen Stücken G und D, sowie dem Plunger E1 verbundene Kolbenstange B arbeitet. E sind die
Druckventile, C1
und D1 als
Führungen für die Stücke C, D dienende
Hohlcylinder, mittels welcher ein regelmässiges Arbeiten der Pumpe ohne
seitliche Schwankungen bezieh. Beanspruchungen gesichert ist. Die Führung C1 ist entweder mit
dem Druckrohr E2
zusammengegossen oder mit demselben in irgend welcher Weise verbunden, während
der Hohlraum der Führung D1 als Windkessel dient. In dem eigentlichen
Pumpencylinder F bewegt sich der Plunger E1. H ist ein sogen. Schnüffelventil, durch welches in
der gewöhnlichen Weise Luft in den Pumpencylinder F
bezieh. auch zum Theil in den Hohlraum der Führung D1
treten kann. Mit G sind die am Fusse des
Pumpencylinders angeordneten Saugventile bezeichnet. I ist das Saugrohr, mit I1 sind die den Dampfcylinder A mit dem Pumpencylinder F verbindenden Stangen, mit K
schliesslich die zur Aufhängung der Pumpe dienenden Ketten bezeichnet.
Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende:
Wenn Arbeitsdampf dem Cylinder A zuströmt, so bewegt
sich die Kolbenstange B mitsammt den hohlen Stücken
C und D, sowie dem
Plunger E1 abwärts
und es entfernen sich die Druckventile E von ihren
Sitzen; führen die genannten Stücke eine nach aufwärts gerichtete Bewegung aus,
so bleiben die Ventile E geschlossen und ein Theil
des über ihnen angesammelten Wassers strömt durch das Druckrohr C2 ins Freie.
Eine beim Abteufen des Zirkelschachtes der Mansfelder Kupferschiefer bauenden
Gewerkschaft zu Eisleben im Betriebe befindliche stehende Schachtdampfpumpe mit
Taucherkolben, welche von der Firma H, A.
Hülsenberg in Freiberg i. S. erbaut ist, beschreibt G. Haase in der Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure vom 9. März 1895 S. 288.
Der Dampfcylinder hat 460, die Pumpe 185 mm Kolbendurchmesser; der Kolbenhub
beträgt 750 mm. Diese Maschine befindet sich jetzt in 190 m Teufe und war für
eine endgültige Förderhöhe von 190 m und für eine Wassermenge von 36 cbm in der
Stunde bei einem Dampfüberdruck von 5 at im Schieberkasten bestimmt. Eine zweite
gleich grosse Schachtdampfpumpe, die zum Einbau fertig daliegt, sollte dann zur
weiteren Abteufung von 190 bis 380 m Teufe dienen und der ersteren, welche auf
der 190-m-Sohle verbleiben wird, das zu sumpfende Wasser zuheben. Da aber die
Hauptzuflüsse durch die Schachtmauerung abgesperrt sind, ist der Einbau dieser
Pumpe nicht nöthig geworden, vielmehr werden die unterhalb der 190-m-Sohle
liegenden Wasser durch eine kleinere Pumpe der Hülsenberg-Pumpe zugehoben.
Die Steuerung des Dampfcylinders erfolgt in der durch D. R. P. Nr. 31226 und Nr.
33660 näher erläuterten Weise.
Die Construction der nach Hülsenberg's D. R. P. Nr.
53280 ausgeführten Pumpe bietet viel Interessantes. Während man bei doppelt
wirkenden Tauchkolbenpumpen bisher entweder zwei aussenliegende Stopfbüchsen
oder eine schwer zugängliche innenliegende Stopfbüchse anordnete, hat man hier
nur eine aussenliegende Stopfbüchse, deren
Construction es ermöglicht, ausser dem Vortheile übersichtlicher
Zusammenlagerung der Ventile, den Kolben stets auf Dichtsein zu prüfen und
etwaigen Undichtigkeiten sofort und während des Ganges der Pumpe durch
Nachziehen der Stopfbüchse abzuhelfen.
Der Ventilkasten, der mit der Pumpe ein Gusstück bildet, enthält acht
ledergeliderte Saug- und acht Druckventile mit Federbelastung von je 80 mm
Durchmesser, deren Sitze aus Rothguss hergestellt sind.
Die Maschine wird mittels eines abnehmbaren Handhebels angestellt, durch welchen
der Steuerkolben und mit diesem der Dampfvertheilungsschieber bewegt werden.
Der Gang wird der zufliessenden Wassermenge nur mittels des Dampfventils
angepasst.
Hoffstedt's stehende, mittels Gestänges betriebene
Druckpumpe bildet die Vereinigung einer einfach und einer doppelt wirkenden
Pumpe, indem beide Kolben abwechselnd drückend wirken, aber der grössere saugt.
Die Pumpenstiefel a und a1 sind nach den der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, Nr. 48 49. Jahrg., entnommenen
Abbildungen (Fig.
78 und 79) mit den Ventilgehäusen b und b1 aus einem Stück
gegossen, während die Kolben c und c1 mittels
Querstücken und Verbindungsstangen d und d1 so
zusammengekoppelt sind, dass sie stets gleichzeitig auf und ab gehen. Von den
Kolben mit ihren gewöhnlichen Liderkästen e und e1 hat derjenige
c1 nur den
halben Querschnitt von c. Der untere Cylinder a besitzt ein Saugventil f mit dem Saugrohr k und ein Druckventil
f1, während der obere Stiefel ohne ein besonderes
Ventil unmittelbar mit dem Steigrohr g in
Verbindung steht; hier befindet sich ein Hahn h zum
Absperren des in g befindlichen Wassers beim
Reinigen des oberen Pumpentheils. Endlich ist bei i
eine Oeffnung zum Einschrauben eines Ausblasehahns für Schlamm o. dgl.
angebracht.
Textabbildung Bd. 296, S. 222
Hoffstedt's Druckpumpe.
Ist die Pumpe mit Wasser gefüllt, so drückt beim Aufgang der untere Kolben das
Wasser aus dem niederen Cylinder durch das Druckventil f1,
worauf der Wasserstrom sich in zwei Theile theilt, deren einer direct zum
Steigrohr g, der andere zum oberen Cylinder geht.
Beim Gestängniedergange schliesst sich das Druckventil und das im oberen
Cylinder vorhandene Wasser wird durch seinen Kolben in das obere Steigrohr
gedrückt, während der Untercylinder sich durch das Saugventil f von Neuem mit Wasser füllt.
b) Wassersäulenpumpen.
Die Anlagen mit Wassersäulenpumpen haben den Nachtheil, dass Zwischenmaschinen
erforderlich werden, der Nutzeffect dieses Systems demnach geringer ausfällt als
bei einer unterirdischen Wasserhaltung mit voller Beaufschlagung. Dies wird
indess vollständig ausgeglichen, denn der gesammte Dampfverbrauch ist, da die
Dampfleitung im Schachte in Wegfall kommt, nicht grösser als bei den
unterirdischen Wasserhaltungen. Anderen Wasserhaltungsmaschinen gegenüber sind
jedoch die Vortheile dieser hydraulischen Uebertragung sehr bedeutend. Es sind
im Schachte keine bewegten Theile erforderlich, auch wird derselbe fast nicht
verengt, da die Leitungen nur wenig Raum beanspruchen.
Der Einbau der Pumpen ist leicht; sie können beliebig weit vom Schachte liegen,
an Orten, die für Förderung nicht benutzbar sind, in Räumen, die bedeutend
billiger herzustellen sind als solche für unterirdische Wasserhaltungen. Bei
Wasserdurchbrüchen versaufen die Maschinen nicht, auch eignet sich dieses System
für jede Teufe und jede Wassermenge und lässt nach und nach eine beliebige
Erweiterung zu.
Die über Tage liegenden Maschinen, welche in die Leitung arbeiten, können leicht
in Stand gehalten und für den geringsten Dampfverbrauch mit Condensation und
schnellen Gang eingerichtet, also klein ausgeführt werden.
Ueber die Wassersäulenpumpenanlage im neuen Schacht zu Raibl berichtet
Bergrath Joh. Habermamn in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen vom 8. October 1892.
Der Berechnung dieser Maschine wurde zu Grunde gelegt:
1) eine Kraftwassermenge von 14 ;
2) ein Nettogefälle von 100 m;
3) eine Förderteufe von 200 m;
4) eine Nutzladung von 700 k;
5) das Wagengewicht mit 400 k;
6) das Gewicht der Förderschale mit 500 k.
Für diese Belastung eignet sich ein Gusstahldrahtseil von 120 k Tragvermögen für
1 qmm, aus 42 Drähten bestehend, dessen Gewicht für 200 m Tiefe rund 300 k
beträgt.
Der Durchmesser der Seilkörbe und Seilscheiben berechnet sich mit 2,8 m; ferner
wurde unter Zugrundelegung der angeführten Daten angenommen:
1) die Bruttoleistung der Maschine zu 19 ;
2) die Nettoleistung der Maschine mit 80 Proc. Wirkungsgrad zu 15 ;
3) die Nettoleistung der Maschine an den Treibkörben bei 20 Proc. Kraftverlust in
den Führungen und Lagern zu 12 ;
4) die Fördergeschwindigkeit zu 0,9 m;
5) die Anzahl der minutlichen Umdrehungen der Korbwelle zu 6,14;
6) der Durchmesser der Treibcylinder zu 220 mm;
7) der Kolbenhub zu 0,9 m.
Die Maschine wurde für 15 at Druck berechnet, da bei grösserer Förderung noch
mehr Wasser, als von vornherein angenommen wurde, zur Verwendung kommen kann.
Zur Wasserhebung standen je zwei alte Drucksätze mit Kegelventilen von 0,5 m Hub
und 80 mm Plungerdurchmesser und zwei Drucksätze mit Klappenventilen von 1 m Hub
und 120 mm Plungerdurchmesser zur Verfügung; hiervon wurden die grossen
Drucksätze am zweiten Laufe, die kleinen etwas ober dem Schachttiefsten
aufgestellt.
Die in Fig. 80 und
81 ersichtliche
Wassersäulenzwillingsmaschine besteht aus den beiden Treibcylindern aa1, den Steuercylindern bb1, dem
Vorsteuercylinder c sammt Antriebwelle d für den Regulirkolbenschieber, der Maschinenwelle
e, der Korbwelle f
sammt Kuppelungen g1 und g2, sowie den Treibkörben h1 und h2, der Fuss- und
hydraulischen Bremsvorrichtung i mit dem Bremshebel
i1 und dem
Handbremsrad i2,
der Umsteuerungsvorrichtung k, der Antriebswelle
für die Wasserhebung l, der Räderübersetzung m und n für die
Förderung und Wasserhebung, der Zwischen welle für den Antrieb der Kunstwinkel
o, den Kunstwinkeln p, den drei Korbstangen für den Antrieb der Kunstwinkel q, r, s und der obersten Gestängeführung t.
Durch die Kuppelungen g1g2 kann
entweder die Wasserhaltung oder die Förderung allein, bei verminderten
Anforderungen allenfalls auch beide auf einmal, ferner jederzeit die
Zwillingsmaschine im Leerlauf betrieben werden. Die Nabe des Antriebrades der
Pumpen besitzt nämlich die eine Hälfte der Kuppelung g1 für den Antrieb der Pumpen. Die
Korbwelle ist in der Kuppelung g2 für den Antrieb der Seilkörbe getheilt. Das
Ein- und Ausrücken der Kuppelungen geschieht durch Gabeln, die mittels
Handrädchen um einen festen Drehpunkt bewegt werden.
Die ganze Steuerung und Regulirung der Maschine sammt der Förderung kann von
einem einzigen Standpunkte A aus geschehen. Zur
rechten Hand des Maschinisten befindet sich das Steuerrad k, durch dessen Drehung nach vor- oder rückwärts
der Steuerschieber – ein entlasteter Kolbenschieber – derart verstellt wird,
dass die Maschine in dem einen oder anderen Sinne ihre Bewegungen ausführt. Die
zur Steuerung dienenden Kolbenschieber bestehen aus je einem Metallcylinder,
welcher beiderseits mit zwei Reihen schräger Schlitze versehen und in der Mitte
mit einem messingenen Steg ausgestattet ist.
Textabbildung Bd. 296, S. 223
Wassersäulenmaschine zu Raibl.
Wird der Umsteuerungsschieber nach links geschoben; so tritt das Kraftwasser aus
der Druckleitung um den mittleren Theil dieses Schiebers durch das linke
Gurgelrohr in den Steuercylinder jeder Maschinenseite und durch die auf der
linken Seite angeordneten äusseren Schlitze des Schiebers in den Treibcylinder,
um den Kolben desselben nach rechts zu bewegen. Das Abwasser auf der Vorderseite
des Kolbens tritt durch die rechtsseitigen inneren Schlitze des Schiebers um
letzteren herum durch das vordere Gurgelrohr nach auswärts. Beim Rückgange des
Kolbens tritt das Wasser durch den hohlen Steuerschieber und die rechtsseitigen
äusseren Schlitze desselben in den Treibcylinder, das benutzte Wasser dagegen
durch die linksseitigen inneren Schlitze des Schiebers um denselben herum in das
rechte Gurgelrohr, von da in den Vorsteuerungscylinder und ins Freie. Nach
erfolgter Umsteuerung wechseln die Schlitze ihre Rollen derart, dass Kraft- und
Abwasser die entgegengesetzten Wege in den Steuerschiebern zurücklegen.
Damit das Kraftwasser allmählich aus dem Umsteuer- oder Regulircylinder in den
Steuercylinder treten kann, sind die Enden des Vorsteuerungsschiebers mit
konischen Zacken versehen.
Den linken Fuss hat der Maschinist stets auf der Fussbremse i, ausserdem die linke Hand auf einem für
gewöhnlich eingeklinkten Hebel bei i3, mit welchem er in den hydraulischen
Bremscylinder u langsam oder schnell Wasser geben
kann, um jeden Augenblick mit einem kurzen Rucke die Körbe vollkommen festhalten
zu können.
Die Steuerung des hydraulischen Bremscylinders besteht ebenfalls aus einem
hohlen Kolbenschieber, der für den Ein- und Austritt des Wassers mit je einer
Reihe ringförmig angeordneter Oeffnungen versehen ist. Durch den hohlen
Kolbenschieber und die unteren Durchbrechungen tritt das Wasser bei gehobenem
Schieber in den Arbeitscylinder und treibt den Kolben desselben in die Höhe,
wodurch die Bremsbänder angezogen werden. Beim Umsteuern tritt das Wasser durch
die oberen Oeffnungen des Kolbenschiebers aus und die Bremsen werden
nachgelassen.
Um für den dauernden Stillstand die Bremse nicht allein vom Wasserdrucke abhängen
zu lassen, kann dieselbe auch durch das Handrad i2 festgezogen oder auch als
Handbremse benutzt werden. Mit V ist der
Absperrschieber in der Druckleitung bezeichnet.
Die Treibkolben haben doppelte Lederstulpliderung. Die Treibcylinder sind mit je
zwei Windkesseln und je zwei Ventilen, erstere zum Ansammeln, letztere zum
zeitweisen Ausblasen der Luft, versehen. Zur Vermeidung starker hydraulischer
Stösse in der Kraftleitung ist am Anfange der Kraftleitung bei der Maschine in
der Nähe der Vorsteuerung ein, und in der Kraftleitung noch ein zweites
Sicherheitsventil angebracht, durch welche die Luft gewöhnlich und besonders
beim Umsteuern, wenn mit der Maschine gefördert werden soll, entweichen kann und
Röhrenbrüche vermieden werden.
Die Maschine wurde von der Klagenfurter Maschinenfabrik der Oesterreichischen Alpinen Montangesellschaft
geliefert.
Die 6 m langen und 100 × 100 mm starken hölzernen Schachtstangen sind durch je
zwei 80 mm breite, 10 mm dicke und 1,30 m lange Eisenschienen mit je sechs
Schrauben verbunden. Die Führungen und Fangvorrichtungen für das Gestänge
bestehen aus Holz.
Eine Wassersäulenpumpe von H. Davey in Westminster
veranschaulichen die den Industries 1892
entnommenen Abbildungen (Fig. 82 bis 86). A und A1 sind Pumpencylinder, B und B1 Kraftcylinder bildende Pumpenplunger, welche
durch Stangen CC1
mit einander verbunden sind. D und D1 sind Ein- und
Ausströmrohre, welche, da sie das Kraftwasser den auf ihnen gleitenden Cylindern
BB1 zuführen
bezieh. aus denselben verdrängen, wie Plunger wirken. E ist das Saug- und E1 das Druckrohr.
Beim Vorwärtshub der Maschine tritt Wasser in das Rohr E und durch das Ventil F (Fig. 86), sowie eine
Oeffnung in den Pumpencylinder A, während es beim
Rückwärtshube durch dieselbe Oeffnung und das Druckventil F1 in das Druckrohr
E1, auf welchem ein Windkessel angeordnet
ist, getrieben wird. G ist ein D-förmiger
Flachschieber, welcher durch den Mechanismus HH1
II1
K hin und her bewegt wird und dabei die unter den
Kolben MM1 ausmündenden
Kanäle abwechselnd öffnet und schliesst. Fig. 85 zeigt die
Einlassventile NN1, welche sich gegen die unteren Flächen
der hohlen Ventile PP1 legen, deren Querschnitte etwas geringer als diejenigen der Kolben
MM1 gehalten
sind, so dass der auf die unteren Flächen der letzteren ausgeübte Druck die
Ventile mit einer Kraft hebt, welche gleich ist dem Unterschiede der Flächen
jedes zusammengehörigen Ventilpaares. Strömt Druckwasser durch das Rohr O und den Kanal L
gegen die untere Fläche des Kolbens M, so wird
dieser gehoben und mit ihm auch das hohle Ventil P,
so dass der Cylinder B1 durch das Rohr D1 mit dem Ausströmrohr R in Verbindung kommt. Zu derselben Zeit, in welcher das Druckwasser
unter den Kolben M gelangt, tritt das unter dem
Kolben M1 stehende
Wasser durch das Rohr X ins Freie.
Textabbildung Bd. 296, S. 224
Wassersäulenpumpe von Davey.
Das Wasser im Rohre S treibt das hohle Ventil P1 abwärts auf
seinen Sitz und geht durch die Höhlung des genannten Ventils und durch das
geöffnete Ventil N1, sowie das Rohr D in den Kraftcylinder B. Während so
einem Cylinder Druckwasser zugeführt wird, entweicht das Abwasser aus dem
anderen Cylinder, wobei die Rohre D und D1 abwechselnd den
Ein- und Austritt des Wassers vermitteln. Das Wasser in den Cylindern AA1 bildet gegen
Ende des Hubes ein elastisches Polster, indem der Plunger bei seiner
fortschreitenden Bewegung das im Cylinder verbleibende Wasser drosselt.
(Fortsetzung folgt.)