Titel: | Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. |
Autor: | Otto Mühlhäuser |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 160 |
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Die Chemische Industrie auf der Columbischen
Weltausstellung im J. 1893.
Von Dr. Otto Mühlhäuser.
(Fortsetzung des Berichtes S. 135 d.
Bd.)
Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J.
1893.
IV. Fabrikation chemischer Präparate.
Diejenigen Fabriken, welche chemische Präparate herstellen, arbeiten in erster Linie
für Apotheken, photographische Anstalten, wissenschaftliche Institute, für die auf
elektro-chemische Vorgänge basirten Gewerbe, für Theerfarbenfabriken, Färbereien und
Druckereien. Ein Erfolg auf den erwähnten Industriegebieten bedeutet zumeist auch
einen für die Fabrikation chemischer Präparate und umgekehrt, und in der That sieht
man beim Hinblick auf die Entwickelung jener Gewerbe und Industrien, dass dieselben
die Fabrikation chemischer Präparate mit sich gross gezogen haben. Dass die
Entfaltung und Blüthe vornehmlich in Deutschland stattfand, liegt in dem hohen
Stande der Naturwissenschaften, vor allem der Chemie, dann auch in allen jenen
anderen Momenten, die das Jahr 1870 gebracht hat, der Gründung des Reichs und den
damit
verbundenen nationalen Vortheilen, voran auch dem Prestige.
Das Ausland ist durch Frankreich, Russland, England, Amerika, Belgien und Japan
vertreten. Man weiss, dass die Fabrikation chemischer Präparate in diesen Ländern
zurück ist und einen Vergleich mit der deutschen Industrie nicht aushält. Trotzdem
muss hervorgehoben werden, dass einzelne ausländische Firmen auf diesem oder jenem
Gebiete bemerkenswerthe Sammlungen zur Schau bringen.
Man kann unterscheiden zwischen Fabriken, welche für medicinisch-pharmaceutische
Zwecke arbeiten, und solchen, welche Präparate für wissenschaftliche oder für
technische Zwecke fabriciren.
Amerika.
1) J. J. Allen's sons in
Philadelphia.
Ausstellung von amerikanischem Phosphor.
2) Henry Bower and Son (Kalion chem. Co.) in
Philadelphia.
Ausstellung von gelbem und rothem Blutlaugensalz, Natriumbichromat, Ammonsulfat,
Salmiak, Glycerin und Chlorzinn.
3) Emmens Metal Co. in New York.
Ausstellung prachtvoller Nickelsalze.
4) Fritzsche Broth. in New York. Ausgestellt sind:
Thymol, Nerolin, Heliothropin, Terpinhydrat, Menthol, Cumarin und ätherische
Oele.
5) The W. J. M. Gordon Chemical Co. in Cincinnati, O.
Ausstellung von Glycerin.
6) Krems and Co. in Chicago.
Ausstellung von chemischen und pharmaceutischen Präparaten.
Ameisensäure, Essigsäure, Buttersäure, Valeri an säure, Salzsäure,
Bromwasserstoffsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Benzoesäureäthylester,
Ameisensäureäther, Ammonnitrat, Ammonsulfat, salicylsaures Wismuth, essigsaures
Kali, Kupfertartrat, Kupferacetat, Borax, Silbernitrat, Ammonphosphat, Ammonoxalat,
Chromalaun, Eisenchlorid, Chlorcalcium, schwefelsaures Kali, Mangansulfat,
Kaliumtartrat, chromsaures Kali, Kaliumbichromat, gelbes und rothes Blutlaugensalz,
Kaliumpikrat, Mangancarbonat, Manganphosphat, Natriumacetat, Bleiacetat, Jodblei,
Chlorzink, Silberoxyd, Silbernitrat, Eisenchlorid, Natriumcarbonat.
7) Matjen, Toel and Co. in New York.
Dieselben stellen Jod, als Nebenproduct der Chilesalpeterverarbeitung, in seinen
verschiedenen Verbindungsformen aus. Die Sammlung illustrirt die Anwendung des Jods
gut.
Ausstellungsobjecte: Jod, Jodsalze der Alkalien, Erdalkalien, Erden, Schwer- und
Edelmetalle, Jodammonium, Jodstärke, Sozojodol, Jodophenin, Jodol,
jodwasserstoffsaure Salze des Chinins und Strychnins, Jodgrün, Jod violett, Rose
bengale, Phloxin, Di- und Tetrajodfluoresceїn. Es sind etwa 50 Präparate mit den
Ausfärbungen der Fluoresceїnderivate ausgestellt.
8) Powers and Weightman in Philadelphia.
Ausstellung pharmaceutischer und chemischer Präparate.
Chinin, Chininsulfat, Chininferrocyanid, Chininbromhydrat, Chininchlorhydrat,
Chinintannat, Chininvalerianat, Chinidinsulfat, Cinchonidinsulfat,
Cinchonidinsalicylat, Strychnin, Strychninsulfat, Morphinacetat, Codeїn,
Morphinsulfat, Codeїnsulfat, Opium, Bromkampfer, Tannin, Gallussäure, Citronensäure,
Bromstrontium, Bleijodid, Natriumphosphat, Zinksulfat, Cernitrat, Kaliumacetat,
Wismuthsubnitrat, Jodkalium, Manganhypophosphit, Weinsäure, Eisencarbonat, Calomel,
Kupferarseniat, Natriumsalicylat, Quecksilberoxyd, Kupfersulfat, Jodquecksilber,
Jodoform, Kupfercarbonat, Zinkacetat, Bromnatrium, Sublimat, Chromsäure,
Eisenphosphat, Bromammonium, Bleiacetat, Mangansulfat, Mangannitrat.
9) Rosengarten Söhne in Philadelphia.
Ausstellungsobjecte: Chemische und pharmaceutische Präparate.
Chinin, Chininsulfat, -citrat, -ferroeyanid, -chlorhydrat, -salicylat, Morphin und
seine Salze, Codeїn und dessen Salze, Cinchonidin und Salze, Tannin, Bromkampfer,
Wismuthcarbonat, -subnitrat, sulfocarbolsaures Zink, Chlorcalcium,
hypophosphorsaures Kalium, citronensaures Kali, phosphorsaures Kali, Bromkalium,
Jodkalium, Kaliumacetat, Natriumchlorat, -bromid, -jodid, -benzoat, -sulfocarbonat,
-pyrophosphat, -sulfit, -citrat, Salmiak, Jodammonium, Ammonoxalat, -citrat,
-benzoat, Chlorcalcium, Eisenarseniat, kohlensaure Magnesia, Kupferoxyd, Cyankupfer,
Bromstrontium, Eisenalaun, Eisenchlorid, Lithiumphosphat, -benzoat, -citrat,
Calciumbenzoat, -hypophosphat, Bleiacetat, Kupfercarbonat.
10) The Rössler and Hasslacher Chemical Co. in New
York.
Gegründet 1882. Kapital: 1 Million Mark.
Die Firma hat Ausstellungen im Building of Mines, Electrical Building und
Manufacturing Building.
Die Ausstellungsobjecte sind: technische und pharmaceutische Präparate.
Aceton, Chloroform, Cyankalium, gelbes Blutlaugensalz, Chininsulfat, Chinin,
Cinchonin, Chinidin, kohlensaures Ammon, Salmiak, Kaliumpermanganat, Acetanilid,
Chloralhydrat u.s.w., Natriumperoxyd.
11) W. H. Schieffelin and Co. in New York.
Ausstellung von Jodwasserstoffsäure.
12) Joseph Wharton in Cambden, N. J.
Ausstellung von Kobaltammoniumsulfat, Nickelammoniumsulfat, Kobaltoxyd, Nickeloxyd,
Nickel- und Kobaltsulfat, Eisen- und Kupfervitriol.
13) Welsbach Incandescent gas light Co. in
Gloucester-City, N. J.
Ausstellung von seltenen Erdmetallverbindungen. Ausgestellt sind:
Lanthan-, Zirkon-, Yttrium-, Erbium-, Terbium-, Cerium-, Neodymium-, Thorium- und
Praseodymiumpräparate. Auffallend schön sind Lanthansulfat, Doppelsalze von
Ammonnitrat mit Cer- und Neodymiumnitrat und das Praseodymiumsulfat, Ausstellung der
Rohmaterialien.
Die Trennung von Lanthan, Praseodymium, Neodymium und Yttrium durch fractionirte
Krystallisation der Doppelammoniumnitratsalze wird dargestellt, und ist es
interessant, zu beobachten, wie mit der Abnahme bezieh. dem Auftauchen einer neuen
Farbe die Abtrennung eines Metalles sich äusserlich darstellt.
Belgien.
Alph. Copermans in Antwerpen.
Pharmaceutische Präparate.
Canada.
1) The Canada Paint Co. Ltd. in Montreal-Toronto.
Bleipräparate, Essigsäure.
2) Belding, Paul and Co. Ltd. in Montreal.
Pharmaceutische Präparate in gelöster Form.
Deutschland.
1) Actiengesellschaft für chemische Industrie in
Mannheim.
Machtmittel: 1 Million Mark.
Arbeitskräfte: 2 Directoren, 40 Beamte, 200 Arbeiter.
Jahresumsatz: 4 Millionen Mark.
Die Firma betreibt in Rhein an und Barmen die Herstellung von verflüssigten Gasen:
von Kohlensäure, schwefliger Säure, Ammoniak, ferner von Ammon-, Barium-, Strontium-
und schweren Metallsalzen, Borsäure, salpetrigsaurem Natron, Schwefelnatrium,
Carbolsäure und Picrinsäure.
Die Firma stellt aus:
Ammoniak (wasserfrei und wässerig), Ammonnitrat und -sulfat, Barytnitrat,
Magnesiasulfat, Bleinitrat, Borsäure, Borax, Carbolsäure, flüssiges Chlor,
Chlorbarium, Chlorcalcium, Bleichkalk, Chlorzink, Chlorzinn, salpetersaure
Eisenbeize, Eisenchlorid, Eisensulfat, Goldschwefel, Kaliumchlorat,
Kaliumbicarbonat, Kaliumpermanganat, Oxalsäuren und schwefligsauren Kalk,
Kupferoxyd, Chlorkupfer, Kupfersulfat, Magnesia, Natriumchlorat, Natriumbicarbonat,
Natriumphosphat, Salpeter, Natriumsulfat, -sulfit, -thiosulfat, zinnsaures Natron,
Manganchlorür, Manganoxydhydrat, borsaures Mangan, Strontiumcarbonat, -oxalat,
-nitrat, Zinkstaub, Zinksulfat, Zinn, Zinnsalz, Chlorschwefel, Chloralhydrat,
Naphtalin, Picrinsäure, Kohlensäure, Salpetersäure, Salzsäure, Schwefelsäure,
Schwefel.
2) Arsenik-Berg- und Hüttenwerk „Reicher Trost“ (H.
Güttler) in Reichenstein in Schlesien.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 1 Chemiker, 5 Beamte und 175 Arbeiter.
Betriebsmittel: 3 Dampfkessel und eine Motorenstärke von 154 .
Die Firma betreibt in Maifritzendorf und Reichenstein die Fabrikation von
Arsenpräparaten im Werthe von 300000 M. jährlich. Aus eigen geförderten Erzen werden
bereitet: mehlige und stückige arsenige Säure, gelbes und rothes Schwefelarsen und
Arsenmetall.
Das Werk ist uralt und soll schon im 6. Jahrhundert als Goldbergwerk bestanden haben
und ist als solches Jahrhunderte lang betrieben worden. Der Goldbergbau kam durch
den dreissigjährigen Krieg in Verfall. 1699 wurde die fabrikmässige Gewinnung von
Arsenik begonnen. Seit 1883 ist das Werk von H. Güttler
erworben, neu eingerichtet und in regelmässigen Gang gebracht worden. Man versucht
jetzt auch wieder, die Goldgewinnung auf elektrolytischem Wege zu betreiben. 1 t
Hüttenabbrand enthält 33 g Gold.
Die Firma stellt aus:
a) Ein Modell von dem Werke „Reicher Trost“ bei Reichenstein.
b) Rohe Erze der Grube.
c) Fabrikate: Arsenikalkies, Arsenmehlsublimat, doppelt raffinirtes Arsenikglas in
Stücken, gelben Arsenik, rothen Arsenik, grauen Metallarsenik. Arsenikalkiesabbrände
und einen Oktaeder Gold, 1 t Abbrand entsprechend.
3) J. Bernhardi in Leipzig.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 20 Beamte und 50 Arbeiter.
Betriebsmaschinen: 2 Dampfkessel mit 120 qm Heizfläche und eine Dampfmaschine mit 40
.
Productionswerth der Waaren im letzten Jahre: 1350000 M.
Die Firma wurde 1866 gegründet, verarbeitet vegetabilische Droguen, stellt fette,
ätherische Oele, Essenzen und natürliche Farbstoffe dar (Chlorophyll, Alcannin und
Bixin).
Die Firma stellt 400 Gläser mit Waarenproben aus, die aber mehr dem Pharmaceuten als
dem Chemiker interessant sind.
4) Brüder Richter in Leipzig.
Arbeitskräfte: 2 Inhaber, 1 Chemiker, 4 Beamte und 6 Arbeiter.
Betriebsmittel: 1 Dampfkessel und 1 Maschine.
Die Firma wurde 1877 gegründet und fabricirt ätherische Oele, Essenzen und
Chemikalien aus 100 t Sämereien im Jahr.
Ausgestellt sind: Thymol, Menthol, ätherische Oele u.s.w.
5) Chemische Fabrik auf Actien vormals E. Schering in
Berlin.
Machtmittel: 3 Millionen Mark.
Arbeitskräfte: 3 Directoren, 14 Chemiker, 46 Bureaubeamte und 450 Arbeiter.
Betriebsmittel: 14 Dampfkessel mit 1380 für Betrieb. 26 Dampfmaschinen mit
375 treiben 27 Wasser- und Luftpumpen.
Brennmaterialverbrauch: 15000 t jährlich.
Jahresumsatz: 10 Millionen Mark.
Geschichtliches: Die Fabrik wurde 1854 von dem Besitzer der „Grünen Apotheke“
in Berlin, Ernst Schering, gegründet. Die Firma
fabricirte anfangs namentlich Silbernitrat, Jod und Bromsalze, Pyrogallussäure in
grosser chemischer Reinheit. Später wurde die Herstellung der von der Photographie
benöthigten Chemikalien hinzugefügt. Noch später – unter stetiger Erweiterung der
Fabrik – wurde neben der früher schon betriebenen Reinigung von Säuren die
Fabrikation von Wismuth-, Eisen-, Kalium-, Lithium-, Natrium-, Zinnpräparaten, von
Tannin, Glycerin, Carbolsäure, Barium- und Strontiumsalzen, Chloralhydrat, Jodoform,
Permanganat, Brechweinstein u.s.w. aufgenommen. 1871 wurde die Fabrik in eine
Actiengesellschaft mit einem Kapital von 1,5 Millionen Mark umgewandelt. 1880 wurde
das Kapital auf 3 Millionen Mark erhöht und in Charlottenburg die Fabrikation von
Alkoholpräparaten begonnen. Dem namentlich auch Aether erzeugenden Betriebe wurden
später solche Betriebe zugefügt, welche Artikel auf elektrolytischem Wege erzeugen,
wozu eine Dynamomaschine von 200 nöthig wurde. 1889 führte die Firma
folgende Artikel im Betriebe ein: Chloralamid, Chloral-Chloroform, Celioidin,
Creosot, Lävulose, Milchsäure, Phenokoll, Piperazin, Paraldehyd, Salol, Borsäure
u.s.w.
Die Firma stellt aus:
Bromkalium, Brechweinstein, Bromammonium, Borsäure, Bromnatrium, Wismuthmetall,
Cyankalium, gallussaures Wismuth, Jod, Jodcadmium, Magnesiummetall, -pulver,
Kaliumpermanganat, Wismuthsalicylat, Natriumsalicylat, Baryt-, Strontium-,
Wismuthnitrat, Kupfersulfat, Schwefelcarbolzink, Tannin, salzsaures Phenokoll,
salicylsaures Piperazin, Salol, Naphtalin, Paraldehyd, Piperazin, Monobromkampfer,
Monochloressigsäure, Milchsäure, Kresin, Kreosot, Glycerin, Diabetin, Jodoform,
Crotonchloralhydrat, Chloralchloroform, Chloralhydrat, Chloralcoffeїn, Chloralamid,
Celloidin, Carbolsäure, Camphorsäure.
6) Chemische Fabrik Bettenhausen, Marquart und Schultz,
in Bettenhausen-Cassel.
Arbeitskräfte: 2 Inhaber, 3 Chemiker und 6 andere Beamte, 70 Arbeiter.
Die Firma stellt seit 1876 chemisch-technische und pharmaceutische Producte
verschiedener Art dar, ferner Rohmaterialien für Anilinfarbenfabriken und
Hilfsmittel für die Bleicherei, Färberei, Zeugdruck und Appretur.
Ausgestellt sind:
Bleisuperoxyd in Teig- und Pulverform, Calciumplumbat, Calciumplumbat in Ziegelform
zur Sauerstoffbereitung, Strontium- und Bariumplumbat, Manganoxydhydrat,
Manganchlorür (eisenfrei, wasserfrei und geschmolzen), Manganoxydul, Mangancarbonat,
Zinkchlorid, Borax, Borsäure, Kaliumbisulfit, Eisen-, Aluminium- und Chrombisulfit,
Schwefeleisen in Platten, Schwefeleisen (granulirt, in Stengeln und als Pulver),
Phosphorsäure (in glasigen Stengeln und Stücken), Phosphorsäure (wasserfrei und
krystallisirt), Phosphortrichlorid, Phosphoroxychlorid, Phosphorpentachlorid,
Natrium- und Eisenpyrophosphat, Essigsäureanhydrid, Acetylchlorid, Acetin, Acetamid,
Monochloressigsäure, Natriumäthylsulfat.
7) Chemische Fabrik vormals Hofmann und Schötensack in
Ludwigshafen a. Rh.
Machtmittel: 900000 M.
Arbeitskräfte: 2 Directoren, 5 Chemiker, 20 Beamte, 120 Arbeiter.
Betriebskräfte: 6 Dampfkessel, 2 Dampfmaschinen.
Gesammtproductionswerth jährlich: 6–800000 M.
Geschichtliches: Saame gründete 1871 die Firma Saame und Co., welche sich anfangs nur mit der
Darstellung von Chloralhydrat befasste. Später ging die Firma in den Besitz von S. W. Hofmann und O. Schötensack über, dehnte unter dem
Namen Hofmann und Schötensack sich aus und gab sich
namentlich mit der Fabrikation pharmaceutischer Producte und Vorproducte für
Farbenfabriken ab. 1881 wurde die Firma in die jetzige Actiengesellschaft
umgewandelt. Die Firma erzeugt als Hauptproducte: Chloralhydrat, Salicylsäure; Salol
und Salacetol, Kaliumpermanganat, daneben Eisen-, Mangan-, Zink-, Bleipräparate,
chemisch reine Säuren, Wasserstoffsuperoxyd, schwefligsaure Salze, Cyankalium
u.s.w.
Die Firma stellt aus:
Chloralhydrat, Naphtalin, Strontium- und Bariumnitrat, Calciumcarbonat, Kalium chlor
at, Natriumbicarbonat, Cyankalium, Chlorzink, Bleisuperoxyd, Kaliumpermanganat,
Aluminiumsulfat, Natriumphosphat, Essigsäure, Paranitroacetanilid, Natriumbenzoat,
Acetanilid, Salicylsäure, Natriumsalicylat, Salol, Nitronaphtalin, Phtalsäure,
Chlorophtalsäure, Salacetol.
8) Chininfabrik Braunschweig.
Dieselbe wurde 1858 von H. Buchler gegründet und 1871 in
die jetzige Actiengesellschaft umgewandelt. Die Firma fabricirt die Alkaloide der
Chinarinde, Cocaїn und Tropacocaїn. Das Cocaїn wird synthetisch nach dem Liebermann-Giesel'schen Verfahren bereitet.
Die Firma stellt aus:
Chininsalze, Chinidinsalze, Cinchonidinsalz, Cocaїn und Salze,
Tropacocaїnehlorhydrat.
9) Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt vormals
Rössler in Frankfurt a. M.
Ausstellung von:
Cyankalium, gelbem Blutlaugen salz, Eisenchlorid, Kupfersulfat, Silber-, Gold-,
Palladium- und Platinsalzen, Chininsalzen, Chloralhydrat.
10) Fahlberg, List und Co., Saccharinfabrik in
Salbke-Westerhüsen a. d. Elbe.
Die berühmte Firma stellt aus:
Saccharin in mehreren Marken und illustrirt den Anwendungskreis an vielen Beispielen.
(Interessenten ist die von der Firma herausgegebene Schrift über Saccharin zu
empfehlen.)
11) Farbenfabriken vormals Friedr. Bayer und Co. in
Elberfeld.
Die Firma fabricirt hauptsächlich Anilinfarben. Daneben auch pharmaceutische
Präparate.
Die in feinem Rococostyl gehaltene Ausstellung enthält:
Sulfonal, Trional, Tetronal, Salophen, Europhen, Losophen, Salicylsäure, Salicylate,
Phenacetin, Salol, Chlormethyl und -äthyl, Antinonnin und Piperazin.
12) Goedecke und Co. in Leipzig.
Die 1866 gegründete Firma stellt ätherische Oele und Essenzen aus.
13) Th. Goldschmidt in Essen a. d. R. Arbeitskräfte: 2
Inhaber, 6 Chemiker, 12 Beamte und 200 Arbeiter.
Die Firma wurde 1847 in Berlin von Th. Goldschmidt
gegründet und beschäftigte sich mit der Fabrikation von Stärkepräparaten,
Metallsalzen, Zinnsalz, Murexid. Durch Aufnahme neuer Artikel – namentlich seit 1882
–, so durch Aufnahme der Fabrikation von Chlorphosphor, der elektrolytischen
Zinkgewinnung, dehnte sich das Geschäft rasch aus. Die Fabrik wurde daher in den
Jahren 1889 bis 1891 nach Essen verlegt. Zur elektrolytischen Zinngewinnung dienen
zwei Dynamomaschinen von 200 Die Firma fabricirt ausser den erwähnten
Artikeln noch Zinksalze und phosphorsaures Natron.
Die Firma stellt aus:
Chlorzinn, Zinnsalz, zinnsaures Natron, Natriumphosphat, Chlorzink, Manganchlorür,
Phosphorchloride.
Die Verwendung der Präparate wird an einer Reihe von Beispielen demonstrirt.
14) Haarmann und Reimer in Holzminden.
Arbeitskräfte: 1 Director, 1 wissenschaftlicher Beirath, 4 Chemiker, 3
Verwaltungsbeamte, 39 Arbeiter.
Betriebsmittel: 2 Dampfkessel mit 234 qm Heizfläche, 4 Dampfmaschinen mit 29
und 1 Wasserrad.
Haarmann und Reimer in Holzminden und de Laire et Cie. in Paris gebührt – wie O. N. Witt hervorhebt – das Verdienst, die Industrie
der künstlichen Luxusriechstoffe geschaffen zu haben. Bis vor 1870 waren von
Riechsubstanzen dieser Art nur Nitrobenzol und die Fettsäureester bekannt und
dargestellt worden, Stoffe, die indessen nicht die Feinheit des Duftes derjenigen
Stoffe besassen, welche sie vertreten sollten. Erst nachdem die künstliche
Darstellung des Vanillins Tiemann und Haarmann gelungen war und dieser Körper seit 1874 in
der von W. Haarmann erbauten Fabrik in Holzminden
fabricirt wurde, kann man von einer eigentlichen Riechstoffabrikation auf chemischem
Wege sprechen.
Die Fabrik stellte fast 4 Jahre lang nur Vanillin her, 1878 wurde dann die
fabrikmässige Darstellung von Heliotropin und Cumarin aufgenommen. Daran schloss
sich die Fabrikation von Riechstoffen aller Art. Die Ausarbeitung der Darstellung
des Vanillins erfolgte durch Tiemann, Haarmann und Reimer, diejenige des Heliotropins und Cumarins durch
C. Köhler; die Bereitungsweise von Terpineol
arbeitete 1889 P. Krüger aus, diejenige von Linalool
und Linaloolacetat F. W. Semmler.
Die Firma stellt aus:
Vanillin, Methylvanillin, Glycovanillin, Vanillinsäure, Coniferin, Protocatechusäure,
Veratrumsäure, Brenzcatechin, p-Oxybenzaldehyd, Cumarin, Cumarsäure, Heliotropin,
Anissäure, Piperin, Piperinsäure, Piperonylsäure, Homopiperonylsäure, Zimmtsäure,
Zimmtsäuremethyläther, Terpinhydrat, Terpineol, Benzophenon, Acetophenon, Eugenol,
Isoeugenol, Linalool, essigsaures Linalool.
15) E. de Haën, Chemische Fabrik List vor Hannover.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 16 Chemiker, 45 Beamte und 350 Arbeiter.
Betriebsmittel: 7 Dampfkessel mit 650 qm Heizfläche, 16 Dampfmaschinen mit 150
.
Die Firma wurde 1861 von E. de Haën gegründet, sie
stellt chemische Präparate, pharmaceutische und technische Substanzen in
ausserordentlich grosser Mannigfaltigkeit dar. Die Firma hat viele Stoffe zuerst
fabricirt und auf den Markt gebracht. Eine gegenwärtige Neuheit sind die Doppelsalze
des Fluorantimons mit Alkalisulfaten bezieh. -chloriden, welche an Stelle von
Brechweinstein verwendet werden können.
Die Fabrik stellt einige Hundert hervorragend schöne und theilweise sehr seltene
Stoffe aus.
16) Heine und Co. in Leipzig.
Arbeitskräfte: 4 Inhaber, 40 Arbeiter, 6 Reisende und 93 Agenten.
Betriebskräfte: 3 Dampfkessel mit 200 und 2 Dampfkessel mit 56 .
Productionswerth: 600000 bis 700 000 M. jährlich.
Die Firma verarbeitet: Blätter, Blüthen, Harze, Hölzer, Rinden, Samen, Wurzeln und
bereitet daraus mittels verschiedener Verfahren, namentlich durch Destillation mit
Dampf: ätherische Oele, Quintessenzen aus ätherischen Oelen, künstliche Ersatzmittel
ätherischer Oele, Fruchtäther, Essenzen, dann auch synthetische Riechstoffe. Die
Abfallproducte (extrahirte Späne und andere Pflanzentheile) kommen der
Landwirthschaft zu Gute. Das Geschäft wurde 1853 durch C.
Heine und E. Sachsse gegründet und die Firma
G. E. Sachsse und Co. benannt, 1859 traten an
Stelle Sachsse's O. Steche
und J. Becker ein und die Firma wurde unter dem
heutigen Namen weitergeführt. Die Theilhaber Becker und
Heine wurden später durch T. Habenicht, A. und H. Steche ersetzt.
Die Firma stellt aus:
a) Aetherische Oele.
b) Chemisch reine Stoffe: Carnol, Anethol, Geraniol, Linalool und Thymol.
c) Synthetische Präparate: Anisaldehyd, Citral, Cumarin, Heliotropin, Senföl,
Tannaceton, Terpineol, Wintergrünöl.
17) Dr. F. von Heyden Nachfolger in Radebeul bei
Dresden.
Die Firma wurde 1874 von F. v. Heyden gegründet und
befasste sich mit der Fabrikation von Salicylsäure nach dem Verfahren von H. Kolbe. Von besonderer Wichtigkeit für die Fabrik
wurde das R. Schmitt'sche Verfahren der Darstellung
aromatischer Oxycarbonsäuren durch Carbonatisirung von Alkaliphenolaten unter Druck
mit Kohlensäure. Wichtig war ferner die Einführung der von M. v. Nencki entdeckten Salicylsäurephenoläther, der Salole in den
Betrieb. In der Fabrik selbst wurden entdeckt: Solutol, Solveol, Guajacol,
Creosotcarbonat durch R. Seifert. Synthetische Methoden
zur Darstellung von Pyrocatechusäure, Brenzcatechin, Monomethylbrenzcatechin fand
Hähle auf.
Die Firma hat ausser den bereits genannten noch nachfolgende Substanzen in den Handel
eingeführt:
Salicylsäure und deren Salze, die Cresotinsäuren, Oxynaphtoësäuren,
Paraoxybenzoësäure, Salol, Letol, Cresalol, Benzonaphtol, Oleocreosol, Solveol,
Solutol, Sucrol, Wismuthphenolate, Salicylamid und Dithion.
Die Firma stellt aus:
Salol, Cresalol, Guajacolsalol, Benzonaphtol, Betol, Wismuthnaphtol, -phenol, Sucrol,
Tribromphenolwismuth, m- und o-Cresolwismuth, o-Cresol, m-Cresol, p-Cresol,
Camphorsalol, p-Oxybenzoësäure, Salicylsäure, o-, p- und m-Cresotinsäure, α-Oxyuritinsäure, α-Oxynaphtoësäure, α-Oxynaphtoësäure, Euphorin,
Pyrocatechin, Natrium-, Lithiumsalicylat, Wismuthbenzoat, Dithion, Salicylamid,
Guajacol, Guajacolcarbonat, Solutol, Creosotcarbonat, o-Cresolcarbonat,
Guajacolphosphat, p-Cresolcarbonat, Protocatechusäure, gebromte und gechlorte
p-Oxybenzoësäure, Phenol.
18) Em. Kern in Edenkoben.
Die 1835 gegründete Fabrik fabricirt Tierra di vino, Weinstein, Cremor tartari und
Seignettesalz. Ausgestellt sind: Weinsteinpräparate.
19) Knoll und Co. in Ludwigshafen a. Rh.
Die 1886 gegründete Firma erzeugt Alkaloide, Glycoside, Salicylsäure und deren Salze,
Salol (nach einem von P. Ernert erfundenen Verfahren),
v. Schröder'sches Diuretin und Styracol.
Die Firma stellt aus:
Carbolsäure, Salicylsäure, Antifebrin, Apomorphinchlorhydrat, Bromoform, Cocaïn,
Codeïn und dessen Salze, Coffeïn, Diuretin, Lithiumbenzoat, -carbonat, -citrat,
-salicylat, Morphin und dessen Salze, Salicylsäure und Salze, Phenacetin, Salol,
Theobromin, Styracol.
20) D.H. Koenig und Co. in Leipzig.
Ausstellung von Chemikalien und Reagentien.
21) Rudolph Koepp und Co. in Oestrich im Rheingau und
Schlierstein a. Rh.
Arbeitskräfte: 3 Theilhaber, 4 Chemiker, 9 Verwaltungsbeamte, 200 Arbeiter.
Betriebsmittel: 7 Dampfkessel von 580 qm Heizfläche, 18 Kraftmaschinen mit 125
.
Kohlen verbrauch: 12000 t.
Die Firma wurde 1861 gegründet und befasste sich mit Herstellung von Oxalsäure und
Oxalaten, 1888 wurde die Fabrikation von Chrom- und Antimonsalzen, 1891 in
Schlierstein diejenige von Flussäure aufgenommen. Die Fabrik war die erste, welche
in Deutschland aus Sägemehl Oxalsäure und Oxalate darstellte. Auch Fluorchrom,
Doppelantimonchlorid und Antimonsalz hat die Firma zuerst in den Handel (speciell
für Färberei- und Druckereizwecke) gebracht.
Die Fabrik verarbeitet: Potasche, Schwefelsäure, Kalk, Sägemehl, Antimonerz,
Chromerz, Flusspath u.s.w. Fabricirt und auch ausgestellt werden: Oxalsäure,
oxalsaures Kalium, oxalsaures Ammoniak, oxalsaures Manganoxydul, oxalsaures Antimon,
Antimonsalz (47- und 54 procentig), Doppelantimonfluorid, Chromfluorid, Flussäure,
Chromsulfat, Chromacetat, Chromoxyd, Chromalaun, Natrium- und Ammonfluorid.
22) E. Merck in Darmstadt.
Arbeitskräfte: 6 Inhaber, 28 Chemiker, 72 andere Beamte, 450 Arbeiter.
Betriebsmittel: 12 Dampfkessel mit 1000 qm Heizfläche, 11 Kraftmaschinen mit 261
.
Die Familie Merck befand sich schon seit 1668 im Besitze
einer Apotheke. Letzterer ist die Fabrikation pharmaceutischer und chemischer
Präparate entwachsen. 1817 begann Emanuel Merck mit der
Fabrikation pharmaceutischer Präparate im grossen Maasstabe. Er führt die
Abscheidung der wirklichen, die Heilwirkung veranlassenden Principien aus den
Pflanzentheilen ein und begründete die Fabrikation von Morphium, Santonin, Narcotin
und Strychnin. In den 30 er Jahren kommt die Bereitung von Codeïn und Narceïn, in
den 40 er Jahren die von Aconitin, Coniin und Atropin hinzu. Etwas später werden
Digitalin, Coffeïn fabrikmässig dargestellt und in den Handel gebracht.
Charakteristisch für die Fabrik ist die ausserordentliche Mannigfaltigkeit ihrer
Betriebe, aus denen eine grosse Zahl chemischer, technischer und pharmaceutischer
Gebrauchspräparate hervorgehen.
Die Firma hat zwei grosse Ausstellungen und demonstrirt an einer Reihe von Präparaten
ihre grosse Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit.
23) Gustav Rhodius in Burgbrohl.
Arbeitskräfte: 2 Inhaber und 38 Arbeiter.
Betriebsmittel: 1 Dampfkessel mit 20 , 2 Dampfmaschinen und 1 Wasserrad.
Die 1867 gegründete Firma raffinirt die Erzeugnisse der chemischen Grossindustrie:
calcinirte Soda und Potasche werden durch Umlösen und Behandlung mit reiner
Kohlensäure in Bicarbonate bezieh. auch nur in chemisch reine Salze umgewandelt; aus
Rohmagnesia werden kohlensaure und gebrannte Magnesia erzeugt.
Die Firma stellt aus:
Natrium- und Kaliumcarbonat, Natrium- und Kaliumbicarbonat, kohlensaure Magnesia und
Magnesia usta.
24) J. D. Riedel in Berlin und Grünau bei Berlin.
Arbeitskräfte: 2 Inhaber, 10 Chemiker, 150 Droguisten, Apotheker, Kaufleute und
Reisende, 200 Arbeiter.
Betriebskräfte: 5 Dampfkessel mit 400 , 5 Kraftmaschinen.
Die Firma wurde 1812 von J. D. Riedel gegründet und
beschäftigte sich mit Herstellung chemischer und pharmaceutischer Präparate. 1826
übernahm Riedel für den preussischen Staat die
Bereitung von Chinin aus den damals erstmals importirten Chinarinden. 1842 ging das
Geschäft auf G. Riedel über. Unter ihm erweiterte sich
das Geschäft. 1874, 1881 und 1888 mussten tief eingreifende Erweiterungen gemacht
werden. Berühmt ist das Riedel'sche Insectenpulver
geworden. Als besondere Specialität betreibt die Firma in neuerer Zeit die
Fabrikation neuer synthetisch gewonnener Arzneimittel, welche zum Theil in den
Laboratorien der aufstrebenden Firma erfunden wurden: Jodophenin, Salipyrin,
Saliphen, Thiol, Tolypyren, Tolysalol, Dulcin, Chinin, Methylenchlorid, Bromäthyl,
Sulfonal, Phenacetin, Tannal, Salumin, Phenosol. Die Leistungen der Firma müssen als
sehr hervorragend bezeichnet werden.
Ausgestellt werden:
Guajacol, Eugenol, Salipyrin, Tolypyrin, Tolysalol, Thiol, Phenacetin, Sulfonal,
Gaultheriaöl, Diphenetolguanidin und Salze, Jodophenin, Dulcin, Chloralhydrat,
Tannin, Gallussäure, Methylenchlorid, Methylal, Chloralchloroform, Amylsulfonal,
Eucalyptol, p-Aethoxyantipyrinsalicylat, Amylacetat, Coffeïn, Salumin.
25) Dr. Schäffer in Charlottenburg.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 25 Arbeiter.
Productionswerth: 400000 M. jährlich.
Die Fabrik arbeitet Charlottenburger Gaswasser und Berliner
Gasfabriken-Ammoniakwasser auf und bereitet daraus neben Ammonpräparaten flüssiges
NH3 zur Kälteerzeugung. Ausserdem werden auch
andere chemische Präparate: Phosphate u.s.w., dargestellt.
26) Dr. Theodor Schuchardt in Görlitz.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 17 Beamte, 50 Arbeiter.
Die Fabrik wurde 1865 in Muskau von Th. Schuchardt
gegründet und 1866 nach Görlitz verlegt. Grosse Erweiterungen der Anlage wurden 1876
gemacht. Die Fabrik stellt als Specialität Präparate für wissenschaftlichen,
medicinischen und photographischen Gebrauch her. Sie fabricirt ferner Metalloxyde
und andere Chemikalien für die Glasindustrie und Keramik, für die Färbereitechnik,
ferner reine Aetzalkalien und endlich Plastilina, eine plastische, zum Modelliren
dienende Masse. Die Fabrik hat unter anderem zuerst in den Handel gebracht: die
Alkalimetalle in Krystallform, die flüssige Legirung von Natrium und Kalium, viele
seltene Metalle, Benzonaphtol, Metalloxyde mit exceptionellen Färbeeigenschaften für
Glasflüsse, die verschiedensten Sammlungen für wissenschaftlichen
Anschauungsunterricht.
Die Firma stellt aus:
Wissenschaftliche Präparate, organische und unorganische, Alkaloide, seltene Metalle,
chemisch reine Reagentien, medicinisch-pharmaceutische Präparate, Metalloxyde,
Aetzalkalien, wissenschaftliche Anschauungsunterrichtssammlungen (darunter eine
Sammlung von Alkaloiden und Glycosiden, von 80 physiologischen Präparaten aus dem
Thierreiche, von Theerfarbstoffen, künstlichen Krystallen). Erwähnt seien: Naringin,
Hurin, Muscarin, Colchicin, Strophantin, Kawain, Proteacin, Skatol, Cholestrin,
Spermin, Purpurin, Pherianthren, Galliumoxyd, Reten, Chromchlorid, Chlorgold,
Lanthan, Dydim, Calcium, Barium, Strontium, Mangan, Indium, Gallium, Germanium,
Erbium, Thor, Titan, Iridium, Rhodium, Silicium, Bor, Niob, Vanadium, Tellur, Selen,
Zircon, Kalium, Natrium. Molybdänsäure, molybdänsaures Ammon, Rhodankalium,
Rhodanammonium, Kaliumoxalat, Benzonaphtol, Salicylamid, Kupferoxyd, Eisenoxyd,
Chromoxyd, Nickeloxyd, Uranoxyd u.s.w.
27) G. Siebert in Hanau.
Ausstellung von 37 verschiedenen Salzen der Platinmetallgruppe (Platin-, Osmium-,
Rhodium-, Ruthenium-, Iridium verbin düngen).
28) H. Thiemann in Stolp.
Ausstellung von Präparaten für wissenschaftlichen, pharmaceutischen und technischen
Gebrauch, z.B. Bernstein, Bernsteinpräparate, bernsteinsaure Salze, Bernsteinsäureester u.s.w.
29) Vereinigte Fabriken Zimmer und Co. in Frankfurt a.
M.
Arbeitskräfte: 1 Präsident; 2 Directoren, 4 höhere Beamte, 5 Chemiker, 170
Unterbeamte und Arbeiter.
Geschichtliches: 1806 wurde die Firma Friedr. Jobst in
Stuttgart gegründet und 1828 mit der Fabrikation von Chinin begonnen, 1838 wurde
eine Filiale in Coblenz errichtet, 1864 eine neue Fabrik in Feuerbach bei Stuttgart
erbaut, 1868 eine Filiale in Mailand errichtet. 1879 sah sich die Firma veranlasst,
eine Chinarindenplantage auf Java anzulegen.
Die Firma vereinigte sich später mit der Firma C. Zimmer und
Co. in Frankfurt a. M. zu der jetzigen Gesellschaft. Die Firma Zimmer hat folgende Geschichte: Sie wurde 1837 von Conrad Zimmer in Frankfurt gegründet und nahm 1855 die
Fabrikation künstlicher Dünger in Mannheim auf. 1865 gründete C. Zimmer eine chemische Fabrik in Börnecke bei
Stassfurt, welche später mit den Werken des Grafen Douglas zu den Consolidirten Alkaliwerken
Westeregeln vereinigt wurde. 1876 legte die Firma Zimmer eine Chinarindenplantage auf Java an, 1880 wurde die
Anilinfarbenfabrikation aufgenommen.
Die Vereinigten Chininfabriken verarbeiten Chinarinden,
Cocablätter, in Südamerika hergestelltes Rohcocaïn und viele medicinische Droguen
auf die verschiedensten Alkaloide: Chinin und Salze, die Nebenalkaloide der
Chinarinden, Chinidin (Conchinin), Cinchonidin, Cinchonin, Chinium, Chininperlen,
-chokolade und -wein, Berberin, Cocaïn, Cotoin, Paracotoin, Morphium, Codeïn u.s.w.,
Extracte und Tincturen.
Von Otto Hesse, dann auch von Julius v. Jobst sind folgende Alkaloide entdeckt worden: Cotoin,
Paracotoin, Physostigmin, Aspidospermin, Quebrachin, Protopin und Cryptopin. Um die
Ausarbeitung der Alkaloidgewinnungsmethoden haben sich ausser den Herren J. v. Jobst und O. Hesse
die Herren G. Kerner und A.
Weller besondere Verdienste erworben.
Die Firma stellt aus:
Chinin, bisulfuricum, Chinin, ferrocitricum, Chinin, hydrobromicum, Chinin.
hydrochloricum, Chinin. salicylicum, Chinin. sulfuricum, Chinin, valerianicum,
Cinchonidin. sulfuricum, Cinchonin. hydrochloricum, Cinchonin. sulfuricum, Chinidin.
sulfuricum, Cocaïn. hydrochloricum, Cotoin, Paracotoin, Arecolin. hydrobromicum,
Benzoylpseudotropeïn. nitricum, Chinin, glycyrrhizinicum, Chinin, hydrochloricum
sesquihydratum, Chinin, lacticum, Chinin. metacresotinicum, Chinin.-Hydrochinon.
hydrochloricum neutrale, Chinin.-Hydrochinon. sulfuricum acidum, Chinin.-Orcin.
sulfuricum neutrale, Chinin.-Phenol. hydrochloricum acidum, Chinin.-Phenol,
hydrochloricum neutrale, Chinin.-Phenol. sulfuricum acidum, Chinin.-Phenol.
sulfuricum neutrale, Chinin.-Pyrocatechin. sulfuricum acidum, Chinin.-Resorcin.
hydrochloricum neutrale, Cinchol, Cinchonidin. semiphenylicum, Cinchonidin.
sesquiphenylicum, Cinchonidin.-Phenol, hydrochloricum neutrale, Cinchonidin.-Phenol.
sulfuricum neutrale, Cinnamylcocaïn. hydrochloricum, Cinnamylcocaïn. purum, Cocaïn.
hydrojodicum, Cocaïn. nitricum, Cuprein, sulfuricum, Cupreïn.-Pyrocatechin.
sulfuricum acidum, Hydrochlorcinchonin. bihydrochloricum, Hydrochlorcinchonin.
bihydrojodicum, Hydroconchinin, Hydrocoton (Trimethylphloroglucin), α-Isocinchonin. bihydrojodicum, β-Isocinchonin. hydrochloricum, Palmityl-β-Amyrin.
30) A. Wassmuth und Co. in Barmen.
Die Fabrik wurde 1887 gegründet und begann mit der Herstellung des D. Rüger'schen Natrium chloroborosum. Ausser jenem
Antisepticum bereitet die Fabrik noch eine Anzahl anderer Conservirungsmittel, so
den Barmenit, Butyrin u.s.w.
Die Firma stellt diese, Substanzen aus.
31) A. Wassmuth und Co. in Ottensen.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 75 Arbeiter.
Die Firma bereitet Apothekerartikel.
Ausgestellt sind: Creolin, Lysol u.s.w.
32) Friedr. Witte in Rostock.
Arbeitskräfte: 1 Inhaber, 4 Chemiker, 48 Arbeiter.
Betriebskräfte: 2 Dampfkessel mit 52 , 2 Dampfmaschinen mit 20 ,
Drahtseilbahn.
Die Fabrik verarbeitet Droguen, Schweine- und Kälbermagen, Fibrin und Producte der
Theerdestillation und erzeugt: Extracte, Benzoesäure und Benzoate, Chrysarobin,
Ergotin, Jalappen- und Scammoneumharz, Lamellenpräparate, Eisenpepton und Pepton,
Labpulver (1 : 300000), Crotonöl, Muskatöl, Pancreatin, PepsinDie Herstellung von Pepsin geschieht wie folgt:
Die drüsige Hälfte der Schweinemagenhaut wird abgelöst, in einer
Schneidmaschine zerkleinert, kalt mit Wasser ausgelaugt und die Flüssigkeit
„osmosirt“. Die Peptone gehen dann durch die Membran, Pepsin
dagegen nicht. Die pepsinhaltige Flüssigkeit wird in schwach erwärmten
Räumen auf Glasplatten in dünner Schicht gegossen, getrocknet und
gemahlen., reine Xylole und Xylenole und andere wissenschaftliche
Präparate. Der jährliche Productionswerth beläuft sich auf 500000 M. Die Firma wurde
1856 von dem Besitzer der Hirsch-Apotheke in Rostock, Friedrich Witte, gegründet. Nach dem 1862 erfolgten Verkauf der Apotheke
wurde die Fabrik auf einem erworbenen Grundstück neu errichtet und selbständig
betrieben. Die Entwickelung war, da kleine Mittel zur Disposition standen, eine
langsame. Anfang der 70 er Jahre gelang der Firma zuerst die Herstellung eines sehr
wirksamen Pepsins und sehr schöner Coffeïnpräparate, wodurch der Ruhm der Firma in
weiteren Kreisen bekannt wurde und den Aufschwung der Fabrik veranlassten. Ein
Erfolg war auch die Aufnahme der Herstellung eines für die Milchwirthschaft von
grösster Bedeutung gewordenen Labpräparates. 1888 errichtete die Firma zur
Herstellung wissenschaftlicher Präparate eine zweite Fabrik zu Bramow bei
Rostock.
Die Firma stellt aus:
Chemische und pharmaceutische Präparate, Pepsin u.s.w., wissenschaftliche Präparate,
dann eine Sammlung von 200 Präparaten der aromatischen Reihe.
Frankreich.
1) Adrian et Cie. in Paris.
Ausstellung pharmaceutischer Präparate.
Eisenphosphat, Lithiumcitrat, Cobaltcitrat, Kalksaccharat, Jodkalium, Soda,
Bromnatrium, Bromkalium Salmiak, Jodmagnesium, Bromstrontium, Diastase, Pancreatin,
Pepsin, Quassin (amorph und cryst.), Apiol, Creosol, Terebin, Terebinsäure,
Bichlorhydrat des Terebins, Terebentin von Berthelot,
Terebinmonohydrat, Terpinylen, Terpinen, Terpineol, Eucalyptol, Guajacol,
Benzonaphtol, Dijodthymol (Aristol), Atropin, Chromchlorid, valeriansaures Zink,
valeriansaures Ammon, Benzoësäure, Kupferlactat, Calciumpyrophosphat,
Calciumbenzoat, Hippursäure, hippursaures
Calcium, bernsteinsaure Magnesia, Bromstrontium, Cocaïnchlorhydrat, Eserin,
Pilocarpinnitrat, Berberin-, Hydrastin-, Cotoïn-, Eucalyptol-, Absynthin-, Cytren-,
Myrtensalze, Picropodophylin-, Digitalin-, Spartein-, Asparagin-, Solanin-,
Arbutin-, Cicutin-, Convallamarin-, Strophanin-, Xanthopuccin-, Picrotoxinsalze.
Sehr gute Ausstellung.
2) Boude et fils in Marseille.
Ausstellung von Rohschwefel, Schwefel in Stangen, Blöcken, Blumen.
3) Ch. Buchet, Pharmacie central de France, in
Paris.
Pharmaceutische Präparate.
Salipyrin, Eisenphosphat, Jodquecksilber, Dermatol, Veratrin,
Benzoësäurenaphtoläther, Aristol, Jodoform, Emetin, Caseïn, Chrysophansäure,
Jodquecksilber, Eisencitrat, Picrotoxin, Wismuthsalicylat, Wismuthsubnitrat,
Nicotin, Cicutin, Hypnal (Chloralantipyrin), Milchsäure, Eucalyptol, Bromkalium,
Apiol, phosphorsaurer Kalk, Extrait sec d'écorces d'oranges amères, Bromhydrat des
Cicutin, Arbutin, Kampfersäure, Erythrin, Jodpiperin, Quassin, Acetanilid, Cocaïn,
weinsteinsaures Kali, Chinineisenchlorhydrat und Jodhydrat, salpetersaures
Pilocarpin, Natriumeisenpyrophosphat, Asparagin, Atropin, Digitalin,
Strychninjodhydrat, Guaranin, Bromkampfer, salzsaures Chinin.
4) Chassaine et Cie. in Paris.
Pepton, Pepsin, Diastase, Pancreatin, Calciumbiphosphat.
5) Darrasse frères et Landrin in Paris.
Ausstellung pharmaceutischer Präparate:
Brom- und Jodkalium, Menthol, gallussaures Wismuth, Jodoform,
Benzoesäurenaphtoläther, Bromkampfer, Kermes, Chrysophansäure, Terpen, Jodthymol,
Bromstrontium, salpetersaures Wismuth, Wismuthsubnitrat, Jod. Ferner Apiol,
Bromäthyl, Guajacol, Kampfer, Benzaldehyd, Chinin, Eucalyptusöl, Caseïn,
Cantharidin, Atropin, Aconitin.
6) Goignet et Cie. in Paris-Lyon.
Ausstellung von Phosphorkupfer, Phosphor in Stangen und amorph.
7) Le Nikel, Soc. anonyme in Paris, mit Werken in Havre,
Iserlohn, Birmingham, Glasgow.
Kapital: 12720000 Francs.
Ausstellung von Nickel- und Kobaltsulfat nebst Sammlung von Nickelerzen, Metall und
Fabrikaten.
8) Rigaud et Chapoteau in Paris.
Ausstellung chemischer und pharmaceutischer Präparate.
Strontiumnitrat, -sulfat, -phosphat, -lactat, -bromid, -jodid,
Natriumeisenpyrophosphat, Pepsin.
Alkaloide des Leberthrans:
Amylaminbitartrat, -chlorhydrat, -bromhydrat,
Hydrotoluidinbitartrat,
Oxycollidinchlorhydrat,
Morrhuin und dessen Salze.
Eigenartige Sammlung.
9) Société du traitement des Quinquinas in Paris.
Ausstellung von Chinin, Cinchonin und deren Salzen.
a) Chinin, Chininsulfat, -acetat, -valerianat, -lactat, tannat, -benzosulfonat,
-tartrat, -formiat, -jodhydrat, -chlorhydrat, -citrat, -succinat, -salicylat,
-nitrat, -picrat, -bismuthat;
b) Cinchonin, Cinchoninsulfat, -chlorhydrat, -citrat, -tartrat;
c) Cinchonamin und dessen Chlorhydrat;
d) Cupreïn, Cupreïnsulfat, -tartrat.
Grossbritannien.
1) Lewis Berger and Sons Ltd. in London.
Ausstellung von Alaun, Kupfervitriol, gelbem und rothem Blutlaugensalz.
2) Alfred Bishop and Sons Mfg. chemists in
Specksfield.
Ausstellung von Brausepulverpräparaten.
(Caffeïn-, Lithium-, Glaubersalz-, Magnesia-, Natriumsalicylat-, Phenacetin-,
Pepsin-, Strychnin-, Chininpräparate.)
3) Ness and Co. in Darlington.
Ausstellung von Thymocresolpräparaten.
4) Patent Borax Co. in Birmingham.
Ausstellung von Tinkal, Borax, Borsäure und Borsäurepräparaten.
5) F. and H. Smith and Co. Mfg. chemists in London.
Ausstellung von:
Theïn, Lithiumcarbonat, Caffeïn, Salicin, Jalapin, Piperin, Codeïnphosphat, Meconin,
Morphinnitrat, -sulfat, Narcotin, Morphintartrat, Meconsäure, Papaverin, Narceïn,
Aloin, Ergotin, Scammoni- und Jalapharz.
Ausstellung mit originellen Präparaten.
Japan.
1) Sumitomo Camphor Refining Co. in Kobe.
Ausstellung von raffinirtem Kampfer.
2) Japan Camphor Co. in Kobe.
Ausstellung von Kampferpräparaten durch Gribble and Nash
in New York.
3) H. Kokubu in Isawambra.
Calomelpräparate in japanesischen Formen.
Russland.
1) Chemische Fabrik Tentelew in St. Petersburg.
a) Ausstellung von chemischen Präparaten.
Kupfervitriol, Natriumsulfat, Kaliumsulfat, Eisenvitriol, Ammonsulfat,
Thonerdesulfat, Alaun, Thonerdeacetat, Thonerdehydrat, Sodiumaluminat, Eisennitrat,
Bleinitrat, Bleisuperoxyd, Chlorzink, Salmiak, Chlorkalk, Ammoniak, Eisenroth.
b) Aether, Chloralhydrat, Chloroform, Tannin. (Beste russische Sammlung.)
2) Chemische Fabrik P. K. Oushkoff und Co. in
Moskau.
Fabrik 1850 gegründet.
Ausstellung chemischer Präparate.
Natriumsulfat, Thonerdesulfat, Alaun, Eisensulfat, Kupfersulfat, Natronhydrat,
Natrium- und Kaliumbichromat, Chromalaun, chromsaures Natron.
3) Gebrüder Bröemme in St. Petersburg.
Buttersäureisobutylester, Buttersäureäthylester, Essigsäureisobutylester,
Salicylsäuremethylester.
4) A. Köhler und Co. in Moskau.
Ausstellung chemischer und pharmaceutischer Präparate.
Schwefelsäure, Salzsäure, Kaliumsulfat, Kupfersulfat, Eisenvitriol, Kaliumoxalat,
Oxalsäure, Natriumnitrat, Silbernitrat, Kali- und Natroncarbonat, weinsaures Kali
und Natron, Kali, Bleiacetat, pyrophosphorsaures Natron, Natriumacetat,
Natriumbenzoat, Chlorkalium, Bromnatrium, Zinksulfat, Quecksilberchlorid,
Hydrargyrum amidato-bichloratum, Magnesiumcitrat, Natriumsulfat, Zinkacetat,
Wismuthsalicylat, Quecksilberoxyd, Quecksilberjodid, Chinin- und Coffeïnsalze, Terpen,
Acetanilid.
5) Chemische Fabrik A. Reinhertz in St. Petersburg.
Chemische und pharmaceutische Präparate.
6) Alexander Pohl in St. Petersburg.
Stellt chemische Präparate aus.
(Fortsetzung folgt.)