Titel: | Bréguet's Stationsrufer. |
Autor: | Ed. Z. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 109 |
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Bréguet's Stationsrufer.
Mit Abbildungen.
Béguet's Stationsrufer.
In wesentlich anderer Weise als H. Wetzer (vgl. 1892 283 * 38 und 1893 288 * 17)
hat das Haus Bréguet in Paris die Möglichkeit zu
beschaffen versucht, dass irgend eine von mehreren in eine Telegraphenlinie
eingeschalteten Stationen eine bestimmte andere rufe, ohne dass zugleich die übrigen
Stationen gerufen werden. Die dazu verwendeten Apparate sind seit mehreren Jahren
bei den französischen Eisenbahnen im Gebrauch und bewähren sich ganz gut.
Der eigentliche Rufer ist nach Lumière Électrique, 1893
Bd. 49 * S. 405, eine Art Zeigertelegraph. Das Zifferblatt desselben enthält ausser
einer der Anzahl der Stationen (z.B. 13) entsprechenden Anzahl von Feldern deren
noch zwei; das auf 13 folgende trägt die Inschrift „besetzt“, das letzte das
Wort „frei“. Das Steigrad besitzt dem entsprechend 15 Zähne. Jede
Rufstromgebung in der Telegraphenlinie veranlasst die Sendung eines Localstromes
durch den Elektromagnet des Zeigertelegraphen in allen Stationen, und in Folge
dessen rückt der auf das Steigrad wirkende Ankerhebel des Elektromagnetes den Zeiger
um ein Feld weiter. Will nun z.B. eine Station die Station 6 rufen, so schickt sie
durch 6 maliges Drücken auf ihren Druckknopf 6 Ströme in die Linie; dadurch rücken
alle Zeiger, welche bisher auf „frei“ standen, auf das Feld 6, und in der
Station 6 schliesst ein aus dem Steigrade vorstehender Stift, welcher jetzt mit
einer Contactfeder in Berührung gekommen ist, den Strom einer zweiten Localbatterie
dauernd durch den Wecker. In den Steigrädern der anderen Stationen nehmen die
Contactstifte eine andere Stelle ein, der Nummer der Station entsprechend, und
deshalb kann in keiner anderen Station die Klingel dauernd läuten, wohl aber thut
sie dies während des Umlaufes des Zeigers in jeder Station einmal vorübergehend,
nämlich während in ihr der Stift an der Feder vorbei gleitet.
Hat die Station 6 den Weckruf vernommen, so drückt sie noch so vielmal (8 mal) auf
ihren Druckknopf, dass alle Zeiger auf „besetzt“ rücken. Alle Stationen
wissen jetzt, dass zwei Stationen mit einander in Verkehr getreten sind; am Schluss
aber entsendet die eine der beiden Stationen noch einen Strom, um die Zeiger in
allen Stationen wieder auf „frei“ zurückzuführen.
Die Gesammtanordnung für eine Telephonlinie L1L2 mag mit der durchsichtigen Skizze Fig. 1 erläutert werden.
Hier ist in jeder Station bei n ein Draht von L1L2 zur Erde E abgezweigt. Derselbe durchläuft zunächst den
Elektromagnet eines Relais R, geht dann an die Achse
des metallenen Hebels h und von der Contactschraube q nach der Achse des selbsthätigen Telephonumschalters
H und bei dessen Ruhelage über r, v nach E. Wenn man auf
den Druckknopf drückt, so wird der Hebel h von q an c gelegt und
schliesst die Batterie B; der eine Batteriepol
liegt ja über v an Erde E, der andere wird jetzt durch R hindurch mit
L1L2 verbunden, in allen
anderen Stationen geht daher ein Stromzweig von n durch
das Relais R nach h, q, H,
r zur Erde E und alle Zeiger rücken um ein
Feld weiter, weil der Ankerhebel von R einen Localstrom
durch den Elektromagnet des Rufers sendet. Hat die zu rufende Station den Ruf
vernommen und ihn damit beantwortet, dass sie alle Zeiger auf „besetzt“
weiter rücken macht, so nehmen die rufende und die gerufene Station ihre Telephone
von H ab und schalten dadurch beim Emporgehen des
Hebels H an den Contact d
diese und die Mikrophone in der sonst üblichen Weise ein.
Sowohl zwischen L1 und
n, wie zwischen n und
L2 wird einer der
in Frankreich üblichen Blitzableiter eingeschaltet, welcher zwei mit Spitzen in
grösserer Zahl versehene Platten enthält, von denen die eine mit der Leitung L1L2, die andere mit der
Erde E verbunden ist.
Für Morse-Telegraphenstationen fällt die Schaltung etwas verwickelter aus; sie lässt
sich mit der vereinfachten Skizze Fig. 2 erläutern. Für
gewöhnlich liegt in allen Stationen der Hebel u des
Kurbelumschalters U auf dem Contacte W und stellt so einen Stromweg aus L1 über d, W, u, die beiden Hebel des Rufstromsenders Q und das polarisirte Relais R nach L2
her. Will die Station telegraphiren, so stellt sie den Arm u von W auf N
und schaltet so den Morse-Taster T und das Relais R1 über N, u, v in die Linie L1L2 ein. Zwischen L1 und d ist ein
Galvanoskop eingeschaltet.
Textabbildung Bd. 290, S. 109Breguet's Stationsruter. Will eine Station eine andere – z.B. wieder die Station 6 – rufen, so
drückt sie 6 mal auf ihren Rufknopf und legt dadurch 6 mal die beiden Hebel des
Senders Q von den unteren Contacten an die oberen und
entsendet 6 Rufströme von der Batterie B über y und R in L2 und über x, W und d in L1. Die polarisirten Relais R sprechen in allen Stationen an, bringen wieder durch Localströme der
jetzt in s1, s2 geschlossenen
Batterie b alle Zeiger auf das sechste Feld und
schliessen bloss in der Station 6 den Strom der Batterie b in k1k2 dauernd durch die
Rufklingel; nach der a. a. O. gegebenen Stromlaufskizze lässt sich übrigens in jeder
Station mittels eines Umschalters nach Belieben eine Tagklingel oder eine
Nachtklingel einschalten. Die gerufene Station 6 bewegt nun wieder mittels ihres
Rufknopfes alle Zeiger auf „besetzt“ und die rufende und die gerufene Station
stellen ihre Umschalter U auf N, worauf beide zum Telegraphiren bereit sind. Wenn aber jetzt eine von ihnen
ihren Morse-Taster T auf den Arbeitscontact a niederdrückt, so sendet die Batterie B den Telegraphirstrom von y aus in den Leitungszweig L1 und von x aus über
v und B in den Zweig
L2: die
Telegraphirströme haben also eine andere Richtung als die Rufströme, und die
ersteren mit durchlaufenem Relais E sprechen deshalb
nicht auf sie an, bewegen daher auch die Zeiger nicht. Dagegen schliesst jetzt das
Relais R1 der
empfangenden Station die Localbatterie b in m1, m2 durch den Morse,
welcher demnach die ankommenden Zeichen niederschreibt. Nach Beendigung des
Telegramms werden in den beiden Stationen die Kurbeln der Umschalter U wieder auf W gestellt
und die Zeiger auf „frei“ weitergeführt.
Es ist a. a. O. ausgesprochen, dass bei der Schaltung nach Fig. 1 das Gespräch
zweier Stationen von den übrigen nicht mitangehört werden könne; dies ist indess,
sofern nicht etwa zu dem Zwecke noch besondere Vorkehrungen getroffen sind, nicht
der Fall, weil doch jede Station durch Abnehmen ihres Telephons vom Haken H dasselbe in die von n
nach E laufende Abzweigung der Linie einschalten kann.
Wohl aber wird es nicht schwer halten, während der Stellung des Zeigers auf
„besetzt“ die Abzweigung hinter R unter
Ausschluss des Telephons und des Ruftasterhebels h
unmittelbar an Erde E zu führen. Aehnlich verhält
sich's auch bezüglich der Schaltung nach Fig. 2, wo auch jede
Station jederzeit je nach der Stellung des Armes u
Ströme von Q bezieh. von T
aus entsenden, sowie die ankommenden Zeichen mitlesen kann.
Zum Schluss mag noch darauf hingewiesen werden, dass der Grundgedanke dieses
Stationsrufers sich bereits in dem 1849 in Oesterreich patentirten, zur Benutzung
neben den damals bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Gebrauch stehenden Bain-Ekling'schen Nadeltelegraphen bestimmten
Stationsrufer von A. Schefczik in Wien findet, den ich
u.a. auch in dem geschichtlichen Ueberblicke über die Stationsrufer in den Technischen Blättern, 14. Jahrg. 4. Heft, kurz
beschrieben habe. Noch grösser ist seine Verwandtschaft mit dem auf belgischen und
französischen Bahnen benutzten Stationsrufer des Belgiers A.
A. Daussin de Nalinne, welcher 1865 in England unter Nr. 910 patentirt
worden ist.
Ed. Z.