Titel: | G. Kesel's elektrische Thurmuhren für Wechselstrombetrieb. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 8 |
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G. Kesel's elektrische Thurmuhren für Wechselstrombetrieb.
Mit Abbildungen.
G. Kesel's elektrische Thurmuhren für
Wechselstrombetrieb.
In den von ihm gelieferten elektrischen Uhren für Wechselstrombetrieb gibt Georg Kesel in Kempten, Bayern,
dem polarisirten Anker des Elektromagnetes die Form eines Ringes und benutzt
denselben unmittelbar zur Verrichtung der erforderlichen Arbeit bei den Strom
wechseln.
In Fig. 1 ist eine solche Thurmuhr mit Stunden- und
Viertelstunden-Schlagwerk abgebildet, in Fig. 2 das
Auslösewerk einer Thurmuhr.
Bei Einzeluhren wird bloss ein einspuliger Stabelektromagnet angewendet, bei
grösseren Uhranlagen dagegen zwei Elektromagnete und zwei permanente Ringmagnete,
wodurch die Kraftäusserung besonders bei Nebenuhren mit grössten Zifferblättern eine
wesentlich vollkommenere ist und auch den Spulen der entsprechende Widerstand, der
für einen günstigen Betrieb erforderlich ist, gegeben werden kann.
Textabbildung Bd. 290, S. 8
Fig. 1.Kesel's elektrische Thurmuhr.
Jede Uhr erhält die Angaben des Widerstandes der Spulen und
den Stromverbrauch beigefügt.
Für das Gangrad der eventuell vorhandenen Thurmuhr wird ein Zwischenrad c mit entsprechender Verzahnung eingesetzt, das mit dem
Trieb in den meisten Fällen in das Bodenrad eingreifen kann. Dieses Zwischenrad c greift ferner in einen Trieb des Windfanges t ein, welcher auf seinem vorderen Ende die Hemmklaue
g trägt, der Radkranz c aber, oder auch eine besonders angebrachte Scheibe trägt vier
Stahlstifte l. Während also dieses Rad c eine Umdrehung macht, soll der Minutenzeiger der Uhr
um 4 Minuten fortrücken; sollte das Rad je nach Bau der Thurmuhr den Zeiger z.B. um
6 Minuten bei jeder Umdrehung fortrücken lassen, so müssten einfach sechs Stifte l angebracht werden.
Textabbildung Bd. 290, S. 9Fig. 2.Kesel's elektrische Thurmuhr. Das ganze Auslösewerk ist auf der Platte K
angebracht. Auf ihr ist zunächst der Elektromagnet b
bezieh. zwei Elektromagnete aufgeschraubt. Jeder Elektromagnet endigt in einen
Polschuh m; dieser trägt einen durchgehenden, aus den
beiden Seitenflächen vortretenden beweglichen Stift mit Messingköpfen, welcher den
jeweiligen Anprall des ringförmigen, drehbaren Magnetes a auffängt, so dass das Werk vollständig geräuschlos arbeitet. Der
permanente Magnet a ist mit seinen Endzapfen in der
Brücke r gelagert; aus seiner Stirnfläche steht ein
Stift u vor. In der Brücke s ist der Hebel i gelagert, welcher am Ende
ein verschiebbares kleines Gewicht trägt; die Achse des Hebels i ist zur Hälfte abgefeilt und bietet in der
gezeichneten Stellung der Klaue g einen Anschlag. Am
vorderen Ende des Hebels i ist eine vorspringende
gehärtete Stahlplatte e angeschraubt und ein Stahlstift
w eingesetzt, welcher mit dem Sperrkegel o in Eingriff kommen kann. Dieser Sperrkegel dreht sich
mit seiner Achse im Bügel f und wird für gewöhnlich von
der regulirbaren Stellschraube h mittels einer Feder
zurückgezogen, bis er mit seinem unteren Arme sicher am Anschlagstift n ruht; etwas über der Mitte des oberen Armes hat der
Sperrkegel eine bauchige Form, k und z sind isolirt auf K
aufgeschraubte Klemmen für die von der Normaluhr kommenden, die Ströme zuführenden
Leitungsdrähte. Die reibenden Theile sind alle gehärtet, die Eingriffe sehr
tief.
Die Vorgänge spielen sich nun bei diesem Werke in folgender Weise ab.
Der Magnetring a liege in Fig.
2 mit seinem Südpol am Elektromagnetpol; kommt jetzt von der
Normaluhr ein Strom, der den Polschuh des Elektromagnetes ebenfalls zum Südpol
macht, so wird der Südpol des permanenten Magnetes a
mit Kraft abgestossen und der Nordpol desselben kräftig angezogen. Der Ring dreht
sich also und dabei muss der Stift u an der Ausbauchung
des Sperrkegels vorbeigehen und drückt diesen auf kurze Zeit zurück, wodurch der
Stift w des mit Gewicht versehenen Hebels i frei wird; letzterer fällt daher in die punktirt
markirte Lage und gibt an der Schneide t des
Einschnittes seiner Achse die Klaue g frei, das Gehwerk
läuft nun 1 Minute weiter, und einer der Stifte l am
Radkranze c nimmt die punktirte Stahlschneide e des Hebels i mit und
hängt letzteren endlich wieder in den Haken o ein.
Kommt nach 1 Minute ein Strom von entgegengesetzter Richtung, so wird der Magnet a nach der anderen Richtung gedreht und das gleiche
Spiel beginnt von Neuem.
Bei sehr ausgedehnten Anlagen in Städten, wo die in den weiter gelegenen Stadttheilen
eingeschalteten Nebenuhren sehr entfernt von der Normaluhr liegen, verwendet G. Kesel diese Auslösewerke in Verbindung mit einem
Contactlaufwerk, das dann jede Minute von der Normaluhr ausgelöst wird und so den
weiter entfernt gelegenen Uhren aus einer eigenen Batterie die Ströme zusendet, um
dieselben in genauer Uebereinstimmung mit der Normaluhr zu erhalten. Auf diese Weise
wird die Anwendung einer übermässig grossen Batterie vermieden und dadurch die
Contacte der Normaluhr geschont.