Titel: | Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 145 |
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Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 281 S.
241.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
Cincinnati-Fräsemaschine.
Die Cincinnati Milling Machine Comp. in Cincinnati,
Ohio, baut nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 41,
* S. 1, eine Universalfräsemaschine (Fig. 1 und 2), an welcher die Führung des Aufspanntisches und
dessen Schaltungsvorrichtungen beachtenswerth sind.
Der 1194 mm lange und 260 mm breite Tisch erhält Selbstgangbewegung, bis 635 mm Hub,
in jeder Winkelstellung innerhalb 45°. Im Drehstück ist der Tisch mittels
winkelrechter Seitenleisten geführt und vermöge zweier einspringender Längsschienen
am Drehstück gehalten.
Textabbildung Bd. 282, S. 145Fig. 1.Cincinnati-Fräsemaschine. Es ist ferner die Kurbelwelle zum Betriebe der Stützspindel für den
Tischwinkel schräg nach links gelegt, wodurch eine Behinderung der Schlittenspindel
vermieden ist.
Zur Erzielung genauer Einstellungen der Tischtheile sind Theilscheiben an den
betreffenden Lagerstellen vorgesehen, an welchen die auf den Schraubenspindeln
befindlichen Zeiger spielen.
Der 76 mm breite Antriebriemen geht auf eine dreistufige Scheibe, deren grösster
Durchmesser 317 mm beträgt, was mit dem Räderwerk sechs Spindelgeschwindigkeiten
ergibt.
Um aber ferner bei Verwendung von drei Stück Stufenscheiben für die Steuerung die
Anzahl der Schaltungsgrössen von vier auf zwölf zu vermehren, werden zwei getrennte
Riemen in Anwendung gebracht. Indem nun ein Riemen von der Spindel nach der am
Ständerfuss im stellbaren Gabellager befindlichen Stufenscheibe geführt, ein zweiter
aber von dieser nach der Stufen-Scheibe der gelenkigen Steuerwelle geleitet wird,
ist ein dreifacher Wechsel der Riemenlagen möglich.
Textabbildung Bd. 282, S. 145Fig. 2.Cincinnati- Fräsemaschine. Die Theilvorrichtung am Spindelstock ist eine doppelte. Für Einstellungen
bis 40 wird die cylindrische Theiltrommel am Ende der Spindel gebraucht, dagegen für
Einstellungen über 40 die seitliche Theilscheibe, an deren Spindel die im 40zähnigen
Schneckenrade eingreifende Schnecke wirkt. Beim Fräsen von schraubenförmig
gewundenen Nuthen wird diese Schnecke mittels Versatzräder von der Schraubenspindel
des Antriebtisches bethätigt.
Hingegen muss diese Schnecke allemal ausser Eingriff gesetzt werden; sobald
Einstellungen mit der hinteren Theiltrommel durchzuführen sind. Durch diese
Doppeleinrichtung soll vermieden werden, dass bei kleinen Zähnezahlen des
Werkstückes unter 40 die ganzen bezieh. vollen Umdrehungen der Schneckenspindel in
Wegfall kommen, wodurch Irrungen vermieden werden sollen.
Ausserdem besitzt die Spindel eine neue Einrichtung, mittels welcher Einstellungen im
Winkel sowohl rechts als links von der Lothrechten bis zur Wagerechten möglich
werden. Hierdurch ist man in die Lage gesetzt, beim Fräsen links- oder rechtsgängig
gewundener Schneidwerkzeuge den Schnittangriff an die rechte oder an die linke Seite
der Fräse zu legen.
Auch der Reitstock zeigt eine bemerkenswerthe Neuerung in einem doppelten
Spitzenbügel, welcher vermöge eines kleinen Zahnstangentriebwerkes in die
Spitzenlinie eingestellt werden kann.
Eine der beiden Spitzen ist etwas stärker für schwerere Arbeit ausgeführt, und
während der Spitzenbügel durch eine Querschraube am Schlitten eingeklemmt werden
kann, ist dieser nach erfolgter Einstellung in gleicher Weise am Reitstockkörper
festzustellen.
Britannia-Fräsemaschine.
Bei den meisten Universalfräsemaschinen mit langem Aufspanntisch sind die Anordnungen
für die Schaltung desselben mit constructiven Schwierigkeiten verbunden. Gewöhnlich
ist eine doppelt gelenkige, fernrohrartig verschiebbare seitliche Steuerwelle
vorgesehen, die bei ungünstiger Tischlage sehr grosse Ablenkungen in den
Kuppelungsgliedern aufweist, was als Nachtheil empfunden wird.
Neuerdings kommen Winkelwellen in Anwendung, mittels welcher sowohl die Verstellung
des Winkeltisches und des darauf befindlichen Schlittens, als auch bei Durchleitung
eines kurzen Wellstückes durch die lothrechte Schwingungsachse des Drehtisches der
lange Aufspanntisch geschaltet wird.
Textabbildung Bd. 282, S. 146Fig. 3.Britannia-Fräsemaschine. Von der zu diesem Betriebe dienenden langen Schraubenspindel wird
gleichzeitig auch die axiale Schwingungsbewegung des Werkstückes durch Vermittelung
von Versatzrädern und der festgestellten Theilvorrichtung aus abgeleitet.
Wenn aber für gewisse Arbeitszwecke ein verhältnissmässig kurzer Aufspanntisch in
langem Kreuzschlitten ohne Drehverstellung zureichend ist, so kann der
Schaltungsbetrieb vereinfacht werden.
Eine ganz eigenthümliche Anordnung des Steuerungsbetriebes zeigt nach Iron, 1889 Bd. 34 * S. 331, die Fräsemaschine der Britannia Comp. in Colchester.
An der rechten Seite der Schlittenplatte lagert ein Schneckentriebwerk, an dessen
Schneckenwelle eine dreiläufige Stufenscheibe unmittelbar angebracht ist.
Um nun sowohl auf die verschiedenen Hochstellungen des Tischwinkels als auch auf die
veränderliche Lage der Schlittonplatte, sowie endlich auf die nöthige Riemenspannung
Rücksicht nehmen zu können, wird der Riemenbetrieb von der am Ständerfuss laufenden
Steuer welle durch Benutzung zweier Leit- und Spannrollen in der Weise
bewerkstelligt, dass der von der oberen Stufenscheibe ablaufende Riemen unter
eine der beiden äusseren Leitrollen, alsdann über die mittlere Triebrolle und im
weiteren Verlaufe wieder unter die andere Leitrolle sich legend, an die
Stufenscheibe aufläuft. Weil aber der Schlitten sich vor bewegt, so werden dieser
Verstellung gemäss diese drei Riemenrollen eine entsprechende Breite erhalten
müssen.
Zudem sind beide Leitrollen durch Verlegung ihrer Zapfen in Lagerschlitzen bequem
stellbar, wodurch dem Betriebsriemen jede gewünschte Spannung ertheilt werden
kann.
Kempsmith-Fräsemaschine.
Um die bereits früher erwähnten Uebelstände, welche einer unmittelbar an den Aufspanntisch angelenkten Steuerwelle anhaften,
wenn auch nur zum Theil zu beseitigen, ist dieselbe an den unteren Schlitten
angesetzt.
Von dieser aus findet nach American Machinist, 1890 Bd.
13 Nr. 44, bei der Universalfräsemaschine (Fig. 4)
der Kempsmith Machine Tool Comp. in Milwaukee,
Wisconsin, die Steuerung des Aufspanntisches durch Vermittelung der in Fig. 5 bis 9 besonders dargestellten
Theile aus statt.
Textabbildung Bd. 282, S. 146Fig. 4.Kempsmith-Universalfräsemaschine. Am Tischwinkel a gleitet vermöge der Spindel
b der Schlitten c,
welcher ein cylindrisches Mittelstück d trägt, an
welchem die Tischführung e mittels feinen Gewindes
angeschraubt ist. Hierdurch entsteht ein Drehtheil, zwischen welchen der Schlitten
c eingeklemmt ist. Damit aber derselbe in jeder
Winkellage festgestellt werden kann, ist ein in Fig. 8 im Grundriss
dargestellter Klemmring f vorgesehen, der sich zwar an
die runde Schrägleiste des Mittelstückes d anlegt,
vermöge einer Doppelschraube g aber von aussen bequem
angespannt werden kann. In Folge der Seitenschrägung entsteht während des Klemmens
eine axial gerichtete Kraftcomponente, welche den Drehtheil mit der Tischführung e an den Schlitten c
drückt und derart die Winkeleinstellung sichert.
Längsseits im Tisch h lagert eine mit Keilnuth versehene
Spindel i, an deren freiem Ende neben der Handkurbel
k die Versatzräder für den Rundbetrieb des
Werkstückes aufgesetzt werden.
Betrieben wird die Spindel i durch ein Winkelradpaar l, während dieselbe gleichzeitig in zwei Muttern m einsetzt, von denen eine fest in der Tischführung e, die andere in einem gewissen Abstande verschiebbar
angeordnet ist. Zwischen beiden ist eine Stahldrahtfeder eingeschlossen, welche nur
dann
zur Wirkung gelangt, wenn sich ein todter Gang in der festen Mutter gebildet
hat, wodurch eine sanfte Umsteuerung erreicht wird.
Der von dem Hauptspindelstock der Maschine (Fig. 4)
abgeleitete Schaltungsbetrieb wird durch eine doppelte Riemenscheibe an der Spindel
auf eine Stufenscheibe am Gestellfuss und von hier aus im sechsfachen Wechsel auf
die doppeltgelenkige Steuerwelle n an der linken
Gestellseite übertragen.
Textabbildung Bd. 282, S. 147Kempsmith-Fräsemaschine. An der Unterseite des Schlittens c ist nun
ein Lagerkasten o angeschraubt, in welchem das gerade
Endstück der Steuerwelle n läuft. Ein
Kegelradwendetriebwerk wird ferner durch den Griffknopf p eingestellt, dasselbe wirkt auf die mittlere Kuppelungshülse ein,
wodurch die im festen Lagerkasten o laufende Welle q in Rechts- oder Linksdrehung bethätigt werden
kann.
Um die Lageraugen dieser Welle q schwingt ein Lage
kästen r, welcher durch den Hebel s1 bezieh. durch den an
dessen Welle aufgekeilten Hebel s2 (Fig. 7) gehalten
wird.
Sobald aber ein Ausschwingen dieser Theile erfolgt, tritt auch die in diesem
Lagerkasten r laufende und vermöge eines Stirnradpaares
u betriebene Schnecke o aus dem Eingriff mit dem Schneckenrade w,
welches mit den Winkelrädern l durch eine Rohrwelle in
Verbindung steht.
Dagegen ist durch diese Rohrwelle, welche selbstverständlich die geometrische
Schwingungsachse der Tischführung e sein muss, die
Ausrückvorrichtung in folgender Weise durchgeleitet.
Ein in der seitlichen Spannuth des Tisches eingestellter Anschlagstift x1 wirkt auf einen
Schieber x2 (Fig. 9), der als
Zahnstange ausgebildet, ein entsprechendes Getriebe y1 verdreht, wodurch ein kleiner
Druckhebel y2 auf den
durch die Rohrwelle geführten Stift drückt. Dieser wird gegensätzlich durch den
Federhebel z (Fig. 6) gehoben. Wenn
aber am Hubende des Tisches in Folge Anschlages von x
der Hebel y und dadurch der Stift und der Hebel
z niedergedrückt wird, löst dieser durch Hebung
eines Klinkhebels t den Ausrückhebel s aus, wodurch der Eingriff zwischen Schnecke und
Schneckenrad aufgehoben bezieh. der Stillstand der Schaltbewegung herbeigeführt
wird.
Während das Spindelstöckchen am Tisch ausser der vollkommen ausgebildeten Schere für
die Versatzräder nichts Neues aufweist, zeigt der Reitstock mit seitlicher
Plattenspitze und Klemmkörper eine von der gewöhnlichen um so abweichendere
Form.
Ebenso ist die Umkehrung der Stufenscheibe für den Hauptantrieb in der Absicht
ausgeführt, um dadurch eine Tieferlegung des Klemmauges für den Gegenspitzenhalter
am Spindelstock zu erhalten.
Diese 990 k schwere Maschine besitzt eine Hochstellung des Winkeltisches von 375 mm,
eine Schlittenverschiebung von 150 und eine Tischverschiebung von 608 mm, während
hierauf Werkstücke von 400 mm Länge und bis 256 mm Durchmesser Bearbeitung finden
können.
Die im 870 mm langen Tisch lagernde Bewegungsspindel besitzt 59 mm Durchmesser. Für
jede Umlaufszahl der Fräsespindel, welche für Fräsewerkzeuge von 15 bis 125 mm
Durchmesser passend abgestuft sind, stehen sechs Schaltgeschwindigkeiten zur
Verfügung, während für den Rundbetrieb des Werkstückes ein Umlauf desselben auf 33
mm bezieh. ein Drittel Umlauf auf 1000 mm Tischschaltung ansteigend entfallen
kann.
Kendall und Gent's Fräsemaschine.
Textabbildung Bd. 282, S. 147Fig. 10.Kendall und Gent's Fräsemaschine. Soweit aus dem nach Engineer vom 27. December
1889 beigegebenen Schaubilde zu entnehmen ist, bietet unter den Nebenvorrichtungen
dieser schweren Universalfräsemaschine der Reitstock Beachtenswertes dar, indem die
Spitze desselben befähigt ist, Winkelstellungen einzunehmen, ähnlich wie es beim
Spindelstöckchen der Fall
ist. Ausserdem ist eine besondere Vorrichtung für den Rundfräsebetrieb
vorhanden.
Fräsemaschine von The States Machine Company.
Von diesem in Newark, N. J., befindlichen Werk wird nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 11 * S. 5, eine Rund fräse Vorrichtung
und ein mit Theilwerk versehener Universaltisch angewendet, die in den Fig. 11 und 12
abgebildet sind.
Ausserdem ist diese Fräsemaschine noch als Bohrwerk ausgebildet, indem sich in die
hohle Hauptspindel eine Bohrspindel schiebt, die vermöge einer Druckschraube bis 325
mm vorgesteuert werden kann.
Die Schaltung wird von einer oberhalb der Hauptspindel lagernden Welle mittels zweier
verschieden stark übersetzender Räderpaare und dreier Stufen Scheiben entweder
mittels einer Gelenkwelle auf die Tischspindel bezieh. auf die
Rundbetriebvorrichtung übertragen, oder es kann die Druckschraube der Bohrspindel
mittels des am Hintertheil sichtbaren Räderpaares für den Bohrbetrieb in Gang
gesetzt werden.
Textabbildung Bd. 282, S. 148Fig. 11.Fräsemaschine der States Machine Co. Die auf den Tisch aufgespannte Rundsteuervorrichtung (Fig. 11) besteht aus einer mittels Schneckentriebwerk
gesteuerten hohlen Querspindel, an dessen freien Enden entweder Spannscheiben oder
die Werkstücke mittels eines Dornes unmittelbar aufgesetzt sind.
Ein im Gehäuse eingeschlossenes Winkelradpaar vermittelt diesen Antrieb von der
Gelenksteuerwelle aus.
Besonders ausgestaltet ist der Gegenspitzenträger, welcher winkelrecht in einem
Klemmauge des 150 mm starken ausschiebbaren Stabes eingesetzt ist.
In diesem werden je nach Bedarf die erforderlichen Lagerbüchsen eingestellt.
Vortheilhaft gestaltet sich die Arbeit mit zusammengesetzten Fräsen, deren Dorne
bis 550 mm Länge erhalten können.
An Stelle der Lagerbüchsen werden beim Bohrbetrieb Führungsbüchsen verwendet, womit
Bohrungen bis 250 mm Durchmesser genau herzustellen gehen.
Textabbildung Bd. 282, S. 148Fig. 12.Fräsemaschine der States Machine Co. Als besondere Neuerung wird der in Fig. 12
dargestellte Universaltisch angeführt, der sowohl eine vollständige Kreisverstellung
durch ein Theilwerk, als auch eine Lagenänderung gegen die Wagerechte
ermöglicht.
J. Royle's Gravirmaschine.
Diese 160 k schwere Gravir- und Fräsemaschine (Fig.
12) leistet in kunstgewerblichen Anstalten, Druckereien und
Metallwarenfabriken gute Dienste.
Nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 16 * S. 5,
besitzt diese von John Royle und Sohn in Paterson, N.
Y., gebaute Maschine einen Bügelständer mit stehender Antriebwelle, welche eine
Fräsespindel mit 6000 bis 8000 minutlichen Umläufen kreisen macht, ferner einen
entlasteten Tisch, welcher feine Höheneinstellung ermöglicht und der vermöge eines
Tritthebels gegen das Werkzeug gehoben werden kann.
Textabbildung Bd. 282, S. 148Fig. 13.Royle's Gravirmaschine. Der Tisch selbst besteht aus einer glatten, wagerechten Kreisscheibe, auf
welcher sich eine viereckige Platte, welche vier Spannklötzchen trägt, frei und
leicht nach allen Richtungen mit der Hand verschieben lässt. Auch die Riemengabel
erhält eine veränderliche Höheneinstellung, um den Betriebsriemen ganz oder
theilweise auf die Antriebscheibe zu verlegen.