Titel: | Ueber Vorspinnkrempeln zur Herstellung geflammter Garne. |
Autor: | Gth. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 7 |
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Ueber Vorspinnkrempeln zur Herstellung geflammter
Garne.
Mit Abbildungen.
Ueber Vorspinnkrempeln zur Herstellung geflammter
Garne.
Zur Herstellung geflammter Garne sind die Vorspinnkrempeln mit Einrichtungen versehen
worden, durch welche das Vliess auf der Krempel mit Fasern oder mit Vliessen,
Vliesstreifen, Bändern oder Vorgarnfäden von verschiedener Farbe und verschiedenem
Material belegt wird.
Ernst Gessner in Aue, Sachsen, stellt unter Verwendung
der Krempel (D. R. P. Kl. 76 Nr. 2274)Vgl. 1880 238 42. geflammte (plattirte)
Garne dadurch her, dass das Fasermaterial auf der Krempel mit andersfarbigen und
anderen Materialien versehen wird, welche in zertheiltem Zustande oder in Form von
Vliessen, Vliesstheilen, Bändern oder Vorgarn continuirlich oder periodisch auf das
Fasermaterial der Krempel aufgetragen werden.
Die Vorrichtung zum wechselweisen Einführen verschiedenfarbiger Fasermaterialien in
die Krempel zur Erzeugung geflammter Garne von Felix
Hellemann in Gummersbach, Rheinprovinz (D. R. P. Kl. 76 Nr. 24025. Fig. 1) bewirkt dieses wechselweise Einführen durch
periodische Bewegung zweier Paare Krempelspeisewalzen, welche durch ein Getriebe in
Umdrehung versetzt werden, das aus Schaltwerken und Kreisexcentern mit verstellbarem
Hub besteht.
Der Antrieb der Speisewalzenpaare ab und a1b1, welchen durch ihre
Zuführtische verschiedenfarbiges Material zugeführt wird, erfolgt durch die
abwechselnde Bewegung der Sperrklinken cc1, welche die Sperräder dd1 und damit auch die mit diesen durch
Zahnradübersetzung verbundenen Speisewalzen periodisch drehen. Die Bewegung der
Sperrklinken wird von den auf der Achse der Kammwalze sitzenden Excentern ee1 abgeleitet, deren
Schubstangen mit den Schwingen ff1, welche auf den Achsen der Sperrräder sitzen,
gelenkig verbunden sind; um die Gelenkbolzen sind zugleich die Sperrklinken
beweglich. Dadurch, dass die Excenter mit ihren Excentricitäten gegen ihre
gemeinschaftliche Achse entgegengesetzt angeordnet sind, dreht immer die eine der
Sperrklinken ihr Rad, während die andere auf ihrem Rade zurückgleitet, ohne dasselbe
mitzunehmen. Besondere Sperrklinken gg1 verhindern ein Rückwärtsdrehen der Sperräder.
Durch Veränderung der Excentricität jedes Excenters lässt sich die Grösse der
Materialzuführung durch die Speise walzen vergrössern oder verkleinern, dadurch
können die Längen, mit welchen die Farben auf dem Garne wechseln, beliebig geändert
werden.
Textabbildung Bd. 282, S. 7Fig. 1.Vorspinnkrempel von Hellemann. Zur Anfertigung geflammter und gesprenkelter Faserblinder werden auf der
Walzenkrempel von Franklin Prosser in Mystic Bridge,
Staat Connecticut, und William Rogers
Wells in Hopkinton, Staat Rhode Island,
Nordamerika (D. R. P. Kl. 76 Nr. 28288. Fig. 2 bis 4), einer Arbeits- oder
Wenderwalze, mittels eines rotirenden Complexes von Speiseapparaten
verschiedenfarbige Faserpartien zugeführt, welche von dieser Walze auf das Vliess
des Tambours übertragen werden. Die Menge der auf die Walze aufzubringenden
Faserpartien kann beliebig geändert werden, so dass hierdurch die geflammten und
gesprenkelten Farbentöne des Vliesses und der aus demselben hergestellten Bänder und
Vorgespinnstfäden mehr oder weniger hervortreten.
Ueber der letzten Arbeitswalze B der Krempel befindet
sich parallel mit dieser die Achse E, welche an den
Enden Scheiben E1
trägt, die einen Satz von vier Bandspulen F aufnehmen,
indem deren Zapfen in den Scheiben E1 gelagert sind; diese Spulen enthalten Bänder von
verschiedenen Farben. Die Drehung der Welle E mit
Scheiben E1 und
Bandspulen F wird durch Scheibe a mittels Riemens a1 und der auf der Tambourachse A1 befindlichen Scheibe a2 bewirkt. Die gebremsten Bandsputen
werden nur durch den Zug der sich abwickelnden Bänder umgedreht. In den Armen b der Scheiben E1 sind die vier Speisewalzen G gelagert, welche ihren Antrieb von einer lose auf Welle E sitzenden drehbaren Hülse H empfangen, die eine der Zahl der Speisewalzen entsprechende Anzahl
Schnurscheiben c trägt. Von diesen werden durch
gekreuzte Schnüre c2
die Speisewalzen G mittels der Schnurscheiben c1 getrieben. Die Hülse
H besitzt am äusseren Ende die conische
Riemenscheibe H1,
welche durch den Riemen H3 von der nach der entgegengesetzten Richtung conischen Riemenscheibe H2, die auf der
Tambourwelle A1
angebracht ist, Drehung erhält.
Textabbildung Bd. 282, S. 8Walzenkrempel von Prosser und Rogers zur Herstellung geflammter
Garne. Durch die Spei se walzen G wird ein Theil der
von den Backen d gehaltenen Spulenbänder in Gestalt von
Fasern abgelöst, und wenn bei Drehung dieser Walzen G
um die Welle E dieselben an der Arbeitswalze B vorbeistreichen, so geben sie die Faserpartien an die
letztere ab, von welcher sie auf das auf dem Tambour A
befindliche Vliess übertragen werden. Da die äusseren Durchmesser der conischen
Riemenscheiben H1 und
H2 den Durchmessern
der Scheiben a und a2 entsprechen, so muss bei der Verschiebung des
Riemens H3 in die
äusserste Stellung nach links (Fig. 3) die Drehungsgeschwindigkeit der Hülse H gleich derjenigen der Welle E sein, es
dreht sich dabei bei einer Drehung der Speisewalzen G
um die gemeinsame Achse E für die bezeichnete
Riemenstellung auch jede Walze nur einmal in entgegengesetzter Richtung wie die
Welle E um ihre eigene Achse. In diesem Falle ist also
die relative Bewegung der Speisewalze gegen ihre Spule gleich Null; es findet daher
keine Abwickelung von farbigem Band statt und die Krempel liefert in üblicher Weise
einfarbiges Vliess. Soll die Einrichtung in Thätigkeit treten, so wird der Riemen
H3 in solcher Weise
verschoben, dass die Hülse H schneller als die Welle
E sich dreht, was eine Abwickelung der Bänder von
den Spulen zur Folge hat. Nach dem Maasse der Verschiebung des Riemens H3 auf den conischen
Riemenscheiben H1H2 richtet sich die
Menge der dem Krempelvliess beizumischenden farbigen Faserpartien. Da die einzelnen
Bandspulen ununterbrochen sowohl um ihre eigene, als auch mit den Speisewalzen um
ihre gemeinsame Drehachse E rotiren, so nimmt die
Arbeitswalze B die verschiedenfarbigen Faserpartien in
regelmässig auf einander folgenden Zwischenpausen von den Speisewalzen ab, um sie
dem Vliess zuzuführen. Der Volant C und Abnehmer D befördern die Vermischung des Vliesses mit den bunten
Fasern.
Auf der Vorspinnkrempel von Franz Sander in Firma Franz Sander und Wilhelm Hoffmann in Mülhausen i. Th.
(D. R. P. Kl. 76 Nr. 44558. Fig. 5 und 6)
wird das Vorgarn für geflammtes Feingespinnst dadurch hergestellt, dass die
Faserschicht der Kammwalze vor ihrer Ablösung und Theilung mit Querlagen farbiger –
in der Farbe von der Farbe des Fasermaterials abweichender – Vorgarnfäden bedeckt
wird, welche letzteren der Kammwalze durch eine selbsthätig wirkende Einrichtung
zugeführt werden. Dieselbe besteht aus einem endlosen Bande E,
welches das Vorgarn auf seiner oberen Fläche absatzweise axial über der
Kammwalze hinwegführt und aus einer Vorrichtung zum Abreissen des geförderten
Vorgarnes und Andrücken desselben an den Beschlag der Kamm walze.
Textabbildung Bd. 282, S. 9Sander's Vorspinnkrempel für geflammte Garne. Auf einem der Zapfen der Kammwalze P ist lose
das theilweise verzahnte Rad R mit daran befestigter
Curvenscheibe C aufgeschoben, denen unabhängig von der
Kammwalze eine besondere Drehung ertheilt wird. Greift hierbei die Verzahnung von
R in das Rad r ein, so
wird dadurch das über die Rollen OO geführte endlose
Band E in der Richtung des Pfeiles (Fig. 6) bewegt, dabei
wickelt das Band von der Vorgarnrolle V mit Hilfe der
Rolle W Vorgarn ab und führt dasselbe längs der
Kammwalze hin. Ist der Anfang des Vorgarnfadens v am
anderen Beschlagende angekommen, so ist auch die Verzahnung von R am Rade r abgelaufen und
das Band E mit dem darauf liegenden Musterfaden steht
still. Bei der Weiterdrehung des Rades R mit der
Scheibe C ist der an letzterer laufende Stift c des Hebels H, welcher
durch die Feder F beständig gegen die Scheibe G gezogen wird, an dem Absatze der letzteren angelangt
und der Hebel H wird nach links gezogen (Fig. 5). Bei dieser
Bewegung des Hebels wird zuerst durch den an seinem Ende befindlichen Stift, welcher
in einem gebrochenen Schlitz der Feder B gleitet, diese
niedergedrückt, und dadurch wird der Musterfaden v
zwischen dem Bande E und der Feder B festgeklemmt. Weiter wird mit dem Vorgehen des Hebels
H auch die an seinem Endzapfen drehbare Bürste b über das Band E
weggeführt und diese nimmt hinter Feder B den Faden v mit und reisst denselben ab. Das abgerissene Stück,
von einer Länge gleich der Beschlagbreite der Kammwalze, wird mit dem von der Bürste
b gefassten Ende gegen den entsprechenden
Beschlagrand der Kammwalze geführt und dort, indem die Bürste durch Anschlagen eines
oberen Vorsprunges an den gebogenen Stift a etwas nach
oben gedreht wird, zwischen die Häkchen des Beschlages eingestrichen. Das so
gefasste Vorgarnende wird auf dem Kammwalzenbeschlag durch eine Druckwalze w festgehalten und das auf dem Bande E liegende Vorgarnstück wird nun von der Kamm walze bei
ihrer Drehung mitgenommen, und dasselbe legt sich auf diese Walze in Form einer
Schraubenlinie auf. Der auf der Kammwalze liegende Vorgarnfaden wird bei dem darauf
folgenden Durchgange durch die Arbeitsstelle des Tambours T mit der Kammwalze etwas verkämmt und die quer liegenden Fasern werden
etwas langgestrichen, so dass dieselben eine gute Verbindung mit den vom Tambour
aufgetragenen Fasern erhalten. Je nachdem das Rad R mit
der Scheibe C
zwei-, drei-, viermal u.s.w. schneller läuft als die Kammwalze, werden bei
einer Umdrehung derselben zwei, drei, vier u.s.w. Farbenstreifen aufgetragen. Die
dargestellte Einrichtung lässt sich mehrfach an der Kammwalze anbringen, um
verschiedenfarbige Vorgarnfäden aufzulegen.
Textabbildung Bd. 282, S. 9Vorspinnkrempel für farbige Garne von Schneider und Finger.Schneider und Finger in Aachen bewirken auf der
Vorspinnkrempel für geflammte Garne (D. R. P. Kl. 76 Nr. 45653. Fig. 7 und 8) die Zuführung der
farbigen Vorgarnfäden. zur Kammwalze mittels eines traversirenden, mit Legewalzen
pp ausgestatteten Fadenführers q. Derselbe erhält seine Bewegung durch den Wagen k, an welchem er befestigt ist, indem dieser Wagen von
dem um die von der Krempel angetriebenen Riemenscheiben ff laufenden endlosen Riemen h mittels an
letzterem befestigten Mitnehmers, welcher in einen Schlitz des Wagens eingreift, von
dem einen Ende der Kammwalze zum anderen bewegt wird. In dem bügelartigen Faden führ
er q sind die Walzen pp
gelagert. Die auf den Hülsen n befindlichen Fäden
(Effectfäden) werden durch Fadenleiterösen und die in den Bügel q gebohrten feinen Löcher zwischen die beiden Rollen
pp auf die Kamm walze geführt und während des Hin-
und Herganges des Wagens k auf der Kammwalze in
gleicher Entfernung wie die in dem Bügel befindlichen Löcher verlegt. Die Walzen pp drücken die Fäden in den Kratzenbeschlag
der Kammwalze in solcher Weise ein, dass die Fäden beim Abkämmen des Vliesses
weder abfallen noch sich verwirren können. Durch die gleichzeitige Drehung der
Kammwalze entsteht eine Reihe schräg auf einander liegender, sich kreuzender
Fäden.
Die Vorspinnkrempel von Eugen Sondermann in Becke bei
Gummersbach (D. R. P. Kl. 76 Nr. 46909. Fig. 9 bis 11) bezweckt die
Erzielung eines Noppen- oder Knotengarnes mit regelmässig vertheilten Noppen oder
Knoten. Dies wird dadurch bewirkt, dass die Zuführung des Effectfadens (Noppen- oder
Knotengarnes) zur Kammwalze mittels eines intermittirend betriebenen Walzenpaares
ab über die volle Breite der Kammwalze zugleich
erfolgt, so dass die Effectfäden auf dem Vliess der Kammwalze parallel und stets
gleich weit von einander entfernt liegen.
Textabbildung Bd. 282, S. 10Vorspinnkrempel mit Zuführung farbiger Noppen von E. Sondermann. Die von der Krempel betriebene Welle w setzt
durch die Riemenscheiben gg1 den endlosen Riemen h in Bewegung, welcher
durch seinen Mitnehmerstift i, der in den Schlitz s des Schlittens K
eingreift, diesen letzteren und mit diesem den Doppelconus d2 von dem einen Ende der Wellen e und f nach dem anderen
Ende bewegt. Dabei wird der von der Rolle F kommende
und von dem Schlitten K mittels der sich drehenden
Walzen kl mitgeführte Effectfaden F zwischen die stillstehenden Walzen a und b gelegt. Kommt nun
der Mitnehmerstift i an das Ende seiner Bewegung nach
der einen Seite, so tritt der betreffende Theil des Doppelconus d2, der von der Welle
e Drehung empfängt, in Berührung mit der
entsprechenden conischen Scheibe d oder d1 und überträgt die
Drehbewegung auf die Welle c und diese auf die Walzen
a und b. Der zwischen
diese Walzen gelegte Effectfaden F wird nun in
seiner ganzen Länge gleichzeitig auf die Mantelfläche des Kratzenbeschlages der
Kammwalze gelegt und kommt auf diese Weise trotz der continuirlichen Drehung der
Kammwalze parallel zur Mantelfläche zu liegen. Der so auf die Kammwalze aufgelegte
Effectfaden wird durch die Walze V fest an den
Kratzenbeschlag der Kammwalze gedrückt. Inzwischen ist der Mitnehmerstift i um die betreffende Riemenscheibe g oder g1 gelaufen und der Doppelconus d2 ist ausser Eingriff
mit der bezüglichen conischen Scheibe d bezieh. d1 getreten. Die Walzen
a und b bleiben wieder
stehen und der aufgelegte Effectfaden wird durch die Drehung der Kammwalze
abgerissen. Hierauf legt der Schlitten K den
zulaufenden Effectfaden wieder zwischen die. stillstehenden Walzen a und b, bis der
Mitnehmerstift i an das andere Ende seiner Bewegung
gelangt, woselbst sich der geschilderte Vorgang in ähnlicher Weise wiederholt. Die
Kammwalze hat sich inzwischen um eine bestimmte Strecke gedroht und entsprechend
dieser Strecke wird der zweite, ein dritter Faden u.s.f. auf das Vliess der Krempel
walze gelegt, wobei die Fäden sämmtlich parallel zu einander und parallel zur Achse
der Kammwalze liegen. Die Umlaufsgeschwindigkeit der den Schlitten K und Riemen h treibenden
Welle w kann beliebig geändert und somit der Abstand
für die parallel zu einander aufzulegenden Effectfaden in gewünschter Weise
eingestellt werden.
Gth.