Titel: | Borscher's Schachtsignal-Sicherheitsvorrichtung. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 155 |
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Borscher's
Schachtsignal-Sicherheitsvorrichtung.
Mit Abbildungen.
Borscher's Schachtsignal-Sicherheitsvorrichtung.
Bei Aufzügen, Gruben- oder anderen Förderanlagen werden nicht selten Unglücksfälle
dadurch herbeigeführt, dass der auf der Hängebank beschäftigte Abrücker in Folge von
Unaufmerksamkeit oder durch irgend welche Umstände verleitet, nach der Maschine das
Signal zum Treiben gibt, bevor das entsprechende Signal aus dem Schachte
heraufgegeben wurde, d.h. bevor die Anschläger im Füllorte das Aufrücken der vollen
Fördergefässe beendet und die Arretirungen geschlossen haben.
Das Bestreben, derartige Unglücksfälle zu verhindern, hat Borscher zur Construction der unter Nr. 51337
patentirten Sicherheitsvorrichtung geführt, welche es dem Abrücker auf Hängebank
unmöglich macht, den zum Maschinisten der Fördermaschine führenden Glockenzug in
Bewegung zu setzen, also direct verhindert, ein Signal zu geben, solange nicht
dieser Glockenzug durch das aus der Grube kommende Signal ausgelöst und frei gemacht
worden ist.
Die von der Hängebank zum Maschinisten führende Signalvorrichtung wird durch den aus
dem Schachte heraufkommenden Förderkorb festgestellt und so lange in dieser Stellung
festgehalten, bis durch das Glockenzeichen aus dem Schachte herauf erst die Freigabe
des Glockenzuges nach der Maschine erfolgt.
Erreicht wird diese Absicht durch die nachstehend beschriebene und in Fig. 1 bis 4
gezeichnete Einrichtung, welche sich, ohne Betriebsstörungen zu verursachen, auch an
vorhandenen älteren Anlagen anbringen lässt.
Textabbildung Bd. 280, S. 156Fig. 1.Borscher's Schachtsignal. Quer vor den Ausrücköffnungen A, A1 des Fördergerüstes ist eine durchgehende drehbare,
runde Welle a angebracht, die in den
Schachtgerüstecksäulen B, B1 und der Mittelsäule B2 gelagert ist. Auf dieser Welle sind die beiden
Hebel b und b1 fest aufgekeilt, welche mittels der Federn b2 in wagerechter Lage
gehalten werden. An dem einen Ende der Welle a ist ein
dritter Hebel e befestigt, während eine mit drei Zähnen
versehene, besonders gestaltete Excenterscheibe d lose
und leicht beweglich dicht neben diesem Hebel auf der Welle sitzt. Am unteren Theile
dieser Excenterscheibe ist ein Bolzen f befestigt, an
welchen der Hebel e bei einer Drehung der Welle a nach rechts stösst und so ebenfalls eine Drehung der
Excenterscheibe bewirken kann. Der obere Theil der Excenterscheibe d ist mittels des Bolzens d1 mit der senkrecht nach oben gehenden
Zugstange g beweglich verbunden. Die Zugstange g wirkt durch den Winkelhebel h auf den wagerecht verschiebbaren Riegel i,
welcher unter den wagerechten Arm k des Winkelhebels
k1 geschoben oder
unter demselben fortgezogen werden kann. An dem senkrechten Arme k2 des Winkelhebels k1 ist der Draht k3 befestigt, welcher
zu der in der Maschinenstube befindlichen Signalglocke führt, während an dem Arme
k die Zugstange l mit
dem Handgriffe l1
hängt, durch welchen die Signalglocke in Bewegung gesetzt wird. Eine Blattfeder
p ist bestimmt, mittels des auf ihr befestigten
Zahnes p1, welcher in
die Zähne der Excenterscheibe d eingreift, diese in der
gezeichneten Stellung zu erhalten. Das Ausrücken des Zahnes p1 kann durch die Zugstange p2 mittels des
Winkelhebels m von dem aus der Grube kommenden
Signaldrahte n bewirkt werden. An jedem der beiden
Förderkörbe ist ein Bolzen c angebracht.
Textabbildung Bd. 280, S. 156Borscher's Schachtsignal. Die Wirkungsweise des ganzen Apparates ist folgende: Sobald der aus dem
Schachte heraufkommende Förderkorb mit seiner Oberkante über die Hängebank tritt,
trifft der Bolzen c den Hebel b und nimmt denselben nach oben so lange mit, bis die Länge des letzteren
nicht mehr ausreicht und er unter dem Bolzen c
durchfallen kann, so dass er, frei werdend, sich wieder auf die Feder b2 auflegt und bis auf
weiteres in seiner wagerechten Lage verharren kann. Durch die oben beschriebene
Bewegung des Hebels b erhält die Welle a eine Drehung, der Hebel e stösst, nach links gehend, an den Bolzen f
und dreht die Excenterscheibe d nach rechts, die Zähne
also nach aufwärts, so dass der Zahn p1 der Feder p einschnappt und die Excenterscheibe d in der gezeichneten Stellung erhält. Gleichzeitig mit
dieser Bewegung wurde aber die Zugstange g nach oben
bewegt und mittels des Winkelhebels h der Riegel i so weit vorgeschoben, dass der Winkelhebel k1, unter dessen Arm k sich
der Riegel i befindet, von dem Handgriffe l1 nicht bewegt werden
kann. Es ist also jetzt unmöglich, dass durch den die Fördergefässe abrückenden
Arbeiter auf der Hängebank dem Maschinenwärter ein Glockensignal zum Inbetriebsetzen
der Fördermaschine gegeben werden kann. Wird nun aber von dem Anschläger im Füllorte
des Schachtes das Signal zum Treiben (zwei Schläge) gegeben, so wird durch das
Niedergehen des Drahtes n beim ersten Schlage mittels
des Winkelhebels m und der Zugstange p2 die Blattfeder p angezogen, der Zahn p1 ausgelöst und die Excenterscheibe d fällt durch ihr eigenes Gewicht, sich nach links
drehend, nach unten. Um jedoch zu verhindern, dass die Scheibe d weiter fällt als um die Entfernung ihres untersten
Zahnes, tritt der auf der Blattfeder q sitzende Stift
r (die Feder q ist
durch die Zugstange q1
mit der Feder p verbunden und muss deren Bewegung
folgen) nach links vor und hält an der Nase s die
Excenterscheibe d in ihrer augenblicklichen Stellung
fest. Wird nun der Signaldraht n vom Füllorte des
Schachtes aus zum zweiten Male angezogen. so wird die Nase p1 abermals ausser Eingriff mit den Zähnen
der Scheibe d gebracht, und da sich jetzt die Nase s bereits über dem Stifte r
befindet, so kann die Excenterscheibe d sich so weit
links herumdrehen, bis der Bolzen f an den Hebel e stösst und so die Bewegung begrenzt wird. Durch diese
Bewegung der Excenterscheibe d in zwei Absätzen wird
die Zugstange g herunter- und der Riegel i so weit zurückgezogen, dass der Winkelhebel k1 frei wird und jetzt,
erst der Arbeiter auf der Hängebank im Stande ist, mittels des Handgriffes l1 dem Maschinenwärter
durch die Klingel das Zeichen zum Beginne des Triebes zu geben. Die Länge des
Riegels i ist so bemessen, dass er den Winkelhebel k1 erst freigibt, wenn
an dem Signaldrahte n von der Grube aus mindestens
zweimal gezogen worden ist, während es nach einmaligem Ziehen (Signal zum Halten)
noch nicht möglich ist, den zum Maschinenwärter führenden Klingelzug in Bewegung zu
setzen.
Textabbildung Bd. 280, S. 157Fig. 4.Borscher's Signal. Bei dem Niedergehen des Förderkorbes in den Schacht trifft der Bolzen c wieder den Hebel b,
drückt denselben, die Feder b1 biegend, so lange nach unten, bis der Bolzen c vorüber kann. Ist letzteres geschehen, so hebt die Feder b2 den Hebel b wieder in die wagerechte Stellung zurück. Diese
Bewegungen haben, weil der Hebel e mit der
Excenterscheibe d nicht fest verbunden ist, keinen
Einfluss auf den ganzen Mechanismus und lassen den letzteren im Zustande der
Ruhe.
Ausgeführt wird die vorbeschriebene Signalvorrichtung von der Wilhelmshütte A.-G., Waldenburg, Schlesien.