Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 127 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der
Mälzerei.
Von Prof. Alois Schwarz in
M.-Ostrau.
(Fortsetzung des Berichtes S. 56 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei.
Textabbildung Bd. 280, S. 127Darre der Germania. Von neu patentirten Darren ist die nach System Germania in Chemnitz zunächst hervorzuheben. Diese Darre besteht in einem
massiven Gebäude mit gewölbter Decke und zwei Hordenplatten, von denen die obere
Horde die Schwelk- oder Vordarre, die untere die Röstdarre bildet (Fig. 22a bis e). Während sich die
Schwelk- oder Vordarre über die ganze Grundfläche des Gebäudes ausdehnt, nimmt die
Röstdarre nur einen Theil der Grundfläche des Darrgebäudes in Anspruch.
Textabbildung Bd. 280, S. 127
Darre der Germania.
Die Schwelkhorde hat somit eine entsprechend viel grössere
Fläche als die Röstdarre und braucht deshalb das Grünmalz in nur entsprechend viel
niedrigerer Schicht aufgetragen zu werden als bei einer gewöhnlichen Doppel- oder
mehrhordigen Darre. – Die Röstdarre ist durch eine gewölbte Decke r für sich abgeschlossen, so dass innerhalb des so
gebildeten geschlossenen Raumes, also auf der Rösthorde, jede beliebige Temperatur
zur Wirksamkeit gebracht werden kann, ohne dass die Temperatur der Schwelkhorde
davon alterirt wird. – Die Beheizung aller Horden geschieht von einer Feuerung aus
durch einen combinirten Calorifere. Der aus auf- und absteigenden Röhren gebildete
lothrechte Theil a dieses Calorifere ist in erster
Linie bestimmt, die Rösthorde zu beheizen, und nur der Wärmeüberschuss von dort
wird je nach Bedarf mit für die Vortrockenhorde benutzt. Der aus Röhrensträngen
bestehende Theil b des Calorifere befindet sich in der
neben oder an den Seiten der Abdarr- oder Rösthorde durch die geringere Grundfläche
der letzteren gebildeten Vorwärmekammern B und dient
zum Anziehen und Vorwärmen der durch die Luftkanäle c,
c (die in ihrem Querschnitt regulirt werden können) zutretenden
atmosphärischen Luft. – In dem Raume C, der durch die
Schwelkhorde und die bereits erwähnte Decke r der
Rösthorde gebildet wird, findet die Mischung der frisch angezogenen und vorgewärmten
atmosphärischen Luft mit der aus der Rösthorde abgehenden heissen Luft derart statt,
dass man die für den Schwelk- und Vortrockenprocess geeignete Temperatur leicht und
sicher herstellen kann. Der Austritt der Luft aus der Rösthorde erfolgt durch leicht
regulirbare Oeffnungen d, d der Seitenmauern e, e.
Die so vorbereitete Luft tritt durch die Schwelkhorde in den Vordarrraum D, entzieht dort dem in dünner Schicht ausgebreiteten
Grünmalz die Feuchtigkeit und führt dieselbe in Dampfform durch den Dunstschlot g ins Freie.
Wird die für das Vordarren gewünschte Temperatur schon durch die beiden Seitenarme
des Calorifere b, b genügend erreicht, so schliesst man
die Austrittsöffnungen d, d und lässt die heisse Luft
der Abdarrhorde durch zwei Kanäle x, x direct in den
Dunstschlot gehen.
Durch den Dunstschlot ist das Rauchrohr h für die
abgehenden Feuergase des Calorifere geleitet, welche durch ihre Wärmeabgabe an die
abziehenden Wasserdämpfe einen lebhaften Abzug bewirken.
Dieser Dunstschlot ist mit regulirbarem, trichterförmigem Verschluss i versehen, welcher gleichzeitig zum Auffangen des
Regen- und Schwitzwassers dient.
Eine andere neue Malzdarre, von Anton Lölgen in Köln,
hat folgende Construction:
Textabbildung Bd. 280, S. 127Fig. 23.Malzdarre von Lölgen. Entgegen den festgelagerten Darrböden, auf welchen das Braumalz stets
gewendet werden muss, und zu welcher Manipulation entweder theuere Apparate oder
zeitraubende Handarbeit nöthig ist, und entgegen den bekannten rotirenden
Einzelcylindern, in welchen das Malz durch eingelegte Heisswasser- oder Dampfröhren
geröstet wird, geschieht dies bei der neuen Darre durch ein System von rotirenden
Cylindern aus verzinntem Eisendrahtgewebe, unter welchen die gewöhnliche
Darrfeuerung angebracht wird (Fig. 23). – In einem
den gewöhnlichen Raumverhältnissen einer Malzdarre gegenüber verschwindend klein
gehaltenen Raum liegen über einander je drei Stück Cylinder von verzinntem
Drahtgewebe, a, a, a und b, b,
b, von je 1,2 m Durchmesser und 3 m Länge. Ueber den Cylindern befinden
sich leichte Gewölbe mit den Dunströhren g, g, g und h, h, h und sind die Cylinder auch von der unteren
Seite durch leichte eiserne Träger und angehängte feuerfeste Kasten so eingeengt,
dass die von unten heraufdrängende warme Luft nur durch das Gewebe der Cylinder
selbst entweichen kann. Die Feuerung selbst im unteren Theile ist mit der darüber
befindlichen Sau die alte bekannte. – Durch die Drehung der Cylinder kommen stets
neue Malzpartien mit der erwärmten Luft in Berührung; das Malz wird zugleich fein
polirt und die Keime reiben sich ab. Die herausfallenden Keime werden durch die
beiden Transporteure e und f, bestehend aus endlosen Bändern von Eisendrahtgewebe, aufgefangen und
seitlich an den Ausläufen i und k entfernt. Der Einfall des Malzes geschieht durch einen Trichter und zwar
zunächst in die oberen Cylinder. Ist das Malz hier bis zu einem gewissen Grade
geröstet, so wird am gegenüber befindlichen Ende in jedem Cylinder ein Kreisschieber
geöffnet, welcher ein Herausziehen des Malzes gestattet, und fällt dieses durch die
Kästen in die darunter liegenden Cylinder b, b, b, aus
denen es nach Fertigstellung entfernt wird. Der Antrieb erfolgt von der Transmission
aus durch conische Räderpaare. Zur Regulirung der Wärme sind die Abzugsröhren mit
seitwärts geschlitzten Büchsendeckeln versehen, welche gehoben oder gesenkt werden.
Die angegebenen Masse sind für eine Production von 30 Centnern bei zwölfstündiger
Arbeitszeit berechnet.
Textabbildung Bd. 280, S. 128Fig. 24.Malzdarre von Riss. Die neue Malzdarre von Otto Riss (Fig. 24) ist wie folgt construirt: In etwa doppelter
Höhe der Malzschichte oder in der Wenderhöhe werden über beiden Horden Jalousien S angebracht, die, ähnlich den Jalousien an
Fensterläden, mittels durchgehender Stangen verstellbar sind und sich, um das
Arbeiten auf den Horden zu ermöglichen, nach der Seite zusammenschieben oder rollen
lassen.
Die durch die Jalousien über dem Malze abgeschnittenen Räume E werden mittels durchbrochener T-Schienen aus
den Luftmischungskanälen a, die sich in den
Seitenmauern befinden, mit entsprechend temperirter und getrockneter Luft gespeist.
An der Schwelkhorde laufen die Kanäle a rings um die
Horde. Abgesaugt wird die Luft aus dem oberen Raume E
durch das Rohr E, welches aus der Mitte der Jalousien
direct in den Dampfkamin einmündet.
An der Rösthorde sind die Kanäle a an zwei sich
gegenüberliegenden Seiten angebracht. Durch die Kanäle d wird von dem unteren Zwischenraume E die
Luft nach dem Schwelkraume abgeführt.
Die Kanäle b und c
ermöglichen die Zufuhr von getrockneter warmer, heisser und kalter Luft in die
Luftmischungskanäle a. Die Kanäle e verbinden den Röstraum mit dem Schwelkraum. Durch f wird temperirte Luft unter die Schwelkhorde geführt.
Sämmtliche Kanäle sind mittels Schieber oder Klappen verschliessbar, so dass sie
beliebig, je nachdem mit offenen oder geschlossenen Jalousien gearbeitet wird,
verwendet werden können.
Der Zweck der beschriebenen Darreinrichtung ist: Raschere Entfernung der
Feuchtigkeit aus dem Malze und zwar bei möglichst niedriger Temperatur, Erhaltung
einer möglichst gleichen Temperatur durch die ganze Malzschichte und Vermeidung des
öfteren Wendens des Malzes, wodurch jedenfalls in qualitativer und quantitativer
Beziehung mehr geleistet wird und Zeit und Brennmaterial erspart werden. Die
Erreichung des bezeichneten Zweckes wird dadurch wesentlich gefördert, dass man den
Darrraum, wenn er mit feuchter Luft gefüllt ist, periodisch ganz abschliessen kann,
nämlich so lange, bis die Luft daselbst wieder durch die Kanäle d oder e getrocknet und
die obere Malzschichte gehörig entfeuchtet ist. Dann wird umgeschaltet, nämlich die
Jalousien geöffnet.
Neu und beachtenswerth ist ferner Rack's
Patent-Jalousieeinrichtung für Darren (Fig. 25). Ein
bekannter, vielen Heissluftdarrsystemen anhaftender Uebelstand besteht darin, dass
während des Abdarrens auf der unteren Horde das Malz auf der oberen Horde durch die
beim Abdarren nöthige hohe Temperatur sehr leidet und nicht selten sogar glasig
wird.
Diesem Uebelstande abzuhelfen, ist nur durch eine Trennung der oberen Horde von der
unteren möglich, welche man neuerer Zeit auch durch Anlegung doppelter Sauräume,
nämlich Einwölbung der unteren Horde und Schaffung eines zweiten Sauraumes für die
obere Horde, so dass Temperatur und Zug jeder Horde für sich regulirbar,
thatsächlich erreicht.
Textabbildung Bd. 280, S. 128Fig. 25.Darre von Rack. Diese Art der Trennung der beiden Horden ist aber mit vielen Umständen
verbunden, sehr kostspielig und bei älteren Darren fast gar nie durchführbar, weil
der hierzu nöthige Raum in der Höhe mindestens 4 m betragen muss als bei Darren
gewöhnlicher Construction.
Rack hat nun den gleichen Zweck- auf andere einfachere
Weise angestrebt, dass er zwischen der unteren und oberen Horde eine bewegliche
Jalousie aus Eisenblech anbringt.
Diese Jalousie – in ihrer ganzen Fläche auf die einfachste Weise stellbar – kann,
sobald die Hitze auf der unteren Horde zu gross, je nachdem es unter Erhaltung des
nöthigen Zuges erforderlich, ganz oder theilweise geschlossen werden, worauf man
einerseits, vermöge im Sauraume angebrachter Schieber, heisse Luft durch die
seitlich in der Mauer befindlichen Kanäle, und andererseits gleichfalls mittels
Schieber kalte Luft von unten aus dem Kaltluftraum durch dieselben Kanäle zu
beliebiger Temperatur gemischt in den Raum zwischen Jalousie und obere Horde
eintreten lässt.
Wenn also z.B. auf der unteren Horde mit 70° R. und reducirtem Luftzuge abgedarrt
wird, so kann man durch ganzes oder theilweises Schliessen der Jalousie und entsprechendes
Oeffnen der vorbezeichneten Schieber ohne weiteres auf der oberen Horde mit einer
Temperatur von 30° R. und vollem Luftzuge weiter vordarren; die obere Horde ist also
von der unteren in Bezug auf Temperatur und Luftzug gänzlich unabhängig und kann
jede Horde für sich beliebig regulirt werden.
Eine neue Construction zeigt ferner die Darre von Thomas
Sederl und Florian Wirk in Wien, deren
einzelne Horden aus einem aus gelochten Streifen zusammengesetzten Blechboden
bestehen.
Die Streifen einer jeden Etage sind mittels zweier endloser Ketten, an welchen sie
befestigt sind, in Combination mit einem gemeinschaftlichen Antrieb behufs Abkippung
für alle Etagen derart beweglich gemacht, dass immer die Blechböden zweier auf
einander folgender Etagen bei dem Functioniren des Abkippmechanismus sich in
entgegengesetzter Richtung bewegen. – Hierdurch wird das auf den einzelnen Horden
lagernde Malz automatisch je in die nächst tiefer liegende Horde geschafft und macht
beim Durchgang durch die ganze Darre einen mäanderartigen Weg. Es legt daher den
möglichst langen Weg beim Passiren der Etagen zurück, wodurch die meiste Gelegenheit
zum vollkommenen Abdarren geboten ist. Das in der untersten Etage befindliche Malz
entfernt sich beim Abkippen selbsthätig über eine Rutsche aus der Darre. Die
sonstigen Constructionstheile, wie Sau, Keimdach, Anlage der Feuerung, Abzug der
Feuergase bezieh. Heizluft u.s.w. bleiben hierbei wie bisher gebräuchlich, und es
lässt sich die obige Darrconstruction in jede bestehende Darre einbauen.
Textabbildung Bd. 280, S. 129Fig. 26.Darre von Sederl und Wirk.Fig. 26 zeigt eine solche ausgeführte
Darrconstruction für vier Etagen.
Jede der Darretagen A besteht aus neben einander
angeordneten gelochten Blechstreifen a, welche mittels
der Scharniere a1
drehbar an den doppelten Querbalken befestigt sind, die die Verbindung zwischen den
beiden, den ganzen durch die Streifen a gebildeten
Siebboden tragenden Ketten b herstellen. Diese Ketten
b sind um je zwei auf den Wellen c, c1 befindliche
Kettentrommeln geschlungen.
Die Wellen c, c1 (in der
Abbildung sind deren acht angeordnet) sind in der Hinter- und Vorderwand des
eisernen, oben und unten offenen Kastens D gelagert,
welcher in den sonst für die Horden bestehenden Darrraum eingebracht ist. Unterhalb
dieses Raumes ist in bekannter Weise die Feuerung und das Keimdach, über demselben
der Dunstschlauch angeordnet.
Die einzelnen gelochten Streifen a, welche zusammen die
Siebböden bilden, liegen dachziegelartig über einander und bilden auf diese Art eine
ununterbrochene Decke, auf welcher das Malz in bekannter Höhe aufgeschüttet ist.
Die erhitzte Luft steigt, zwischen und durch die Siebböden streichend, nach aufwärts
und wird durch die seitlich angeordneten Abschlussbleche d, an welchen sich die drehbaren Abschlussklappen d2, d2 anschliessen,
verhindert, seitlich der Siebböden aufzusteigen.
Zum Abkippen werden die vier rechtseitig gelegenen Wellen c1 in alternirend entgegengesetzte Drehung
versetzt; hierdurch bewegen sich die Ketten b und mit
ihnen die einzelnen Streifen a in den Pfeilrichtungen
und besorgen hierbei den eingangs erwähnten Malztransport um je eine Etage nach
abwärts. Die drehbaren Abschlussklappen d1, welche auf der Seite der sich nach abwärts
bewegenden Streifen a liegen, das ist auf jener Seite,
auf welcher das Malz während des Kippens zur nächst tieferen Etage herabstürzt,
werden, um eine Ecke zu vermeiden und dem Malze Platz zu machen, aufgeklappt
(punktirte Stellung der linken unteren Klappe), die auf der jeweilig anderen Seite
liegenden Klappen d1
verhindern ein weiteres Durchfallen des Malzes beim Abkippen, während sie, wie
bereits beschrieben, zum Abschlusse des Darrraumes dienen.
Das Verdrehen der Klappen d2 in den zwei Stellungen (nämlich geschlossen während des Darrens und
offen während des Abkippens) erfolgt durch einen auf der Vorderwand des Kastens D aufmontirten Hebelmechanismus. Dieser besteht aus
einem drehbaren doppelarmigen Hebel, dessen linkseitiges, längsgeschlitztes Ende mit
Bolzen drehbar, mit einer lothrechten Zahnstange verbunden ist, die ihrerseits wie
auch an ihren beiden Enden drehbar, mit der an den Enden der Wellen sitzenden
kleinen Kurbel verbunden ist.
Die Bewegung der Wellen wird mittels einer kleinen Kurbel und der Zugstange auf die
Klappen übertragen. Sollen diese während des Aufkippens geöffnet werden, so wird der
Griff der Kurbel nach abwärts gedrückt, wodurch der ganze Mechanismus in die für das
Abkippen passende Stellung gebracht wird. Der Antrieb der Wellen behufs Abkippens
des Malzes erfolgt entweder mittels Zahnräder oder bei grösseren Etagenhöhen mittels
einer Galle'schen Kette.
Ein neuer Apparat zum selbsthätigen Beladen, Entladen und Reinigen beider Darrhorden,
sowie zum selbsthätigen Vertheilen des Malzes auf denselben (Patent Siegfried Hirschler, Worms) besteht aus einem System
von zwölf Bürsten, welche das Malz auf den Horden vertheilen und glatt streichen
bezieh. dasselbe herunter fegen. Die Bürsten sind von der Breite der Darre und
jederseits an einer Kette aufgehängt, welche über vier Zahnräder, zwei dicht auf der
Horde, die beiden anderen hoch über diesen befindlich läuft. Wird die Kette in
Bewegung gesetzt, so streifen die Bürsten, falls sie unten sind, zunächst die Horde,
wandern dann am Ende der Darre über die Zahnräder in die Höhe und können auf der
oberen Kette aufgehängt bleiben, so dass nun die Horde für den Darrprocess
vollständig frei ist. Die einzelnen Bürsten sind in der Länge ihrer Borsten einander
ungleich, diejenige an dem einen Ende des Systems, z.B. nach rechts zu, hat die
längsten Borsten, die darauf folgenden nehmen in der Länge derselben allmählich ab,
bis die am weitesten nach links befindliche Bürste die kürzesten Borsten besitzt.
Soll nun die Darre beschickt werden, so wird das Malz an dem einen (linken) Ende der
Darre, und zwar in der ganzen Breite derselben mechanisch von oben aufgeschüttet.
Zugleich wird der Apparat von links nach rechts in Bewegung gesetzt. Die erste
Bürste streift die Hordenfläche und wird alle zufällig vor ihr liegenden oder
dorthin gefallenen Körner vor sich herschieben, bis sie aus andere Ende gelangt. Hier nimmt sie
das Malz mit in die Höhe und wirft es über sich hinweg wieder auf die Horde. Als
Regel muss man demnach festsetzen, dass der Bürstenapparat so gestellt werden soll,
dass das Malz beim Beginne des Auftragens zwischen die erste und zweite Bürste
fällt. Diese nun berührt das Hordenblech nicht mehr, sondern es bleibt zwischen
beiden ein geringer Zwischenraum. Sie schiebt also das vor ihr gefallene Malz vor
sich her und lässt zugleich eine dünne Schicht desselben liegen, so dass sie die
Stange, welche sie ergriffen hat, gleichmässig über die ganze Fläche ausbreitet. Bei
der dritten Bürste ist ein Gleiches der Fall, nur ist sie selbst kürzer, der Abstand
zwischen ihr und der Horde also grösser, und in Folge dessen ist die Malzschicht,
die liegen bleibt, eine etwas dickere. So geht es fort, bis alles aufgetragen ist
und die letzte Bürste die Oberfläche glatt streicht. Dann laufen die Bürsten weiter,
bis sie auf der oberen Kette angelangt sind und nun in Ruhe gesetzt werden.
Das Darren kann jetzt beginnen und der mechanische Wender nach Bedarf in Thätigkeit
gesetzt werden. Letzterer muss indessen mit einer Vorrichtung versehen sein, welche
es ermöglicht, ihn während der Arbeit der Bürsten von der Horde zu entfernen, denn
anderenfalls würde durch ihn der Apparat in seiner Wirkung gestört werden.
Soll die Darre abgeräumt werden, so lässt man die Bürsten in umgekehrter Richtung
laufen. Die niedrigste Bürste kommt zuerst, jede der folgenden streift das Malz ab
und schiebt es vor sich her, bis dieses, am anderen Ende der Darre angelangt, durch
eine über die ganze Breite der Darre weggehende Platte auf die untere Horde fällt,
auf welcher man den Apparat in derselben Weise, wie bereits oben gesagt wurde, in
Thätigkeit setzt. Das Abräumen geschieht hier ebenso.
Ein solcher Apparat ist bereits in der Mälzerei des Herrn Hirschler in Thätigkeit.
Textabbildung Bd. 280, S. 130Fig. 27.Reinigungs-, Be- und Entladeapparat für Darren von
Hirschler. Eine Neuerung dieses Apparates besteht darin, dass derselbe nicht allein
zum Abräumen des Malzes von Darren, sondern auch zum Ausbreiten desselben am
Darrboden dient. Diese neue Aufgabe (D. R. P. Nr. 50013) wird in folgender Weise
erreicht: Der Apparat (Fig. 27) ist im Wesentlichen
wie der des Hauptpatentes; er besteht aus zwei Gliederketten ohne Ende, welche über
Kettenräder geführt werden und zwischen sich die verschieden hohen Schaufeln tragen.
Die Befestigung derselben geschieht jedoch in anderer Weise als früher, indem
nämlich zwischen je einem Bolzen der beiden Gliederketten ohne Ende an der für eine
Schaufel bestimmten Stelle ein Winkeleisen a
ausgespannt ist, welches mit senkrecht dazu befestigten Flacheisen b die Schaufeln g trägt.
Letztere sind in den Flacheisen b bei h drehbar gelagert und durch die Stützen c, welche ebenfalls von den zwischen den Gliederketten
ausgespannten Flacheisen ausgehen, geführt.
Für den Zweck des Abräumens nun müssen die Schaufeln g
starr in der senkrechten Richtung gehalten werden. Dies geschieht bei der neuen
Anordnung dadurch, dass sich die Schaufeln für die Laufrichtung der Gelenkketten zum
Abräumen der Darre gegen die Stange i legen, welche
zwischen dem entsprechenden Führungsflacheisen c
angeordnet sind und somit die senkrechte Stellung der Schaufeln bedingen.
Ist mit Hilfe dieser Abräumvorrichtung in der gekennzeichneten Weise eine Etage des
Darrgebäudes ausgeräumt und gereinigt (Etage A), das Material also in die tiefer gelegene benachbarte
Etage befördert worden (Etage B), so muss es hier in
gleichmässiger Schichte ausgebreitet werden. Diese Operation nun nimmt ebenfalls der
beschriebene Apparat im Raume B vor, zu welchem Zwecke
er die umgekehrte Laufrichtung des Apparates in A haben
muss.
Die Thüren befinden sich auf einer Seite, z.B. links, folglich muss ein Ausräumen bei
Rechtsdrehung der Kettenräder, ein Ausbreiten des Materials jedoch bei Linksdrehung
derselben geschehen.
Bei der zur Ausbreitung nöthigen umgekehrten Laufrichtung der Ketten finden die
Schaufeln g auf den Führungsflacheisen c kein Widerlager, sondern nehmen beim Streichen über
das Malzmaterial eine mehr oder weniger geneigte Stellung an, je nachdem das
fortzuschiebende Malz ihnen einen grösseren oder geringeren Widerstand bietet. Auf
diese Weise schieben die Schaufeln geringe Massen des Materials vor sich her, bis
dasselbe nach und nach gleichmässig über den Darrboden vertheilt ist. Das Abräumen
geschieht durch einfache Umkehrung des Laufsinnes der Gelenkketten. Damit ein
Ausweichen der Schaufeln nach oben, sowie ein Durchbiegen der Gliederketten nach
unten ausgeschlossen ist, sind letztere mittels Rollen in U-Eisen geführt. – Ein weiteres Zusatzpatent (Nr. 51460) bezieht sich auf
die Anordnung von zwei, drei oder mehreren Reihen gegenseitig versetzter Aufrührer,
die den Zweck haben, das Malz auf der Darre zu wenden. Diese Aufrührer sind an
zwischen den Zugorganen befestigten Gasröhren angeordnet und bestehen aus Schäften,
an deren unterem Ende sich Kielbürsten befinden, und aus auf diesen aufgesetzten,
entweder bloss nach einer oder nach zwei Richtungen sich ausdehnenden Pflugscharen.
Nach der einen Anordnung drehen sich die Aufrührer stets nach einer Richtung,
weshalb auch die Pflugschare nur nach einer Richtung aufgesetzt sind. Bei dieser
Drehung legen sich die Abräumeschaufeln um und streichen hinter den Aufrührern das
Malz wieder glatt. Soll die Darre entleert werden, so braucht nur der Apparat in
entgegengesetzte Drehung versetzt zu werden, und die Schaufeln räumen alsdann in
bekannter Weise ab. Nach der anderen Anordnung bewegen sich die zwei von einander
bestimmt weit entfernten Aufrührersysteme so weit hin und her, dass, wenn das eine
System an dem einen
Ende der Darre angekommen, sich das andere System in der Mitte derselben befindet,
und umgekehrt. Mit diesen beiden Einrichtungen soll bei wenigen Umdrehungen bezieh.
bei wenigen Hin- und Hergängen des Apparates ein vollständiges Wenden des Malzes
erzielt werden.
(Schluss folgt.)