Titel: | Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle. |
Autor: | Ignatz Lew |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 40 |
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Eine neue Methode zur Beurtheilung der
Schmieröle.
Von Dr. Ignatz Lew.
(Fortsetzung der Abhandlung S. 16 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle.
Aus vielen Versuchen geht hervor, dass die Form der Curvenlinien für fette Oele von
der Form jener der Mineralschmieröle verschieden sind; letztere sind noch von der
Natur der Mineralöle, aus welchen die Schmieröle gewonnen wurden, abhängig. Die
Erniedrigung der Temperatur bedingt überhaupt bei allen Flüssigkeiten eine grössere
innere Reibung, nur wächst dieselbe bei den fetten Oelen nicht so rapid wie bei den
Bakuer Mineralschmierölen und bei letzteren langsamer als bei den
amerikanischen.
Ist die innere Reibung irgend eines Oeles bekannt, so kann sofort auf Grund der oben
gebrachten Entwickelungen und graphischen Darstellung die Brauchbarkeit im einen
oder anderen Falle, d.h. seine Schmierfähigkeit, die innere Temperatur in der
schmierenden Schicht bei den gegebenen Bedingungen und überhaupt die Veränderungen
im Reibungswiderstand mit der grösseren oder kleineren Erwärmung der Lager bestimmt
werden, kurz alle Haupteigenschaften des zu prüfenden Oeles. Es muss allerdings
erwähnt werden, dass bei Oelen, welche eine bestimmte dicke Consistenz
überschreiten, die graphische Methode eine grössere Reibungskraft voraussagt, als
das wirklich der Fall ist, d.h. eine zu kleine Schmierfähigkeit und umgekehrt; diese
Fehler können aber bei Anwendung der Formel (4) gehoben werden.
Die oben erwähnte Methode wurde angewendet bei Beurtheilung der Schmierfähigkeit von
Mineralölen verschiedener Fabriken Russlands, welche u.a. auch auf der Ausstellung
der Mineralölproducte in St. Petersburg ausgestellt waren; die charakteristischen
Curven wurden auf Rapsöl bezogen, welches ja, wie bekannt, eine grössere
Beständigkeit in den Schmiereigenschaften auch bei bedeutenden
Temperaturänderungen zeigt.
Die Grössen μ und λ wurden
mittels Petroff's Apparat bestimmt, welcher aus der
Fig. 3 zu ersehen ist.
Es ist dies ein Apparat, mittels welchem die Zeit bestimmt wird, in welcher ein
bestimmtes Volumen des zu prüfenden Oeles von bestimmter Temperatur und unter
bestimmtem Druck durch ein dünnes, gut calibrirtes und gemessenes Rohr läuft.
Bezeichnen wir durch:
μ
die innere Reibung der Flüssigkeit in Gewichtseinheiten(mg), welche
einer Fläche von 1 qmm zukommt beieiner Geschwindigkeit = 1;
λ
die äussere Reibung, welche der gemeinschaftlichen Be-rührungsfläche
der Flüssigkeit mit den Rohrwändenentspricht, bei der Bewegung
derselben in der Röhremit der Schnelligkeit = 1;
D
den Durchmesser des Ausflussrohres;
α
die Länge des Rohres;
H
die in Gewichtseinheiten ausgedrückte Differenz desDruckes für die
Flächeneinheit der Ausflussöffnung;
Q
die in der Zeit O ausgeflossene
Flüssigkeitsmenge, inCubikeinheiten ausgedrückt;
O
die Zeit, in welcher das Volumen Q
durchgelaufen ist,in Secunden ausgedrückt;
t
die Temperatur der durchgelaufenen Flüssigkeit.
Die Abhängigkeit von μ, von den angegebenen
Verhältnissen wird dann durch die Formel
\mu=\frac{\pi\,D^4\,H^0}{128\,\alpha\,Q}\,\left(1+\frac{8}{D}\
\frac{\mu}{\lambda}\right)
ausgedrückt.
Diese Formel genügt zur Bestimmung von μ, wenn mit
genügender Genauigkeit angenommen werden kann, dass der Ausdruck
\frac{8}{D}\,\frac{\mu}{\lambda} im Verhältniss zu 1 sehr
klein ist; letzteres können wir erreichen, wenn wir D,
d.h. den Durchmesser der Röhre, dementsprechend wählen.
Für Versuche mit Mineralölen, z.B. bei Temperaturen, die 15° C. nicht überschreiten,
kann \frac{\mu}{\lambda}=0,015 angenommen werden; dementsprechend
muss D = 0,5 mm genommen werden, um μ mit einer Genauigkeit 0,05 ihrer Grösse zu
bestimmen.
Textabbildung Bd. 280, S. 40Apparat zum Messen der durchfliessenden Oelmenge. Um also das Volumen des Oeles, welches während des Versuches das Rohr
durchfliesst, zumessen, dient ein Glasgefäss, welches aus einer Kugel mit zwei
angeschmolzenen Röhren besteht, wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen ist. Das
Volumen des Gefässes zwischen aa und bb wird genau gemessen und ist in der Gleichung mit Q bezeichnet. Das zur Untersuchung bestimmte Oel
gelangt in das Gefäss C durch das obere gerade Rohr a (Fig. 2). Der Ausfluss des
Oeles während des Versuches erfolgt durch die Röhre b.
Das Gefäss C und Rohr b
sind mittels Kautschukschläuchen verbunden. Das andere Ende des Rohres b wird bei d mittels
Kautschukschlauch mit dem Kugelgefäss (Fig. 1) verbunden. Die
Flüssigkeit wird durch die Capillare b in die Kugel e mittels gepresster Luft gedrückt.
Der ganze Apparat zur Bestimmung von μ ist in Fig. 3 abgebildet; er besteht aus einer Colonne E, in welcher sich ein kupfernes, cylindrisches
Reservoir befindet, welches auf der Zeichnung punktirt angegeben ist. Das Reservoir ist mittels
Röhren mit der Compressionspumpe O, mit dem
Quecksilbermanometer und mit den Röhren H, F, K
verbunden; das Rohr K ist mit dem zur Aufnahme von Oel
bestimmten Gefäss f (vgl. C auf Fig. 2)
verbunden. Wird der Hahn H geschlossen, so kann mittels
der Compressionspumpe O im Reservoir E die Luft bis zum gewünschten Druck comprimirt werden,
welcher auf dem Manometer abgelesen werden kann. Der Druck bleibt im Reservoir
ziemlich constant, wenn die Temperatur sich nicht verändert. Wird jetzt der Hahn H geöffnet und Hahn L
geschlossen, so wird im Gefäss f ein Druck erzeugt,
dessen Grösse am Stande der Quecksilbersäule zu erkennen ist; das Oel fliesst dann
aus dem Gefäss f durch das Rohr K in die Kugel G. Zar besseren Regulirung des
Versuches wird das obere Rohr der Kugel G mittels
Kautschukschlauch mit einem Gummiballon C verbunden.
Schliesst man den am Rohre A befindlichen Hahn B, so kann man mittels Gummiballon C in der Kugel G einen
Druck erzeugen, welcher demjenigen im Gefässe f
gleichkommt; eine Bewegung der Flüssigkeit im Rohre K
ist dann ausgeschlossen. Es genügt, den Hahn B zu
öffnen oder zu schliessen, um die Flüssigkeit in K
wieder ungehindert ausfliessen zu lassen bezieh. deren Ausfluss zu sistiren. Der
ganze Druck, welcher in der Formel mit H bezeichnet
wird, kann für gewöhnlich am Manometer abgelesen werden; bei sehr genauen
Bestimmungen muss der Niveauunterschied des Oeles in f
und G in Betracht gezogen werden. Es genügt jedenfalls,
den Niveauunterschied in dem Moment zu bestimmen, wenn die Kugel G bis zur Hälfte gefüllt ist. Um diese Differenz zu
bestimmen, muss vor Beginn des Versuches oder besser am Schlüsse desselben die
Flüssigkeit im Gefässe G bis zur Marke n und hierauf bis m
gebracht werden und in beiden Fällen die Abstände der Flüssigkeitsoberflächen im
Gefässe f von irgend einer wagerechten Fläche
bestimmt werden. Das arithmetische Mittel dieser zwei Messungen
\frac{h_2+h_3}{2} wird den Abstand der
Flüssigkeitsoberflächen im Gefässe f von der
wagerechten Ebene angeben, im Momente, wo die Kugel G
bis zur Hälfte gefüllt war. Es muss auch der Abstand h1 der Marke m von derselben wagerechten Ebene bestimmt werden, ebenso der Abstand
zwischen m1 und dem
Mittelpunkt der Kugel G. Es wird dann der Ausdruck
\left(\frac{h_2+h_3}{2}-h_1-a\right) die Höhe der
Flüssigkeitssäule darstellen, die in Verbindung mit dem Drucke der comprimirten Luft
die Flüssigkeit durch das Rohr K fliessen lässt.
Der Hahn L ist dazu angebracht, um bei geschlossenem
Hahn H die comprimirte Luft aus dem Gefäss f herauslassen zu können.
Textabbildung Bd. 280, S. 41Fig. 3.Petroff's Apparat zur Bestimmung der Reibung der
Flüssigkeiten. Die wagerechte Fläche, von welcher h1, h2, h3 gemessen werden, ist im Apparate durch die
Oberfläche einer Spiegelglasplatte bb dargestellt,
welche auf einem eisernen Rahmen aa ruht, der
seinerseits durch die Bolzen m1m1 gestützt ist.
Letztere ruhen auf den Schrauben c1, c2, c3, welche an den Tisch befestigt sind und dazu
dienen, um die Spiegeloberfläche bb in wagerechte Lage
zu bringen.
Die Zeit, in welcher die Kugel G mit der Flüssigkeit
gefüllt wird, misst man mittels einer Secundenuhr; zu genaueren Bestimmungen können
die Schwingungen des Pendels benutzt werden. Da die Schwingungsdauer gewöhnlich
0,4'' gleich ist, so kann der Beobachtungsfehler bei einiger Uebung 0,2'' nicht
überschreiten.
Die Temperatur der Flüssigkeit muss während der ganzen Versuchszeit constant bleiben,
da auch ganz kleine Veränderungen in derselben auf die Grösse der inneren Reibung
von bedeutendem Einflüsse sind. Das Gefäss f, das Rohr
K und Kugel G stehen
daher in einem mit Wasser gefüllten grossen Gefässe, welches mit schlechten
Wärmeleitern umgeben ist. Das kupferne, innen verzinnte Bad cccc, von der Form eines Parallelepipedons, hat breite umgebogene Ränder
und steht angeschraubt in einem hölzernen Kasten, derart, dass noch rundum ein Raum
von 25 mm frei bleibt, welcher mit Watte ausgefüllt ist. Dieser Holzkasten steht in
einem zweiten grösseren von gleicher Anordnung. Das innere kupferne Bad schliesst
ein metallischer Deckel, der mit einer durch Watte isolirten Holztafel bedeckt ist.
Auf letzterer liegt ein Holzdeckel für den äusseren, dritten Holzkasten. Das
Kupferbad ist mit dem äusseren und inneren Holzkasten durch dieselben Bolzen
verbunden, welche auf den Schrauben c1, c2, c3 ruhen.
Zur Bestimmung der Wassertemperatur in der Wanne sind durch den Deckel zwei
Thermometer N und N
geführt. Man kann mit den bis jetzt beschriebenen Vorrichtungen die Temperatur in
der Wanne ziemlich constant halten. Damit aber auch die in f befindliche Flüssigkeit die gleiche Temperatur hat, wie sie die
Thermometer N und N
anzeigen, steht in der Wanne noch ein Gefäss h, welches
vom Gefäss f sich nur durch etwas breiteren und
längeren Hals unterscheidet. Das Gefäss h wird mit
derselben Menge der zu prüfenden Flüssigkeit gefüllt und ein weiteres Thermometer
M eingeführt. Zeigen die Thermometer N, M und N dieselbe
Temperatur oder M nur sehr wenig Abweichung von NN, so kann mit genügender Sicherheit angenommen
werden, dass auch die Temperatur der Flüssigkeit, welche durch das Rohr K fliesst, sich nur wenig von der Temperatur des
Wassers unterscheidet.
Der Vorgang in der Kugel G, welche in der Wanne liegt,
kann mittels der an den Wänden der Wanne angebrachten Spiegelgläser beobachtet
werden. Angeschraubte kupferne Cylinderröhren sorgen für Licht in der Wanne sowie
dafür, dass die zur Beobachtung bestimmten Spiegelgläser nicht schwitzen. Zur
Ausführung des Versuches wird die Wanne mit Wasser gefüllt, dessen Temperatur etwas
höher ist als die, bei welcher der Versuch ausgeführt werden soll; dann wird die
Wanne geschlossen und abgewartet, bis sie die gewünschte Temperatur angenommen hat.
Durch ein unten angebrachtes Hahnrohr P kann die Wanne
vom Wasser entleert werden.
Der Bügel d hält die Kugel G in bestimmter Lage fest. Zur Messung der Höhen h1, h2, h3 muss der Rahmen aa mit dem auf demselben liegenden Spiegelglase, mit
dem Bügel d und den darauf stehenden Gefässen f, K und G aus der Wanne
herausgenommen werden. Der Rahmen kann auf den Deckel des äusseren Kastens gesetzt
und dann mit Hilfe der Schrauben c1, c2, c3 das Glas in wagerechte Lage gebracht werden. Die
Messung geschieht im Freien mittels Winkelmass mit Scala. Diese Messungen sind aber
nur bei ganz genauen Untersuchungen nothwendig, denn bei einem Niveauunterschied am
Manometer von 150 mm kann eine Oelschicht von 50 mm vernachlässigt werden. Nachdem
die Höhen h1, h2, h3 gemessen wurden –
vorausgesetzt, dass dies nothwendig war – wird der Rahmen aa mit allen darauf stehenden Gegenständen in das Wasser gesetzt und die
Oberfläche bb in wagerechte Lage gebracht.
Zur Ausführung des Versuches wird die Wanne geschlossen, der Hahn H geöffnet, die Luft in G
mittels Gummiballon C comprimirt und zwar so stark,
dass die Flüssigkeit im Rohre K in Ruhe bleibt. Ist die
gewünschte Temperatur, welche an den Thermometern N, M,
N abzulesen ist, erreicht, so wird der Hahn B
geöffnet und die Zeit bestimmt, in der die Kugel G mit
der Flüssigkeit sich füllt. Zu erwähnen ist noch, dass vor jedem Versuche das Rohr
K, Gefäss f und Kugel
G gut gereinigt und getrocknet werden müssen.
Die Versuchsresultate, welche mit verschiedenen Mineralölen im Vergleich zu Rapsöl
auf dem Petroff'schen Apparat erhalten wurden, sind aus
nachfolgender Tabelle zu ersehen:
Tabelle I. Die Grössen der inneren Reibung μ.
Oele der Fabrik Ragosin und Co.
Oele der Fabrik Fuller
Oele der Société
Anonyme dePetrole de Crimée
Oele der Fabrik Kuskowsk beiMoskau
(Russ.-Amerik.Naphta-Prod.-Gesellsch.)
Oele
Rapsöl
Spindelöl
Maschi-nenöl
Winter-Waggonöl
Cylinderöl
Spindelöl
Maschi-nenöl
Waggonöl
Schmieröle:
Spindelöl
Maschi-nenöl
Winter-Waggonöl
Nr. I A
Nr. I B
N. II
Spec. Gew.bei 17,5°
C.
–
0,888
0,905
0,910
0,916
0,8848
0,9125
0,9068
0,9150
0,9150
0,9100
0,9000
0,9050
0,9070
Die Temperaturenin Celsius
10°15°20°25°30°35°40°45°50°55°
0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246
––0,004060,003080,002390,001900,001620,001310,00107–
0,041750,029850,021460,015230,011080,008160,00612–––
0,075760,045930,032300,021360,015250,011040,00816–––
––0,079500,044250,030770,021620,01600–––
–0,008960,006340,005490,003170,002720,002260,001900,00159–
–0,009360,006840,006150,004020,003160,002540,002080,001710,00130
–0,004160,003200,002460,002030,001650,001380,001140,00098–
0,018400,012280,008680,006400,004740,003580,002800,002180,001740,00126
–0,016000,007330,005450,004150,003190,002460,001940,001570,00128
–0,004290,003150,002500,002060,001670,001340,001080,000870,00076
0,026250,017850,012360,008720,006570,005080,003950,003100,00187–
0,044100,028760,019350,013730,010050,007400,005560,004330,00435–
0,056550,034300,030090,016870,012540,009320,006880,005160,004130,00300
Tabelle II. Die Grössen der inneren Reibung μ.
Oele von der FabrikBallain de Balluin Odessa
Oele der Fabrik Gebr. Nobel
Oele der FabrikChodetzky
Oele
Rapsöl
Schmieröle
Spindelöl
Maschinenöl
Naphtarück-stände filtrirt
Naphtarück-stände
nichtfiltrirt
Ein Gemisch von Fettölmit
Mineralöl
Nr. I
Nr. II
Nr. I
Nr. II
Spec. Gew. bei 17,5° C.
–
0,9010
0,9058
0,896
0,907
0,907
0,909
–
–
10°15°20°25°30°35°40°45°50°55°
0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246
0,042900,027790,018760,013150,009500,007100,005390,004180,003260,00250
–0,039400,025630,017450,012580,009370,007090,00536.0,004140,00325
0,019230,013250,009550,006980,005160,003940,00300–––
0,037020,024760,017250,012240,008860,006570,005000,00390––
0,053550,034460,024500,017050,012240,009190,00698–––
0,084000,052550,034870,024480,017790,012940,00953–––
–0,008000,006360,005050,004100,003290,002700,002280,001950,00170
–0,007890,006280,004980,004020,003230,002650,002200,001910,00165
Tabelle III.
Die Grössen n und n1 (Coefficienten der
inneren Reibung).
Fabrikenvon
Bezeichnung der Oele
Spec. Gew.
n
n
1
Ragosinund Co.
SpindelölMaschinenölWinter-WaggonölCylinderöl
0,88800,90500,91000,9160
63136153193
78126134151
Fuller
SpindelölMaschinenölWaggonöl
0,88480,91250,9068
77,0 81 50
89,4 93,5 64,4
Société
Anonyme
de Petrole
de
Crimée
Schmieröl Nr. I A „ Nr. I B „
Nr. II
0,91500,91500,9100
93,9 86,1 54,0
104,2 98,2 69,7
Kus-kowsk beiMoskau
SpindelölMaschinenölWinter-Waggonöl
0,90000,90500,9070
108,6 131,3 143,5
113,0126 133,4
Ballainde
Balluin Odessa
Schmieröl Nr. I „ Nr. II
0,90100,9058
129,1 144,2
123,9 131,2
Gebr.
Nobel
SpindelölMaschinenölNaphtarückstände filtrirt
„ nicht filtrirt
0,8960,9070,9070,909
98142142161
106129130138
Cho-
detzky
Oel Nr. I „ Nr. II
––
79,8 79,1
93,5 92,5
In obigen Tabellen I und II sind zur bequemen Vergleichung die Veränderungen der
inneren Reibung bei denselben Temperaturen angegeben. Bei den Versuchen selbst war
es unmöglich, die Temperaturen innerhalb je 5° genau einzuhalten. Die Grössen μ wurden direct aus den graphischen Tabellen genommen,
nachdem auf Grund der Versuche für jedes Oel die entsprechende Curve festgestellt
war. – Die Grössen n und n1, also die
Coefficienten der inneren Reibung, welche in der Tabelle III angegeben sind, wurden
mittels der für Rapsöl feststehenden Coefficienten bestimmt; es wurde für letzteres
die äussere Temperatur, die Temperatur der schmierenden Schicht und folglich auch
bei bekannter Tangente des Winkels α berechnet. – Man
berechnet den Coefficienten n aus dem Quotienten des
Reibungscoefficienten des zu prüfenden Oeles und dem Reibungscoefficienten des
Rapsöles. Der Werth n1
wird nach Formel (4) gefunden.
Es muss berücksichtigt werden, dass je näher der Coefficient n1 des zu prüfenden Oeles dem
Coefficienten des Rapsöles steht und je mehr die Curve des ersteren sich der Curve
des letzteren nähert, desto mehr das untersuchte Oel bezüglich seiner
Schmierfähigkeit mit dem Rapsöl übereinkommt.
Zur vollständigen Beurtheilung verschiedener Sorten Schmieröle müssen die für diese
Oele erhaltenen Grössen n1 mit der für Rapsöl gefundenen, sowie auch unter einander verglichen
werden.
In der Tabelle IV ist ein solcher Vergleich verschiedener Sorten Oele unter einander
gegeben.
Es können aus der Tabelle folgende Schlüsse gezogen werden:
1) Die Oele der Fabrik von Fuller haben die höchste
Schmierfähigkeit.
2) Von den verschiedenen Sorten Schmieröl der Fabrik Ragosin
und Co. besitzt die höchste Schmierfähigkeit, im Vergleich zu den Oelen
anderer Fabriken, das Spindelöl von 0,888 spec. Gew.
Tabelle IV.
Bezeichnung der Oele
Amerik. Fabrikvon Fuller
Fabrik vonRagosin und
Co.
FabrikKuskowskbei Moskau
Société Anonymede
Petrolede Crimée
Fabrik vonBallain de
Balluin Odessa
Fabrik derGebr.
Nobel
Gemisch vonFettöl u. Minervon Chodetzky
1) Vaselinöl für Uhren- mechan.
–
42,0
63,8
–
–
–
–
2) Oel für Nähmasch.
30,2
–
86,9
–
115,8
–
–
3) Spindelöl
64,4
78,0
99,4
–
–
106,0
–
4) Maschinenöl
77,9
126,0
126,0
69,7
123,9
129,0
93,8
5) Winter-Waggonöl
89,9
134,0
133,4
–
131,2
130,0
–
6) Sommer- „
–
143,0
141,0
–
142,6
138,0
–
7) Maschinenöl
83,1
–
104,3
98,2
122,4
–
92,5
8) Oleonaphta
–
138,0
–
–
–
–
–
9) dto.
–
102,0
–
–
–
–
–
10) Solaröl
–
35,0
–
–
–
–
–
11) Schwarzes Oel
–
151,0
–
–
150,2
–
–
12) Oleonid
–
109,0
–
–
–
–
–
13) Maschinenöl
93,5
–
–
74,0
–
–
–
3) Von den Oelen der Fabrik Kuskowsk bei Moskau gleichen
das in der Tabelle aufgeführte Maschinenöl von 0,9050 spec. Gew., das
Winter-Waggonöl von 0,9070 spec.Gew. und das Sommer-Waggonöl von 0,9100 spec. Gew.
fast ganz den Ragosin'schen.
4) Von den Oelen der Société Anonyme de Petrole de
Crimée besitzen alle drei Oelmuster, die Maschinenöle von den spec. Gew. 0,910, 0,915, grosse Schmierfähigkeit.
5) Von den Oelen der Fabrik Ballain de Ballu in Odessa
stehen auch das Maschinenöl, Winter- und Sommer-Waggonöl dem von Ragosin fast gleich.
6) Filtrirte und nicht filtrirte Naphtarückstände von 0,907 bezieh. 0,909 spec. Gew.
der Gebr. Nobel stehen bezüglich Schmierfähigkeit höher
als die Ragosin'schen. Es geht daraus hervor, dass die
theuren raffinirten Schmieröle in manchen Fällen durch die billigen Naphtarückstände
ersetzt werden können.
7) Beide Oelsorten von Chodetzky nähern sich den
entsprechenden Oelen von Fuller; es hat dies seinen
Grund darin, dass erstere ein Gemisch von Mineral- und Fettöl sind, in welchem die
innere Reibung nicht so gross ist als wie in reinem Mineralöl.
Textabbildung Bd. 280, S. 43Schema I. Schaulinien für Spindelöle. I) Fabrik von Fuller. II) Ragosin
und Comp. III) Kuskowsk. IV) Gebr. Nobel. In den Schemata I, II, III sind die charakteristischen Curven der
Spindelöle, Maschinenöle und Waggonöle dargestellt. Die Curven der übrigen Oele
können nach den oben angegebenen Tabellen leicht abgeleitet werden.
Wie schon oben erwähnt wurde, gibt der Grad der Durchsichtigkeit der Schmieröle,
deren Raffination, Dichte, Entflammungs- und Entzündungspunkt keinen Fingerzeig für
die Grösse der inneren Reibung derselben, doch sind alle diese Bestimmungen von
Wichtigkeit, was aus der nachfolgenden Darlegung erhellt:
Mischt man zwei Oele, die bei ein und derselben Temperatur verschiedene innere
Reibung besitzen, so ergibt sich für das Mischproduct eine charakteristische
Curve, welche einem Oele entspricht, dessen Eigenschaften zwischen denen der beiden
Componenten liegen.
Textabbildung Bd. 280, S. 44
Schema II. Schaulinien für Maschinenöle. I) Fabrik Soc. anon. de la Crimée.
II) Fuller. III) Ballain de Ballu IV. Ragosin und Comp. V. Kuskowsk.
Man kann daher die grosse innere Reibung irgend eines dicken
Schmieröles bis zu einem bestimmten Grade verkleinern, wenn man demselben kleine
Mengen Solaröl, Pyronaphta oder Kerosin, welche eine sehr kleine innere Reibung
besitzen, zumischt.
Textabbildung Bd. 280, S. 44
Schema III. Schaulinien für Winter-Waggonöle. 1) Fabrik von Fuller. II) Gebr.
Nobel. III) Ballain de Ballu. IV) Kuskowsk. V) Ragosin und Comp.
Doch kann diese Zugabe nur dann zweckentsprechend sein, wenn
das zugegebene Product sich nicht wesentlich verflüchtigt. Die Zugabe solcher
leichten Oele kann natürlich durch Bestimmung des Entflammungs- und
Entzündungspunktes des betreffenden Musters nachgewiesen werden. Auch die Zugabe
verschiedener harziger Producte erhöht die innere Reibung der Schmieröle und damit
auch die Reibung in der Maschine; abgesehen hiervon haben dieselben auch noch eine
nachtheilige chemische Wirkung auf die in Reibung kommenden metallischen
Oberflächen.
Auch wurde oft beobachtetVgl. Bericht
der Commission der Naphta-Ausstellung., dass Oelmuster von ein
und derselben Sorte, die in ein und derselben Fabrik zu verschiedenen Zeiten
erhalten waren, nicht die gleiche charakteristische Curve haben, wenn sie auch allen
anderen Anforderungen entsprechen. Diese Thatsache ist natürlich für die Consumenten
aus ökonomischen Rücksichten von Bedeutung.
Eine Bestimmung der inneren Reibung der Oele lässt sofort die Aehnlichkeit beider
Oelmuster erkennen und weist darauf hin, in welcher Richtung eine Abweichung von dem
einmal als gut befundenen Oele erfolgt ist. Die Fabrikanten haben es somit in der
Hand, nachdem sie diese Abweichungen kennen, einheitliche Producte zu
produciren.
Die Fabrikation der Schmieröle, hauptsächlich in Russland, deren Begründung dem
bekannten Fabrikanten Ragosin in erster Linie zu
verdanken ist, hat in verhältnissmässig kurzer Zeit eine bedeutende Ausdehnung
erreicht und zeichnet sich durch grosse Mannigfaltigkeit ihrer Erzeugnisse aus, dank
des hierfür vorzüglich geeigneten russischen Erdöles. Aber auch hier, wie bei den
übrigen Destillationsproducten des Erdöles ist eine Unsicherheit bemerkbar, welche
in der Bezeichnungsweise und den Eigenschaften verschiedener für denselben Zweck
bestimmter Oelsorten zum Vorschein kommt. Eine Beseitigung dieser Unsicherheit kann
mittels der oben besprochenen Methode von Petroff
erreicht werden. Es ist dem Techniker ein Weg gezeigt, vorzügliche Oele von streng
präcisen Eigenschaften zu produciren und damit grössere Vortheile aus seinem
Betriebe zu ziehen.
Bis jetzt ist in dieser Richtung verhältnissmässig wenig geschehen, es unterliegt
aber keinem Zweifel, dass das rege Interesse für die Sache die Techniker davon nicht
zurückschrecken lassen wird, Versuche in angedeuteter Richtung vorzunehmen, auch
wenn dieselben wesentlich complicirter sich gestalten, als dies bei denselben
seither gebräuchlichen Methoden und Apparaten der Fall war.