Titel: | O'Connor's Festigkeitprobirmaschine für Segeltuch u. dgl. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 199 |
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O'Connor's Festigkeitprobirmaschine für Segeltuch u. dgl.
Mit Abbildungen auf Tafel
13.
O'Connor's Festigkeitprobirmaschine für Segeltuch u.
dgl.
Bei den meisten der bisher bekannten Festigkeitprobirmaschinen für Gewebe können nur
schmälere Streifen derselben untersucht werden, daher also aus dem Gewebestücke erst
ein Streifen herausgeschnitten werden muſs. Daſs durch die Schnittränder die
Festigkeit des Streifens verringert wird, ist leicht einzusehen und das mit dem
Streifen erlangte Ergebniſs kann kaum für die Beurtheilung der Gewebefestigkeit
maſsgebend sein, namentlich dann nicht, wenn das Gewebe, wie es bei Segeltuch der
Fall, in voller Breite verwendet wird. Für das New-Yorker Schifffahrtsamt der
Vereinigten Staaten von Nordamerika ist deshalb von den Delamater Iron Works in New-York eine von O'Connor angegebene Festigkeitprobirmaschine ausgeführt worden, auf
welcher Segeltuchstücke in voller Gewebebreite, also mit den Randleisten, untersucht
werden können. Der
erforderliche Zug auf das Segeltuch wird dabei durch Preſswasser vermittelt und zeichnet sich die Maschine namentlich durch die
Einrichtungen zum Festhalten des Gewebes aus. Die gewöhnlichen Klemmvorrichtungen
veranlassen meist einen Bruch des Gewebes ganz nahe an der Fassungsstelle bei einer
Belastung, welche unter der Tragfähigkeit liegt und eine irrthümliche
Festigkeitsangabe bedingt. Aus diesem Grunde findet bei der vorliegenden Maschine
ein Festhalten der Gewebeenden durch Umschlingung von
Walzen statt.
Fig. 10 und
11 Taf.
13 zeigen nach Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 189 eine
Seitenansicht und den Grundriſs der neuen Festigkeitprobirmaschine. Zwei kräftig
gebaute Fuſsböcke A sind durch Streben A1 verbunden, wodurch
die Führungen für die beiden Walzengestelle B und B1 gebildet werden. Die
Gestelle B und B1 laufen mit untergelegten Rollen auf den unteren
Streben A1 und werden
oben und unten seitlich durch an den Streben A1 vorstehende Randleisten a geführt. Im linken Bocke A ist der
Preſswassercylinder C angeordnet, welcher von einer
gewöhnlichen Preſspumpe aus durch das Rohr b bedient
wird. An den Tauchkolben C1 dieses Cylinders ist mittels zwei stellbaren Zugstangen c die Brücke c1 angehängt, an welche zu beiden Seiten durch in
Schneidenlager c2
fassende Kloben das Walzengestell B angeschlossen ist.
In gleicher Weise findet die Verbindung des Walzengestelles B1 mit der Brücke g statt, Letztere hängt an zwei Schraubenspindeln g1, deren Muttern in einer Brücke h sitzen und gleichzeitig unter einander durch die
Stirnräder j und Kegelräder j1 von dem Handrade j2 aus verstellt werden
können. Die Kloben h1
der Brücke h umgreifen die Schneiden i am Hebel D, welcher sich
um das Schneidenlager a1 dreht. Der lange Hebelarm von D steht durch
die ebenfalls mit Schneidenlagern ausgerüstete Stange E1 mit dem Hebel E in Verbindung, auf welchen das Gewicht f
mittels eines Rollwagens f1 verschiebbar ist. Der Rollwagen wird auf dem mit einer Eintheilung
versehenen Hebel E durch eine Schnur f2 bewegt, welche über
Rollen f3 läuft und
mittels des Handrades f1 aufgewickelt wird.
Die besondere Einrichtung der Walzengestelle B und B1 veranschaulicht Fig. 9 Taf. 13.
In jedem Gestelle lagern drei Walzen k, m und l. Die Walzen k und l sind fest, also nicht drehbar, während die Walze m lose drehbar und mit ihren Lagern noch in Schlitzen
der Gestellwände senkrecht beweglich ist. Die Walze l
trägt eine Klemmplatte s für das Ende des zu
untersuchenden Segeltuchstückes, von welcher aus das letztere um die Walzen m und k geschlungen ist,
Die Walze l ist auf ihrer unteren Seite noch etwas
ausgeschnitten. Beim Anziehen des Segeltuches wird die Walze m entsprechend der Anspannung sich drehen, dabei jedoch auch gehoben, so
daſs sie schlieſslich fest in den Ausschnitt der Walze l gepreſst wird und eine weitere Drehung durch die Reibung der beiden
Walzen nicht stattfindet. Von nun an werden die Enden des Segeltuchstückes namentlich
durch die Reibung desselben an den drei Walzen k, m und
l entgegen dem Zuge durch den Preſscylinder
gehalten. Der Hebel D kann auch ein den Zug vom
Preſswassercylinder ausgleichendes Scheibengewicht G
(Fig. 10)
erhalten.
Die Eintheilung des Hebels E ist 1525mm lang und erhält 20 Theilstriche. Um also die
Beanspruchung (P) des untersuchten Gewebestückes auf
die Maſseinheit der Breite zu erhalten, hat man das Gewicht (g) am Hebel E mit der Zahl (z) des Theilstriches seines Standes und dem
gleichbleibenden Hebelarmverhältniſs (r) am Hebel D zu multipliciren und durch die Gewebebreite (b) zu dividiren, also P = (g ×
z × r) : b. Bei der beschriebenen Maschine ist
r = 20; die zu untersuchenden Gewebestücke müssen
eine Länge von 1620mm besitzen.