Titel: | Ueber Neuerungen an Regulatoren für Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 185 |
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Ueber Neuerungen an Regulatoren für
Dampfmaschinen.
(Patentklasse 60. Fortsetzung des Berichtes Bd.
259 S. 433.)
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Ueber Neuerungen an Regulatoren für Dampfmaschinen.
Um den Raumbedarf der Theile eines Centrifugalregulators
möglichst zu vermindern, wollen Wm. Platz Söhne in
Weinheim i. B. (* D. R. P. Nr. 33473 vom 16. Juni 1885) die Schwunggewichte so gestalten, daſs sie, wie aus Fig. 1 Taf. 12 zu
entnehmen, um eine im Kopfe der Regulatorspindel angebrachte Achse sich drehen
können und im zusammengeklappten Zustande eine zweitheilige
Kapsel von der Form eines Drehkörpers bilden, in dessen Innerem das
Belastungsgewicht und die Gelenke, welche dieses mit den Schwunggewichten verbinden,
untergebracht sind.
Steph. Quast in M.-Gladbach (* D. R. P. Nr. 33449 vom
27. Mai 1885) will bei seinem Centrifugalregulator mit
indirekter Uebertragung auf die innere Steuerung (vgl. 1883 247 * 234) durch die in Fig. 2 Taf. 12
ersichtliche Verbindung des Belastungsgewichtes a mit
dem Muffe b bezwecken, daſs beim Stillstellen der
Dampfmaschine die Steuerung stets auf den gröſstmöglichen Füllungsgrad durch den
Regulator gestellt wird, hierbei aber der Muff von dem Gewichte a nicht belastet ist, so daſs das Anlassen der Maschine
bei dem gröſsten Füllungsgrade leicht erfolgen kann; der Regulator stellt sich dann
aber sofort auf eine kleinere, der Belastung der Maschine entsprechende Füllung ein.
Hierzu ist das Gewicht a auf dem Muffe b verschiebbar angeordnet und ruht auf diesem, bis beim
Stillstehen der Maschine die Kugeln in die punktirt angegebene tiefste Lage sinken;
dann setzt sich das Gewicht a auf den Ansätze der
Regulatorspindel und die Feder e drückt den Muff b noch weiter abwärts, so daſs die gröſste Füllung
eingestellt wird. Beim Anlassen der Maschine wird der entlastete Muff sofort wieder
in die Höhe steigen.
Zur Verstärkung der Wirkung eines auf eine Drosselklappe
unmittelbar einwirkenden Centrifugalregulators bringen
W. Collamore in Warren und W. Ackroyd in Bradford (* D. R. P. Nr. 34985 vom 14. Oktober 1885) ein
Hilfsgewicht g (Fig. 7 Taf. 12) mit dem
Gewichtsmuffe b in Verbindung. Hierzu ist mit letzterem
eine abwärts gerichtete Zahnstange z verbunden, welche
in einen am Gestelle des Regulators drehbar gelagerten Zahnbogen z1 eingreift. Auf der
Achse desselben sitzt ein Hebel, der an seinem Ende das Gewicht g trägt. In der Mittellage des Muffes b steht der Hebel lothrecht, das Gewicht g übt also keine Wirkung aus; heben oder senken sich
die Schwungkugeln und damit der Muff b aus der
Mittellage, so wird der Zahnbogen z1 bewegt und entsprechend dreht sich der belastete
Hebel nach links oder rechts, so daſs das Hilfsgewicht mit wachsendem Hebelarme im
ersten Falle dem Belastungsgewichte entgegen wirkt, im zweiten Falle dasselbe
verstärkt. Diese Einrichtung wird von Pollit und
Wigzell in Sowerby Bridge, England, ausgeführt.
Damit bei einem Reiſsen des die Regulatorspindel treibenden Riemens oder bei einem
Bruche in dem dieselbe bewegenden Getriebe der Centrifugalregulator sofort das Drosselventil schlieſst und diese Wirkung
nicht durch Reibung in Stopfbüchsen und zahlreichen Gelenken gehemmt wird, legt Mac Farlane nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 514 den Regulator in
die Dampfleitung.
Fig. 8 Taf. 12
zeigt eine diesbezügliche, von Mathew Taylor Brown in
Glasgow in den Handel gebrachte Anordnung. Die Schwunggewichte A bewegen sich in dem Gehäuse B, durch welches der Dampf zur Maschine strömt. Die treibende
Riemenscheibe X bewegt die hohle Welle I, welche mit Armen versehen ist, in denen die
Gelenkachsen E liegen. Die Schwunggewichte A gehen in Winkelhebel über, deren andere Enden den
Muff F und damit die kurze Stange G des Drosselventiles bewegen. Dem Ausfliegen der
Schwunggewichte wirkt die Feder H entgegen. Das
Drosselventil bewegt sich als Cylinderschieber C in der
Glocke L des Absperrventiles K, dessen von Hand bewirkte Einstellung durch den Zeiger R an dem mit Marken versehenen Umfange des Handrades
Q angegeben wird. Die Cylindertheile C und L sind mit ringsum
laufenden Löchern versehen, welche je nach der Stellung der Schwungkugeln sich mehr
oder weniger decken, also den durchströmenden Dampf mehr oder weniger drosseln. Das
Absperrventil K darf bei dieser Vorrichtung sich nur in
den Endlagen befinden, wobei es also entweder geschlossen, oder vollständig geöffnet
ist.
R. Proell in Dresden hat für seinen Centrifugalregulator, welcher die Aufgabe hat, die Voreilung und den Hub eines Schieberexcenters zu
verstellen, eine weitere Verbesserung (* D. R. P. Nr. 33338 vom 8. März
1885, II. Zusatz zu * Nr. 29730, vgl. 1885 256 * 14. 1886
259 435) angegeben. Im Hauptpatente ist die Anordnung
derart, daſs bei der Verstellung des Excenters nach beiden Richtungen hin die
Centralcurve im Zeuner'schen Diagramm eine
archimedische Spirale wird. Bei der neuen Excenterverstellung ist diese durch einen
Kreisbogen ersetzt, indem mit der Schwungrad welle ein Excenter fest verbunden und
um dieses ein zweites Excenter, welches die Schieberbewegung bewirkt, drehbar ist
und durch den Ausschlag der Schwungkugeln verstellt wird. (Vgl. hierzu die a. f. S.
beschriebene Einrichtung von Heslop.)
Für schnell laufende Dampfmaschinen ist ein von Arth. Mehlhorn in Dresden (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 33215
vom 23. April 1885) angebener Centrifugalregulator
bestimmt, welcher wie der Regulator von Lecouteux und
Garnier (vgl. 1886 259 * 436) im Schwungrade der
Dampfmaschine untergebracht ist und unmittelbar das Schieber
excenter nach Hub und Voreilung verstellt. An dem mit einem Schlitzloche
versehenen Excenter E (Fig. 3 Taf. 12) sind zwei
gegenüber stehende Stangen s befestigt, welche am
Kranze des Schwungrades geführt werden. Auf der einen Stange s sitzt die Schwungkugel G, auf die andere
Stange s ist die Feder F
aufgeschoben, welche der Centrifugalkraft der ersteren entgegenwirkt. Die Anordnung besitzt groſse
Einfachheit und soll sich für Umlaufszahlen bis zu 1000 bewähren.
Um ein Schieberexcenter nach Hub und Voreilung durch
eine entlang der Achse gerichtete, vom Regulator beeinfluſste Bewegung zu verstellen, hat Mathew
Heslop in London (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 34763 vom 21. Mai 1885) die in Fig. 11 und
12 Taf.
12 dargestellte Anordnung getroffen. Das den Dampfmaschinenschieber o. dgl.
bewegende Excenter a ist auf dem fest auf der Welle e sitzenden Excenter g
drehbar, so daſs sich bei Verdrehung von a die beiden
Excentricitäten gegenseitig verringern oder vermehren. Die Drehung des Excenters a vermitteln die Stangen w, welche mit einem Ende fest in der auf der Welle e lose drehbaren Scheibe q befestigt sind und
mit dem anderen Ende in Schlitze r und s am Excenter a (vgl. Fig. 11)
greifen. Wenn die Stangen n um die Welle e gedreht werden, gleiten die Enden in den Schlitzen
r und s und dadurch
erfolgt die Verstellung von a auf g. Die Stangen n reichen
durch die Scheibe l, welche längs der auf der Welle e festen Hülse d
verschiebbar ist, dabei aber, indem eine Feder an der Scheibe l in einer Schraubennuth p
an der Hülse gleitet, gedreht wird und somit auch die Stangen n verdreht.
Für Centrifugalregulatoren mit unmittelbarer Uebertragung ist noch ein Vorschlag von
Ludw. Becker in Offenbach a. M. (* D. R. P. Nr.
33466 vom 12. April 1885) anzuführen, welcher die Benutzung des Drosselventiles als Absperrventil ermöglicht, ohne daſs
hierbei der Regulator in Mitleidenschaft gezogen wird (vgl. Schaff er und Budenberg 1886 259 * 433). Hierzu
wird von dem Regulatormuffe nach der Stange des Drosselventiles eine Hebelverbindung
mit eingeschalteter Zugstange angeordnet. Dieselbe besteht aus zwei Theilen, welche
durch eine Mutterhülse in feste Verbindung mit einander gebracht werden. Diese Hülse
wird durch ein Handrad bethätigt, so daſs bei einem Drehen desselben nach der einen
Richtung die Verbindung gelöst und der Stangentheil, welcher mit dem Drosselventile
verbunden ist, bewegt, letzteres also geschlossen wird. Hierbei kann sich der obere,
mit dem Muffe in Verbindung stehende Theil der Stange gegen den unteren Theil durch
einen in einem Schlitze spielenden Querstift frei bewegen, ohne von diesem
beeinfluſst zu werden.
Für indirekt wirkende Centrifugalregulatoren sind
folgende Neuerungen zu erwähnen.
Eugen Klein in St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 33817 vom
24. April 1885) verwendet bei einem indirekten
Uebertrager das bekannte Wendegetriebe mit Reibungskegelrädern, wobei der
gebräuchlichen Anordnung mit lothrechter Regulatorwelle gegenüber diese wagerecht
auf dem Schieberkasten gelagert ist, so daſs das je nach dem Wechsel der
Maschinengeschwindigkeit nach der einen oder anderen Richtung gedrehte getriebene
Reibungsrad lothrecht steht. Die Achse des letzteren trägt an ihrem unteren Ende eine
Sehraube, die in ein unmittelbar auf der Spindel des Expansionsschiebers sitzendes
Schneckenrad eingreift, so daſs durch dessen Verdrehung die Expansionsschieber
verstellt werden, wie es z.B. bei der Meyer'schen
Steuerung erfolgen kann.
Bei der von Berth. Zimmer in Berlin (* D. R. P. Nr.
33786 vom 28. Juni 1885) entworfenen Stell- und
Sicherheitsvorrichtung für indirekt wirkende Centrifugalregulatoren ist
ebenfalls ein Reibungswendegetriebe verwendet und das getriebene Rad, welches je
nach dem Ausschlage der Schwungkugeln mit dem einen oder dem anderen treibenden Rade
in Berührung kommt, also entsprechend die innere Steuerung nach der einen oder
anderen Richtung verstellt, auf einer Welle befestigt, deren Lager in Gleitschienen
durch einen Handhebel verstellt werden können. Wird hierdurch das getriebene Rad bei
lothrechter Aufstellung des Regulators gehoben, so bleibt das Rad in Eingriff mit
dem oberen treibenden Rade, auch wenn die mittlere Geschwindigkeit der Maschine
überschritten ist; es wird also die vom Regulator bethätigte innere Steuerung noch
weiter so verstellt, daſs die Dampffüllung vergröſsert wird. Somit kann durch Heben
der getriebenen Achse die Geschwindigkeit der Maschine vergröſsert werden; der
gröſseren Geschwindigkeit entspricht dann eine derart höhere Lage des treibenden
oberen Rades, daſs dasselbe sich mit dem getriebenen Rade nicht mehr in Eingriff
befindet. In gleicher Weise kann die gewöhnliche Geschwindigkeit durch Senken der
getriebenen Achse verkleinert werden. Von dieser wird durch Riemenübertragung ein
kleines Zahnrad bewegt, welches in eine Zahnstange greift, von der aus die innere
Steuerung der Maschine unmittelbar beeinfluſst wird. Damit nun ein Ueberreguliren
nicht stattfinden kann, also der Füllungsgrad nicht über eine gegebene obere bezieh.
untere Grenze verändert wird, ist die erwähnte Zahnstange an den betreffenden
Stellen mit je einem beweglichen Zahne versehen, der nach einer Richtung ausweicht,
so daſs das Zahnrad die Stange nicht mehr vorwärts bewegen kann. Dieses Ausweichen
findet jedoch erst statt, wenn der Zahn sich mitten unter dem Getriebe befindet,
indem vorher ein in seitlichen Gleitbahnen sich führender Riegel den Zahn festhält
und erst in der bezeichneten Lage des Zahnes denselben freiläſst. Um die Grenzen des
Füllungsgrades auch ändern zu können, sollen einige solcher falschen Zähne in die
Stange eingeschaltet werden, von welchen dann nur einer ausweichen kann, während die
anderen durch eingesteckte Stifte festgestellt werden.
Eine zeitweise Bremsung der Schwungkugeln wollen A. Therkelsen und Jul.
Bruun in Kopenhagen (* D. R. P. Nr. 33335 vom 27. Januar 1885) bei einem
indirekt wirkenden Centrifugalregulator anwenden.
Die Riemenscheibe N (Fig. 5 Taf. 12) treibt
mittels der Kegelräderpaare a, c und b, h in entgegengesetzter Richtung, aber mit gleicher
Geschwindigkeit, die beiden Hohlspindeln r3 und r4, in welchen die vollen Spindeln r1
und r2 lose drehbar sind.
Die Spindel r1 trägt
den Schwungkugelregulator mit der durch die Schraube S
regelbaren Belastungsfeder r5; unten sitzt fest auf r1 das Kegelrad g. Die
Spindel r2 trägt oben
das Umlaufrad k, welches in die Räder g und i eingreift, von
denen letzteres das Ende der Spindel r4 bildet; unten sitzt auf r2 ein Stirnrad, das in eine Zahnstange
l2 greift, welche
die innere Steuerung des Motors bethätigt. Die Hohlspindel r3 ist oben als Planscheibe d ausgebildet, gegen welche bei mittlerer
Geschwindigkeit die auf r1 verschiebbare Scheibe e unter dem Drucke
der Feder r5 sich
preſst. So lange dies geschieht, werden durch die Reibung die Spindeln r1 und r3 wie ein Stück, also
g und i mit gleicher
Geschwindigkeit gedreht, so daſs das Rad k an seinem
Platze bleibt und sich nur um seine Achse dreht, ohne daſs die Spindel r2 eine Bewegung
erhält. Wächst jedoch die Maschinengeschwindigkeit, so ziehen die ausfliegenden
Kugeln s die Scheibe e
aufwärts gegen eine durch den Arm n am Gestelle m befestigte Bremsscheibe f, oder die Kugelns treffen gegen einen Bremsring F; die Kuppelung zwischen d und e ist dann gelöst, die Spindel r1 wird gebremst und ihre Geschwindigkeit
vermindert sich bis zum völligen Stillstande. Damit aber eilt das Rad g dem Rade i nach und
bleibt schlieſslich gänzlich stehen, so daſs nunmehr das Umlaufrad k sich auf den Rädern i
und g entsprechend abrollt und die Spindel r2, damit also die
innere Steuerung bewegt wird.
In dieser Anordnung liegt aber ein Fehler. In der Patentschrift scheint nämlich
angenommen zu sein, daſs die Spindel r1 sich auch schneller als die Spindel r4 drehen könne, so
daſs das Rad g gegen das Rad i voreilt und hierdurch das Rad k wieder
zurückrollt. Diese Annahme ist jedoch unmöglich: die Spindel r1 kann nur langsamer als r4 oder gleich schnell
mit dieser laufen; dadurch aber wird das Umlaufrad k
nur nach einer Richtung sich abrollen, also auch die Spindel r2 sich nur nach einer Richtung drehen
können. Hieraus folgt aber, daſs die Zahnstange immer nur vorwärts und nie wieder
zurück sich bewegen wird, was selbstverständlich unbrauchbar ist.
Auch die durch Fig.
6 Taf. 12 veranschaulichte, in der Patentschrift noch angegebene Anordnung
zeigt denselben Fehler. Hier werden die Spindeln r3 und r4 in gleicher Richtung gedreht und ist r4 in der Nabe des
Rades h verschiebbar, muſs sich jedoch mit dieser
drehen. Die Spindel r1
ist mit Schraubengewinde v versehen, dessen Mutter in
der Hülse r4 sich
befindet, welche mit dem Muffe v3 versehen ist, von dem aus die innere Steuerung
verstellt wird. Wenn die Patentschrift hierfür ausspricht, daſs r4 sich schneller oder
langsamer als r1 drehen
wird, so ist dies wiederum falsch; nur das erstere kann eintreten, also wird auch
die Hülse r4 sich bloſs
nach einer Richtung verschieben und damit die innere Steuerung nur entsprechend
derselben verstellt werden.
Eine von P. W. Willems in Thames Ditton, England (* D.
R. P. Nr. 33462 vom 3.
Januar 1885) vorgeschlagene Neuerung an Regelungsvorrichtungen, welche durch den elektrischen Strom einer Dynamomaschine in Thätigkeit gesetzt werden,
betrifft die Construction des Drosselventiles. Der Regulator besteht aus einem
Solenoid, durch dessen Windungen der elektrische Strom flieſst. Das Solenoid steuert
das Drosselventil, welches die Form eines Doppelkolbenschiebers besitzt. Der Dampf
kann durch das Schiebergehäuse zwischen die beiden Kolben treten und durch diese
nach der Maschine strömen; hierbei regelt der eine Kolben den Zutritt des Dampfes
und der andere sperrt denselben vollständig ab, wenn der elektrische Strom durch
Zufall unterbrochen werden sollte. (Vgl. Neville und
Richardson 1886 260 * 119.)
Für Regulatoren mit indirekter Uebertragung durch Dampf
kraft (vgl. Guhrauer und C. Wagner 1884 251 200. C. v.
Lüde 1884 251 201) will H. F. Fricke in
Magdeburg (* D. R. P. Nr. 34570 vom 25. Juli 1885) eine Doppelkolbenschieber-Steuerung von der in Fig. 9 Taf. 12
dargestellten Construction für die kleine Dampfmaschine, welche die innere Steuerung
einer zu regulirenden Dampfmaschine bethätigt, anwenden. Der Regulatormuff b bewegt durch einen Hebel e einen durchbohrten Kolbenschieber c, der von einem zweiten
Kolbenschieber d umgeben ist, welch letzterer mittels
einer Stange l an den zwischen Kolbenstange und innere
Steuerung geschalteten Hebel k gehängt ist. Die beiden
Schieber c und d liegen in
einem Gehäuse, an das die Dampfzu- und Ableitung n und
h, sowie die zum Cylinder der Hilfsmaschine
führenden Kanäle g und m
anschlieſsen. Der innere Kolbenschieber c gestattet
somit, je nach der Stellung des Regulatormuffes, dem Dampfe über oder unter den
Kolben a zu strömen, so daſs eine entsprechende
Bewegung desselben eintritt, welche durch den Hebel k
auf die innere Steuerung übertragen wird. Der äuſsere Kolbenschieber d bewegt sich gleichartig mit dem Kolben a der Hilfsmaschine; durch die gegenseitige Bewegung
der beiden Schieber wird nun das rechtzeitige Einströmen des Dampfes und das
Abschlieſsen desselben erreicht. Zur Aufhebung des todten Ganges in den Gelenken ist
eine einseitige Belastung der beiden Schieber dadurch erreicht, daſs der innere
Schieber c an seinem unteren Ende im Durchmesser etwas
kleiner als auf der übrigen Länge genommen ist; entsprechend ist die Bohrung im
äuſseren Schieber d unten und oben etwas verschieden.
Hierdurch drückt der Dampf den Schieber c stets nach
unten und den äuſseren Schieber d stets nach oben.
Die indirekte Uebertragung kann bei Regulatoren auch mit
Hilfe des von Ernst Kuhlo in Stettin (* D. R. P. Kl. 47
Nr. 33896 vom 8. April 1885) angegebenen elektrisch
gesteuerten Wendegetriebes erfolgen. Auf der angetriebenen Welle w (Fig. 10 Taf. 12) sitzen
fest zwei Paar Elektromagnete m und m1 und lose zwei am
Kranze, den Kernen der Elektromagnete gegenüber, mit Löchern versehene Scheiben s und s1, welch letztere mittels eines offenen bezieh.
geschränkten Riemens auf die Welle w1 treiben. Die Zuleitung des Stromes in die
Umwickelungen der Elektromagnete erfolgt durch Schleiffedern e und e1.
Sobald nun das Ende des von der Regulatorhülse geführten Hebels z einen der Contacte c und
c1 berührt, wird
der elektrische Strom in das entsprechende Elektromagnetpaar geleitet, dadurch von
dessen Kernen die zugehörige Scheibe s bezieh. s1 angezogen und durch
Eintreten der Kerne in die Löcher der Scheibe gekuppelt; die Welle w1 wird dann
entsprechend rechts oder links gedreht.
Es ist noch die Regulireinrichtung der Elektrotechnischen
Fabrik Cannstatt und der Maschinenfabrik
Eſslingen (* D. R. P. Nr. 34232 vom 27. Januar 1885) zu erwähnen, welche
allerdings nicht dazu bestimmt ist, den Füllungsgrad einer Dampfmaschine zu regeln,
sondern dem Zwecke dienen soll, bei wechselnder
Geschwindigkeit einer treibenden Welle innerhalb bestimmter Grenzen eine
gleichmäſsige Geschwindigkeit der getriebenen Welle
zu erhalten und beim Ueberschreiten dieser Grenzen ein sofortiges Auslösen der mit
der getriebenen Welle verbundenen Maschinen oder Apparate zu bewirken. Hierzu ist
auf beiden Wellen je ein Riemenkegel angebracht; der um diese gelegte Riemen wird
durch einen Centrifugalregulator mit indirekter Uebertragung durch
Kegelräderwendegetriebe mit Reibungskuppelung mittels eines Riemenführers verstellt,
welcher auf einer in Drehung versetzten Schraube mit Muttergewinde aufgesetzt ist.
Hierbei ist die Anordnung des Regulators so getroffen, daſs, sobald die getriebene
Welle wieder die richtige Geschwindigkeit angenommen hat, die Reibungskuppelung
ausgelöst wird, also ein Ueberreguliren vermieden ist. Die Regulatorwelle wird von
der getriebenen Welle durch Riemen in Drehung versetzt. Damit nun, sobald die
Geschwindigkeit der getriebenen Welle ihr zulässig gröſstes oder kleinstes Maſs
erreicht hat, sofort eine Auslösung der zu treibenden Maschinen erfolgt, sind zwei
Klinkenapparate angeordnet, von welchen je einer durch den Riemenführer ausgelöst
wird, sobald derselbe den Riemen in die äuſserste Stellung rechts bezieh. links
geschoben hat. Die Auslösung erfolgt durch die Wirkung einer Feder und wird dabei
eine Stange, welche die Kuppelung bethätigt, aufwärts geschnellt.
Die von W. Mason in Boston (* D. R. P. Nr. 32438 vom 11.
Februar 1885) angegebene Regulirvorrichtung ist im
Besonderen für Dampfpumpen berechnet und befindet sich,
wie Fig. 4
Taf. 12 zeigt, in einem verschlossenen Gehäuse. Von der Kolbenstange der Maschine
aus wird durch einen schwingenden Hebel l die im
Gehäuse, dessen unterer Theil b mit passender
Flüssigkeit gefüllt wird, angeordnete doppelt wirkende Plungerpumpe a bewegt, so daſs von der in b vorhandenen Flüssigkeit durch Seitenkanäle eine gewisse Menge nach dem
Sammelbehälter f gedrückt wird, um von hier aus wieder
nach b zurückzuflieſsen. Zufluſs wie Rückfluſs sind
durch Ventile regelbar, so daſs bei gewöhnlichem Gange der Maschine die gleich
groſse Menge Flüssigkeit durch die Regulatorpumpe nach f gedrückt wird und wieder zurückflieſst, also der in f befindliche Kolben h in
seiner mittleren Lage bleibt. Wird dagegen der Gang der Maschine, also auch
derjenige der Pumpe schneller oder langsamer, so wird die Menge der nach f gedrückten Flüssigkeit gröſser oder kleiner als die
Menge der fortdauernd zurückflieſsenden und damit hebt bezieh. senkt sich der Kolben
h, wodurch die Drosselklappe der Dampfmaschine
mittels Gestänges t entsprechend verstellt wird. Zur
Verhütung plötzlicher Bewegungen ist der Kolben h noch
mit einer Flüssigkeitsbremse n versehen. – Den Mason'schen Regulator, welcher bereits bei groſsen
Pumpwerken in Amerika Anwendung gefunden, bringen in Europa Haskins, Davis und Comp. in London in den Handel.
Zum Schlusse möge auf eine Abhandlung von Prof. Gust.
Herrmann in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1886 * S. 253, betitelt „Die graphische Untersuchung der Centrifugalregulatoren“ aufmerksam
gemacht werden, welche darlegt, wie auf zeichnerischem Wege eine genaue Bestimmung
der Tachometer verschiedener Construction möglich ist.