Titel: | Leman's elektromagnetische Schiebersteuerung. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 99 |
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Leman's elektromagnetische Schiebersteuerung.
Mit Abbildungen auf Tafel
7.
Leman's elektromagnetische Schiebersteuerung.
Wie bereits verschiedentlich in Vorschlag gebracht wurde (vgl. 1884 253. 393), so will auch Leman in Berlin (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 33525 vom 13. März 1885)
Dampfmaschinen durch elektrische Ströme steuern, dieses Prinzip aber, abweichend
gegen frühere Anwendungen, für Doppelschiebersteuerungen benutzen. Dabei soll der
auf dem Grundschieber gleitende Expansionsschieber jedoch nicht durch zeitweise
erregte Elektromagnete bewegt, sondern durch diese abwechselnd fest gehalten und
frei gegeben werden, so daſs der Expansionsschieber dann von dem Grund-Schieber
mitgenommen werden kann. Der Vorgang ist also wie beider Farcot'schen Steuerung, nur daſs das geräuschvolle Anstoſsen der
Expansionsschieberplatten vermieden ist. Eine veränderliche Expansion läſst sich
ebenfalls durch entsprechende Stromunterbrechungen erreichen.
Bei der in Fig.
5 und 6 Taf. 7 veranschaulichten elektromagnetischen Schiebersteuerung ist die
Anordnung derart getroffen, daſs die Expansionsschieberplatten a, zweckmäſsig aus nicht magnetischem Materiale, als
Kasten gebildet sind, welche durch den Dampfdruck auf den Rücken des
Vertheilungsschiebers b gedrückt werden und daher die
Bewegungen dieses Schiebers mitmachen. In den Kasten a
sind Eisenkerne c eingebettet, die beiderseits mit
verstärkten Enden oder Polschuhen c1 ausgerüstet sind. Um die Kerne c wird der magnetisirende Draht e gewickelt. Oberhalb der Schieberplatten a
ist ein Bündel flach neben einander liegender, mit zwei durchgehenden Schrauben
zusammengehaltener Stahlmagnetstäbe f angebracht,
welche an den Ecken mit Polschuhen N und S versehen sind. Die Magnete f sind in der Schubrichtung nicht, dagegen um ein Geringes auf und ab
beweglich. Ebensolche Reihen flacher Stahlmagnete g
werden auch in dem Rücken des Vertheilungsschiebers b
angeordnet. Die gleichartigen Pole der sämmtlichen Stahlmagnete f liegen an der einen Seite. Die entsprechenden Pole
N1 und S1 der Stahlmagnete g sind umgekehrt angeordnet. Die Polschuhe c1 schleifen dicht
zwischen den Polschuhen N und S1 bezieh. N1 und S.
Durchläuft nun ein elektrischer Strom den Draht e, so
wird je nach der herrschenden Stromrichtung der Elektromagnet c entweder von der oberen festliegenden Magnetgruppe
f oder durch die Magnetgruppe g von dem Schieber b
festgehalten, während der Elektromagnet c gleichzeitig
von den anderen Magneten abgestoſsen wird. Der Expansionsschieber a wird daher je nach den Stromrichtungen entweder von
dem Schieber b mitgenommen, oder gegen denselben
verstellt und es ist leicht, durch entsprechende Stromwechsel vollständig die
Bewegungen des Farcot'schen Schiebers nachzuahmen. Die
Stromumkehrungen erfolgen von der Dampfmaschinenwelle aus durch bekannte
Stromumkehrvorrichtungen. Läſst man den Regulator der Maschine derart auf diese
einwirken, daſs die Stromumkehrungen früher oder später je nach dem Stande der
Regulatorhülse und der Geschwindigkeit der Maschine erfolgen, so ist ohne weiteres
klar, daſs man vom Regulator abhängige Expansionsgrade erzielen kann.
Der Regulator kann bei solchen Maschinen auch durch ein Solenoid oder eine bekannte
elektrische Regulirvorrichtung ersetzt werden, wie dies auch Allen (vgl. 1884 253 * 396) angegeben hat.
Hierbei empfiehlt es sich, beim Angehen der Maschine, ehe noch die nöthige
Stromstärke zur Einwirkung auf den Schieberelektromagnet erreicht ist, einstweilen
Gebrauch von der bekannten Farcot'schen Daumensteuerung
zu machen, welche man zu diesem Zwecke in dem Schieberkasten mit unterbringt.
Die beschriebene Anordnung der Leman'schen Steuerung ist
mannigfacher Abänderungen fähig und dürfte sich, wenn auch mitunter weniger
gelungen, auf alle einfachen und Doppelschieber-Steuerungen anwenden lassen. Es
erscheint z.B. für kleinere Maschinen nicht
erforderlich, die Stahlmagnete f und g
anzubringen; der Elektromagnet c würde dann in dem vom
Excenter hin und her bewegten, sonst den Vertheilungsschieber umfassenden Rahmen
untergebracht und auf den letzteren, welcher mit einem Eisenanker versehen und frei
beweglich ist, wirken. Es sind bei dieser einfachen
Schiebersteuerung dann keine Stromumkehrungen, sondern nur
Stromunterbrechungen nöthig.