Titel: | Verwendung der beim basischen Entphosphorungsverfahren fallenden Schlacke in der Landwirthschaft. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 513 |
Download: | XML |
Verwendung der beim basischen
Entphosphorungsverfahren fallenden Schlacke in der Landwirthschaft.
Verwendung der basischen Schlacke in der
Landwirthschaft.
Diesbezügliche, auf Veranlassung eines gröſseren Stahlwerkes Westfalens von einer
landwirtschaftlichen Versuchsstation ausgeführte Versuche ergaben, bei Verwendung
einer Schlacke folgender Zusammensetzung:
Kieselsäure
6,20
Proc.
Kohlensäure
1,72
Schwefel
0,56
Phosphorsäure
19,33
EisenMangan
9,749,50
auf Oxydul berechnet
Kalk
47,60
Thon und Sand
2,68
Alkalien, Magnesia u. dgl.
daſs 10,94 Proc. Phosphorsäure, entsprechend 56,6 Procent der
Gesammtphosphorsäure, in Ammoniumcitrat löslich, somit in einer von den Pflanzen
leicht aufnehmbaren Form vorhanden waren.
Es wurden nun 1000g Schlacke mit 700g 66 procentiger Schwefelsäure aufgeschlossen und
enthielt die Masse hierauf nach dem Trocknen und Pulverisiren 12,13 Proc.
Gesammtphosphorsäure, davon 1,15 Proc. in Wasser löslich, 9,35 Proc. in citronensaurem Ammonium
löslich und 1,63 Proc. in Salzsäure löslich.
Da durch Anwendung von 700g Schwefelsäure nur eine
geringe Menge der Phosphorsäure in die wasserlösliche Form übergeführt worden war,
wurde von neuem 1k Schlacke mit 1k 66 procentiger Schwefelsäure aufgeschlossen; das
gebildete Superphosphat enthielt: 8,07 Proc. Gesammtphosphorsäure, davon 4,61 Proc.
in Wasser, 2,75 Proc. in citronensaurem Ammonium und 0,71 Proc. in Salzsäure
löslich.
Nach Verlauf von 3 Monaten wurde von neuem der Gehalt an in Wasser löslicher
Phosphorsäure festgestellt und betrug derselbe jetzt 0,63 Proc. neben 6,56 Proc. in
citronensaurem Ammonium und 0,88 Proc. in Salzsäure löslicher Phosphorsäure. Die in
Wasser lösliche Phosphorsäure war also zum gröſsten Theil wieder in die unlösliche
Form zurück gegangen. Ein Aufschlieſsen der Schlacke mit Schwefelsäure dürfte danach
nicht zu empfehlen sein, weil dadurch ein zu geringer Theil der Phosphorsäure in die
lösliche Form übergeführt wird, wohl wegen des hohen Eisengehaltes. Uebrigens wird
ein solches Aufschlieſsen für die Verwendbarkeit des Materials zur Düngung auch
nicht nothwendig sein, weil über die Hälfte der Phosphorsäure direkt in
citronensaurem Ammonium löslich ist, sich also in einer Form befindet, in welcher
die Phosphorsäure in der stets Kohlensäure enthaltenden Bodenflüssigkeit leicht
löslich ist und dem entsprechend auch von der Pflanzenwurzel leicht aufgenommen
werden kann.
Gegen eine solche unmittelbare Verwendung der Schlacke zur Düngung der Felder erregt
jedoch der Gehalt an Eisenoxydul und Manganoxydul sowie an Schwefelverbindungen
Bedenken; aus letzteren wird im Erdboden Schwefelwasserstoff frei gemacht und dieser
wie die Metalloxydule wirken auf die Vegetation auſserordentlich schädlich. Es wird
deshalb nothwendig sein, die Schlacke möglichst zeitig im Herbst in den Acker zu
bringen und nur solche Felder damit zu düngen, welche erst im Frühjahr bestellt
werden sollen, damit im Laufe des Winters die genannten Stoffe durch Oxydation ihre
schädliche Wirkung auf die Pflanzenwurzel verlieren.
Empfehlenswerther dürfte es noch sein, die Schlacke in die Ställe auf die Streu oder
beim Herausnehmen des Düngers aus den Ställen in Schichten zwischen denselben zu
streuen; es wird alsdann bereits hier die Oxydation der schädlichen Verbindungen vor
sich gehen und gleichzeitig auch durch die bei der Verwesung des Düngers sich
bildende Kohlensäure eine weitere Aufschlieſsung der Phosphorsäureverbindungen
hervorgerufen werden. Uebrigens haben weitere Versuche ergeben, daſs in porösen
Boden überhaupt keine derartige schädliche Wirkungen zu befürchten sind. (Nach Stahl und Eisen, 1882 S. 303.)