Titel: | Ueber einen Unfall beim Bleichen. |
Autor: | Lauber, Maslowski |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 267 |
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Ueber einen Unfall beim Bleichen.
Ueber einen Unfall beim Bleichen.
Im Laufe der Praxis ist Einem von uns 2 mal ein höchst eigenthümlicher Fall in der
Bleiche vorgekommen, welcher uns genügend interessant erscheint, um denselben zu
allgemeinerer Kenntniſs zu bringen: In einer mit Dampffarben bedruckten Waare
nämlich zeigten sich nach dem Dämpfen gröſsere und kleinere braungelbe Flecken und
zwar der Breite des Gewebes nach. Der Umstand, daſs die Waare an den gelben Stellen
morsch war, verleitete uns zuerst zu der Meinung, es könnte der Einfluſs von Säure,
die etwa nicht gut ausgewaschen war, die Wirkung hervorgebracht haben. Dieser
Ansicht widersprach vor allem die Thatsache, daſs die Waare nur stellenweise und
zwar gerade, wie angegeben, der Breite des Gewebes nach, angegriffen war; die
Aschenanalysen der fleckigen Waare sollten uns bald auf den richtigen Grund
führen.
Es wurden nämlich sowohl von reiner, als von fleckiger Waare desselben Gewebes je
0qm,8 verascht und ergab die quantitative
Analyse folgende Resultate:
Gewicht
Asche
Fe2O3
CaO
Unlöslich
Fleckige Waare
69,50
0,085
0,010
0,032
0,015
Reine Waare
62,89
0,048
0,005
0,005
0,003
Der groſse Gehalt an Calciumoxyd und unlöslichen
Bestandtheilen in der fleckigen Waare bewies, daſs nur in der Kalkbeuche
Unregelmäſsigkeiten vorgekommen sein konnten. Das in der Asche befindliche Eisen
rührt von der Schwefelsäure her, die wir aus Sparsamkeitsrücksichten hier an Stelle
der Salzsäure anzuwenden gezwungen sind. Weitere Nachforschungen zeigten überdies,
daſs der Unfall nur in solchen Partien vorgekommen war, welche bei Nacht mit dem
Kalk gebeucht wurden.
Als Ursache der gelben Flecke erwies sich nun zum Schluſs folgender Umstand. Der
Kochmeister hatte nach Beendigung der Kalkbeuche die Kalkbrühe abgelassen und den
Kessel, ohne abzuwassern, stehen gelassen. An allen den Stellen nun, wo die Waare
den Kessel berührt hatte, war der Kalk in Folge der mehrstündigen Berührung mit den
warmen Kesselwänden in der Gewebefaser eingetrocknet und hatte dieselbe mürbe
gemacht. Die darauf folgenden Säurepassagen hatten bei der kurzen Dauer der
Berührung der verdünnten Säure mit der Waare in unserer Continuebleiche leider nicht
genügend einwirken können, um den Kalk zu entfernen, da in Folge Eintrocknens in der
Faser eine Concentration desselben eintreten muſste, und die Flecken waren daher
dann erst sichtbar, als der noch vorhandene Kalk im Dämpfen die Gewebefaser stärker
angegriffen und gebräunt hatte.
Zawiercie, Juli 1882.
Lauber und Maslowski.