Titel: | Zur Kenntniss der Wirkung des Cementes auf Wasserleitungsröhren aus Blei; von Max Bamberger. |
Autor: | Max Bamberger |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 35 |
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Zur Kenntniſs der Wirkung des Cementes auf
Wasserleitungsröhren aus Blei; von Max
Bamberger.
Bamberger, zur Kenntniſs der Wirkung des Cementes.
Durch die Güte des Hrn. Th. Lott,
Secretär der Akademie der bildenden Künste in
Wien, erhielt ich ein Stück einer Bleiröhre,
welche durch 5 Jahre in einem Verputz von Portlandcement gelegen hatte und welche
von einer 1 bis 3mm dicken rothen Schicht
überzogen war, deren Aussehen ganz an das im Handel vorkommende Bleioxyd erinnerte.
Dieser Ueberzug wurde sorgfältig abgelöst und die mitgerissenen Bleitheilchen mit
Zuhilfenahme einer Lupe entfernt. Das specifische Gewicht dieses Pulvers, welches
bei 15° sorgfältig bestimmt und auf den luftleeren Raum reducirt worden war,
schwankt zwischen 8,002 und 9,670, welches Schwanken durch das Vorhandensein von
metallischem, dem Bleioxyd beigemengten Blei und Bleicarbonat zu erklären ist. Die
qualitative Analyse ergab, daſs dieses Pulver Bleioxyd, Blei, Kohlensäure, Wasser
und Spuren von Calcium enthält.
Die qualitative Bestimmung des Bleies wurde nach der gewöhnlichen Methode, als
Bleisulfat, vorgenommen, die des Wassers und der Kohlensäure erfolgte durch Erhitzen
der Substanz in einer Verbrennungsröhre, wobei ersteres von einer Chlorcalciumröhre,
letztere vom Liebig'schen Kaliapparat aufgenommen wurde.
Um das im Bleioxyde beigemengte metallische Blei quantitativ zu bestimmen, war es
nothwendig, die dem Bleioxyde entsprechende Sauerstoffmenge durch Reduction mittels
sorgfältig gereinigten und getrockneten Wasserstoffes zu ermitteln. Aus der
Gewichtszunahme der vorgelegten Chlorcalciumröhre wurden nach Abzug des Wassers die
Menge des an Blei gebundenen Sauerstoffes mit 0g,06457 berechnet, welcher 84,89 Proc. Bleioxyd und 78,78 Proc. freies Blei
entsprechen; die als Bleisulfat bestimmte Gesammtmenge an Blei betrug 91,11 Proc.
Aus der Differenz dieser Zahlen ergibt sich die Menge des dem Bleioxyd beigemischten
metallischen Bleies zu 12,33 Proc.
Die Zusammensetzung des Pulvers ist sonach folgende:
Bleioxyd
84,89
Blei
12,33
Wasser
0,99
Kohlensäure
1,53
Kalk
Spur
In Salpetersäure unlösl.
0,16
–––––
Summe
99,90.
Dieser Ueberzug am Bleirohre scheint durch die Wirkung des Sauerstoffes der Luft im
Vereine mit jener des im Mörtel enthaltenen Kalkes gebildet worden zu sein, wobei
daran erinnert werden mag, daſs schon Besnou (1876 219 459) beobachtete, daſs Blei von Kalkwasser sehr
angegriffen wird.
Technische Hochschule. Laboratorium des Prof. A. Bauer. Wien, Mai 1882.