Titel: | Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer. |
Autor: | Hugo Fischer |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 392 |
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Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
(Patentklasse 76. Fortsetzung des Berichtes S. 133
d. Bd.)
Hugo Fischer, über Neuerungen in der
Gespinnstfabrikation.
II) Umordnung der Gespinnstfasern: 2) Kämmmaschinen.
Die Firma Heilmann-Ducommun und Steinlein in Mülhausen
hat versucht, durch abgeänderte Anordnung und theilweise veränderte Construction der
Werkzeuge und Mechanismen, welche bei der bekannten Heilmann'schen Kämmmaschine
Anwendung finden, maschinelle Einrichtungen zu bilden, die eine vorzüglichere Arbeit
erwarten lassen als die ältere Heilmann'sche Maschine. Sie sucht dies zu erreichen
durch Einschaltung von Nadelstäben zwischen die Einführungswalzen und die Zange,
welche das Faserband während des ersten Kämmens festhält. Das von der Abreiſszange
erfaſste Band wird durch diese Nadelstäbe hindurchgezogen und so durch Strecken und
Parallellegen der Fasern für die hierauf folgende Kämmoperation vorbereitet. Eine
Reihe Patente, welche der genannten Firma in einem Zeitraum von nahe 1½ Jahren
ertheilt wurden, wahren derselben das Eigentumsrecht an den vorgeschlagenen
Neuerungen.
Bei der ersten Einrichtung der Maschine (* D. R. P. Nr. 1984 vom 13. November 1877),
welche durch die Fig. 1 Taf.
29 wiedergegeben ist, wird die Kammwalze der Heilmann'schen Maschine durch einen,
aus einer oder mehreren Nadelreihen zusammengesetzten, ebenen Kamm a1 ersetzt. Derselbe
ist an dem Winkelhebel e1 befestigt und schwingt mit diesem, durch die Curvenscheibe c1 geführt, in
verticaler Richtung um den Endpunkt d1 eines zweiten Winkelhebels e1. Dieser ist auf der Welle w1 gelagert und
ertheilt, durch die Curvenscheibe f1 angetrieben, dem Kamm gleichzeitig eine
Horizontalschwingung. Eine ganz analoge Bewegung wird dem an dem Winkelhebel b2 befestigten
Vorstechkamm a2 durch
die unrunden Scheiben c2 und f2
ertheilt.
Das von dem Wickel W kommende Faserband wird durch die
Leitwalzen g der Nadelwalze h
zugeführt. Diese liegt innerhalb der kreisförmig gestalteten Zange z1, deren unterer
Backen um die Drehachse der Nadelwalze schwingt und von der Curvenscheibe i angetrieben wird. Dieser Speisezange gegenüber steht
die Abreiſszange z2 mit
sich hebendem oberem Backen. Sie wird von dem um w2 drehbaren Hebel k
getragen und empfängt ihre Abreiſsbewegung durch die Kurbel l, den Winkelhebel m und die Zugstangen n1, n2. Dem oberen Backen
wird noch für das Oeffnen und Schlieſsen der Zange eine selbstständige Bewegung
durch die Curvenscheibe o und den Hebel p ertheilt. Dicht hinter den Zangenbacken sind die
Abzugswalzen q1
gelagert, welche durch einen kleinen Räderantrieb von der Welle w2aus zum bestimmten
Zeitpunkt gedreht werden. Ein weiteres Abzugswalzenpaar q2 ist am Gestell der Maschine gelagert;
ihm wird der fertige Kammzug durch einen kleinen Trichter r zugeleitet. Die Reinigung der Kämme a1 und a2 von den Kämmlingen besorgen die Bürstenwalzen s1, s2 im Verein mit den
kleinen, mit Plüsch, Leder o. dgl. bezogenen Walzen t1, t2, welche an den Enden zweier um die Achsen der
Bürstenwalzen schwingenden und von einer unrunden Scheibe angetriebenen Hebel v1, v2 drehbar befestigt
sind. Bürstenwalzen und Plüschwalzen rotiren, durch Zahnräder angetriebenen
entgegengesetzter Richtung und reinigen die zwischen sie eingeführten Kammzähne, wie
dies für den Kamm a1 in
der Figur dargestellt ist. Die Kämmlinge haften an den Bürstenwalzen, werden von
diesen den Krempelwalzen x1, x2
übergeben und von den Hackern y1, y2 abgenommen.
Bei dem Beginn eines Spieles der Maschine haben die beiden geöffneten Zangen z1, z2 den gröſsten Abstand
von einander; aus jeder derselben ragt ein kurzer Faserbart (beide bereits gekämmt)
hervor. Die Abreiſszange nähert sich der Zange z1 und schlieſst sich, nachdem sie dieselbe erreicht,
die über einander gelegten Faserbärte festhaltend. Nach kurzer Linksbewegung der
Zange z2 tritt der
Vorstechkamm in das Faserband ein, so daſs bei Fortsetzung der Zangenbewegung ein
Kämmen des Bandes stattfindet. Der erste Theil der Linksbewegung der Zange z2 erfolgte bei offener
Zuführzange; es tritt neues Faserband durch dieselbe aus und wird hierbei durch die
langsam umlaufende Nadelwalze h gezogen, also gestreckt
und die Fasern parallel angeordnet. Nach erfolgter Vorgabe schlieſst sich z1, so daſs im zweiten
Theil der Linksbewegung der Zange z2 das Abreiſsen des gekämmten Faserbartes erfolgt.
Zwischen Kamm a2 und
Zange z1 ist der
Kämmling angehäuft; er wird entfernt, indem der Kamm a2 dicht an der
Zange z1 in das
Faserband eintritt und sich gemeinschaftlich mit dem Kamme a2 nach links bewegt, so daſs ein neuer
gekämmter Faserbart aus der Zuführzange herausragt. Die Kämme verlassen das Band und
werden durch die Putzvorrichtungen von den Kämmlingen befreit. Nach erfolgter
Eröffnung der Zangen rotiren die Abzugswalzen q1 und ziehen den Kammzug so weit in die Abreiſszange
ein, daſs nur ein kurzer Bart aus derselben vorsteht. Diese Bewegung des
Kammzugbandes durch die Abzugwalzen wird noch unterstützt durch ein endloses Leder,
welches den oberen Zangenbacken umgibt und durch ein kleines Gesperre q0 in fortschreitende
Bewegung versetzt wird.
In späteren Zusatzpatenten (* D. R. P. Nr. 6244 vom 11. September 1878 und Nr. 7445
vom 27. März 1879) ist der Kamm a1 durch eine rotirende Kammwalze ersetzt, welche
periodisch der feststehenden Zuführzange genähert wird, den aus dieser vorragenden
Faserbart auskämmt und die aufgenommenen Kämmlinge nach erfolgtem Rückgang an eine
Putzvorrichtung abgibt. Die rotirende Nadelwalze des Streckwerkes ist durch
Nadelstäbe ersetzt, welche eine horizontal gerichtete Translationsbewegung erhalten
und ähnlich dem Speiseapparat der alten Heilmann'schen Maschine angeordnet sind.
Weitere Neuerungen beziehen sich auf die Construction der Zangen, auf die Anwendung
eines Luftstromes zum leichteren und sicheren Einlegen des aus der Zange vorragenden
Faserbartes in die Zähne der Kammwalze, auf eine Abänderung des Bewegungsmechanismus
der Abreiſszange, sowie auf einen veränderten Antrieb der Bürsten und Plüschwalze
des Putzapparates.
Die wichtigsten dieser sowie der in späteren Patenten derselben Firma enthaltenen
Neuerungen sind in Fig. 2 Taf.
29 zusammengefaſst dargestellt. Der früher mit a1 bezeichnete Kamm ist hier Vorstechkamm und wird in
der bereits besprochenen Art bewegt und gereinigt. An Stelle des Kammes a2 tritt hier die
gleichbenannte rotirende Kammwalze, welche an einem winkelförmigen Rahmen b gelagert ist und um die Achse w0 schwingt. Die Oscillationsbewegung wird
durch die unrunde Scheibe c hervorgerufen. Die
Oscillationsachse ist mit der Kammwalzenwelle durch zwei Kegelradpaare und die Welle
d in Verbindung gesetzt, wodurch ihre Rotation auf
die Kammwalze übertragen wird. Unterhalb dieser letzteren ist an dem Rahmen b eine rotirende Reinigungsbürste e1 gelagert, welche
durch Rädervorgelege (* D. R. P. Nr. 7445) von der Kammwalze betrieben ist und nach
erfolgter Senkung der letzteren die aufgenommenen Kämmlinge an die Krempelwalze f1 abgibt, von welcher
sie der Hacker g1
abnimmt. Der feststehende Backen z1 der Speisezange trägt den Drehpunkt eines
Winkelhebels, dessen kurzer Arm den oberen Zangenbacken z1' hält, während der lange Arm mit einem
Röllchen auf der Curvenscheibe h ruht, welche den
oberen Backen öffnet und schlieſst. Der horizontale Theil des Backens z1 dient dem Streck- und Zuführungsapparat als Gleitbahn, dessen
Construction mit der des Speiseapparates der Heilmann'schen Maschine übereinstimmt,
also aus einem mit Grundplatte versehenen Rost r und
einer Nadelplatte p besteht, deren Nadeln abwechselnd
in die Rostspalten ein-
und aus denselben austreten. Rost und Nadelplatte erhalten eine gemeinsame
horizontal gerichtete Schwingung um den Punkt i,
mittels eines auf der Welle w1 sitzenden Excenters und eingeschalteten Winkelhebels k (* D. R. P. Nr. 7772 vom 11. Februar 1879 und Zusatz
Nr. 8167 vom 22. April 1879). Das Heben und Senken der Nadelplatte p bewirkt die unrunde Scheibe l auf der Welle i mittels des Winkelhebels
m. Die Form und Anordnung der Abreiſszange z2 ist unverändert
geblieben, die Abreiſsbewegung dagegen wird nicht mehr durch eine Kurbel, sondern
durch eine unrunde Scheiben auf der Schwingungsachse w2 erzeugt, an deren Umfang sich zwei mit
der Zugstange o verbundene Röllchen x1, x2 anlegen.
Sind beide Zangen z1,
z2 geöffnet und im
gröſsten Abstand von einander, so ist der Vorstechkamm a1 gehoben, die Nadelwalze a2 gesenkt und der
Speiserost r, in welchem die Nadeln der Platte p eingesenkt sind, von dem Zangenmaul zurückgezogen.
Durch die Vorwärtsbewegung der Abreiſszange legen sich die gekämmten vorstehenden
Faserbärte über einander, werden von der sich schlieſsenden Zange z2 erfaſst und nach
Einsenken des Vorstechkammes in das Faserband dieses durch Rückgang der Zange z2, nach erfolgtem
Schluſs der Zange z1,
abgerissen. Im ersten Theil der Abreiſsperiode findet bei offener Zange z1 die Zulieferung
neuen Bandes, unter gleichzeitiger Streckung desselben, durch die Nadeln p statt, welche sich mit dem Rost langsam gegen das
Zangenmaul bewegen. Der neue vorstehende Faserbart wird nach Erhebung des
Vorstechkammes durch die steigende Nadelwalze a2 ausgekämmt, indem die Nadelspitzen zuerst nur das
äuſserste Ende des Faserbartes durchstreichen und dann allmählich tiefer dringen.
Das Einlegen des Faserbartes in die Nadeln der Kammtrommel wird befördert durch eine
elastische, in der Höhenrichtung verstellbare Zunge q
(* D. R. P. Nr. 7772). Ein ebensolches Plättchen wird bei den neuesten
Constructionen mit dem oberen beweglichen backen der Abreiſszange z2 verbunden, um bei
dem Eröffnen des Zangenmaules das Anhaften des Kammzuges an dem sich hebenden Backen
zu verhindern. Dieses Abstreifplättchen liegt entweder an der vorderen Backenseite
(* D. R. P. Nr. 7772), oder auf der Rückseite des Backens (* D. R. P. Nr. 9584 vom
14. September 1879). Im letzteren Fall ist es winkelförmig gestaltet und hindert
nicht das vollständige Aneinandertreten der beiden Zangen z1 und z2. Eine weitere Verbesserung der Abreiſszange
besteht in der Anordnung eines Stabes vor dem oberen Zangenbacken (* D. R. P. Nr.
9029 vom 26. August 1879), welcher, um einen Punkt des Zangenhebels schwingend, sich
bei der Annäherung der beiden Zangen senkt und das vorstehende Kammzugende abwärts
drückt, damit dasselbe sicher unter den aus der
Speisezange vorstehenden Faserbart trete. Dasselbe Patent gibt noch die Anordnung
eines Schneidmessers vor der Speisezange an, welches zum Zertrennen derjenigen Fasern bestimmt ist,
welche die gröſste mittlere Faserlänge überschreiten und daher beim Abreiſsen von
beiden Zangen gleichzeitig erfaſst sind.
H.
Truxler in Paris (* D. R. P. Nr. 6625 vom 25. Februar 1879) behält die
unverrückbare Kammwalze der alten Heilmann'schen Kämmmaschinen bei, bewirkt aber
durch entsprechende Form und Anordnung der Zangen bedeutende Vereinfachung der
Bewegungsmechanismen für die verschiedenen Werkzeuge. Wie Fig. 3 Taf.
29 erkennen läſst, ist die mit zwei Speisewalzen ausgerüstete Speisezange z1, z1' um den festen Gestellpunkt o
drehbar. Der untere Zangenbacken schlieſst sich an einen doppelarmigen Hebel h1 an, welcher den
Drehpunkt o1 für den
einarmigen Traghebel h2
des oberen Zangenbackens enthält. Beide Hebel werden von der excentrischen Scheibe
s1 bewegt und zwar
beim Aufgang direct durch die an h2 angeschlossene Zugstange b, beim Abwärtsgang unter Vermittelung der mit der Stange b verbundenen Schraubenfeder c. Ist die Zange herabgesenkt, so ist dieselbe unter dem Druck dieser
Feder geschlossen und bietet der Kammwalze a1 den vorhängenden
Faserbart dar, welcher, durch die Mulde m unterstützt,
durch das rotirende Kammsegment rein gekämmt wird. Unmittelbar nach dem Austritt der
letzten Nadelreihe aus dem Bart hebt sich die um die Kammwalzenwelle schwingende
Mulde unter der Wirkung der unrunden Scheibe s2 und richtet den herabhängenden Faserbart wieder
auf, so daſs dieser bei der Hebung der Speisezange sicher von der rotirenden
Abreiſszange z2 erfaſst
werden kann. Diese Abreiſszangen z2 sind auf einer Scheibe g angeordnet. Der untere Zangenbacken gehört einem Schieber an, welcher in
radialen Führungen der Scheibe gleitet. Jeder dieser Schieber trägt einen Zapfen x1 bezieh. x2
, welche die Drehpunkte doppelarmiger, die oberen
Zangenbacken tragender Hebel d1 und d2 bilden. Federn f,
welche die freien Arme dieser Hebel mit den Zapfen x1 und x2 verbinden, bewirken den Schluſs der Zangen. Die
Eröffnung bedingt die feststehende excentrische Scheibe e, gegen deren Rand die Zapfen x1, x2 durch die Federn f
angedrückt werden. Die Zangen sind geschlossen, wenn die Zapfen auf dem mit
kleinerem Radius beschriebenen Bogen der Scheibe e
ruhen; sie werden geöffnet durch Emporsteigen der Zapfen auf den zweiten
Scheibentheil, indem hierbei die Backenhebel d1 bezieh. d2 gegen die an der Scheibe g befestigten Zapfen y stoſsen und folglich
der Auswärtsbewegung der Zapfen x1 bezieh. x2 nicht folgen können. Während eine der Zangen das
Abreiſsen vollbringt, also geschlossen ist, gibt die andere geöffnete Zange den von
ihr transportirten Kammzug an die Krempelwalze w ab,
von welcher das Ablösen des Faserbandes mittels Hacker erfolgt. Zuvor wird der neue
Bart auf den zuletzt gewonnenen mittels der Bürstenwalzen u oder v festgedrückt. Der Vorstechkamm a2 erfährt keine
besondere Reinigung, die Kammwalze a1 wird durch die Bürstenwalze i von dem Kämmling befreit. Die Bewegung der rotirenden
Werkzeuge wird mittels Zahnräder von der Antriebwelle W
aus auf dieselben übertragen.
Die anscheinend gröſste Vollkommenheit bezüglich der Güte der
Arbeit besitzt unter den patentirten Neuerungen die Kämmmaschine von Bourcart Sohn und Comp. in Gebweiler (* D. R. P. Nr.
9671 vom 28. September 1879), indem sie durch geeignete Zangenbewegung und
Kammwalzenconstruction gestattet, durch wiederholtes Kämmen den Zug möglichst von
Kämmlingen zu befreien und ein Product von möglichster Reinheit herzustellen. Fig.
4 Taf. 29 stellt die Maschine dar. a1 ist die mit zwei vorstehenden verzahnten Segmenten
von ungleicher Gröſse ausgerüstete Kammwalze, z1 ist die Zuführzange, z2 die Abreiſszange und a2 der Vorstechkamm.
Die Speisezange z1 ist
im Ganzen um die im Gestell gelagerte Achse o1 drehbar, mit welcher der obere Zangenbacken starr,
der untere beweglich verbunden ist. Beide Backen werden durch das Gewicht g1 geschlossen
erhalten. Mit der Drehachse o1 ebenfalls fest verbunden ist ein Arm b,
welcher von der auf der Kammwalzenachse a1 sitzenden Curvenscheibe c angetrieben wird und dadurch die Schwingung der ganzen Zange um o1 veranlaſst. Bei der
Erhebung des Zangenmaules über einen gewissen Punkt unterstützt das Gestell bei d den unteren Zangenbacken, so daſs sich der obere
allein erhebt und die Zange geöffnet wird. Durch Zahnräder angetriebene Speisewalzen
e dienen hierauf zum Fortschieben des Faserbandes.
Der Drehpunkt o2 der
Abreiſszange z2 wird
durch den um f drehbaren Hebel h unterstützt, der von der Curvenscheibe i
die Abreiſsbewegung auf die Zange überträgt. Um die Achse o2 schwingt der an dem Hebel k befestigte obere Zangenbacken und wird durch das
Gewicht g2 fest gegen
den unteren Backen gepreſst. Dem mit der Achse o2 verbundenen unteren Zangenbacken wird durch den
Schlitzhebel l von dem Excenter m eine auf- und abwärts gerichtete schwingende Bewegung ertheilt, an
welcher sich der obere Backen, durch das Gewicht g2 veranlaſst, so lange betheiligt, als derselbe
sieht durch einen Stützpunkt daran verhindert wird. Die fortschreitende Bewegung der
endlosen Abzugsbänder n wird zum geeigneten Zeitpunkt
durch die Relativbewegung eines auf o2 steckenden Sperrrades und in dieses eingreifender
Sperrzähne, welche an dem unteren Zangenbacken gelagert sind, bewirkt. Der
Vorstechkamm a2 erhält
keine selbstständige Bewegung und oscillirt zwischen Grenzlagen, die durch
Stellschrauben bestimmt sind.
Unmittelbar am Schluſs der Abreiſsperiode findet das Senken der Zangen z1, und z2 statt, so daſs die
aus denselben hervorhängenden Faserbärte vor die Nadeln der Kammwalze zu stehen
kommen und bei der
Rotation dieser letzteren gekämmt werden. Hierbei bearbeiten die Nadeln des groſsen
Kammsegmentes den von der Speisezange gehaltenen Faserbart, die Nadeln des kleinen
Segmentes die soeben abgerissenen, bereits durch den Vorstechkamm a2 vorgekämmten
Bartfasern. Möglichste Parallelstellung der Nadeln mit den Lippen der Zangen während
der Kämmperiode gestattet ein tiefes Eintreten der Nadeln in die Faserbärte und
dadurch ein möglichst vollkommenes Auskämmen der mittleren Barttheile. Am Schluſs
der Kämmarbeit heben sich die Zangen empor, öffnen sich und die Abzugsbänder ziehen
das Kammzugband ein Stück zurück, während sich die Abreiſszange der Speisezange fast
bis zur Berührung nähert. Die sich schlieſsende Abreiſszange erfaſst den neuen
Faserbart, in welchen der Vorstechkamm eingetreten ist, und zieht, zurückweichend,
das von den rotirenden Speisewalzen e zugeführte neue
Faserbandstück aus der Speisezange heraus. Der Vorstechkamm nimmt an dieser Bewegung
Theil, bis er seine Grenzlage erreicht, worauf bei dem Stillstand der Speisewalzen,
durch weiteren Rückgang der Zange z2, das Vorkämmen und Abreiſsen des Faserbandes
erfolgt. Durch den Schluſs der Speisezange und Senken beider Zangen gegen die
Kammwalze ist der Anfang einer zweiten Arbeitsperiode erreicht.
Bei der neuesten Kämmmaschine von Emil
Hübner in Paris (* D.
R. P. Nr. 4364 vom 24. Mai 1878) finden wir die Construction der
Heilmann'schen Zange, d.h. die Anwendung eines Rostes und einer Nadelplatte, deren
Nadeln sich zeitweise in die Spalten des Rostes senken und durch seitliche Schiebung
der Platte den Transport des Faserbandes bewirken, auf eine kreisförmige Zange übertragen. Diese Zange ist um eine verticale Welle W (Fig. 5 und
6 Taf. 29) drehbar und ist aus dem glockenförmigen Gehäuse b, den dasselbe concentrisch umgebenden Ringen c und den an der Innenseite mit radial gestellten
Nadeln versehenen Platten d zusammengesetzt. Das
Gehäuse b und die Ringe c
bilden einen concentrisch zur Welle W stehenden
ringförmigen Kanal, welcher zur Leitung der Faserbänder dient und sich nach oben
trichterförmig erweitert, um den Eintritt derselben zu erleichtern. Die Faserbänder
kommen, wie bei der bekannten Hübner'schen KämmmaschineVgl. A. Lohren: Die Kämmmaschinen, (Stuttgart
1875) S. 127., von Wickeln herab, welche auf einem über dem
Kämmapparat mit der Welle W verbundenen Ring
aufgesteckt sind, und werden durch Führungsaugen e dem
Zangenkanal zugeführt. Sie legen sich in diesem dicht neben einander, bilden
hierdurch einen geschlossenen Schlauch und treten als solcher an der unteren
Begrenzungsebene des Kanales hervor, an welcher, diametral gegenüberliegend, die
Kammwalze a2 und der
Abzugsapparat A für den Kammzug angeordnet ist. Den
Abwärtstransport des Faserschlauches besorgen die Nadelplatten d,
welche kreisförmig um den Zangenkanal angeordnet sind und mit normal zur
Plattenebene stehenden Stiften f in Schiebern g gleiten; diese Schieber sind durch die Platten h, welche die Ringe c
unter einander verbinden, parallel zur Zangenachse geführt. Die Enden der Stifte f ruhen in einer festliegenden Führungsnuth N, deren Verlauf die punktirte Linie αγδε in Fig. 6
angibt. Auf der Strecke δεα sind die Nadeln der Platten
d in den Faserschlauch eingesenkt, sie treten von
α bis β aus demselben
hervor und werden von β bis γ in der eingenommenen Radialstellung fortgeführt. Gleichzeitig bewirkt
eine Erhebung der Nuth in verticaler Richtung auf der Strecke βγ ein Aufwärtssteigen der Platten um die
Vorschubgröſse des Faserschlauches (Fig. 5
links). Die Nadeln verharren in der angenommenen Höhenlage, treten auf der Strecke
γδ in den Faserschlauch wieder ein und beginnen
dann auf der sich senkenden Führungsbahn herabzusinken; sie erreichen bei ε, das ist der Arbeitsstelle der Kammwalze a2, den tiefsten Punkt
und beenden damit die Vorgabe des von ihnen erfaſsten, zu kämmenden Faserschlauches
(Fig. 5 rechts). Den frei aus dem Zangenkanal herabhängenden Faserbart
erfaſst ein über die Rollen m, n und o geleiteter Lederriemen p, dessen Geschwindigkeit gleich der Umfangsgeschwindigkeit des ihm zur
Stützung dienenden unteren Glockenrandes ist. Riemen und Glockenrand bilden eine
sich beständig schlieſsende Zange und führen den festgehaltenen Faserbart der Kamm
walze a2 zu, welche die
Kämmlinge an die Bürstenwalze i und die Krempelwalze
k abgibt. Nach dem Verlassen der Kammwalze tritt
dicht unter dem Glockenrand ein mit radial gestellten Nadeln besetzter
scheibenförmiger Vorstechkamm a1 in den gekämmten
Faserbart ein und begleitet denselben bis zu den Abzugswalzen w1, w2
, welche den vorstehenden Faserbart erfassen und
Abreiſsen; der Vorstechkamm a1 hält hierbei die Kämmlinge zurück. Zur Stützung der freien Nadelenden
dient die ringförmige Nuth q. Zwei endlose Bänder
führen den Kammzug ab, welcher durch das rotirende Rohr r zu besserer Festigung falschen Draht empfängt. Das Ein- und Austreten
des Vorstechkammes a1,
welches von dem excentrisch zur Welle W gestellten,
cylindrischen Zapfen z getragen ist, wird durch zwei
mit Stiftenverzahnung versehene Räder r1 und r2 bewirkt, deren Theilkreise sich in zwei Punkten
schneiden.
Einestheils durch die Form des kämmenden Werkzeuges, anderntheils durch die Art der
Zuführung der zu kämmenden Faserbärte bedingt, findet bei einzelnen der mit
Kammwalze arbeitenden Kämmmaschinensystemen ein ziemlich gewaltsamer Angriff des
Faserbartes durch die Kammwalze statt, indem die Nadeln derselben unmittelbar am
Befestigungspunkt der Fasern eintreten und, zwischen diesen hindurch streichend, die
kurzen Fasern ausstreifen. Groſse Production von Kämmling auf Kosten des Zuges ist die unvermeidliche
Folge dieser Art der Kämmarbeit. Bei der Hei Im aussehen Kämmmaschine ist diesem
Uebelstande durch allmähliche Annäherung des zu kämmenden Faserbartes an die
Kammwalze begegnet; für das Hübner'sche Kämmmaschinensystem liegt eine Construction
der Kammwalze von L. Offermann in
Leipzig (* D. R. P. Nr. 8488 vom 30.
Juli 1879) vor, welche ebenfalls den Angriff der Kammwalze auf die Fasern
nur langsam erfolgen läſst, indem die Nadeln zuerst das Ende und nur allmählich
tiefer dringend auch den Grund des Faserbartes reinigen. Nach Fig. 7 Taf.
29 bildet die rotirende Kammwalze einen Hohlkegel a2, dessen innere Mantelfläche mit schräg gestellten
Nadeln besetzt ist. Die Neigung der Kegelachse ist eine solche, daſs die dem
Zangenring z zunächst liegende Kegelseite vertical
steht. Die Reinigung der Nadeln von aufgenommenem Kämmling findet durch die
kegelförmige Bürstenwalze b und indirect durch die mit
Hacker versehene Krempelwalze c statt. Die mittlere
Umfangsgeschwindigkeit der Kammwalze a2 ist gröſser als die des Zangenringes z, welcher um die verticale Achse w langsam rotirt. Wie ein Schnitt in der Ebene dieses
letzteren zeigt, nähert sich der Nadelwalzenumfang von α bis β (Fig. 8)
allmählich dem Zangenring. Die Nadelspitzen erfassen bei α nur die vorstehenden Enden des Faserbartes, kämmen diese und dringen in
der Folge langsam tiefer in den Bart selbst ein, indem sie die Fasern in die
Bewegungsrichtung umlegen und sanft durchstreichen. Der Stelle β diametral gegenüber nehmen die Abreiſswalzen w1, w2 den Faserbart auf
und ziehen ihn durch die Nadeln des ringförmigen Vorstechkammes a1, welche vorher in
denselben eingetreten sind.
(Schluſs folgt.)