Titel: | Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 324 |
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Zur Herstellung und Verwendung von
Leuchtgas.
Mit Abbildungen auf Tafel 24.
(Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes S. 146
d. Bd.)
Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas.
Der Carburirapparat von B. Liebich
in Görlitz (Erlosch. * D. R. P. Nr. 5720 vom 5. August 1877) wird hinter der Gasuhr
in die Leitung eingeschaltet. Das durch den Trichter F
(Fig. 1 Taf. 24) eingegossene Benzin geht durch das Rohr b nach unten, steigt in dem letzteres umschlieſsenden
Rohr a auf und ergieſst sich bei f in den oberen Theil B
des Apparates, während das verdrängte Gas durch das Rohr a in den unteren Raum C tritt und durch das
Ausgangsrohr G zu den Brennern geht. Ist der obere Raum
gefüllt, so flieſst das Benzin ebenfalls durch das Rohr a nach unten und hebt den Schwimmer n, so
daſs das obere Ende der Schwimmerstange oben unter einer Glasplatte sichtbar wird,
worauf man das Einfüllen unterbricht. Es wird nun durch den nach auſsen tretenden
Hebel L das Ventil h
geöffnet, so daſs die Naphta durch das Rohr e
nachflieſst, bis die Mündung des Rohres durch die Flüssigkeit geschlossen wird,
diese sich sonach immer in einer bestimmten Höhe hält. Das Leuchtgas tritt nun durch
das Rohr E in den unteren Raum, geht durch das dicht
mit Docht umwickelte Drahtnetz D hindurch, sättigt sich
mit dem vom Docht aufgesaugten Benzin und entweicht durch das Rohr G zu den Brennern.
H. Aitken in Falkirk und W.
Young in Clippens (Erloschen * D. R. P. Nr. 1070 vom 14. August 1877)
empfehlen die in Fig. 2 und
3 Taf. 24 skizzirte Anlage. Die unten mit Wasserverschluſs versehene,
durch den Trichter a mit Kohle oder Koke gefüllte
Retorte A wird möglichst hoch erhitzt und von dem
Hauptrohr b des Dampfkessels D durch das Rohr d Dampf zugelassen. Die
Menge desselben wird von dem durch das Rohr m mit der
Gasleitung verbundenen Gasbehälter g mittels des Hebels
n und des Ventiles e
geregelt. Der Dampf wird nun in dem mit Steinen oder Kokes gefüllten Retortenhals c überhitzt, in der Retorte A zu Wassergas umgesetzt, welches durch das Rohr f zur Hydraulik h, dann durch den Condensator
k zur Gasuhr l geht
und schlieſslich durch das Rohr i zur Retorte o gelangt, welche mit bituminösen Stoffen gefüllt ist.
Das erhaltene Mischgas geht nun durch die Hydraulik p
und das Rohr q in den Apparat B, wird hier gezwungen, abwechselnd um die Schalen w herum und durch die mit Drahtnetz ausgespannten Oeffnungen v in der Mitte derselben zu gehen, um durch das Rohr
s zum Scrubber zu entweichen. Die in demselben noch
abgeschiedenen theerigen Stoffe flieſsen durch das Rohr x in den Apparat B zurück, um mit dem hier
verdichteten Theer und Wasser von Schale zu Schale herunterzutropfen und durch die
Rohre y und u
abzuflieſsen. Um den Uebergang der Kohlenwasserstoffe aus dem Theer in das Gas zu
erleichtern, haben die unteren Schalen einen doppelten Boden, welcher durch das Rohr
t mit Wasserdampf geheizt wird.
Bei der in Fig. 3
dargestellten Anordnung wird aus Kohle, Schiefer u. dgl. in der Retorte A zunächst an Kohlenwasserstoff reiches Gas entwickelt,
welches in dem Apparate B einen an Kohlenwasserstoffen
reichen Theer absetzt. Dann leitet man durch das Rohr d
Wasserdampf ein, welcher mit den zurückgebliebenen Kokes in der Retorte A Wassergas bildet, aus dem im Apparate B abgesetzten Theer die Kohlenwasserstoffe aufnimmt und
dadurch ebenfalls leuchtend wird.
Soll das Gas aus Oelen u. dgl. hergestellt werden, so läſst man dieses von dem
Behälter C aus in die Retorte A flieſsen, unterbricht aber von Zeit zu Zeit den Oelzufluſs, um
Wasserdampf eintreten zu lassen, welcher mit dem abgesetzten Rufs Wassergas
bildet.
P.
Timofeeff in St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 3987 vom 7. Juni 1878) will mit seinen
Apparaten gewöhnliche Tisch-, Wand- und Hängelampen ersetzen. Auf Taf. 24 zeigt Fig.
4 eine zur Gaslampe umgewandelte Erdöllampe. Das Oelgefäſs A ist mit verdünnter Schwefelsäure b und einer Schicht Benzin c gefüllt. Sobald man nun die am Brennerrohr B hängenden Zinkstreifen a in die Säure
taucht, entwickelt sich Wasserstoff, welcher sich in der aufschwimmenden
Benzinschicht carbonisirt und aus dem Brenner f
angeblich mit ruhiger, hell leuchtender Flamme brennt. Um ein Zurückschlagen der
Flamme zu verhüten, ist bei l ein feines Drahtgewebe
eingeschoben. Nicht ganz klar ist die Angabe, daſs man bei g ein Capillarrohr einschieben soll, um den Gasstrom zu reguliren, da
nicht einzusehen ist, wo sich bei der anfangs offenbar stärkeren Entwicklung der
Wasserstoff sammelt. Nicht minder sonderbar ist der Vorschlag, den Wasserstoff aus
Kaliumamalgam und Wasser herzustellen.
Im unteren Behälter A der Lampe Fig. 5
befinden sich Wasser, Zink und Petroleumäther, im oberen B concentrirte Schwefelsäure, welche beim Oeffnen des Hahnes n durch das Capillarrohr o in das untere
Gefäſs tropft und mit dem Zink Wasserstoff entwickelt. Gleichmäſsiger wird die
Entwicklung durch den Apparat Fig. 6,
welcher keiner weiteren Erläuterung bedarf. Bei dem Apparate Fig. 7 geht
das in dem Cylinder D entwickelte Wasserstoffgas durch
das Rohr h zu dem Benzingefäſs x, wo es sich mittels des Dochtes f
sättigt.
Um atmosphärische Luft leuchtend zu machen (vgl. 1866 179 323.
1869 194 * 33) verwenden J. Oertle und J. Rotter in Amberg (Erloschen * D. R. P. Nr. 3364 vom
20. December 1877) ein rechteckiges Blechgefäſs C (Fig.
8 Taf. 24) mit zahlreichen Filzeinlagen F auf
Blechplatten a, welche vom Trichter g aus mit Ligroin getränkt werden; etwaiger Ueberschuſs
wird durch den Hahn h abgelassen. Nach Oeffnung der
Hähne l und m wird unten
die atmosphärische Luft eingeblasen, welche den Apparat in der Pfeilrichtung
durchzieht und mit Kohlenwasserstoffen gesättigt oben entweicht.
L. F. A.
Lascols in Paris (* D. R. P. Nr. 3102 vom 31. März 1878) hat den in Fig.
9 bis 14 Taf. 24
dargestellten Apparat angegeben., dessen obere Abtheilung b Benzin oder Ligroin enthält, die untere Abtheilung c aber Wasser, um das Mineralöl auf der unteren Platte
der mittleren Abtheilung a zu erwärmen. Zu diesem Zweck
wird unter den mit einem Blechmantel umgebenen Kessel e
eine um den Leitungsarm g drehbare Gasflamme entzündet.
Der entwickelte Wasserdampf geht durch das Rohr j in
den Behälter c, während das Condensationswasser durch
das Rohr d zum Kessel zurückflieſst; die kleine Mauer
k soll eine Feuersgefahr verhüten.
Die durch das Rohr o zur mittleren Abtheilung a geführte Luft geht durch das Rohr n der einzelnen Böden m
und wird durch den Hut p gezwungen, aus den Löchern des
unteren Randes q fein vertheilt durch die
Kohlenwasserstoffe hindurchzugehen, sich damit zu sättigen und schlieſslich durch
das Rohr t zu den Brennern abzugehen. Die in Gas zu
verwandelnde Flüssigkeit geht durch das Heberrohr o zum
unteren Boden der Abtheilung a, wo sie durch die am
Ende des schnabelförmig auslaufenden Rohres befindliche Oeffnung z (Fig. 12)
austritt. Hier steigt sie bis zur Oeffnung y, wo das
Luftrohr x einmündet, schlieſst diese Oeffnung und
verhindert so jeden weiteren Zufluſs, da nun keine Luft mehr zum oberen Behälter
gelangt. Ein anderer Theil der Flüssigkeit geht durch das Heberrohr u nach unten, steigt wieder bis zum oberen Boden, um
hier auszuflieſsen. Der Ueberschuſs flieſst dann durch die Rohre C und D (Fig. 11 und
14) zu der tieferen Schale. Die untere Abtheilung kann durch den Hahn r entleert werden.
Im Princip stimmen einige andere ApparateIron, 1878 Bd. 11 S. 293. 1879 Bd. 14 S. 392.
Scientific American, 1879 Bd. 40 S.
262. mit den besprochenen überein, von denen sie sich, soweit die Beschreibungen
erkennen lassen, wesentlich nur durch die Anordnung der Luftgebläse
unterscheiden.
Eigenthümlich ist dagegen der Apparat der Société des moteurs
Lambrigot in Paris (* D. R. P. Nr. 1433 vom 12. August 1877). Unter dem mit
Oeffnungen B (Fig. 15 und
16 Taf. 24) zum Füllen und Entleeren versehenen Wasserbade A ist ein flacher, nur 1 bis 3mm hoher Kasten C,
Schichtkasten genannt, angebracht, dessen Wände durch Metalldrähte c und einige Körner Schlagloth aus einander gehalten
werden. Die flüchtigen Kohlenwasserstoffe gelangen von dem Gefäſse Q unter Umständen mittels der Pumpe P durch das Rohr D
tropfenweise in den Kasten C, in welchem sie in dünner
Schicht an den Metallfäden c weiter geleitet werden;
der Ueberschuſs flieſst durch das Rohr g ab. Die
atmosphärische Luft wird durch die Rohre o angesaugt
und entweicht durch das Rohr R und r. Falls es erforderlich erscheint, läſst man auch aus
dem Gefäſse s noch Kohlenwasserstoffe eintropfen. Das
erzeugte Gas soll zum Heizen, zur Beleuchtung und für Gaskraftmaschinen verwendet
werden können.
Ein namentlich für Blecharbeiten bestimmtes Leucht- und Löthgas
wollen F. Mettler-Annen in Arth, Canton Schwyz, und W. H. Uhland in Leipzig (* D. R. P. Kl. 7 Nr. 5268 vom
15. August 1878) in folgender Weise herstellen (vgl. Fig. 17 bis
20 Taf. 24). Durch das 300 bis 350k
schwere Gewicht i, welches mittels der Winde P aufgewunden werden kann, wird mittels Schnurscheibe
und Räderübersetzung a eine in Wasser getauchte Trommel
Z gedreht. Dieselbe ist der Länge nach in drei
Abtheilungen zerlegt, von denen die zwei gröſseren je vier gegen einander versetzte
Schaufeln enthalten, während in die kleinere Abtheilung ein oben offenes Rohr e hineinragt (Fig. 20).
Wo ein Flügel mit dem Umfang der Trommel zusammenstöſst, befindet sich in letzterer
ein langer viereckiger Schlitz. Durch den Becher U wird
Wasser eingegossen, bis es einige Centimeter über der Mitte der Trommel steht, was
durch das Wasserstandsrohr M erkannt wird. Bei
Umdrehung der Trommel füllt sich nun ein oben befindlicher Raum derselben mit
ebenfalls durch U eingetretener Luft; taucht dann der
betreffende Schlitz ins Wasser, so treibt dieses die Luft nach der Mitte der
Trommel, von da in die Luftkammer, dann in das aufrecht stehende Rohr e und weiter durch das Rohr C nach oben, wo es in die untere Abtheilung des Carburators eintritt. Etwa
mitgerissenes Wasser flieſst durch den Hahn L
zurück.
Der so genannte Carburator besteht aus 3 Abtheilungen x,
welche nach Fig. 18
durch Scheidewände in fünf mit einander verbundene Räume getheilt sind. In jedem
derselben befindet sich ein Kasten, dessen Umfassungswände aus Drahtgeflecht mit
zahlreichen Wollfäden durchzogen sind, welche von dem bei D eingefüllten flüchtigen Kohlenwasserstoffen getränkt werden. Die
überschüssige Flüssigkeit gelangt in das Gefäſs v und
kann durch den Hahn N abgelassen werden. Zur Erhaltung
der erforderlichen Temperatur ist der Kohlungsbehälter von einem Wasserkasten w umgeben mit Einfüllöffnung E und Sicherheitsrohr s, von dem zwei Röhren
nach einem kleinen Wasserkessel I führen, welcher durch
eine Gasflamme H erwärmt wird. Das Rohr K steht mit dem Luftrohr C
in Verbindung und leitet durch einen Schlauch dem Gelenkhahn G von der einen Seite her Luft zu, während demselben von der anderen Seite
Gas zuströmt. Der Zufluſs beider ist durch Hähne regulirbar, so daſs der Brenner H stets mit einem Gasgemisch gespeist wird. Die von
unten in den Kohlungsraum eingedrückte Luft durchstreicht jeden der Behälter x in der Pfeilrichtung, entweicht nach der Sättigung
mit Kohlenwasserstoffdämpfen durch das Rohr B und das
Spiralrohr F zu den verschiedenen Brennern.