Titel: Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren.
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, S. 205
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Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren.1) Mit Abbildungen auf Tafel 15. Hölken's Verfahren, Garnsträhne matt zu appretiren. Unter dem Namen „Black hard“ oder „Hard finish“ kommt seit langer Zeit aus England ein Baumwollgarn mit gleichmäſsig matter und harter Appretur, welches hauptsächlich bei der Fabrikation halbseidener Sammete verwendet wird; es verleiht diesen einen guten, festen Griff, eine sehr gleichmäſsige Rückseite und macht es überflüssig, daſs die damit gefertigten Sammete nach dem Weben einer sonst erforderlichen, kostspieligen und schwierigen Appretur unterworfen werden. In Deutschland ist die Nachahmung des englischen Fabrikates vielfach versucht worden. Da ein Appretiren an einzelnen Fäden zu kostspielig sein würde, so hat man die Versuche mit Hilfe von Eisengarn-Lüstrirmaschinen ausgeführt, auf welchen Baumwollgarne in Strängen zu sogen. Eisengarn polirt wurden. Das mit einer Appreturmasse getränkte Garn wurde durch eine Bürstenwalze bearbeitet und, auf dem Punkt angelangt, wo die durch den nassen Kleister an einander gepappten Fäden durch die Borsten von einander getrennt wurden und lose neben einander lagen, von der Maschine entfernt und in einen Trockenraum zum Austrocknen gebracht. Das durch dieses Verfahren erzielte Product entspricht aber nicht der an dasselbe gestellten Hauptbedingung einer gleichmäſsigen, matten und harten Appretur. Die Borsten vertheilen die Appreturmasse nicht gleichmäſsig auf den Faden und bringen immer einen gewissen Glanz auf das Garn, welcher den daraus gefertigten Geweben ein unruhiges, schieferartiges Ansehen verleiht. Die den Fäden durch das Bürsten verliehene Glätte wirkt störend auf die Bindung des Gewebes, welches dadurch weniger Halt bekommt. Die Zuhilfenahme von durch Dampf erhitzten Walzen erwies sich als durchaus unzulässig, weil das auf denselben liegende Garn brettartig zusammenklebte. Die Anwendung der Bürstenwalze wird jedoch bisher für unumgänglich erforderlich gehalten, um die Fäden frei zu legen. Das Verfahren von Hölken und Comp. in Barmen (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 10004 vom 2. September 1879) bezweckt die Beseitigung obiger Mängel und macht die Anwendung einer Bürstenwalze überflüssig. Die Garne werden in Strähnen in einer Appreturmasse getränkt, die je nach Erforderniſs mehr oder weniger Klebstoff enthält, ausgerungen, dann 20 bis 24 Strähne auf einmal auf die in Fig. 15 und 16 Taf. 15 dargestellte Appretirmaschine gebracht. In dieser befinden sich zwei Garnwalzen m und n über einander. Die über diese beiden Walzen gelegten Garne werden mittels Hebel i, welche durch schwere Gewichtsstücke k belastet sind, so stark gestreckt, als es die Widerstandsfähigkeit des zu appretirenden Garnes zuläſst. Durch Räder b bis e wird dann die obere Walze m in rotirende Bewegung gesetzt und führt das Garn in etwa 5mm Entfernung an einer dahinter liegenden Dampfplatte g sehr langsam vorbei bis zur vollständigen Trocknung und Fertigstellung des Garnes. Hauptbedingung ist, daſs das Garn die Dampfplatte nicht berührt. Der ganze Proceſs nimmt etwa 4 Minuten in Anspruch. Die durch die Appreturmasse ganz zusammengepappten Fäden der aufgelegten Garnstränge trocknen auf dem Wege an der Dampfplatte vorüber zusammen. Während nun erwärmte Garnwalzen erfahrungsmäſsig ein sofortiges brettartiges Zusammenkleben der darauf liegenden Fäden bewirken, verursachen die bei dem neuen Verfahren angewendeten kalten Garn walzen das Lostrennen der Fäden, welche durch die der Dampfplatte entströmende Wärme zusammengetrocknet sind; denn diese kalten Walzen unterbrechen den Trocknungsproceſs in dem Augenblick, in welchem das Garn sie berührt und dadurch erkaltet; zugleich werden die Fäden durch das gewaltsame Umbiegen aus ihrer vorherigen Lage gebracht und somit die begonnene heftende Wirkung des Klebstoffes wieder aufgehoben. Die Garn-Appretirmaschine selbst unterscheidet sich von der bekannten Eisengarn-Lüstrirmaschine nur dadurch, daſs statt der Bürstenwalzen, durch Anbringung einer Dampfplatte g, eine Trockenvorrichtung gegeben ist. Die Dampfplatte ist hohl und aus starkem, gut vernietetem Kessel- und Kupferblech gefertigt. Die Rückseite bildet ein eisernes, die Vorderseite ein Kupferblech; in letzterem sind zur Erzielung einer glatten Heizfläche die Nieten eingelassen. Die Platte wird durch den durchströmenden Dampf, welcher eine Spannung von 4 bis 5at besitzt, erwärmt. Zur Erzielung einer gleichmäſsigen Erwärmung der Heizfläche sind im Innern der Platte Eisenstäbe wechselseitig vernietet, welche dem durchströmenden Dampf den Weg vorschreiben. Die Platte g, welche durch Halter h gestützt ist, hat eine geneigte Lage ebenso wie die über die Walzen gelegten Strähne, damit die ihr ausströmende Wärme auf ihrem Wege nach oben das Garn möglichst durchstreicht. Die Garnwalzen m und n sind aus Messing, zum Ausheben eingerichtet, werden auf einem zu diesem Zweck dafür hergerichteten Gestell mit Garn behängt und dann in die Maschine gelegt. Das Getriebe ist so eingerichtet, daſs die Garnwalzen und dadurch die Garnsträhne einen äuſserst langsamen Gang erhalten, welcher wesentlich ist. Das Verfahren eignet sich nicht allein für die Appretur von Baumwollgarnen, sondern auch für die von wollenen, leinenen und seidenen Gespinnsten. Den Garnen kann man eine beliebig weiche oder harte Appretur geben und diese auch auf die zartesten Farben bringen, so daſs man auſser für Sammet auch für halbseidene, halbwollene Stoffe und Bänder ein sehr schätzenswerthes Material erzeugen kann.

Tafeln

Tafel Tafel 15
Tafel 15