Titel: | Ueber die Gewinnung des Quecksilbers. |
Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 152 |
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Ueber die Gewinnung des Quecksilbers.Caron: Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1880 S. 125. T. Egleston:
Engineering, 1879 Bd. 29 S. 239 und 463. C. v.
Ernst: Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1880 S.
316 und 470. H Kuss: Annales des Mines, 1879 Bd. 15
S. 524. Kerl: Muspratt's Chemie, 1878 Bd. 5 S.
1286. J. K. Langer: Berg- und Hüttenmännisches
Jahrbuch, 1879 S. 1. Patera: Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1878 S. 193. Petiton: Annales des Mines, 1880 Bd. 17 S. 35. Pichler: Zeitschrift des Berg- und hüttenmännischen
Vereines für Steiermark, 1878 S. 332. Rolland:
Bulletin de la Société d'Encourragement, 1878 Bd. 5 S. 488. Annales des Mines, 1878 Bd. 14 S. 384.
Mit Abbildungen auf Tafel 12 und 18.
Ueber die Gewinnung des Quecksilbers.
Das Vorkommen des Quecksilbers ist fast nur auf die älteren
Formationen beschränkt. So liegt das Quecksilberwerk Almaden im Silur, nur ein
geringer Theil desselben im Devon, während der Zinnober selbst erst nach der Hebung
der benachbarten Melaphyre abgelagert wurde und somit, wie das Vorkommen in der
Pfalz, etwa gleichalterig ist mit dem Kupferschiefer. Die Quecksilberlager von Idria
(vgl. 1878 230 96) und Huancavelica in Peru finden sich in der Kohlenformation, die
von Kalifornien (vgl. 1849 112 119) im Uebergangsgebirge, weniger in der Kreide,
während in den jüngsten Formationen nur unbedeutende Lagerstätten vorkommen (vgl.
1878 229 168).
Von neueren Vorrichtungen zur hüttenmännischen Gewinnung des Quecksilbers sind
folgende hervorzuheben.
In St. Annathal bei Neumarktl, Krain, hat A. Pichler einen Schachtofen für Quecksilber-Grob- und Feinerze gebaut,
welcher sich von den bisherigen namentlich dadurch unterscheidet, daſs er einen
vollkommenen geschlossenen Metallcylinder bildet, wie Schnitt und Grundriss Fig.
1 und 2 Taf. 12
zeigen. Der Ofen A ist 9m,25 hoch bei 1qm,25 Querschnitt, aus
8mm starkem Eisenblech hergestellt, wie ein
Dampfkessel vernietet und dicht verstemmt. Dieser Blechcylinder ist mit einer 16cm dicken Mauer aus Formziegeln gefüttert, der
zwischen beiden gelassene, 1cm weite Zwischenraum
aber mit Graphit gefüllt, um der Ausdehnung der Mauer etwas Spielraum zu lassen und
die Wärmeausstrahlung zu
vermindern. Zu letzterem Zweck ist der Ofen auſserdem noch mit einer Riegelwand r umgeben. Der Gasfang e
besteht aus einem guſseisernen weiten Rohr mit Gichttrichter und Gichtrohr b, in welchem zwei guſseiserne Glocken o, o1 mit Gegengewicht
v als Sperrventile dienen. Auſserdem greift noch
der Deckel p mit Gegengewicht q in einen Wasserverschluſs ein, um so jeden Verlust von
Quecksilberdämpfen zu verhüten. Die entwickelten Gase entweichen durch das Rohr d, dann getheilt durch die beiden Rohre f, deren unterer wagrechter Theil x von einem Blechmantel mit Wasserkühlung umgeben ist.
Nun gehen die Gase durch die zickzackförmig gebogenen Rohre f, welche in den oben offenen Wasserkasten n
tauchen, durch die Stuppkästen H mit doppelter
Bretterverschalung und ausgestampfter Zwischenfüllung, die Luttenleitung i, um von dem hydraulischen Saugapparat k aus ins Freie zu gelangen. Die Zugstärke wird theils
durch diesen vom Gerinne g mit Wasser versorgten
Apparat, theils durch den Schieber s geregelt.
Die für den Verhüttungsproceſs aufbereiteten Erze werden ihrer Gröſse nach in Grob-
und Kleinerze sortirt und wird die je nach dem Verhältniſs beider zusammengestellte
Beschickung mittels Hunden, welche genau eine einmalige Beschickung von 0cbm,32 Erzen und 0cbm,05 gemischter Holzkohle fassen, in den Gichttrichter gestürzt. Bei der
täglich 7 bis 8 mal vorzunehmenden Beschickung wird die obere Glocke o gehoben, so daſs die darauf liegende halbe
Beschickung auf die untere Glocke o1 fällt; dann wird die Kohle und die erste Hälfte
des Hundes in den Trichter gestürzt, o herabgelassen,
darauf die zweite Hälfte des Hundes entleert und der Trichter durch den Deckel p geschlossen. Erst dann wird die untere Glocke o1 durch Herablassen
geöffnet, während die obere Glocke und der Deckel geschlossen bleiben, so daſs bei
der Beschickung keine Dämpfe entweichen können. Aus den drei Entleerungsöffnungen
c wird dann eine der Beschickung gleiche Menge
Gestein ausgezogen, so daſs der Ofensatz immer etwa 32cm unter dem unteren Rande des Gichtrohres gehalten wird, wovon man sich
durch Herablassen der unteren Glocke o1 überzeugen kann.
Zur Beurtheilung der Condensation sind an der Austragöffnung und in den Lutten
Goldblättchen aufgehängt. Ist der Zug zu stark, so zeigt das Goldblättchen der
Endlutten in einigen Stunden schon einen deutlichen Beschlag von Quecksilber- ist
der Zug zu schwach oder das Feuer zu niedrig gehalten, so treten Quecksilberdämpfe
theilweise bei der Ausziehöffnung aus, was das dortige Blättchen zur Anzeige bringt.
Ist der Zug endlich richtig getroffen, so zeigt sich auf keinem der Blättchen auch
nur der geringste Beschlag. Zu bemerken ist noch, daſs, da die Erze in kohlensaurem
Kalk einbrechen, zur Beschickung keine Zuschläge gegeben zu werden brauchen und daſs
das Kleinerz ohne jede weitere Verarbeitung aufgegeben wird, sowie endlich, daſs man in diesem Ofen
den ausgeriebenen Stupp (mit noch 50 Proc. Quecksilber) mit Kalk gebunden und darin
erhärtet ganz vortheilhaft mit verschmolzen hat.
Die Ausbeute einer 5 monatlichen Schmelze von 4530k
Quecksilber und Stupp vertheilt sich nach einzelnen Rohrlängen abgegrenzt derart,
daſs aus den Rohren d bis x während des Betriebes bei m 1992k, bei der Kehrung 1607k, zusammen 3599k erhalten wurden. Die nächste Rohrlänge bis z ergab bei der Kehrung 727k, die letzte
185k, während Stuppkasten und Luttenleitung
nur noch 19k lieferten. Die ganze Masse gab 39
Proc. reines Quecksilber und 61 Proc. Stupp.
In Idria werden nach Mittheilungen von F. M. v. Friese
jährlich an Erzen verarbeitet:
In
Schachtöfen
12000t
mit
0,3
bis
0,6
Proc.
Quecksilber
„
Flammöfen
20200
„
0,8
„
1,5
„
„
„
Muffelöfen
1000
„
0,5
„
0,75
„
„
welche zusammen etwa 362t
Quecksilber liefern.
Die Brennhütte von Almaden, bekannt unter dem Namen Cerco de Buitrones, liegt auf dem äuſsersten westlichen
Theile des Hügels, auf welchem sich Almaden selbst befindet. Dieselbe ist 320m lang, 240m
breit und aus Sicherheitsrücksichten von einer hohen Ringmauer eingeschlossen. Der
erste hier errichtete Ofen, Xabeca genannt, war ein
Galerenofen mit 21 geschlossenen Tiegeln, wovon jeder mit 12k Erz und einer entsprechenden Menge Zuschlag
beschickt wurde und auf deren Deckeln sich das Quecksilber sammelte. Im J. 1600
wurden statt dessen gewölbte Oefen eingeführt, welche von auſsen erhitzt wurden und
offene Tiegel enthielten, während sich das Quecksilber an der Ofenwölbung
verdichtete. Der Bustamente- oder Aludel-Ofen, von Lope
Saavedra Barba in Huancavelica, Peru, i. J. 1633 construirt, wurde i. J.
1646 von Bustamente in Almaden eingeführt und hat sich
hier bis jetzt erhalten, nachdem in d. J. 1660 bis 1672 mannichfache Verbesserungen
an demselben vorgenommen und ihm 1775 die heute noch gebräuchliche Form gegeben war.
Die Almadener Hütte hat 20 Aludel-Oefen, von welchen je zwei zusammenstehen.
Der Aludel-Ofen ist im Wesentlichen ein cylindrischer Schacht A (Fig. 3 und
4 Taf. 12) von 2m Durchmesser und 6m,5 Höhe, dessen Gicht durch ein halbkugelförmiges
Gewölbe mit versperrbarer Oeffnung in der Mitte geschlossen ist. Der Feuerraum unter
dem Ziegelgewölbe z ist mit einem seitlich stehenden
Schornstein versehen und wird mit Holzgestrüppe geheizt, während der obere Theil des
Schachtes die Erze aufnimmt. Er steht durch ein System von Oeffnungen mit 12 aus je
40 bis 45 in einander steckenden, 0m,5 langen
Thongefäſsen, „Aludeln“ genannt in Verbindung. Die Aludeln der sich nach der
Mitte zu senkenden Hälfte a haben seit d. J. 1834 am
Bauche Oeffnungen zum Ausflieſsen des Quecksilbers, während die der aufsteigenden
Hälfte b diese Oeffnungen nicht besitzen, da sich hier weniger
Quecksilber ansammelt. Das auslaufende Quecksilber sammelt sich in einem steinernen
Gefäſs und flieſst durch eine unterirdische Leitung ins Magazin, während die Gase
von den Aludeln aus in die Condensationskammern K
treten.
Die auſserdem seit d. J. 1806 in Almaden verwendeten, so
genannten Idrianer Oefen (Fig. 5 Taf.
12) haben einen 7m,5 hohen Ofenschacht A von 3m Durchmesser.
Der Raum über dem Ziegelgewölbe z steht mittels 5
Oeffnungen o auf jeder Seite mit je 6
Condensationskammern C in Verbindung, von denen die
letzte als Esse wirkt. Boden und Wände der Kammern sind durch eine Lage
Portlandcement gegen das Eindringen von Quecksilber geschützt.
Jeder Brand im Aludel-Ofen dauert 3 Tage. Auf dem Ziegelgewölbe z wird zunächst eine 0m,4 hohe Schicht armes Erz (solera) oder
taubes Gestein ausgebreitet, dann noch eine Schicht grober armer Erze, um
mittelreiches Erz (china) und grobes Mittelerz (requiebro), reiches Erz (metal) und schlieſslich Stupp- oder Grubenkleinsteine, worauf man die
Füllöffnungen vermauert. Im Durchschnitt besteht eine Ofenladung aus:
Reiches Erz
1840k
Mittleres Erz
5290
Armes Erz
2070
Grubenkleinbriquettes
2300
––––––
Zusammen
11500k.
Nun wird unter dem Roste z 8 bis
10 Stunden ein Feuer unterhalten, wobei 2,3 bis 2t,5 Holz gebraucht werden. Dann erst beginnt die eigentliche etwa 45 Stunden
dauernde Destillationsperiode, während welcher Zeit die erforderliche Temperatur nur
durch die Verbrennung des Schwefels erzeugt wird. Die nun folgende Abkühlung dauert
12, die Ausräumung des Ofens 6 Stunden, der ganze Brand daher 3 Tage. Nach je fünf
Bränden reinigt man die Aludeln der ersten Hälfte a des
Aludelplanes von der darin befindlichen Stupp (hollines), sowie vom zurückgebliebenen Quecksilber, welche Operation bei
der zweiten Hälfte nur alle zwei Monate vorgenommen wird. Die erhaltenen Stuppe
werden einer mechanischen Aufbereitung (Reiben auf einer schiefen hölzernen Fläche)
unterzogen, wobei noch eine bedeutende Menge Quecksilber gewonnen wird; der
Rückstand, welcher noch einen hohen Gehalt an Quecksilber aufweist, wird zu
Briquettes geformt und neuerdings gebrannt.
Die Arbeit im Idrianer Ofen ist ähnlich, die Beschickung aber gröſser, nämlich:
Métal
2,5cbm
oder
4600k
China
8,75
„
13225
Solera
3,64
„
5175
Briquettes
480 Stück
„
5750
––––––
Zusammen
28750k.
Der 4,2 bis 4t,5 Holzgestrüpp erfordernde Brand
dauert 6 Tage; den 1. Tag wird der Ofen hergerichtet und beschickt, den 2. Tag wird
gefeuert, den 3. und 4. Tag erfolgt die Destillation blos durch Hilfe des in den
Erzen enthaltenen Schwefels, den 5. Tag wird der Ofen abgekühlt, so daſs am 6. Tage
das Ausräumen der Asche und der Rückstände vorgenommen werden kann. Die Stuppe
werden in den Condensationskammern ausgerieben, die Rückstände mit oder ohne
Erzklein zu Briquettes verarbeitet.
Die Betriebsverhältnisse der zwei Ofensysteme stellten sich folgendermaſsen:
Die 20 Aludel-Oefen standen vom 12. October 1875 bis 27. April
1876 im ununterbrochenen Betriebe, machten somit in den 198 Tagen 1320 Brände. Die
Beschickung betrug durchschnittlich 11220k und
wurden aus den mit 7,35 Proc. Quecksilbergehalt angelasteten Erzen ausgebracht: auf
dem Aludelplan 824,72, aus Stupp ausgerieben 3,16, zusammen 827k,88. Die Hüttenunkosten betrugen für einen Brand
50 Franken. Bei 4 Bränden im Idrianer Ofen betrug:
I
II
III
IV
Beschickung
28,5
28,5
28,5
28,5t
Zeit der Feuerung
10
11
11
11,35 Std.
Holzverbrauch
3,385
4,290
4,030
4,680t
Branddauer
6
6
6
6 Tage
Erzeugtes Quecksilber
1601,55
1538,75
1837,925
1738,13k
Taube Rückstände
25,373
25,373
24,915
26,114t
Hältige Rückstände
25
521
35
24t.
Die 114t Erze mit
16t,385 Holz gaben 6716k,355 Quecksilber direct, 1791k,725 aus den Stuppen durch Reiben, zusammen
8508k,08. Der Satz bestand aus 4t,6 reichen, 17,0 mittleren und 6t,9 armen Erzen; die Rückstände wogen 89,768
Procent des Aufbringens. Die erzeugte Stuppmenge betrug 1993k,34 mit 535k,88
Quecksilber, wovon 80 Proc. oder 428k,7
ausbringbar, so daſs zusammen 8936k,78 Quecksilber
gewonnen wurden, während die 114t nach Probe 8,3
Proc. oder 9466k,14 enthielten, entsprechend einem
Verlust von 5,59 Proc. Die Hüttenunkosten eines Brandes betrugen für Löhne 51, für
Holz 42,5 und für Reparaturen u. dgl. 30, zusammen 123,5 Fr., somit etwas niedriger
als beim Aludel-Ofen.
Die Gesammtkosten für 1t Quecksilber stellen sich
auf:
Generalkosten
160
bis
200 Fr.
Erzgewinnung
700
„
900
Specielle Hüttenkosten
45
„
60
Verpackung
170
„
180
Allgemeine Hüttenkosten
50
„
100
–––––––––––––––––––––––––
Zusammen
1125
bis
2040 Fr.
Im J. 1868 wurde ein von E. Pellet
entworfener Ofen (Fig. 6 und
7 Taf. 12) gebaut. Der Brennraum A ist ein
cylindrischer Schacht von 6m,5 Höhe und 1m,6 Durchmesser, der unten mit einem Roste
abgeschlossen in eine Kammer mündet, welche mittels der Sturzöffnung e mit dem Rückstandskanal m verbunden ist. Das Beschicken erfolgt durch eine 1m,6 hohe, 0m,7
breite, in dem Deckgewölbe des Schachtes ausgesparte Gichtöffnung, die durch einen
Gichtkegel verschlossen ist. Das Erz wurde abwechselnd mit Kokesgichten aufgegeben
und nach Ziehen der bestimmten Post wieder frisch gefüllt. Die hier sich ergebenden Uebelstände waren
nach einem Berichte von Monasterios das Entweichen von
Quecksilberdämpfen aus der Gichtöffnung, insbesondere während der Beschickung die
Schwierigkeit, eine entsprechende Temperatur im Ofen zu erhalten, da diese bald zu
hoch, bald zu niedrig war, so daſs im ersteren Falle leicht ein Fritten, in beiden
Fällen aber unvollständiges Ausbrennen die Folge hiervon war. Die 5 gewölbten
Condensationskammern bestehen aus mit Portlandcement verputztem Mauerwerk. Die erste
Kammer B steht durch drei in der Zwischenmauer
befindlichen, 1m,2 hohen und 0m,5 breiten Oeffnungen o mit der nächsten Kammer C in Verbindung,
welche 3m hoch, 8m,8 lang und 3m,3 breit ist. Jede Kammer
C wird durch eine Scheidewand s in zwei Abtheilungen getrennt, welche mit einander
durch ein System runder, die Wand siebartig durchbrechenden Oeffnungen in Verbindung
stehen, wobei der Dampfstrom mittels des durch eine Oeffnung in der Decke
herabströmenden Wassers niedergeschlagen werden soll. Die Kammern selbst stehen mit
einander durch eine Reihe runder Oeffnungen in Verbindung, welche so angeordnet
sind, daſs sie von dem Wasser noch eben bedeckt werden und den Dampf nur dann
durchlassen, wenn durch den Luftsauger V das Wasser in
Bewegung kommt.
Die i. J. 1869 mit diesem Ofen ausgeführten Versuche gaben aber einen
Quecksilberverlust von 27,67 und 14,05 Proc. gegen 5,6 Proc. im Idrianer Ofen; die
Unkosten für 114t Erz stellten sich bei diesen auf
371,8, beim Pellet'schen Ofen auf 1518,6 Fr. Zudem
litten die Arbeiter derart unter den Quecksilberdämpfen, daſs innerhalb 2 Monate 35
Mann erkrankten. Auch die i. J. 1872 neuerdings aufgenommenen Versuche fielen so
ungünstig für den Pellet sehen Ofen aus, daſs er wieder
aufgegeben wurde. Auſserdem wird noch als Mangel hervorgehoben der groſse
Wasserverbrauch, die schwierigere Bedienung, die Nothwendigkeit einer eigenen
Betriebskraft für das Gebläse, die Unzugänglichkeit der Kammern während des
Betriebes. – J. K. Langer bemerkt noch dazu, daſs, wie
verlockend auch die Verwendung des Kühlwassers innerhalb der Kammern erscheinen mag,
die Anwendung desselben in dieser Art beim Quecksilberhüttenwesen noch viel weniger
Eingang finden dürfte als bei dem sonstigen Metallhüttenbetriebe, da, abgesehen von
den insbesondere auf gemauerte Condensationsräume so zerstörend auftretenden
Einwirkungen desselben, die Verluste an Quecksilber durch fliessendes Wasser eine
gar nicht zu verachtende Höhe erreichen können. Hierzu kommt noch die schwierige
Behandlung der schlammartigen Stuppe. Bei 200 Umdrehungen des Gebläses, 18 bis 20°
Lufttemperatur und 14° des Condensationswassers zeigte auſserdem die untere Kammer
45 bis 480, die obere noch 27 bis 280, so daſs auch hierdurch Verluste entstehen
muſsten.
Zu den Angaben über die Quecksilberverluste der drei Oefen
bemerkt Langer, daſs die in Spanien übliche
Probirmethode (Destilliren im Glaskolben mit gleichem Gewicht Aetzkalk und 10 Proc.
Soda) Verluste bedinge. Nach den Versuchen von Glovacky
und Teuber gibt die Destillation mit Kalk immer zu
niedrige Angaben; die Genauigkeit der Probe nimmt mit dem Gehalte des Probegutes ab,
so daſs die Proben mit 0 bis 0,1 Proc. die gröſsten Verluste zeigen. Berücksichtigt
man nun, daſs die Anlastung der Grube für die Hütte mit einem geringeren als dem
wirklichen Gehalt, und zwar bei einem wirklichen Durchschnittsgehalte von 8,3 Proc.,
mit 7,84 Proc. erfolgt, entsprechend einem Verlust von 5,55 Proc., daſs bei
gröſserem Abgange die Erze nur mit 7,47 Proc. berechnet werden, entsprechend 10
Proc. Verlust, und stellt man die Correction für die fehlerhafte Gehaltsbestimmung
mit Kalk ein, so ergibt sich für den Idrianer Ofen ein Verlust von rund 15 Proc.,
für den Aludel-Ofen von 25 Proc. und für den Pellet'schen Ofen 28 Proc.Bezüglich Idria finden sich noch immer in den meisten Werken über Montanwesen
die alten, jedenfalls viel zu hohen Ziffern, während die viel niedrigeren
Abgänge der letzteren Jahre (1873 26,03, 1874 14,95, 1875 14,56 1876 13,58,
1877 11,24, richtiger 13,26 Proc.) noch zu wenig bekannt sind. Einer der
schwierigsten Punkte ist das richtige Probenehmen von den so
ungleichförmigen Brennzeugen. Wer Gelegenheit hatte, die Idrianer Brennzeuge
zu sehen, wird über die Unmöglichkeit, hieraus auf gewöhnliche Art eine
richtige Probe zu ziehen, nicht in Zweifel sein, weshalb die Anordnung des
Ackerbauministeriums, von den ganzen angelieferten Brennzeugen 5 Proc. zur
Probe zu nehmen, mit Freuden begrüſst werden muſs, da nur hierdurch endlich
Klarheit in die Sache gelangen kann. Zur Aufbereitung dieser etwa 2500t betragenden Masse wurde ein eigenes
Probenhaus gebaut, wo die Zerkleinerung durch eine mittels Dampfmaschine
betriebene Kugelmühle erfolgen wird. Wenn nun auch zugegeben
werden muſs, daſs diese Berechnung nicht ganz sicher ist, so sind doch jedenfalls
die angegebenen Verluste von 5 bis 6 Proc. zu niedrig gegriffen und auf etwa 15 bis
25 Proc. zu erhöhen.
Die Gesammtproduction an Quecksilber von Almaden betrug:
in
den
J.
1564
bis
1700
17863720k
„
„
„
1700
„
1800
42149501
„
„
„
1800
„
1875
60166379
––––––––––
Im Ganzen
120179600k.
Der Preis von 1k Quecksilber
schwankte vor der Entdeckung der californischen Minen zwischen 12 bis 15 und beträgt
heute etwa 7 Franken.
Es verdient noch bemerkt zu werden, daſs L. de la
Escosura und F. de Botella in Almaden in ihrer
Geschichte der Quecksilbergewinnung in Spanien
(1878) hervorheben, daſs, wenn es gelänge, durch Anwendung Siemens'scher Oefen die
Entwicklung des Staubes zu Anfang der Destillation zu verhindern, die Aludel-Oefen
bei Verwendung guter Arbeiter die einfachsten und vollkommensten Apparate sind,
welche es zur Gewinnung von Quecksilber gibt.
Besser als der Pellet'sche soll sich in Spanien neuerdings der
Ofen von H. Berrens bewähren. Derselbe ist mit 17 bis
25 Condensatoren verbunden, welche die Form von zwei mit ihrer Basis auf einander gestellten Kegeln
haben; der untere Kegel ist in die Erde versenkt, während der obere aus Eisenblech
gebildete Kegel durch einen beständigen Strom kalten Wassers kühl gehalten wird. Die
Condensatoren sind mittels Kanälen zwischen ihren unteren Kegeln mit einander
verbunden und mündet der letzte Condensator in eine mit Holzkohlen gefüllte Kammer,
welche dafür bestimmt ist, die letzte Spur Quecksilber aus den Gasen abzuscheiden.
Zur genauen Regulirung des für den Ofen erforderlichen Zuges wird statt eines
Schornsteins ein Saugapparat angewendet. Die inneren Wände des Apparates sind mit
einer Mischung von gleichen Theilen Holzkohlen und Cement überzogen. Ein solcher
Ofen soll in Barcelona bei einem Versuch mit 8t
Erzen von 2,8 Proc. Quecksilbergehalt nur 0,78 Proc. Verlust gegeben haben, obgleich
derselbe im Sommer ausgeführt wurde, zu welcher Zeit der schwierigeren Condensation
wegen in Almaden für gewöhnlich der Betrieb gänzlich eingestellt wird. Ein anderer
liegender Ofen dieses Systemes für täglich 20 bis 30l Erz ist in Anfondeguille erbaut.
Nach den Berichten von T. Egleston, J. H.
Langer und J. Rolland sind in Californien
namentlich die Werke von New-Almaden, Redington (Knoxville) und Sulfurbank wichtig.
Die in den Hütten des ersteren Werkes verarbeiteten Erze haben 3 bis 5 Proc., des
zweiten 1 bis 3 und von Sulfurbank 1,75 Proc. Quecksilber. Das natürliche, aber nur
spärlich vorkommende Quecksilber wird durch einfache Destillation gewonnen. Die
Destillation der Zinnobererze mit Aetzkalk aus guſseisernen Muffeln ist fast völlig
aufgegeben, da sie viel Brennstoff und Arbeit erfordern und ihr Betrieb ungesund
ist.
Das Rösten der Erze zur Verbrennung des Schwefels und Destillation des Quecksilbers
geschieht immer mehr in ununterbrochen arbeitenden Oefen. Die hierfür erforderlichen
Condensationsvorrichtungen aus Mauerwerk sind zwar billig, hindern den Zug wenig,
kühlen aber schwieriger und saugen Quecksilber auf. Guſseiserne Vorrichtungen kühlen
gut, sind leicht herzustellen, aber theuer und der Zerstörung durch feuchte saure
Gase sehr ausgesetzt. Holz ist billig und leicht zu verwenden, aber ein schlechter
Wärmeleiter; dagegen werden mit Erfolg gläserne Kühler angewendet. Die erhaltene
Stupp wird meist mit einem Zusatz von Aetzkalk auf geneigten Holzböden ausgerieben
und der Rückstand, mit der gleichen Menge Aetzkalk gemischt, in Muffeln gebrannt. Zu
New-Almaden behandelt man die Stupp mit heiſsem Wasser, mengt sie dann mit Holzasche
und verarbeitet sie im Röstofen.
In New-Almaden sind 4 etwas abgeänderte Idrianer Oefen von je 50t und einer von 100t im Betriebe. Der Ofen ist ein rechtwinkliger, senkrechter, inwendig ganz
freier Schacht von 6m Höhe, 4m Breite und 3m Länge, mit einem
Fassungsraum für 100t Beschickung. Die zwei langen
Schachtumfassungsmauern sind voll, die zwei Stirnseiten aber bestehen aus einer
durchbrochenen Ziegelmauerung. An einer derselben ist auſsen die Feuerung angebaut,
so daſs die Feuergase den ganzen Schacht durchziehen und mit den Quecksilberdämpfen
am entgegengesetzten Ende durch die durchbrochene Mauer in die anstoſsenden
Condensationsräume gelangen. Die aus abwechselnden Schichten Erze und Erzziegeln
bestehende Beschickung ist derart eingesetzt, daſs die Feuergase hindurchstreichen
können; die oberste Schicht wird mit feinem Erz, dann mit Asche und Lehm bedeckt.
Der Ofen wird wöchentlich einmal beschickt. In den 16 bis 22 gemauerten und 4 bis 5
hölzernen Condensationskammern für jeden Ofen müssen die Gase auf- und absteigen,
bis sie zum Schornstein gelangen; der geneigte Boden aus Cement ist gegen das
Eindringen von Quecksilber mit eisernen Platten belegt. Der Betrieb gestaltete sich
i. J. 1875 folgendermaſsen:
50t-Ofen
100t-Ofen
Verarbeitetes Erz
1647
3885,5t
Erhaltenes Quecksilber (Flasche zu 34k,69)
618
2806 Flaschen
In Procent des Erzes
1,43
2,76
Unkosten: Arbeitslohn
11544
16263 Fr.
Holz, 1cbm zu 9,3
Fr
16848
24669
Kokes, 1t zu 60
Fr
1123
2035
––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
29515
42967 Fr.
––––––––––––––––––––––––––––
Somit für 1 Flasche Quecksilber
47,74
15,29 Fr.
für 1t Erz
17,89
11,08 Fr.
Da die intermittirenden Oefen die feinen Erze nur in Ziegelform verarbeiten können,
so sind hier noch die Kosten ihrer Herstellung hinzuzurechnen. Danach stellen sich
die Gesammtkosten folgendermaſsen:
1t Erz
1000 St. Ziegeln
Grubenkosten
7,97 Fr
47,84 Fr.
Transport zur Hütte
1,89
11,34
Ziegelfabrikation
2,60
15,60
Transport zum Brennen
2,34
14,04
Holzverbrauch
10,04
16,06
Arbeitslöhne
5,20
30,99
Ofenerhaltung
1,17
7,02
––––––––––––––––––––––––
31,21 Fr.
186,89 Fr.,
d. i. bei Verarbeitung von Grubenklein und dem angegebenen
Gehalte von 1 Proc. Quecksilber berechnet sich 1k
Quecksilber mit 3,44 Fr. Gestehungskosten.
Im J. 1876 stellten sich die Kosten beim 100t-Ofen
nur auf 10,24 Fr. für 1t Erz und bei zwei gleichen
Oefen zu Redington auf Knoxville-Hütte sogar nur auf 6,48, oder bei
ausschliesslicher Ziegel Verarbeitung auf 9,6 Franken.
(Schluſs folgt.)